Autor Thema: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren  (Gelesen 14392 mal)

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Offline Megan

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[Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« am: 14.05.2012 | 23:29 »


Ich möchte Euch in diesem Thread von unserer kürzlich gestarteten Kampagne erzählen. Nachdem dies die  - unseres Wissens - erste Fate2Go-Kampagne ist, wird Enkidi immer wieder an entsprechender Stelle Kommentare zu den Regelmechanismen geben.

Das Setting
Inspiriert von der Illustration der Shadow Lords in Werewolf: The Apocalypse, kam mir der Gedanke, eine Werwolf-Runde in Russland vor einem historischen Hintergrund spielen zu lassen.
Unter den zahlreichen sehr finsteren Epochen der russischen Geschichte, gibt es die von Iwan IV., dem Schrecklichen (1530 - 1584), welche mir aufgrund verschiedener Aspekte als sehr passend erschien. Der erste Absatz des Wikipedia-Artikels fasst es m.M.n. recht schön zusammen:

"Iwan IV. Wassiljewitsch, der Schreckliche,[...], war der erste Großfürst von Moskau, der sich zum Zaren von Russland krönen ließ. Durch tiefgreifende Reformen von Verwaltung, Rechtswesen und Armee stärkte er die Zentralgewalt und förderte den niederen Dienstadel auf Kosten der mächtigen Bojaren. Unter seiner Herrschaft expandierte das Zarentum Russland auf Kosten tatarischer Khanate beträchtlich nach Osten und Süden. Der erfolglose Livländische Krieg und der interne Terror (Opritschnina) hinterließen das Land jedoch in einem geschwächten Zustand. [...]"

Die Charaktere sollten Mitglieder der Opritschniki sein, einer von Iwan gegründeten speziellen Militäteinheit, die nur ihm unterstand und Russland in ein sehr grausames Terrorregime zwang. So die Ausgangslage.


Details
Im Gespräch mit der Spielgruppe legten wir die Details für den Kontext fest:
  • Um sich im Intrigennetz der machthungirgen Bojaren im Moskauer Kreml behaupten zu können, schließt der junge Großfürst Iwan IV. einen Pakt mit dem Teufel, welcher ihm daraufhin eine Leibgarde aus Werwölfen zur Seite stellt. Zu diesem Zeitpunkt gibt es den Begriff der Opritschniki noch nicht und sie wird sich später auch insofern unterscheiden, als sie nicht alle Werwölfe sein werden.
  • Die Charaktere sind - am Anfang - allesamt Iwan treu ergeben.
  • Übernatürliches existiert, also auch Zauberei (in geringen Maßen), Flüche, Teufelspakte, etc. - in der Bevölkerung wird dies so wahrgenommen, wie der Aberglaube eben zu dieser Zeit war.


Thema
Die Charaktere sollen eine Figur begleiten, welche am Anfang ihrer Regentschaft ein vielversprechender Herrscher und Hoffnungsträger ist, sich im Laufe der Jahrzehnte jedoch zu einem gewalttätigen Sadisten wandelt, der sein Land in tiefen schrecken stützt. Seine Leibgarde, durch einen Pakt mit dem Teufel mit dem Fluch des Werwolf belegt und durch Treueschwüre an ihn gebunden, soll natürlich der unmittelbare Handlanger für seine Taten sein. Wie werden diese Menschen, welche sich zumindest einmal im Monat selbst in unkontrollierbare Monströsitäten verwandeln, mit der Rolle, die ihnen zugedacht wurde umgehen? Wieviel wiegt ein Schwur? Was sind sie bereit zu opfern?


Der Werwolf-Mythos
Da die Gruppe das WoD-Werwolf nicht mag, bastelten wir uns unseren eigenen Mythos aus bestehenden Legenden zusammen:
  • Die Werwölfe unserer Geschichte gehören im Gegensatz zu den WoD-Werwölfen keinen Clans an und haben somit auch keine Gruppenphilosophie, oder sowas.
  • Zum Werwolf wird man durch den Biss eines Werwolfs, oder indem man das Wasser aus dem Fussabdruck eines Werwolfs trinkt. Evl. gibt es auch Werwölfe, die als solche geboren werden, aber das ist noch offen.
  • Silber und Eisenhut wehren Werwölfe ab.
  • Das Spektrum der Verwandlung haben wir uns von der oWoD abgeguckt: es gibt neben der Mensch- und der Wolfform, auch noch die drei Zwischenstufen.
  • Zum Vollmond verwandelt sich jeder in einen Wolf (oder eine Zwischenstufe), ob er will, oder nicht.
  • Das Rudel hat eine Art Gemeinschaftssinn - es spürt, wenn einer von ihnen in Gefahr ist u.ä..


Kampagnen-Plan
  • Als Quellenbuch verwende ich eine Biographie von Iwan IV., die mit vielen interessanten Details besticht und einen sehr lebendigen Eindruck dieser Zeit vermittelt.
  • Ich habe mir zwölf historische Ereignisse herausgepickt, welche ich thematisieren möchte, sozusagen als übergeordnete Rahmenhandlung, in welche dann die Charakterplots eingeflochten werden. Dazwischen kommen immer mal wieder Details, über die ich im Buch gestolpert bin und welche gut reinpassen.
  • Ich rechne mit 14-20 Runden.
  • Wir bewegen uns eng am historischen Hinterrgund mit seinen Ereignissen - massive Änderungen sind nicht vorgesehen.
  • Während der Kampagne werden wir mehrere Zeitsprünge machen, so dass wir im Endeffekt möglichst die gesamte Zeit bis zu Iwans Tod umreißen.
  • Gespielt wird mit Kathy Schads Fate2Go.



Regeln
Wir verwenden die Langstrecken-Regeln für FateToGo, die wir bei dieser Gelegenheit auch playtesten. Kathy wird in den folgenden Diaries immer wieder Anmerkungen zur Regelmechanik einfügen (in einer anderen Farbe) oder auf Dinge hinweisen, die im Regelwerk noch Klärung benötigen.

Zu den Langstrecken-Regeln sei kurz erwähnt, dass sie sich von den normalen F2G-Regeln hauptsächlich darin unterscheiden, dass eine Charakterentwicklung vorgesehen ist. Charaktee können Aspekte und zusätzliche Fähigkeiten hinzugewinnen, und auch die Zahl der verfügbaren Fatepunkte (der Fatepunkte-Grundwert) kann sich ändern. Bei der Charaktererschaffung kommt im Vergleich zur normalen Version von F2G noch ein zusätzlicher Belastungsbalken (hier der Ressourcen-Balken) hinzu.




« Letzte Änderung: 10.07.2012 | 15:46 von Megan »

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #1 am: 14.05.2012 | 23:29 »
Die Charaktere


Sinya (Ansin Andrejevitch Maslak)

Thema: Dem Teufel versprochen

Aspekte
Kernaspekt:       Fuchs unter Wölfen
Problemaspekt:     Wenn ich schwach bin, machen sie mich fertig.
1. Freier Aspekt:    Hat überall seine Finger drin
2. Freier Aspekt:    Charmantes Schlitzohr

Fähigkeiten
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So funktionieren meine Aspekte
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Hintergrundgeschichte
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Nikephoros („Nikos“) Schuiski

Thema: Igor, ich habe ein Monster erschaffen

Aspekte
Kernaspekt:    Dr. Schuiski und Mr. Wolf
Problemaspekt:    Der Sohn des Erzfeindes
1. Freier Aspekt:    Gemeinsam sind wir stark
2. Freier Aspekt:    Wahrer Adel bedeutet Maß und Askese

Fähigkeiten
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Beschreibung der Aspekte
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Hintergrundgeschichte
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« Letzte Änderung: 15.05.2012 | 09:18 von Megan »

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #2 am: 14.05.2012 | 23:30 »
Chinua „Chin“ Kuzmenko

Thema: Sehnsucht nach Nähe
   
Aspekte
Kernaspekt:       Scharfrichter der Opritschnina
Problemaspekt:       Der Wolf unter Menschen
Sonstige Aspekte:    Das Blut der Goldenen Horde
                                Ein Schwur ist ein Schwur

Fähigkeiten
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Beschreibung der Aspekte
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Hintergrundgeschichte
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Artjom Sorokin

Thema: Noch nicht definiert

Aspekte und Einsatz
Treue Klinge des Zaren
Nachdem Artjom vom Zaren verschont wurde steht er nun in seinem Dienst und würde alles für ihn machen.
  • Einsetzen: Um Leute einzuschüchtern, macht demonstrieren
  • Reizen: Egal wie unbedeutend, wird etwas gegen seinen Meister gesagt/getan wird er dafür büßen.

Einmal Verräter, immer Verräter
Ja, so verhält er sich eben seit er in Moskau ist. Alte Gewohnheiten wird man schwer los.
  • Einsetzen: ?
  • Reizen: Egal wie treu ergeben er seinem Zaren oder anderen ist, es gibt immer ein besseres Angebot/eine bessere Chance im Leben.

Das Biest in mir
Wohl die passenste Beschreibung für die ab und an aufkommende Mordlust in Artjom.
  • Einsetzen: Steigerung der Fähigkeiten im Kampf
  • Reizen: Auch wenn er grade eigentlich nicht in der Laune ist jemanden umzubringen, evtl überkommt ihn ja der Blutdurst.

Im Vorhof der Hölle
bisher keine Definition

Fähigkeiten
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Hintergrundgeschichte
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« Letzte Änderung: 15.05.2012 | 09:20 von Megan »

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #3 am: 14.05.2012 | 23:34 »
Diary

Runde 1 - Beginn einer Ära

Intro
Wassilij der Dritte, Großfürst von Moskau, hielt sich für den unglücklichsten aller Russen. Er konnte seinen Stammbaum väterlicherseits bis zu Rurik, dem legendären Gründer des Russischen Reiches zurückverfolgen und über seine Mutter, Sophia Paläologa, zu einer langen Reihe byzantinischer Kaiser, aber er selbst besaß weder Söhne noch Töchter, die die Linie fortgesetzt hätten.
Seine Gemahlin, Großfürstin Salomonia, Tochter eins reichen Bojaren, galt zur Zeit ihrer Heirat als die schönste Frau Russlands. Sie war fromm, sanft und liebevoll, und niemand hatte je etwas an ihr auszusetzen gehabt. Jetzt, nachdem er fast ein Vierteljahrhundert regiert hatte, entdeckte der siebenundvierzigjährige Großfürst doch einen Fehler an ihr: Sie war unfruchtbar und musste aus dem Garten entfernt werden.
Trotz aller Proteste Salomonias und ihrer mächtigen Verbündeten, dem Metropoliten Waarlam, dem Theologen Maxim der Grieche und Fürst Simeon Kurbskij ließ Wassilij III. sich nicht beirren und sah seiner neuen Ehe mit der litauischen Prinzessin Helena Glinskaja frohen Herzens entgegen.
Wie die Chroniken berichten, reagierte Markus, der Patriarch von Jerusalem, als er von der bevorstehenden Scheidung hörte, mit den Donnerworten: „Wenn du diese verruchte Tat begehst, wirst du einen verruchten Sohn haben. Schrecken und Tränen werden über dein Volk kommen. Ströme von Blut werden fließen, die Köpfe der Mächtigen werden fallen und deine Städte in Flammen aufgehen.“

Und so geschah es.


(Quelle: Nikita Romanow, Robert Payne; Iwan der Schreckliche; 1. Auflage;Knaur Verlag, München, 1975, S.7-8)

Verfassername, Vorname: Titel. Nebentitel. Auflage [falls nicht 1. Aufl.]. Ort: Verlag Jahr (=Reihentitel). S. y-z.

15. Januar 1547

Erste Szene - Frischfleisch
Es ist der Tag vor der Krönung Iwans IV. zum Zaren.
Nikos bereitet sich in seinem Gemach im Kreml auf die Festlichkeiten vor, als sein Diener ihm zwei Besucher ankündigt. Einen der beiden Männer, die sich ohne Rücksicht auf die höfische Etikette an dem Diener vorbei in den Raum drängen, kennt Nikos. Es ist Timur, der ebenso ungehobelte wie geheimnisvolle Ratgeber des Großfürsten, welcher die Tinktur beschafft hat, die Nikos zum Werwolf gemacht hat. Timur stellt seinen Begleiter als Artjom vor, einen Attentäter, der bei einem Mordversuch von den Häschern des Großfürsten gefasst wurde. Artjom ist als nächster für die Verwandlung vorgesehen, und diesmal soll Nikos dies „erledigen“. Mit der Aufforderung, sich sofort aufbruchsbereit zu machen lässt Timur die beiden anderen Männer allein. Während Nikos rasch sein Reisegepäck zusammensucht, fragt er Artjom – der keine Ahnung zu haben scheint, was ihm bevorsteht – über den Anschlag aus, bei dem dieser geschnappt wurde. Artjom gibt nach kurzem Zögern zu, dass das Attentat dem Großfürsten galt.
Nikos ist empört und von der Vorstellung entsetzt, mit diesem Mann zusamenarbeiten zu sollen, und als er mit Artjom den Kremlhof betritt, wo Timur bereits mit drei gesattelten  Pferden bereitsteht, stellt er letzteren wütend zur Rede. Timur gibt jedoch lediglich einige ungehobelte Widerworte, schwingt sich in den Sattel und weist die beiden anderen an, ihm zu folgen um den Rest der Truppe einzusammeln.


Zweite Szene – Ein Wettkampf mit Folgen
Chin und Sinya sind auf dem Marktplatz von Moskau, wo aufgrund der bevorstehenden Krönung reges Treiben herrscht. Unter anderem findet ein Faustkampfwettbwerb statt, und Sinya wittert sofort die Chance auf einen satten Gewinn. Ohne diesen vorher zu fragen meldet er Chin zu dem Duell an und setzt eine stattliche Summe auf dessen Sieg. Angesichts der aufgeheizten Atmosphäre kann Chin keinen einen Rückzieher machen, tritt daher widerwillig gegen einen  muskelbepackten Hünen an und bricht diesem ohne große Mühe den Arm.
Aufgrund des unerwartet schnellen Sieges wittert die Menge falsches Spiel und sofort bricht eine Massenschlägerei aus.
In diesem Moment erreichen auch Nikos, Artjom und Timur den Markt. Nikos befiehlt Artjom, Chin und Sinya unverzüglich zu ihm zu bringen. Tatsächlich gelingt es Artjom durch geschickten Einsatz seines Messers relativ rasch zu den beiden anderen durchzuschlitzen. Er macht sie auf Nikos und Timur aufmerksam, was diese sofort zur Besinnung bringt – insbesondere Sinya ist vom Anblick Timurs ausserordentlich erschrocken.
Als die fünf Männer sich kurz darauf in einer vom Marktplatz abzweigenden Gasse treffen, weist Nikos Chin und Sinya für ihr ungebührliches Vehalten zurecht. Timur mahnt jedoch zur
Eile und so bricht die kleine Truppe rasch auf und verlässt Moskau in Richtung der Alten Waräger Kapelle.

Regeln
In dieser Szene hatten wir zweimal einen Wettstreit mit Folgen, also einen Würfelwurf gegen eine vom SL festgelegte Schwierigkeit (Opposition). Zunächst, als Chin sich im Boxkampf bewies; hier war ein Ziel der Auseinandersetzung, Eindruck bei den Umstehenden zu schinden und bei den Wetten möglichst viel Gold einzustreichen. Chin gewinnt den Wettstreit haushoch und fügt dem Gegner eine Mittlere(2) Konsequenz zu (einen "Zerschmetterten Arm").
Zum zweiten Wettstreit mit Folgen kam es, als Artjom sich durch die chaotische und sich prügelnde Menschenmenge zu Chin und Sinya durchschlagen wollte. Hier wäre ein Wurf nicht zwingend notwendig gewesen, aber wir fanden es ganz gut, die Mechanik nochmal auszuprobieren. Artjom geht ziemlich rabiat vor und zieht seine beiden Messer, um menschliche Hindernisse einfach durch Schnitte und Stiche aus dem Weg zu räumen. Dies stößt auf wenig Gegenliebe, und ein grobschlächtiger Kerl wird auf Artjom aufmerksam und will ihm an die Gurgel. Es folgt ein Wettstreit mit Folgen, bei dem Artjom für sich als Ziel festlegt, dass er den Gegner von sich ablenken kann und stattdessen einen anderen beschuldigt, der Messerstecher zu sein. Artjom gewinnt den Konflikt und legt eine Leichte(1) Konsequenz auf seinen Gegner. Wir entscheiden spontan, dass die Konsequenz statt auf den Gegner begrenzt zu sein auch ein schöner Szeneaspekt wäre. So bekommt die Szene den Aspekt "Der Mob wütet woanders". Artjom kommt ungeschoren an seinem Ziel an und sammelt Chin und Sinya ein.


Dritte Szene – Unter dem Blutmond
Der Weg zur Kapelle verläuft in gedrückter Stimmung. Nikos reagiert auf Chins Fragen bezüglich Artjoms Identität ebenso wortkarg wie auf Sinyas abergläubisch anmutende Warnungen vor dem unheimlichen Timur.
Die Sonne steht bereits tief am Himmel als die Gruppe die Alte Waräger Kapelle erreicht, eine legendenumrankte Ruine die dem Werwolf Rudel als Treffpunkt dient. Artjom wird von den anderen hineingeführt, Timur schließt das Tor hinter ihnen. Nikos offenbart Chin und Sinya nun, dass Artjom versucht hat den Großfürsten zu ermorden, doch von diesem dennoch als neues Mitglied des Rudels vorgesehen ist. Artjom versucht die sich hierauf entspinnende Diskussion zu nutzen, um sich unauffällig in Richtung Ausgang zu bewegen. Zu seinem Entsetzen wird er jedoch von Nikos aufgehalten, der sich in eine monströse Wolf-Mensch Hybridform verwandelt hat, und ihm eine schwere Bisswunde in den Hals zufügt. Artjom geht schwer verwundet zu Boden, doch Nikos gerät in einen unkontrollierbaren Blutrausch und Chin und Sinya müssen eingreifen bevor er den Attentäter in Stücke reißt. Da Sinya dabei im Gegensatz zu Chin nicht seine Wolfsgestalt annimmt, erleidet er einige heftige Krallenhiebe, bevor sie Nikos beruhigen können.
Artjom ist tödlich verwundet und kriecht hinter den Altar, wo er in einer Blutlache liegen bleibt. Die anderen legen ihn auf den Altar, und in diesem Moment fällt ein Strahl des aufgehenden Vollmondes in die Kapelle und in diesem Licht sieht Artjom den Übergang von Chin, Sinya und Nikos von Menschen in Wölfe. Auch er selbst fühlt, wie sich seine Sinne verändern, seine Verletzungen heilen, und er sich schließlich ebenfalls in einen Wolf verwandelt. Am längsten dauert die Umwandlung bei Sinya, der sich heftig dagegen wehrt, doch der Einfluss des Vollmondes ist auch für ihn zu stark.
Schließlich öffnet Timur das Tor der Kapelle und das Rudel macht sich auf die Jagd.

