Punisher - Frank ist zurück (von Garth Ennis)...
...oder: Dunning-Kruger, der Comic.
Ein Comic darüber, dass Frank Castle nach NYC zurückkehrt und dabei kompromissloser als je zuvor gegen den Mob (in diesem Fall die Patin "Ma Gnucci") vorgeht.
Leider ist die Geschichte nicht besonders durchdacht, eher auf Shock-Value statt auf nachvollziehbare Charakterzeichnung ausgelegt. Franks "kompromissloserer" Ansatz besteht hauptsächlich darin, auf die geradlinigste und vorhersehbarste Art und Weise gegen die Mafia zu agieren, was nur deswegen gut geht, weil die besagten Mafiosi noch dümmer geschrieben sind (wobei ich nicht den Eindruck hatte, dass Ennis sich darüber im Klaren ist). Nebenbei werden noch ein paar Punisher-Copycats eingeführt, welche Frank in verschiedener Weise nacheifern.
Ein weiteres Problem der Geschichte ist, dass Frank bei seinem "Kreuzzug" hauptsächlich Kollateralschäden verursacht: er wirft einen Mafiosi von einem Hochhaus (tagsüber, während massenhaft Leute auf den Straßen sind, die von diesem erschlagen werden könnten), aus einem Auto während einer Hochgeschwindigkeitsverfolgungsjagd auf der Autobahn (Massenkarambolage?) und er provoziert eine Schießerei mit automatischen Waffen, in einem dicht besiedelten Wohngebiet (wo eine verirrte Kugel leicht mal durch eine Wand geht). Gedanken an zivile Opfer seines "Kreuzzugs" (ein Thema in dem wesentlich besseren "Punisher - Blutspur" von Mike Grant) verschwendet er dabei nicht.
Nun gut, ist das vielleicht der Punkt des Comics? Dass dieser Frank durch seinen Kreuzzug gegen das Verbrechen so verroht ist, dass er an nichts mehr denkt als seine Rache, dass er genauso schlimm ist, wie die Verbrecher die er jagt?
Haha, der war gut! Das wäre eine interessante Idee, allerdings bräuchte es dafür einen Autoren, der zu reflektiertem Schreiben in der Lage ist, und nicht nur (wie bereits bei Preacher), den konservativen Actionhelden der Reagan-und Thatcher-Ära zum fehlerlosen Übervater hochstilisiert.
Dass dies nicht die Intention der Geschichte war, zeigt sich darin, wie Frank am Ende mit seinen Nachahmern umgeht: er wirft diesen vor, dass sie den Tod Unschuldiger zu verantworten hätten (in einem Fall durch eine verirrte Kugel, welche eine Wand durchschlug und eine unschuldige Frau tötete), was zeigt, dass Ennis keinerlei Ahnung hat, was er da zusammenschreibt. Die Copycat-Punisher sind einfach bequeme Feindbilder (elitär auftretende Menschen, Sozialisten, etc.), gegen die Psycho-Frank seine "guten konservativen Werte" predigen darf (ohne dass sein eigenes Verhalten in Zweifel gezogen wird).
Absolut vergessenswerter Comic. 1/5 (den einen Punkt dafür, dass wenigstens die Zeichnungen ordentlich sind).