Autor Thema: This is a serious game!-oder: Wenn Spieler den nötigen Ernst vermissen lassen...  (Gelesen 8041 mal)

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Offline Blizzard

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Viele von euch kennen sicherlich die Rollenspiel-Parodie Farador in der u.a. auch jener legendäre Satz fällt. Auch wenn Farador wie gesagt nur eine Parodie ist, trägt dieser Satz dennoch eine Aussage in sich, über die es sich imho nachzudenken lohnt. Ich hatte in den letzten Jahren einige Rollenspielrunden, die unbewusst...ich möchte nicht sagen ins Lächerliche, aber von einer ernsten in eine Bier&Brezel-Runde abgedriftet sind. Natürlich sollten Rollenspielrunden nie zu 100% Ernst oder zu ernst sein-aber eben den nötigen Ernst aufweisen-wenn man wie gesagt, kein Bier&Brezel-System spielt.

Als SL ist einfach nur nervig, ätzend und frustrierend, wenn die aufgebaute Stimmung,die anfangs noch den notwendigen Ernst aufweisen konnte, wegen einer Banalität wie einem OT-Kommentar, einem falsch verstandenen Satz, whatever so mir nichts, dir nichts in einen "viel zu geselligen" Part übergeht oder abdriftet. Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass es viel Mühe und noch mehr (Spiel-)Zeit kostet, die Spieler wieder darin zurück zu holen, dass die Runde insgesamt wieder ein angemessenes, ernstes Niveau hat. Manchmal, das weiss ich aber auch, ist der Versuch, die Spieler dorthin zurück zu holen, vergebliche Liebesmüh, weil die Spieler den Point of No Return bereits überschritten haben.

Daher frage ich mich: Was kann man als SL tun, wenn Spieler den nötigen Ernst (in der Runde) vermissen lassen? Was kann man als SL tun, damit eine einstmals ernste Runde nicht (unbewusst) in eine Klamauk-Runde abdriftet, und man das als SL nur noch als eine einzige Farce empfindet? Kann man als SL dieses Abdriften überhaupt verhindern oder unterbinden? Wie reagiert ihr da als SL bzw. wie würdet ihr reagieren als SL, wenn ihr bemerkt, dass die Runde abzudriften droht? Ich denke mir mal, dass einige von euch als SL dies in ihren Gruppen auch schon auf die ein-oder andere Weise erlebt haben-vielleicht mag der ein oder andere ja einen Erfahrunsgbericht diesbezüglich zum besten geben- fände ich da ganz interessant. 
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Samael

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Bitte deine Leute, dass sie sich die Albernheiten bitte sparen sollen, bis das Spiel zu Ende ist. Und sei natürlich Vorbild und lege in der Hinsicht eiserne Disziplin an den Tag.

Wenn das nicht klappt, nun. Irgendwelche "Sanktionen" (XP Entzug, 50 Cent ins Phrasenschwein etc.) halte ich für wenig effektiv.

Was noch klappen könnte ist ein "Ausgleich" in Form einer dedizierten "Fun-Runde", die ab und an eingeschoben wird um den Bedarf an Lustigkeit abzudecken. Ansonsten: Zieh den Schluss, dass dir der Aufwand den man als SL hat für Klamauk zu schade ist und tritt entweder vom Amt des SL zurück, oder such dir andere Spieler.

Offline Darius

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Ich kenne das Problem aus meiner seit ewigen Zeit bestehenden Runde/Konstellation. Wir kennen uns seit dem Kindergarten und spielen noch heute RSP.

Jetzt bin ich der SL und ich habe auch das Problem, dass ich mir vorher schon Arbeit mache und auch einen recht coolen/ernsten Plot habe, der die Geschichte tragen soll.

Es sind alles meine wirklich guten Freunde, nur albern sie ständig herum. Nicht einmal im Spiel mit ihren SC, sondern auch so am Tisch. Sie reißen doofe Witze, ärgern sich gegenseitig und es dauert teilweise Minuten, bis wir wieder weiter spielen können. Das nervt mich manchmal unglaublich und ich sagte das auch. Dann kam aber zur Antwort, dass das halt dazu gehöre und sie das auch so wollen, weil sie einfach einen lustigen Abend haben wollen oder so ähnlich.

Ich warte jetzt immer einfach ab, bis es sich wieder beruhigt hat, aber ich werde in diese Runde nicht mehr viel Arbeit stecken, weil sie mir natürlich durch das Verhalten nicht gedankt wird. Vielleicht spreche ich es mal wieder an und sage nochmals klipp und klar, was mich da stört.

Ich erkenne mich also in deinem Problem durchaus wieder und mich nervt das auch öfters mal.
Power resides where men believe it resides. It's a trick, a shadow on the wall. And a very small man can cast a very large shadow.
Lord Varys

ErikErikson

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Also die einfachste Sache, sowas zu lösen, ist Bestrafung. Das ist ja nun micht jedermanns Sache, aber es funktioniert. Ordentlich XP Abzug, die verpflichtung geld in die Pizzakasse zu geben oder das nächste Mal für getränke zu sorgen hat noch jeden Witzbold zum verstummen gebracht.

Falls deine Abenteuer zu scary sind, und die Leut Witze reissen, um sich vor der Stimmung zu schützen, solltest du die Atmo weniger forcieren.

Und falls Leitstil stinklangweilig ist, den Spielern keine Aktionsmöglichkeiten und die Leut deshalb Witze reissen, solltest dus spannender machen und ihnen mehr freiheit lassen.

Es hilft auch, Pausen zu machern oder ihnen anfangs ne Stunde labern erlauben.

Wenn es schlicht Witzbolde sind, dann könnte man auch TOOn oder so spielen.

Samael

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Also die einfachste Sache, sowas zu lösen, ist Bestrafung. Das ist ja nun micht jedermanns Sache, aber es funktioniert. Ordentlich XP Abzug, die verpflichtung geld in die Pizzakasse zu geben oder das nächste Mal für getränke zu sorgen hat noch jeden Witzbold zum verstummen gebracht.

Hat das in einer deiner Runden tatsächlich mal geklappt?

Offline Tourist

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Im Grunde das was Samael sagt
- erklär den Leuten dass du eine andere Stimmung haben willst und es dir den Spaß verdirbt wenn es zu sehr ins OT abdriftet und du nicht mehr leiten willst wenn es so weitergeht.

Daraus resultierend werden die Leute zumindest versuchen einsichtig zu sein oder es läuft auf eine Trennung hinaus, was vermutlich der theoretisch (man muss ja neue Leute finden, viele sind Freunde etc.) der bessere Weg ist. Es gibt einfach unterschiedliche Geschmäcker was die Ernsthaftigkeit in einer Runde angeht.

Offline dedan

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Hi,

meine Runde trifft sich immer 1-3h vor Spielbeginn.
In dieser Zeit kommen die Leute um nochmal "kurz" Characteränderungen, Hintergrundserläuterungen, Downtimeereignisse und generelle Regeln zu klären.
Allerdings kann ich immer nur einen gleichzeitig abhandeln, daher quatschen die anderen ziemlich ausgiebig miteinander.

Das führt dazu das am Tisch immer relative Ruhe und Ernsthaftigkeit herrscht, auch wenn es manchmal ausgelassen ist die Leute werden sehr schnell sehr ernst.

Dazu kommt das meine Kampagne sehr politisch getrieben ist und die Spieler versuchen müssen diplomatisch zu sein und sich Freunde zu machen.