Regeln
Den "Kampf" und seine Folgen haben wir rein erzählerisch behandelt, da das Ergebnis von vornerein feststand (Artjom wird tödlich verletzt und in einen Werwofl verwandelt). Bei Sinya erschien es mir aber schlüssig, dass seine Auseinandersetzung mit Nikos in Wolfsgestalt Spuren hinterlässt, also nahm ich mir einfach eine Leichte(1) Konsequenz. Da das gleichzeitig meinen Problemaspekt anpielte, erhielt ich vom SL einen Fatepunkt.

Ralf, Nikos' Spieler, gab am Ende der Szene einen Fatepunkt aus, um einen Fakt zu etablieren: die Werwölfe treffen in der Nacht auf eine Händlerkarawane und richten ein Blutbad an.


16. Januar 1547

Vierte Szene – Böses Erwachen
Am nächsten Morgen erwacht das Rudel wieder in der Kapelle. Alle sind in Menschengestalt und über und über mit Blut besudelt. Überall verstreut liegen menschliche und tierische Überreste. Alle haben Erinnerungen an ein Massaker, welches sie offenbar in der vergangenen Nacht an einer verirrten Händlerkarawane verübt haben.
Artyom ist von der Verwandlung tief verstört. Die anderen versuchen ihn zu beruhigen, doch der Erfolg ist mäßig. Plötzlich tauchen drei Überlebende der aufgeriebenen Karawane auf. Sie berichten, dass sie auf dem Weg von Pskow nach Moskau waren, als sie von einem Rudel monströser Wölfe angegriffen wurden. Dass sie mit dem Leben davongekommen sind liegt allem Anschein nach an dem reichen Silberschmuck, den sie tragen. Nikos empfindet Reue und Scham über die Gräueltaten der vergangenen Nacht und bietet den Händlern an, sie sicher nach Moskau zu geleiten. Dankbar nehmen die drei Männer an. Das Silber welches sie als Bezahlung für den Geleitschutz anbieten lehnt sogar Sinya ab.
Da die Krönung von Iwan IV. zum Zaren für heute morgen angesetzt ist, bricht die Gruppe so schnell wie möglich auf.  
 
Fünfte Szene – Porphyrogenetos
Als die Gruppe in Moskau eintrifft, hat die Krönungsfeier bereits begonnen. Die Straßen sind menschenleer, fast alle Bewohner der Stadt haben sich bei der Kathedrale versammelt.
Nikos, der die Zeremonie mit ausgearbeitet hat, will diese auf keinen Fall verpassen und schleicht sich in die Kathedrale. Nachdem der Metropolit den Großfürsten nach altem byzantinischem Ritus gekrönt hat, tritt Iwan nach draußen und schreitet durch die sich ehrfurchtsvoll verneigende Menge zum Palast.
Dort empfängt er kurz darauf die ganze Gruppe in seinen Privatgemächern. Den ebenfalls anwesenden Metropoliten Makarij schickt er brüsk nach draußen und fordert die Werwölfe dann zur Erneuerung ihres Treueeides auf. Natürlich gehorchen alle, und anschließend überreicht Iwan ihnen ihre neuen Insignien: Einen schwarzen Umhang, ähnlich einer Mönchskutte, sowie einen Besen und einen Hundeschädel, welche den Auftrag der Reinigung des Landes von Gegnern sowie die bedingungslose Treue zum Zaren symbolisieren. Es folgt ein gemeinsames Gebet, welches fast eine Stunde dauert.
Dann entlässt Iwan seine Getreuen, um sich auf das für den Abend geplante Bankett vorzubereiten.  

(geschrieben von einem meiner Mitspieler)

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« Letzte Änderung: 10.07.2012 | 15:50 von Megan »

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #4 am: 14.05.2012 | 23:37 »
Runde 2: Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt

Intro
Es ist der 3. Februar 1547 und die großen Glocken der Kirchen Moskaus schwingen hin und her.
Sie künden von der Vermählung des Zaren und seiner Zarista.
Die Braut ist Anastasia Sacharina.
Ihre Gewänder schimmern und funkeln in der Wintersonne von tausend Juwelen.
Ihr Mantel aus Zobelfellen ist so weiß, wie der Schnee auf dem Platz vor der Uspenski-Kathedrale.
Ein eleganter Schimmel zieht den aufwendig geschnitzten Schlitten der Zarista.
Anastasias goldenes Haar ist bereits verborgen unter dem Kopfschmuck, der symbolisiert, dass sie nun eine verheiratete Frau ist.
Ihre Wangen und ihre fein geschwungenen Lippen sind in der winterlichen Kälte zart gerötet.
Vor dem weißen Bau mit den goldenen Zwiebeltürmen liegt ein zobelgesäumter roter Damastteppich, auf dem das Brautpaar vor den Metropoliten Makarij tritt.
Dieser reicht ihnen ein Glas mit italienischem Wein.
Als sie es geleert haben, wirft Iwan es zu Boden und zertritt es – ein Brauch, der böse Geister bannen und dem Brautpaar Glück bescheren soll.
Choräle erklingen, Segenssprüche und Gebete werden gesprochen.

Später, nach dem Festmahl, wird man das Paar in das Schlafgemach  geleiten und die Hochzeitskerzen in kleine, mit Weizen gefüllte Fässer stecken. Auf das Bett wird man siebenundzwanzig Roggengarben legen.
In die Ecken des Raumes werden Zobelfelle und Weizenbrotlaibe gelegt, als Symbole für Wohlstand und die Hoffnung auf Nachkommenschaft.

Die gewaltigen Glocken der Uspenski-Kathedrale schwingen hin und her und bei einer, der größten von ihnen ächzt das Joch schwer unter dem Gewicht des massiven Eisens.



3. Februar 1547

Szene 1: Wölfe im Seidenmantel
Es begibt sich zu diesem Tage, dass der Zar sich vermählen lässt, mit der schönen Anastasia Sacharjina aus dem Hause Romanov. Die Stadt hat sich prächtig herausgeputzt und die mächtigen Glocken der  Uspenski-Kathedrale verkünden die frohe Botschaft bis weit über die Grenzen Moskaus hinaus.

Am Abend versammelt sich die Hohe Gesellschaft im Kreml zu einem Festbankett zu Ehren des jungen Brautpaares. Auch die neu einberufene Leibgarde Ivans hat sich eingefunden und sitzt an einem separaten Tisch zur rechten Hand des Zaren – eine große Ehre für diesen ungehobelten Haufen, der unter all den hohen Würdenträgern des Landes wie ein Fremdkörper wirkt. Dies entgeht auch nicht Nikos’ Vater Igor, der mit anderen Vertretern der Familie Schuiskij an einem weitaus abgelegeneren Tisch Platz nehmen musste und seinem abtrünnigen Sohn durch die Menge der Gratulanten hindurch immer wieder eisige Blicke zuwirft.  

Bei Tisch ist das Tagesgespräch neben der Hochzeit vor allem das Khanat der Krim, dessen Khan Devlet Giray in letzter Zeit immer wieder die Grenzgebiete des russischen Reiches überfällt, plündert, brandschatzt  und generell Unfrieden stiftet. Nikos stellt seine Begleiter den adligen Tischnachbarn vor, bei denen es sich um Fürst Alexej Adaschow, Fürst Andrej Kurbskij und Oberstallmeister Fürst Michail Glinskij handelt. Adaschow fordert ein baldiges Eingreifen, um den Tartaren Manieren beizubringen, ein Kommentar den er auch mit Hinblick auf Nikos tartarenstämmigen Begleiter Chin fallen lässt. Während Nikos versucht, das Gespräch auf einem gewissen Niveau zu halten und die entstandene Spannung abzumildern, rückt sich seine Truppe nach allen Regeln der Kunst in ein schlechtes Licht bei den hohen Herren. Unvertraut mit dem höfischen Zeremoniell behandeln Chin, Artjom und allen voran Sinya die Würdenträger wie Saufkumpane in einer Dorfschenke. Es ist wie ein Kampf gegen Windmühlen. Um den fortwährenden Peinlichkeiten ein Ende zu setzen und den geringschätzigen Blicken Kurbskijs und Adaschows zu entgehen, schlägt Nikos vor, dem Brautpaar seine Aufwartung zu machen, und zerrt seine Truppe regelrecht vom Tisch fort.

Die Aufwartung verläuft dann jedoch auch wenig erfreulich. Obwohl Nikos dem Zaren und der Zarin zunächst nach allen Regeln des höfischen Zeremoniells seine Glückwünsche ausspricht und der Zarin versichert, dass sie von nun an ebenso unter dem Schutz der Leibgarde steht, wie ihr Gatte, entgleitet ihm die Situation erneut, als Sinya es wagt, die Zarin direkt anzusprechen. Er macht ihr ein Kompliment, das ihre Schönheit preist, und schenkt ihr ein freches Lächeln, das sie erröten lässt. Nikos erleidet beinahe einen Herzstillstand ob dieser Unsittlichkeit, und hält Sinya im Anschluss wutentbrannt eine Strafpredigt. Adaschow, dem die Szene nicht entgangen ist, amüsiert sich lautstark über Nikos unberechenbare Truppe.

Als sich die Wogen etwas geglättet haben und wieder Ruhe bei Tisch eingekehrt ist, nimmt Nikos Schwester Elena Blickkontakt zu ihm auf. Die beiden haben sich seit Nikos vom Hof seiner Familie verbannt wurde nicht mehr gesehen. Sinya folgt Nikos verschwörerischem Blick und entdeckt das schöne Mädchen ebenfalls; er ist sofort verzaubert. Zu seiner Freude bittet ihn Nikos, ihr eine Nachricht zu überbringen. Er will sie unbemerkt im Garten treffen, abseits der bohrenden Blicke seines Vaters.

Unterdessen hält es Chin nicht mehr am Tisch aus; gesellige Anlässe sind nicht die Stärke des wortkargen Tartaren. Stattdessen unternimmt er einen Streifzug durch den Saal und die angrenzenden Räume, um die Wachsamkeit der Garde zu überprüfen. Alsbald kommt es mit einem Hauptmann der Garde zu einem hitzigen Wortgefecht. Chin beleidigt (eigentlich nur in Sorge um das Wohl des Zaren) das minderwertige Schwert des Mannes, der sich wiederum nichts von einem Tartaren sagen lassen will. Da der Schlagabtausch immer heftiger zu werden droht, mischt sich auch Artjom ein. Die Auseinandersetzung verlagert sich aus dem Festsaal in einen angrenzenden Bogengang. Beleidigungen und Schmähreden werden ausgetauscht, aber zum Glück eskaliert die Situation nicht weiter. Der Hauptmann deutet aber an, dass die Sache Folgen haben wird.        


Szene 2: Verpflichtungen
Sinya sucht inzwischen Elena auf und lockt sie weg vom Tisch der Schuiskijs. Dies fällt wie geplant niemandem auf, außer Dimitri Varejev, der im Dunstkreis Igor Schuiskijs herumlungert. Sinya schwindelt Elena vor, dass Nikos sie erst in einer halben Stunde treffen kann, und nutzt die Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang durch den verschneiten Garten. Er verwickelt sie in ein Gespräch und erfährt so, dass Nikos von seinem Vater verstoßen wurde.

Nikos wird unterdessen immer unruhiger, da seine Schwester nicht auftaucht, und schickt Chin in den Saal, um nach ihr zu sehen. Der Hauptmann, der Chin zuvor aus dem Saal geworfen hatte, entdeckt ihn erneut. Diesmal gibt es hingegen kein halten für Chin, da das Blut der Goldenen Horde mit ihm durchgeht. Ein Handgemenge beginnt; erneut mischt sich Artjom ein, den Nikos ebenfalls wieder nach innen geschickt hatte. Der Konflikt eskaliert; Chin und Artjom verarbeiten den Hauptmann gemeinsam zu Kleinholz. Ungünstigerweise wird Adaschow Zeuge des Zwischenfalls und ist ganz und gar nicht erfreut darüber, dass die Leibwache des Zaren die Palastgarde angreift, sollten doch beide gemeinsam für die Sicherheit der Anwesenden sorgen. Voller Zorn macht er sich auf, Nikos zu suchen und ihn zur Rede zu stellen.

Sinya und Elena treffen im Garten auf Nikos. Ungewöhnlich taktvoll zieht sich Sinya zurück, damit die Beiden unter vier Augen reden können, er beobachtet die Szene aber aus der Ferne.
Elena und Nikos sprechen über die Wandlungen, die Russland nun unter dem neuen Zaren bevor stehen. Elena ist voller Sorge, da Ivan die Bojaren, und besonders die Schuiskijs, hasst. Nikos versucht ihre Bedenken zu zerstreuen und preist den Großmut und die Güte des neuen Zaren. Sie soll sich keine Sorgen machen – Nikos verspricht, sie immer zu beschützen, auch seinen Vater und den Rest der Familie (sofern sie sich einsichtig zeigen und bereit sind, dem Zaren treu zu folgen).

In diesem Moment kommt Adaschow hinzu, im Schlepptau Chin und Artjom. Adaschow berichtet von der beschämenden Prügelei. Nikos ist entsetzt und fassungslos. Er befiehlt, dass Chin und Artjom den Hauptmann wieder auf Vordermann bringen sollen und sich im Anschluss in aller Form bei ihm für ihr Verhalten entschuldigen. Die drei ziehen sich daraufhin wieder zurück in den Palast, wo Chin und Artjom dem Befehl nachkommen. Der Hauptmann scheint aber nicht gewillt, ihnen zu vergeben; er macht klar, dass sie sich einen Feind gemacht haben.

Als hätte es nicht schon genug Ärger für einen Abend gegeben, kommen nun auch noch Igor Schuiskij und Dimitri Varejev in den Garten. Igor bleibt mit einigen Schritten Abstand zu seinem Sohn stehen und befiehlt Elena, sofort zu ihm zu kommen, weg von „dem Verräter“. Es kommt zu einem eisigen Wortgefecht zwischen Vater und Sohn, in das sich schließlich auch Varejev einmischt. Es kommt heraus, dass Elena Varejew zur Frau versprochen wurde, was Nikos fassungslos zur Kenntnis nimmt, immerhin gehört Varejev der verfeindeten Bojarenfamilie Belski an. Eine solche Allianz ist klar unter Nikos’ Würde und er kann seinen Zorn nur mühsam im Zaum halten. Glücklicherweise kehren die drei in den Festsaal zurück, ehe Nikos wölfische Natur die Oberhand gewinnt.
Sinya, der alles aus dem Schatten heraus beobachtet hat, tritt an Nikos Seite und verspricht, dass es nicht zu dieser Hochzeit kommen wird...


Szene 3: Von Gold und anderen Metallen
Die Tage nach der Hochzeit verlaufen ruhig; der Regentenrat bespricht die Lage an der Grenze zum Krim-Khanat, doch das Wetter ist noch zu schlecht für einen Feldzug gegen die Tartaren. Es wird aber veranlasst, dass weitere Informationen über den Khan und die Krim zusammengetragen werden sollen.

Sinya schleppt Chin mit zur Goldschmiedegasse, und lässt sich dort ein Amulett mit dem Antlitz von Elena anfertigen. Er hat sich unsterblich in das schöne Mädchen verliebt und kennt kaum noch ein anderes Gesprächsthema. Als er ankündigt, sie heiraten zu wollen, erinnert Chin ihn an seinen zweifelhaften Lebenswandel. Immerhin wohnt er in einem Bordell…
Sinya hält ihm daraufhin einen Vortrag über Frauen und die Liebe, stellt aber schnell fest, dass Chin wenig empfänglich für dieses Thema ist. Es ist eben ein Mann des Stahls.    

Artjom wird unterdessen von Adaschows Männern beschattet. Adaschow scheint dem Mörder ebenso wenig zu trauen, wie seine neuen Gefährten…


Szene 4: Gleicher unter Gleichen
Etwa eine Woche nach der Hochzeit ruft man uns in den Palast, zu einer Audienz mit dem Zaren. Nikos schwant Furchtbares, nach dem Desaster anlässlich des Festbanketts. Der Zar empfängt seine Leibwache im Thronsaal, wo er auf seinem prachtvollen Thron aus byzantinischem Elfenbein sitzt.
Mit strenger Mine weist Ivan Sinya wegen seiner Keckheit gegenüber der Zarin zurecht, was Sinya einen gehörigen Schrecken einjagt. Zur Erleichterung aller will der Zar es aber dabei bewenden lassen und erwähnt auch die sonstigen Ereignisse des besagten Abends nicht weiter.
Stattdessen verkündet er, dass er vorhat in das Troiza-Sergejewski-Kloster zu pilgern um dort den Segen der Heiligen Jungfrau zu erbitten. Sobald der Schnee schmilzt will er nämlich in den Krieg gegen die Krim-Tartaren ziehen. Die Reise will er als einfacher Mann antreten, nicht als Zar, und so soll ihn nur seine Leibgarde begleiten.

Schon früh am nächsten Morgen macht sich die kleine Truppe auf den Weg. Der Zar hat in der Tat alle Insignien seiner Macht und allen höfischen Prunk abgelegt und trägt sie selbe einfache schwarze Kutte, wie seine Mannen. Auch verhält er sich nicht mehr wie ein Herrscher, sondern eher als Gleicher unter Gleichen, ein Umstand den besonders Nikos sehr begrüßt.
Er nutzt die Gelegenheit, mit Ivan zu sprechen wie in alten Zeiten, als Freund und Vertrauter, nicht als Vasall und Diener. Er fragt Ivan, ob die heilige Jungfrau wirklich alle Sünden vergeben wird, und spielt damit natürlich auf die Dinge an, die sich erst jüngst zum letzen Vollmond in den Wäldern Moskaus abgespielt haben. Ivan bejaht die Frage und erinnert Nikos daran, dass er, wenn er seinem Zaren dient, gleichzeitig Gott dient und dessen Befehle erfüllt.  
Nikos äußert auch seine Zweifel bezüglich dem Mörder Artjom und dessen Eignung für die verantwortungsvolle Aufgabe als Leibgardist. Doch der Zar zerstreut auch diese Zweifel.

Je weiter Moskau zurück liegt, desto wilder und urtümlicher wird das Land. Immer wieder passieren die Reiter kahle Bäume, an denen Wolfsangeln aufgehängt sind. Die darin verwesenden Wolfskadaver erinnern daran, wie hart und entbehrungsreich dieser Winter ist, ein Umstand den man an Moskaus reich gedeckten Tafeln leicht vergessen kann. Auch nachts hört man in der Ferne immer wieder Wölfe heulen; der Hunger treibt sie in die Nähe der menschlichen Siedlungen.

