Als Vorbereitung auf die kommende Netflix-Serie habe ich mir endlich mal den ersten Band von
Jupiter's Legacy vorgenommen, der schon länger in meinem Regal stand.
Der Band handelt von klassischen "Legacy Heroes", in einer Welt in der Superhelden schon seit den 1930ern aktiv sind und handelt von den Kindern des prominentesten Helden dieser Welt und ihren Schwierigkeiten, mit dem quasi-mythischen Status ihres Vaters, und den damit verbundenen Erwartungen, zurecht zu kommen.
Dieses Plotelement tritt allerdings recht schnell (schon mit Heft #2 der Serie) in den Hintergrund, stattdessen ist plötzlich die Frage relevant, ob Superhelden sich vielleicht stärker in die Politik einmischen sollten und ob es nicht bessere Möglichkeiten gibt der Menschheit zu helfen, als immer den Status Quo eines sich selbst zerfleischenden kapitalitischen Systems zu verteidigen (der Comic erschien damals im Eindruck der Finanzkrise 2008).
Auch eine interessante Frage, allerdings wird auch diese nicht wirklich weiter verfolgt - stattdessen springt die Handlung 9 Jahre weiter und zeigt einen faschistoiden Staat unter den einstigen Helden, ohne auch nur im Ansatz darauf einzugehen, wie diese von "lasst uns eine gerechtere Welt aufbauen" zu "lasst uns totale Überwachung aufbauen und Umerziehungslager für alle Andersdenkenden" gekommen sind (hier stehen Millars politische Ansichten einer guten Geschichte klar im Weg).
Die Zeichnungen von Frank Quitely sind wie immer großartig und stilprägend, und einige Ansätze sind recht interessant, insgesamt bleibt der Comic aber hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Wer Interesse an einen Generationenkonflikt unter Superhelden hat, der ist mit Robert Kirkmans' "Invincible" oder Alex Ross' "Kingdom Come" besser beraten. Wer dagegen Interesse an Superhelden hat, die vom Versuch Politik zu betreiben korrumpiert werden (ohne die unlogischen Sprünge, die Millar macht), der wird seine Freude an Ed Brubakers' Run von "The Authority", Alan Moores' "Wildcats" oder Warren Ellis' "Stormwatch" haben (wer es optimistischer mag, der liest stattdessen "Ex Machina", den Webcomic "Strong Female Protagonist" oder Hickmans' aktuellen Run der "X-Men", wo dieses Thema auch - wenn auch weniger fatalistisch - angeschnitten wird).
Den Comic kann man sich also eher sparen, vielleicht holt die Serie aber noch etwas aus dem Material raus.