Hoffe ich konnte etwas helfen.

Gruß
Dan
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Offline Auribiel

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Um die Ernsthaftigkeit eines Abenteuers zu unterstützen würde ich gut zu entsprechenden Szenen ausgewählte Musik (und gedimmte Beleuchtung) einsetzen. Ein gut inszenierter (N)SC-Tod können auch dazu führen, dass die Spieler die Situation nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Andererseits aber: Wenn die Runde grad keinen Bock auf bierernst hat, dann kann man als SL noch so betteln, es wird einfach nichts. Eine Möglichkeit wäre es, die Runde von Anfang an in eine ernste Richtung zu lenken, so dass der Drang zu doofen Kommentaren gar nicht erst aufkommt. Oder aber, wenn man weiß, dass die eigene Runde einfach zu Kalauern neigt, den Spielstil entsprechend anzupassen.
Vielleicht reicht es auch, wenn man vor dem Spiel erst einmal eine ausführliche Laberrunde hält, so dass die Spieler ihr OT-Mitteilungsbedürfnis ausleben können, ehe es zum Spiel kommt. Dann empfehle ich aber auch ein "Signal" um den Einstieg ins Spiel besser greifbar zu machen. Und hin und wieder, wie schon gesagt wurde, eine echte "Fun-Runde" einzubauen.

Vielleicht könnte man auch - natürlich nur in Absprache mit den Spielern - eine OT-wird-zu-Ingame-Bestrafung einführen: Für jede Störung der Immersion gibt's Unglückspunkte, die der SL dann gegen den SC des entsprechenden Chars einsetzen kann. Hab ich aber noch nicht ausprobiert und könnte, wenn es dumm läuft, die Albernheiten nur noch mehr anheizen (je nachdem, was dem entsprechenden SC für ein Unglück passiert...).
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Offline Laivindil

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Die Stimmung am Tisch entsteht durch alle. Wenn Du zu ernst für Deine Runden bist, solltest Du die Runde UND Dich fragen, woher das Problem kommt.
Wenn ich eine ernste/ergriffene/klamme Stimmung am Tisch erwarte, alle anderen aber auf Bier&Brezel gepolt sind, habe wohl eher ich das Problem und nicht alle anderen. In meinen Runden ist es durchaus schon passiert, dass die Spieler ins Off abgeglitten sind, und das Rollenspiel nebensächlich wurde. Fand ich als SL auch nicht so toll, aber ich bin nicht der Boss/Erzieher/GroßeBestimmer in der Runde. Wenn kein anderer außer mir das spielen will, was ich möchte, sollte ich es sein lassen.
Wenn das aber zu oft auftritt, empfehle ich ein klärendes Gespräch mit den Spielern.

Offline Tudor the Traveller

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Ich hatte das Problem noch nie so, dass es zu einem echten Problem geworden wäre. Wenn es wiederholt dazu käme, dass die Spieler einfach nicht konzentriert spielen wollen oder können, würde ich darum bitten, parallel eine Bier & Brezel-Kampagne laufen zu lassen, in die man dann eben kurzfristig überwechselt. Ist schade für den vorbereiteten Spielabend, aber immernoch besser als das Treffen einfach an den Nagel zu hängen.
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"Da ist es mit dem Klima und der Umweltzerstörung nämlich wie mit Corona: Wenn man zu lange wartet, ist es einfach zu spät. Dann ist die Katastrophe da."

This town isn’t big enough for two supervillains!
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Yeah? What’s the difference?
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ErikErikson

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Hat das in einer deiner Runden tatsächlich mal geklappt?

Das klappt, hat auch geklappt, allerdings muss man da konsequent sein und es immer mal wieder wiederholen. Das darf man nicht schleifen lassen, sonst wirks nicht. Ich habs meistens irgendwann schleifen lassen, und dann wars das.

Offline Boba Fett

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"do a fight"...

Wenn die Aufmerksamkeitsschwelle sinkt, die Leute sich mit anderem beschäftigen oder rumblödeln,
wird es Zeit, die Initiative auszuwürfeln.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Feuersänger

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Ich sag dann immer:

"On joue. On parle après."

In einem Webcomic, Full Frontal Nerdity war es glaub ich, wurde mal ein schöner Gradmesser für die Aufmerksamkeit am Spieltisch genannt: Würfeltürme. Spieler machen immer nebenbei mit ihren Würfeln rum. Wenn die Stapel nur ca. 3 Würfel hoch sind, ist alles in Ordnung, sie sind noch großteils bei der Sache. Aber wenn die Türme immer höher werden, zeigt das, dass die Spieler das Interesse an der Show des SL verloren haben, sich mehr aufs Klötzchenbauen konzentrieren und wahrscheinlich schon gar nicht mehr registrieren, was du sagst.
Wie Boba gerade sagte, ist ein Kampf da oft das geeignete Mittel, um die Aufmerksamkeit wieder aufs Spiel zu lenken.  ;)
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline Haukrinn

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Ernsthaftes Spiel zu erzwingen finde ich wenig zielführend. Wenn die Leute keinen Bock auf ernsthaftes Spiel haben dann gibt es halt kein ernsthaftes Spiel.

(Ich würd' eingehen wenn ich zwischendurch, auch als SL, nicht rumblödeln dürfte)
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Offline Skiron

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Die Stimmung am Tisch entsteht durch alle. Wenn Du zu ernst für Deine Runden bist, solltest Du die Runde UND Dich fragen, woher das Problem kommt.
Wenn ich eine ernste/ergriffene/klamme Stimmung am Tisch erwarte, alle anderen aber auf Bier&Brezel gepolt sind, habe wohl eher ich das Problem und nicht alle anderen. In meinen Runden ist es durchaus schon passiert, dass die Spieler ins Off abgeglitten sind, und das Rollenspiel nebensächlich wurde. Fand ich als SL auch nicht so toll, aber ich bin nicht der Boss/Erzieher/GroßeBestimmer in der Runde. Wenn kein anderer außer mir das spielen will, was ich möchte, sollte ich es sein lassen.
Wenn das aber zu oft auftritt, empfehle ich ein klärendes Gespräch mit den Spielern.

Sehe ich auch so. :-)

Wie wärs mal die Spieler zu fragen an welchen ernsten Themen sie überhaupt Interesse haben?
Und welche Momente sie im Spiel sie überhaupt ergreifend und ernsthaft finden?
Oder vielleicht zu reflektieren, wann denn die Albernheiten auftreten?

Ich kann auch nicht aus dem "Stand" in eine ernsthafte ergriffene Stimmung kommen.
Dazu müssen dann schon auch ernsthafte ergreifende Dinge beschrieben werden oder passieren und meist erlebe ich es so, dass diese Stimmung nicht allein vom Spielleiter erzeugt wird, sondern auch von den Mitspielern durch das Spiel ihrer Charaktere.

Es gibt ernsthafte Themen die ins persönliche gehen und kein Mensch gibt sich gerne eine Blöße, es ist naheliegend dies dann mit Albernheiten zu überspielen.

Ich kenne es, dass Spielrunden in Albernheiten abdriften, weil man als Spieler null Freiraum hat und "nur" damit beschäftigt ist
eine an den Haaren herbeigezogene Geschichte glaubwürdig zu finden und es reine Hilflosigkeit ist, wenn man sowieso nichts machen kann,
dann zumindest dafür zu sorgen, dass man anderweitig Spaß hat. Nicht bewußt und mit Absicht.