In der zweiten Nacht befiehlt der Zar, das Nachtlager in einem verfallenen Gehöft aufzuschlagen. Ihm missfällt, dass es hier kein Dorf gibt, was die Reise ins Kloster immer so unerfreulich macht. Man sollte ein paar Bauern zusammentreiben und hier eine Siedlung gründen.

(geschrieben von Enkidi)

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #5 am: 14.05.2012 | 23:37 »
Szene 5: Unter Wölfen
Als die Sonne hinter dem Horizont versinkt, hört man Wolfsgeheul in der Nähe. Chin geht Wache um das windschiefe Gemäuer, das auf einer Lichtung inmitten von dichtem Wald steht. In der Dunkelheit des Unterholzes blitzen plötzlich Wolfsaugen auf. Chin fühlt sich zu den Tieren hingezogen; er gibt noch Artjom Bescheid, dass er die Wache übernehmen soll, dann gibt es kein Halten mehr. Er schleicht in den Wald und verwandelt sich in einen Wolf.

Plötzlich wittert er einen atemberaubend intensiven Geruch, wie von Wildblumen. Die Duftfährte führt ihn zu einer Lichtung, in deren Mitte auf einem kleinen Hügel eine Wölfin wartet. Sie ist von atemberaubender Anmut, mit einem dichten schwarzen Fell und goldenen Augen. Die Wölfin ignoriert Chin aber, und sprintet los, tiefer in den Wald hinein. Chin folgt ihr, Stunde um Stunde, und kommt ihr immer näher. Just in dem Augenblick als er sie einholen könnte, verspürt er plötzlich ein tiefes inneres Ziehen – der Ruf seines Rudels, das in Gefahr ist. Er ignoriert den Ruf aber, und folgt weiter der Wölfin.

Tatsächlich wird das Gehöft inzwischen von einem Rudel ausgehungerter Wölfe angegriffen. Während der Zar im Inneren des Gebäudes in Sicherheit ist, machen sich Artjom, Sinya und Nikos daran, die Bestien zu töten. Einzig Nikos nimmt dabei seine Wolfsgestalt an, und richtet wieder ein widerwärtiges Blutbad an.
Erst nach dem Kampf fällt auf, dass Chin nicht im Lager ist, und obwohl Artjom sagt, dass er sich von seiner Wache abgemeldet habe, ist Nikos wütend. Er befiehlt Sinya, nach ihm zu suchen, während er und Artjom auf den Zar aufpassen.

Sinya ist alles andere als begeistert, alleine in den finsteren Wald zu müssen, wo überall ausgehungerte Wölfe lauern könnten, aber er fügt sich natürlich dem Befehl. Schnell findet er Chins Wolfsfährte und folgt ihrem Zick-Zack-Kurs durch Finsternis und Tiefschnee. Obwohl es sicherlich einfacher wäre, sich hier in Wolfsgestalt zurecht zu finden, verwandelt er sich nicht und kämpft sich als Mensch Stunde um Stunde durch die Nacht. Völlig außer Atem findet er im Morgengrauen schließlich Chin, der gerade im Begriff ist, eine Wölfin für sich zu gewinnen.
Sinya ist entsetzt und hält Chin einen Vortrag über das Menschsein, dass er kein Tier ist, und sie niemals mit einem Tier einlassen darf. Das ist eine Sünde! Chin bittet ihn dennoch, dass Sinya ihm hilft mit dieser Sache, er will diese Wölfin. Voller Abscheu wendet sich Sinya ab und fordert Chin auf, zurück zum Lager zu kommen. Auch auf dem Rückweg will er sich partout nicht in einen Wolf verwandeln, auch wenn die Beiden dann deutlich schneller vorankommen würden. Chin spürt die ganze Zeit, dass die Wölfin ihnen folgt und ihn beobachtet.

Zurück im Lager lügt Sinya Nikos über den genauen Verlauf der Nacht an, um Chin zu schützen. Nikos ist immer noch verärgert schämt sich aber glücklicherweise inzwischen selbst wieder wegen der Dinge, die er in Wolfsgestalt getan hat, und akzeptiert Sinyas Erklärungen ohne weiteres Nachbohren.
Als der Zar ausgeruht in die Morgensonne tritt und das Werk der Nacht begutachtet, ist er hoch erfreut und stolz auf seine Garde. Kurz vor dem Aufbruch rät Sinya Nikos, Chin zu befehlen, die toten Wölfe zu häuten, da es schade um ihre Felle wäre. Nikos stimmt zu und erteilt Chin den Befehl. Dieser ist zutiefst angewidert, immerhin handelt es sich bei den toten Tieren um das Rudel der Wölfin, deren Blick er immer noch auf sich spürt. Dennoch geht er dem blutigen Werk nach.


Szene 6: Von Gottes Gnaden
Gegen Mittag kommt auf der Straße eine Händlerkarawane mit mehreren Karren in Sicht. Da es sich auch um Räuber oder Gesindel handeln könnte wünscht der Zar, dass man das Ganze genauer begutachtet. Chin umrundet die Truppe, und obwohl sie gut bewaffnet sind kommt er zu dem Schluss, dass es keine Räuberbande sein kann.

So reitet der Zar voran, um mit den Leuten Kontakt aufzunehmen. Ivan gibt sich zu erkennen, doch die Fremden sind misstrauisch und glauben ihm nicht, das er der Zar ist, so ganz ohne prunk und Pracht. Sinya springt vom Pferd und schlägt den Mann, der Zweifel äußerte, kurzerhand nieder. Erst als er sich am Boden windet, geht auch der Rest der Karawane auf die Knie und huldigt ihrem Herren.

Es stellt sich heraus, dass es sich bei den Reisenden um eine Abgesandschaft der Stadt Pskow handelt. Ihr Anführer, Orest Alexandrowitsch, erklärt, dass sie auf dem Weg nach Moskau sind, um beim Zaren eine Audienz zu erbitten. In Pskow regiert offenbar ein korrupter Statthalter, ein niederträchtiger Fürst namens Turantaj-Pronskij. Die Bürger der Stadt wollten den Zaren darum bitten, seinem Treiben ein Ende zu bereiten, da er die Stadt wohl mit eiserner Hand regiert.
Ivans Mine verfinstert sich mit jedem Wort, das über Orests Lippen kommt. Der Statthalter ist von ihm eingesetzt und somit von Gottes Gnaden. Wer an dem Fürsten zweifelt, zweifelt somit auch am Zaren selbst. Kalte Wut kocht in Ivan empor, und er fährt Nikos an: „Bestraf ihn!“. Nikos, leicht irritiert über den plötzlichen Ausbruch des Zaren, gibt schnell Chin einen Wink, der vom Pferd steigt und sein Henkersbeil vom Sattel löst. Dann drückt er Orest zu Boden und macht Anstalten, ihm den Kopf abzuschlagen.    

Sinya hat Mitleid mit dem Mann und überredet Nikos, dem Mann nur die Hand abzuschlagen. Nikos gibt den Befehl und Chin führt ihn aus – der Zar ist aber nicht zufrieden. Er verlangt plötzlich nach einer Fackel und beginnt, vor den Leuten aus Pskow auf- und abzureiten. Dabei redet er sich regelrecht in Rage: Alle Städte hätten ihm zu seiner Krönung und Hochzeit Ehre erwiesen und einen Tribut gesandt, nur Pskow schickte nichts. Und nun hätte dieses niedere Gewürm auch noch die Stirn ihn, den Zaren, zu beleidigen und sein Urteil in Frage zu stellen. Immer wieder betont er, er sei der Vertreter Gottes auf Erden. Dann beginnt er, mit der Fackel auf die Männer einzuschlagen und setzt ihre Bärte in Brand. Als wäre dies nicht schon genug, fordert er, dass sich die Leute nackt ausziehen, und vor ihm im Schnee wälzen sollen.

Nikos steht das Entsetzen deutlich ins Gesicht geschrieben, doch er rührt sich nicht im Angesicht des wutentbrannten Zaren. Chin und Artjom erstarren ebenfalls, und schließlich ist es Sinya der wagt, die Tiraden des Zaren zu unterbrechen. Er erinnert Ivan daran, dass er sich auf einer Pilgerreise befindet, und sicherlich nicht mit frischem Blut an seinen Händen den Segen der Heiligen Jungfrau erbitten will. Er bittet ihn um Nachsicht mit dem dummen Bauernpack; wenn er sie totschlägt, sind sie nicht mehr von Nutzem für ihn und können ihm keinen Tribut mehr zollen. Sinya schlägt vor, nach Pskow zu reiten, und von dort einen Tribut zu zahlen, der größer und prächtiger ist als jeder andere, der dem Zaren zu Ehren seiner Krönung und Hochzeit erbracht wurde.

Ivan hält in seinem Wahnsinn inne, doch die pure Mordlust blitzt in seinen Augen und er scheint den Vorschlag nicht gutzuheißen. In diesem Augenblick prescht plötzlich ein Reiter heran. Es ist ein Bote aus Moskau, mit einer eiligen Nachricht für den Zaren. In Moskau hat sich ein schlechtes Omen ereignet: die große Glocke der Uspenskij-Kathedrale ist herabgestürzt. Der Metropolit erbittet die sofortige Rückkehr des Zaren nach Moskau. Ivan ist wenig erfreut ob der Störung, doch er erkennt die Dringlichkeit der Nachricht. Er beschließt, alleine nach Moskau zurück zu reiten. Seine Garde schickt er nach Pskow, mit dem Auftrag, dort besagten Tribut einzufordern, und er spricht eine Warnung aus: wehe, wenn er nicht zufrieden ist…

Nachdem der Zar verschwunden ist und sich der Schrecken des Augenblicks etwas verflüchtigt hat, ruft Nikos alle zusammen. Mit fahlem Gesicht schwört er seine Männer darauf ein, dass der Zar einen kurzen Augenblick der Umnachtung durchlebte, und sich dies nie wieder wiederholen wird. Keiner soll jemals darüber ein Wort verlieren. Und keiner soll jemals erwähnen, wer dafür verantwortlich war, dass die Karawane aus Pskow nie in Moskau eintraf…    

(geschrieben von Enkidi)
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Offline Jiba

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #6 am: 14.05.2012 | 23:39 »
Erst jetzt entdeckt!

Werwölfe + Russland =  :d

Muss ich mir bei Gelegenheit mal alles durchlesen. :)
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Megan

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #7 am: 14.05.2012 | 23:52 »
Ja, ist etwas länger ...  ::)

Erst jetzt entdeckt!
Grad erst gepostet.  ;)

Offline Timberwere

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #8 am: 15.05.2012 | 00:27 »
Klingt für mich auch sehr, sehr interessant! Momentan bin ich zu müde, um alles zu lesen, aber das hole ich blineder gerne irgendwann nach.
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

Nin

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #9 am: 15.05.2012 | 00:37 »
Da ich WtA sehr mag, mit FATE eher meine Schwierigkeiten habe, bin ich gespannt, was F2G aus dem Thema macht.
Interessant und Danke für's Teilen ...

Offline Wisdom-of-Wombats

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #10 am: 16.05.2012 | 00:25 »
Zu den Langstrecken-Regeln sei kurz erwähnt, dass sie sich von den normalen F2G-Regeln hauptsächlich darin unterscheiden, dass eine Charakterentwicklung vorgesehen ist. Charaktee können Aspekte und zusätzliche Fähigkeiten hinzugewinnen, und auch die Zahl der verfügbaren Fatepunkte (der Fatepunkte-Grundwert) kann sich ändern. Bei der Charaktererschaffung kommt im Vergleich zur normalen Version von F2G noch ein zusätzlicher Belastungsbalken (hier der Ressourcen-Balken) hinzu.

Kannst/Darfst Du uns sagen wie das abläuft?
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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #11 am: 16.05.2012 | 10:16 »
Kannst/Darfst Du uns sagen wie das abläuft?
Gemach, gemach ;)
Morgen hab ich frei und stelle dann den aktuellen Stand des SL-Teils von F2G online. Das File ist zwar noch ne ziemliche Baustelle, aber der Abschnitt zur Charakterprogression ist weitgehend fertig.

Ich editiere heute Abend auch noch den Regelteil in den zweiten Rundenbericht, da hatten wir ja unseren ersten größeren Kampf.

Übrigens noch ein kleiner Hinweis: wundert euch nicht, dass ich wenig zum Fatepunktefluss schreibe; wir hatten schon etliche Compels und Fatepunkteaustausch, aber das hab ich bislang nicht so exakt festgehalten bei der Mitschrift. Werde darauf aber in Zuklunft auch vermehrt achten.

Offline Wisdom-of-Wombats

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #12 am: 16.05.2012 | 20:13 »
Gemach, gemach ;)
Morgen hab ich frei und stelle dann den aktuellen Stand des SL-Teils von F2G online. Das File ist zwar noch ne ziemliche Baustelle, aber der Abschnitt zur Charakterprogression ist weitgehend fertig.

Juhu! Fast genau rechtzeitig, wenn meine Testspielrunde ernst wird... ich muss mal schauen, ob ich das auch hier im Diary of Sessions poste.
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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #13 am: 8.06.2012 | 20:31 »
Runde 3 - Reise nach Pskow

Intro
Danja hockt hinter einem dichten Gestrüpp und lugt vorsichtig durch die Zweige. Seine Knie sind eiskalt vom Schnee, das Feuerholz, das er gesammelt hat liegt neben ihm in einem unachtsamen Haufen. Danja ist 10 und was er dort auf der Lichtung sieht, kann er sich nicht erklären. Fünf dunkel gekleidete Männer haben Onkel Orest und die restliche Gesandtschaft in die Knie gezwungen, sie beschimpft, sie gedemütigt. Danja begreift Demütigung, denn er stammt aus Pskow und die Einwohner dieser Stadt sind stolz, ein reiches Händlervolk, weltoffen, herzlich. Man nennt sie die zivilisiertesten aller Russen und auch das begreift Danja: Was hier passiert ist ein barbarischer Akt.

Er duckt sich tiefer, als der eine von ihnen seine Stimme erhebt und Pskow vorwirft, seinen Tribut nicht geleistet zu haben und noch ehe es ausgesprochen wird, ist Danja klar: Sie werden kommen und sich holen, was sie fordern.

Sein Pony ist flink und zäh, es läuft wie der Wind, heim nach Pskow. Die Wölfe sind nur knapp hinter ihm, sie ahnen nicht, wie nah sie dem Kaninchen auf den Fersen sind.

Fürst Turantaj-Pronskij  hat schon so einiges gehört aus Moskau. Der Statthalter war stets treu – sein angehäufter Reichtum sein gutes Recht. Er stellt eine schlagkräftige, gut ausgebildete Reiterschar und seine Tribute sendet er stets rechtzeitig. Doch der neue Zar mag keine Bojaren und das Schicksal hat seine Aufmerksamkeit und seinen Unmut ausgerechnet auf den Statthalter von Pskow gelenkt.

Der Fürst beschließt, dieser Angelegenheit aus dem Weg zu gehen. Eilig lässt er das nötigste zusammenpacken, steigt auf sein Pferd und reitet Richtung Westen, zu einem Kloster, wie er sagt.

Vielleicht schafft er es bis zur litauischen Grenze, ehe sie ihn holen.

Pskow bleibt zurück und wartet.



Szene 1 - Die Schöne und der Schurke
Die Gruppe befindet sich auf den Weg in die Stadt Pskow, um den Tribut für den Zaren einzutreiben. Man unterhält sich ausgelassen, als Sinya sein Pferd neben das von Nikos lenkt. Er fragt Nikos, ob das, was der Zar mit den Gesandten von Pskow gemacht hat richtig war. Nikos erwidert, die Art und Weise  sei nicht lauter gewesen, eine Strafe der Gesandten jedoch richtig, da sie den Zaren selbst kritisiert hätten, der immerhin den Statthalter eingesetzt habe.
Wie aus heiterem Himmel fragt Sinya den anderen plötzlich, ob er um Elenas Hand anhalten darf, und schwärmt von ihrer Schönheit und Anmut. Im ersten Moment ist Nikos außer sich und flüchtet sich in die Erklärung, dass dies gegen das Gesetz sei. Immerhin sei seine Schwester von Adel. Als Sinya ihn auf ihren jetzigen Verlobten hinweist, und meint und er könnte ein besserer Ehemann sein, kommt Nikos ins Grübeln. Er verschiebt die Angelegenheit mit der Begründung, er müsse erst darüber nachdenken. Sinya versteht dies als eine Art Ja und setzt die Reise mit einem Pfeifen auf den Lippen fort.


Szene 2 - Von Gauklern und Zauberern
Der Geruch von gebratenem Fleisch liegt in der Luft und die Gruppe nähert sich einem Lagerfeuer, an dem eine Frau und ein Mann sitzen. Nach einer kurzen Vorstellung beschließt die Gruppe hier ihr Lager aufzuschlagen und das Essen mit dem Paar zu teilen.
Die beiden erzählen der Gruppe, dass sie auf den Weg nach Pskow seien, um den Heiligen Mann Mikula aufzusuchen, da die Frau von einer Kräuterhexe verflucht wurde, sodass sie nur mehr verunstaltete Kinder zur Welt bringen könne.
Sinya bietet an, den Fluch aufzuheben, als Lohn verlangt er die tote Gans im Gepäck des Paares, welche für den Heiligen Mann gedacht war, doch Nikos verbietet diese Entlohnung für solch einen offensichtlich faulen Zauber. Sinya verringert den Preis auf 3 Federn der Gans. Um das Misstrauen der beiden zu brechen, verspricht Sinya ihnen ein Zeichen, ob der Fluch gebrochen wurde: so soll ein Vogel herbeigeflogen kommen und sich auf der auf der Frau niederlassen. Landet er auf der linken Schulter, so wird sie ein wunderschönes Mädchen gebären, setzt er sich auf die rechte, so wird es ein kräftiger Knabe, landet er jedoch auf den Kopf, so ist dies ein schlechtes Omen.
Zwar ist kein Vogel weit und breit in Sicht, doch das Paar willigt in den Handel ein.
Es dauert nur eine kleine Weile, da ist ein lautes Knacken von Ästen im Wald zu hören und plötzlich flattert eine Krähe herbei. Unter den ungläubigen Blicken der Gruppe landet sie auf der linken Schulter der Frau. Verblüfft bestürmen die anderen Sinya mit Fragen, wie er dies gemacht habe, doch er hüllt sich in mysteriöses Schweigen.


