Autor Thema: [Dresden Files] Miami Files - Die Ritter von Miami (a.k.a. "Die schönen Männer")  (Gelesen 52882 mal)

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Online Timberwere

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Habe ich gedacht, es hätte weh getan, als Lady Fire mir die Ketten von den Handgelenken brannte?
Muss ich wohl. Lustig.

Ich habe übrigens dazugelernt. Das hier schreibe ich nicht von Hand, sondern erzähle es per Stimmerkennungssoftware direkt meinem Laptop. Die Ärzte wird es freuen. Da behaupte noch einer, ich sei nicht lernfähig. Zuhause werde ich es dann ausdrucken, schätze ich, und in mein Tagebuch kleben, um der Kontinuität willen. Kontinuität ist wichtig, wisst ihr. Hurra für die Kontinuität.

Ja, ich bin etwas zugedröhnt von den Schmerzmitteln. Nicht wundern. Es ist alles gerade ziemlich in säuselnde Watte gepackt. Rosa Elefanten sehe ich noch keine, aber das kann ja noch kommen.



Der Film ist abgebrannt. Äh, abgedreht. Ach, beides eben. Wir haben überlebt, größtenteils jedenfalls. Wenn das hier eine TV-Serie wäre, dann wäre dies die Szene, in der man den verwundeten Protagonisten bewusstlos im Krankenhaus liegen sieht, Schläuche in der Nase, piepende Gerätschaften, eben so, wie ich bis vor wenigen Tagen vermutlich auch ganz ähnlich ausgesehen habe. Dann Schnitt, neue Szene, mit der Einblendung: „24 Stunden zuvor“. Oder so.

Also. Einblendung. 24 Stunden zuvor.

Am Tag nach dem Straßenfest bekam ich einen Anruf von Ms. Bentley, der Showdown werde doch schon heute gedreht. Ob meine Freunde und ich noch immer Lust auf die Statistenrollen hätten?
Na aber sicher hatten wir. Auch wenn diese Vorverlegung die Dinge natürlich verdammt knapp machte.

Ach so. Eines habe ich ja ganz vergessen. Am Tag vorher, am Mittag vor dem Straßenfest, als wir auf dem Filmgelände waren, suchten wir auch Christine kurz auf. Ja, sie hält uns für Verräter, und natürlich wollte sie nicht mit uns reden, aber ich fand, sie – und Lady Fire – sollten gewarnt sein.
Also erzählte ich ihr von den Bucas und dass es sein könnte, dass die es auf die Filmproduktion abgesehen hätten und sie vielleicht versuchen könnten, diese zu sabotieren. Und dass die Bucas ja irgendwie eine Möglichkeit hatten, Feen-Magie aus ihren Besitzern und in sich selbst zu zwingen, dass also Lady Fire in Gefahr sein könne. Ich bat Christine, die Lady zu warnen und selbst auch auf der Hut zu sein – nicht für mich, nicht für uns, sondern für diejenige, der diese Geschichte ja auch am Herzen lag.

Christine sah mich ganz merkwürdig an, nickte dann aber. Vielleicht war das ja ein erster, winzigkleiner Schritt, um unsere Schuld an Lady Fire wieder ein Stückchen abzutragen...



Jedenfalls, der Showdown. Der Anruf kam früh genug, dass wir mehr oder weniger in Ruhe aufbrechen konnten, ohne uns übermäßig abzuhetzen, aber sonderlich viel Zeit vorher hatten wir auch nicht. Genug Zeit aber, uns mit einer Tüte Salz einzudecken.

Die Skriptänderungen waren nämlich eingearbeitet und das Konzept der Verwundbarkeit der Zombies durch Salz im Film etabliert worden. Aber natürlich war Eric Albarn der einzige Charakter, für den die Prop-Crew eine Papiertüte grobes (und Westernambiente-taugliches) Steinsalz besorgt hatte; wenn wir selbst welches wollten, mussten wir schon unser eigenes mitbringen, vor allem, da wir als Statisten ja vermutlich eher unauffällig damit würden hantieren müssen, wenn es soweit käme.

Kataklysma Bentley gab uns Rollen als Zombies, was, wie für den Rest der Komparsen auch, Western-Klamotten und einige Schminkarbeit bedeutete. Es hätte viel Spaß gemacht, wenn wir nicht so in Sorge gewesen wären.

Die Statisten sollten von zwei Seiten auf den Ritualkreis zuwanken, wo Sam Worthington und Roselyn Sanchez gemäß Drehbuch ihre Ausgangsposition für die Szene hatten. Der von Russell Means gespielte Indianerschamane stand ein Stück seitwärts und sollte dort seinen Hokuspokus aufführen.

Dann rief Ms. Bentley „Action“, und die Zombiehorde setzte sich in Bewegung. Und beinahe sofort bemerkte ich eine Art Flimmern, ein Verschwimmen, als die wirkliche Welt und die Welt der Geschichte miteinander verschmolzen, einander überlagerten. Und dann spürte ich Ziehen an meinem Geist, einen Hunger, und das Bedürfnis, die Gestalten, die da vorne standen, anzugreifen und meinen Hunger an ihrem warmen Fleisch zu stillen.

Da das ja genau das war, was wir befürchtet und sogar erwartet hatten, gelang es mir ohne größere Anstrengung, meinen Kopf freizuhalten und Herr meiner selbst zu bleiben, doch ich konnte sehen, dass die Statisten um mich her offenbar von diesen Einflüsterungen beeinflusst wurden. Und auch Robertos bislang gespielte Zombiebewegungen schienen plötzlich natürlicher, echter, als habe auch er sich dem Drang hingegeben...

Als ob es nicht reichte, dass wir uns unversehens echten Zombies gegenüber sahen, bemerkten wir mit einem Mal Lady Fire in Russell Means' Nähe. Sie war offensichtlich am Zaubern und hatte ebenso offensichtlich den toten Schauspieler unter ihrer Kontrolle, denn er imitierte ihre Gesten, um die Zombies zu steuern.

Und dann tauchten zu allem Überfluss auch noch die Warlocks auf, alle fünf, Flammen in den Augen und in den Händen. Sie teilten sich auf: Sam Buca schrie „Holt das Totem!“, dann wandten sie und Ray sich Lady Fire zu, während Feu, Tinder und der fünfte, dessen Name mir gerade nicht einfällt, sich gemäß dem Befehl ihrer Anführerin Richtung Ritualkreis orientierten, wo Roselyn Sanchez – Catherine – im Zentrum des Kreises mit hochgehaltenem Totem das Ritual begonnen hatte, während Sam – Eric – ihr den Rücken freihielt.

Oh verdammt. Ich machte mich gerade bereit, mich von meiner Zombiegruppe zu lösen und zu den beiden zu rennen – ich hatte immerhin Salz gegen die Zombies bei mir, und ich hatte Edwards zweiten Feuerschutztrank genommen, was mich hoffentlich gegen die Bucas wappnen würde – da sah ich beim Kreis mit ruhigem, entschlossenem Schritt, offensichtlich völlig unbeeindruckt von den Zombies, eine weitere Gestalt auftauchen. Eine Gestalt in der Kleidung eines Cowboys, oder besser eines Revolvermanns, die Verkörperung des revolverschwingenden Gesetzeshüters in seiner reinsten Form. John Wayne trifft Clint Eastwood trifft Robert Mitchum trifft Audie Murphy. Zwei Colts tief auf den Hüften sitzend, den grauen Hut weit ins Gesicht gezogen, langer grauer Mantel mit angestecktem Marshal-Stern über der hochgewachsenen Figur in grauem Hemd, Weste und Hose. Graue Stiefel. George. Er zwinkerte mir zu, was den imponierenden Ersteindruck ein wenig relativierte, und stellte sich dann an Erics Seite.

Lady Fire machte daraufhin eine herrische Handbewegung, und der Zombiepulk, in dem ich mich befand, teilte sich ebenfalls auf: eine Hälfte Richtung Bucas, die andere Hälfte weiter Richtung Ritualkreis. Das war dann auch genau der Moment, in dem ich mich von den Zombies absetzte und Richtung Ritualkreis rannte. Dass meine Zombie-Schminke, als ich dort ankam, von mir abgefallen war, wunderte mich auch kein bisschen mehr.

Als ich mich von der Gruppe löste und losrannte, erkannte mich Lady Fire, und ihr Gesicht nahm zu dem Fanatismus, den es ohnehin schon zeigte, auch noch einen Ausdruck tiefsten Hasses an.
„Ich werde deine Geschichte zerstören, koste es, was es wolle!“ schrie sie und stachelte ihre Marionetten noch weiter an.
Hah. So viel zum Thema Schuld anfangen abzutragen. Dios, Alcazàr, wann hörst du auf, so naiv zu sein?

Ich war einen Hauch zu langsam. Feu schleuderte einen Feuerball auf Catherine, die, davon voll getroffen, zu Boden ging, ehe ich sie erreichen konnte. Das Totem fiel ihr aus den Händen und zu Boden, und Feu gab einen triumphierenden Ausruf von sich. Doch dann war ich da und griff mir das Totem. Keine Zeit, mich um Catherine zu kümmern, denn schon hatte Feu die Hände erhoben, um weiteres Feuer auf uns niederregnen zu lassen. Auch keine Zeit, groß darüber nachzugrübeln, ob es klappen würde oder nicht, aber wir waren im Nevernever, oder das Nevernever war hier mit der Realität verschmolzen, so stark, dass sogar George hier sein konnte, und außerdem war das hier meine Story, verdammt!

Ich hob also das Totem in die Luft und deklamierte etwas, über das ich gar nicht groß nachdachte, das aber vage wie ein indianischer Regenzauber klingen sollte. Und tatsächlich begann es über dem Gelände zu regnen, was die von den Bucas gelegten Feuer fürs Erste verlöschen ließ. Sam Buca schrie wütend auf und stürmte mit ausgestrecktem Arm auf Lady Fire los, und ich konnte sehen, dass sie zauberte, und dass Lady Fire taumelte und von diesem Zauber geschwächt zu werden schien, und, verdammt nochmal, trotz allem, was sie getan hatte, tat die Feenlady mir leid.

Aber ich konnte nicht viel in dieser Hinsicht tun, denn die Zombies waren inzwischen bei uns angekommen, und Eric, George und ich hatten alle Hände voll damit zu tun, sie mit vereinten Kräften und unserem Salz von uns abzuhalten. Alex hingegen bewegte sich auf Lady Fire und die zwei Bucas bei ihr zu, und ich konnte sehen, dass er die Handbewegungen machte, die er immer macht, wenn er eines seiner Tore öffnet.

Und dann hörte ich Feu Bucas Stimme und sah sie einen weiteren Feuerball in ihren Händen formen und auf uns schleudern, und ich konnte ihm nicht mehr ausweichen. Eine Sekunde lang spürte ich keinen Schmerz, nicht einmal Unbehagen, nur Verwunderung über das unerträglich helle Gleißen rund um mich her, und dann wurde mir bewusst, dass ich brannte, lichterloh, und dass der Schmerz mich mit einem Mal überwältigte, und dann wurden das unerträglich helle Gleißen und die alles verzehrende Pein zu einem tiefen, undurchdringlichen Schwarz.



Ich kam im Krankenhaus wieder zu mir, auf der Intensivstation, mehr oder weniger jedenfalls. Eine unbestimmbare Zeit lang driftete ich gelegentlich kurz an die Oberfläche (die Jungs sagen, das waren so etwa zwei Tage), ehe die Wachperioden langsam mehr wurden und ich allmählich wieder aufnahmefähig genug wurde, um zu begreifen, was geschehen war.

Edwards Feuerschutztrank hat mir das Leben gerettet. Und vielleicht auch der Regen, der noch immer fiel.
Mir das Leben gerettet... und verhindert, dass ich dauerhafte Brandnarben davon tragen werde. Also über die an meinen Handgelenken hinaus.
Le agradezco los favores que nos hace.

Nachdem ich zu Boden gegangen war, nahm Roberto, der mit seinem Zombiepulk inzwischen auch am Kreis angekommen war, das Totem an sich. Es gelang den Bucas zwar, ihn auch zu Boden zu schicken, doch er verlor nicht sofort das Bewusstsein, sondern konnte George noch zurufen, er solle das Totem zu Alex bringen. Was unser Wyldfae-Freund zwar versuchte, aber die Bucas nahmen es ihm ab.

Edward legte sich im Nahkampf mit den Bucas an, doch auch ihn schalteten sie aus. Totilas hingegen wäre wohl wesentlich schlimmer verwundet worden oder gar ebenfalls außer Gefecht gesetzt worden, wenn er nicht...

Los. Sag es. Du warst bewusstlos, du hast es nur erzählt bekommen, du kannst das jetzt hier auch in dieses Mikro diktieren.

Wenn er nicht mitten im Kampf seine White Court-Fähigkeiten eingesetzt hätte. Nach dem, was Alex erzählte, hat Totilas Feu Buca gepackt und sie zu Tode geküsst. Ihr mit seinem White Court Vampirismus das Leben entzogen wie seiner Ziehmutter Crys damals. O madre mia.

Immerhin gelang es Alex aber, ein Tor ins echte Nevernever zu öffnen und Lady Fire mit hindurch zu nehmen, ehe die Bucas ihr noch mehr ihrer Macht entziehen konnten. Weil Alex damals bei der Entscheidung pro Pan nicht dabei gewesen war, erachtet Lady Fire ihn sogar noch nicht mal als Verräter und war bereit, mit ihm zu gehen und mit ihm vernünftig zu reden.

Als die Bucas merkten, dass Lady Fire ihrem Zugriff entzogen war, machten sie sich ebenfalls aus dem Staub – zwar waren sie noch zu viert und von uns stand nur noch Totilas, aber Lady Fire war fort, und ihr anderes Ziel hatten sie erreicht: Sie hatten das Totem in ihren Besitz gebracht. Mierda.

Die Realitätsverschiebungen waren von Christine auf Geheiß von Lady Fire ausgelöst worden: Die Verwirbelungen gingen von ihrem Trailer aus, und als der Spuk vorbei war, hörten sie auch auf und die normale Wirklichkeit kehrte zurück. Die Statisten – glücklicherweise unversehrt – fanden zurück zu sich selbst. Sam Worthington war ziemlich geschockt, aber bis auf ein paar Kratzer unversehrt. Kataklysma Bentley war begeistert von der "geilen Action"... bis sie bemerkte, was geschehen war - dann wurde sie hysterisch und bekam einen Nervenzusammenbruch. Denn Feu Buca lag ja tot am Boden – und  mit ihr Roselyn Sanchez. Sie hatte von Feus Angriff offensichtlich so schwere Brandwunden davongetragen, dass sie diese nicht überlebte. Die Jungs haben mir allerdings versichert, dass ich mir keine Vorwürfe machen muss, dass für Roselyn schon jede Hilfe zu spät kam, als ich den Ritualkreis erreichte. Ich glaube ihnen das. Aber Vorwürfe mache ich mir trotzdem.

Jede Menge Vorwürfe sogar. Was hätten wir – was hätte ich! - tun können, um dieses Gemetzel zu verhindern? Hätte ich Ms. Bentley einweihen sollen, ja müssen? Hätte ich den Dreh abblasen sollen? Hätte ich das überhaupt gekonnt? Ich hätte können müssen, hätte meinen Einfluss als Autor spielen lassen können und müssen... Wir hatten den Verdacht, dass etwas passieren würde; wir wussten, dass die Bucas direkt nebenan ihr Unwesen trieben und es auf uns abgesehen hatten... Und wir wussten, wozu sie fähig waren. Die Jungs können sagen, was sie wollen: Roselyn Sanchez' Blut klebt an meinen Händen.
Santísimo padre en el cielo, perdona mi pecado...
« Letzte Änderung: 23.05.2014 | 13:22 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

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Sehr fein. :)

...nur ein paar kleine Anmerkungen: Sam Buca hat nicht gezaubert, sondern mit einer Pistole geschossen, aus der Feuerbälle kamen. Sie hat Roselyn Sanchez erschossen, nicht Feu.

Der letzte Buca, FooFoo, hatte eine Armbrust, mit der er kleine eiserne Bolzen auf Lady Fire geschossen hat, und mit dem Eisen im Körper konnte sie ihre Kräfte nicht mehr einsetzen. Alex hat ihr die irgendwann rausgepflückt, bevor sie in ihr Reich gegangen ist.

Kataklysma war nicht begeistert, die war völlig verstört und brabbelte etwas von "schon wieder", "Jesus", "Zombies" und einem Dildo. Sie befindet sich mittlerweile in einer geschlossenen Psychiatrie.  ;)

@Bucas: Arlette, Feu und Ray waren die Feuerschmeißer. Du hast dich mit Arlette herumgeschlagen - Feu ist auf Totilas los und hat das nicht überlebt, während sich Ray mit Edward beschäftigt hat. FooFoo hat, wie gesagt, mit der Armbrust geschossen und Sam hat koordiniert und da hin gefeuert, wo es gepasst hat. Die konnte nämlich gar nicht zaubern. ^^

Arlette und Ray haben sich übrigens mit ihrer Magie selbst abgeschossen, weil sie einfach zu sehr gepowert haben.

Aber hey, Cardo ist schwer verletzt worden, da verwechselt man schon mal was. Seine Gewissensbisse finde ich jedenfalls großartig!  :d
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Sehr fein. :)

Danke für die Blumen! :)

...nur ein paar kleine Anmerkungen

Ach dankesehr. Stimmt ja. Bis auf:

Kataklysma war nicht begeistert, die war völlig verstört und brabbelte etwas von "schon wieder", "Jesus", "Zombies" und einem Dildo. Sie befindet sich mittlerweile in einer geschlossenen Psychiatrie.  ;)

Doch doch, zu allererst kam sie mit einem begeisterten "wie geil war das denn!!" an, bis sie eben mitbekam, was da los gewesen war. Darauf bezog ich mich.

Aber hey, Cardo ist schwer verletzt worden, da verwechselt man schon mal was. Seine Gewissensbisse finde ich jedenfalls großartig!  :d

Hehe, dankeschön. Ich, Timber, finde sie auch großartig :), Cardo selbst eher nicht so. Aber hey, der liegt jetzt halt allein in seinem Krankenhausbett und hat nichts, um sich vom Grübeln abzulenken...
Zitat von: Dark_Tigger
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Zitat von: Shield Warden
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Ricardos Tagebuch: A Restoration of Faith

Immer noch im Krankenhaus. Angeblich soll ich aber in einigen Tagen entlassen werden, wenn die Verbände abgenommen werden. Ich kann es kaum erwarten, wandere hier schon seit Tagen durch die Gänge wie ein Tiger im Käfig. Zum Glück kommen die Jungs mich so ziemlich jeden Tag besuchen.

Erst vor kurzem habe ich mitbekommen, dass die Jungs teils auch stationär hier waren: Alex hatte schwere Verbrennungen an der Schulter, und auch Roberto hatte es ziemlich heftig erwischt. Edward ebenso, aber dem Himmel sei Dank schlugen dessen regenerative Fähigkeiten sofort an.
Und Totilas... der hatte sich ja im Kampf schon wieder... ähm ja. Regeneriert.

Dr. Armbruster hat mich gewarnt, dass die betroffenen Hautpartien (also mein ganzer Körper, um genau zu sein) noch einige Zeit sehr empfindlich sein werden und ich damit rechnen muss, noch eine ganze Weile regelmäßig Schmerzmittel zu nehmen. Yay.

Jack White Eagle liegt übrigens auch hier. Den hatte es auf dem Straßenfest noch übler erwischt als mich beim Filmdreh: so übel sogar, dass die Ärzte sich wunderten, wie er überhaupt überleben konnte. Auch sein Bein hätte eigentlich völlig unbrauchbar und/oder ein Fall für eine Amputation sein müssen, aber auch das stellte sich zur Überraschung der Medizinerschaft als weniger schlimm heraus als gedacht.

Meine Vermutung ist allerdings, dass Jack sehr wohl so schwer verletzt war, wie es anfangs den Anschein hatte, dass er aber ähnlich wie Edward und Totilas über irgendwelche durch seine Magie bedingten übernatürlichen Selbstheilungskräfte verfügt und deswegen überleben konnte, dem Himmel sei Dank. Wir haben ihn in diese Sache mit den Bucas hineingezogen. Schlimm genug, dass er wohl aller Voraussicht nach einen bleibenden Schaden von seinen Verletzungen davontragen und für den Rest seines Lebens hinken wird.

Er nimmt die Sache soweit gelassen. Aber arg ist es mir trotzdem.

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Die Jungs waren hier. Und es war --

Mag jetzt nicht schreiben. Heute abend vielleicht.

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Nächster Tag.

Das gestern war... ein Schlag in die Magengrube. Nennt es feige, Römer und Patrioten, aber ich habe mich nach dem erfolglosen Versuch, das Ganze aufzuschreiben, erst einmal in mein Bett verkrochen und die Decke über den Kopf gezogen. Bis die Schwester für die Vorabendkontrolle hereinkam. Danach bin ich dann wieder durch das Krankenhaus getigert und wusste nicht, wohin mit meinen Gedanken. Nachts war wieder mal, wie so oft, George in meinen Träumen und versuchte, mich aufzuheitern, aber so recht gelang ihm das nicht.

Natalya ist tot. Santísimo padre en el cielo, Natalya ist tot, das Mädchen, das Totilas auf dem Straßenfest um Hilfe angefleht hatte. Das Mädchen, das Totilas auf Gerald Raiths Order hin bei Pans Hof abgeliefert hatte. Das Mädchen, das sich selbst in einer Vision im Feuer hatte sterben sehen.

Die ganze Zeit war ich noch zu groggy, dass mir die Sache eingefallen wäre, aber heute endlich dachte ich daran und brachte das Thema zur Sprache, als die Jungs gestern nachmittag zu Besuch waren. Dass wir Natalya helfen müssten, von Pans Hof wegzukommen, ehe ihr etwas zustieß.

Und da stellte sich heraus, dass es zu spät war. Dass Totilas sich schon nach Natalya erkundigt und herausgefunden hatte, dass sie tot war. Und nicht einfach so tot. Sondern als Menschenopfer dargebracht im Ritual der Elemente, das die Feen regelmäßig zur Sommersonnenwende abhalten.
Völlig selbstverständlich. Der ganze Sommerhof wusste davon. Pan vor allen anderen, der hatte den Befehl dafür gegeben.

Und diesen... diese... Kreatur... haben wir gerade letztes Jahr noch im Amt bestätigt... O madre mia.

Aber Lady Fire an Pans Stelle hätte es auch nicht anders gemacht. So, wie die Feen laut Totilas und Alex, der ebenfalls Nachforschungen angestellt hatte, geklungen hatten, stehen sie auf dem Standpunkt, die Erde geht unter oder der Sommer kann nicht kommen oder würde ewig bleiben oder irgendwas in der Art, falls dieses Ritual nicht abgehalten wird. Das macht es bloß nicht besser. Vor allem, weil der Winterhof zur Wintersonnenwende mit ziemlicher Sicherheit genau dasselbe in die andere Richtung tut. Und das wiederum heißt 8 Opfer – 8 Morde! - jedes Jahr, seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke.

Komisch, letztes Jahr um genau diese Zeit waren wir ja mit dem Sommerhof beschäftigt. Da haben wir von irgendwelchen Opfern gar nichts mitbekommen. Naja, da hatten wir auch gerade genug damit zu tun, den Cabrón zu jagen. Dass ich meinen Geburtstag letztes Jahr nicht ebenfalls im Krankenhaus verbracht habe, war auch nur eine Sache von ein paar Stunden, fällt mir dabei auf. Bei all den Dingen, die um die Sommersonnenwende herum so abgehen, ist der 22.06. irgendwie kein gutes Datum, wenn ich mir das so überlege.

Jedenfalls, Totilas... Totilas erklärte, emotionslos wie immer, er habe seine Kräfte nicht aufteilen können, und wir, seine Freunde, hätten in diesem Moment Priorität für ihn gehabt. Deswegen konnte er sich nicht um Natalya kümmern. Was ich ihm genau genommen noch nicht mal verdenken kann. Nur besser macht es das nicht.

Und vor allem, was sagt das alles über mich aus?