Oder es gab gerade hohe Konzentration und Spannung im Spiel z.B. durch einen Kampf der schwer war und man baut diese Spannung mit Albernheiten ab. Dann wäre es eine Überlegung wert, was man zur Entspannung im Spiel stattfinden lassen könnte, wo dann auch Albernheiten erwünscht und möglich sind.
Kann auch einfach sein, dass die Abwechslung von hoher Konzentration und Entspannung im Spiel zu unausgewogen ist, dann könnte man überlegen wie man dies ändert.

Offline asri

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Ich spiele bislang auch eher in lustigen bis albernen Runden, hab mir aber auch die Frage gestellt, ob und wie ich eine andere Stimmung erzielen könnte. Die Antwort, die ich mir selbst gegeben habe: Ich brauche dafür Spieler, die das auch wirklich möchten (und nicht nur sagen, dass sie das mitmachen würden). Und ich müsste dafür an meiner eigenen Disziplin arbeiten. Wahrscheinlich funktioniert es auch in einer Runde besser, die nicht bereits seit langem gemeinsam herumalbert (aber wenn man eine Runde ganz neu und fremd zusammenstellen würde, hätte man wiederum andere Probleme; die Spieler würden sich vor Fremden vielleicht nicht so auf eine intensive Stimmung einlassen...). Und zuguterletzt ist mir klar, dass ich selbst nicht nur Witze machen, sondern auch an den Sprüchen der anderen Spaß haben kann. Der Spielstil stört mich nicht. Zwar würd ich gerne mal eine andere Atmosphäre und Intensität ausprobieren, aber wirklich dringend ist es nicht. Der Aufwand wäre hoch, die Frust vermutlich auch, und das lohnt sich bislang für mich nicht. Dafür nervt mich die Albernheit noch nicht genug. Hey, ich bin froh, Zeit UND Mitspieler UND Spaß zu haben. :)

Wenn ich also unter Dir Spieler wäre, dann wäre ich womöglich also Teil des Problems. Selbst wenn die grundlegende Bereitschaft da ist, mal ernst zu spielen: die Konzentration lässt nach, eine alte Gewohnheit bricht durch... Es ist anstrengend für alle, gemeinsam an einem Strang in eine ungewohnte Richtung zu ziehen. Such Dir Spieler, die wirklich mal ernst spielen wollen, halt die Gruppe möglichst klein (vielleicht ist 1-on-1 sogar das beste), und taste dich langsam da ran. Anspannung kostet Kraft, mach viele Pausen, damit es danach auch tatsächlich konzentriert weitergehen kann. Die Gruppe muss das als Gruppe lernen, und Du bist Teil der Gruppe. Wenn alle anderen sich einig sind, dass Ernst nicht besonders wichtig ist, dann wird sich da kaum was ändern.

Achamanian

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Ich denke, der erste Schritt ist es, die Assoziation von "ernstem" mit "anspruchsvollem" Spiel aufzubrechen. Dann hat man nämlich als Spieler das Gefühl, dass man (a) wenn man als Rollenspieler etwas taugen will, gefälligst bereit zu einer "ernsten" Runde zu sein hat, was zu zusagen von Spielern führt, die eigentlich gar kein Interesse an so was haben; und (b), dass "ernstes" Spiel mit Arbeit assoziiert wird.
Beides muss nicht sein.

Offline sindar

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Haengt auch sehr von den Leuten ab. Mir geht es da wie dem Jan Itor (Haukrinn). Frag doch einfach mal, ob deine Mitspieler vielleicht grundsaetzlich Bier&Brezel-Stil lieber moegen (so wie ich beispielsweise).
Bewunderer von Athavar Friedenslied

Offline Megan

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1. Sag den anderen, was du gerne hättest, und dass die richtige Atmosphäre dafür wichtig ist.

2. Frag sie, ob sie Bock haben, sich darauf einzulassen.

3. Wenn sie mit "Nein" antworten, dann kannst du es vergessen, dann habt ihr nämlich nicht die gleiche Agenda. Einzige Möglichkeiten, die hier auch schon genannt wurden: Andere Gruppe suchen, die eigenen Ansprüche anpassen oder einen Kompromiss schließen: Heute Drama/Grusel/whatever, nächstes Mal Bier und Brezel.

4. Wenn sie mit "Ja" antworten, dann gibt es Möglichkeiten, die die Konzentration der Mitspieler fördern:

- Laberzeit/Pausen (wichtig, gerade bei forderndem Spiel - ist bei Fiasco nicht umsonst als Teil des Spiels vorgesehen); wichtig: VOR dem Spiel sollte Zeit zum Austausch sein
- äußere Einflüsse: Telefone auf leise, evl. die Beleuchtung anpassen, Chips in Schüsseln umfüllen, um das Rascheln zu reduzieren
- klares Signal geben: jetzt fangen wir an, z.B. Kerze anzünden (siehe Polaris), evl. Musik, evl. Intro; das bedeutet auch: Pizzaessen, Rauchen usw. ist erstmal vorbei, das kann man auch in der Pause machen und: alle halten die Klappe und lassen sich ins Spiel führen
- keine parallelen Szenen, weil -> das bringt Unruhe rein und geht auf Kosten der Konzentration, -> man bekommt nicht mit, was die anderen treiben; jede Atmosphäre wird zerstört, der SL verliert den Überblick
- Witze nur im Zusammenhang mit dem Spiel und nicht ausufern lassen ("Leute, zurück zum Thema, das kannst du auch noch in der Pause erzählen"); frühzeitig zur Ruhe aufrufen
- und natürlich ganz wichtig: keine langen Down-Zeiten für einzelne Spieler; immer schön durchwechseln; wenn ein Spieler anfängt, sich mit anderne Dingen zu beschäftigen, gib ihm ne Szene. Falls das nicht funktioniert, gib ihm einen NSC oder involviere ihn über seine Meinung zu dem ganzen o.ä..

Das sind so die Dinge, die mir dazu einfallen.

EDIT: Noch etwas sehr wichtiges: Sorgen dafür, dass deine Spieler fit sind. Wer wach ist, kann sich besser konzentrieren: Cola, Kaffee, Guarana-Matetee - stelle solche Sachen bereit.  ;)
« Letzte Änderung: 30.08.2012 | 14:08 von Megan »

Offline 6

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Ernsthaftes Spiel zu erzwingen finde ich wenig zielführend. Wenn die Leute keinen Bock auf ernsthaftes Spiel haben dann gibt es halt kein ernsthaftes Spiel.

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Ich bin viel lieber suess als ich kein Esel sein will...
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Nicht Sieg sollte der Zweck der Diskussion sein, sondern
Gewinn.

Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

Offline Terrorbeagle

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ich kann das Grundproblem gut nachvollziehen, ich bevorzuge bei meine Rollenspielen auch eine eher etwas seriöse oder dramatische Stimmung, nicht unbedingt lockere Komödien. Aber ich halte es nicht für sonderlich zielführend, dass unbedingt forcieren zu wollen, das führt eher zu Trotzreaktionen und Stunk (und ich kann auf Stunk gerne verzichten).

Strafen bringen übrigens generell weniger als positive Anreize. Eine Strafe vermittelt nämlich nur, was man nicht machen soll, nicht aber, wie man es besser machen könnte. und selbst ich als Vertreter einer doch eher autokratischen Spielleiter-Rolle fühle mich eher unwohl, wenn es darum geht, Sanktionen zu verteilen. Das hat immer so was unfreundliches.

