Living Edge / Phönix Command gibt an sehr realistische Waffenbeschreibungen und Waffenschäden ab zu bilden. Außerhalb dieses Rahmens ist davon nicht die Rede.
Die Waffenregeln sind auch sehr realistisch. Aber die restlichen Regeln sind halt eher unrealistisch. Bzw. es gibt nicht geregelte Bereiche. Diese nichgeregelten Bereiche sind halt weder realistisch noch unrealistisch sondern einfach nicht-geregelt.
Ob ein erfahrener Messerkämpfer nämlich tatsächlich einen Speer oder ein Schwert wählen würde erscheint mir aus meiner nicht mit Erfahrungen untermauerten Überlegung heraus zweifelhaft. Denn bringen die erhöhte Reichweite und der doch wahrscheinlich höhere Schaden tatsächlich etwas wenn ich damit nicht zum Zuge komme? Wie sieht es mit der Ausdauer aus? Je leichter die Waffe des so länger kann man sie doch führen?
Ich schaue mir einfach die reale Historie an: Damals als es noch keine Feuerwaffen gab, gab es Soldaten, die mit Schwertern oder Hellebarden ausgerüstet waren und es gab Heere, die mit Speeren oder Piken ausgerüstet waren. Aber ich kenne keine einzige Armee, die eine Teileinheit besaß, die mit Messern ausgerüstet waren.
Was die Technologie angeht frage ich mich auch ob da wirklich die Regeln die Technologie abbilden oder vielmehr jede Runde die vorhandene Technologie nach ihren Erfahrungen anpasst. Das würde ich eher Mal bei der WoD vermuten.
Ich denke, ob es eine Weiterentwicklung der Technik gibt, ist eine Frage des Settings.
Bei den Regeln ist es nur eine Frage, ob diese die Technik richtig abbilden können.
Bei Cthulhu z.B. gibt es Regeln für Schusswaffen. Mit diesen Regeln kann man wunderbar die Waffen von 1920 abbilden, aber man kann auch die Waffen von 2012 damit abbilden. Und die Regeln können auch wunderbar wiederspiegeln, dass die Waffen von 2012 den Waffen von 1920 überlegen sind: Höhere Panzerbrechung, geringere Wahrscheinlichkeit für eine Fehlfunktion.
Was ich dabei unter Technologie meine lässt sich am ehesten mit einem Tabletop Beispiel erläutern. Im ersten deutschen Battletech war die Technologie statisch. Es kamen zwar immer wieder neue Mechkonstruktionen heraus aber die Technik im Spiel und ihre Werte änderten sich nicht. Erst als die Claner kamen kam eine andere Technologie hinzu. Hier gab es dann auch tatsächlich bisher nicht Mögliche Designs. Von da aus zählt Star Wars, D6 ich kenne die Saga / D20 Variante nicht, für mich nicht zu den Systemen mit einer technologischen Entwicklung.
Dass es jahrundertelang keine komplett neue (Waffen-)Technologie gibt, halte ich durchaus für realistisch.
Auch auf der Erde waren bahnbrechend neue (Waffen-)Technologien auch eher die Ausnahme und meistens hat man einfach nur eine Weiterentwicklung von bestehenden Technologien übernommen.
Das heißt, ich würde auch nur eine Regel für z.B. Feuerwaffen benötigen.
Und mit dieser einen Regel könnte ich dann problemlos Arkebusen, Musketen, Revolver, Elefantenbüchse, Repetiergewehr, Maschingengewehr und modernes Sturmgewehr abbilden.
Sprich, die Fortentwicklung wird nicht dadurch abgebildet, dass ich neue Regeln einführe sondern dadurch, dass ich den moderneren Waffen einfach bessere Werte gebe.
Eine neue Regel bräuchte ich dann z.B. wenn ich neben Feuerwaffen auch noch die Entdeckung von Sprengstoffen abbilden will. Aber dann bräuchte ich auch nur eine neue Regel und mit dieser neuen Regel könnte ich dann die gesamte Entwicklung von Sprengstoffen abbilden.