Natalya ist tot. Der Sommerhof wird weiter zu jeder Sommersonnenwende vier Menschen opfern, und der Winterhof wird es weiter zu jeder Wintersonnenwende tun. Selbst, wenn wir Gerald Raith irgendwie dazu bekommen sollten, dass er dieses Geschäft unterlässt, werden die Feen andere Quellen auftun. Und wir werden weiter mit Pan und seinen Leuten und vermutlich auch mit Tanit und ihren Leuten in Kontakt kommen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Denn selbst, wenn wir es versuchen, die verdammten Feen sind einfach mächtiger als wir unwichtigen Sterblichen.

Oh Dios.

---

Wieder zuhause.

Ich versuche, mich in Arbeit zu vergraben. Die Vorfälle beim Filmdreh haben natürlich ihren Weg in die Presse gefunden, aber Sheila leistet großartige Arbeit darin, den gröbsten Fallout von mir fernzuhalten. Deswegen habe ich das größtenteils aus dem Kreuz und kann mich auf andere Dinge konzentrieren.

Die Salcedos sind zurück in der Stadt, und Lydia hat auch kein Bedürfnis mehr, Monica in die Obhut der Bucas zu geben. Der magie-induzierte Zwang scheint mit Feus Tod ganz gewichen zu sein. Monica hat indessen ihren Unterricht bei Ximena begonnen, was sich soweit ganz gut anlässt, bis auf die Tatsache jedenfalls, dass Alejandra wieder mal hin und weg davon ist, dass ihre beste Freundin jetzt so tolle Sachen lernt und da natürlich auch mitmachen möchte. Meine Erklärungsversuche haben da auch bislang noch nicht so richtig gefruchtet. Jandra hat es zwar akzeptiert, aber traurig, dass sie selbst sowas nicht kann, ist sie trotzdem.

Hinzu kommt, dass ich nicht so hundertprozentig sicher bin, ob Ximena mit ihrer impulsiven Ader und ihrer Söldnermentalität wirklich die richtige Lehrerin für so ein kleines Mädchen ist. Aber andererseits haben wir niemand besseren, und Ximena hat mir hoch und heilig versichert, dass sie der Kleinen nichts Illegales beibringen wird. Damit werde ich mich wohl begnügen müssen.

Ansonsten stecken wir gerade mitten in den Vorbereitungen für die Eröffnung des Jugendzentrums, das in den letzten Wochen und Monaten von einer verrückten Idee zu einem echten Plan geworden ist und nun tatsächlich kurz vor der Eröffnung steht.

Roberto hatte ja damals einen ganz ähnlichen Gedanken gefasst, und so haben wir die Idee des Jugendzentrums gemeinsam verfolgt, und die anderen haben natürlich auch nach Kräften geholfen. Ich kann es kaum glauben, dass es jetzt tatsächlich schon sehr bald soweit sein soll.

---

Heute war die große Eröffnungsfeier. Eigentlich ziemlich erfolgreich, so alles in allem. Hohe Prominenz war anwesend: der Bürgermeister, die Presse und noch einige andere wichtige Leute. Die Direktorin der High School ein paar Straßen weiter, von der wohl die meisten unserer Jugendlichen kommen werden, ein gewisser Pater Donovan Reilly, der ziemlich neu in der Stadt ist und in der Gegend eine kleine Gemeinde übernommen hat, und Cicerón Linares. War nicht zu ändern.

Was auch nicht zu ändern war, ist die Tatsache, dass wir das Jugendzentrum als Stiftung aufgezogen haben. Also doch, das wäre noch zu ändern gewesen, aber wenn nur Roberto und ich mit unserem Privatvermögen an die Sache herangegangen wären, dann hätte das ein deutlich kleineres Jugendzentrum ergeben, mit wesentlich weniger Möglichkeiten. Also eine Stiftung, also kann sich jeder Förderer beteiligen, der will, und das wiederum bedeutete – hätte ich mir eigentlich auch vorher denken können, statt jetzt völlig davon überrascht zu werden – dass Gerald Raith das für eine wunderbare Idee hielt und eine nicht unbedeutende Summe in die Stiftung gesteckt hat.

Was mir wiederum nicht so recht schmeckt. So ziemlich gar nicht, um genau zu sein, angesichts der Vorbehalte, die ich vor allem wegen der Sache mit Natalya, aber auch wegen allem anderen, gegen ihn hege. Was hat der Kerl für Hintergedanken? Eine billige, leicht zugängliche Futterquelle für seine White Courts? Sein eigenes Image werbeträchtig aufpolieren, wenn das Zentrum als Raith-Einrichtung bekannt wird?
Nein, es passt mir nicht, aber ich konnte es nicht ändern. Sobald das Konzept als Stiftung in Angriff genommen war, konnten wir Gerald nicht ausschließen, ohne ihn auf den Tod zu beleidigen. Und Gerald Raith auch noch zum Feind... äh, nein.

Aber die Eröffnungsfeier war wenigstens ein Erfolg. Und ich habe mir mal diesen Pater Donovan gemerkt. Der war mir sympathisch.

---

Heute ist etwas Seltsames passiert.

Wir waren ja in den letzten paar Wochen fast jeden Tag im Jugendzentrum, um dessen Anfänge zu begleiten und zu sehen, dass alles seinen Gang geht und gut ins Rollen kommt. Bislang lässt sich auch alles soweit so gut an, das Center wird eigentlich ziemlich gut angenommen von den Jugendlichen.

Heute allerdings standen plötzlich Edwards Kollegen aus dem SID vor der Tür, das andere Detective-Gespann, Alison und Mark. Ja, genau der Mark, der notorische Skeptiker,, dem Edward für das Ritual gegen Adlene die Hasenpfote aus der Asservatenkammer des SID abluchsen musste und der sich in diesem Zusammenhang den Arm brach. Diese beiden Kollegen also tauchten im Jugendzentrum auf, weil es an der nahegelegenen High School zu einer Reihe unerklärlicher Unglücksfälle gekommen und die Sache beim SID gelandet sei.

Sie nahmen sich ganz unterschiedliche unserer jungen Besucher vor, konzentrierten sich aber vor allem auf drei Mädchen, die schon seit dem ersten Tag immer zusammenstecken und von ihren Altersgenossen gerne „die drei Grazien“ genannt werden. Das Grüppchen besteht aus Elena Linares (und ja, der Nachname sagt es schon: Sie ist eine Cousine von Cicerón und sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst, so wie sie mit seinem Namen um sich wirft), Valentina Gomez, die bei einer Pflegefamilie zu leben scheint, und Sienna Hernandez, die bislang auch noch nicht sehr viel über sich sagte.

Dee übrigens auch nicht, und das ließ mich aufhorchen. Was das mit Dee zu tun hat? Naja, ich hatte Dee zur Eröffnungsfeier eingeladen, und da waren natürlich auch etliche Jugendliche anwesend, und bei der Gelegenheit war mir aufgefallen, dass Dee und Sienna sich kannten. Als ich Dee hinterher auf ihre junge Bekannte ansprach, machte sie ihr Marshal-Gesicht, murmelte etwas davon, dass sie mit Siennas Mutter befreundet sei und wechselte dann auffällig schnell das Thema. Da es ihr wichtig zu sein schien, nicht darüber zu sprechen, hakte ich natürlich nicht weiter nach.

Jedenfalls, die drei Mädchen wurden von Detectives Townsend und Caldwell ausgiebig gefragt, und hinterher gaben die beiden Edward ein paar Infos. Sie hatten keine Beweise oder sonstige konkrete Anhaltspunkte, aber diese besagten Unglücksfälle hatten eben vor allem Personen getroffen, die mit Elena Linares aneinandergeraten waren oder die sich wie ein Arsch benommen hatten. Und all diese Dinge hätten auch auf natürlichem Weg passieren können, waren in der Häufung aber eben aufgefallen.

Ach ja, richtig: Ocean Raith ist auch ein häufiger Gast im Jugendzentrum, interessanterweise, obwohl sie mit ihrem familiären Hintergrund ja eigentlich so gar nicht die Zielgruppe bildet. Aber sie taucht beinahe jeden Tag hier auf und hängt mit allen möglichen Leuten herum, auch mit den Grazien.

Sie wechselte immer mal unauffällige Blicke mit einem Jungen namens Ciélo, und zwar wirklich sehr unauffällige. Es war wirklich reiner Zufall, dass mir das auffiel. Weniger die Blicke als zuerst die Art und Weise, wie sich Ciélos Aufmerksamkeit ganz subtil veränderte, als Ocean in den Raum kam. Auch das war sehr unauffällig, eigentlich, wie es auch der ganze Junge ist. Er sieht gut aus, aber nicht Teenie-Idol-mäßig. Er hat so eine Art und Weise, sich im Hintergrund zu halten, die ganz natürlich wirkt und sämtliche Aufmerksamkeit von sich abzulenken scheint.

Elena Linares schien auch an dem Jungen interessiert zu sein, und zwar deutlich offensichtlicher als Ocean, so wie sie um ihn herumscharwenzelte. Die Blicke zwischen Ciélo und Ocean schien sie gar nicht zu bemerken, und Ciélo ging auf ihre Avancen ein... oder tat so, was Ocean aber zu übersehen schien.

Was mich daran erinnert, dass auch Cherie Raith nach der Eröffnungsfeier, zu der Edward sie natürlich eingeladen hatte, noch ein paarmal hier war. Sie scheint irgendwie auch ein Interesse an dem Jugendzentrum zu haben, aber wem oder was genau dieses Interesse gilt, hat sie Edward wohl noch nicht erzählt, anscheinend nur angedeutet, dass Edward das vielleicht besser gar nicht wissen wolle. Daraufhin hat Edward Dee gegenüber eine Warnung ausgesprochen – immerhin arbeitet, oder arbeitete, sie für das Zeugenschutzprogramm des Marshal Service.
Dee nahm diese Warnung auch durchaus ernst, wollte aber Edward ebensowenig Näheres berichten wie mir. Verständlicherweise, eigentlich, denn ihre Arbeit ist ja geheim.

Trotzdem habe ich ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Wenn Dees Arbeit und unser Jugendzentrum zusammenhängen... Das war nicht der Plan, eigentlich. Mierda.
Zitat von: Dark_Tigger
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Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
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Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

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Ach, schön. :)

Wie so ein paar kleine Plotfetzen doch ein ganzes Weltbild zerstören können... ich mag Cardo.  ^-^
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Und warum habe ich jetzt im Vergleich zu gestern abend, als ich meinen letzten Eintrag beendete, ein noch schlechteres Gefühl bei der Sache? Hmmm. Mal überlegen. Könnte an der Tatsache liegen, dass es heute vor dem Jugendzentrum zu einer Schießerei kam.

Den jugendlichen Augenzeugen zufolge kam eine „heiße chica“ in einem roten offenen Sportwagen vorbeigefahren, langsam, als suche sie etwas oder wolle hierher, als aus einem Baum in der Nähe Schüsse fielen und die heiße chica in die Flucht schlugen. Im Baum habe eine „genauso heiße chica“ gesessen, sei dann aber nach den Schüssen heruntergeturnt und ebenfalls abgehauen.

Totilas erfuhr abends von Cherie, dass sie die Schützin im Baum gewesen sei. Sie mache sich Sorgen um Ocean und habe auf diese aufpassen wollen, weil es dem Mädchen seit dem Tod seiner Mutter richtig schlecht gehe und sie, also Cherie, verhindern wolle, dass Ocean irgendwelche Dummheiten mache oder in irgendwas hineingerate. Und das Auftauchen einer Red Court-Vampirin (bzw. muss es eine Red Court-Infected gewesen sein, denn es war ja hellichter Tag) vor dem Jugendzentrum habe für Cherie definitiv in die Kategorie „irgendwas“ gepasst.

Weil der Red Court anscheinend irgendwie involviert zu sein scheint, hat Roberto mit seiner Bekannten Lucia Valdez gesprochen. Die war auch bereit, mit ihm zu reden und ihm ein paar Sachen zu erzählen. So zum Beispiel, dass sie sich ebenfalls Sorgen mache, eben wegen der Konfrontation zwischen der Red Court-Vertreterin im roten Sportwagen und der Frau vom White Court (sprich Cherie). Allzuviel wollte sie nicht verraten, aber sie ließ immerhin die Bemerkung fallen, dass einer der Jungen im Zentrum den Namen Canché trägt.

Canché. Puh. Das mussten wir auch erstmal verdauen. Totilas' Mutter ist nach der Sache mit den Masken zwar aus der Stadt verschwunden, aber dass einer aus ihrer Familie bei uns im Jugendzentrum herumhängt, das kam uns allen irgendwie zu viel des Zufalls vor.

Dass die Canchés eine wichtige Rolle im Red Court spielen, das wussten wir durch unsere Erlebnisse mit Sancia bereits. Aber jetzt erfuhren wir – oder reimten uns zusammen – dass dies anscheinend eine der Familien ist, aus denen der Red Court seinen Adel rekrutiert.

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Heute habe ich etwas getan, das ich schon längst hätte tun sollen. Ich bin endlich mal wieder zur Beichte gegangen. Aber ich hatte mich nach den Ereignissen beim Filmdreh nicht überwinden können, zu Pater Alvaro zu gehen, also ging ich lieber erst mal gar nicht. Denn Pater Alvaro kennt mich, seit er mich damals getauft hat, und eigentlich sollte das ja bedeuten, dass er mir als Beichtvater eben besonders vertraut und lieb ist... aber irgendwie ist das, was ich zu beichten hatte, so schräg und so seltsam, dass ich es eben irgendwie doch lieber einem völlig Fremden anvertrauen wollte. Was eigentlich auch wieder albern war, denn der Beichtvater steht ja stellvertretend für den HErrn, es sollte also wiederum völlig egal sein, wer im Beichtstuhl hinter der Trennwand sitzt.

War es aber eben nicht. Und deswegen kam mir dieser Pater Donovan, den wir bei der Einweihung des Jugendzentrums kennenlernten, gerade recht. Der schien nett, und er kennt mich nicht schon seit Kindertagen, also hatte ich bei ihm weniger Scheu, das ganze Ausmaß der Seltsamkeiten anzusprechen.

Wobei ich das nicht mal bei Pater Donovan tat. Ich wollte ihn nicht einfach so damit konfrontieren, dass es Vampire gibt und Werwölfe und Feen und echte Magie und all das. Also beließ ich meine Beichte auf der rein mundanen Ebene, machte aber auf dieser Ebene reinen Tisch über die Geschehnisse beim Filmdreh und Roselyn Sanchez' Tod.

Pater Donovan hörte aufmerksam zu und nahm meine Gewissensbisse ernst, tat sie nicht pauschal als „achwas, da kannst du doch nichts für“ ab, sondern antwortete differenziert. Und dennoch – oder vermutlich deswegen - gelang es ihm, dass ich mich hinterher tatsächlich besser fühlte. Neben dem üblichen Gebet erlegte er mir auf, einen Schreib-Workshop mit den Jugendlichen im Zentrum abzuhalten, um gegen die von mir befürchtete Arroganz vorzugehen. Ich weiß noch nicht genau, wann ich diesen Workshop veranstalten kann, aber veranstalten werde ich ihn. Ehrensache!

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Lustig, heute bin ich Pater Donovan schon wieder begegnet. Wobei, so verwunderlich war das eigentlich gar nicht. Wir haben uns nämlich heute mal die High School angesehen, in der die ganzen Unglücksfälle passiert sind. Und als wir ankamen, war der Padre draußen vor der Tür gerade im Gespräch – mit niemand anderem als mit Joseph Adlene, der gerade am Gehen zu sein schien. Wir warteten also, bis Adlene verschwunden war -  der musste uns hier nicht auch noch sehen und auf komische Gedanken kommen.

Als Adlene fort war, bat Pater Donovan uns in seiner Eigenschaft als für die Schule zuständiger Geistlicher hinein und verständigte Ms. Perreira, die sich netterweise bereit erklärte, uns zu empfangen.

Er sei von der Schule gerufen worden, um eventuelle Geister zu exorzieren, erklärte der Pater. Und Adlene sei lustigerweise aus genau demselben Grund hier aufgetaucht: Ein besorgtes Elternteil habe ihn als freiberuflichen Exorzisten beauftragt. Gefunden habe er allerdings nichts, ebensowenig wie der Padre selbst bisher.

In der Schule fanden wir zunächst nichts Auffälliges, das auf die Ursache der gehäuften Unglücksfälle hingedeutet hätte. Auch auf der Geisterebene konnte Alex zunächst niemanden sehen, aber schließlich bemerkte er doch einen Geist. Und zwar war das einer, dem Adlene sein beherrschendes Halsband angelegt hatte. Der alte Mann habe einen Aufpasser dabei gehabt, erzählte der Geist, einen richtig bedrohlich und gefährlich aussehenden Bodyguard (von der Beschreibung her wohl derselbe, den Alex auch schon bei der Vernissage an Adlenes Seite gesehen hatte). Die anderen (die anderen?! Wieviele Geister gibt es denn an so einer Schule? Wie oft bitte stirbt denn da jemand und geht nicht ins Jenseits ein?) hätten alle Angst gehabt und sich versteckt, aber er doch nicht! Adlene habe ihm das Halsband dann angeboten, und er habe es gerne angenommen, und nun bekomme er es nicht mehr ab. Aber warum auch, er finde das eigentlich ziemlich cool.

Auch interessant, wenngleich für unser momentanes Problem nebensächlich. Es scheint also, als könne Adlene die Halsbänder seinen Opfern nicht aufzwingen, sondern als müssten sie diese aus freien Stücken akzeptieren...

Wie dem auch sei, während wir uns noch umsahen, kam es direkt vor unseren Augen zu einem weiteren Zwischenfall. Zwei Jungs mussten nachsitzen und die Wand streichen, und irgendwie, auf welche verrückte Weise auch immer, war ein Bein der Leiter, auf der einer der Jungen stand, in den Farbeimer geraten, und als der andere Junge den Farbeimer wegnahm, riss er damit die Leiter um und mit ihr seinen Klassenkameraden. Der wiederum ruderte wild mit den Armen und riss im Fallen eine von der Decke hängende Skulptur von Paco Gomez, dem Astronauten, mit sich. Der muss wohl offensichtlich hier zur Schule gegangen sein.

Während der gestürzte Junge zur Schulschwester gebracht wurde, entdeckte Alex hier einen weiteren Geist, den eines Mädchens diesmal. Sie war eine von denen, die sich vor dem „Bodyghost“ versteckt hatten, trug also kein Halsband, und sie konnte Alex sagen, dass sie an der Jacke des Verletzten ein Santería-Symbol entdeckt habe.

Hm... wenn der Junge ein solches Symbol an sich trug, dann hatten das die anderen Verunglückten vielleicht ebenfalls. Bei einem der Opfer der Pechsträhne hatte es sich um einen Lehrer gehandelt, und bei dem Unglück um einen Autounfall. Das Auto war gerade zur Reparatur in der Werkstatt, also suchten wir die auf, um uns das Auto einmal anzusehen.

Und dann... weiß ich auch nicht genau, was mich ritt. Die Jungs schieben es grinsend auf die Schmerzmittel. Auf dem Auto war außen nichts mehr zu sehen, der Unfall war zu lange her, und der Werkstattbesitzer wollte uns nicht hineinsehen lassen. Aber er wollte es uns verkaufen, was ich extrem verdächtig fand, denn das Ding gehörte doch dem Lehrer! Wenn er es schon uns verkaufen wollte, würde er es dann vielleicht auch anderen Fremden überlassen und sein eigentlicher Besitzer es gar nicht mehr wiedersehen? Besser, ich kaufte es ihm ab.

So oder ähnlich muss mein Gedankengang gewesen sein, genau kann ich es gar nicht sagen. Jedenfalls blätterte ich ihm die verlangten $500 hin, dann nahmen wir das Auto mit. Nach einer eingehenden Untersuchung des Innenraums (auch hier keine Santería-Symbole) brachten wir dem Lehrer sein Fahrzeug natürlich wieder. Der war entsetzt, dass sein Mechaniker sein Auto einfach so verscherbelt hatte, und natürlich zeigte er den Mann an. Der Mechaniker wollte sich darauf herausreden, dass ihm das Fahrzeug gestohlen worden sei, doch das war schnell aufgeklärt. Ich bekam sogar meine $500 wieder. Aber trotzdem weiß ich nicht, was mich geritten hat.

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Heute haben wir uns im Center genauer umgesehen. Im Probenkeller hatten offensichtlich nicht nur irgendwelche Kids auf dem Schlagzeug herumgetrommelt, sondern auch irgendjemand irgendwelche Rituale durchgezogen. Zumindest konnte Edward im Raum noch die magischen Schwingungen spüren, die davon übriggeblieben waren. Nur wer die verursacht hatte, das konnte er nicht spüren. War ja klar.

Auf dem Dach stießen wir ebenfalls auf einen Hinweis. Roberto mit seinem Botanica-Wissen stellte fest, dass etliche der Pflanzen, die im Dachgarten wachsen, sich durchaus für ein Unglücksritual eignen würden. Also ging er auf die Suche nach potentiellen Nutzern dieser Kräuter.

Und wurde in der Küche fündig. Dort waren die drei Grazien gerade dabei, unter viel Gekicher in einem Topf herumzurühren. Roberto identifizierte ihr Gebräu als Liebestrank und sagte ihnen das auf den Kopf zu, was die drei Mädchen auch ohne Zögern eingestanden. Der Trank sei für Ciélo, der sei soooo süß. Roberto erklärte ihnen, ohne mit der Wimper zu zucken, wie sie ihr Gebräu noch verbessern könnten, warnte sie aber vor Ciélo. Denn ihm war inzwischen die Vermutung gekommen, dass Ciélo der Canché sein könnte, wegen dem die Red-Court-Vertreterin am Zentrum gewesen war, und so riet er Elena, sich vor ihm in Acht zu nehmen. Dann fragte er die Mädchen noch nach dem Unglücksritual, aber sie erklärten ihm sehr ernsthaft und für ihn glaubwürdig, dass sie damit nichts zu tun hätten.

Totilas suchte unterdessen das Gespräch mit Pater Donovan. Von dem erfuhr er, Joseph Adlene habe den Exorzisten-Job besonders gerne angenommen, weil ihm ständig ganz ähnliche Unfälle passieren. Adlene hat also herausgefunden, dass mit ihm irgendwas nicht stimmt, aber noch nicht so genau, was. Und hoffentlich niemals, von wem es kommt!
Dass Pater Donovan den Mann übrigens ebenfalls für keinen guten Menschen hält, macht ihn mir noch ein wenig sympathischer.

Ocean trug heute im Center eine auffällige Kette, die Edward bekannt vorkam. Denn die großen Holzperlen und den goldenen Anhänger mit Schiffsmotiv hatte er schon bei Cherie gesehen, sagte er.

Und Dee rief an. Sie fragte, ob Sienna gerade da sei, sie wolle das Mädchen nämlich abholen. So ganz rückte sie immer noch nicht mit der Sprache raus, aber zwischen den Zeilen wurde mir klar, dass sie von der Schießerei zwischen der Red Court und Cherie tief besorgt war und dass Sienna, oder ihre Familie, wohl irgendwie im Zeugenschutzprogramm sein muss. Und dass Dee eben Sienna nun in Sicherheit bringen wollte. Ich sagte ihr, dass Sienna gerade da sei, ja, und Dee meinte, ich solle sie nicht weglassen, und sie mache sich gleich auf den Weg.

Nach diesem Telefonat fanden wir Ciélo auf dem Dachgarten. Er gab zu, tatsächlich ein Canché zu sein, und nicht nur das, sondern ein Red-Court-Infected, sprich jemand, der von einem Roten Vampir gebissen worden ist, aber selbst noch niemanden gebissen und getötet hat, also seine Menschlichkeit noch bewahrt.

Ciélo erklärte, dass er seit seiner frühen Kindheit bereits infiziert sei, dass das bei allen, oder fast allen, Canchés so früh geschehe, weil sie eben eine Red-Court-Adelsfamilie seien. Bislang habe er widerstehen können, aber der Drang werde immer stärker, und irgendwann werde er ihm nachgeben. Das habe bisher noch jeder.