Wenn das Problem eher in der Konzentration liegt, dann kann es Sinn machen, an bestimmten Pukten kurze pausen einzubauen, beispielsweise um eine Rauchen zu gehen oder sich einfach ein bisschen zu bewegen. Es gibt einen Grund, warum Unterrichtseinheiten eine vorgegebene Länge haben oder Filme ab einer gewissen Länge anstrengend werden - Menschen sind keine Automaten , die sich stundenlang gebannt konzentrieren können, das wird irgendwann halt anstrengend.

Ist das Problem eher die Grundstimmung, die kann man inhaltlich als Spielleiter relativ gut beeinflussen. Wenn man sich da seiner Sache sehr sicher ist,  kann man etwa inhaltlich dafür sorgen, dass es zum lachen etwas zu bitter wird. Einfach mal einen Subplott über Kinderprostitution, Menschenhandel oder eine größere Seuche einbauen... aber das erfordert natürlich ein gewisses Fingerspitzengefühl - man will die Mitspieler schliesslich nicht verstören, und um gewisse Themen angemessen zu behandeln muß man in der Thematik gut drin sein und auch bei der Darstellung die richtigen Töne treffen um den Komfortbereich zwar zu verlassen, aber nicht so weit zu überdehnen, dass es wirklich unangenehm wird.
Emotional aufgeladene Buzzwords ("Kadaver", Verrecken"...) und entsprechende Beschreibungen sind da generell angemessen, aber haben auch die entsprechenden Ausführungen natürlich ihren Anspruch, da man auch da den richtigen Ton treffen muß, damit das ganze nicht wieder albern wirkt (was schnell passiert, wenn man zu dick aufträgt) und man auch ständig variieren muß, damit der Effekt nicht abnutzt.

Ein alter Hut wäre da noch die entsprechende Musik im Hintergrund, aber das kann schnell etwas fisselig werden, da das nur dann was bringt wenn a) die verwendete Beschallung nicht zu stark eigene Konotationen weckt oder anderweitig eher ablenkt und b) man die Musik stimmungsgenau einsetzen kann. Durchgängiges Gedudel im Hintergrund ist das Rollenspieläquivalent zu Fahrstuhlmusik und schafft auch keinen Stimmungsgewinn. Das bedingt dann, dass man sich vorher bewußt die passende Musik raussucht und die dann auch im Spiel in der passenden Szene anspielen kann.
 
Was hingegen meiner Erfahrung nach wenig bis gar nix bringt ist, die Gefährlichkeits- und Bedrohungsspirale für die Spielercharaktere höher zu schrauben, denn irgendwann setzt da ein Effekt fon Galgenhumor ein ("Wir sind doch eh gearscht") und das Spiel drifted recht fix in Richtung Albernheit ab (der "Yol Ghurmak, wie es singt und lacht" Effekt).
Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

Offline Onkl

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Ich kenne das Problem aus meiner seit ewigen Zeit bestehenden Runde/Konstellation. Wir kennen uns seit dem Kindergarten und spielen noch heute RSP.

Jetzt bin ich der SL und ich habe auch das Problem, dass ich mir vorher schon Arbeit mache und auch einen recht coolen/ernsten Plot habe, der die Geschichte tragen soll.

Es sind alles meine wirklich guten Freunde, nur albern sie ständig herum. Nicht einmal im Spiel mit ihren SC, sondern auch so am Tisch. Sie reißen doofe Witze, ärgern sich gegenseitig und es dauert teilweise Minuten, bis wir wieder weiter spielen können. Das nervt mich manchmal unglaublich und ich sagte das auch. Dann kam aber zur Antwort, dass das halt dazu gehöre und sie das auch so wollen, weil sie einfach einen lustigen Abend haben wollen oder so ähnlich.

Ich warte jetzt immer einfach ab, bis es sich wieder beruhigt hat, aber ich werde in diese Runde nicht mehr viel Arbeit stecken, weil sie mir natürlich durch das Verhalten nicht gedankt wird. Vielleicht spreche ich es mal wieder an und sage nochmals klipp und klar, was mich da stört.

Ich erkenne mich also in deinem Problem durchaus wieder und mich nervt das auch öfters mal.

Ich muss leider sagen, dass ich das Problem nur zu gut kenne, bei mir kommt noch hinzu, dass wir oft GURPS spielen, ich der einzige bin der sich wirklich in die Regeln vertieft hat und somit noch Regeldiskussionen hinzu kommen...

Das zerrt an der Substanz. Ich habe meine Spieler ebenfalls darauf aufmerksam gemacht, im Gegensatz zu Dir hat das bei mir aber genutzt.

Reden!

Grüzz

Onkl

Offline 1of3

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Ich würde zunächst sicher stellen, dass vor dem Spiel ausreichend Zeit ist sich zu unterhalten, ne Kleinigkeit zu essen etc. Danach kann man feste Rituale für "Spielanfang" einführen. Einer meiner Favoriten: Alle sagen reih um: "Wir sind hier um geiles Rollenspiel zu machen."

Offline גליטצער

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Ich kenne das ja auch, aber ich betrachte das nicht so zwingend als Problem. Wir lassen das halt dann ausschweifen, bis wieder genug Interesse am Spiel besteht.
-X-"Der Kluegere gibt nach" fuehrt nur zur Herrschaft der Dummen -X-

Unterschätzt niemals die Macht des Glitzers!!!11

Pyromancer

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Im Endeffekt ist alles wichtige gesagt.

Wichtig ist halt, dass man das Mitteilungsbedürfnis der Spieler einplant. Unterdrücken lässt es sich nicht. Es gibt da mehrere Möglichkeiten: Die finnische 4:1-Regel z.B., dass man spätestens alle vier Rollenspiel-Termine einen Nicht-Rollenspiel-Termin einlegt, wo man etwas anderes macht und sich unterhalten kann. Für lange lange Wochenend-Runden haben sich bei uns auch Chill-In- und Chill-Out-Zeiten bewährt.
Und wenn ich heute ab und zu mal meine alte Runde in Karlsruhe besuche, dann spielen wir gar nicht mehr, einfach, weil es so viel zu erzählen gibt und das einfach wichtiger ist als Rollenspiel.

Offline LordOrlando

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Im Endeffekt ist alles wichtige gesagt
Seh ich auch so. Aber vielleicht noch eins: Wenns dramatisch sein soll, darf die IT Posse, entweder durch ulkige Situationen oder durch komische SC aktionen nicht fehlen, vorzugsweise unmittelbar bevor es ganz heftig wird.
Hat schon in der klassischen Tragödie funktioniert. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die Spieler dadurch mehr in die Story reingezogen werden und weniger rumalbern.

