Man sollte nicht vergessen, dass FATE und PDQ auch eine Entwicklung durchgemacht haben. War Spirit of the Century noch eindeutig Indie ist es mit Dresden Files am Ende doch im Mainstream angekommen.
Da frage ich mich aber woran Du das festmachst? Die Spielmechaniken zwischen SotC und DFRPG unterscheiden sich nur marginalst. Um zu behaupten, dass SotC Indie ist und DFRPG nicht, musst Du fast zwangsweise Kategorien wie Aufmachung und Umsatzzahlen heranziehen. Um nicht zu sagen: Indie ist also nur was sich schlecht verkauft? Also, da würde mich echt interessieren, was Deine Kriterien sind.
Mit Sorcerer kenne ich mich auch nicht aus und habe auch keine Bestrebungen mir das anzueignen. Da müsste ich mich dann auf Sekundärliteratur verlassen. Ich weiß nur soviel, dass dieses Spiel so etwas wie ein Katalysator im Forgeumfeld war.
Dann mach bitte keinen Workshop über Indie Games... Sorry, wenn das etwas direkt ist. Aber Sorcerer enthält neben dem reinen Spiel das Indie Manifest und einige unglaublich wichtige Gedanken zum Thema Indie. Mit Sorcerer hat Ron Edwards bewiesen, dass Indie-Games machbar sind. Dieses Buch ist quasi die Bibel der Indie Rollenspiele. Alle Spielprinzipien, die weiter aufwärts im Thema erwähnt wurden, sind mit Sorcerer zum ersten Mal formuliert worden. Man kann vom Stil des Buches halten was man will, aber im Gegensatz zu vielen späteren Indie Spielen legt Ron Edwards sehr klar dar, warum er etwas macht und warum er bestimmte Sachen im Indie Manifest fordert.
Also wenn man einen Workshop zum Thema machen will, dann ist das quasi die Pflichtlektüre. Der Rest ist optional.
Ich könnte mir auch "historisch" wichtige Punkte in der Diskussion bzw. System-Vorstellung vorstellen - zumindest in Betracht auf Indie-Mechanismen (nicht auf Indie-Verlagswesen).
Mir fällt da das Oeuvre des unglaublichen Greg Stafford ein (vor allem Pendragon und Prince Valliant), sowie (verlagstechnisch absolut Un-Indie) Jonathan Tweeds Everway. Auch Robin D. Laws ist möglicher Weise von Interesse.
Also sowohl Everway als auch Pendragon und Prince Valiant verfehlen das Thema "Indie Spiele" um Lichtjahre. Pendragon ist nichts anderes als ein ganz traditionelles Mittelalter-Rollenspiel auf Basis einer vereinfachten Runequest Engine. Prince Valiant ist ein einfaches Einsteiger RPG mit ziemlich traditionellen Mechaniken. Es benutzt halt einen W2 Würfelpool.
Everway ist am Ende nicht anderes als der Versuch von WotC, Trading Card Mechanismen auf das Rollenspiel zu übertragen. Das dabei zufällig das Everway Tarot raus kam, ist ein Unfall
Robin D. Laws wiederum hat von eher Mainstream-Sachen bis innovative Mechaniken so ziemlich alles gemacht. Da ist sicherlich viel ins Indie mit eingeflossen, aber letztlich ist er selber eher dem Mainstream verpflichtet.
Die wirklichen Indie-Spielmechaniken fangen mit Sorcerer an. Daneben lohnt sich noch die Betrachtung der Spiele von Vincent Baker (Dogs in the Vineyard, In a Wicked World und Apocalypse World), sowie Polaris, My Life with Master, Shadow of Yesterday... parallel kann man sich die Verlagsindies anschauen: Reign, SotC/DFRPG, Pilgrims of the Flying Temple, und dann die Werke von Jared Sorrensen... aber damit kann man locker eine Stunde Workshop betreiben.
Auf jeden Fall ist Sorcerer das Herzstück.