Aber Roberto hatte eine Idee. Über seine Santería-Kontakte wusste er von einer Organisation, einem Orden, der sich um genau solche Infizierten kümmert und ihnen dabei hilft, ihren Drang weiter unter Kontrolle zu halten. Zu diesem Orden wollte Roberto Ciélo also schicken. Ciélo allerdings wollte nicht, oder besser: nur mit Ocean, denn ohne sie mache das alles keinen Sinn.

Wir suchten also Ocean und konfrontierten sie mit der Situation. Und ja, sie und Ciélo sind tatsächlich verliebt ineinander, und ja, sie würde gerne mit ihm gehen, aber sie hat Angst darum, wie Gerald das aufnehmen könnte. Da übrraschte Totilas aber uns alle und erklärte, wenn sie Ciélo wirklich liebe, solle sie mit ihm gehen, er werde das mit Gerald klären.

Und da stehen wir jetzt. Roberto wird heute noch seine Kontakte spielen lassen und versuchen, diese St. Giles-Leute (so heißt der Orden der Infizierten) zu erreichen.

Oh, und Ciélo und Ocean haben auch zugegeben, dass sie diejenigen waren, die für die Unglückssprüche verantwortlich sind. Sie wollten niemandem wirklich wehtun, aber ein wenig Santeria-Magie üben, und so ließen sie sich dieses Unglück-per-Symbol-anhexen von Elena und Sienna zeigen. Nicht nur Elena hat nämlich anscheinend ein Händchen dafür, sondern Sienna auch.

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Okay, das ging erstaunlich schnell. Heute schon haben sich Ocean und Ciélo nach Kuba abgesetzt, wo sie den Vertreter des St. Giles-Ordens treffen sollen. Alex ist mit, weil er natürlich das Boot fährt, und Roberto, weil er den Kontakt hergestellt hat und als Vertrauensmann für den St. Giles-Typen dient.
Aber vorher nahm Edward Ocean noch die von Cherie geschenkte Halskette ab. Nicht dass da ein magischer (oder ganz gewöhnlicher) Peilsender drin ist oder so. Er hat die Kette in seinem Labor in einen Schutzkreis gepackt, sagte er.

Dee hat übrigens gestern tatsächlich noch Sienna abgeholt, wie am Telefon angekündigt. Deren Eltern hätten beschlossen, die Stadt zu verlassen, und da musste ihre Tochter natürlich mit. Naja, „beschlossen“ eben. Irgendwas ist da mit dem Zeugenschutzprogramm, aber ich habe nicht näher nachgehakt. Geheimhaltungspflicht und so.

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Oh mierda. Edward hat eben angerufen. Er klang... beschissen. Er hat nicht viel gesagt, aber was er sagte, reichte schon. Cherie hat mit ihm Schluss gemacht. Sie muss wohl für eine Weile aus der Stadt weg, und sie sieht keine Zukunft für die Beziehung.
Edward klang richtig deprimiert, völlig un-Edward. Er meinte, er müsse auch ein paar Tage raus vor die Stadt, das sei besser.
Ich weiß genau, was er damit sagen wollte. Er muss in die Wildnis, wo er für niemanden eine Gefahr ist, und toben. Das Biest in sich rauslassen. Oh mierda. Ich wünschte, ich könnte ihm irgendwie helfen.

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Totilas erzählt, dass es seinem Großvater gar nicht gut geht. Nach außen hin tut er so, als sei alles in Ordnung, aber er hat wohl die Tatsache, dass seine Tochter mit einem Red-Court-Infected durchgebrannt ist, nicht gut verkraftet. Zumal Ocean, wenn das mit ihr und Ciélo wirklich die wahre Liebe ist, zu einem völlig normalen Menschen werden wird oder schon geworden ist und dann als völlig normaler Mensch mit einem Red-Court-Infected fertig werden muss, egal wie sehr ihm dieser ominöse Orden nun helfen kann oder nicht. Und zumal Ocean das vierte Familienmitglied ist, das Gerald verloren hat. Totilas' Vater Richard, Geralds Geliebte Crysanthema, seine Mutter Camerone, und jetzt Ocean. Totilas meinte, ihm sei in den letzten Tagen und Wochen aufgefallen, dass Gerald ihn besonders schonend behandelt, als wolle er auf gar keinen Fall riskieren, seinen Enkel auch noch zu verlieren. Dass Gerald eigentlich nur noch von einer dünnen Tünche aus Contenance zusammengehalten wird, die aber bereits bröckelt und jederzeit komplett in sich zusammenfallen kann.

Totilas hat sogar mit Ms. Elfenbein geredet, der White-Court-Psychologin und Wutspezialistin, die ihm zustimmte und meinte, es wäre gut, wenn Gerald mal einen richtig langen Urlaub machen und sich erholen würde, aber gerade das ist in der momentanen angespannten Situation nicht möglich. Der russische Teil der Familie wartet ja immer noch nur darauf, dass Gerald eine Schwäche zeigt, um dann zuschlagen zu können. Aber wenn er so weitermacht, ist es gut möglich und sogar ziemlich wahrscheinlich, dass der oberste White Court von Miami auf einen Zusammenbruch zusteuert.

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Ein ganz schneller Eintrag noch heute abend.

Dee war bis eben hier.

Sie rief an und fragte, ob sie vorbeikommen könne, was mich verwunderte, das hat sie nämlich noch nie getan, aber natürlich sagte ich ja. Schon am Telefon hatte sie bedrückt geklungen, und als sie dann hier war, erfuhr ich auch, warum. Es ging um Sienna. Ich befürchtete schon das Schlimmste, aber Sienna selbst geht es gut. Nur sei sie jetzt Halbwaise, brummte Dee und etwas von „verdammt, war die schnell“, oder sowas in der Art.

Da habe ich sie einfach in den Arm genommen, und dann haben wir auf dem Sofa gesessen und geredet. Und nein, es ist nichts weiter passiert, und irgendwan hat sie sich dann bedankt und ist gegangen. Aber sie ist auch nicht unwillkürlich vor mir zurückgezuckt, wie sie seit der Sache mit dem cabrón bisher immer vor jeder Berührung zurückgezuckt ist. Und sie im Arm zu halten war einfach wunderschön. Und ich hätte das gar nicht durch irgendwas Weitergehendes wieder kaputtmachen wollen. Also nicht nur, weil ich wusste, dass es wieder alles kaputtgemacht hätte, sondern einfach, weil der Moment viel zu schön war, um irgendwas weiter machen zu wollen. Ach Mist, ich bekomme es nicht gescheit formuliert. Und sowas will Schriftsteller sein. Pftt.

Und wehe, es lacht jemand!
« Letzte Änderung: 6.03.2014 | 14:51 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
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Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

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...übrigens hat Gerald auch seine Mutter verloren. Ja, er hat sie mehr oder weniger selbst umgebracht, und sie hat ihn vorher gefoltert (was vielleicht auch nicht wahnsinnig zu seiner geistigen Stabilität beigetragen hat), aber Camerone war trotz allem seine verdammte Mutter!

Nur so am Rande.  8]
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Ach ja stimmt ja. Ich wusste, da war noch wer.
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
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Zitat von: Shield Warden
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Seltsam. Wenn George mich in letzter Zeit im Traum besucht, erzählt er immer wieder etwas von einem stetigen Herzschlag, der durch das Nevernever pocht. Und interessanterweise hat Alex letztens auch davon gesprochen, dass er einen Alptraum hatte, in dem es um das Schlagen eines Herzens ging. Ich hoffe ja, dass es sich dabei nur um einen Zufall handelt, aber angesichts der Tatsache, dass bald Halloween ist – und dass Halloween, ähnlich wie Mittsommer, übernatürlichen Ärger geradezu magisch, ha, anzuziehen scheint – behalte ich mir das Recht auf gesunde Skepsis vor.

Ansonsten habe ich einige erste, ganz ganz vage Ideen für Band 5. Nur mit dem Schreiben angefangen habe  ich noch nicht, denn ich bin mir nicht ganz sicher, ob Lady Fire meine Bücher nicht immer noch liest. Wenn sie es tut, dann sicherlich aus Rachelust heraus, und wenn wir uns daran erinnern, wie sie eine von mir frei erfundene Gegebenheit beim letzten Mal schon in einen Fakt verwandelt hat, weil sie Fiktion und Wirklichkeit nicht so recht voneinander unterscheiden kann, dann will ich ihr jetzt, wo sie mir feindlich gesonnen ist, nicht womöglich noch mehr Munition an die Hand geben.

Andererseits... ich weigere mich, meine Kreativität von einer hitzköpfigen Fee, und sei sie auch noch so mächtig, in Geiselhaft nehmen zu lassen. Also werde ich mich einfach hinsetzen und anfangen, und wenn ich ihr damit mehr Munition liefern sollte, was ja noch lange nicht gesagt ist, sei es drum.

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Großmundige Vorsätze, aber weit gekommen bin ich bisher nicht. Es ist nämlich etwas passiert. Eine ganze Menge sogar, und es ist noch nicht vorbei. Oh mierda.

Es geht ein Serienmörder um. Dass das SID ins Spiel kam, wo die doch üblicherweise für „normale“ Morde nicht zuständig sind, liegt daran, dass das FBI den Fall übernommen hat und die beiden Agenten – bzw. ein Agent und ein ziviler Profiler – aus dem örtlichen Police Department ausgerechnet den SID zur Unterstützung angefordert haben. Nicht Edward allerdings: Seine beiden Kollegen Caldwell und Townsend waren schneller beim Melden.

Dass es sich überhaupt um eine Mordserie handelt, war den Behörden anfangs gar nicht so klar, denn die einzelnen Fälle unterschieden sich zu sehr. Erst beim siebten Opfer – das, zu dessen Tatort man Edward rief – wurde das Muster langsam deutlich.
Die junge Frau – Mitte zwanzig, dunkelhaarig, braunäugig – war vollkommen ausgeblutet, aber es waren am Fundort keine Blutspuren zu finden. Dafür aber Ritualkerzen auf dem Boden. Sie war in eine Lage aus Zellophan eingewickelt worden, das Herz fehlte ihr, und auf der Leiche lag ein Zettel mit einem Liedertitel: „Kenny Loggins - Heartlight“. Heh. Wie poetisch.

Edward erzählte, dass die beiden FBI-Leute sich wohl mit dem Übernatürlichen auskennen mussten, denn sie redeten wie selbverständlich davon, dass es der Red Court nicht gewesen sein könne. Aber der Profiler – Rollins – fragte nach dem örtlichen White Court und wandte sich an Edward mit der Bitte um eine Kontaktperson. Edward nannte ihm den Club in der Innenstadt, der vom White Court betrieben wird, die Tantra Lounge, und warnte gleichzeitig Totilas vor. Der wiederum meldete sich bei seinen Cousins und erklärte, falls dieser FBI-Mensch im Club auftauchen solle, werde er, Totilas, sich seiner „annehmen“.

Das war jedenfalls gestern.

Heute haben wir uns dann getroffen und die Sache beredet. Und natürlich war sehr schnell klar, dass Alex mit seinen Fähigkeiten vielleicht an einem der Tatorte noch den einen oder anderen Geist finden und so mehr über die Morde herausfinden kann.

Es waren übrigens bislang sieben, und wenn man es erst einmal weiß, tritt das Muster wirklich hervor. Aber ich kann schon auch verstehen, dass es eine Weile dauerte, bis die Fälle miteinander in Verbindung gebracht wurden.
Alle Mordopfer waren Frauen, weiß und jung (Teenager bis Endzwanziger), dunkelhaarig und braunäugig. Jedes Opfer wurde nicht auf der Straße überfallen, sondern direkt aus seiner Wohnung entführt und daraufhin einige Tage an einem unbekannten Ort gefangengehalten, ehe der Mörder sie im Keller eines leerstehenden Hauses – teils Neubauten, teils Abrissgebäude – umbrachte. Und bei allen fand man einen Zettel, auf dem in der jeweils eigenen Handschrift der Frauen der Titel eines „Herz“-Liedes stand. Jedes Opfer hatte eine Polizeiakte wegen kleinerer Vergehen, für die allerdings keine der Frauen ins Gefängnis gegangen war. Die Strafe bestand immer in Sozialstunden oder ähnlichem. Außerdem waren alle Tatorte fachmännisch gesäubert und gründlich mit Ammoniak getränkt worden.

Die Unterschiede finden sich in der Ernährung während dieser Zeit (das erste Opfer erhielt gar keine Nahrung, das zweite Fast Food, das dritte Hundefutter, das vierte und fünfte Essensreste, das sechste Insekten und das siebte Steroidcocktails), im Grad der Misshandlung vor dem Tode (verprügelt wurden sie alle, aber mit unterschiedlichen Gegenständen, und im letzten Fall mit der bloßen Faust), die Zeit, die der Mörder sich für die Tötung nahm und die er die Frauen vorher festhielt, der Art und Weise, wie sie zur Bewegungslosigkeit gebracht wurden und in der immer weiter zunehmenden Kunstfertigkeit des Schnittes, mit dem ihnen das Herz entfernt wurde. Einem der Opfer wurde das Herz auch gar nicht herausgeschnitten; stattdessen starb diese Frau an dem Drogencocktail, der ihr verabreicht wurde.

Uns stellt es sich so dar, als habe der Kerl geübt, nach der „idealen“ Methode gesucht. So wurden die Frauen anfangs festgebunden, aber später gelang es ihm irgendwie, sie zu lähmen, ohne sie zu fesseln. Außerdem floss anfangs jede Menge Blut, aber später waren die Opfer zunehmend blutleer. Die an den Drogen gestorbene Frau scheint ein „Ausreißer“ gewesen zu sein, bei der sein Plan fehlschlug, da sie starb, ehe er ihr das Herz entnehmen konnte und er mit einem toten Herzen nichts anfangen konnte. Deswegen war es bei ihr auch noch vorhanden, als man sie fand.

Was wiederum bedeutet, dass er den anderen Opfern das Herz bei lebendigem Leibe herausgeschnitten haben muss. Ob sie währenddessen bei Bewusstsein waren? Oh, Padre en el cielo, ich will es gar nicht wissen.

Aufgrund all dieser Informationen erstellte der FBI-Mann Rollins ein Profil des Täters: ein männlicher Weißer in den Dreißigern, der nur schwer mit Gefühlen klar kommt und zwischen eiserner Beherrschung und gelegentlichen heftigen Wutausbrüchen schwankt, als Kind extrem streng aufgezogen oder vermutlich sogar misshandelt wurde und eine gespaltene Beziehung zu Frauen hat, die er einerseits verachtet, aber anderseits auch begehrt. Er hat einen Beruf, der ihm Autorität gibt, Polizist oder Soldat oder etwas in der Art, aber er ist nicht zufrieden in seinem Job und mit dem, was er darin erreicht hat. Die ermordeten Frauen stehen alle für eine bestimmte Person, der sie ähnlich sehen und nach deren Aufmerksamkeit der Mörder sich sehnt: Wenn er nicht aufgehalten wird, dann wird er weiter morden, und zwar bald.

Edward hatte – höchst illegal natürlich – Kopien der ganzen Unterlagen mitgebracht, und wir beschlossen, uns als erstes den ältesten der Tatorte anzusehen. Ehe wir aber losfahren konnten, bekam Totilas einen Anruf von seinen Verwandten in der Tantra-Lounge, dass der angekündigte Kunde eingetroffen sei. Totilas trennte sich also von uns und fuhr zu dem Treffen mit Rollins, statt uns zum Tatort zu begleiten.

In dem Abrissgebäude und in seiner Umgebung war kein Geist zu finden. Also nicht nur nicht derjenige der Ermordeten, sondern überhaupt kein Geist, und das fand Alex eindeutig seltsam. Lebewesen irgendwelcher Art – Kakerlaken, Würmer, Ratten, Mäuse – gab es auch nicht, und auch das war definitiv ungewöhnlich. Edward suchte nach Magie, fand aber, weil der Mord schon so lange her war, nur noch allerletzte Restspuren. Immerhin reichten diese aus, um ihm zu sagen, dass das Ritual von einem Menschen durchgeführt worden sein musste, nicht von einem übernatürlichen Wesen wie einer Fee oder einem Vampir oder ähnlichem.

Daraufhin erklärte Roberto, er werde sein Drittes Auge öffnen. Der Gedanke passte ihm gar nicht, weil er ja die Dinge, die er darüber sieht, nie wieder vergessen kann, die Bilder auch nie wieder verblassen, aber er meinte, es das müsse jetzt sein. Für uns Außenstehende weiteten sich Robertos Augen kurz, und er starrte in den Raum, ehe er sich mit sichtlicher Mühe wieder von dem Anblick losriss.

Vor seiner Sicht sei der gesamte Raum voll blutiger Fäden gewesen, sagte Roberto, und von diesen Fäden sei eine starke Aura der Hasses, der Angst und des Zorns ausgegangen. Er habe laute Herzschläge gehört – die, von denen Alex sprach und die George in meinen Träumen erwähnte? Vermutlich. Auf dem Boden lag die Ermordete, und als Roberto sie da liegen sah, wurde plötzlich auch er von überwältigendem Zorn auf sie erfüllt – weil sie es wagte, die Falsche zu sein, und diese Falsche musste weg.

Als Roberto sein inneres Auge wieder geschlossen und sich etwas gefasst hatte, kam Alex mit dem Gedanken, dass doch vielleicht die Frau, deren Herz nicht entfernt worden war, zu einem Geist geworden sein könnte. Also fuhren wir an deren Tatort, ein Neubau diesmal, und dem Schild vor dem Gelände zufolge eine Schule im Werden. Auch hier keinerlei Spuren von Tierleben, keine anderen Geister – natürlich nicht, es war ein Rohbau, wo außer diesem einen Fall noch niemand zu Tode gekommen war. Aber den Geist der Ermordeten fanden wir tatsächlich. Als Poltergeist. Völlig unansprechbar. Und mehr als nur unansprechbar. Von der jungen Frau war nur noch Wut und Angst und Hass übrig, und sie griff uns sofort und mit aller Wildheit an, so dass uns nichts anderes übrigblieb, als den Rückzug anzutreten. Aber selbst wenn wir vorhin nichts machen konnten, müssen wir irgendwann vor der Eröffnung der Schule nochmal wiederkommen und den Geist bannen, irgendwie. Denn ein Gebäude voller Kinder und Jugendlicher mit einem derart mörderischen Zaungast... nicht auszumalen. Edward sagte irgendwas von 'Geisterstaub', der in solchen Fällen helfen soll, was auch immer das sein mag. Er erwähnte ausgebranntes Uran als eine der Zutaten, aber das kann er nicht ernst gemeint haben... oder?!

Jedenfalls. Da der Poltergeist nicht in dem Keller umging, in dem der eigentliche Mord stattgefunden hatte, sondern in einem der Räume im Erdgeschoss, konnten wir uns den Tatort aber trotzdem noch ansehen. Nur brachte das nicht sonderlich viel, weil er ebenso gründlich gesäubert worden war wie der erste und weil Roberto sich hütete, sein inneres Auge hier nochmal aufzumachen.

Also fuhren wir, aller guten Dinge sind drei, auch noch zum jüngsten Tatort. Hier konzentrierte sich Edward besonders auf die Überreste der Magie, die hier noch zu spüren waren, und stellte fest, dass es sich um ein Ritual aus einer der europäischen Magietraditionen gehandelt haben dürfte, ganz ähnlich wie die, die er selbst auch anwendet. Das Ritual umfasste ein Menschenopfer, deswegen wurde außerordentlich viel Energie dabei freigesetzt, die aber nicht vollständig von dem und für das Ritual selbst verwendet wurde. Ein Teil davon muss übrig geblieben sein, und diesen Teil könnte der Mörder vielleicht für zukünftige Verwendung aufbewahrt haben. Und wenn er das bei jedem Mord getan hat, und wenn er diese geballte Energie dann vielleicht irgendwann alle auf einmal loslässt...  Cielo. Auch das ist nichts, über das ich gerne nachdenke.

Alex erwähnte dann noch etwas, das uns alle ziemlich beunruhigte. Er sagte, das die Herzschläge, die er inzwischen ununterbrochen hört, stärker zu werden scheinen. Und dass das ein Teufelskreis sei: Je dünner die Grenze zwischen unserer Welt und dem Nevernever, desto kräftiger die Herztöne, und je kräftiger die Herztöne, desto mehr schwächen sie die Grenze zwischen uns und dem Nevernever. Und zu allem Überfluss steht Halloween vor der Tür, wo die Membran ja ohnehin durchlässiger ist als sonst.

Von Roberto erfuhren wir, dass es in der Nacht zum Dia de los Muertos ein Santería-Ritual gibt, in dem am Coral Castle der Durchgang ins Nevernever kontrolliert geöffnet wird, damit die Toten herauskommen können. Am Abend des 1. November wird das Tor dann wieder geschlossen und die Geister wieder in ihre eigene Domäne getrieben – bzw. manche, die sonst nur Probleme machen würden, gar nicht erst hinausgelassen. Bislang wurde dieses Ritual immer von den Orunmila durchgeführt, aber dieses Jahr werden zum ersten Mal die Santo Shango das Privileg haben. Cicerón Linares will sich ja mehr Status innerhalb der Santería verschaffen, und das war sein Preis für die Oshun-Maske.

Edward hatte dann noch die Idee, ein Ritual zu wirken, mit dessen Hilfe er eines der Herzen aufspüren kann. Aber nicht sofort. Wir haben erst einmal beschlossen, uns gegen Abend wieder zu treffen; dann kann auch Totilas wieder zu uns stoßen und uns von seinem Gespräch mit dem FBI-Mann berichten.

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Abends. Oder besser nachts. Ich bin zu müde, um ins Bett zu gehen. Zu aufgekratzt, um genau zu sein. Da schreibe ich doch lieber noch schnell auf, was vorhin los war. War ja genug.

Totilas erzählte kurz von seinem Treffen mit Rollins. Interessanterweise wollte der Profiler gar nichts über den Fall in Erfahrung bringen, sondern er ist schlicht und ergreifend süchtig nach den Zuwendungen des White Court, seit er vor ein paar Jahren seine erste einschlägige Erfahrung in dieser Richtung hatte. Totilas fragte also ihn seinerseits ein wenig aus, während – oder wohl besser ehe – er dem Mann seinen Fix verschaffte und seinen eigenen Hunger stillte. Anschließend gab er Rollins noch seine Visitenkarte –  es kann bestimmt nicht schaden, einen Kontakt beim FBI zu haben, der Totilas wohlgesonnen ist.

Außerdem erzählte uns unser White-Court-Freund, dass es im Biltmore Hotel spuke: Er habe gehört, wie Gerald mit einer Frau sprach, doch als Totilas das Zimmer betrat, war Gerald allein. Und auch Totilas selbst hört ständig die Stimme des Mädchens, das er damals tötete, um zum White Court zu werden.

Also fuhren wir ins Biltmore. In Totilas' Suite hörte er wieder die Stimme, und Alex nahm mit dem Mädchen Kontakt auf, ließ sie in seinen Körper, wie er das eben so macht, damit sie mit uns reden konnte.
Béa hieß sie. Béantrice irgendwas. Und das, was sich in dem Gespräch herauskristallisierte... Oh santissima madre. Ich meine, Totilas ist ein White Court. Dass er dafür jemanden getötet haben muss, das war uns allen klar, und das hatte er uns ja auch schon erzählt, das war kein Geheimnis. Wir hatten auch schon mitbekommen, dass er dieses erste Opfer in voller Absicht und mit dessen Einverständnis getötet hatte. Das hatte ich nie verstehen können. Wie kann ein Mensch, und Totilas war damals noch ein Mensch, schlafender Dämon in sich hin oder her, so verdammt kalt sein, dachte ich immer.

Aber... Totilas war sechzehn. Sechzehn, verdammt! Und da trifft er dieses junge Mädchen, das von zuhause weggelaufen ist und auf der Straße lebt, sich als Hure verkauft, um irgendwie über die Runden zu kommen. Das als Kind vermutlich misshandelt wurde, seelisch oder körperlich oder beides, und das alle Hoffnung verloren hat. Das Selbstmord begehen will. Sich nur noch danach sehnt, dass es aufhört. Und das stattdessen Totilas die Erlaubnis gibt, ihr Leben zu nehmen, um ihn damit stark zu machen und ihn in die Lage zu versetzen, Gutes zu tun.