Szene 3 - Vision
Artjom wacht in der Nacht auf und hat das Gefühl sich nicht bewegen zu können: Die Luft um ihn herum ist schwer und feucht, es riecht nach altem Gemäuer und er spürt, dass er zwischen Steinplatten gebettet ist. Eine Stimme flüstert ihm zu, und als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen, erkennt den Schemen einer Frau, die nahe vor ihm liegt. Ihr Gesicht erinnert ihn an das von einer Madonnen-Ikone: sanftmütig, mit weichen Zügen, doch irgendetwas stimmt mit ihrer Haut nicht. Ähnlich wie bei einem alten Bildnis scheint sie abzublättern. Die Frau streicht Artjom mit eisig kalten Fingern über das Gesicht und fleht um Rettung.
Artjom gerät in Panik und versucht nun, sich endgültig zu befreien, doch er merkt, dass sich sein Körper anders anfühlt, dass er keine Hände mehr hat, sondern nur noch Klauen. Er fängt an zu zappeln und zu schreien und erwacht.
Im Lager bricht Panik aus: ein riesiger Wolf hat sich im Mantel von Artjom verfangen und versucht, freizukommen. Der Wandersmann  prügelt mit einem Stock auf das Ungetier ein, von dem er glaubt, es habe Artjom gefressen. Chin geht dazwischen, während Sinya Artjom mit seinem Besen in den Wald scheucht. Nikos befiehlt, dass Chin nach Artjom suchen soll. Chin verlässt das Lager, verwandelt sich und nimmt die Fährte auf. Nach einer Weile kann er Artjom einholen und bringt ihn zurück zum Lager.
Zurück, bei den anderen – das Ehepaar hat die Gruppe inzwischen verlassen – erzählt Artjom von seiner seltsamen Vision. Man beschließt, das Problem auf später zu vertagen, da es nicht mehr weit bis nach Pskow ist.  Angesichts dessen, dass in der kommenden Nacht Vollmond sein wird, sollen Sinya und Artjom zunächst inkognito in die Stadt reisen und sich einen Überblick über die Lage verschaffen.


Szene 4 - Die Perle des Westens
Auf dem Weg in die Stadt reden Sinya und Artjom darüber was es bedeutet ein Werwolf zu sein. Sinya wirft Artjom vor, er habe in der letzten Nacht die Kontrolle verloren. Artjom verteidigt sich, dass er schließlich geschlafen habe und deshalb nicht den Willen aufbringen konnte, sich gegen das Biest in ihm zu wehren. Sinya ist der absoluten Überzeugen, dass man zu jeder Zeit den Willen haben muss, den Wolf in sich zu unterdrücken.
Sie erreichen die Stadt und spüren die Anspannung, die in der Luft liegt:
 Der Statthalter hat Pskow verlassen und sich auf den Weg zu einem Kloster (angeblich zum Beten) gemacht, das verdächtig nahe an der livländischen Grenze lieg. Es gab einen Konflikt zwischen dem Statthalter und den Händlern der Stadt, was dazu führte, dass der Galgenplatz gut gefüllt ist. Der Vorsitzende der Händlervereinigung wurde gehängt. Ein gewisser Agafon Gordejewitsch hat nun seinen Platz übernommen.
Mit diesen Informationen kehren Sinya und Artjom zu Nikos und Chin zurück. Die Gruppe bereitet sich auf die monatliche Verwandlung vor.


Szene 5 - Instinkt
Der Vollmond steigt auf. Die Gruppe ist gezwungen, ihre Wolfsgestalt anzunehmen und bricht zusammen als Rudel in den Wald auf. Lediglich Sinya trennt sich von den anderen, gepackt von einem inneren Drang. Er läuft nach Norden, wo die ausgedehnten Güter der Bojarenfamilie Schuiskij liegen. Seine Instinkte führen ihn zum Gutshaus, hinein und direkt in das Obergeschoss des Eckturmes. Dort, unter einem Baldachin liegt schlafend Elena, Sinyas große Liebe. Als die Bestie den Raum betritt, erwacht sie und beginnt vor Panik zu schreien. Igor Schulski, Elenas Vater, taucht, bewaffnet mit einen Säbel auf und stürzt sich auf das Untier, welches nun die Flucht ergeift. Durch den Rudelinstinkt bekommt der Rest des Gruppe mit, dass sich einer ihrer Gefährten in Gefahr befindet und sie machen sich ebenfalls in Richtung Norden auf.
Sinya schafft es in der Zwischenzeit dem Zimmer zu entkommen und gerät mit den Wachen in einen Kampf. Zunächst kann er sich gut behaupten, bis er von der schieren Zahl an Wachleuten in die Ecken gedrängt. In diesem Moment kommt der Rest der Gruppe auf dem Gut an und ein Gemetzel beginnt. Die Menschen ergreifen angesichts der Montrositäten die Flucht und verschanzen sich. Nikos und Chin wüten noch eine Weile, finden aber keinen Zugang zum Haus. Schließlich ziehen sich die Wölfe zurück – es dämmert bereits.
Am nächsten Morgen kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Nikos und Sinya. Nikos ist außer sich vor Wut über Sinyas nächtlichen Ausflug und verbietet ihm den Umgang mit seiner Schwester. Sinya ist sichtlich davon getroffen.


Szene 6 - Die Stadt der Verdammten (Teil 1)
Die Gruppe reitet im Morgengrauen in die Stadt. Nikos hält eine Ansprache auf dem Galgenplatz, um herauszufinden, welcher der Händler zur Zeit das Sagen hat und Agafon tritt vor. Nikos beordert ihn mit einem Situationsbericht  in den Kreml.
Im Kreml hält der Kammerer Josif Kusmitsch die Stellung und nimmt die Abgesandten des Zaren in Empfang. Er gibt Nikos eine Aufstellung über die Güter und Finanzen der Stadt. Nikos erscheinen die Zahlen zu niedrig und er droht dem Kammerer mit Konsequenzen, sollte dieser keine korrigierten Zahlen vorlegen.
Die Gruppe richtet sich im Audienzsaal ein und Nikos über nimmt den Vorsitz. Er weist Chin an, den Richtblock aufzustellen und seine Position als Henker einzunehmen, um der Händler-Gesandtschaft sogleich den richtigen Eindruck über die Lage zu vermitteln. Agafon berichtet Nikos von einer ungleichen Behandlung der russischen und ausländischen Händler durch den Statthalter, zugunsten der Fremden. Nikos ist empört, über die indirekte Kritik am Zaren, doch er verspricht, sich den Missstand anzusehen.
Beim Verlassen des Kremls tritt Sinya an Agafon heran und bittet ihn, eine Liste der litauischen und estnischen Händler anzufertigen. Nikos beauftragt unterdessen Artjom, dem Statthalter zu folgen und ihn zu meucheln. Alles soll wie ein Unfall aussehen. Artjom macht sich sofort auf den Weg Richtung Kloster.


Szene 7 - Im Vorhof zur Hölle
Artjom kommt bei den Kloster an, zu welchem der Statthalter angeblich reisen wollte. Er erfährt, dass Fürst Turantaj-Pronskij bereits weiter gereist ist. Als Artjom gerade aufbrechen will, nimmt er den Geruch aus dem Traum war, den er letzte Nacht hatte. Er folgt dem Geruch und gelangt zur klösterlichen Kapelle. Nahe des Altars ist der Geruch an intensivsten. Artjoms geschultes Auge entdeckt einen Hohlraum unter einer der Steinplatten. Er zerschlägt sie mit einem Kronleuchter und legt den Zugang zu einer verschollenen Krypta frei. In dem modrigen Gewölbe entdeckt Artjom einen steinernen Sarg mit einer Inschrift. Da er nicht lesen kann, paust er diese kurzerhand ab und verlässt das Kloster in Richtung livländischer Grenze.


Szene 8 - "Tools of the Trade"
Die Grenze zu Livland markiert eine Brücke, auf der ein imposanter Ritter des Deutschen Ordens Wache hält. Artjom beschließt, diesen lieber zu umgehen, anstatt sich auf einen Kampf einzulassen. Er klettert zum Fluss hinab und schleicht sich in seiner Wolfsgestalt durch die Natur bis zu einer grenznahen Stadt. Tatsächlich halten sich der Statthalter und seine Begleiter im einzigen Gasthof des Ortes auf. Artjom mietet sich ebenfalls dort ein und schleicht in der Nacht zu den Räumen der Flüchtigen. Durch seine Jahrelange Erfahrung als Meuchler hat er keine Probleme, dem Statthalter ohne Aufsehen zu erregen, die Kehle aufzuschlitzen. Nach vollbrachter Tat, macht er sich auf den Rückweg.


Szene 9 - Die Stadt der Verdammten (Teil 2)
Der Rest Gruppe beginnt schon einmal den Palast leer zu räumen. Sinya bekommt von Agafon die Liste der Händler aus Litauen und Estland und fängt an, von diesen Händlern Tribute einzutreiben. Als Artjom wieder zurückkommt,t gibt er Sinya die Abschrift von dem versteckten Grab. Sinya vermutet, dass es das Grab eines litauischen Ritters sei und beschließt, Artjom zu helfen. Außerdem wollen die beiden Chin mit ins Boot nehmen, da er "als Moslem ja Erfahrung mit Grabschändung und sowas hat".
Die Eintreibung dauert den ganzen Tag und auch viele Unschuldige werden enteignet. Sinya nutzt die Gunst der Stunde um Kontakte zu den Händlern zu knüpfen.
In der Nacht reiten Artjom, Chin und Sinya zurück zum Kloster, nur um die Krypta erneut zu öffnen. Nach einer kurzen Diskussion kann Sinya Chin davon überzeugen, dass es eine gute Idee ist, das Grab zu öffnen. Darin finden sie eine Ikone, die der Frau aus Artjoms Träumen sehr ähnlich sieht. Zudem finden sie noch ein Bastardschwert, das Chin erhalten soll und einen Siegelring, den Sinya an sich nimmt. Sie verlassen das Kloster und reiten zurück nach Pskow.
Am nächsten Morgen macht sich die gesamte Gruppe auf den Weg zurück nach Moskau, in der Hoffnung, dass sie ihren Zaren mit dem Tribute zufrieden stellen können.

(geschrieben von Normos)


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« Letzte Änderung: 23.08.2012 | 09:09 von Megan »

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #14 am: 8.06.2012 | 20:34 »
Zwischenspiel: Das Märchen vom Ehrlichen, vom Grimmigen und vom Dummen

In irgendeinem Zarenreich, in irgendeinem Reich, nicht in unserem, gab es einst eine Stadt die hieß Pskow. In Pskow lebten drei Männer, der Ehrliche, der Grimmige und der Dumme. Der Ehrliche war ein feister Händler aus dem Litauischen, der in Pskow sein Glück gemacht hatte, und man nannte ihn Jannis. Der Grimmige, das war ein Jäger, der tief im Wald lebte und nur in die Stadt kam, um dort seine Felle zu verkaufen, und der sonst die Leute mied. Diesen rief man Mikhail. Der Dritte aber, das war Vadya, der Knecht des Schmieds, und er war so dumm wie ein Klafter ungeschroteten Weizens, doch mit dem Herz am rechten Fleck.
Sie alle drei hatten einen Handel mit dem Teufel abgeschlossen – der Händler, um sein Gold und sein Weib vor den finsteren Schwarzröcken des Zaren zu beschützen, die Pskow heimgesucht hatten. Aber auch, damit die Leute ihn den Ehrlichen nennen sollten, obwohl er kein gerechter Mann war, und seine Gier nach Gold keinen Platz ließ für Güte gegenüber seinen Mitmenschen. Der Jäger hatte erbeten, dass sein Weib vom Tod durch Krankheit bewahrt würde, zunächst bei den Heiligen, doch die hatten kein Einsehen. So musste der Teufel es richten. Der Dumme aber, so sagt man, hatte seine Seele für einen Teller süßen Breis an den Gevatter verkauft.

Eines Tages trafen die drei auf dem Hof des Händlers zusammen, um ihren Geschäften nachzugehen. Da hörte man von der Straße das schwere Pochen eines Gehstocks, und der Teufel trat über die Schwelle. Er sprach: „Ich bin gekommen, um eure Schulden bei mir einzutreiben.“ Da weinte und klagte der Ehrliche, und flehte zum Himmel und rang seinen silbernen Rosenkranz mit dem Bildnis der Heiligen Muttergottes. Er bot dem Gevatter allerlei Tand, doch dieser wollte nur eines, seine Seele. Der Grimmige senkte sein Haupt, trank einen Schluck, und ergab sich still in sein Schicksal. Denn ein Handel war ein Handel und durfte nicht gebrochen werden. Der Dumme aber stand nur da und starrte, und zitterte vor Furcht.
Da sagte der Teufel: „Euer Leben will ich nicht, ihr sollt mir stattdessen einen Dienst erweisen. Wenn ihr ihn zu meiner Zufriedenheit ausführt, so werde ich euch in Frieden ziehen lassen und euch nicht weiter behelligen.“ Das bedachten sich die drei, und wollten hören, was für ein Dienst das sei. „Heute Nacht“, sprach der Teufel, „werden drei Reiter nach Pskow kommen. Sie führen einen schwarzen Sarg mit sich, mit einer frischen Leiche darin. Den Sarg und die Leiche sollt ihr unbeschadet und in einem Stücke zum Vogt in Schwarztann bringen. Wenn ihr dies tut, so seid ihr frei.“ Da bekreuzigten sie sich. Keinem war wohl bei dem Gedanken, eine Leiche übers Land zu führen und des Teufels dunkles Werk zu tun. Doch sie mussten es, denn ein Handel ist ein Handel und darf nicht gebrochen werden.
So gesprochen, trat der Teufel über die Schwelle und verschwand. Die drei Männer machten sich daran, ihre Bündel für die Reise zu schnüren. Jannis wehklagte, und Mikhail sah grimmig drein, und Vadya kaute an einem Stück Schinken.

Als die Nacht hereinbrach, kam Kunde zu Jannis, dass drei Reiter mit einem Sarg die Stadttore durchschritten hatten. So machten sie sich auf, um ihr Werk zu beginnen, und folgten den Reitern. Diese gingen zum Kreml, und saßen von ihren Pferden ab, und kehrten in den Palast ein, der dunkel und kahl war vom Raubzug der Schergen des Zaren. Den Sarg nahmen sie mit sich, und errichteten davor eine Tafel, an die sie sich setzen und zechten und Schmähreden hielten über den Leichnam, der in dem Sarg lag. Der Anführer der Reiter war nämlich Aristark Shuiski, der Verwalter, und der Tote sein Herr, der Fürst Turantaj-Pronskij. Dies alles belauschten der Ehrliche und der Grimmige, denn sie hatten sich in den Palast geschlichen und verbargen sich im Schatten. Der Dumme aber hatte sich nicht hinein getraut und wartete draußen beim Schlitten.  
Als sie genug hatten des Zechens und der Schmähreden, fielen Aristark Shuiski und seine Gesellen in einen tiefen Schlaf und schnarchten laut. Da schlichen der Ehrliche und der Grimmige hinein und stahlen den Sarg. Schwer war er, und sie ächzten, und Jannis wehklagte über die Last. Doch sie brachten ihn die steilen Treppen hinab und luden ihn draußen auf den Schlitten. Vadya aber, der Dumme, bekreuzigte sich, als er den Sarg sah, und fürchtete sich sehr.

Nun war es an der Zeit, Pskow zu verlassen und nach Schwarztann aufzubrechen, doch Jannis sprach: „Haltet ein! Ich kann dies Werk nicht verrichten, ohne mich vorher von meiner Liebsten, meiner Augenblume, zu verabschieden.“ Also fuhren sie zum Haus des Ehrlichen und Jannis ging hinein. Doch er sputete sich nicht, und die Zeit verstrich, man weiß nicht genau wie viel. Da kam der Nachtwächter des Weges. Mikhail blickte grimmig, denn er hatte nichts, um den gestohlenen Sarg vor dem Blick des Nachtwächters zu verbergen. Also sprang er vom Kutschbock und trat mit großen Schritten auf das alte Männlein zu. „Hör zu, Väterchen, hier ist nichts, was dir merkwürdig vorkommen könnte, geh deines Weges und lege dich zur Ruh.“ Das Männlein nickte und wollte sich abwenden, da kam Vadya und plapperte vom gestohlenen Sarg, wie ein geschwätziges Küchenweib. Da wollte der Nachtwächter in die Gasse treten, um zu sehen, ob dort nichts Merkwürdiges sei. Mikhail blickte grimmig, und zog seinen Weinschlauch. „Väterchen – da ist nichts, was dir merkwürdig vorkommen könnte, geh deines Weges und lege dich zur Ruh.“ Und das Männlein trank einen Schluck und nickte, und ging seines Weges.

Da kam endlich der Ehrliche aus seinem Haus getreten, und sie sprangen auf den Schlitten und fuhren in die Nacht. Die Zeit verstrich, man weiß nicht genau wie viel, da spielte der Dumme mit vier Glöckchen, die er auf dem Schlitten gefunden hatte. Da schalt ihn der Grimmige, weil das Geläut die Wölfe anlocken würde, und nahm ihm die Glöckchen weg. Nun aber begann der Dumme zu klagen und weinte bitterlich, denn er saß auf dem Sarg und fürchtete sich sehr. Also sprach der Ehrliche: „Gib ihm die Glöckchen, so hört er auf zu klagen.“ Und das taten sie, und fuhren weiter, und der Dumme spielte mit den Glöckchen. Aber der Grimmige schalt den Dummen erneut, denn das Geläut würde die Wölfe anlocken, und er nahm sie ihm weg. Da hob wieder Gezeter an, und es gab ein Gerangel, und da kamen auch schon die Wölfe aus dem Wald gelaufen, wie der Grimmige es gesagt hatte.

Sie trieben die Pferde an, und der Schlitten flog fast über den Schnee. Doch die Wölfe waren groß und hungrig, und ließen nicht ab von den Männern. Mikhail schoss mit seinen Pfeilen, und Vadya warf eine Kiste mit schwerem Eisenzeug, und Jannis warf einen Schinken. Aber alles nützte nicht und die Wölfe kamen immer näher. Da kam ein Fluss mit einer Brücke, und ein steiler Abhang hernach, so dass der Schlitten langsam wurde, und die Pferde ächzten. Da sah der Ehrliche, dass die Wölfe sie bald einholen und zerfleischen würden. Und er bekreuzigte sich und rief nach den Heiligen, doch keiner hörte ihn. Da rief er stattdessen nach dem Teufel, und der Gevatter erschien. „Väterchen“, sprach Jannis, „hilf uns, die Wölfe werden uns sonst zerfleischen und dein Werk kann nicht getan werden.“ Da nickte der Teufel, und wollte zehn Jahre seines Lebens. Und Jannis sagte: Fünf! Und der Teufel: Acht! Und Jannis: Sieben! Und der Teufel sprach: „Sieben nehm’ ich, das ist eine gute Zahl.“
Sie schlugen auf den Handel ein, und der Teufel schnippte mit den Fingern und die Brücke über den Fluss brach zusammen. Die Wölfe aber wurden mit hinab gerissen in die Fluten und ertranken jämmerlich, bis auf einen, der in den Wald floh. Der Teufel schob den Schlitten an und wünschte eine gute Reise, dann verschwand er.      