Offline OldSam

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Zunächst mal würde ich sicherstellen, dass die Spielziele von Dir und den Spielern relativ gut übereinstimmen, also dass Deine Wünsche was Atmosphäre etc. angeht, kommuniziert wurden Nicht das die Spieler (inzwischen) eigentlich gerne Beer&Bretzel möchten und Du nicht, also ein Missverständnis besteht... ;)

Wenn der Punkt abgehakt ist: Pyromancers Vorschlag finde ich sehr, sehr sinnvoll! Mein Tipp geht in der Tat auch dahin, dass man das Mitteilungsbedürfnis bzw. generell die soziale Komponente ausserhalb des Spiels annimmt. Es gibt zwar auch wirkliche Problemspieler, aber IMHO ist es in ca. 80% der Fälle, eigentlich ein Mangel an Raum für diese Dinge bzw. das Problem, dass es dem SL nicht gelingt mit den Spielern auf einen Nenner zu kommen.
Ganz praktisch bietet es sich meist an vor dem Spielanfang etwas Zeit für Smalltalk zu lassen und zwischendurch auf jeden Fall auch mal ne bewusste Pause einzulegen, wo man z.B. mal kurz rausgeht (falls Raucher dabei sind, sowieso gut).
Den Raum physisch zu verlassen ist hier besonders günstig, weil auf diese Weise die "ingame - outgame" Trennung richtig erlebt werden kann und somit für alle viel leichter gelingt.
« Letzte Änderung: 30.08.2012 | 16:05 von OldSam »

Offline Bad Horse

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Wenn es mir zu viel Rumgealber wird, dann frage ich, ob die Leute noch spielen oder lieber quatschen wollen.

Das ist in dem Fall auch keine rhetorische Frage. Ich quatsche auch gern, soll mir recht sein, und wir haben auch durchaus schon Runden sausen lassen, weil keiner recht in der Stimmung war. War trotzdem ein schöner Abend.

In einem anderen Fall haben sich die Spieler entschieden, lieber zu spielen (war eine Wochenend-Runde, die für einige Leute mit längerer Anfahrt verbunden war), und dann ging's auch.

Aber Rollenspiel sollte eigentlich keine unterrichtsartige Beschäftigung sein, bei dem der SL seine Spieler immer wieder zum Ernst ermahnen muss.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Skele-Surtur

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Es passiert mir als SL selten, dass meine Spieler abtriften. Wenn es doch mal passiert, handle ich nach Aktenlage. Es kann z.B. funktionieren, die Handlung weiter zu treiben. Plötzlich passiert etwas substantielles, ein Bote trifft ein, eine Wand stürzt um, in der Ferne ertönt das Brüllen eines Ungeheuers... blabal. whatever. Plötzlich ist die Aufmerksamkeit wieder da. Wenn man sich gerade in einer Szene mit einem NSC befand, lasse ich den NSC einfach stur weitermachen. Auf diese Weise kann ich die Aufmerksamkeit wieder auf das Spielgeschehen lenken. Was ebenso funktioinieren kann, ist ein Timelimit: "In 5 Minuten will ich eine Entscheidung haben, was ihr weiter macht." Das ganze darf nicht als Drohung rüberkommen, sondern muss so rübergebracht werden, dass die Spieler neugierig werden: "Was passiert denn in 5 Minuten? Warum will er bis dahin eine Entschiedung? Wird irgendwas (im Spiel) passieren?"

Wenn die Szene das nicht hergibt, sage ich freundlich aber bestimmt: "ich möchte gerne weiterspielen". Auch darauf reagieren die Spieler meist positiv und machen mit neuer Konzentration weiter.

Manchmal ist es aber auch gut, die Leut einfach mal ein paar Minuten quatschen zu lassen. Um das zu beurteilen, muss ich erstmal ein Gefühl für die Gruppe haben, da gibt es, glaube ich, kein Patentrezept. Generell gehe ich davon aus, dass die Spieler (soweit sie nicht einfach übermüdet sind oder privat Stress haben) mir durch Abtriften (bewusst oder unbewusst) signalisieren, dass es gerade zu langsam vorangeht. Daher nehme ich das als Zeichen, den Plot voranzutreiben.
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Offline Bad Horse

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Ich hab einfach nicht immer die Energie, alles voranzutreiben und die Leutz bei der Stange zu halten. Wenn sie mehr Tempo wollen, können sie das auch sagen, anstatt herumzublödeln.

Andererseits gibt es so Tage, wo keiner so richtig Konzentration aufbringt - ich als allerletzte. Manchmal will ich auch nur einfach herumblödeln. Ist auch schon vorgekommen, dass meine Spieler mich dann wieder eingefangen haben.
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Offline Skele-Surtur

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Ich halte das auch eher für einen... "unbewussten" klingt blöd... nicht ganz so expliziten Wunsch. Anders gesagt: Wenn ich nicht genug Tempo mache, triftet das Spiel ab. D.h. nicht, dass die Spieler sich aktiv entschließen, jetzt rumzuplödeln, um mir zu signalisieren, dass ich die Geschichte vorantreiben soll. Wie man darauf reagiert ist ja letztlich auch eine Frage der persönlichen Neigung. Ich nehme den Umstand, dass meine Methode meistens zum gewünschten Erfolg geführt hat als Indikator, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege. Und ja, natürlich hab ich manchmal selber nicht den Nerv. Dan plauder ich halt mit, aber dazu brauch ich dann keine explizite Ansage: "ich leg jetzt mein Zeug weg und wir quatschen". Vielleicht braucht es ja auch nur eine viertel Stunde und es kann weitergehen.
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Offline Blizzard

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Erstmal möchte ich mich für die zahlreichen Antworten bedanken. :d Da waren schon ein paar interessante Punkte dabei. Da mir die Zeit fehlt, auf alle Antworten einzeln einzugehen, hier nur ein paar allgemeine Stichpunkte von mir zu dem Thema:

-Von einigen kam der Vorschlag, dass wenn Spieler zu albern werden/abdriften, Ingame-Bestrafungen zu verteilen. Mag sein, dass das in einigen Runden funktioniert (hat), aber ich halte davon, ehrlich gesagt, gar nichts. Ich hab solche Situationen nämlich auch schon als Spieler miterlebt...und das macht ja keiner von den Spielern absichtlich. Da verordne ich dann lieber eine etwas längere Pause anstatt ingame Bestrafungen auszusprechen. Das Bestrafen halte ich für den falschen Weg bzw. die falsche Vorgehensweise, weil es u.U. dazu führen könnte, dass sich die Spieler dann gar nicht mehr trauen, was Humorvolles (egal ob ingame oder outgame) zu sagen.

-Von einigen kam der Vorschlag, vorher mit den Spielern abzusprechen, welche Stimmung ich (als SL) haben möchte, bzw. welchen Grad an Ernsthaftigkeit ich in der Runde haben möchte oder beabsichtige. Dazu kann ich nur sagen: Wenn ich ein System spiele, das offiziell nicht als Bier&Brezel-System ausgeschrieben ist, dann ist das für mich eigentlich klar, dass ich als SL keine Klamauk-Runde haben möchte. Möchte ich das dennoch mit einem System, das kein Bier&Brezel-System ist, schreibe ich das vorher aus, bzw. gebe ich das vorher bekannt. Aber sonst ist das für mich eigentlich selbstverständlich und selbsterklärend, dass ich mit einem System, das nicht schon eh von vorneherein auf Klamauk aus ist, KEINE allzu alberne Runde haben möchte.