Er war sechzehn! Jung und idealistisch und voll romantischer, jugendlich-verdrehter Vorstellungen. Oh Madre. Das zu wissen, trägt doch so einiges zur Erklärung bei.

Béa hatte nach ihrem Tod keinen Frieden gefunden, wie sie sich das ersehnt und Totilas für sie erhofft hatte. Stattdessen litt sie als Geist ebenso wie als Lebende, und Alex konnte sehen, wie sich vom Weinen tiefe, silbrige Rillen in ihr Gesicht gegraben hatten. Ein bisschen klingt das wie bei den Opfern von Richard Raiths Dämon, fällt mir dabei ein, vorletztes Halloween, als es Totilas' Vater gelungen war, sich von seinem Dämon zu lösen und wieder ein normaler Mensch zu werden, während sein Dämon munter auf eigene Faust herumstreifte und Leute umbrachte. Die hatten ähnliche Tränengräben im Gesicht, wenn man sie sich durch das Dritte Auge ansah.

Dass wir Béa helfen wollten, wenn wir es irgendwie konnten, verstand sich von selbst. Im Gespräch mit dem Geist fanden wir heraus, dass sie aus einem ultrareligiös-fanatischen Elternhaus kam und ihre Eltern sie mit allen möglichen kranken und mit dem christlichen Glauben eigentlich völlig unvereinbaren Horrorgeschichten indoktriniert hatten. So war das Mädchen völlig überzeugt davon, dass sie in den tiefsten Tiefen der Hölle schmoren würde, weil sie unverheiratet mit Männern geschlafen hatte.

Nun halte ich mich ja für einigermaßen firm in der Heiligen Schrift, und mir fielen auf Anhieb etliche Bibelzitate ein, die sich zum Widerlegen oder wenigstens Abmildern ihrer Ängste eigneten. Aber irgendwie drang ich nicht so recht zu ihr durch, blieb die junge Frau zu sehr in ihren Schuldgefühlen gefangen. Es war ausgerechnet Totilas, der kurzerhand ein paar Bibelstellen dazuerfand und Béa sehr überzeugend versicherte, dass sie keine Schuld träfe, sondern einzig die Männer, die sich an ihr versündigt hätten. Roberto schließlich gab ihr den letzten Schubser der Überzeugung, dass sie ihren Frieden finden werde, dann ließ sie zu, dass Alex sie weiter schickte.

Aber im Biltmore schienen ja noch mehr Geister umzugehen als nur dieser eine. Also suchten wir nach ihnen. Und fanden Totilas Cousin Vin, einen passionierten Computerspieler und Hacker, der sich fürchterlich darüber aufregte, dass es in seinem Zimmer ständig zu Kurzschlüssen kam, die ihm den Rechner abschmieren ließen. Grund für die technischen Störungen war der Geist eines jungen Mannes in Punkerkleidung. Nachdem der sich von seiner Überraschung erholt hatte, dass Alex ihn sehen konnte, erwies er sich als ziemlich redselig.

Er sei in der Nähe des Biltmore gestorben, erzählte Kyle, auf der Straße von einem Bus überfahren worden. Dort habe er bisher gespukt und sich ziemlich gelangweilt – bis ihn eine „heiße schwarzhaarige Schnitte“ angesprochen und ihn angeheuert habe, doch hier im Hotel Schabernack zu treiben.

Mehr erzählen wollte er uns nicht, sondern verlangte eine Gegenleistung. Er sei als Jungfrau gestorben, rückte er heraus, und er würde ja so gerne mal... Also wie wäre es, wenn Alex ihn ans Steuer ließe, während er...? Die Leute hier würden so scharfe Parties feiern.

Da war bei Alex aber nichts zu machen. Der hatte ja noch nicht einmal Lust, den jungen Geist mit auf eine Sauftour zu nehmen, weil der mit 20 gestorben war und sich deswegen auch noch nie so richtig betrunken hatte. Roberto oder Totilas hätten vermutlich weniger Skrupel gezeigt, aber diese Fähigkeit, Geister in sich reiten zu lassen, kann Alex ja nun mal nicht auf andere übertragen.

Aber als Kyle mich dann als den Autor von Indian Summer erkannte, kam das Gespräch auf das Schreiben und dass Kyle auch mal eine Story verfasst habe. Die würde vielleicht sogar was taugen, meinte er, aber er sei ums Leben gekommen, ehe er sich dazu aufraffen konnte, die Geschichte bei einem Verlag einzureichen. Ich bot ihm an, mir das Manuskript einmal anzusehen, wenn er mir sagen könnte, wo es liege, und es in seinem Namen veröffentlichen, falls mein Verlag zustimme. Nur versprechen könne ich nichts. Dieses Angebot reichte Kyle aber schon, und so antwortete er uns doch noch auf unsere Fragen.

Mit Hilfe eines Phantomzeichnungsprogramms auf Vins Rechner fertigte Kyle ein Bild von der „dunkelhaarigen Schnitte“ an. Und das Gesicht in dem Bild erkannten wir alle: Es war niemand anderes als Camerone Raith. Die seit der Sache mit den Masken nachweislich tot ist. Aber tot zu sein, hindert sie offensichtlich nicht daran, bei ihren Verwandten Ärger zu machen. Juhu.
« Letzte Änderung: 16.05.2014 | 12:26 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

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8:30. Dee hat eben angerufen. Ob ich mit ihr frühstücken will. Und das, wo ich heute Nacht bis 4.00 Uhr früh an dem Tagebucheintrag gesessen habe. Stöhn. Aber klar, natürlich will ich. Ich geh dann mal duschen. Später mehr.

---

Nett war's. Auch wenn Dee etwas auf dem Herzen hatte. Und zwar wollte sie mir erzählen, dass ein Ex-Freund von ihr in der Stadt sei. Ein FBI-Mann, der hier gerade an einem Fall arbeite, einer Mordserie. Pace. Heh. War ja klar.

Was Dee je an dem Kerl gefunden hat, will mir nicht so recht in den Kopf. Der Mann ist grimmig und verbittert, so sieht er jedenfalls aus, er scheint nur für seine Arbeit zu leben und ist mindestens 15 Jahre älter als sie. Aber gut, jugendliche Verliebtheit erklärt so manches. Eine junge Marshal, frisch im Job, ein erfahrener, kompetenter Partner oder Ausbilder, ich kann mir das schon irgendwie zusammenreimen. Und ich war ja schon mehr als erleichtert, dass Dee das Verhältnis jetzt eher als lehrreiche Erfahrung sieht und sehr deutlich machte, dass sie an Pace keinerlei Interesse mehr hege.

Ich habe Dee gegenüber nicht groß erwähnt, dass Edward uns schon über die Morde informiert hat. Sie fragte auch nicht groß nach, obwohl sie es sich eigentlich denken können müsste. Vermutlich wollte sie es gar nicht wissen, ebensowenig, wie ich sie in Edwards Fehlverhalten mit hineinziehen wollte. Immerhin durfte er uns die Akten eigentlich nicht zeigen, noch uns an die Tatorte mitnehmen.
Stattdessen erzählte ich Dee von den Geistern im Biltmore und dass sich Camerone Raith offensichtlich durch ihren Tod nicht vom Intrigieren abhalten lässt. Mit dem Unterschied, dass sie als Geist jetzt von ihrer Alkoholsucht geheilt und wieder im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten ist. Und immerhin hatte sie lange Zeit die Führung des White Court inne, was sie wohl nicht erreicht hätte, wenn sie nicht schlau und skrupellos und gerissen wäre. Yay.

Aber nachdem wir das alles aus dem Weg geräumt hatten und uns angenehmeren Themen zuwandten, wurde das Frühstück doch noch sehr nett. Oder vielleicht war es auch einfach Dees Gesellschaft, die auch die unangenehmeren Themen erträglicher machte.

Aber jetzt muss ich wieder los, mit den Jungs treffen. Edwards Idee steht da ja noch im Raum.

---

Totilas hat gestern Nacht gleich noch mit Gerald gesprochen, erzählte er, als wir uns wieder trafen. Dem ist zwar einerseits ein Stein vom Herzen gefallen, weil er nicht langsam wahnsinnig wird, sondern er wirklich Stimmen hört, aber andererseits war er natürlich mehr als beunruhigt, dass seine Mutter wieder da ist und irgendwelchen Ärger plant. Vermutlich will sie sogar nicht einfach nur rumspuken und Ärger machen, sondern tatsächlich, Geist oder nicht, den White Court wieder übernehmen.

Intrigant genug dafür ist sie. Totilas erwähnte in einem Nebensatz, dass ihm gestern Nacht auch wieder eingefallen sei, dass Camerone an seiner Entscheidung, zum Vampir zu werden, einen nicht ganz unwesentlichen Anteil hatte. Damals ist ihm das gar nicht bewusst geworden, aber gestern Nacht erkannte er, dass sie seine Entscheidung nicht nur immer unterstützt, sondern ihn ganz subtil in diese Richtung geschubst hat.

Jedenfalls, das Ritual. Edward hatte ja schon gemeint, dass er eines der Herzen finden könne, wenn er sich etwas beschaffen könne, das eine Verbindung dazu darstelle. Naja, und was ist eine bessere Verbindung zu einem Körperteil als der Rest dieses Körpers?

Das konnte er allerdings nicht im Alleingang machen, denn immerhin war er ja nicht der mit diesem Fall beauftragte Beamte, sondern Townsend und Caldwell. Also informierte er die beiden Kollegen ganz offiziell über seinen Plan, bzw. bat um ihre Zustimmung, die diese auch gewährten. Die beiden FBI-Männer, Rollins und Pace, wurden ebenfalls dazugerufen. Oh, und ich. Für die anderen drei fanden wir keine passende Ausrede, aber ich wurde als „SID-Consultant“ untergebracht.

Das Ritual führte uns vom Leichenschauhaus zu einer Selbsteinlagerungseinrichtung, einer dieser Lagerhallen, wo man für relativ kleines Geld einen etwa garagengroßen Abstellraum mieten kann. Das richtige Rolltor hatte Edward sehr schnell gefunden, nur war er vorsichtig genug, das Tor auf mögliche Fallen zu untersuchen. Und tatsächlich: Das Ding war auf magische Weise vermint.
Gar nicht unzufrieden über diese Entwicklung erklärte Agent Pace, er kenne jemanden, der mit Schutzzaubern bewandert sei. Im Handumdrehen hatte er schon sein Handy gezückt und eine Nummer gewählt; ein kurzes Gespräch, und nach einer Weile fuhr Dee bei uns vor.

So sehr ich mich eigentlich freute, sie zu sehen, etwas peinlich war es mir schon, hier so unvermittelt auf sie zu treffen, weil ich ihr ja heute früh verschwiegen hatte, dass wir schon in den Fall verwickelt waren. Aber sie schien sich gar nicht zu wundern, noch irgendwie pikiert zu sein. Vermutlich hatte sie sich tatsächlich sowas schon gedacht.

Bei den Strafverfolgungsbehörden hatte sich schnell herumgesprochen, dass hier gerade ein Durchbruch erzielt wurde, und so wimmelte es bald von Mitarbeitern der Spurensicherung, uniformierten Cops, Detectives in Zivil, einer S.W.A.T.-Einheit und sonstigen Gesetzeshütern aller Couleur, von ein paar TV-Vans samt Reportern ganz zu schweigen.

Dee und Edward analysierten eine ganze Weile an dem Schloss herum, doch schließlich gelang es ihnen tatsächlich, die Tür zu öffnen, ohne dass wir alle in die Luft flogen.

Drinnen bot sich uns ein – nicht grausiger, dafür wirkte alles zu steril – aber doch ziemlich beunruhigender Anblick. Da war ein Tisch mit diversen Ritualmaterialien, Kerzen und dergleichen. Ein alter Kassettenrekorder. Nicht mal ein Ghettoblaster: einer von diesen flach liegenden Kassettenrekordern mit den Tasten  vorne, dem Kassettenfach in der Mitte und dem Lautsprecher hinten. Einige Kassetten daneben verstreut. Ein Buch von einem mittelalterlichen Mönch namens Hieronymus, gewissermaßen eine Anfängerfibel für Rituale. Was seltsam war, denn das Ritual, das der Mörder verwendet hatte, war definitiv fortgeschrittenerer Natur als die in diesem Buch beschriebenen Dinge. Wo auch immer der Kerl also gelernt hatte, seinen Opfern bei lebendigem Leib das Herz herauszuschneiden, während es weiterschlug, darin jedenfalls nicht.

Richtig, Römer und Patrioten. Während es weiterschlug. Das war das eigentlich Gruselige an dem Tatort. Da standen auch zwei verschlossene gläserne Gefäße (ich würde ja beinahe sagen „große Einmachgläser“, wenn mir das nicht viel zu gewöhnlich für die Tragweite des Geschehens wäre. Aber ägyptische Kanopen waren aus Marmor. Tiegel sind kleiner. Schüsseln haben keinen Verschluss.), in denen jeweils ein Herz schwamm. Und weiterhin pulsierte.

Es waren viel zu viele mundane Personen anwesend, daher war schnell eine logische Erklärung für die pochenden Herzen gefunden: Das musste irgendwie mit Elektrizität zu tun haben. Völliger Unsinn, weil ja weit und breit keine Energiequelle zu finden war, aber die meisten Umstehenden nahmen die „Erklärung“ dankbar an. In Wahrheit jedoch war es magische Energie, von der die Herzen in Bewegung gehalten wurden, sagte Edward hinterher. Zu viel Energie für die relativ einfache Aufgabe, sogar, weswegen die Herzen mit jedem Schlag ein klein wenig davon in den Raum abgaben.

Die Spurensicherung machte sich an die Arbeit, schoss Fotos, suchte nach Fingerabdrücken und sonstigen Hinweisen, das Übliche eben. Der Kassettenrekorder wurde angeworfen – und spielte eines dieser Lieder mit Herzmotiv ab. Welche Überraschung.

---

Nachdem die gesammelte Gesetzeshüterschaft den Ort gesichert hatte und abgezogen war, trafen wir uns wieder mit den anderen. Die waren während der ganzen Aktion nicht untätig geblieben: Alex hatte sich erst einmal auf die Baustelle eines seiner zahllosen Bekannten abgesetzt, um sich dort mit dem Hämmern der Presslufthämmer vom inzwischen unablässigen und immer drängenderen Hämmern der Herzen in seinem Kopf abzulenken. Roberto und Totilas hingegen riefen Jack White Eagle an und fragten den um Rat. Jack hatte von dieser ganzen Geschichte noch nicht wirklich etwas mitbekommen, aber das könnte auch daran gelegen haben, dass er mit anderen Dingen beschäftigt gewesen war (er sagte wohl was von einer neuen Grassorte, die sie in der Kommune gerade ausprobiert hätten – was Edward wiederum gar nicht wissen wollte und geflissentlich weghörte, als Roberto das erzählte). Aber er empfahl den beiden, sich doch mal mit Edward Leedskalnin zu unterhalten, dem Geist vom Coral Castle. Denn der kennt sich mit Geistern und der Grenze zum Nevernever mit am besten aus, wo er doch immer die Santeríos beim Abhalten des Halloween-Rituals unterstützt.

Anders als andere Geister ist der Lette am Coral Castle sehr leicht anzutreffen, und auch tagsüber. Er ist einfach so stark damit verbunden – immerhin hat er es selbst gebaut – und war ja auch schon zu Lebzeiten ein echter Exzentriker. Ich habe mir mal den Spaß gemacht und seine Pamphlete gelesen – okay, überflogen – und seine Einstellungen waren schon ... absonderlich.
Im Gespräch mit Totilas und Roberto jedenfalls zeigte er sich selbst recht beunruhigt über den ständigen Herzschlag, eben weil er die Grenze zwischen unserer Welt und dem Nevernever schwächt. Ganz und gar zerstören könne das die Trennwand zwar nicht, aber vielleicht Löcher hineinreißen, und durch die könnten Dinge hindurchbrechen in unsere Welt, gerade an Halloween. Zu den Morden selbst konnte er nichts sagen, aber eine kryptische Bemerkung machte er doch: dass es nämlich einen Grund geben müsse, warum der Täter gerade zu dem Zeitpunkt mit dem Morden zu beginnen, als er das tat, und dass Pech im Spiel sei. Also Unglück-Pech. Nicht Teer-Pech.

---

Edward hat gerade angerufen. Es gibt Neuigkeiten! Muss los. Später mehr!

---

Von dem Ritualbuch konnte ein Fingerabdruck genommen werden. Und dieser Fingerabdruck ergab sogar einen Treffer in der Datenbank. Und zwar, und jetzt haltet euch fest, Römer und Patrioten, James Vanguard. Der ein Lykanthrop ist, wie wir alle wissen. Und heute fängt der Vollmond an. Mierda.

Da Vanguard als Chef einer Sicherheitsfirma als hochgefährlich eingestuft wurde, tauchte ein ganzes S.W.A.T.-Team bei ihm auf, zwei sogar, genau gesagt: eines zuhause und eines in der Firma, um ihn zu verhaften. Aber der Vogel war ausgeflogen. Nicht nur Vanguard selbst, sondern auch sein ganzes Rudel war nicht aufzufinden.

Also schlug Edward vor, noch ein Finderitual durchzuführen, um ihn zu dem Gesuchten zu führen. Das allerdings schickte ihn wieder zu genau der Selbsteinlagerungseinrichtung, wo wir auch die beiden Herzen gefunden hatten. Offensichtlich werden sämliche und jegliche Suchrituale momentan dorthin umgeleitet, egal, auf wen oder was sie sich beziehen.
Was vielleicht auch erklären könnte, warum keines der beiden Herzen in dem Lagerraum zu dem Opfer gehörte, von dem aus Edward im Leichenschauhaus die magische Verbindung hergestellt hatte. Sehr seltsam, das alles.

Eine Weile, nachdem Edward seine SID-Kollegen und die FBI-Agents informiert hatte, dass Suchrituale vermutlich nicht viel fruchten werden, rief es bei ihm an. Es war einer von James Vanguards Leuten, der erklärte, sein Boss sei unschuldig, habe sich aber nicht verhaften lassen wollen, weil das jetzt, während des Vollmonds, garantiert ein Massaker gegeben hätte. Aber mit Edward wolle er sich treffen, ein Stück außerhalb der Stadt. Am liebsten alleine, aber von ihm aus könne Edward auch seine Freunde mitbringen.

Was der Grund war, warum wir alle gemeinsam vor die Stadt fuhren. Am bezeichneten Treffpunkt erwartete uns Vanguard schon mit ein paar seiner Leute. Die hielten sich aber im Hintergrund, ließen Vanguard den Vortritt. Wir hingegen gingen gemeinsam auf ihn zu, und es hätte auch nicht nur Edward mit ihm geredet, wenn Vanguard nicht sehr knurrig sehr deutlich gemacht hätte, dass es ihm in seinem derzeitigen Zustand schon schwer genug fiel, sich auf einen einzelnen Gesprächspartner zu konzentrieren, geschweige denn auf mehr als einen. Irgendwie war das auch so ein Rudel-Alpha-Dominanz-Ding, aber naja.

Die Atmosphäre bei dem Treffen war jedenfalls sehr aufgeladen, einfach weil Edward und Vanguard so angespannt waren und sich mit jeder Faser ihres Seins zusammenreißen mussten, nicht auf die jeweils andere Gruppe loszugehen. Aber Vanguard versicherte, er habe die Morde nicht begangen, und das nahmen wir ihm auch ab. Die ganze Sache hatte für meinen Geschmack ohnehin nach abgekartetem Spiel ausgesehen. Ein einzelner Fingerabdruck in den ganzen, minutiös gereinigten Tatorten? Wie praktisch.

Jedenfalls sagte Vanguard, er werde sich natürlich stellen, aber eben nicht gerade jetzt zu Vollmond, sondern erst in zwei Tagen, wenn das Schlimmste für diesen Monat vorbei sei. Edward war auch der Meinung, dass das wohl besser sei. Vangard meinte noch, er wolle versuchen, irgendwelchen Suchtrupps aktiv aus dem Weg zu sein – sprich, wenn er wüsste, wo welche wären, könnten seine Leute und er einfach woanders sein. Hint hint.

Je länger wir redeten, umso mehr mussten die beiden Lykanthropen sich am Riemen reißen, knurrten einander nur noch an. Ehe das Treffen vollkommen aus dem Ruder lief und die Fetzen zu fliegen begannen, zogen wir uns zurück. Schön langsam und rückwärts und die jeweils andere Gruppe nicht aus den Augen lassend.

Aber auf dem Rückweg merkten wir sehr schnell, dass das nicht wirklich geholfen hatte. Edward war zu aufgedreht, zu wild. Der musste raus aus dem Auto, sich abreagieren. Schreien, rennen, toben. Es gelang ihm gerade noch, Alex ein "Halt an! JETZT!" zuzuknurren, dann war er mit einem wilden Aufheulen auch schon im Freien.

Dummerweise nur war das mitten in einem Wohngebiet, und ehe wir auch nur blinzeln konnten, war Edward auch schon in einer Hauseinfahrt und warf mit Mülltonnen um sich. Und natürlich gingen in diesem und den umliegenden Häusern die Lichter an...

Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Wenn jetzt ein Hausbewohner herauskam... Also sprang Totilas kurz entschlossen ebenfalls aus dem Wagen und schleuderte Edward laute Beleidigungen entgegen. Der reagierte sofort, ließ alles stehen und liegen und ging auf Totilas los. Unser White Court-Freund wiederum rannte vor ihm davon, offensichtlich in der Absicht, ihn von dem Wohngebiet wegzulocken.

Und das ist der letzte Stand heute Nacht. Wir anderen konnten den beiden nur hinterhersehen, und da sie sehr bald von der Straße ins Gelände abbogen, hatten wir auch keinerlei Möglichkeit, ihnen zu folgen. Also fuhren wir schweren Herzens heim, um morgen früh wenigstens ausgeschlafen zu sein, in der Hoffnung, dass Totilas‘ übernatürliche Konstitution es ihm erlaubt, so lange vor Edward davonzulaufen, bis der sich abgeregt hat.

Colera. Es ist ein ekelhaftes Gefühl, so machtlos zu sein, nichts tun zu können. Ich hoffe inständig, den beiden passiert nichts heute Nacht. Aber jetzt muss ich trotzdem ins Bett. Falls ich denn überhaupt einschlafen kann. Das Aufschreiben jedenfalls hat mich nicht wirklich müder gemacht. Aber es hilft ja alles nichts.

---

Madre de Dios! Ich war tatsächlich schon halb eingeschlafen, da kam mir urplötzlich ein schrecklicher Verdacht. Ich weiß gar nicht, woher auf einmal; er war einfach da.

Der Serienmörder ist ein Mann in einer Autoritätsposition, der sich für gewöhnlich eisern unter Kontrolle hat, von gelegentlichen Wutausbrüchen unterbrochen. Der eine ganz bestimmte Frau sucht. Um sie auch umzubringen? Oder um sie für sich zu gewinnen? Vielleicht beides: Sie umzubringen, wenn er sie nicht (wieder?) für sich einnehmen kann?
Alle Opfer waren dunkelhaarig und braunäugig. Wie Dee. Dee hat Agent Pace verlassen. Weil er ihr irgendwie nicht ganz geheuer war. Er hat sich schon einige Male mit ihr treffen wollen, aber sie hat immer abgelehnt. Als FBI-Mann ist Agent Pace eine Autoritätsperson, auch wenn das Alter nicht ganz stimmt.

O Dios. Ich hoffe und bete, dass ich mich irre. Ich darf mir von meiner eifersuchtsbedingten Abneigung gegen Pace nicht die Sicht vernebeln lassen. Aber jetzt, wo ich den Gedanken gedacht habe, kann ich ihn nicht ungedacht machen.
Soll ich es morgen den Jungs erzählen, oder würde sie das voreingenommen machen?
Ich glaube, ich muss. Wenn ich paranoid bin, werden sie mich schon in den Senkel stellen.
« Letzte Änderung: 23.05.2014 | 13:25 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
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Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

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Mierda. Es ist wieder eine Frau verschwunden. Und sie passt wieder ins Schema. Natürlich. Und es scheint, als wolle der verdammte Mistkerl es so aussehen lassen, als sei Edward der Täter. Cabrón.