Immer tiefer kamen die drei Männer in die Wildnis, durch dunkle Wälder voller Omen. Zeit verging, man weiß nicht genau wie viel, da kamen sie zu einer Hütte, die im Wald stand. Gar lieblich war sie anzusehen, der Rauch eines Feuers kam aus dem Schornstein, und goldenes Licht schien aus den Fenstern, und es roch köstlich nach Eintopf. Die Männer waren aber sehr hungrig und müde von der Reise, und sehnten sich nach einer Rast. Der Ehrliche und der Dumme stiegen ab und klopften an die Türe, doch der Grimmige sprach: „Ach, ihr Narren – habt ihr nicht von den Hexen gehört, die in solchen Hütten in den Wäldern leben, zwischen den Birken. Kein gutes Ende wird das nehmen, das sag ich euch!“ Da erklang von innen lieblicher Gesang und keiner hörte auf den Grimmigen.
In der Hütte aber saß ein altes Weib und strickte. Und am Herd stand die schöne Nicola, ihre Magd, und sang lieblich und kochte den Eintopf der so süß duftete. Da sprach Jannis: „Mütterchen, Schwesterchen – einfache Reisende sind wir, und wollen uns wärmen, weist uns nicht ab und lasst uns ein Schälchen von eurem Eintopf kosten.“ Und die Weiber hießen sie willkommen und setzten sie an den Tisch und brachten dampfende Schalen mit Eintopf. Doch der Grimmige kannte die alten Geschichten und war misstrauisch. Er sprach zur schönen Nicola: „Schwesterchen, ein Jäger bin ich aus dem fernen Pskow, lass mich einen Blick in dein Töpfchen werfen, um zu sehen, was darin ist.“ Und Nicola besann sich und ließ ihn in den Topf blicken, aber darin war nichts Merkwürdiges. Da sagte sie: „Einen Jäger wie dich kannte ich, doch nichts Gutes ist daraus gewachsen. Nun setz dich und iss.“
Also aßen und tranken sie, aber der Grimmige sprach: „Ach, ihr Narren – habt ihr nicht von den Hexen gehört, die Wanderern zu essen geben und sie dann selbst verschlingen. Kein gutes Ende wird das nehmen, das sag ich euch!“ Da reichten die Weiber heißes Bier und keiner hörte auf den Grimmigen.
Als sie fett und trunken waren von dem guten Essen, wollten sich der Ehrliche und der Dumme hinlegen und schlafen. Das Großmütterchen wies ihnen ein weiches Daunenbett, das sie bereitet hatte, und Jannis und Vadya waren froh darum. Der Grimmige aber prüfte das Bett, und es war ihm zu weich, und er wollte hinausgehen, um auf dem Sarg zu schlafen, damit ihn des Nachts niemand stehlen würde. Zu seinen Gefährten sagte er aber: „Ach, ihr Narren – habt ihr nicht von den Hexen gehört, die redlichen Männern ein warmes Bett bereiten, und sie dann im Schlaf erwürgen. Kein gutes Ende wird das nehmen, das sag ich euch!“ Doch sie hüllten sich in ihre warmen Decken und keiner hörte auf den Grimmigen.

Mikhail ging hinaus und setzte sich auf den Sarg und wollte Wache halten. Zeit verging, man weiß nicht wie viel, und er wurde schläfrig. Da sah er ein Leuchten aus dem Wald und folgte ihm. Auf einem Baum saß ein goldener Vogel mit einem leuchtenden Federkleid, der Feuervogel. Da dachte Mikhail bei sich: „Den will ich erlegen, seine Federn werden uns reich machen.“ Aber als er den Pfeil auf die Sehe legte und den Bogen spannte, rührte ihn der prachtvolle Anblick des Vogels im Herzen, und er sprach: „Lieber Feuervogel, wenn ich dich nicht töte, schenkst du mir dann eine Feder aus deinem Kleid?“ Und der Feuervogel nickte und zog eine Feder aus seinen Kleid und gab sie dem Grimmigen. Dann hob er an zu einem lieblichen Lied, das Mikhail in den Schlaf wiegte. Und die drei Männer schliefen, und träumten von Wein und Speisen und von ihren Weibern daheim.

Doch dann erwachten sie, und es war kalt und klamm um sie herum. Sie fanden sich in einem Verschlag wieder, eingesperrt und mit verbundenen Händen. Denn es war das Haus der Baba Yaga, in dem sie genächtigt hatten, und es schwankte und wiegte sich, lief es doch auf seinen vier Hühnerbeinen über die Baumwipfel und trug die drei Männer davon. Als sie das sahen, wurde ihnen das Herz schwer. Jannis, der Ehrliche, wehklagte, und Mikhail, der Grimmige, nahm sein Schicksal an, und Vadya, der Dumme, kaute an einem Stück trockenem Brot und fürchtete sich sehr. Da öffnete sich ein Fensterchen in dem Verschlag und die Baba Yaga blickte hinein. Sie lachte böse und sprach: „Hab ich euch, ihr drei! Bald werd ich euch umbringen, und zerschneiden und zu einem fetten Eintopf verkochen, und ihn mir mit meiner schönen Magd munden lassen. Hättet ihr nur auf euren Grimmigen gehört!“ Da wich alle Farbe aus den Männern und sie flehten um Gnade. Aber die Hexe lachte nur böse und trieb weiter ihr Haus über die Bäume.
Also bekreuzigte sich Mikhail und rief nach den Heiligen, doch keiner hörte ihn. Da rief er stattdessen nach dem Teufel, und der Gevatter erschien. „Väterchen“, sprach Mikhail, „hilf uns, die Baba Yaga wird uns sonst fressen und dein Werk kann nicht getan werden.“ Da nickte der Teufel, und wollte zehn Jahre seines Lebens. Und Mikhail sagte: Fünf! Und der Teufel: Acht! Und Mikhail: Sieben! Und der Teufel sprach: „Sieben nehm’ ich, das ist eine gute Zahl.“
Sie schlugen auf den Handel ein, und der Teufel schnippte mit den Fingern und ließ einen edlen Recken erscheinen, der die Baba Yaga niederschlug. Ihr Haus stürzte in den Wald, und mit ihm die drei Männer. Sie befreiten sich, und fanden auch den Sarg in den Trümmern, aber er war verkratzt und hatte einige Löcher. Da fürchteten sie sich, denn der Teufel hatte verlangt, dass der Sarg unbeschadet sein Ziel erreichen sollte.

Die schöne Nicola hatte den Männern aber gesagt, wie sie nach Schwarztann gelangen konnten denn sie kannte den Vogt, der dort herrschte. Also folgten sie ihren Angaben und kamen in das dunkle Gehölz. Hier gabelte sich der Weg aber an einem Stein, der so weiß war wie Knochenbein, und darauf stand ein unheiliges Zeichen. Der Ehrliche wehklagte über das Zauberwerk, und der Grimmige stimmte ein, doch der Dumme berührte den Stein. Da erschien ein fahler Ritter auf dem Wege, in einer prächtigen weißen Rüstung und mit einer langen Lanze. Er war aber tot, das sah man, denn er war durchsichtig wie Gespenster es nun mal sind. Der Ritter sprach: „Ich bin der Ritter, der diesen unheiligen Ort bewacht – kehrt um und es soll euch kein Leid geschehen.“ Es war aber der einzige Weg nach Schwarztann, und die drei Männer mussten ihr Werk verrichten. Also sagte Mikhail, obwohl er wusste das es falsch war einen edlen Ritter zu beflunkern: „Ach, Väterchen – lass uns ziehen. Diesen Sarg hier wollen wir nach Schwarztann bringen, damit er dort ein christliches Begräbnis bekommt. Das hatte sich der Tote so gewünscht.“ Da nickte der Ritter, weil das ein redliches Anliegen war, und ließ sie ziehen. Doch als Vadya, der Dumme, an dem Ritter vorbei schritt, da verplapperte er sich, wie ein geschwätziges Küchenweib, und sagte, dass der Sarg für den Schwarzen Vogt bestimmt sei und er Unheiliges damit vorhabe. Da wurde der Ritter sehr zornig, und senkte seine Lanze, und trieb sein Ross auf die Männer.
Mikhail sah, dass die Strafe gerecht sei, da er gelogen hatte, und stellte sich auf den Weg, um den Tod durch die Lanze zu empfangen. Doch Vadya warf sich auf ihn, und sie entgingen dem sicheren Tode. Doch der Ritter wendete sein Ross und kam erneut auf die Männer zu.  
 
Da bekreuzigte sich Vadya und rief nach den Heiligen, doch keiner hörte ihn. Da rief er stattdessen nach dem Teufel, und der Gevatter erschien. „Väterchen“, sprach Vadya, „hilf uns, der Ritter wird uns sonst niederstechen und dein Werk kann nicht getan werden.“ Da nickte der Teufel, und wollte zwanzig Jahre seines Lebens. Und der Dumme sagte: Neunzehn! Und der Teufel: So sei es! Und Mikhail war entsetzt, weil Jannis den Dummen nicht besser beraten hatte beim schachern. So schlugen sie auf den Handel ein, und der Teufel schnippte mit den Fingern und der Ritter verwandelte sich in eine Maus, die Jannis auf die Hand nahm und verspottete. Dann verschwand der Teufel und ging seiner Wege.

Zeit verging, man weiß nicht wie viel, da kamen die Männer endlich nach Schwarztann, auf den dunklen Hof des Vogts. Ein grauenhafter Ort war das, ein finstres Gehöft, das nach schwarzer Magie stank, und nach den Wölfen, die dort hausten. Denn das waren die Wächter des Vogts, drei riesige Wölfe, die dem Ehrlichen, dem Grimmigen und dem Dummen auflauerten. Sie meinten, nun habe endgültig ihr letztes Stündlein geschlagen, da erschien der Vogt auf dem Platz, und sah, dass der Sarg eingetroffen war. Den hatte er schon erwartet, denn er war ein Meister der Schwarzen Kunst und hatte Unheiliges damit vor. So befahl er, den Sarg in die Stube zu bringen, und die Männer gehorchten. Doch der Sarg war morsch geworden auf der Reise, und zerbrach, und die kalte Leiche des Fürsten Pronskij fiel in den Schlamm. Er war ermordet worden, das sah man nun, denn eine klaffende Wunde war da auf seinem Hals. Da bekreuzigten sie sich schnell, und Jannis wehklagte, und Mikhail blickte grimmig, und Vadya fürchtete sich sehr.
 
In der Stube aber sagte der Vogt: „Ihr könnt nun gehen, euer Handel ist erfüllt. Aber du, Vadya, musst bleiben, denn du bist des Teufels.“ Denn es war so, dass Vadyas Mutter ihn einst an den Teufel verkauft hatte, und der Teufel bestimmt hatte, dass er nur 36 Jahre alt werden solle. Nun war Vadya aber 17 Sommer alt und hatte 19 Jahre seines Lebens verkauft um den Ritter zu besiegen. Da war seine Stunde gekommen.
Der Ehrliche und der Grimmige wehklagten, aber es war nichts zu machen. So gingen sie fort und lebten ihr Leben und häuften Güter an.

Der Vogt aber zerschnitt Vadya, eine Seele für eine Seele, nahm das Wasser des Todes und das Wasser des Lebens und ging der Hexerei nach. Da war der Fürst Pronskij wieder lebendig und bedankte sich herzlich, und ging zurück nach Pskow.

Dort war ich,
Met und Wein trank ich,
In den Mund nicht kam es,
Übern Bart da floß es.



(geschrieben von Enkidi)
« Letzte Änderung: 9.06.2012 | 08:56 von Megan »

Offline Mann mit Ukulele

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #15 am: 9.06.2012 | 02:14 »
Eine tolle Geschichte, fast wie aus einem russischen Märchenbuch! :d
Der MmU | Wem genug zuwenig ist, dem ist nichts genug. | Poeterey

Alice Crocodile Coltrane

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #16 am: 10.06.2012 | 22:14 »
*abo* :)

Offline Dragon

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #17 am: 16.06.2012 | 21:20 »
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dito, bin gespannt wie es weiter geht

Offline Timberwere

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #18 am: 18.06.2012 | 01:31 »
Das Märchen ist richtig toll geschrieben, und spannend war die Session bestimmt auch!
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

Offline Megan

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #19 am: 10.07.2012 | 15:37 »
Runde 4 - Legs in Iwans Korb

Intro
Ein wütender Mob, bewaffnet mit Spießen, Fackeln, Stangen und Stöcken zieht von den Toren Moskaus hinüber zu Iwans Palast auf den Sperlingshügeln. Vor den massiven Mauern des gut gesicherten Palastes bezieht die Menge Stellung. Ihre Gesichter sind gerötet und vor Wut verzerrt. Nikos, Chin, Sinya und Artjom stehen neben ihrem Zaren in einem der oberen Türme und beobachten das Tosen. Immer wieder schallt ihnen die zornige Forderung des Volkes entgegen:

Sie sollen für ihre Taten büßen: Der rothaarige Hexer, der Mongole und die Glinskijs!


etwa 1-2 Wochen früher...


Szene 1: Unter dem Galgen
Sinya weckt Chin mitten in der Nacht auf, da er noch etwas in der Stadt vorhat. Er erklärt ihm, dass sie überprüfen müssen, ob unter dem Galgen eine Alraune wächst. Denn falls es eine gäbe, könnte sie gegen sie verwendet werden, weil sie Schuld daran sind, dass die Kaufleute gehenkt wurden. So begeben sich beide zum Richtplatz und fangen an unter dem Galgen zu graben. Und tatsächlich, sie finden eine. Sinya überreicht Chin zwei Stückchen Wachs und erklärt ihm seinen Plan: Chin soll sich die Wachstücke in seine Ohren stecken, in seine Wolfsform verwandeln und die Alraune mit Hilfe einer Schnur herrausziehen die Sinya an seiner Rute befestigt. So "ernten" sie die Alraune, die dabei einen markerschütternden Schrei von sich.
Sie bemerken, dass jemand sie dabei beobachtet hat und vermuten, dass es sich um den Heiligen Mann Mikula handelt. Sie verfolgen die Gestalt bis zu einer Hütte. Als Sinya zögert einzutreten und unheilvoll auf mögliche Flüche und Zauberwerk hindeutet, schubst Chin ihn kurzerhand hinein, doch Sinya prallt ab, wie an einer unsichtbaren Mauer. Chin versucht daraufhin, mit der Schulter vorran in die Hütte zu gelangen, doch auch er scheitert. Der alte Mann bemerkt ihre Versuche, baut sich drohend vor ihnen auf und beschimpft Sinya:

"Verschwinde! Du trägst das Mal des Teufels!"

Sinya ist von diesen Worten erschüttert, doch der alte Mann lässt sich zu keiner weiteren Erklärung erweichen und fährt mit seinen Schimpftiraden fort, bis die beiden schließlich aufgeben und gehen, um keine weitere Aufmerksamkeit zu erregen. Als beide wieder zum Kremel zurückkehren treffen sie auf Nikos, der noch zufälligerweise wach ist. Sie erzählen ihm sie wären Patrouille gegangen.


Szene 2: Siegeszug durch Moskau
Am nächsten Morgen packen alle ihre Sachen und helfen noch dabei die Karren abreisefertig zu machen. Vor allem Sinya packt ordenlich mit an, was Nikos verwundert. Als sie das Stadttor passieren sehen sie den heiligen Mann am Straßenrand stehen. Er wirft Sinya und Chin bitterböse Blicke zu, und sie geben ihren Pferden die Sporen.
Die Reise selbst verläuft ereignislos. In Moskau angekommen veranstalten sie einen pompösen Siegeszug quer durch die Stadt. Sie überreichen dem Zaren seinen Tribut, über welchen er sich zuerst außerordentlich freut. Für ihre gute Arbeit gewährt er jedem von ihnen einen Wunsch, den sie ihm am nächsten Tag vortragen sollen. Als sie einen Teil der Schätze auf einer reich verzierten Tür in die Kammern des Zaren bringen lassen, hat dieser die Idee, eine Kapelle bauen zu lassen. Er betraut Nikos mit dieser Aufgabe.
Artjom verplappert sich (wie so oft) und berichtet dem Zaren von seinem ehemaligen Statthalter: Dass dieser geflohen sei und offenbar in den Wäldern zu Tode
gekommen sei. In Erklärungsnot gebracht überreicht Sinya dem Zaren daraufhin eine vertrocknete Hand und einen Siegelring, als Beweis für Turantaj-Pronskis Ableben, eigentlich die Hand, die Chin dem Kaufmann im Wald abgeschlagen hatte mit dem Siegelring, den Sinya aus dem Grab entwedet hat. Der Zar reagiert wütend auf diese Neuigkeiten und entlässt die Truppe.

Nachdem sie die Gemächer des Zaren verlassen haben macht Nikos Artjom für seine Verfehlungen nieder und schickt ihn weg. Sinya fängt Artjom vor seinem Zimmer ab. Er schlägt ihm vor, dem Zaren die Madonna zu überreichen. Bei der Unterhaltung verrät Artjom Chin und Sinya, dass er den Stadthalter umgebracht hat. So beschliessen sie die Madonna dem Zaren zu übergeben, um ihn wieder gnädiger zu stimmen. Gesagt, getan treten Artjom und Nikos erneut vor den Zaren. Dieser befragt Artjom ausführlich zu seinen Visionen und dem Schweigsamen rutscht der Vorfall mit Sinya und dem Raben heraus.
Iwan ist überaus interessiert. Sinya behauptet, es sei ein Taschenspielertrick gewesen, doch der Zar fordert ihn auf, dies zu beweisen. Er streut Brotkrumen aus und nur kurze Zeit später kommt eine Taube hereingeflattert und setzt sich auf Iwans Schulter. Der Zar ist beeindruckt und lässt die Taube in einen Käfig sperren. Er interpretiert den Vorfall als göttliches Zeichen.


Szene 3: Wünsche
Am nächsten Tag tragen alle ihre Wünsche vor:
Nikos wünscht sich seine Schwester an den Zarenhof, als Zofe für die Zarista. Er hofft, so Elenas Hochzeit mit dem Belskij Dimitri Varejev zu verhindern, oder zumindest aufzuschieben.
Chin bittet darum, dass das alte Schwert, (welches er in dem Grab fand) neu geschmiedet werden soll, Sinya wünscht die Hand und den Siegelring zurück und Artjom bittet den Zaren, sein goldenes Kreuz zu weihen.

