Das ist etwas, das ich nicht ganz nachvollziehen kann. Besteht die Gefahr, dass mein Char stirbt, wieso ist das weniger schlimm, als wenn er sich "in irgendwen verlieben muss" oder harmloser "irgendwas jetzt nicht so tun, wie er gern würde"? Ich weiß, es wurde schon oft diskutiert, trotzdem verwundert es mich immer wieder, dass wir akzeptieren, wenn der SL unseren SC im Kampf (halb)totschlägt oder verstümmelt (dazu gibt es ja sogar Regeln), es aber nicht akzeptieren, wenn unser Char - ebenfalls regelgerecht (Regeln zu Beherrschungszaubern) - beherrscht wird. Und ich gehe jetzt von einem SL aus, mit dem ich auch spielen würde, also einen, auf den ich "Regel 0" nicht anwenden muss. Wenn ich also bereit bin, das Leben meines SC dem SL anzuvertrauen, wieso bin ich dann nicht bereit in einer anderen Situation das Leben meines SC dem SL anzuvertrauen?
Der SL: Der Oger spaltet deinen Kopf, da du nicht parierst, du bist tot! - Der Spieler: Okay!
Der SL: Der Magier beherrscht dich, da du den Rettungswurf nicht schaffst und zwingt dich, von der nächsten Klippe zu springen, du bist tot! - Der Spieler: So ein Sch***, das ist voll ungerecht, DU bist voll ungerecht!
@Iribiel, ich hatte die Situation zum Glück noch nicht. :-)
Kann Dir also nur meine Einschätzung und Erklärung anbieten.
Die abhängig ist von verschiedenen Faktoren. Die da sind, innerhalb welcher Gruppe spiele ich, wie hoch ist mein Vertrauen zum SL, kann ich mich darauf vorbereiten, dass mein Charakter beherrscht wird, d.h. sind mir die Regeln bekannt und kann ich einschätzen, was für Konsequenzen mein Charakter erleben wird, also was "darf" eine Beherrschung alles. Wie hoch ist die Immersion im Spiel. Kündigt mir der Spielleiter an, was mir passieren kann, habe ich die Möglichkeit Bedenken zu äußern usw.
Ja, es gibt Dinge, die sehr viel schlimmer sind als der Charaktertod für mich als Spielerin.
Spiele ich einen Charakter, der dazu gezwungen wird aufgrund von Beherrschung einen Mitspieler Charakter anzugreifen oder sich zu verlieben oder sich völlig Schwachsinnig aufzuführen, also Situationen spielen soll, die mit einem hohen Grad an Emotion einhergehen, dann erlebe ich diese Emotionen als Spielerin und nicht mein Charakter. Ich als Spielerin hab das Erlebnis der Hilflosigkeit, ev. nicht nach meinen moralischen Überzeugungen handeln zu können oder Emotionen spielen zu müssen.
Ich habe in diesem Moment keine Entscheidung mehr als Spielerin über den Charakter soll bzw. muss die Emotionen & Konsequenzen tragen die mit der Beherrschung einhergehen. Und gerade beim verlieben habe ich extreme Hemmungen so etwas zu spielen. Mir liegen auch real Baggereien nicht, ich kanns auch nicht gut. Ich bin lieber bekumpelt oder befreundet. Das heißt ich werde in dem Moment zu etwas gezwungen was ich als intim empfinde und noch nicht mal gut kann.Und ein Spielleiter kann das in meinen Augen auch nicht einschätzen, weil es Dinge sind, die persönlich sind und ich nicht finde, dass ich die unbedingt mitteilen muss. Erwarte ich von einem Spielleiter auch nicht, aber ich erwarte, dass es respektiert wird, wenn ich Bedenken äußere und mich auch bei Dingen verweigere wenn sie mir emotional zu nahe gehen. Das bedeutet Vertrauen in den SL für mich, das mir dieser Respekt entgegengebracht wird und nicht, dass er machen kann, was er will. Bei anderen Spielern mögen das völlig andere Dinge sein. Ein Spielleiter darf und soll mit Beherrschung meinen Charakter in Bedrängnis bringen, aber bitte nicht mich als Spielerin.
Und der springende Punkt ist in meinen Augen die gefühlte Hilflosigkeit als Spieler.
Auf den Charaktertod bin ich vorbereitet, wenn ich in einem System spiele, das diesen vorsieht. Ich selbst entscheide ob mein Charakter sich Situationen aussetzt in denen er vielleicht sterben kann. Ich kann anhand der Regeln nachprüfen ob der Charaktertod gerechtfertigt war. Ich bin keiner Situation ausgesetzt in der ich mich als Spielerin hilflos fühle.
Du musst meine Erklärung nicht akzeptieren, aber es wäre nett, wenn Du zumindest versuchen würdest sie zu verstehen.