Aber der Reihe nach.

Ich war massiv erleichtert, als sowohl Totilas als auch Edward heute Vormittag unversehrt, nur ein wenig übermüdet, im Dora's auftauchten. Edward hat wenig Erinnerungen an die vergangene Nacht, sagte er, nur an seine unbändige Wut und daran, unablässig gerannt zu sein, irgendwas verfolgt zu haben. Lustigerweise fand sich im Miami Herald eine kleine Meldung über den Vorfall: Vandalen seien nachts unterwegs gewesen und hätten in der Vorstadt Mülltonnen umgeworfen, vermutlich Jugendliche.

Als ich den Jungs dann von meinem Verdacht in Sachen Pace erzählte, hielten die mich zum Glück nicht für paranoid, mahnten aber zur Vorsicht. Totilas zum Beispiel warf ein, wenn es Pace wegen Dee sein könne, habe er ebensogute Gründe, warum Edward der Mörder sein müsse – immerhin sähen die Frauen vom Typ her auch Cherie ähnlich, die hat Edward kurz vor Beginn der Morde verlassen hat, und der Rest des Profils trifft (bis auf die Tatsache, dass er schwarz ist) ebenfalls auf Edward zu.

Wir kamen auf die Idee, Henry die Flugdaten der Zeiten kurz vor den Morden überprüfen zu lassen, ob vielleicht ein David Pace öfter mal in die Stadt gekommen ist. Falls Pace einen falschen Namen verwendet hätte, wäre das zwar keine Hilfe, aber immerhin mal ein Anfang.

Ehe Edward aber bei Henry anrufen konnte, rief der Edward an: Es sei eine weitere Frau verschwunden. Und ob Edward ihm vielleicht etwas zu sagen habe: Auch dieses neue potentielle Opfer habe nämlich einen polizeilichen Eintrag gehabt (wieder wegen irgendeiner vergleichsweisen Kleinigkeit, das Auto ihres Ex-Freundes demoliert oder etwas in der Art), und der Aufruf der Akte in der Polizeidatenbank sei von Edward gekommen. ¿Que demonios?

Nachdem Edward seinem Partner erstmal erklärt hatte, dass er das nicht gewesen sei, rückte Henry damit heraus, er habe Edwards Passwort öfter mal benutzt, um vorzugeben, dass Edward aktiv gewesen sei; außerdem habe er dessen Passwort regelmäßig alle drei Monate geändert, damit es nicht verfalle. Und er habe es hinter den Bildschirm gepappt, wo Edward es finden könne, wenn er es brauche. Dummerweise konnte es dort halt nicht nur Edward finden, sondern auch jeder andere, der davon wusste. Und dass es da hing, war ja nun nicht so schwer herauszufinden. Super. Wirklich super. Da musste Henry sich eigentlich auch nicht wundern, dass sich jemand anderes Zugang zu Edwards Account verschafft hatte.

Aber das muss er in Persona erklären. Henry ließ Edward von ihrem Chef ausrichten, er solle gefälligst seinen Hintern aufs Revier bewegen, und das klang nach einem Befehl, dem unser Kumpel besser sofort nachkommen sollte. Wir wollen uns nachher wieder treffen, wenn Edward genauer weiß, was Sache ist.

---

Coléra. Lieutenant Book hat ihn bis auf Weiteres suspendiert. Alle beide sogar, Edward und Henry, wegen der Nachlässigkeit mit dem Passwort. Denn die Akten aller Opfer wurden kurz vor den jeweiligen Taten von „Edward“ abgerufen.
Auch Agent Pace war anwesend, und der hat Edward sehr eindringlich verhört. So, als sei der ein Verdächtiger in den Mordfällen. Oder als wolle Pace von sich selbst ablenken. Wobei, verdammt. Agent Pace kommt so leicht nicht an Edwards Passwort ran. Es wäre zwar nicht unmöglich, weil das Revier kein ausweisgesicherter Bereich ist, sondern man einfach reinmarschieren kann, aber Pace müsste sich schon sehr unauffällig reingeschlichen haben, wenn gerade niemand sonst da war. Nachts oder so. Aber trotzdem. So ganz aus dem Auge verlieren sollten wir Pace trotzdem nicht.

Aber dieser neue Vermisstenfall war erstmal wichtiger. Suspendierter Kumpel oder nicht, wir mussten da hin. Normalerweise gelten ja die bekannten 48 Stunden, die jemand verschwunden sein muss, aber weil ein Serienmörder umgeht und die Vermisste ins Schema passt, wurde diesmal sofort gehandelt. Am Haus des mutmaßlichen Opfers war also schon ein großes Polizeiaufgebot anmarschiert: Die Detectives Townsend und Caldwell, die Agents Pace und Rollins, Uniformierte, Spurensicherung. Da wollten wir uns lieber außer Reichweite halten, weil Edward ja gar nicht mehr offiziell hier sein durfte.

Aber in der Nähe des Hauses befand sich ein kleiner Park, wo Alex jemanden kannte. War ja klar. Aber hey. Es ist Alex. Sein Bekannter war natürlich ein Geist: ein alter Gärtner, der nach seinem Tod einfach weiterarbeitete. Mit diesem Geist redete Alex, fand aber auch nicht groß viel weiter heraus, als dass immer mal ein grauer Lieferwagen mit Vanguard-Logo in der Gegend herumfuhr. Wobei das natürlich auch keinen echten Hinweis darstellte: Auf jedem beliebigen grauen Lieferwagen lässt sich mit Leichtigkeit ein entsprechender Aufkleber befestigen, und andersherum gibt es da in der Gegend mit Sicherheit genug Objekte, die von Vanguard Security bewacht werden, so dass deren Wagen jedes Recht haben, dort herumzufahren.

Wie gesagt, wir blieben vorsichtshalber eher etwas weg von dem Haus, sondern beobachteten nur aus einiger Entfernung. Aber Edward ging mit seinen Kollegen reden und bekam immerhin heraus, dass die Spurensicherung am Tatort einige Haare von James Vanguard gefunden habe. Hah. Der Täter soll sich mal entscheiden, ob er Edward in die mierda reiten will oder Vanguard. Oder vielleicht denkt er sich auch nur, zwei Verdächtige sind besser als einer...

Da wir dort am Tatort nicht mehr wirklich viel tun konnten, fuhren wir ins Biltmore zu Totilas' Cousin Vin, dem Hacker. Der war, als wir ankamen, gerade mit irgendeinem Multiplayer-Spiel beschäftigt, aber allzu lange mussten wir zum Glück nicht warten, bis er Zeit für uns fand. Dummerweise wollte Vin nicht ohne jede Gegenleistung für uns herausfinden, ob Edwards Account gehackt worden ist und von wo aus die ganzen Zugriffe auf die Polizeidatenbank erfolgten. Er sei hungrig, erklärte er, und er könne sich nicht konzentrieren, bis er nicht etwas 'gegessen' habe. White Courts eben... Ich schlug vor, ihn mit Rollins, dem süchtigen FBI-Profiler, zusammenzubringen, aber so lange wollte Vin nicht warten, also erklärte Roberto sich schließlich dazu bereit.

Ich muss aber gestehen, ich sah nicht hin, als Vin Raith Roberto abknutschte. Oder war es andersherum? Jedenfalls sagte Vin hinterher zu, er würde sich an die Arbeit machen und uns informieren, sobald er Infos für uns hätte.

Natürlich wollen wir aber auch die Verschwundene finden. Das können wir nur nicht, solange alle Finderituale auf dieses blöde Lagerhaus deuteten. Wobei wir ja noch nicht mal wissen, wie das genau wirkt. Ob der Suchfluch wirklich alle Finderituale in der Stadt betrifft oder nur diejenigen, die sich auf die Morde beziehen, oder vielleicht nur all diejenigen, die von Edward gewirkt werden.
Aber wir kennen ja noch jemand anderen, der uns eventuell mit einem Suchzauber helfen könnte...

Also suchte Edward seinen Schlüssel per Ritual, bekam aber wieder nur die Lagereinrichtung zum Ergebnis. Daraufhin rief ich Ximena an und bat sie um Hilfe. Sie ist zwar keine Ritualspezialistin, aber dafür, dieselbe Suche noch einmal durchzuführen, würde es gerade noch reichen, meinte sie.

Kurze Zeit später rief Ximena zurück: Sie hatte zuerst ihre Rollenspielwürfel wiedergefunden und danach, bei einer zweiten Suche, Edwards Schlüssel. Also betrifft der Fluch wohl wirklich nur Edward, und so bat ich Ximena, uns auch bei der Suche nach der Verschwundenen zu helfen. Da wurde das Telefonat dann etwas seltsam, weil es mir so vorkam, als wolle Ximena in meinem Privatleben herumkramen. Aber was und wie zwischen mir und Dee läuft, das geht sie nun mal nichts an, verdammt. Und wenn sie findet, ich sei verklemmt... Grrrr. Soll sie doch. Egal. Es änderte nichts an der Tatsache, dass sie sich bereiterklärte, uns zu helfen, falls wir ihr irgendwas von der Vermissten beschaffen könnten. Was natürlich nicht legal wäre. Weswegen sie also gar nicht wissen wolle, wie.

Aber wir müssen dieser Tessa Cunningham helfen, oder wie sie heißt. Cumberlane. Dings. Also brauchen wir etwas von ihr. Also ist es nicht von Belang, ob es legal ist oder nicht. Ximena wird ihre Haare bekommen.

Nur zuerst rufe ich Dee an. Das wollte ich schon den ganzen Tag, kam aber vor lauter Aufregung nicht dazu.

---

So. Mit Dee geredet und für morgen zum Frühstück verabredet. Ich wollte ihr aber nicht am Telefon sagen, dass ich Agent Pace verdächtige, irgendwie brachte ich das nicht über mich. Denn dazu möchte ich ihr lieber gegenübersitzen. Ich habe nämlich nicht die geringste Ahnung, wie sie reagieren wird, und falls sie mich der grundlosen Eifersucht bezichtigt, möchte ich das doch bitte in Persona von ihr hören und in Persona reagieren können. Aber ich habe Dee gesagt, sie solle vorsichtig sein. Das sei sie doch immer, erwiderte sie. Besonders vorsichtig, meinte ich. Und da hatte sie dieses Lächeln in der Stimme, als sie „mach ich“ sagte.

---

Zurück von unserem kleinen Ausflug zu Tessa Cumberlains Haus. Mit Tessas Haaren. Es hat geklappt, aber ganz leicht war es nicht. Naja, zugegeben, es hätte leichter sein können, wenn wir gleich so schlau gewesen wären, wie wir am Ende waren. Aber es war auch sehr, sehr seltsam. Ich glaube, es wäre mir wesentlich lieber gewesen, wenn die erste Aktion geklappt hätte...

Wir – sprich Alex, Roberto und ich; Edward und Totilas wollten währenddessen mit Jack White Eagle reden – stellten sehr schnell fest, dass das Haus auch nachts von zwei Cops in einem Zivilfahrzeug beobachtet wurde. Und das Gelände war mit Band abgesperrt, also tatsächlich nicht legal zu betreten.

Aber ich war tagsüber Rhoda begegnet, Rhoda Waterson von dem Autorentreff auf der Con. Sie wohnt ein paar Straßen von Ms. Cumberlain entfernt, und sie war nachmittags schon ganz aufgekratzt wegen des Vorfalls. Jetzt rief ich sie an und bat sie um ein Treffen im nahegelegenen Park. Unauffällig. Dass sie das verdächtig finden könnte, das kam mir gar nicht in den Sinn.

Ich erklärte Rhoda, es gehe darum, die arme Ms. Cumberlain zu retten, und schlug vor, dass sie die beiden Cops ablenken könne, wenn sie ihnen Kakao brächte oder sowas. Rhoda meinte zwar, Mrs. Myers von nebenan habe den beiden früher am Abend schon mal Donuts bringen wollen, und die hätten sie abgelehnt, weil sie sowas nicht annehmen dürften, aber es würde ja schon reichen, wenn die beiden Beamten den Kakao nicht annähmen, aber durch das Gespräch mit Rhoda dennoch abgelenkt seien. Wir einigten uns auch darauf, dass sie unverrichteter Dinge kehrt machen würde, wenn die Dinge irgendwie brenzlig würden oder es so aussähe, als klappe das mit dem Aufmerksamkeit-Heischen nicht. Immerhin ist Rhoda eine ältere Lady, und ich wollte ihr keinesfalls irgendwelche Probleme machen. Nicht nur lese ich ihre Geschichten um die Miss Marple-artige Ermittlerin mit den übernatürlichen Fällen viel zu gerne, sondern Rhoda selbst ist einfach auch viel zu nett, um sie in Schwierigkeiten gleich welcher Natur zu bringen.

Dummerweise nur kam es tatsächlich so, wie Rhoda es schon befürchtet hatte. Die beiden Polizisten lehnten ihren Kakao ab, und Roberto, der an einem geparkten Auto weiter hinten in der Straße für zusätzliche Ablenkung sorgen wollte, indem er dessen Alarmanlage auslöste, versagte bei dem Vorhaben. Alex hätte sofort gewusst, wo er draufhauen muss, damit der Alarm losgeht, aber der war der einzige von uns dreien, der wenigstens einigermaßen schleichen konnte, und so stand der parat, um Tessa Cumberlains Auto zu öffnen und dort einen persönlichen Gegenstand von ihr zu entwenden.

Mierda. Auf diese Weise ging es also schon mal nicht. Aber wir hatten... nein. Ich sage jetzt nicht 'zum Glück'. Dazu war das Ganze einfach zu seltsam. Aber es kam uns noch eine andere Idee. Oder genauer, Alex hatte die Idee. Er meinte, wenn Roberto sich als Frau verkleiden und mit einem von uns die Straße entlangflanieren würde, dann könnte das die beiden Polizisten vielleicht auch ablenken.

Ich will jetzt nicht wissen, wo Roberto auf die Schnelle die Frauenklamotten herhatte. Ich will vor allem nicht wissen, warum er sie auf unserem kleinen Ausflug mitgeschleppt hat, denn das hatte er mit Sicherheit nicht im Voraus geplant. Aber er kramte aus seiner Tasche eine Stola und einen Rock und ein paar hochhackige Schuhe heraus und war im Nu wie verwandelt. Und zwar wirklich verwandelt. Er war nicht einfach nur Roberto, der tat wie eine Frau, sondern es änderte sich wirklich alles: seine Haltung, seine Bewegungen, sein Mienenspiel. Nicht einfach 'tuckig', sondern weiblich. Völlig glaubhaft. Und richtig, richtig seltsam.

Alex ließ einen launigen Spruch los von wegen 'Roberta', aber Roberto erwiderte völlig ernsthaft: „Carmen“. Und es war wirklich so. Als ich da auf der Straße mit Ro Carmen entlangschlenderte, als seien wir ein verliebtes Pärchen, war ich nicht mit meinem Kumpel unterwegs, sondern mit einer fremden, attraktiven Frau. Madre mia, war das seltsam! Beinahe verstörend, wenn ihr mich fragt, Römer und Patrioten.

Aber all dieser Seltsamkeit zum Trotz klappte diese Aktion perfekt. Die beiden Polizisten waren von Carmen derart fasziniert, dass sie ihr minutenlang nachstarrten und Alex problemlos durch Ms Cumberlains Garten und in ihr Haus gelangen konnte und kurze Zeit später mit einer Haarbürste zurückkehrte. Den Diebstahl rechtfertigten wir unseren Gewissen über damit, dass die Spurensicherung mit ihrer Arbeit schon fertig war und wir den Einbruch für die gute Sache begangen hatten.

Dann brachten wir trotz der späten Stunde unsere Beute noch zu Ximena, die zwar erklärte, heute Abend nichts mehr damit anfangen zu wollen, aber versprach, sich gleich morgen früh daran zu machen.
Damit müssen wir wohl leben müssen, denn wenn Ximena sich übermüdet an die Suche setzen würde, käme vermutlich auch nichts Gescheites dabei heraus.
« Letzte Änderung: 11.06.2014 | 13:37 von Timberwere »
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Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

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Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

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Oh. Ver. Dammt.

Es ist 10:40. Um 10:00 waren wir verabredet. Und Dee ist bisher nicht aufgetaucht. Bei ihr zuhause geht niemand ans Telefon. Ihr Handy ist ausgeschaltet oder in einem Funkloch.

Ich bin so ein verdammter Idiot! Ich hätte meinen Verdacht gegenüber Pace klar aussprechen müssen, statt mich in vagen „sei vorsichtig“-Andeutungen zu ergehen, nur weil ich Angst hatte, dass Dee mich am Telefon wegen meiner Eifersucht auslachen würde oder Schlimmeres.
Und jetzt hat er sie doch erwischt…

Natürlich ist das nicht bewiesen. Sie könnte auch im Stau aufgehalten worden sein oder sonstwas. Aber ich weiß es. Ich fühle es.

Nein. Nein nein nein. Bitte, nein.

Ich gebe ihr jetzt noch genau 5 Minuten. Und wenn sie bis dahin nicht aufgetaucht ist, schlage ich Alarm.

Santísimo padre en el cielo, bitte lass Dee nicht dafür büßen, dass ich so ein verdammter, egoistischer Idiot war… Lass es ihr gutgehen, bitte…

---

10:49. Alex ist unterwegs. Klang völlig übermüdet, sagte etwas von einem weiteren Herzschlag. Damit muss Tessa wohl bereits tot sein. Oh verdammt.
Die anderen Jungs habe ich auch alarmiert. Treffen uns gleich alle bei Dee.

---

13:56. Durchatmen. Edward und Ximena führen gerade ihr Suchritual durch. Das dauert ein bisschen; lange genug, um vielleicht ein paar Worte zu schreiben. Und wenn ich mich nicht ablenke, hänge ich ihnen nur über die Schulter und störe.

Als wir bei Dees Wohnung ankamen, waren ihre Nachbarn schon ein wenig besorgt, weil es so nach Ozon roch. Sie befürchteten ein Feuer und waren schon am Debattieren, ob sie nicht vielleicht die Feuerwehr rufen sollten. Aber sie erkannten Alex als Dees Bruder, und Alex hat einen Schlüssel, und so waren die Nachbarn relativ beruhigt und verschwanden wieder in ihren Wohnungen.

Drinnen roch es tatsächlich stark nach Ozon, und im Flur, mit Abstrahlung ins Wohnzimmer, sah es aus, als sei eine Bombe eingeschlagen. Naja, nicht ganz so schlimm wie eine Bombe, aber Edward erkannte das als einen Ward, der ausgelöst hatte. Klar, Dee ist ja Ward-Spezialistin. Dummerweise hatte das aber offensichtlich den Eindringling nicht abgehalten, denn Dee war tatsächlich verschwunden und es gab über den ausgelösten Ward hinaus auch weitere Spuren eines Kampfes.

Natürlich nahmen wir etwas mit, anhand dessen Edward sie würde finden können. Dee ist in dieser Hinsicht zwar deutlich vorsichtiger als die arme Tessa Cumberlain, ihre Haarbürste war also sorgfältig gereinigt, aber sie durch das Auslösen ihres Wards aus dem Schlaf gerissen und dann sofort aus ihrer Wohnung entführt worden war, fand Alex doch ein, zwei Haare auf ihrem Kissen.

Übrigens, Römer und Patrioten: Ja, Edward. Der war doch gestern Abend noch mit Totilas raus zu den Sunny Places gefahren, weil er mit Jack reden wollte. Mit Jack reden… und sich etwas *hust* entspannen, wo er eh schon suspendiert  ist. Aber er erzählte Jack auch von seinem Suchfluchproblem, und Jack meinte, es gäbe da so ein indianisches Reinigungsritual, das man mal ausprobieren könnte, um den Fluch von ihm zu nehmen. Was wieder mal eine nackige Nacht in der Schwitzhütte bedeutete, aber das kannten Edward und Totilas ja nun schon.

Das Ergebnis: Edwards ganze schöne hanfinduzierte Entspannung war wieder flöten, aber dafür hatte das Schwitzritual tatsächlich den Suchfluch von ihm genommen, und er kann wieder andere Dinge finden als nur den blöden Lagercontainer.

Ehe er das Ritual aber starten konnte, rief Ximena an und verkündete, sie habe die Person gefunden, die wir sie anhand der Haarbürste von gestern Abend hatten suchen lassen. Tessa. An die arme Tessa hatte ich ja beinahe nicht mehr gedacht. Sie – Ximena wusste ja nicht, dass die Arme mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bereits tot war – befinde sich in diesem gerade im Bau befindlichen Einkaufszentrum in Doral.

Stellte sich nur die Frage, ob wir ohne weitere Suche gleich dorthin fuhren, in der Annahme, dass Dee auch dort sei, oder ob Edward doch nochmal unabhängig suchen sollte. Wir entschieden uns für letzteres, aber Edward alleine kam irgendwie nicht durch. Vielleicht hatte er zu wenig magischen Wumms in das Ritual gelegt, oder der Fluch hing ihm doch auf andere Weise noch nach, keine Ahnung. Jedenfalls baten wir Ximena um weitere Hilfe, die sie ein wenig grummelnd zwar, aber zusagte – und ich saß wie auf glühenden Kohlen, bis sie endlich bei uns war, auch wenn es netto gar nicht so lange dauerte. Alex natürlich auch, aber der ließ es sich nicht so sehr anmerken. Zumindest glaube ich, dass man es mir mehr anmerkte als ihm, auch wenn ich mir alle Mühe gab.

Jedenfalls ist Ximena jetzt hier, und sie und Edward haben beschlossen, sich mit ihrem Ritual diesmal mehr Zeit zu lassen, mehr Kraft hineinzupumpen, und dann sollte es mit Ximenas Unterstützung doch gehen. Aber es dauert halt. Ergo dieser Schrieb, zwecks Ablenkung.

---

Gut dass sie eine eigene Suche durchgeführt und sich nicht darauf verlassen haben, dass wir Dee am selben Ort finden würden wie Tessa. Denn das Ritual mit Dees Haaren führte nicht nach Doral, sondern in ein altes, zum Abriss freigegebenes Lagerhaus am Hafen. Dem näherten wir uns mit der entsprechenden und angemessenen Vorsicht, aber es schien tatsächlich niemand dort zu sein. Also rein, natürlich.

Im Keller fanden wir dann eine versperrte Tür, die mit einem Ward gesichert war, wie Edward schnell herausfand. Einem Ward, der ziemlich übel in die Luft gehen würde, wenn man ihn auslöste. Edward analysierte eine Weile daran herum, aber er ist kein Ward-Spezialist. Es gelang ihm nicht, die magische Sicherung zu deaktivieren, und es ist Vollmond. Irgendwann riss ihm schlicht die Geduld. Er knurrte etwas von "Geht in Deckung, Jungs!", und dann hieb er einfach auf das Schloss.

Nicht mit der bloßen Hand, wohlgemerkt. Ich habe es noch gar nicht erwähnt, glaube ich, aber Edward hat sich vor ein paar Monaten einen magischen Handschuh gebaut. Und ja, ich weiß, wie das klingt. Aber er hat den wohl irgendwie so verzaubert, dass er einen Teil seiner Stärke speichert, oder ihm zusätzliche Stärke verschafft, oder irgendwie sowas. Und mit diesem Ding haute er jetzt auf das Schloss ein.

Und der Ward explodierte. Wir anderen waren ja wie befohlen in Deckung gegangen, aber Edward wurde von der Wucht des magischen Ausbruchs voll erwischt und gegen die Wand geschleudert. Ich konnte regelrecht hören, wie seine Rippen brachen.

Aber die Tür war offen, und ich achtete kaum auf Edward, der sich hinter mir schon wieder mühselig aufrappelte: schwer angeschlagen, aber noch nicht außer Gefecht. Statt dessen stürmte ich in den Raum - und hörte Dees Stimme von irgendwo außer Sicht: "Cardo, HALT!"