Iwan gewährt alle Wünsche und regt eine gemeinsame Messean, die wieder einmal Stunden dauert.


Szene 4: Alltag in Moskau
Ein paar Tage später besucht Sinya Nikos in seinen Gemächern. Der Rotschopf bedankt sich bei seinem Anführer dafür, dass sich die Liebe seines Lebens bald in seiner Nähe aufhalten wird. Daraufhin beginnt eine längere Unterhaltung, bei der Nikos Sinya verspricht, dass er Elena haben könne, wenn er sich als würdig erweise. Am Ende wird die Diskussion auf ihr Werwolfdasein und den Zaren gelenkt und Nikos erklärt es wäre die höchste Form, dem Zaren zu dienen:

"Der Zar braucht Leute wie uns."

Er gibt zu, freiwillig zum Werwolf gemacht worden zu sein.


Szene 5: Der Ruf der Wildnis
Chin ist wiedermal ausserhalb der Stadt unterwegs als er eine Spur aufnimmt und ihr folgt. Diese führt ihn zu einer alten bekannten: seiner Wölfin, doch es bietet sich ihm ein Bild des Schreckens: Umringt von Menschen hängt sie an einer Wolfsangel und gibt jämmerliche Geräusche von sich. Voller Rage stürzt er sich auf die Menschen und zerfetzt sie. Nachdem er den letzen getötet hat, verwandelt er sich in einen Menschen zurück. Ein Junge, der als Späher unterwegs war und sich in einem nahen Gebüsch verstecken konnte, beobachtet alles. Er entkommt ungesehen. Chin befreit die Wölfin und bringt sie in einem sicheren Versteck unter. In den nächsten Tagen wird er immer wieder zu ihr gehen und sie pflegen.


Szene 6: Artjom und die Kirchenmänner
Artjom betet schon die ganze Woche und tut Buße. Als er eines Tages die Kirche verlassen will wird er von Sylvester abgefangen, der ihn um ein Gespräch bittet. Er befragt ihn zu seinen Visionen und ist offensichtlich beeindruckt. Der alte Erzpriester erklärt Artjom, dass er wohl gesegnet sei und sichert ihm Unterstützung und Vertrauen seinerseits und des Metropoliten zu. Er bittet darum, über weitere Ereignisse dieser Art informiert zu werden.


Szene 7: Ratsversammlung
Ein paar Tage nach den letzen Geschehnissen treffen sich alle bei einer Versammlung des Gewählten Rates, der über die Lage an der Grenze zum Gebiet der Krim-Tartaren diskutiert. Es gibt Gerüchte, dass ganze Landstriche durch die barbarischen Horden entvölkert würden, Plünderungen, Mord und Totschlag.

"Und man sagt, sie seien mehr Tier, als Mensch!"

Iwan möchte mit einem Heer in den Süden aufbrechen und diese Vorkommnisse beenden. Die Schuiskijs und die Belskijs, die - angsichts der bevorstehenden Verbindung - am Ratstisch eine neue, gemeinsame Front zu bilden scheinen, sträuben sich gegen einen derartigen Feldzug und weisen auf die Kosten hin, die sie zu großen Teilen tragen müssten. Sie sehen eine höhere politische Brisanz von Livland und dem Khanat Kasan ausgehen und regen an, dort zu handeln. Adaschow und Kurbskij weisen darauf hin, dass die Jahreszeit mit der bevorstehenden Schneeschmelze katastrophale Bedingungen für die Logistik eines Heeres biete.
Iwan wird angesichts der großen Widerworte ungehalten, doch Nikos bietet plötzlich mit einem interessanten Plan an: Er schlägt vor, mit seiner kleinen Gruppe mit kleinem Gepäck und schnellen Pferden als Vorhut zur Krim zu reiten, um die Lage auszuspähen und gezielt aus dem Hinterhalt zuzuschlagen. Im Sommer könne dann die Armee folgen. Die Männer am Tisch halten diese Idee für blanken Irrsinn, ein Selbstmordkommando, doch dem Zar gefällt der Vorschlag und er gibt an, darüber nachdenken zu wollen.

(geschrieben von einem Mitspieler)
« Letzte Änderung: 23.08.2012 | 10:40 von Megan »

Offline Megan

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #20 am: 10.07.2012 | 15:42 »
Runde 5 - Hexenwerk

Intro
Es ist früh am Morgen, Sonnenstrahlen werfen glühendrote Sprenkel auf den Altar, die sanft blickende Statue der Mutter Gottes und die Ikonen der Kirche. Vater Efrosian – ein kleiner, drahtiger Mann zündet gerade sorgsam die Kerzen für die Morgenmesse an. Das Eingangstor knarrt – „Ein früher Besucher“, denkt Vater Efrosian und wendet sich milde lächelnd um. Ein hochgewachsener Mann betritt die heilige Stätte. Seine Gesichtszüge sind markant, fremdländisch – „einer aus dem Süden – was will so einer hier?“, denkt sich Efrosian verwundert. Der Mann tritt nahe an ihn heran. Er riecht merkwürdig, irgendwie wild, wie ein Raubtier.
Er bittet um die Abnahme der Beichte. Efrosian weicht zurück, doch er ist ein Diener Gottes und  obwohl die Zeit knapp ist, will der Priester dem „verirrten Schäfchen“ die Bitte nicht ausschlagen – gerade einem wie ihm. Er lässt ihn vor dem Altar niederknien, nimmt dessen Hände in seine und betet mit ihm.
Die Taten des Mannes sind ungeheuerlich – von Mord und Totschlag ist die Rede und in Efrosian steigt langsam die Furcht auf, dass dies kein gutes Ende nehmen könnte. Als der Sünder endet, weiß der Priester kaum, welche Buße angemessen scheint, und während er noch überlegt, raunt der andere Efrosian Worte zu, Worte die fremdländisch klingen, die er nicht versteht, doch sie klingen gotteslästerlich und jagen ihm einen eiskalten Schauer über Rücken.
Dann verlässt die finstere Gestalt die Kirche und Efrosian fällt ein Stein vom Herzen. Mit zittrigen Knien hält der tapfere Priester die Morgenmesse, doch beim abschließenden Gebet hat er einen Schwindelanfall, stützt sich schwer auf die Kanzel auf. Schweiß tropft ihm von der Stirn. Er beschließt, sich von Gruscha, dem Kräuterweib ein paar Kräuterwickel zu holen und nach Hause zu gehen. Er schließt die Tore der Kirche im Händlerviertel – heute muss man ohne ihn auskommen und Gott in einem anderen Haus suchen.



Erste Szene – Guter Rat ist teuer
Die Sitzung des Großen Rates, auf der über den geplanten Feldzug gegen das Khanat der Krim-Tarataren beraten wird, endet ohne greifbares Ergebnis. Viele der mächtigen Adelsfamilien – allen voran die Schuiskis – haben kein Interesse daran, sich auf einen Krieg mit den Tartaren einzulassen, da ihre persönlichen Territorien von diesen gar nicht bedroht werden.
Iwan ist erzürnt über diesen offenen Ungehorsam, und berät sich mit Nikos über die weitere Vorgehensweise. Nikos bietet an, mit seinen Leuten noch vor der Schneeschmelze nach Süden aufzubrechen und einen Guerillakrieg gegen die Tartarentruppen zu beginnen. Der Zar ist von der Idee angetan und stimmt zu.
Als Nikos den Befehl des Zaren an die anderen mitteilt, reagieren diese höchst unterschiedlich – Chin ist begeistert, Artjom skeptisch, Sinya entsetzt.


Zweite Szene – Der Ruf der Wildnis
In den folgenden Tagen ist Nikos damit beschäftigt, den Angriff gegen die Krimtartaren zu planen.
Chin und Sinya nutzen die Atempause, um sich in der Stadt zu vergnügen. Auf einem ihrer Streifzüge offenbart Chin Sinya seine Zuneigung zu der Wölfin, die ihm auf dem Weg nach Pskow begegnet ist. Sinya, der dies als widernatürlich, gotteslästerlich und ganz einfach falsch empfindet, versucht seinen Freund eindringlich von dieser Neigung abzubringen, jedoch ohne Erfolg – Chin spielt sogar ernsthaft mit dem Gedanken, die Wölfin auf den Feldzug mitzunehmen.


Dritte Szene – Das geraubte Herz  
Auf dem Weg zum Schmied, wo Chin sein aufpoliertes Schwert abholen will, werden er und Sinya durch das Wehklagen eines Messdieners zur Hütte von Vater Jaskar geführt, dem Priester einer kleinen Kapelle im Händlerviertel. Auf dem Fussboden der Hütte liegt Jaskar, in seinem völlig zerfetzten Priestergewand in einer riesigen Blutlache – er wurde offensichtlich ermordet. Chin bemerkt an der Leiche einen ihm vertraut scheinenden Geruch, den er jedoch nicht einordnen kann.
Die beiden lassen Nikos und Artjom alarmieren, die kurz darauf ebenfalls am Tatort eintreffen, wo sich bereits eine große Menschenmenge gebildet hat. Während Chin Nikos Bericht erstattet, führt Sinya Artjom in Jaskars Kapelle. Dort erzählt er ihm zunächst einige wirre Lügengeschichten über das Gespräch zwischen ihm und dem Eremiten in Pskow, bei dem ihn der Heilige Mann angeblich vor einem auf Sinya lastenden Fluch gewarnt habe. Sinya bittet Artjom – der ja offenbar einen guten Draht zur Heiligen Jungfrau hat – ihn von dem Fluch zu befreien. Obwohl Artjom zunächst mehr als skeptisch ist, unternimmt er schließlich einen halbherzigen Versuch um seinen Kameraden nicht zu enttäuschen, doch just als er ihm die Hände auflegt, betritt Nikos die Kirche. Nach einigen peinlichen Erklärungsversuchen kehren alle drei zurück zur Hütte des Priesters.
Dort hat in der Zwischenzeit einer der Schaulustigen inzwischen festgestellt, dass Jaskars Herz verschwunden ist. Eine Abteilung der Stadtwache erreicht den Tatort, bei ihrem Kommandanten handelt es sich unglücklicherweise um Pawel Pawlowitch, der von Chin auf der Hochzeit des Zaren verprügelt wurde. Sofort bricht ein Streit zwischen den beiden aus, aber gerade als Pawel den Befehl gibt, Chin zu verhaften, erscheinen dessen Gefährten. Nikos weist die Stadtwache hochmütig in ihre Schranken und befiehlt dem Messdiener, dem toten Priester ein angemessenes Begräbnis zu verschaffen.


Vierte Szene – Kräuter und Dämonen
Chin und Sinya begeben sich anschließend zum Kräuterweib Gruscha. Vor deren Hütte begegnen sie einem Priester, der offenbar ebenfalls die Dienste des Kräuterweibs benötigte. Er mustert Chin angstvoll, als hätte er den Teufel gesehen, und sucht dann hastig das Weite.
Die beiden messen dem keine große Bedeutung bei, drängeln sich vor die anderen bereits wartenden Besucher und betreten Gruschas Behausung. Sinya bittet das Kräuterweib, ihn von seinem Fluch zu befreien, gibt jedoch auf ihre Fragen zu weiteren Einzelheiten nur sehr ausweichende Antworten. Schließlich wirft Gruscha eine Handvoll Staub über Sinyas Kopf der merkwürdigerweise nicht auf ihm liegen bleibt. Dann streicht sie ihm mit der von Staub und Spucke benetzten Hand über die Stirn, wo ein umgedrehtes Pentagramm zurückbleibt.
Die Frau bestätigt daraufhin, dass Sinya tatsächlich verflucht ist – seine Seele gehört dem Teufel. Sinya ist völlig erschüttert, zumal Gruscha erklärt, dass sie ihm nicht helfen kann. Seine einzige Chance wäre es, mit dem Teufel zu verhandeln.
Nachdem Chin noch einige Kräuter für die Reise nach Süden erworben hat, verlassen die beiden die Hütte.


Fünfte Szene – Drei Freunde müsst ihr sein
Sinya ist ratlos, wie er den Fluch brechen soll. Chin zieht ihn damit auf, dass niemand einfach so mit dem Teufel verhandeln kann. Eins kommt zum anderen, und Sinya wettet mit Chin, dass er sehr wohl in der Lage ist, den Teufel herbeizurufen. Dazu benötigt er aber die Hilfe des Mongolen. Der schlägt ein, sicher die 10 verwetteten Rubel so gut wie in der Tasche zu haben.
Da zur Beschwörung des Leibhaftigen drei Personen nötig sind, locken die beiden in der kommenden Nacht den ahnungslosen Artjom unter einem Vorwand in eine ehemalige Folterkammer des Kreml. Als Artjom begreift, was die anderen vorhaben, versucht er sie zunächst davon abzubringen, willigt am Ende aber doch ein, bei dem Ritual teilzunehmen, da er Sinya helfen möchte.
Sinya führt die Beschwörung durch, kurz darauf ertönt in dem angrenzenden Korridor das Klappern eines Gehstocks, dann betritt eine in einen schwarzen Kapuzenmantel gehüllte Gestalt die Kammer. Sie spricht Sinya mit einer weiblichen Stimme an – es handelt sich nicht um den Teufel selbst, sondern um eine seiner Dienerinnen. Sie bestätigt, dass Sinyas Seele dem Teufel gehört, da Sinyas Mutter sie ihm einst verkauft hat. Er kann sich nur von dem Handel lösen, wenn er der Hölle etwas sehr Wertvolles dafür bietet – und das wird sehr schwierig, da Sinyas Seele sehr dunkel und dadurch sehr wertvoll ist. Sinyas ohnmächtige Wut quittiert die Dienerin nur mit einigen hämischen Bemerkungen, dann verschwindet sie.
Die drei entsetzten Beschwörer verstreuen sich fluchtartig, Sinya nach Hause, Chin aus der Stadt und in den Wald, Artyom in die Kapelle des Kreml.


Interlude
Neumond über Moskau: Die Gassen sind in Finsternis getaucht. Aus den Schenken schallt rauher russischer Männergesang und Gelächter. Eine dunkle Gestalt macht sich am hinteren Tor einer Kirche in der Arbatstraße zu schaffen und schlüpft hinein. Im Inneren ist es dunkel und ruhig.
Die Gestalt tritt an das Becken mit dem Weihwasser und zieht einen Beutel unter ihrem Umhang hervor. Eine dunkle Flüssigkeit tropft zäh von ihm herunter auf den hölzernen Boden und in das Becken. Die Gestalt greift in den Beutel und zieht drei ölig glänzende Klumpen daraus hervor. Legt sie nacheinander in das Wasser. Sie beugt sich darüber und spricht mit tiefer rauher Stimme – fast nur ein Flüstern. Es klingt beinahe wie ein Gebet, aber falsch. Die nahegelegenen Ikonen an den Wänden färben sich schwarz, als würden sie schwelen. Das Wasser beginnt zu dampfen, die Klumpen lösen sich auf. Die Gestalt zieht einen mit merkwürdigen Zeichen überzogenen Schlauch aus ihrem Mantel und schöpft das Wasser hinein.
Sie geht Richtung Tor. Von ihren Händen tropft das Wasser. Wo es auf den Boden trifft, züngeln Flammen empor.

Eine Viertelstunde später steht die Kreuzerhöhungskirche im dicht besiedelten Händlerviertel in Flammen.


Sechste Szene – Der große Brand von Moskau
In der nächsten Nacht gerät die große Kirche im Händlerviertel in Brand, und das Feuer greift rasch auf weite Teile der Stadt über. Als Nikos hiervon erfährt, eilt er sofort zum Zaren, dieser ist jedoch vor Schreck wie erstarrt und zu keinem klaren Gedanken fähig. Er verlangt nach dem Metropoliten und Nikos schickt den ebenfalls hinzukommenden Artyom los, um diesen zu suchen. Artyom hat jedoch ein ganz anderes Problem – sein Körper fühlt sich an als würde er in Flammen stehen. Schließlich begreift er, dass er die Hitze spürt, der sämtliche Ikonen der Stadt ausgesetzt sind, und dass er so viele wie möglich von ihnen retten muss. Er begibt sich zum Tschudowkloster, wo er zunächst einen Mönch vor dem Feuer rettet und dann einige der Gottesbilder in Sicherheit bringt.
Sinya hilft währenddessen bei der Brandbekämpfung im Händlerviertel und gerät bei der Rettung einer in einem brennenden Haus eingeschlossenen Familie in Lebensgefahr.
Chin, der kurz zuvor den Geruch aus dem Haus des ermordeten Priesters wieder gewittert hat, spürt dass sein Freund in Gefahr ist und verlässt die Fährte um diesem zu helfen.
Nikos koordiniert währenddessen vom Kreml aus die Brandbekämpfung, Iwan ist dabei mehr Last als Unterstützung. Als die Flammen über die Festungsmauern dringen, lässt Nikos des Zaren aus der Stadt in Sicherheit bringen.
Das Feuer zerstört mehrere Stadtviertel, auch Teile des Kreml fallen der Katastrophe zum Opfer, bevor der Brand gelöscht werden kann.

In der Nikon-Chronik heißt es:
„Das Feuer erlosch in der dritten Morgenstunde. Gott bestrafte uns für unsere Sünden, weil sie so zahlreich geworden waren, und er verschonte auch die Reliquien der Heiligen undzahlreiche Kirchen nicht. In einer einzigen Stunde starben siebzehnhundert Männer und Frauen, dazu noch unzählige kleine Kinder in Häusern und Gärten. Denn Gott in seinem unfehlbaren Urteil bringt uns durch Feuer und Hunger und Pest und Krieg zu reuiger Einsicht.“


(Quelle: Nikita Romanow, Robert Payne; Iwan der Schreckliche; 1. Auflage;Knaur Verlag, München, 1975, S.72)

Siebte Szene – Auf dem Sperlingshügel
Am nächsten Morgen treffen sich die vier Gefährten im Kreml wieder. Alle sind völlig erschöpft von den Anstrengungen der Nacht. Sie erfahren dass der Zar sich in seinen Palast auf dem Sperlingshügel vor den Toren Moskaus geflüchtet hat, und nach ihnen verlangt.
Trotz ihrer Müdigkeit brechen sie sofort dorthin auf, und auf dem Weg rätselt Nikos laut darüber, wofür Gott die Stadt so schrecklich gestraft haben mag. Die anderen befürchten insgeheim, dass dies mit ihrer Teufelsbeschwörung zusammenhängen könnte, schweigen aber aus Angst vor Nikos‘ Zorn.
Nachdem sie am Stadtrand einige Plünderer hingerichtet haben, erreichen die Leibgardisten des Zaren den Sperlingshügel. Iwan empfängt sie in seinem Gemach, er ist nach wie vor nervlich am Ende. Sein Beichtvater Sylvester ist bei ihm und versucht ihn zu beruhigen. Als Artyom die geretteten Ikonen präsentiert, unter denen sich einige sehr wertvolle Exemplare (etwa die Ikone der Heiligen Jungfrau von Wladimir) befinden, hellt sich die Stimmung des Zaren etwas auf, doch er hadert nach wie vor mit Gott, da er dessen Wege nicht verstehen kann. Sylvester beginnt daraufhin mit einer Tirade gegen den Verfall der Sitten in Moskau im Allgemeinen, und gegen Sinya und Chin im Besonderen.
Die Situation droht zu eskalieren, als Sinya sich zu der These versteigt, der Brand sei gar keine Strafe Gottes gewesen, sondern ein Zeichen für die Wiedergeburt Russlands unter dem Zaren ("Wie ein Phoenix aus der Asche"). Sylvester ist außer sich über diese Blasphemie, doch Iwan schickt alle Anwesenden nach draußen, bevor es zu Handgreiflichkeiten komme kann.