-Dann war die Rede von " Ernstes Spiel erzwingen=Humorverbot". Äh nein. Definitiv nicht. Ich habe geschrieben, dass ich keine Runde möchte, die allzu ernst ist/spielt, oder zu 100%. So, wie die beiden Typen aus Farador diesen berühmten Satz sagen-so würde ich das nie haben wollen. Das wäre selbst mir viel zu ernst. Es geht mir einfach um einen gewissen Grad an Ernsthaftigkeit, den ich für die Runde ansetze, und von dem es denke ich auch legitim ist, dass ich als SL ihn in meinen Runden haben will. Das soll nicht heissen, dass es die ganze Zeit "bierernst" zugehen soll (siehe oben). Nein. Denn Humor ist auch für mich wichtig, und ich fände es schrecklich, wenn es in meinen Runden keinen Humor geben würde. Egal ob von Seiten der Spieler oder von Seiten des SL; egal ob ingame oder outgame. Aber der Humor darf einfach nicht Überhand nehmen. Das tut er dann, wenn er die Atmosphäre zerstört oder zu zerstören droht, und die Spieler nur noch rumblödeln-egal ob in-oder outgame. Es mag sein, dass es dann SLs gibt, die dann ihr Konzept kurzerhand über Bord werfen, und aus der ursprünglichen Runde eine Bier&Brezel-Runde machen. Aber bei mir nicht. Ich bin halt eher ein SL, dem Stimmungsspiel wichtig ist, und das betreibe ich auch deutlich lieber als Klamauk-RPG. Um aus der Runde eine Klamauk-Runde zu machen-dafür ist mir dann der Aufwand, den ich für die Runde betrieben habe, eindeutig zu schade. Und da cancle ich die Runde lieber, als eine Parodie draus zu machen. Humor?Ja,definitiv-aber bitte eben in einem Verhältnis, das angemessen ist.

- Ini würfeln um das Abdriften zu unterbinden. Klingt interessant, hatte ich mir auch schon ein paar Mal überlegt, habe es aber dann verworfen, weil ich den Eindruck hatte, dass die Spieler meine Ansage als SL " Ok, würfelt mal Ini" nur für einen weiteren Scherz halten könnten. Aber ich behalte es im Hinterkopf und probiere es bei Gelegenheit mal aus.

@Darius: Und schon was überlegt, wie du das Abdriften in deiner Runde das nächste Mal unterbinden willst?
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Offline Megan

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Aber sonst ist das für mich eigentlich selbstverständlich und selbsterklärend, dass ich mit einem System, das nicht schon eh von vorneherein auf Klamauk aus ist, KEINE allzu alberne Runde haben möchte.
Ich denke, manchmal ist es sinnvoller und zielführender, sowas nochmal direkt zu klären. Es gibt viele Situationen im Leben, wo man etwas als selbstverständlich annimmt und dann feststellen muss, dass man damit in der Unterzahl ist.

Online Grubentroll

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Ich hab auch die Erfahrung gemacht, dass die Leute die Spannung schlecht aushalten, und deswegen blödeln müssen.

Witzchen reissen machen Leute ja zB gerne beim gemeinsamen Filmeschauen.

Wir haben da einen in der Fate-Runde, da ist das genau der Fall. Eigentlich super bei der Sache, aber wenn es mal zu sehr Stimmung wird am Tisch, versucht er ganz reflexmässig, mit einem Witzchen den Ernst rauszunehmen.

Ist im "richtigen Leben" ja auch was gutes, aber beim Rollenspielen ja eher unerwünscht.

Offline Crimson King

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Ich persönlich sehe Dr. Jan Itors Tipp als sinnvollsten, quasi als einzig sinnvollen an.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Achamanian

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-Von einigen kam der Vorschlag, vorher mit den Spielern abzusprechen, welche Stimmung ich (als SL) haben möchte, bzw. welchen Grad an Ernsthaftigkeit ich in der Runde haben möchte oder beabsichtige. Dazu kann ich nur sagen: Wenn ich ein System spiele, das offiziell nicht als Bier&Brezel-System ausgeschrieben ist, dann ist das für mich eigentlich klar, dass ich als SL keine Klamauk-Runde haben möchte. Möchte ich das dennoch mit einem System, das kein Bier&Brezel-System ist, schreibe ich das vorher aus, bzw. gebe ich das vorher bekannt. Aber sonst ist das für mich eigentlich selbstverständlich und selbsterklärend, dass ich mit einem System, das nicht schon eh von vorneherein auf Klamauk aus ist, KEINE allzu alberne Runde haben möchte.

Versperrst du dich da nicht etwas sinnlos den Realitäten? Für dich ist es eben klar, dass man keine Klamauk-Runden will, wenn das nicht explizit vom System her zu erwarten ist. Für andere Spieler ist es vielleicht genau umgekehrt ("Wir spielen schließlich zum Spaß, also blödeln wir natürlich rum, solange es nicht die explizite Ansage gibt, das zu unterlassen!").

Kurz: Es hat (wie in jeder Kommunikation) wenig Sinn, darauf zu beharren, dass die eigene Vorannahme doch selbstverständlich sei und für alle anderen ebenfalls selbstverständlich sein sollte (nur um dann verärgert zu sein, wenn andere eben aufgrund ganz anderer Vorannahmen nicht mit den eigenen Erwartungen konform gehen). Dagegen ist es so viel einfacher und erquicklicher, einfach kurz die eigenen Vorannahmen, soweit sie einem denn bewusst sind, darzulegen und mit den anderen Kommunikationsteilnehmern abzugleichen.

Hinterher mit "Es sollte ja wohl eigentlich klar sein, dass ..." zu kommen, ist dann oft bloß noch sinnlose Rechthaberei. Damit reibst du den Spielern unter die Nase, dass das Scheitern der Runde ihr Fehler ist und nicht deiner. Wenn du einfach vorher sagst: "Ich habe folgende Erwartungen", und die Spieler spielen unter dieser Prämisse bei dir mit, dann kannst du während der Runde dagegen auch entsprechendes Verhalten einfordern, ohne dich dabei als Besserspieler hinzustellen - dann geht es nämlich schlicht und einfach darum, gemachte Absprachen einzuhalten, und nicht darum, wer das bessere Rollenspiel(TM) praktiziert.

ErikErikson

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Wie findest du denn die Sache mit den Pausen und der Laberstunde am Anfang?

Und denkst du, es liegt bei dir daran, das die Spieler als Schutzmechanismus vor zu viel Spannung die Humorbremse anziehen? Oder könnte es daran liegen, dass sie sich langweilen?

Offline Darius der Duellant

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Meine G7-Runde besteht zum größten Teil aus Personen die sich schon eine ganze Weile kennen und zum größten Teil gerne lachen.
Dementsprechend ist das 'Problem' zwar vorhanden, wird in dieser Konstellation aber idR nicht als Problem aufgefasst.
Wenn sich aus der Situation heraus ein lustiger Spruch ergibt, wird er halt gebracht, man lacht darüber (oder setzt noch 1-2 drauf) und dann hat sich das auch.
Trotzdem würde ich schon sagen dass wir ernsthaftes (wenngleich gemäßigtes) Rollenspiel betreiben; die Scherze sind im Regelfall auch eher Outgame.
Die von Erik angeführte Laberzeit am Anfang gibt es bei uns auch, hat auf die Witze-Frequenz aber kaum einen Einfluss, da diese sich idR ja erst wärend dem Spiel ergeben.
Zur Vermeidung solcher sachen ist sie also mMn eher nicht geeignet.
Helfen dürfte da allenfalls das (schon klischeehafte) mit einander reden oder das anpassen der eigenen Vorstellungen an die Mehrheitswünsche.