Irgendwie gelang es mir, sofort zum Stehen zu kommen. Aber Totilas war direkt hinter mir, und dem gelang es nicht. Er prallte also voll in mich hinein und schubste mich nach vorne - direkt in einen Ward hinein, der jetzt natürlich ebenfalls hochging. Eine magische Explosion, und ich wurde heftig durch den Raum geschleudert. Dem Himmel sei Dank prellte ich mir nur die Schulter dabei, und ich glaube, das lag auch mit an der Kevlar-Weste. Edward hatte vor dem Losfahren nämlich darauf bestanden, dass ich seine Kevlar-Weste anziehe. Er meinte, ich bräuchte sie nötiger als er, und außerdem wollte er sie nicht tragen. Er sprach es zwar nicht aus, aber ich weiß, dass Cherie ihm das Ding geschenkt hat. Und es jetzt anzuziehen, würde im Moment wohl einfach noch zu schmerzhafte Erinnerungen wecken.

¡Gracias a Dios! Dee war unversehrt. Sie hatte sich zwar trotz Vorwarnung durch den Ward an ihrer Wohnung nicht gegen ihre Entführung wehren können, und es war dem Entführer gelungen, sie zu betäuben, aber sobald sie in dem Raum zu sich gekommen war, hatte sie ihre Fesseln gelöst, einen eigenen Ward aufgebaut und sich hinter der Tür versteckt, als sie jemanden kommen hörte. Wenn wir es nicht gewesen wären, sondern der Kerl, hätte er eine böse Überraschung erlebt. Wer der Täter gewesen sei, habe sie allerdings nicht sehen können, sagte Dee. Ich weiß, wer es ist, erwiderte ich, und erklärte ihr meinen Verdacht und die Gründe dafür. Aber Dee war trotzdem nicht überzeugt. Sie war mehrere Jahre mit Pace zusammen, erklärte sie, und sie würde ihn vermutlich auch erkennen, wenn er eine Maske trüge, und der Entführer sei ihr einfach nicht wie Pace vorgekommen. Aber Edward sei es definitiv auch nicht gewesen, den hätte sie ebenfalls erkannt. Und der Kerl war ein Weißer, soviel sei sicher.

Wir halfen Edward nach draußen und riefen ihm erst einmal einen Krankenwagen. Denn sein rasselnder Atem hörte sich überhaupt nicht gut an - ich bin zwar kein Arzt, aber das klang fast so, als habe eine gebrochene Rippe seine Lunge durchbohrt.

Kurz darauf ging der Rummel los. Die Spurensicherung rückte an. Uniformierte Cops rückten an. Agent Pace rückte an. Und Dee - die mir nach der ganzen Aktion nicht mal auch nur die Hand geschüttelt hatte - flog ihm mit einem "Oh David!" förmlich um den Hals, klammerte sich regelrecht an ihn.

Grrrrrrrr. In dem Moment war ich sehr froh, dass ich kein Lykanthrop bin wie Edward.

Dee machte sich dann doch irgendwann von Pace - der bei ihrer Zurschaustellung von Zuneigung völlig überrascht geschaut hatte - los und machte ihre Aussage. Dass sie ihren Entführer eben nicht erkannt habe, aber dass sie Detective Parsen ausschließen könne, weil der Täter definitiv weiß gewesen sei. Wir anderen wurden natürlich auch verhört, einzeln und dann nochmal gemeinsam. Erstaunlicherweise tauchten Detective Caldwell und Detective Townsend die ganze Zeit über nicht auf, so dass Agent Pace der einzige Zivilbeamte vor Ort blieb. Selbst als Edward nach einer Weile wiederkam - es ist zum Glück immer noch Vollmond, das heißt, seine regenerativen Kräfte hatten sofort angeschlagen, und seine Verletzung war zwar noch vorhanden, aber nicht mehr bedrohlich - waren seine beiden Kollegen immer noch nicht da. Agent Pace erwähnte etwas davon, dass die beiden Detectives vermutlich James Vanguard auf der Spur seien, aber Edward - dem gegenüber sich Pace jetzt deutlich freundlicher und kollegialer verhielt - hatte kurz einen ganz seltsamen Ausdruck im Gesicht. So, als wolle er etwas sagen, halte sich aber zurück.

Endlich waren die Vernehmungen vorüber, und wir durften gehen. Pace fragte Dee, ob er sie irgendwo hin bringen könne, aber sie - ¡Gracias a Dios! - lehnte ab. Statt dessen fanden wir uns alle sechs zu einem Kriegsrat zusammen.
 
Ich weiß nicht, ob sie es sagte, weil sie ganz genau wusste, wie ich mich bei ihrer Umarmung von Pace gefühlt hatte, oder weil sie einfach sachlich Bericht erstatten wollte, aber Dee erklärte, sie habe Pace aus einem ganz bestimmten Grund umarmt. Und zwar habe sie ihren Entführer bei dem Kampf in ihrer Wohnung an der Seite verletzt, und zwar so schwer, dass er das wohl nicht so schnell abschütteln könne. Wenn Pace also eine entsprechende Verletzung gehabt hätte, hätte sie das vorhin gemerkt. Aber das hatte er nicht, und so sei sie sich jetzt eben so gut wie sicher, dass er wirklich nicht der Täter sei.

Was Edward auf seinen eigenen Verdacht brachte. Denn die Tatsache, dass Townsend und Caldwell nicht aufgetaucht waren, hatte ihn auf einen ganz neuen Gedanken gebracht: Wer kennt ihn gut und weiß, wie man ihn linken kann? Wer hat ständigen Zugang zu seinem Computer und damit auch zu dem Passwort hinter dem Bildschirm, ohne dass es auffällt, wenn er sich im Revier aufhält? Richtig. Detective Caldwell. Der gute alte skeptische Detective Caldwell mit der Hasenpfote.

Aber zuerst wollten wir uns doch noch den Ort ansehen, an dem Ximena die entführte Ms. Cumberlain gefunden hatte. Draußen bei dem Mall-Rohbau in Doral suchten wir ein wenig herum, um den Ort genauer zu lokalisieren, ehe Edwards feine Lykanthropennase tatsächlich den bekannten Geruch seines Kollegen Mark erschnupperte, der vor noch gar nicht allzu langer Zeit hier gewesen sein musste. Wir folgten der Duftspur hinunter in den Keller, wo Caldwell wieder mit Ammoniak gearbeitet hatte, um hinter sich aufzuräumen. Und dort, in einem Raum am Ende eines langen Ganges, der wohl irgendwann mal für Lagerungszwecke von Einzelhandelsgütern bestimmt sein wird (und ja, ich druckse gerade wieder einmal herum, das ist mir durchaus bewusst), fanden wir…

Madre de Dios. Ich kann die Worte kaum zu Papier bringen.

Fanden wir Tessa.

Wie den anderen Opfern war ihr das Herz herausgeschnitten worden. Wie bei allen späteren Opfern war kaum Blut zu sehen. Doch, Dios en el cielo, perdónanos, Tessa lebte. Wenn man es denn "leben" nennen kann… Sie bewegte sich, sie röchelte, sie kratzte mit den Fingernägeln schwach an der Tür. Aber sie hatte offensichtlich ihren Verstand verloren, denn sie wimmerte nur noch inkohärent, und ihre Augen stierten nur stumpf und leer vor sich hin.

Wir waren alle völlig fassungslos. Ich weiß nicht, wie lange wir nur dastanden und mit offenem Mund auf die arme Frau starrten. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, aber vermutlich waren es doch nur einige Sekunden, bis wir uns fassten und Tessa schleunigst dort heraustrugen und einen Krankenwagen riefen: hektische Aktivität angesichts des Unfassbaren. Die Sanitäter des Krankenwagens, der einige Minuten später eintraf, waren ebenso geschockt wie wir, doch Totilas trieb sie geradezu besessen zur Eile und Sorgfalt an.

Und dann war der Krankenwagen fort, und Totilas brach zusammen. Mitten auf dem Platz vor dem, was bald die neueste Mall Miamis sein wird, ging er in die Knie. Rief laut "Nein!" und "Sei ruhig!", und erst, als er selbst sich antwortete - in seiner eigenen Stimme, aber mit einem ganz anderen Tonfall, ganz anderer Betonung und ganz anderer Wortwahl, wurde uns klar, dass Totilas gerade mit seinem Dämon kämpfte. Und am Verlieren war.

Natürlich… Natürlich war von uns allen Totilas am meisten betroffen. Von uns allen ist er der einzige, der weiß, wie es ist, das Herz herausgerissen bekommen zu haben.  White Court oder nicht, Madre de Dios, so etwas zu erleiden… und nicht daran zu sterben, sondern zu überleben, um den Preis, dass die eigene Ziehmutter sich für einen opfert… Natürlich musste dieses Trauma jetzt wieder ganz akut in ihm aufbrechen.

Und natürlich machte sein verdammter Dämon sich Totilas' Schwäche zunutze. Er redete auf seinen Wirt ein, heizte die Erinnerungen noch mehr an, tat alles, damit Totilas die Kontrolle verlieren und sich auf die ungehemmte Jagd nach Beute begeben würde…

Totilas kämpfte. Er, der sich normalerweise so eisern unter Kontrolle hat, kämpfte mit all seiner Macht, aber gegen die Stimme seines Dämons kam er in diesem Moment nicht an. Wir mussten hilflos mitansehen, wie er da kniete und zitterte und seinem Dämon mit immer brüchigerer Stimme antwortete, aber es würde nicht mehr lange gutgehen, und wir konnten nichts, rein gar nichts tun… bis Edward eben doch etwas tat. Mit einem Fluch trat er zu unserem Freund und küsste ihn, ließ sich von dem Dämon freiwillig einen Teil seiner Kraft entziehen, damit der unseren Freund endlich in Ruhe ließ.

Edward will gleich noch bei Henry anrufen, ob der vielleicht weiß, wo Mark Caldwell wohnt, aber erst muss Totilas sich noch etwas erholen, und Edward selbst sich auch. Wir sitzen gerade beim Essen, warten eben noch auf die Rechnung, und danach dann das Telefonat.

---

Caldwell hat Henry
sitzen im Auto, Alex fährt
¡Padre santo, socorre!
Zitat von: Dark_Tigger
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Oh Mann. Das Vorige ist ja fast ein Haiku. Aber das fällt mir auch jetzt erst auf, wo alles vorbei ist, wir alle mehr oder weniger gesund und in Sicherheit, und ich Zuhause bin und das Ganze, was ich heute tagsüber unterwegs so alles aufgeschrieben habe, nochmal nachlese.

Und ich sollte das, was nach meinem letzten hektischen Auto-Gekritzel passiert ist, noch festhalten. Damit es nicht verloren geht. Ich glaube zwar nicht, dass ich das, was da heute in den Glades passiert ist, je vergessen werde, aber trotzdem. Sicher ist sicher.

Als wir mit dem Essen fertig waren und Totilas sich wieder einigermaßen erholt hatte, machte Edward wie geplant den Anruf bei Henry. Detective Smith erklärte, er habe keine Ahnung, wo Caldwell wohne, leider, und gesehen habe er ihn auch nicht. Aber er wisse, dass Mark eine Ferienhütte habe, irgendwo in den Everglades. Und dann plötzlich hörte Edward seinen Partner überrascht sagen: "Nanu, Mark, was tust du denn hier? Wir haben gerade über dich gered…", und dann ein überraschtes Aufkeuchen, ein Schlag, und dann Stille aus dem Telefon.

Edward rief sofort Mrs. Smith an, versuchte auch, sich nichts anmerken zu lassen, und erfuhr von Henrys Frau, dass ihr Mann zum Angeln in die Glades gefahren sei. Sie konnte auch Henrys Lieblingsangelort ungefähr beschreiben. Und Edward fiel daraufhin ein, dass etliche Polizisten in der Gegend ein Wochenendhäuschen haben, unter anderem auch Lieutenant Book, wo der SID auch schon mal gemeinsam gegrillt hat. Die Chancen standen nicht schlecht, dass Caldwells Hütte da auch irgendwo war.

Edward wusste den Weg, Alex besorgte uns das Boot. In der Gegend mit den ganzen Polizistenhütten angekommen, suchten wir eine Weile herum, ehe wir tatsächlich Caldwells Auto vor einem der Häuser stehen sahen. Von der Hütte führte ein Trampelpfad durch das Unterholz bis zu einer Lichtung - oder eigentlich war es keine Lichtung. Eigentlich war es eine Art natürliche Höhle, wo die Wipfel von Mangrovenbäumen derart eng miteinander verwachsen waren, dass sich ein dichtes Dach ergab. Es war gruselig - ich hatte kurz vor der Lichtung irgendwie das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber das vergaß ich gleich wieder, denn auf der Lichtung führte Caldwell gerade sein Ritual durch.

Ich sah Detective Townsend, geknebelt und an einen Stuhl gefesselt und mit wilden Augen, die durch ihren Knebel hindurch zu sprechen versuchte. Ich sah Detective Smith, an einen Baum gefesselt und aus einer tiefen Wunde langsam verblutend. Und ich sah Detective Caldwell, in der Mitte eines magischen Kreises, der sich gerade mit konzentrierten Bewegungen das Herz aus der Brust schnitt.

Totilas stürmte auf die Lichtung - und voll in einen Ward, den Caldwell dort offensichtlich aufgebaut hatte. Die Wucht der ausgelösten Sicherung schleuderte ihn in einen der umstehenden Bäume, wo er von einem vorstehenden Ast regelrecht aufgespießt wurde. Brrrrr. Aber Totilas kommt mit solchen Verwundungen ja glücklicherweise besser klar als unsereins. Trotzdem rannte ich sofort zu ihm und half ihm da runter, weil ich nicht sicher bin, ob er das alleine so gut geschafft hätte.

Indessen war auch Edward auf die jetzt ungeschützte Lichtung gestürmt und hatte Caldwell in die Mangel genommen, unterstützt von Totilas, sobald der konnte, während Roberto Henry losmachte und sich um dessen Wunden kümmerte. Aber das unterbrach anscheinend das von Caldwell aufrechterhaltene Ritual, denn dessen bislang völlig blutlose Wunden brachen mit einem Mal auf. Mit einem beinahe erstaunten Gesichtsausdruck ging er zu Boden, und er röchelte. "Ich liebe dich, Alison… Ich wollte dir doch nur mein Herz schenken…" Und dann war er still. Ich hatte indessen Alison befreit. Bei dessen Worten sah sie ihren Partner mit wilden Augen an, ein trockenes Schluchzen in der Stimme. „Mark... du blödes Arschloch...“

Um den Ritualkreis herum standen sieben Gefäße mit den schlagenden Herzen seiner Opfer, die Caldwell für sein Ritual benötigt hatte. Sie waren mir zutiefst verdächtig, und ich hatte das starke Bedürfnis, diesen Kreis, der mir so böse vorkam, zu unterbrechen. Also nahm ich eine der Urnen weg. Oder besser, ich wollte. Als ich danach griff, wurde das Geraschel aus dem Dickicht wieder stärker, oder vielleicht wurde mir auch jetzt erst wieder genauer bewusst. Jedenfalls flog plötzlich ein Ast aus dem Unterholz und traf mich an der Schulter – genau der Schulter, die ich mir zuvor in dem alten Lagerhaus geprellt hatte. Was die Verletzung nicht besser machte. Au. Verdammt.

Außerdem wurden jetzt immer mehr Äste und Zweige und Erdklumpen und Steine aus dem Gebüsch nach uns geworfen. Noch konnten wir dem Geschosshagel zwar größtenteils ausweichen, aber es war nur noch eine Frage der Zeit, bis uns etwas gefährlich erwischte.

Alex sandte seine Eleggua-gegebenen Sinne aus und stellte fest, dass die Geister der ermordeten Frauen sich im Gebüsch herumtrieben; vermutlich hatten ihre Herzen sie hierher gezogen. Und sie waren alle zu Poltergeistern geworden. Allesamt. Auch Tessa. Somit hatte sie die Unterbrechung des Rituals wohl genauso wenig überlebt wie Caldwell. Die Arme – aber es war besser so...

Dank seiner Fähigkeiten war Alex eigentlich in der Lage, die Geister ins Jenseits zu befördern, und die Gefäße mit den Herzen gleich mit. Aber er wusste, wenn er jetzt ein Tor öffnen würde, dann käme er auf dieselbe Ebene wie die Poltergeister und könnte von ihnen physisch angegriffen werden, statt dass sie ihn nur mit Dingen bewerfen konnten wie uns andere auch. Deswegen zog Edward erst einen weiteren Kreis um Alex und die Herzen, um unseren Freund vor den Poltergeistern zu schützen.

Dann öffnete Alex sein Tor. Für uns sah das so aus, als würde er kurz verschwinden, als er auf die andere Ebene wechselte. Schon nach wenigen Herzschlägen wurde er wieder sichtbar, aber die Gefäße mit den Herzen waren verschwunden, und Caldwells Leiche gleich mit. Und der Beschuss aus dem Unterholz hörte natürlich auch auf.

Also, wir haben überlebt. Der Serienmörder ist gestoppt. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht… Tja. Niemand weiß so recht, was aus dem SID werden wird. Mit Lieutenant Book waren sie ohnehin schon immer nur zu fünft, und jetzt ist Caldwell tot, seine Leiche auf unerklärliche Weise verschwunden, und Detective Townsend wird bestimmt für eine ganze Zeit lang dienstunfähig geschrieben bleiben nach diesem Trauma. Aber vielleicht bedeutet das ja, dass sie jetzt wenigstens Edwards und Henrys Suspendierung schneller aufheben, weil sie den Laden sonst gleich ganz dichtmachen können.

Und die andere schlechte Nachricht: Camerone Raith treibt immer noch als Geist ihr Unwesen. Und selbst wenn der Herzschlag, den Alex die ganze Zeit gehört hatte, seit der Unterbrechung des Rituals immer schwächer geworden ist, hält es doch immer noch an, die Grenzen sind immer noch dünn, und Halloween steht vor der Tür… Mierda.
« Letzte Änderung: 15.06.2014 | 03:38 von Timberwere »
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Offline Edward Fu

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Schön. Auch wenn ich es gespielt habe, macht es immer noch Spaß, das ganze zu lesen.
Bin gespannt, wie es weiter geht.
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Hier mal ein Mitschrieb:

Im Biltmore Hotel trifft Totilas erst auf eine halbnackte, verwirrte Frau; dann will ein axtschwingender älterer Herr seinen Cousin Vin umbringen und wird dabei von Cherie erschossen (leider ist Cousine Marcy, die sich sonst um Leichen kümmert, gerade auf einer Pathologen-Tagung). Außerdem ist jemand vom Dach gesprungen.

Kurze Nachforschungen ergeben, dass die Leute höchstwahrscheinlich von Geistern besessen sind. Eigentlich hat Gerald ja Spencer Declan bezahlt, damit der die Geister aus dem Biltmore fernhält, aber als Edward sich das Ward anschaut, stellt er fest, dass jemand daran herumgespielt und es verändert hat – vermutlich Adlene, sonst können das nämlich nicht viele in Miami. Jetzt zieht das Ritual Geister an statt sie fernzuhalten.

Da morgen Abend ja die alljährliche Halloween-Party steigen soll, können die Raiths auch nicht einfach so ausziehen.

Nach einem Gespräch mit Jack (White-Eagle-Jack) kommen sie zu dem Schluß, dass sie an dem Ritualkreis nicht viel machen können. Also muss das Biltmore irgendwie evakuiert werden.

Damit die Party nicht ausfallen muss (wie sähe das auch aus, wenn Gerald eine Party absagt), wollen sie die Western-Grusel-Party auf eine Ranch verlegen. Während Alex die Ranch besorgt, schnappen sich Roberto, Cardo und Totilas die Partyplanerin Adalind (die PR-Managerin des White Courts, selbst keine Vampirin) und versuchen, sie zu überreden, die seit sechs Monaten geplante und vorbereitete Party noch eben mal schnell bis morgen zu verlegen. Sie ist wenig begeistert und erklärt, das wäre logistisch unmöglich.
Als Totilas ihr reinen Wein einschenkt, meint sie, dann müsse es eben einen guten Grund geben, warum das Biltmore nicht für die Party zur Verfügung steht. Ein Soirée für die wichtigsten Gäste kann sie aber auf der Ranch organisieren.

In der Zwischenzeit hat Edward im Biltmore Gerald getroffen und ist von ihm zu einem Drink eingeladen worden. Die beiden trinken in melancholischer Eintracht, Edward klagt Gerald sein Leid, der lässt durchblicken, dass es bei ihm ja auch nicht so gut läuft. Die beiden trennen sich, bevor einer von ihnen zu emotional wird.

Zurück im Biltmore beschließen sie, das Hotel mit Gestank zu verpesten. Während Edward die Kamera verhext, damit man ihnen das nicht nachweisen kann (Vandalismus!), lenkt Totilas die Angestellt mit betrunkenem und erratischen Gehabe ab. Alex schraubt derweil an einigen Siphons und Abwasserleitungen herum, legt ein paar Querverbindungen, schweißt hier an einem Rohr und da an einer Leitung und voilá – gegen Morgen erfüllt ein bestialischer Gestand das Luxushotel. Es hilft alles nichts: Das Biltmore muss evakuiert werden.

Allerdings hat das einen unschönen Nebeneffekt: Die Raiths werden taktvoll und höflich gebeten, sich doch eine andere Bleibe zu suchen. Die Hoteldirektion macht die wilden Parties der Vampire für das seltsame Verhalten etlicher Gäste verantwortlich, ein paar Drogenfahnder waren auch schon da.
Möglicherweise nicht ganz zu unrecht: Maria Parsen hat auf einigen dieser Parties “Bonbons” und “Tabletten” verteilt oder verkauft.

Jack hat sich recht schnell wieder verabschiedet. Der hat an Halloween bei der Kommune noch Dinge zu tun, weist aber darauf hin, dass die Ritter von Miami ja eventuell ein Auge auf das große Ritual beim Coral Castle haben wollen. Das wird dieses Jahr ja immerhin von Cicerón Linares durchgeführt und nicht, wie sonst üblich, von Macaria Grijalva und ihren Mit-Santerios von der Orunmila.

Da haben sie ja noch ein paar Stunden Zeit, also legen sich Edward, Cardo, Roberto und Alex noch mal kurz hin. Totilas hat in der letzten Nacht schon genug Alpträume gehabt, also macht er sich lieber auf den Weg zum Coral Castle, um noch mal mit dem Letten zu sprechen.
Dort trifft er allerdings auf eine seltsame Figur in einer Rüstung, die vollständig aus roten Korallen besteht. Die Figur spricht mit mehreren Stimmen auf einmal, aber eine Stimme sticht hervor: Natalya, die junge Frau, die im Frühling hier von Pan geopfert wurde. Sie ist nicht gerade gut auf Totilas zu sprechen, aber er findet heraus, dass sie jetzt ein Coral Guardian – ein Wächter von Coral Castle – ist. Es gibt noch drei andere, in blauen, weißen und schwarzen Rüstungen.

Da der Natalya-Guardian ihn nicht zu dem Letten lassen will, geht Totilas wieder, kündigt aber an, dass er abends wiederkommen wird, um gegen die bösen Geister zu kämpfen. Das wird ihm von den Guardians zugestanden.

Am nächsten Morgen treffen sich die Schönen Männer im Donut-Laden (neu wieder aufgebaut!). Während sie noch planen, fliegt plötzlich Alex’ Auto in die Luft. Natürlich laufen alle hin – neben dem Auto liegt ein Schwerverletzter, um den sich Totilas kümmert. An der Wand lehnt ein Mann mit verbrannten Händen und lacht vor sich hin.

Als sie mit ihm sprechen, erzählt er ihnen, er hätte das Auto gesprengt, weil “Jack” es ihm gesagt hätte. “Jack” ist nicht mehr da, aber er kommt bestimmt wieder. Während der ganzen Zeit hält er seine völlig verkohlten Hände hoch und lacht vor sich hin.

Sie schauen sich etwas um, und Cardo sieht, wie sich jemand an Totilas’ Motorrad zu schaffen macht, ein junges Mädchen mit einem Luftballon. Er rennt los, um die Kleine aufzuhalten, und obwohl sie sich merkwürdig schnell bewegt, erreicht er sie.
Sie dreht sich zu ihm um, lächelt ihn strahlend an und schenkt ihm ihren Luftballon. Ja, das ist Jack.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

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Mein Mitgeschriebenes:

Totilas hat Alpträume.