Achte Szene – Das Gottesurteil
Am nächsten Tag tritt der Große Rat im Palast auf dem Sperlingshügel zusammen, um über die Situation zu diskutieren. Das Volk von Moskau macht für den Brand offenbar die „Serdetschniki“ verantwortlich, einen schattenhafte Kult, welcher den Menschen die Herzen raubt, sie in Wasser einlegt, und daraus magisches Feuer erzeugt. Es wurde angeblich ein tatarischer Reiter gesehen, der Wasser auf die Dächer der Häuser geschüttet hat, die kurz danach in Flammen aufgingen. Man glaubt auch, dass die im bei der Bevölkerung verhasste Familie Glinski mit den Serdetschniki gemeinsame Sache macht. Zu allem Überfluss ist auch noch ein Zeuge aufgetaucht, der die Verwandlung von Chin von einem Wolf in einen Menschen beobachtet hat, nachdem dieser die Fallensteller im Wald zerfleischt hat.
Auch über Sinya, der als Rothaariger immer ein guter Sündenbock ist, kursieren wilde Gerüchte, da er mehrfach in Begleitung von Chin gesehen wurde.

"Um diese Zeit lebten Fürst Michail Glinskij und seine betagte Mutter auf ihren Gütern in Rschew und waren nicht zu erreichen. Aber Michails Bruder Juri, der vor kurzem in Moskau angekommen war, [...] wurde erkannt und flüchtete in die (Uspenski-)Kathedrale, doch die wogende Menge drängte ihm nach, tötete (steinigte) ihn und schleppte seine Leiche triumphierend zur Hinrichtungsstätte auf dem Platz vor dem Kreml, wo jedermann ihn sehen konnte. [...]
Dann wandte sich das erregte Volk gegen die Mitglieder seines Hauses, seine Bediensteten und Gefolgsmänner, hetzten sie zu Tode und plünderten alles, was von dem Besitz der Glinskijs den Brand überstanden hatte.
Plötzlich verbreitete sich das Gerücht, die Fürstin und der Fürst Michail hielten sich in Iwans Palast auf den Sperlingshügeln verborgen, und zugleich hieß es, die Glinskijs stünden in geheimer Verbindung mit den Tataren, die ihre Zelte an der Südgrenze aufgeschlagen hätten und einen Einfall in Russland planten. Die Hexe und ihre Sippschaft mussten um jeden Preis unschädlich gemacht werden. Bewaffnet mit dem, was ihnen gerade in die Hände fiel, stürmten die Leute auf den Sperlingshügel."


(Quelle: Nikita Romanow, Robert Payne; Iwan der Schreckliche; 1. Auflage;Knaur Verlag, München, 1975, S.74)

Während der Sitzung des Rates zieht ein wütender Mob von Moskau her vor den Palast und fordert die Herausgabe der Glinskis, Chins und Sinyas. Alle Beschwichtigungsversuche scheitern, und schließlich bietet Sinya dem Zaren an, allein nach draußen zu gehen und sich dem Pöbel zu stellen. Iwan zögert, doch Sinya überzeugt ihn, dass es sich dabei um ein Gottesurteil handelt.
Nachdem Iwan eine entsprechende Erklärung an sein Volk abgegeben hat, verlässt Sinya die Festung. Die Menge steinigt ihn und nach kurzer Zeit sinkt er zu Boden – offenbar tödlich getroffen. Doch gleich darauf erhebt er sich wieder, wodurch der Mob ins Zweifeln gerät. Iwan gelingt es dadurch, die Menschen zur Rückkehr in die Stadt zu bewegen.

(geschrieben von einem meiner Mitspieler)

[gelöscht durch Administrator]
« Letzte Änderung: 10.07.2012 | 16:26 von Enkidi Li Halan »

Offline Dragon

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #21 am: 10.07.2012 | 17:19 »
Ich hab letztens bei unserer Runde auch mal so eine Bildergalerie raus gegeben um zu sehen wie das ankommt und es wurde sehr gut aufgenommen, danke für die Idee  :d

Offline Megan

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #22 am: 23.08.2012 | 12:37 »
Runde 6 - Auf Pferden in Richtung Hölle


Szene 1: Der Tod zieht umher (Teil 1)
Vor der Stadt Tula, Gegenwart:
Die Gruppe reist Richtung tartarischer Grenze und kommt nach einer Woche in die kleine Stadt Tula. Der Wächter an den Palisaden ist gerade damit beschäftigt, die schweren Holztore zu verriegeln, als er hinter sich ein Knirschen im Schnee vernimmt und erschrocken zusammenfährt. Die Schergen des Zaren reiten in ihren dunklen Roben durch die Nacht, in ihrem Tross ein schwarzer Schlitten der von gedimmten roten Laternen schwach beleuchtet wird. Nikos befiehlt dem sichtlich eingeschüchterten Mann, sie einzulassen. Sie passieren das Stadttor. Chin wirft einen Blick auf sein neu geschmiedetes Schwert und erinnert sich zurück ...


Szene 2: Von Huren und Handwerkern
Moskau, 2 Tage nach dem Aufstand am Sperlingshügel:
Chin hat den Sperlingshügel verlassen und befindet sich im Händlerviertel, das bis auf das Bordell vollständig abgebrannt ist. Es ist inzwischen zu einer Art Pilgerstätte der Gläubigen geworden: die einen halten es für ein Zeichen Gottes, dass das Freudenhaus stehen geblieben ist, die anderen vermuten das exakte Gegenteil, nämlich dass der rothaarige Hexer, der im Bordell verweilte das Haus mit einem dämonischen Pakt oder schwarzer Magie geschützt hat.
Chin betritt das Bordell, das Sinyas und seine Unterkunft in den letzten Monaten war, um einige Sachen mit zum Sperlingshügel zu nehmen. Im Schankraum trifft er auf die Hure Alyona, der er einst seine Syphilis verdankte. Chin unterhält sich kurz mit ihr, doch da er nicht so gut auf sie zu sprechen ist entbrennt ein hefiges Streitgespräch zwischen den beiden. Dies bringt die Prostituierte dazu Sinya und Chin kurzerhand des Bordells zu verweisen. Chin macht sich wutentbrannt Richtung royaler Schmiede auf.

Während er durch die Gassen streift merkt er plötzlich, dass er von einem jemanden verfolgt wird und beschließt kurzerhand einen Hinterhalt zu legen. Chin ist überraschend, als er einen kleinen Jungen zu Boden ringt. Dieser scheint vor allem hungrig zu sein und folgte Chin deswegen. Als Chin ihn loslässt, damit er sich beruhigen kann fragt er den Mongolen ob er ein Krieger sei. Chin erklärt, dass er zur Leibgarde des Zaren gehöre. Der Straßenjunge will das Kämpfen von Chin erlernen, aber Chin macht dem Jungen klar, dass er dazu keine Lust hat, gibt ihm aber die Weisheit mit auf den Weg, der auch er sein Leben lang folgte: Er solle niemals schwäche Zeigen, und sich von Niemanden etwas vorschreiben lassen. Er ist sich jedoch nicht sicher, ob der Bursche seinen Rat tatsächlich verstanden hat und gibt ihm etwas Geld für Brot. Dann macht er sich weiter auf den Weg Richtung Iwan, dem Schmied.
Dort angekommen inspiziert er das Schwert und unterhält sich mit Iwan. Der Schmied wundert sich, wie Chin an ein Schwert des Deutschen Ordens kommt und gibt ihm noch mit auf den Weg, dass er das Schwert nur für rechte Zwecke einsetzen solle.


Szene 3: Der Tod zieht umher (Teil 2)
Tula, Gegenwart:
Die Gruppe betritt Tula und wird vom Wächter zum kleinen Kreml der Stadt begleitet. Der Weg führt am Dorfplatz vorbei, wo mehrere Menschen und Wolfsleichen  
an einem Galgen baumeln. Man hat ihnen die Gliedmaße abgetrennt. Auf Nachfrage erzählt ihnen der Wachmann, dass es sich bei den Leichen um Werwölfe handle. Diese wurden von der Frau des Statthalters beim Verwandeln gesehen. Ihr Mann habe später die Geschichte bestätigt. Die Gruppe lässt Vorsicht walten und reitet weiter in Richtung Kreml. Sie sind sich ziemlich sicher, dass es sich vermutlich nicht wirklich um Werwölfe handelt, insbesondere bei den Wölfen. Nur Sinya scheint einen von ihnen zu erkennen, einen Mann namens Viktor, teilt dies aber der Gruppe noch nicht mit.
Beim Statthalter im Kreml angekommen, bereiten seine Frau und die Magd den nächtlichen Besuchern ein spätes Mahl zu. Nikos horcht Demjan Felixowitch über die Werwölfe aus und erfährt, dass nur einer tatsächlich dabei gesehen wurde, wie er sich verwandelte, nämlich Viktor, der Messdiener des Priesters war und nicht in Tula geboren ist. Nach dem Essen nimmt sich Chin ein großes Stück Schinken und sagt er wolle sich die Füße vertreten. Als Nikos seine Gabel in ein blutiges Stück Fleisch sticht, steigen auch ihm längst vergangene Gedanken in den Kopf ...


Szene 4: Familienbande
Moskau, kurz nach dem großen Brand:
Nikos speist in seinen Gemächern am Zarenhof in Moskau, als die Tür rabiat aufgestoßen wird und Igor Schuiskij, Nikos Vater wutentbrannt hereingestürmt kommt. Es folgt ein lauter Streit wegen der Versetzung von Elena, Nikos Schwester. Sein Vater wirft ihm vor, mit dieser Aktion den Zusammenschluss zwischen den Häusern Schuiskij und Belskij unterbunden zu haben.
Es kommt zu einem Handgemenge, das Nikos mit Hilfe seines Dolches auflösen kann. Sein Vater wirft Nikos außerdem vor, nicht genug an seine Familie  zu denken, und führt an, Blut sei schließlich dicker als Wasser. Nikos weist darauf hin, von seinem Vater immerhin verstoßen worden zu sein - ob er denn nun sein Sohn sei, oder nicht. Wutentbrannte verlässt das Oberhaupt der Schuiskijs daraufhin den Raum und kündigt an, das letzte Wort sei noch nicht gesprochen. Nikos stimmt seinem Vater mit leiser Stimme zu.


Szene 5: Ein Geständnis (Teil 1)
Kreml von Tula, Gegenwart: Nikos unterhält sich mit Sinya und erfährt, dass dieser Viktor früher einmal gekannt habe. Als er sich danach auf den Weg nach draußen macht, entdeckt er Chin, der sich gerade am hinteren Teil des Schlittens zu schaffen macht. Er sieht nach, was Chin dort tut ...


Szene 6: Die Teufel, die ich rief
Sperlingshügel, einen Tag nach dem Aufstand:
Sinyas Zustand verschlechtert sich nach der Steinigung von Stunde zu Stunde. Wenn er sich verwandeln könnte, würden seine Wunden schnell heilen. (Fakt durch SL etabliert: die übernatürliche Regeneration funktioniert nur in Wolfsgestalt). Sinyas Freunde haben sich um das Bett ihres Bruders versammelt und wollen ihm in diesen Stunden beistehen, als sie auf dem Flur das Klopfen eines alten Gehstocks hören, ein Geräusch, das Artjom und Chin aus der Nacht vor dem Brand vom Moskau noch sehr genau bekannt ist.
Als die Schreiberin des Teufels den Raum betritt machen sich die beiden kampfbereit, was die Besucherin nur müde belächelt. Sie jedoch bietet, über einige Umwege an, Sinya zu retten. Nikos, der die Frau nicht kennt, ist irritiert und fordert eine Erklärung. Im Laufe des Gesprächs kommt heraus was Artjom, Chin und Sinya in letzter Zeit so getrieben haben: Die Grabschändung aber auch die Beschwörung der Schreiberin kurz vor dem Brand. Sie schicken die Schreiberin weg und hoffen, dass sich der Heilungsprozess auch so vollziehen kann.
Chin allerdings glaubt nicht daran und begibt sich daraufhin in den Moskauer Wald um erneut die Schreiberin zu rufen. Um seinen Freund zu retten, willigt Chin in einen Pakt ein: Eine Verwandlung Sinyas in Wolfsgestalt bis Sonnenaufgang, im Gegenzug für eine Verwandlung Chins in Wolfsgestalt, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang zu einem von der Schreiberin bestimmten Zeitpunkt.

Nikos und Artjom bereiten zur gleichen Zeit ein Gebet für Sinya vor. Nikos bittet sogar den Zaren darum die Ikone in das Krankenzimmer bringen zu lassen, woraufhin der Zar beschließt, eine Weile mit ihnen zu beten. Als Sinya sich dann tatsächlich verwandelt halten dies alle für ein Zeichen von Gott.

Sinya hat während der Verwandlung schreckliche Träume:

Er liegt auf dem Boden, in einer Pfütze aus Dreck und geschmolzenem Schnee. Die anderen haben einen Kreis um ihn gebildet, lachen und spotten. Nennen ihn einen Schwächling. Victor tritt ihm in die Seite, die anderen johlen vergnügt. Er bekommt kaum Luft. Alles tut weh. Blut tropft ihm aus der Nase und fällt in den Schnee.
Da treten sie zur Seite und er sieht schwarze Stiefel vor sich, und den hünenhaften Mann, zu dem sie gehören. Sein Blick ist kalt. „Steh auf“, befiehlt der Riese. Doch er kann sich nicht bewegen. Ist wie gelähmt. „Steh auf!“ ruft der Mann, und rammt ihm seinen Stock in die Seite. Er jappst nach Luft, sieht Sterne. Der Schmerz ist fürchterlich. „Steh endlich auf, Ansin!“
Und er murmelt „Ja, Meister“.
Und wacht auf.

Sinya erwacht und flüstert Nikos leise zu, dass er ihn irgendwann stolz machen werde. Nachdem Sinya wieder eingeschlafen ist sagt Nikos leise, dass dies niemals passieren werde.


Szene 7: Das Geständnis (Teil 2)
Tula, Hof vor dem Kreml, Gegenwart:
Nikos erblickt Chin wie er die Wölfin, die er im Schlitten versteckt hat füttert. Auch er versucht Chin davon zu überzeugen, dass seine Beziehung zu einer Wölfin nicht natürlich sei. Aber so sehr Nikos auch auf ihn einredet, gibt Chin einfach nicht nach. Vielmehr versucht er Nikos klar zu machen, wie er sich fühlt und konfrontiert ihn mit den Gefühlen die auch er während der Verwandlung haben müsse. Chin:

"Ich wäre lieber ein Wolf. Timur hat gesagt, unsere beiden Formen seien eins."

Auch Chins Fehlverhalten der letzten Wochen wird thematisiert, wo Chin endlich zu seinen Fehltritten steht und Nikos davon ausführlichst berichtet. Zu guter Letzt kann Chin seinen Rudelführer davon überzeugen, sich zumindest so lange um die Wölfin zu kümmern bis es ihr wieder besser geht. Als Nikos den Hof verlassen will murmelt er, dass die ganzen Fehltritte sein Verschulden wären, da er nicht mit gutem Beispiel vorangegangen sei. Chin versichert Nikos, in ihn immer noch als Vorbild zu sehen und er hoffe, eines Tages nur halb der Mann zu werden, der dieser jetzt sei.


Szene 8: „Tot sind sie mir lieber“
Es ist tiefe Nacht und alle haben sich zur Ruhe gebettet. Artjom, vom vielen Bier, noch einmal herausgetrieben, steigt die Treppe hinab, um in den Hof zu gelangen. Er passiert gerade die verschlossene Tür der Stube, als er dahinter die aufgeregten Stimmen vom Statthalter und dessen Frau hört. Kurzerhand lauscht er dem Gespräch. Sie berichtet, dass sie unter die Plane des Schlittens geblickt und eine Wölfin gesehen habe. Beide kommen nun dem Rudel auf die Schliche und sind überzeugt Werwölfe unter ihrem Dach zu haben.
Der Statthalter beschließt die wehrhaften Bürger zu versammeln und macht sich mit seiner Pike auf ins Dorf. Artjom handelt kurzentschlossen, fängt aus seinem Versteck den Mann ab und meuchelt ihn mit einem Dolchstoß direkt ins Herz. Danach schleift er Felixowitch zum Galgenplatz und trennt ihm, wie bei den anderen Gehängten, die Gliedmaßen ab und hängt ihn auf.
Um die Frau des Statthalters zum Schweigen zu bringen kehrt der blutüberströmte Artjom zum Kreml zurück. Er befiehlt ihr, den Leuten des Dorfes zu erzählen, ihr Mann habe sich auch in einen Werwolf verwandelt. Sollte sie sich nicht an diese Abmachung halten, werde er auch sie umbringen. Artjom begibt sich danach in aller Seelenruhe ins Bett und lässt die zutiefst eingeschüchterte Frau mit ihren Sorgen alleine.

Der nächste Tag beginnt für den Rest der Gruppe mit einem normalen Frühstück. Nur Artjom wacht später auf und erzählt der Gruppe beiläufig, was er gestern Abend mit dem Statthalter gemacht hat. Die Gruppe beschließt das Dorf sofort zu verlassen bevor sie einen wilden Mob heraufbeschwören. Die Menschen beobachten sie aus ihren Häusern heraus, als sie zum großen Tor reiten. Beim Anblick der geschändeten Leiche des Statthalters reagiert vor allem Sinya schockiert:

"Warum hast du uns nicht einfach gewarnt, und wir hätten noch nachts Tula verlassen. Du hättest ihn nicht umbringen müssen."

Artjom gibt zu, dass ihm diese Möglichkeit nie in den Sinn kam.