Über die aufgebaute Stimmung Witze zu verhindern könnte klappen, aber aus eigener Erfahrung heraus würde ich sagen dass das auch kein Patentrezept ist.
Es gibt eben auch Leute die über so ziemlich alles Witze reissen bzw lachen können, wenn es die Situation hergibt, da hilft dann auch eine gruslige Atmosphäre nicht notwendigerweise etwas.
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Offline Skiron

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Ich spiele bislang auch eher in lustigen bis albernen Runden, hab mir aber auch die Frage gestellt, ob und wie ich eine andere Stimmung erzielen könnte. Die Antwort, die ich mir selbst gegeben habe: Ich brauche dafür Spieler, die das auch wirklich möchten (und nicht nur sagen, dass sie das mitmachen würden). Und ich müsste dafür an meiner eigenen Disziplin arbeiten. Wahrscheinlich funktioniert es auch in einer Runde besser, die nicht bereits seit langem gemeinsam herumalbert (aber wenn man eine Runde ganz neu und fremd zusammenstellen würde, hätte man wiederum andere Probleme; die Spieler würden sich vor Fremden vielleicht nicht so auf eine intensive Stimmung einlassen...). Und zuguterletzt ist mir klar, dass ich selbst nicht nur Witze machen, sondern auch an den Sprüchen der anderen Spaß haben kann. Der Spielstil stört mich nicht. Zwar würd ich gerne mal eine andere Atmosphäre und Intensität ausprobieren, aber wirklich dringend ist es nicht. Der Aufwand wäre hoch, die Frust vermutlich auch, und das lohnt sich bislang für mich nicht. Dafür nervt mich die Albernheit noch nicht genug. Hey, ich bin froh, Zeit UND Mitspieler UND Spaß zu haben. :)

Intensität & Ernsthaftigkeit und Albernheit müssen sich nicht ausschließen.
Der Kontrast zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit sorgt eigentlich dafür, dass man die Ernsthaftigkeit besser wahrnehmen kann.

Warum sollte der Aufwand zu hoch sein?

Ich hab einfach nicht immer die Energie, alles voranzutreiben und die Leutz bei der Stange zu halten. Wenn sie mehr Tempo wollen, können sie das auch sagen, anstatt herumzublödeln.

Vorantreiben wäre für mich sogar extrem kontraproduktiv für eine ernsthafte und intensive Stimmung,
weil das eigentlich dazu führt, dass die Welt und die Charaktere an mir vorbeirauschen ohne dass ich einen Bezug dazu aufbauen kann.

Ich habe auch Spieler in der Runde, denen es manchmal zu turbulent wird und dann was sagen, find ich gut.
Ist mir auch sehr viel lieber, als wenn die dann anfangen ungute Stimmung zu verbreiten, weil sie erwarten, dass man
erraten soll, was denn ihre Bedürfnisse in dem Moment sind, anstatt einmal den Mund aufzumachen.
Selbst scherzen die nämlich auch sehr gerne herum, was ihnen dann aber anscheinend weniger auffällt.  ;D

Offline Blizzard

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Ich denke, manchmal ist es sinnvoller und zielführender, sowas nochmal direkt zu klären.
Mag sein, ja. Aber eigentlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass so etwas i.d.R. nicht von Nöten ist. Pragmatisches Rollenspiel sozusagen. ;)

Versperrst du dich da nicht etwas sinnlos den Realitäten? Für dich ist es eben klar, dass man keine Klamauk-Runden will, wenn das nicht explizit vom System her zu erwarten ist. Für andere Spieler ist es vielleicht genau umgekehrt ("Wir spielen schließlich zum Spaß, also blödeln wir natürlich rum, solange es nicht die explizite Ansage gibt, das zu unterlassen!").
Nein. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass zumindest am Anfang eine "Grundbasis" oder ein "Grundniveau" bzgl. der Stimmung&Atmosphäre da ist, mit der/dem alle konform gehen. Wie gesagt: am Anfang. Dieses Abdriften erfolgt ja i.d.R. erst nach einigen Stunden Spielzeit, wenn eine angestrebte oder gewünschte Stimmung erreicht ist. Da ist es dann umso ärgerlicher, wenn die Atmosphäre dann durch "Blödeleien" zerstört wird-zumal man ja auch Zeit braucht, um diese Atmosphäre aufzubauen. Und das Spieler von Anfang an Klamauk haben wollen, der SL jedoch ernsthaft spielen will-das mag es geben, ja. Dürfte aber die ganz grosse Ausnahme sein und ist mir so bislang auch noch nie begegnet.

Zitat
Damit reibst du den Spielern unter die Nase, dass das Scheitern der Runde ihr Fehler ist und nicht deiner.
Hier muss ich jetzt aber mal eine Lanze für den SL brechen. Denn es ist nun mal leider so, dass meistens der Satz/Kommentar/Witz/Spruch-was auch immer- der "das Fass zum Überlaufen bringt", von Spielerseite her kommt-und nicht vom SL. Das ist jetzt keine reine Behauptung sondern diese Aussage beruht auf meiner persönlichen Spielerfahrung der letzten 10 Jahre;wohlgemerkt auch auf Spielerseite. Abgesehen davon geht es nicht darum, ob SL oder Spieler, ob ernsthaftes oder klamaukartiges das bessere Rollenspiel(TM) für sich in Anspruch nehmen können. Darum ging es (mir) nie, das führt leider ziemlich am Thema vorbei und ich fürchte, du hast da einfach zuviel reininterpretiert.

Wie findest du denn die Sache mit den Pausen und der Laberstunde am Anfang?
Halte ich beide für ein legitimes Mittel. Pausen muss man eh machen-zumal schon wegen der Raucher. Ich habe  die Erfahrung gemacht, dass beide ein Abdriften verhindern können-aber leider eben auch nicht. In besagten Runden, in denen ein solches Abdriften stattgefunden hat, habe ich es dann mal mit längeren als den üblichen Pausen probiert. Frische Luft, damit die Spieler auf andere Gedanken kommen, etc. und würde rückblickend sagen, dass die Erfolgsquote bei/mit diesen längeren Pausen bei 50% liegt bzw. gelegen hat.

Zitat
Und denkst du, es liegt bei dir daran, das die Spieler als Schutzmechanismus vor zu viel Spannung die Humorbremse anziehen?
Ähm, Erik, es geht darum, dass es zu viel Humor in manchen Runden gibt, und dies der Atmosphäre abträglich ist. Von einer Humorbremse kann also keine Rede sein, auch wenn gerade die in manchen Fällen wünschenswert wäre, um die Atmosphäre zu retten.

Zitat
Oder könnte es daran liegen, dass sie sich langweilen?
Diesen Punkt kann ich definitiv verneinen.
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Callisto

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Vielleicht fangen sie auch an zu blödeln weil sie sich entspannen und wohlfühlen. Vielleicht sehen sie es selbst auch garnicht als albern an, sondern einfach als lockeren Spaß.
Ich spiel ja in einer Dramarunde mit, wobei wir da auch schon Scherze machen. Wenn wir online spielen, machen wir mEn auch mehr Scherze. Ein Zuhörer meinte nach einer dieser Runden "Ich hab gedacht, ihr würdet ernster spielen, das war ja sehr albern" Für uns war das nicht albern, war zugegebenermaßen lustiger als wir sonst gespielt haben.
Ich will sagen: Vielleicht ist es auch eine Wahrnehmungssache und für die Spieler ist die Stimmung inplay ernst und so vorhanden wie eh und je, aber outplay machen sie Scherze und sind albern aufgelegt. Vielleicht können die Spieler, weil sie ja nur in ihrem Charakter sein müssen, fähiger zwischen ernstem inplay und albernem outplay hin und her schalten.