Dann passieren im Bildmore Hotel seltsame Dinge:
1. Im Foyer eine aufdringliche Frau auf der "Suche" nach Sex, die offensichtlich unter Drogen steht und von einer Raith-Party kam. Später kann sich dir Frau nicht erinnern, wie sie dort hingekommen ist und was sie dort macht.
2. Bei Vin Raith bricht ein Mann mit einer Feuerwehraxt die Zimmertüre ein, der von Cherie erschossen wird. Die Leiche entsorgt die Familie.
3. Ein Mann springt vom Dach.
4. Ein Mann benimmt sich wie eine Alte Frau.
5. Ein anderer Mann fragt als Kind nach seiner Mama.

6. Die Sigel von Spencer Declan, die Geister fern halten sollen, wurden nachträglich manipuliert.
7. Im Keller haut Edward einen besessenen Hausmeister um. Ein Geist löst sich aus dem Hausmeister. Alex versucht vergeblich, den geist weg zu bringen.
8. Im Keller ist ein Raum mit einem "Zutritt verboten"-Schild an der Türe. Das hält Cardo davon ab, den Raum zu betreten. Cardo versucht, Edward am Betreten zu hindern. Totilas und Roberto betreten den Raum. Im Raum finden sie einen Zauberzirkel und ein komplexes Sigel, das auch manipuliert ist: Jetzt zieht es Geister an.

Wir organisieren, dass die Halloween-Party der Familie Raith ausfällt, weil das Hotel stinkt und für ausgewählte Gäste organisieren wir noch schnell ein Ersatzprogramm auf einer Ranch. Die Familie Raith muss danach das Hotel verlassen und kommt bis zur Fertigstellung des Familienwohnsitzes im Tantras unter.

Da Totilas auf weiter Alpträume verzichtet, geht er nicht schlafen, wie alle anderen, sondern fährt zum Coral Castle, um mit dem Letten mpcj einmal über die Vorbereitungen zum Halloween-Ritual am nächsten Tag zu sprechen. Dort trifft er auf Natalia, die Frau, die von Pan geopfert wurde, nachdem er ihr versprach, sie zu beschützen und versagte. Jetzt ist sie ein Ritter des Corals und beschützt zusammen mit drei anderen Rittern das Coral. Die Ritter tragen eine rote, eine blaue, eine weiße und eine schwarze Rüstung.
Natalia wirft ihm Verrat vor. Morgen wird sie mit ihm kämpfen, aber bei der nächsten Begegnung gegen ihn.

Die Ritter von Miami treffen sich wieder und versorgen die Verletzten. Dann Explodiert Alex Auto. Cardo nimmt einen Ballon an, der böse ist. Alex wird von einer Schlage gebissen. Edward bekommt böses Konfetti ins Gesicht und davon Ausschlag. Dann macht Edward ein Ritual, um die verletzten Ritter zu reinigen.

Totilas macht einen Deal mit seinem Dämon: Er tötet innerhalb eines Mondes einen Menschen, dafür hilft der Dämon, das Wesen zu vernichten, das Totilas Freunde bedroht: Der Dämon bietet die Information: Das Wesen ist ein mächtiger, ungebundener Dämon. Totilas Dämon hat dieses Wesen schon beim großen Ritual und bei der Ausstellung in der Galerie in der Nähe von Adelaine wahrgenommen.

Es ist 19 Uhr, also machen wir uns auf den Weg zum Halloween-Ritual. Dort angekommen, schickt uns Cicerone, der das Ritual dieses Jahr leitet, in einen nahe gelegenen Park.
1. Dort fällt uns ein alter Baum auf, an dem 100 Jahre alte, schwarze Geister hängen. Auch bildet sich an diesem Baum etwas dunkles, magisches.
2. Daneben gibt es dort einen verkommenen Spielplatz, auf dem Drogen genommen wurden.
3. In dem Park sind Tote begraben.
4. Wir kämpfen mit einem dunklen, laufenden Baum.
5. Cicerone hält den Letten in seiner Nische fest, bis der ihm sagt, was in den Sümpfen ist.
6. Camerone ist hier und übt den Job vom Letten aus, d.h. sie schickt die ankommenden Geister umher. Dabei lenkt sie die Wachen des Coral Castle ab, indem sie die Geister gegen die Wachen aufhetzt, um die Wachen vom Letten fern zu halten.
7. Jack ist irgendwo anwesend. Camerone weiß von Jacks Existenz, aber nicht, was er ist. Sie sagt, sie arbeitet nicht mit ihm zusammen.

Wir planen mit Camerones Zustimmung ein Ritual, mit dem wir Camerone an das Castle binden und ihre Position legitimieren. Dafür wollen wir das vorhandene Ritual anzapfen. Dafür müssen wir Ritualkram sammeln.
« Letzte Änderung: 2.11.2014 | 23:18 von Barbara »
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Packt das doch lieber in den Vorbesprechungs-Thread, oder? :)

Aber falls das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein soll, ich bin dran. :D
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

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Ricardos Tagebuch: Dead Beat 3

Nach der Sache in den Everglades war an Schlaf natürlich erstmal nicht zu denken. Aber irgendwann waren dann unsere Aussagen aufgenommen, der Tatort gesichert, Henry und Alison ins Krankenhaus transportiert, und so kamen wir doch noch zu ein paar wenigen Stunden Nachtruhe. Theoretisch jedenfalls. Einschlafen konnte ich lange nicht, und als ich es dann tat, wurde ich von ziemlich beunruhigenden Träumen heimgesucht. Dass es nicht schlimmer war, habe ich dabei auch nur George zu verdanken, glaube ich, der schon vorher alles auffraß, was auch nur im Entferntesten danach aussah, als wolle es sich zu einem Alptraum auswachsen.

Das ist jetzt einige Tage her. Edward wurde inzwischen tatsächlich wieder in den Dienst berufen – und er hat auch zwei neue Kollegen. Suki Sasamoto und Salvador Herrero heißen die beiden, und sie scheinen ähnlich begeistert zu sein wie alle anderen, zum SID mehr oder weniger zwangsversetzt worden zu sein. Was die Gründe dafür sind, hat Edward noch nicht herausbekommen, aber so gut kennt er die beiden ja auch noch nicht.

Gestern dann rief Totilas uns mit einem Notruf ins Biltmore. Da waren nämlich sehr seltsame Dinge am Laufen.
In der Empfangshalle des Hotels wankte eine derangierte, mehr als nur leicht bekleidete Frau herum, die sich so ziemlich an jedes männliche Wesen heranwarf, das nur irgendwie in Reichweite war. Und dabei machte sie auch mit ihren Worten sehr deutlich, was sie von den so Angesprochenen genau wollte.

Als wir im Biltmore ankamen, war Totilas gerade dabei, die Dame unter den leicht verzweifelten Blicken des Rezeptionschefs in einen Nebenraum zu verfrachten. Der Notarzt war wohl auch schon bestellt. Das war aber bei weitem nicht der einzige Gast, der sich seltsam verhielt. Oben im von den Raiths angemieteten Flügel war Totilas zuvor schon auf einen anderen Gast gestoßen, einen gesetzten älteren Herrn, der mit einer Axt in der Hand gerade die Tür von Totilas‘ Cousin Vin öffnen wollte. Was dann geschah, erzählte Totilas nicht so genau, nur dass Cherie „da gewesen sei“.  Seufz. Da wollte dann vor allem Edward nichts Genaueres wissen.

Da außerdem noch jede Menge andere Leute mit seltsamem Benehmen im Biltmore herumstreiften und sich tatsächlich jemand vom Dach gestürzt hatte, dauerte es nicht lange, bis jemand die Polizei alarmierte. Und es tauchten nicht nur gewöhnliche Streifenpolizisten auf, sondern nein, Beamte vom Drogendezernat, um Gerald Raith zu den Parties zu befragen, die im Raith-Flügel ja jede Nacht gefeiert werden. Was vielleicht nicht ganz ohne Grund geschah: Immerhin hat Antoine vom Sommerhof sein Geschäft mit den Feendrogen nicht komplett aufgegeben, auch wenn er von den Traumfresser-induzierenden Substanzen inzwischen glücklicherweise absieht, und Mrs. Parsen hat auf den Raith-Parties diese „Bonbons“ wohl eifrig unter die Leute gebracht.

Was mich daran erinnert, dass Edward erzählt, seine Mutter sehe wirklich jedesmal, wenn er sie trifft, jünger und strahlender aus. Mittlerweile wirkt sie anscheinend wie eine Mitt-Zwanzigerin. Ich kann mir vorstellen, dass Edward das gelinde gesagt ... irritierend findet und seiner Mutter so weit als möglich aus dem Weg geht.

Jedenfalls.

Es war ganz gehörig etwas faul im Biltmore Hotel, und es gehörte nicht sehr viel dazu, um zu dem Schluss zu kommen, dass all diese Leute von irgendwelchen Geistern besessen waren. Nun hatte Gerald Raith ja eigentlich eine ganze Menge Geld ausgegeben, damit Spencer Declan genau gegen solche Vorkommnisse einen Schutzzauber um das Biltmore legen sollte, also hatte entweder Declan geschlampt (unwahrscheinlich), oder da war irgendetwas anderes schiefgegangen.

Wir fanden Declans Vorrichtung im Keller hinter einer offensichtlich von ihm mit einem geistigen Ward gesicherten Tür – wer das Schild „Betreten Verboten“ sah, wollte wirklich, wirklich, wirklich nicht in diesen Raum. Also ich jedenfalls nicht. Ich war mir mit einem Mal vollkommen sicher, dass dahinter etwas unaussprechlich Schreckliches lauern musste. Ich konnte Edward da nicht reingehen lassen; er stürzte sich immer ohne Ansinnen der Gefahr in jedes noch so selbstmörderische Risiko, fand ich plötzlich. Und dort hineinzugehen, wäre der sichere Selbstmord, davon war ich überzeugt. Also versuchte ich ihn zurückzuhalten, und zwar mit aller Kraft. Natürlich ist Edward stärker als ich, also machte er sich vergleichsweise mühefrei los. Ich baute mich trotzdem wieder vor ihm auf, und wer weiß, wie die Sache noch weitergegangen wäre, wenn Alex sich nicht überwunden und die Tür geöffnet hätte. Sobald das Schild zur Wand zeigte, so dass wir es nicht mehr ständig ansehen mussten, war das Gefühl nämlich weg.

In dem Raum stellte Edward jedenfalls fest, dass an dem dort aufgebauten Ritual herumgespielt worden war. Er konnte auch analysieren, was es jetzt tat, nämlich das genaue Gegenteil von dem, was es eigentlich sollte: Geister anziehen, anstatt sie abzuhalten. Wenn nicht Declan selbst die Sabotage an seinem eigenen Ritual vorgenommen hatte (extrem unwahrscheinlich), konnten das nicht allzuviele Leute gewesen sein. Adlene mit seiner Spezialisierung auf Geister fiel uns ein – ansonsten gibt es in der Stadt nämlich nicht allzuviele Praktizierer, die so etwas überhaupt beherrschen.

Edwards Fähigkeiten reichen jedenfalls nicht aus, um die Pfuscherei einfach wieder rückgängig zu machen, sagte er. Und auch Jack White Eagle, den wir um Hilfe baten und der freundlicherweise trotz seines eigenen Halloween-Stresses eigens zum Biltmore kam, um sich das Ganze anzusehen, war der Ansicht, dass da nicht sonderlich viel auszurichten sei. Mierda.

Und heute abend soll eigentlich hier die traditionelle Raith'sche Halloweenparty steigen. Mit jeder Menge neuem Futter für die besetzungswütigen Geister... Und natürlich können die Raiths auch nicht einfach mal eben so ausziehen. Und die Party ausfallen lassen schon gleich gar nicht. Das ist immerhin eine Raith-Party. Denn Gerald Raith hat ja gerade ziemlich viel Ruf zu verlieren und könnte sich eine solche Blamage keinesfalls leisten. Doppel-Mierda.

Aber das Motto der Party soll ja „Gruselwestern“ sein. Was, wenn sich die Party auf eine Ranch verlegen ließe, um das Western-Flair zu unterstützen? Dann müsste niemand merken, dass der Umzug eigentlich aus der Not geboren wurde...
Alex ließ also schon mal seine Kontakte spielen, um ein passendes Ranchgelände aufzutun, während Totilas, Roberto und ich uns Adalind schnappten, die Partyplanerin der White Courts (und selbst keine Vampirin). Die ist schon seit einem halben Jahr mit den Vorbereitungen für die Feier beschäftigt und war entsprechend unkooperativ. Eine Verlegung der gesamten Party sei logistisch völlig unmöglich, befand sie.

Es ging nicht anders, wir mussten Adalind gegenüber mit der Wahrheit herausrücken, warum die Verlegung dennoch absolut notwendig war. Totilas brachte ihr das also bei, und nach einigem Nachdenken erklärte Adalind, wenn es einen guten Grund gäbe, warum die Party nicht im Biltmore stattfinden könne, dann könne auch niemand Gerald einen Strick daraus drehen. Und eine Soiree auf der Ranch für einen verkleinerten Gästekreis von nur den wichtigsten Personen bekäme sie hin.

Einen guten Grund... also einen, der nicht nur auf die Raiths zeigen würde, sondern das ganze Hotel beträfe... eine vollständige Evakuierung also, oder zumindest eine von einem größeren Teil des Gebäudes als nur des Raith-Flügels. Aus höherer Gewalt, den man weder auf die Raiths noch auf uns würde zurückführen können. Hm. Da musste sich doch was machen lassen...

Während wir anderen mit Adalind redeten, war Edward übrigens bei Gerald. Ich weiß gar nicht genau, was eigentlich der Grund war, und was sie besprochen haben, darüber verlor Edward hinterher auch kein Wort. Geht mich auch nichts an.

Aber als wir dann wieder alle beisammen waren, hatte irgendwer, ich weiß gar nicht mehr, wer genau, die brilliante Idee für Geruchsbelästigung. Oder sagen wir, in der Theorie brilliant. In der Praxis war der Plan gar nicht so leicht umzusetzen. Immerhin war es inzwischen spät am Abend, das Hotel also auf Nachtbetrieb umgestiegen. Aber ein Haus wie das Biltmore ist auch in der Nacht nie vollständig ruhig, und wir durften uns auf keinen Fall erwischen lassen.

Also teilten wir uns auf. Einige Konstruktionszeichungen des Gebäudes ließen sich irgendwie auftreiben, anhand derer Alex sein Vorhaben besser planen konnte. Und dann lenkte Totilas alle Aufmerksamkeit auf sich und von uns weg, indem er in der Lobby eine betrunkene, exzentrische Szene aufführte, während Edward mit seiner technik-tötenden Aura die Kameraanlage des Hotels verhexte, damit es keine Aufzeichnungen für unser Tun gäbe. Roberto und ich wiederum gingen Alex zur Hand, als dieser – wie auch immer er das machte; manchmal glaube ich fast, sein handwerkliches Geschick ist auch eine Art Magie, oder wenigstens eine Art übernatürliches Talent – hier ein bisschen schraubte, da ein bisschen schweißte und auf diese Weise irgendwie die Abwasserleitungen mit der Klimaanlage verband.

Als er fertig war, merkte man die Veränderung nicht sofort, aber gegen Morgen durchzog ein absolut widerwärtiger Gestank das gesamte Hotel. Beschwerden der Gäste, helle Aufregung bei Personal und Management, und das Ende vom Lied: die Evakuierung des Biltmore. Ohne dass irgendjemand auf die herummarodierenden Geister aufmerksam geworden wäre oder uns mit der Sabotage in Verbindung gebracht hätte. Ha.

Dummerweise nur war dieser Vorfall der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Mit dem Gestank konnte man die Raiths zwar nicht in Verbindung bringen, aber die Direktion hielt die exzentrischen Dauermieter für schuldig an dem überspannten Verhalten der Gäste in letzter Zeit, die ständigen wilden Parties belästigten die anderen Gäste, und dass jetzt auch noch die Drogenfahndung im Hotel erschienen war, sei gar nicht mehr haltbar. Daher wurden die Raiths überaus höflich und respektvoll gebeten, nach der Evakuierung ihren Flügel nicht wieder zu beziehen, sondern eine andere Unterkunft zu nehmen.

Nicht gut. Denn Totilas' Mutter hat ja ihre Rachepläne noch immer nicht aufgegeben, und im Biltmore hatte Totilas zumindest den Schutz seiner  übrigen Verwandtschaft. Natürlich ist der Wiederaufbau des Raith-Anwesens in den zwei Jahren seit seiner Zerstörung schon sehr weit vorangeschritten, aber fertig ist es eben noch nicht, und so lange wird Totilas irgendwo eine eigene, einzelne Wohnung finden müssen, es sei denn, Gerald gelingt es, mit einem anderen Hotel einen ähnliche Langzeitvereinbarung zu treffen wie mit dem Biltmore.

Achso. Jack. Der bat uns vor seiner Rückkehr in die Kommune noch, uns um das jährliche Día de los Muertos-Ritual am Coral Castle zu kümmern. Denn eigentlich waren bisher immer die Orunmila dafür verantwortlich, beim Coral Castle aufzupassen und dafür zu sorgen, dass alles in geordneten Bahnen abläuft, dass die Geister der Toten um Mitternacht wieder zurückkehren und dass irgendwelche eventuell gefährlichen Geister erst überhaupt nicht herausgelassen werden. Dieses Jahr allerdings haben die Santo Shango das Privileg erhalten. Das war Cicerón Linares' Preis für die Rückgabe der Yansa-Maske. Und das ist Jack irgendwie ... nicht so recht geheuer. Und außerdem ist er ja extra ins Biltmore gekommen, obwohl er eigentlich anderes zu tun hatte, also können wir ihm auch einmal einen Gefallen tun.

Allerdings war es eine lange Nacht, und wenn wir heute Abend dieses Ritual am Coral Castle überwachen sollen, dann sollten wir besser fit sein. Deswegen habe ich das hier gerade schnell aufgeschrieben und werde mich jetzt noch ein paar Stunden aufs Ohr hauen. Die anderen wohl auch, ehe wir uns nachher im Dora's wieder treffen.

---

Später. Wieder mal würde ich nur im Weg stehen, während Edward ein Ritual vorbereitet, also habe ich mir mein Tagebuch geschnappt und schreibe. So habe ich wenigstens keine Zeit, irgendwas Blödes zu machen. Oder drüber nachzudenken, was für ein elender Idiot ich schon wieder war, dass ich diesen verdammten verfluchten Luftballon angenommen habe.

Aber der Reihe nach. Wir trafen uns im Dora's, wie geplant. Dort erzählte uns Totilas, dass er nicht wie wir anderen den Vormittag verschlafen hatte. Statt dessen war er alleine zum Coral Castle hinausgefahren, weil er ja nicht so viel Schlaf braucht, weil er ohnehin nur Alpträume gehabt hätte und weil er mit dem Letten Leedskalnin reden wollte. Das gelang ihm allerdings nicht. Denn mit einem Mal wurde ihm der Weg von einer Art Ritter versperrt - in einer Rüstung, die ganz und gar aus roter Koralle bestand.

Als diese Gestalt das Wort ergriff, sprach sie mit vielen verschiedenen Stimmen zugleich, wobei eine davon den Ton angab und auch von Totilas erkannt wurde: Es war die Stimme von Natalya, dem russischen Mädchen, das wir zur Sommersonnenwende nicht hatten retten können. Oh Dios. Natalya bezichtigte Totilas des Verrats und weigerte sich, ihn zum Letten durchzulassen. Aber immerhin bekam er heraus, dass sie durch das Ritual der Sommerfeen zu einem "Coral Guardian" geworden war - sie ebenso wie die anderen geopferten Mädchen. Das waren dann wohl die drei anderen Wächter des Coral Castle, die, in schwarze, weiße und blaue Rüstungen gewandet hinter ihrem roten Kollegen warteten. Und die für die drei anderen Elemente standen, offensichtlich, denn Natalya war ja im Feuer gestorben.

Totilas gelang es dann noch, mit den Guardians auszumachen, dass er am Abend wiederkommen würde, weil er da gegen die bösen Geister kämpfen müsse. Das hörten die Schutzgeister des Coral Castle zwar alles andere als gerne, erklärten aber, in dieser Ausnahmesituation würden sie mit ihm kämpfen – sollte er allerdings ein andermal zurückkehren, würden sie sich gegen ihn wenden. Mit diesem Kompromiss musste er sich dann wohl oder übel zufrieden geben und trat den Rückzug an, um sich mit uns zu treffen.

Im Dora's hatte unser Freund uns gerade seine Erlebnisse erzählt, und wir waren gerade am Überlegen und Planen für den Abend, da wurde die Straße draußen plötzlich von einer Explosion erschüttert. Und durch das Fenster konnten wir sehen, dass es Alex' Auto war, das er ganz in der Nähe des Donut-Ladens geparkt hatte. Natürlich war es ein Schock, natürlich kam es völlig unerwartet, aber seltsamerweise war ich tief im Innersten trotzdem nicht wirklich überrascht.

Draußen bot sich uns ein Bild der Verwüstung.
Trümmer überall. Schreie. Rufe. Panisch rennende Menschen. Leichtverletzte. Schwerverletzte. Um einen davon kümmerte sich Totilas, aber da waren so viele. An einer Wand lehnte ein Mann. Er lachte und lachte und lachte, und es schien ihn gar nicht zu kümmern, dass seine Hände völlig verbrannt waren.

Da ging definitiv etwas nicht mit rechten Dingen zu, also befragten wir den Mann, während wir erste Hilfe leisteten und auf den Krankenwagen warteten. Ja, er sei es gewesen, der das Auto gesprengt habe, gestand er kichernd. Starrte seine schwarzgekohlten Hände an und lachte wieder sein gruseliges, irres Lachen. Warum? Na, weil Jack es ihm gesagt habe.

Bei dem Namen „Jack“ blieb uns erst einmal die Sprache weg. Aber er meinte natürlich nicht unseren Freund White Eagle, soviel war sicher. Stattdessen hatte ich vor meinem geistigen Auge sofort Jack Skellington aus Tim Burtons „Nightmare before Christmas“ vor Augen. Muss an Halloween liegen.

Wenn Alex' Auto in die Luft gejagt worden war, hatte irgendwer vielleicht auch unsere anderen sabotiert? Und tatsächlich: An Totilas' Motorrad machte sich ein junges Mädchen zu schaffen. Ich rannte hin, die Kleine davon. Sie tanzte regelrecht vor mir her, und ich hatte das deutliche Gefühl, sie erlaube es mir, sie einzuholen.
Das Mädchen hielt einen Luftballon an einer langen Schnur fest, und als ich sie erreicht hatte, hielt sie an, drehte sich zu mir um und hielt mir mit einem strahlenden Lächeln ihren Luftballon hin. Und ich war so perplex, dass ich den Ballon annahm.

Als ich das tat, hüpfte das Mädchen von einem Bein auf das andere und lachte. Und es war dasselbe irre Lachen, das auch der Mann mit den verbrannten Händen gehabt hatte. Ich hatte „Jack“ vor mir, ganz eindeutig. Aber ehe ich noch groß reagieren konnte, drehte die Kleine sich um und hüpfte davon, und diesmal gelang es mir nicht, sie einzuholen.

Bei Totilas' Motorrad hatten die Jungs inzwischen herausgefunden, dass das von Jack besessene Mädchen tatsächlich etwas damit angestellt hatte: Eine in buntes Geschenkpapier eingewickelte Box war mit verdächtig aussehenden Kabeln an der Maschine befestigt worden. Dummerweise stellte sich eines der "Kabel" als Schlange heraus, die Alex (denn er war es natürlich, der sich um das Entschärfen der Bombe kümmern musste) in den Unterarm biss. Dabei sprang der Kasten auf - gracias a Dios war es aber doch keine Bombe, sondern "nur" eine mit Konfetti in allen Farben des Regenbogens gefüllte Schachtel, das jetzt von einem Schachtelteufel (einem Jack-in-the-Box, ahahaha) heraus- und Edward voll ins Gesicht geschleudert wurde.