Pirates of the Spanish Main und Ars Magica kenne ich nicht gut genug um zu beurteilen ob man "nur" verschiedene Hintergründe bespielen kann es tatsächlich zu relevanten Veränderungen kommen kann. Bitte nicht missverstehen leicht veränderte Hintergründe zum gleichen Grundthema sind prima und binden ja teilweise auch aktiv Veränderungen im Setting ein sind aber eben keine wirkliche Technologische Änderung.
Na überlege dir mal, wann das ganze spielt:
Ich habe das Regelwerk gerade nicht verfügbar. Aber imho spielt es doch von 1655 (Eroberung von Port Royal durch die Engländer) bis 1730 (Ende des goldenen Zeitalters der karibischen Piraterie).
Schauen wir uns mal an, was es in dieser Zeit so für Neuerungen gab:
- Die Radschlosspistole verbreitete sich langsam in der Karibik (wurde aber bereits 100 Jahre vorher erfunden).
- Die Steinschlosspistole wurde Mitte des 17. Jahrhunderts entdeckt.
- Mörser (sind für Piraterie eher nebensächlich und wurden auch hauptsächlich in Europa eingesetzt. Konnten sich in der Karibik nie wirklich durchsetzen, da es dort keine Steinfestungen gab.)
Aber wirkliche Änderungen von etwa die Bedrohung geht eher von Schadprogrammen aus zu schon das aufrufen einer Seite kann Schäden hervor rufen bekomme ich so nicht dargestellt.
Das fände ich jetzt nicht so unrealistisch. Wenn ich mir die Bedrohung der letzten 20 Jahre in der Realität anschaue, dann finde ich da auch keine wirklichen Änderungen:
Vor 20 Jahren ging die Bedrohung hauptsächlich von Viren und Trojanern in Schadprogrammen aus.
Heutzutage ist das genau so der Fall.
Bei Shadowrun kommt als zusätzliche neue Bedrohung hinzu, dass ein Hacker deine Cyberware hacken kann.
Zusätzlich gibt es bei Shadowrun die SOTA-Regeln, die imho auch recht realistisch die Weiterentwicklung von Software etc. abbilden.
Hinzu kommt eben das sich unsere Realität in Teilbereichen sehr schnell ändert. Also selbst ein Rollenspiel das versucht die derzeitige Realität im weiten Rahmen ab zu bilden wieder altert.
Also ich habe lange Zeit WoD, Cthulhu und Gurps in der Gegenwart gespielt. Und ich hatte nie das Problem, dass die Regeln irgendwie nicht mit den Entwicklungen der Gegenwart klar kamen.
Eine Gurps:Kampagne haben wir z.B. 1998 begonnen und wir haben im RL 8 Jahre bis 2006 gespielt. Außerdem galt, dass die ingame Zeit ungefähr gleich der outtime Zeit war. Wir hatten nie Probleme, realweltliche neue Entwicklungen regeltechnisch abzubilden.
Bei WoD und Cthulhu hatte ich nie solange Kampagnen. Aber ich habe mit ein und dem gleichen Regelwerk mal ein AB gespielt, dass 2001 angesiedelt war und neulich erst eines, dass 2011 angesiedelt war. Und dann hatten wir mit dem Regelwerk auch einige historische Zeiten gespielt, die z.B. 1989 angesiedelt waren.
Auch hier hatte ich nie das Gefühl, dass das Regelwerk nicht in der Lage sei, den Technologie-Stand dieser Zeit abzubilden.
Wenn ich Eulenspiegels Position richtig verstehe argumentiert er folgender Maßen. Realistische Regeln stellen die Naturgesetze da. Im Rahmen dieser Gesetze ändert sich dann ab einem gegebenen Startpunkt die Technologie. Realität ist also für das Rollenspiel relevant weil sich unsere erlebte Realität in Regeln fassen lässt und diese Regelbasis auch Änderungen darstellen kann.
Richtig.
Wichtig hierbei ist jedoch: Nur die Technologie ändert sich. Die Naturgesetze bleiben immer gleich und ändern sich nicht.
Oder aufs RPG übertragen: Nur die Waffenlisten ändern sich. Die Regeln bleiben immer die gleichen.