So gehts mir ja auch oft, wenn ich einen guten ernsten Film schaue. Da kann ich durchaus auch mal einen Scherz machen, oder über was Lachen, was im Film passiert, weil der Film mir gute Laune macht, weil er einfach so gut ist. Sobald im Film der Ton aber düsterer wird, weil bspw. ein Charakter stirbt, bin ich zurück in der düsteren Stimmung. Aber gut, ich lache auch oft im Kino an Stellen, an denen der Rest des Publikums die Luft anhält  :D

Ich kann mir vorstellen, dass dieses Hin- und Herschalten für einen SL gar nicht möglich ist, weil er praktisch immer outplay überlegt, wie er am besten vorgeht oder zuschaut, wie die Charaktere agieren.

Was ich sagen will ist, für die Spieler ist das vielleicht nicht mal als Problem wahrnehmbar. Als SL sollte man vllt einfach sagen, dass man die inplay-Stimmung erhalten will und notfalls doch als Spaßverderber agieren, wenn es anders nicht klappt.

Offline mat-in

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Wenn es nicht zu Konflikten kommt am Tisch (2 Spieler wollen "ernsthaft spielen" ud 2 andere wollen "Spaß haben"). Solange sich die Gruppe da einig ist, ist alles Recht. Ich als SL unternehme da nichts, schließlich sind die Leute ja da um Spaß zu haben. Wenn sie einen Heidenspaß haben, ihre SC aber nicht aus der Anfangstaverne raus kommen soll mir das genauso Recht sein wie eine Gruppe die sich eine Uhr stellt um nur alle 6 Stunden Kollektiv auf Toilette zu rennen und dann konzentriert weiter zu spielen, am besten unter Auswürfeln sozialer Interaktion um Zeit zu sparen.

Ist sich die Gruppe da nicht einig hat meine Erfahrung gezeigt, daß alle erzieherischen Maßnahmen (von Trillerpfeifen und Ritualen bis zu mehr XP für "erreichen des Ziels das die SL gesetzt hat für den Abend) auf lange Sicht nicht helfen und alle mehr davon haben wenn Sie sich mittelfristig eine neue Gruppe suchen die in ihrem Stil spielt.

Offline Edwin

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Ich mach ehrlich gesagt dann Unsinn, wenn ich das Gefühl habe es ist eh egal was ich mache.

Das war vor kurzem so in eine Scion Runde, in der ich mit allwissenden, gedankenlesen, unüberlistbaren Göttern konfrontiert wurde.
Es war einfach vollkommen egal wie ich mit der Situation umgehe, der Ausgang (du musst mir X holen damit ich Y mache!) stand eh schon fest.

So zu reagieren ist dann natürlich kindisch, aber durch Kritik hat sich einfach nix geändert ("Ist das Setting!") und irgendwie war das so mein letzter Ausweg.

Wenn ich das Gefühl habe ich habe a) Einfluss und b) es steht was auf dem Spiel, würde ich sowas nicht machen...

Und: Trillerpfeife?? Jetzt ernsthaft?
Guten Tag! Ja, ich bin ein sprechendes Pferd mit einer Kerze auf dem Kopf, aber kommunizieren Sie doch bitte mit mir so unbefangen wie mit bipedalen vernunftsbegabten Lebewesen auch!

Offline mat-in

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Gut, da kann man sicher noch mal unterscheiden, zwischen "Spaß haben und rumalbern" und "Sich so auf der Schiene langweilen das man versucht mit Blödsinn Spaß zu haben"...

Ja, Trillerpfeife.
Oder aufhören zu reden wenn jemand lacht.
Oder Erfahrungspunkteabzug für "ihr hab das Ziel das ich heute angedacht hatte nicht erreicht".

Total albern. Gibt es aber.

Offline Oberkampf

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Wenn man ein Ziel nicht erreicht hat und deswegen keine XP kriegt, muss das nichts mit Albernheit zu tun haben. In einem eher offenen oder gar "wettkampforientierten" Spielstil erreicht eine Gruppe eben manchmal Ziele auch deswegen nicht nicht, weil sie a) andere Ziele ansteuert, b) schlecht würfelt, c) schlecht plant, d) unklug agiert oder e) alles zusammenkommt.
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Il est temps de changer... na nana na

Offline mat-in

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Nein, nicht "die XP für Spielabschnitt fertig bekommen nicht absahnen" sondern "XP Abzug weil ihr nicht bis Punkt XY in der Story gekommen seid" um das "ernsthafte Rollenspiel voran zu treiben". Und sei es nur, weil die SC sich einen Tag nach der Kneipenschlägerei wegen ein par unglücklichen Würfelwürfen erholen mußten oder die Spieler beschlossen das "Einkaufen der Ausrüstung" mal wieder auszuspielen weil sie Lust drauf hatten.

Offline mat-in

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Klingt sehr gut der Vorschlag, so findet man als Spieler schnell raus wo man (ggf. nicht) spielen will :)

Offline Grey

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Daher frage ich mich: Was kann man als SL tun, wenn Spieler den nötigen Ernst (in der Runde) vermissen lassen?
Meine besten Erfahrungen gemacht habe ich da mit der Taktik: Laufen lassen.


Ein Beispiel: Meine Spieler durchquerten gerade eine Wüste. Sie wußten, daß ihnen ein Monster hinterherschlich. Es war mir gut gelungen, da die Spannung aufzubauen, das Gefühl des "Belauert-Werdens", der drohenden Gefahr.

Dann fing einer der Spieler an, wie ihn diese Szene an Star Trek erinnert, und in Nullkommanix war die ganze Runde in OT-Geflachse abgedriftet. Am Tisch wurde es entspannt, es wurde locker, für einen Moment schien es, als wäre die gefahrvolle Atmosphäre nie dagewesen.

Meine Reaktion: Ich habe sogar ein, zwei Sätze mitgeflachst, dabei aber mein Szenario und die zugehörige Stimmung im Hinterkopf behalten. Und in die nächste Atempause hinein, nachdem gerade mal wieder Gelächter verklungen war, sprach ich: "In der Nähe hört ihr ein Knirschen."

Sonst nichts. Kein plötzlicher Angriff, keine Fallgrube, kein LP-Verlust bei irgendjemandem. Aber die Spieler waren plötzlich wieder so wach und aufmerksam, als wäre die Pause nie gewesen.

Es war, als wären es nicht die Spieler gewesen, die rumgeflachst haben, sondern die Charaktere, die sich mit dem Geflachse von der drohenden Gefahr hatten ablenken wollen. "Lautes Pfeifen im dunklen Keller", so in der Art. Also sage ich mir in solchen Situationen jetzt immer: Laß sie pfeifen. Erinnere sie nur dann und wann an die Dunkelheit.
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
--
Lust auf ein gutes Buch oder ein packendes Rollenspiel? Schaut mal rein! ;)

Offline OldSam

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Also sage ich mir in solchen Situationen jetzt immer: Laß sie pfeifen. Erinnere sie nur dann und wann an die Dunkelheit.

Sehr schön beschrieben, klingt gut!  :d
Dieser Weg funktioniert vermutlich immer dann relativ gut, wenn eine wesentliche Ursache des Herumalberns darin besteht, dass einer oder mehrere durch den Humor Spannung abbauen mussten. In dem Fall ist es bestens gelöst, ich find's auch selbst am angenehmsten als SL selbst auch mal ein wenig mit witzeln zu können, wenn es danach im Anschluß gut weiterläuft.