Meinem und Edwards Autos war glücklicherweise nichts passiert, also kamen wir einigermaßen von dort weg, als die ganze Aufregung sich etwas gelegt hatte. Und stellten fest, dass nicht nur Alex' Schlangenbiss ziemlich übel war, obgleich unser Kumpel die Wunde gleich aufgeschnitten und das Gift hatte herausbluten lassen, sondern dass auch das Konfetti und der Luftballon viel mehr waren, als es den ersten Anschein gehabt haben mochte. Denn von Alex' Arm aus wandern inzwischen dunkle Linien langsam seinen Arm hinauf. Und Edwards Gesicht ist von einem Ausschlag befallen, der leicht anfing, aber zusehends schwerer wird, und der inzwischen auch schon seinen Hals hinabgewandert ist. Es juckt höllisch, sagt er, und wer weiß, was dieses Teufelszeug sonst noch alles mit ihm anrichten wird? Oder das Gift mit Alex? Oder der Luftballon mit mir?

Das ist nämlich kein normaler Luftballon, Römer und Patrioten. Als ob ich mir das nicht sowieso schon gedacht hätte. In der ganzen Aufregung um die Konfettibombe hatte ich den blöden Luftballon irgendwann einfach losgelassen, und er war davongeschwebt. Aber nicht weit. Als ich irgendwann hochschaute, schwebte er da über meinem Kopf, etwa zwei Meter über mir, und folgte mir auf Schritt und Tritt. Auch, als wir ins Auto stiegen und davonfuhren, flog er mir nach. Also haben wir nochmal angehalten. Wir fingen den Luftballon wieder ein und banden ihn irgendwo fest, sogar innerhalb eines Gebäudes, aber als wir dann bei Edward ankamen, schwebte der verdammte Ballon wieder über mir, als sei er nie weggewesen. Na gut, wirklich getan hat er mir bisher nichts, nicht so wie Alex' Schlangengift oder Edwards Konfettiausschlag, aber das Ding kam aus derselben Quelle, und es ist mir sowas von nicht geheuer. Dieser "Jack", wer auch immer er sein mag, will uns nichts Gutes. Oh nein.

Wir riefen dann unseren eigenen Jack an, und als wir dem die Symptome beschrieben, wollte er uns eigentlich am liebsten gleich in die Kommune zitieren. Das klänge ihm schwer nach einem Fluch oder etwas in der Art, meinte er, und da sei eine Reinigungszeremonie vonnöten. Aber er hat gerade überhaupt keine Zeit, uns dabei zu helfen, deswegen muss Edward das Ritual alleine durchziehen. Na toll. Aber der kann das. Und wenigstens müssen wir so nicht schon wieder nackig in die Schwitzhütte. Aber jedenfalls ist Edward jetzt halt gerade am Vorbereiten. Und da ich momentan nichts mehr zu schreiben weiß, White Eagle und Edward aber immer noch an den Vorbereitungen für dieses Reinigungsritual sind, werde ich, glaube ich, ein kleines Nickerchen machen. Vielleicht kann ich George treffen, und vielleicht weiß der mehr über diesen ominösen "Jack".
« Letzte Änderung: 18.11.2014 | 11:44 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
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Ich habe George getroffen. Und gesehen, wie der Luftballon sich im Nevernever auswirkt. Brrrrr.

Als ich einschlief, fand ich mich in der Traumwelt auf einer weiten Ebene wieder. Es war Nacht, aber nicht einfach nur Nacht. Alles wirkte zutiefst beängstigend und gruselig. Die wenigen Büsche und Bäume, die zu sehen waren, sahen eher wie schmerzverzerrte, schreiende Fratzen oder wie Ungeheuer aus denn wie harmlose Gewächse. Der Himmel tiefschwarz, sternenlos, und der Mond... Der Mond war der Luftballon, der im Traum noch viel böser wirkte als in Wirklichkeit, mit einem aufgemalten Maul mit nadelspitzen Zähnen und tiefrot statt orangefarben. Und das trübe Licht des Ballonmondes bedeckte die Erde und ließ sie erscheinen, als sei sie von Blut getränkt.

George war zwar irgendwo in der Umgebung, aber er zitterte förmlich, traute sich nicht zu mir heran.
Ich konzentrierte mich mit aller Macht und versuchte, die Umgebung zu verändern, umzuimaginieren - immerhin war es mein Traum, verdammt! -, und so gelang es mir, die bedrohliche Stimmung ein wenig aufzuhellen. Nicht komplett, aber es gelang mir, den Ballonmond etwas beiseite zu schieben und den echten Mond am Traumhimmel erscheinen zu lassen. Dessen Licht fiel in einem beinahe gebündelten Strahl auf die Erde, wo ich stand, und erhellte in einigen Metern Umkreis die Landschaft etwas, und in dem Licht wirkten die Büsche und Bäume nicht mehr so gruselig, die Erde nicht mehr so blutrot, sondern normal braun.

Jetzt endlich wagte sich auch George in meine Nähe; er schien sogar sehr erleichtert, als er aus den unheimlichen Aura der übrigen Szenerie heraus und in den kleinen, hellen Lichtkegel kommen konnte.
Ich erzählte meinem Wyldfae-Freund, was geschehen war, und George schimpfte mich - zu Recht, muss ich zugeben - erst einmal fürchterlich aus, wie ich so etwas Dummes nur habe machen können und diesen Luftballon annehmen! Er sagte, da sei eine tief-, tiefschwarze Aura um mich her, und er könne spüren, dass das Ding sich irgendwie an mich angehängt habe, und diese Verbindung sei so einfach nicht zu zerstören. Aber gut, das hatte ich mir ja schon gedacht, deswegen war Edward draußen in der Wachwelt ja dabei, das Reinigungsritual aufzubauen.

Ich versprach George, dass wir schon dabei seien, uns um das Problem zu kümmern, und fragte ihn dann nach dem "anderen" Jack. Er wusste nicht viel über ihn, oder er konnte das, was er wusste, nicht sagen, nur dass dieser Jack sehr, sehr böse sei. Und dass er ihn über diesen Ballon in meiner Nähe spüre. Viel mehr war aus ihm nicht herauszubekommen, und George war auch sehr daran gelegen, aus meiner gruseligen Traumlandschaft wegzukommen, also ließ ich ihn gehen und machte mich selbst ans Aufwachen.

Totilas hatte inzwischen eine ganz ähnliche Idee gehabt wie ich. Naja, nicht ganz. Es ist ziemlich vermessen, Totilas' Dämon mit meinem kleinen Traumfresser-Freund zu vergleichen, und eines ist sicher: Ich wollte nicht in Totilas' Haut stecken. Aber wie dem auch sei, Totilas hatte aktiv das Gespräch mit seinem Dämon gesucht, während ich schlief, und einen Deal mit ihm gemacht. Was genau für einen Deal, das sagte unser White Court-Kumpel uns nicht, aber ganz ehrlich: Ich kann es mir ungefähr vorstellen. Jedenfalls, für was auch immer Totilas ihm versprechen musste, rückte sein Dämon mit folgenden Informationen heraus: Wir kennen "Jack" bereits. Oder besser, Alex kennt Jack bereits und hat uns von ihm erzählt. "Jack" ist der brutal aussehende Geist, der Alex zuerst bei der Vernissage in der Galerie auffiel und den wir bisher immer den "Bodyghost" genannt hatten, weil er sich wie ein Leibwächter ständig in Adlenes Nähe aufhielt. Der, vor dem die Geister in der Schule sich alle versteckt hatten. Nur sei er gar kein Geist, erfuhr Totilas jetzt, sondern ein freier Dämon, der sich vermutlich um seines eigenen Vorteils bei Adlene aufhalte oder mit Adlene irgendeinen Deal gemacht habe, aber jedenfalls nicht, weil Adlene ihn mit seinen Geisterversklavungsspielchen an sich gebunden hat. Auch bei dem Ritual, in dem wir Adlene das schlechte Karma angehext hatten, falls er Böses täte, habe Totilas' Dämon diesen Jack schon gesehen, sagte er.

    ...     

In einer Sprechblase in einem Comic würden die obigen drei Pünktchen Comic-Cardos Sprachlosigkeit anzeigen.
Denn ich war ziemlich sprachlos ob dieser Neuigkeit, Römer und Patrioten. Bin es noch. Ein mächtiger Dämon, der ungebunden agieren kann und es offensichtlich auf uns abgesehen hat? Santissima Madre, ayudanos!

Aber Jack oder nicht Jack, Dämon oder kein Dämon, es ist Halloween, es wird langsam dunkel, und die Día-de-los-Muertos-Zeremonie am Coral Castle wird bald beginnen. Also müssen wir das Problem Bodyghost wohl oder übel hintenanstellen und erstmal losfahren. Das Reinigungsritual ist nämlich inzwischen auch abgelaufen, und Edward ist sich sicher, dass die Flüche von uns genommen seien. Was wir unter anderem auch daran merken konnten, dass Edwards Ausschlag verschwunden ist, die Adern in Alex' Arm wieder ihre normale Färbung angenommen haben und mein Luftballon mit einem dumpfen Plopp geplatzt ist.

---

Also gut. Das war... unerwartet. Und nein, der Día de los Muertos ist noch nicht vorüber. Wir haben nur gerade so etwas wie eine Atempause.

Als wir am Coral Castle ankamen, waren Cicerón Linares und seine Santo Shango bereits vor Ort, alle für ein Santería-Ritual ausgerüstet und gekleidet. Auch Ilyana Elder war dabei, oder zumindest jemand, der die Yansa-Maske trug und vom Körperbau her ungefähr Ilyana sein konnte.
Lineares zeigte sich, wenn nicht erleichtert, so doch nicht verärgert darüber, dass wir aufgetaucht waren, sondern schien bereit, unsere Hilfe anzunehmen. Er schickte uns zu einem kleinen Park etwas abseits vom eigentlichen Coral Castle, weil er meinte, dass auch dort die Grenze dünn sei und jemand ein Auge darauf haben solle. Dort gebe es einige Geister, die besser nicht in die Stadt hinausgelassen werden sollten.

In dem Park fand Alex tatsächlich einige "dünne" Stellen, die wir näher begutachten wollten. Erstens war da ein Kinderspielplatz mit Sandkasten, wo Alex die Geister einiger junger Leute sah, die hier anscheinend an einer Überdosis gestorben waren. Außerdem stand in der Mitte des Rasens ein alter, mächtiger Baum. Auch hier gab es laut Alex einige Geister, und zwar diejenigen von fünf Schwarzen, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts hier von einem weißen Lynchmob erhängt worden waren.

Zunächst konnten wir die Geister nicht sehen, doch als der Abend weiter voranschritt und es auf Mitternacht zuging, wurden sie auch für uns sichtbar - zuerst nur vage, schemenhaft, durchscheinend, doch dann immer dichter und stofflicher werdend, und als es Mitternacht schlug, waren sie ganz und gar körperlich geworden und schienen jetzt ihre Umgebung erstmals zu bemerken. Dann machten sie sich sehr zielstrebig auf in Richtung Parkausgang.

Alex und ich kümmerten uns um die Geister der Drogentoten im Sandkasten, während Totilas, Roberto und Edward versuchten, die Gelynchten aufzuhalten. Roberto und Totilas hatten dabei ein deutlich größeres Problem als Edward, da die Geister ihn zunächst in Ruhe ließen und sich auf die verhassten Weißen stürzten. Aber als Edward dann für seine Freunde Partei ergriff und die Geister der Gelynchten ebenfalls daran hindern wollte, den Park zu verlassen, wurde es auch für ihn unschön. Die fünf Geister beschimpften ihn aufs Heftigste als "Hausnigger" und "Schoßhündchen der weißen Massas" und griffen ihn daraufhin ebenso an wie Roberto und Totilas auch. Edward knurrte etwas zurück, das verdächtig nach "Polizeinigger, wenn schon!" klang, ehe er sich auf die Gegner stürzte.

Über den Kampf gegen die Geister will ich gar nicht so viele Worte verlieren. Es gelang uns schließlich, sie ins Nevernever zurückzuschicken, von wo sie zumindest diese Nacht nicht mehr zurückkommen werden, versicherte Alex. Wie es nächstes Jahr dann aussehen wird, bleibt abzuwarten.

Aber viel bedrohlicher war das, was nun auf uns zukam: Dort an dem Baum nämlich bildete sich eine Gestalt heraus. Ebenfalls baumförmig, aber schattenhaft, oder dunkel, keinesfalls normal jedenfalls. Und dieser Schattenbaum machte sich von dem richtigen Baum in der Parkmitte los und begann sich ebenfalls zu bewegen, und zwar auch in Richtung Ausgang.

Das war der üblere Gegner als die einfachen Geister zuvor, und es erforderte unser aller Geschick und Kraft und Ideen - und nicht zu vergessen einen Lastwagen, der oben auf der benachbarten Brücke gerade vorbeifuhr -, um den Baum aufzuhalten. Der Lastwagenfahrer war verständlicherweise ziemlich geschockt, als er erkannte, in was er da gerade hineingefahren war, aber Alex gelang es, ihn einigermaßen zu beruhigen.

Als der Park somit unter Kontrolle war, kehrten wir ins Coral Castle zurück, um zu sehen, ob Cicerón Linares dort noch irgendwie Hilfe brauchte. Und stellten fest, dass er uns ganz offensichtlich doch nur deswegen in den Park geschickt hatte, um uns am Castle selbst los zu sein.

Denn Edward Leedskalnin, der Lette, der Geist, der hier am Coral Castle die Fäden in der Hand hält und einen bedeutenden Anteil daran hat, dass am Día de los Muertos und zu anderen Gelegenheiten keine unerwünschten Geister in unsere Welt wechseln und hier Unheil anrichten, der Lette also war nirgends zu sehen. Statt dessen stand Camerone Raith in der Mitte des Coral Castle und machte Leedskalnins Arbeit: sprich, sie war es, die die aus der Totenwelt hervorquellenden Geister, die nichts weiter wollten, als ihre Familien zu besuchen, in die richtige Richtung zu lenken.

Und so schwer mir das fällt, muss ich gestehen: Camerone Raith machte ihre Sache richtig gut. Nun habe ich natürlich keine Ahnung, wie schwierig das ist, aber Camerone dirigierte die Heerscharen von Geistern scheinbar völlig entspannt und mühelos und war ganz und gar in ihrem Element.

Der Lette war deswegen aber immer noch nicht zu sehen, und Cicerón Linares genausowenig. Also machten wir uns auf die Suche nach entweder dem einen oder dem anderen. Und fanden beide. Cicerón und zwei seiner Leute hatten sich in der Nische des Letten verschanzt und eine magische Barriere davorgelegt, durch die der Geist des Coral Castle nicht entkommen konnte. Und Linares war gerade dabei, Leedskalnin aufs Schärfste auszufragen. Und zwar wollte er von dem Letten wissen, was da genau in den Sümpfen los sei, was es damit auf sich habe, und genau das war eine Auskunft, die dieser nicht zu geben bereit war. Also griff Linares zu Drohungen, bis hin zu der, den Letten auszulöschen, falls dieser nicht kooperiere. Uns bemerkte Linares zwar, schien sich aber nicht groß darum zu scheren, ob wir hörten, was er zu Leedskalnin zu sagen hatte, oder nicht. Allerdings legte er uns durchaus nahe, dass wir hier an der Nische des Letten nicht unbedingt etwas zu suchen hätten.

Das erklärte auch, warum Camerone Raith gerade Leedskalnins Job machte. Aber nicht nur. Denn es wurde sehr schnell sehr deutlich, dass Totilas' Urgroßmutter das nicht nur einfach so machte, weil Not an der Frau war. Oh nein. Camerone Raith will den Job des Letten, und zwar permanent. Und so schickte sie nicht nur die Geister der Toten in Richtung ihrer Familien, wie wir das anfangs gedacht hatten. Sie hetzte sie auch aktiv gegen die Coral Guardians, damit diese sich mit ihnen beschäftigen mussten und keine Zeit hatten, sich um Leedskalnin zu kümmern und diesen zu beschützen.

Dass Camerone diese Aufgabe übernehmen möchte, gab sie uns gegenüber im Gespräch auch offen zu. Sie will diesen Job permanent haben, am besten, indem sie über ein Ritual für immer an diesen Ort und an diese Position gebunden wird. Sie war auch bereit, uns Auskunft über "Jack" zu geben: Camerone kennt Jack, oder besser, sie weiß um dessen Existenz, aber sie weiß nicht, wer oder was er genau ist. Sie kann ihn hier in der Nähe spüren, sagte sie, er treibt sich hier irgendwo herum, aber sie hat nichts mit ihm zu tun, sie arbeitet nicht mit ihm zusammen.

Also, dieses Ritual. Wir - oder besser, die Magiebegabten unter uns, sprich Edward - könnten Camerone helfen. Wir könnten ein solches Ritual durchführen, oder besser, das derzeit laufende Ritual umwidmen, erweitern, so dass sie dadurch an den Ort gebunden und ihre Position legitimiert wird. Aber wollen wir das?
Es wäre vermutlich das Ende des Letten. Es würde Camerone erschreckend viel Macht verschaffen. Andererseits wäre sie dann für immer an das Coral Castle gebunden und könnte hier nicht fort, ganz ähnlich, wie Leedskalnin es momentan auch nicht kann. Was ist gefährlicher? Eine Camerone in diesem Job oder eine, die frei herumgeistert? Wenn wir dieses Ritual für sie durchzögen, wäre sie uns auch zu Dank verpflichtet... wir könnten gewisse Bedingungen daran knüpfen, dass wir ihr helfen...

Um all dies zu besprechen und zu beratschlagen, haben wir uns jedenfalls gerade etwas vom Castle zurückgezogen. Ewig können wir nicht herumgrübeln, aber momentan ist soweit alles unter Kontrolle. Ein bisschen Zeit haben wir. Aber das ist eine garstige Entscheidung, die ich eigentlich am liebsten nicht treffen würde. Ich weiß einfach nicht, was richtig ist. Verdammtes Dilemma. Mierda!
« Letzte Änderung: 18.11.2014 | 11:46 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

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Nicht wundern, ich habe die beiden letzten Postings nochmal ein klein wenig verändert. Das Reinigungsritual fand nämlich nicht mit White Eagle in der Kommune statt, sondern bei Edward zuhause.
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
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Offline Bad Horse

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Ich probier mich mal an einer kurzen Zusammenfassung:

Zwei Optionen für das Ritual - Camerone mit Gewalt ans Coral Castle fesseln oder durch Verführung binden? Verführung scheint das kleinere Übel zu sein.

Zutaten:
Sehen: Eine rosarote Brille (hat Roberto im Handschuhfach)
Hören: Das Geräusch des zufallenden Portals von Coral Castle
Riechen: Ein Liebestrank (den besorgt Roberto bei Angel Ortega - dazwischen ein paar Probleme mit Angels Cousin Kenny, der Drogen in der Botanica versteckt hatte, seiner ehrgeizigen Freundin Priscilla und Antonio, einem Neffen von Macaria Grijalva, der mal schauen wollte, ob Angel sich wieder berappelt hat...)
Schmecken: Eine Torte, die aussieht wie Coral Castle (die besorgt Cardo bei der Bäckerei "Backing Dreams" und gerät in die Streitigkeiten einer Hochzeitsgesellschaft, wo weder Trauzeuge noch Brautjungfer die Hochzeit wollen und die Schwester des Bräutigams, eine High-Society-Anwältin, sogar ihre Pistole zieht...)
Fühlen: Ein Stein aus dem Steinbruch, aus dem die Steine von Coral Castle stammen (den besorgt Alex aus dem Nevernever, nachdem er sich mit ein paar Gnomen, ihrem durchgedrehten Netzspinner und dem sprengwütigen Gnom Galbo herumgeärgert hat)
Geist: Eine schwere Kette mit Schlüssel aus dem HistoryMiami, einem Museum (die klaut Edward; dabei lernt er seinen neuen Kollegen Salvador Herrero besser kennen und stolpert über ein paar Black-Power-Studenten, die eine Yoruba-Statue stehlen wollen. Einer davon hat Drogen von Edwards Mutter gekauft und ist verdammt high.)
Seele: Camerones Ehering (den besorgt Totilas von seiner Großtante Cecile und gerät zwischen der verblühten Femme Fatale, einer naiven, todkranken Sekretärin, einem abgehalfterten Privatdetektiv und einem korrupten White-Court-Bullen mitten in einen Film Noir.)

Nachdem alles da ist, wird das Ritual durchgezogen. Das klappt soweit auch ganz gut; Camerone hat jetzt die Stellung des Letten inne und kontrolliert die Coral Guardians.

Cicerón hat vom Letten erfahren, was er wissen wollte und wirkt sehr nachdenklich. Er verrät Edward, dass Spencer Declan die Gesetze der Magie brechen kann, ohne die Konsequenzen zu tragen.
Daraufhin suchen die Schönen Männer in den Gelben Seiten nach einem Zauberer und finden auch einen, einen Harry Dresden aus Chicago. Der hat aber keine Lust, mit Edward über die Gesetze der Magie zu reden (auch nicht darüber, wie man die am besten bricht, und schon gar nicht über die Steuern). Arrogantes Arschloch.

Totilas erfüllt den Deal, den er mit seinem Dämon gemacht hat, und bringt einen Mann um, der gern Prostituierte erwürgt.

Das war das Ende von Dead Beat.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

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Offline Bad Horse

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Cardo wird von einer reichen Mäzenin auf ihre Lodge am Crater Lake eingeladen. Die hat ein Projekt: Eine illustrierte Ausgabe vom ersten Eric-Albarn-Roman. Weil er danach eh auf eine Buchtour muss, sagt er zu. Die anderen kommen auch mit - auf Vorschlag von Alex im Tourbus.
Unterwegs kommt es zu allerlei Streitereien - mal fliegt Robertos Schminkkoffer aus dem Bus, mal wird Edward in einem Diner vergessen... aber sie kommen trotzdem an.

In der Lodge sind noch andere Gäste: Darunter drei weitere Autoren (Michael Stackpole, Barry Jackson, Kirsty MacGregor), ein Autorenkollektiv von jungen Leuten, die extrem schüchterne Zeichnerin Elena, und die Magierin Vanessa Gruber aus Österreich.

Ach so, Edward, Roberto und Alex waren kurz auf Wizard's Island und haben a) einen sehr offensichtlichen und auch schon etwas verbrauchten Ritualplatz gefunden, und b) einen etwas versteckteren und reineren. Die Insel ist auf jeden Fall ein sehr mächtiger magischer Ort.

Die jungen Leute (Colby, Lila, Danny, Edie und Jeff) möchten auf Wizard's Isle ein Ritual abhalten, um ihr inneres Auge zu öffnen (oder so was). Edward und Roberto bieten an, mitzumachen, damit da nichts schief geht.

Vanessa reagiert nicht so gut auf Totilas. Sie war wohl im Krieg gegen die Red Courts und ist dabei von den White Courts verraten worden. Eigentlich ist sie ja auf Kur, aber sie soll mal eine Auge auf die Ritual-Gruppe halten. Edward erfährt von ihr, dass nur Vollmagier zum White Council gehören, und dass es in Europa nicht üblich ist, Steuern ans White Council zu zahlen.

Es passieren außerdem merkwürdige Dinge: Eine Vase ist erst kaputt, dann wieder ganz, dann wieder kaputt. Eine Karikatur von Elena bewahrheitet sich. Das kaputte Bein der Gastgeberin Margot heilt scheinbar, aber tatsächlich fühlt sie nur nicht mehr, dass es kaputt ist...

Nachtrag: Jeffs Hündchen findet Edward nett. Es ist vermutlich ein ziemlich bescheuertes Hündchen.  ;)

Außerdem sind noch ca. 20 andere Gäste in der Lodge, hauptsächlich Fans von Speculative Fiction und deren Anhang. Es gibt zwei größere Hunde, die Edward nicht so ganz trauen. Und im Wald gibt es Bären und Wölfe und Chipmunks, oh my.
« Letzte Änderung: 23.11.2014 | 22:48 von Bad Horse »
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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