(geschrieben von Normos)



« Letzte Änderung: 23.08.2012 | 13:18 von Megan »

Offline Megan

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #23 am: 11.09.2012 | 15:46 »
Anmerkung: Die Szenen dieser Runde wurden fast alle von den Mitspielern vorbereitet und auch geleitet. Jedem wurde ein Spieler zugeteilt, für den er sich eine Szene überlegen und wenn er wollte auch leiten durfte. Wir sind nicht ganz fertig geworden - die letzte Szene folgte am nächsten Spielabend. Sinn und Zweck: Weniger Vorbereitungsaufwand für mich, Auflockerung der klassischen Reise-Struktur, Gelegenheit für die erzählwütigen Spieler, sich mal wieder richtig auszutoben. Positiver Nebeneffekt: Man hat sich mal intensiv mit dem Charakter eines Mitspielers auseinandergesetzt.


Runde 7 - Szenen einer Reise

Erste Szene - Wieder unterwegs
Nach den düsteren Ereignissen in Tula setzen die Wölfe des Zaren ihre Reise eilig fort, um Abstand zwischen sich uns das Dorf zu bringen. Nach drei Tagen setzt Tauwetter ein; der Schnee schmilzt und von Süden her weht ein lauer Wind, der vom Frühling kündet.
Die angenehmen Temperaturen haben allerdings auch ihre Nachteile: der Schnee unter den Kufen des Schlitten wird erst zu Matsch, dann schleift er über blankes Erdreich. Schließlich tritt das Unvermeidliche ein: Eine der Achsen bricht und der Schlitten bleibt liegen.
Ein provisorisches Lager wird errichtet; Nikos schickt Chin los, um in der Umgebung nach einem Dorf zu spähen.

Zweite Szene - Feuer der Vergangenheit
Chin reitet fast eine Stunde, aber weit und breit ist nur die endlose russische Einöde zu finden. Da entdeckt er am Horizont plötzliche eine Rauchsäule, die aus einem Waldstück hochsteigt. Vorsichtig pirscht er sich an und erreicht eine Lichtung in dem dunklen Gehölz. An einem kleinen Flusslauf liegt eine von einer hölzernen Palisade umgebene Befestigungsanlage. Die Niederlassung ist überschaubar: Eine Handvoll gedrungener Hütten, überragt von einem einzelnen, dreistöckigen Wachturm. Der Rauch hat seinen Ursprung irgendwo hinter der Palisade, also schleicht sich Chin vorsichtig an. Das Eingangstor steht offen; keine Menschenseele ist zu sehen, kein Laut dringt an Chins Ohr. Im Zentrum der Niederlassung stößt er auf einen großen Scheiterhaufen auf dem die verstümmelten Leiber von etwa zehn Menschen schwären.
Mit gezogener Waffe durchstöbert Chin die Häuser, trifft aber nirgendwo auf Überlebende. Überall stößt er auf Kampfspuren, offenbar wurde die Siedlung überfallen und geschleift. Als er neben dem Scheiterhaufen einen Pfeil mit einer auffälligen Fiederung entdeckt, erlangt er Gewissheit: Der Pfeil gehört seinem alten Kampfgefährten Suren Vachir, dem Anführer einer Kosakentruppe mit dem er und Sinya einige Zeit herumgezogen sind.
Plötzlich hört Chin ein Geräusch vom Waldrand. Ein vermummter Reiter nähert sich dem Fort. Chin geht in Deckung, legt einen Pfeil auf den Bogen und wartet, bis der Reiter den Palisadenzaun erreicht hat. Dann springt er aus seinem Versteckt und stellt den Fremden zur Rede.
Wie sich herausstellt handelt es sich bei dem Reiter ebenfalls um einen alten Bekannten: Jaromir der Geier gehörte ebenfalls zu der Kosakentruppe. Er ist an diesen Ort zurückgekehrt um einen Teil der Beute zu holen, die er für sich vergraben hatte.
Chin fragt Jaromir unsanft darüber aus, was in der Siedlung vorgefallen ist. Für die Kosaken war der Raubzug wohl einfach und ertragreich. Als Chin Jaromir offenbart, dass er jetzt im Dienst des Zaren steht, ist dieser schockiert. Er versucht, Chin dazu zu überreden, mit ihm zu Suren zu reiten und ein freies Leben ohne Verpflichtungen zu führen. Immerhin sei der Schwur, den Chin Suren gab, älter und gewichtiger als der, den er dem Zaren schwor. Chin antwortet darauf nur: „Ich bin der Scharfrichter des Zaren, es ist meine Aufgabe, Leute wie euch zu töten. Außerdem habe ich jetzt eine Frau, um die ich mich kümmern muss.“
Damit schickt er Jaromir fort, lässt ihm aber das Leben.

Dritte Szene - Erkenntnisse
Zurück im Lager berichtet Chin, was vorgefallen ist. Nikos tadelt ihn scharf dafür, dass er den Verbrecher laufen ließ. Dank Chins meisterlichen Fähigkeiten der Holzbearbeitung gelingt es auch, den Schlitten zu reparieren. Noch ein paar Tage wird er seinen Zweck erfüllen, doch dann wird kein Weg mehr daran vorbeiführen, allein auf die Pferde umzusteigen.
Am Abend spricht Sinya Nikos auf Artjoms Gräueltaten in Tula an. Nikos hält daraufhin eine Ansprache: Auch wenn Artjom seine Tat ausübte, um das Rudel zu schützen, hätte er diese Entscheidung nicht alleine treffen dürfen. Er betont, wie wichtig die Gemeinschaft für das Überleben des Rudels ist und vergleicht dies auch mit der Situation, in der sich ganz Russland im Moment befindet: Wer nicht gemeinsam und einig handelt, ist schwach. Tatsächlich gesteht Nikos sein versagen in dieser Hinsicht ein, dass es ihm bislang nicht gelungen ist, das Rudel so zu führen wie es angemessen gewesen wäre. Er betont nachdrücklich, dass er in Zukunft solch einzelgängerisches Verhalten nicht mehr dulden und hart bestrafen wird.

Vierte Szene - Rückblicke
Später am Abend denkt Nikos zurück an die letzten Stunden vor Aufbruch aus Moskau. Er saß in seinem Gemach und traf letzte Vorkehrungen für die anstehende Reise zur Krim, als es an der Tür klopfte. Elena, seine Schwester, trat ein, in Begleitung eines anderen Mädchens (Marfa) das sie aber anschickte, draußen zu warten. Es war das erste Mal, seit Nikos Elena nach Moskau an den Zarenhof holen ließ, dass die beiden sich unter vier Augen sahen.
Elena sprach ihn auf den Besuch ihres Vaters an; er war außer sich und voller Zorn auf Nikos, da er versucht hatte, die Hochzeit mit den Belskis zu verhindern. Auch Elena war enttäuscht von Nikos’ Verhalten: Eine Allianz mit den Belskis wäre eine bedeutende Chance für die Shuiskis. Auch wenn Elena Nikos arg zusetzte, verteidigte er seine Linie und den Zaren dennoch aufs Schärfste.
Um etwas Anspannung aus dem Gespräch zu nehmen lenkte Elena dann auch ein anderes Thema. Sie erkundigte sich nach Sinya, den sie auf dem Hochzeitsball des Zaren kennen gelernt hatte. Das verbesserte Nikos’ Laune nicht gerade und er wich ihren Fragen geschickt aus. Elenas Mine bliebt sorgenvoll; erneut bat sie Nikos, nicht zur Krim zu reiten. Niemand bei Hof würde diesen Befehl des Zaren verstehen, vier Reiter gegen die Tartaren zu schicken. Selbst Adaschov sei dagegen. Nikos beharrte darauf, dass die Reise eine Notwendigkeit sei. Daraufhin gab ihm Elena ein aufklappbares Amulett mit einem Bild von Elena, Fjodor und Nikos darin mit der Bitte, es fortan immer zu tragen.

Fünfte Szene - Verpflichtungen
Sinya stört schließlich Nikos’ Gedankengänge und setzt sich zu ihm ans Feuer. Er greift noch einmal die Themen von Nikos’ Ansprache auf und fragt ihn nach den Prioritäten der Bande: Was hat Vorrang, der Schwur an den Zaren oder die Verpflichtungen des Rudels? Was ist mit den familiären Banden des Einzelnen? Was wäre, wenn der Zar befehlen würde, einen aus dem Rudel zu töten, welche Verpflichtung hätte mehr Gewicht?
Im Verlauf des Gesprächs erzählt Sinya auf eine Frage von Nikos hin auch, wie er angeblich zum Werwolf wurde: er sagt, er sei schon immer so gewesen, dass er der 13. Sohn eines Königs unter den Werwölfen sei, und sein Vater ihn fortgeschickt habe, um in der Welt sein Glück zu suchen.

Sechste Szene - Schuld und Vergebung
Am folgenden Tag ist der Schlitten wieder funktionstüchtig und die Reise kann fortgesetzt werden. Gegen Nachmittag des darauf folgenden Tages kommt es unterwegs zu einer Begegnung mit einem Mönch. Er ist zu Fuß unterwegs und berichtet, dass Wölfe seinen Esel gerissen hätten und er nur mit knapper Not selbst dem Tod entkommen sei. Sein Name ist Kirill; er ist Ikonenmaler und unterwegs zum nahe gelegenen Nikitinski-Kloster, wo er eines der kostbaren Gemälde restaurieren soll. Kirill ist nicht mehr der Jüngste du schwer beladen, daher bittet er darum, dass ihn einer der Reiter zum Kloster bringen möge, da der Weg dorthin zu Fuß recht beschwerlich sei. Nikos weist Artjom an, der Bitte des Mönches Folge zu leisten. Er soll dann später wieder zur Gruppe stoßen, wenn sie das Nachtlager errichtet haben.
Unterwegs fragt Kirill Artjom ein wenig darüber aus, was sie in die Gegend bringt und wohin sie reisen. Auch will er wissen, wie es um den Glauben des jungen Mannes steht. Im Verlauf des Gesprächs wird klar, dass Kirill ein sehr strenges Gottesbild hat, weniger vergebend denn alttestamentarisch.
Nach einem halbstündigen Ritt gelangen die beiden an eine Kreuzung, von der ein Weg in Richtung eines Dorfes führt, der andere hinauf zum Kloster. An einer knorrigen Eiche hängt ein Eisenkäfig, darunter liegen Knochen und Unrat. Aasvögel haben sich versammelt. In dem Käfig regt sich eine in Lumpen gehüllte Gestalt und ruft die Neuankömmlinge zu sich. Kirill warnt Artjom davor, sich zu nähern. Er sagt, das sei ein Mörder, der von den Dorfbewohnern zum Tode verurteilt wurde und hier im Käfig verhungern oder erfrieren soll. Erneut verfällt er in eine Moralpredigt, die keinen Platz für Vergebung lässt; es scheint ihn mit Genugtuung zu erfüllen, dass Sünder wie der im Käfig schon bald in der Hölle schmoren werden.
Artjom lässt sich nicht auf das Gekeife des Mönchs ein und nähert sich dem Käfig. Zu seinem Erstaunen erkennt er in dem ausgemergelten Gefangenen einen alten Bekannten: Misha, den er schon als Kind kannte, damals im Waisenhaus. Misha fleht Artjom an, ihn gehen zu lassen. Er beteuert, kein Mörder zu sein, dass die Dorfbewohner ihm das Verbrechen nur untergeschoben hätten. Artjom hat Mitleid mit dem alten Freund und lässt ihn – unter Gezeter des Mönchs – frei. Voller Dankbarkeit schenkt ihm Misha sein letztes Hab und Gut, eine kleine in Silber gefasste Ikone des heiligen Sebastian. Dann macht er sich auf und davon.
Artjom hat nach dem Zwischenfall wenig Lust, den Mönch noch bis zum Kloster zu bringen. Er scheucht ihn davon und macht sich selbst auf den Rückweg zu seinen Gefährten.

Siebte Szene - Hexenwerk
Bei seiner Rückkehr zum Lager hält sich Artjom ungewohnt bedeckt darüber, was geschehen ist und sagt nur, dass er den Mönch sicher zum Kloster gebracht hat.
Während Chins Nachtwache bemerkt er einen vertrauten Geruch, jenen, den er zuletzt während des Großen Brandes von Moskau wahrgenommen hatte, als er dem fremden Reiter folgte. Der Geruch kommt aus dem Süden. Chin weckt Nikos und die anderen und berichtet. Nikos und Chin nehmen ihre Wolfsgestalt an und folgen der Spur, während Artjom und Sinya zurückbleiben um das Lager zu bewachen.
Die Spur führt die Beiden in einen bedrohlich wirkenden Teil des Waldes, voller Totholz und niedrig hängendem Astwerk. Dort stoßen sie auf eine Lagerstätte mit einer erkalteten Feuerstelle in der Mitte. Der Boden um das Feuer herum ist kreisförmig verfärbt und stinkt nach Schwefel. In den Resten des Feuers liegen drei verkohlte Tauben. Ein Kreis von Birken umgibt das Lager, und in jedem Stamm sind merkwürdige Zeichen eingeritzt. Chin malt sie ab, um sie später Sinya zeigen zu können. Sowohl er als auch Nikos verspüren ein mulmiges Gefühl: Dies ist ein böser Ort, wo böse Magie am wirken war. Da sich die Geruchsspur verliert, kehren die Beiden zurück und berichten.
Sinya sieht sich die Zeichen an, die Chin mitgebracht hat; er ist fest davon überzeugt, dass der Fremde Chin verflucht hat und will ihm einen Zaubertrank dagegen brauen. Nikos mischt sich ein, er will kein Hexenwerk. Stattdessen sagt er, nur ein inbrünstiges Gebet könne die finsteren Machenschaften des fremden Hexers aufhalten. Also beten alle – nichts desto trotz braut Sinya Chin später doch noch heimlich einen übelriechenden Zaubertrank. Doppelt geschützt hält schließlich besser…
  
          
geschrieben von Enkidi
« Letzte Änderung: 11.09.2012 | 15:49 von Megan »

Offline Megan

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Re: [Fate2Go] Die Wölfe des Zaren
« Antwort #24 am: 6.01.2013 | 19:45 »
Runde 8 - Weit im Süden


Intro
Nebelschwaden vom nahen Fluss hängen über dem Dorf.
Es ist früher Morgen.
Die Erde bebt unter den Hufen von Pferden.
Im Dorf bricht Panik aus – man weiß, was kommt.

Frauen eilen mit kleinen Kindern auf den Armen Richtung Waldrand, um im Unterholz Schutz zu suchen, doch schon holen sie die ersten Reiter ein. Packen sie grob an den Haaren, schleifen sie mit.
Ein Baby fällt in den Schlamm und wird einfach zertrampelt.

Pfeile sirren durch die Luft.
Überall Geschrei.

Ein Greis verbirgt sich notdürftig hinter einem Fass, als ein großer Tatar an ihm vorbeireitet.
Er sieht ihn, treibt ihn aus seinem Versteck und trennt ihm mit einem wuchtigen Hieb seines schartigen Schwertes den Kopf vom Rumpf.

Iwana sieht sie früh kommen, doch sie kann nicht weg. Ihre Mutter herrscht sie grob an, sie solle verschwinden.
„Noch ist Zeit.“
Doch Iwana weigert sich, schleift die alte Frau mit in den kleinen Hohlraum unter den Holzdielen. Still umschlungen starren sie durch die Bohlen.
Dann wird die Tür eingetreten. Das Loch ist zu eng für zwei, die Klappe steht einen kleinen Spalt weit offen.

Der Mann stößt die Klappe auf und zieht Iwana heraus. Er hält sie am Arm gepackt.
Dann  tritt er mit seinem schweren Stiefel gegen den Kopf des alten Mütterchens, das in dem Hohlraum kauert.

Iwana kreischt hysterisch, zappelt und windet sich, doch der Mann reißt ihr mit ausdrucksloser Miene das Kleid vom Leib, ist unerbittlich.

Als er fertig ist, lässt er sie liegen, wie ein Bündel Lumpen.
Nach einer Stunde verstummen die letzten Schreie und Iwana ist allein.



Hier eine kurze Zusammenfassung, was geschah:

  • Die Gruppe kehrt in einem Gasthaus ein und trifft dort auf eine alte Frau, von der es heißt, sie könne einem in die Seele blicken. Sie beschimpft Sinya, er sei vom Teufel besessen. Es kommt zu einem blutigen Gemetzel zwischen den Wölfen und einer ebenfalls dort gastierenden Söldnertruppe. Nikos tötet in seiner Wolfsraserei auch die Schankmaid.

  • In Gesprächen zwischen den verschiedenen Mitgliedern der Gruppe treten die unterschiedlichen Ansichten über das Wolfsdasein wieder recht deutlich zu Tage: Sinya hasst sein Dasein, Chin empfindet es als das Beste, was ihm passieren konnte: "Wölfe sind keine Monster. Nikos macht aus dem Wolf ein Monster." Sinya bietet Nikos an, ihm beizubringen, wie man den Wolf unter Kontrolle hält. Auch sonst werden die Wölfe von düsteren Gedanken und Zweifeln heimgesucht: Sinya und Nikos zweifeln an der Gruppe, die der Zar zusammengestellt hat, Artjom ist sich nicht sicher, ob der Zar wirklich von Gott eingesetzt wurde: "Glaubst du wirklich, dass er solche Kreaturen wie uns um sich scharen würde?" Sinya wiederum betrachtet Artjom als einen Mann Gottes und ist froh, dass er sie begleitet.

  • Je weiter die Gruppe nach Süden reist, desto wärmer wird es: hunderte von Rinnsalen aus Tauwasser verwandeln das Land in sumpfiges Gelände.

  • Sie durchqueren ein Dorf, welches Chin sehr an seine eigene Herkunft erinnert. Offensichtlich war ein Tatarentrupp hier: Überall liegen Leichen herum, es wurde geplündert und gebrandschatzt. In einer Hütte finden sie eine junge Frau, die noch lebt und bei Chins Anblick völlig panisch reagiert: "Was willst du noch hier? Bitte! Du hast alles von mir bekommen, nichts ist mehr übrig ...". Sie erfahren, dass die Tataren vor vier Tagen kamen und alle, die nützlich und bei Kräften erschienen verschleppt nach Süden verschleppt hätten. Der andere, der wie Chin aussah, sei gestern gekommen, alleine. Sie habe zuerst gedacht, es sei ein wildes Tier, doch dann entdeckte sie das Pferd, auf dem er ritt und er entdeckte sie. Sinya vermutet, dass es sich um einen Hexer handelt, der Chins Gestalt angenommen habe.

  • Sie bringen die Frau, Luba Vadimowna, in das nächstgelegene Dorf und folgen dann den deutlichen Spuren der Sklavenjäger.




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« Letzte Änderung: 6.01.2013 | 19:59 von Megan »