Und um mich auch mal an einer Definition zu versuchen: Barbiespiel ist Beschäftigung mit dem Charakter, die zunächst einmal nicht auf die Nutzung am Spieltisch ausgerichtet ist. Deshalb sind Charakteroptimierung und Plot-Hook-NSCs kein Barbiespiel.
Entsprechend des Dollhousing-Threads würde ich auch beim Barbiespiel zwei Formen unterscheiden: Inklusives und exklusives Barbiespiel ("open and closed dollhousing").
Inklusives Barbiespiel heißt, dass der Spieler sich ein schönes Barbiehaus gebaut hat und Kleider genäht hat. Jetzt bringt er seine Barbie zum spielen mit und die anderen dürfen die auch anfassen und ihr Barbie in das Haus setzen und vielleicht sogar das tolle Barbiehaus abbrennen. So ein Barbiespieler schreibt seine extensiven Hintergründe, denkt sich seine Familienmitglieder aus und malt sein Landgut. Wenn es sich ergibt, können die in die gemeinsame Fiktion eingebracht werden und dürfen dann auch von den anderen Spielern mitgestaltet werden. Das ist aber immer noch nicht ihr primärziel.
Exklusives Barbiespiel heißt, dass man zwar ein tolles Barbiehaus und schicke Barbiekleider hat, aber die darf nur die eigene Barbie anziehen. Vielleicht lässt man die auch bei sich zu Hause in der Schublade und erzählt den anderen gar nicht von seinen Barbiesachen. Es reicht, dass man selbst weiß, dass die Barbiesachen zu der eigenen Barbie gehören. Hier sollen die Hintergründe und Landgüter nicht mit den anderen Spielern geteilt werden. Manch exklusiver Barbiespieler wird den anderen Spielern noch nicht einmal etwas von seinem extensiven Hintergrund erzählen.
Wie bei allen Spielformen werden die nicht immer in Reinform auftreten. Vielleicht will ich nicht, dass die zickige Exfrau des Charakters im Spiel vorkommt, habe aber kein Problem, dass die Burg des Charakters trotz Grundrisszeichnungen und Ausgestaltung der Gobelins gerade von einem Raubritter geplündert wird.
Nachteile können mangelnde Flexibilität sein, da man von einem festgelegten Fakten oder Charakterzügen nicht mehr abweichen will, auch wenn sie für das Spiel problematisch sind oder eine Veränderung gerade passend wäre. Ebenso kann es anstrengend werden, wenn ein Spieler einem ständig seine tolle Barbie und ihr Haus zeigt, aber einen nicht damit spielen lässt, also einem ständig von der Kusine dritten Grades seines Charakters erzählt, auch wenn die nie im Spiel auftauchen wird - oder soll.
Vorteile beim Barbiespiel sehe ich in der Fülle von Fakten, die man (zumindest beim inklusiven Barbiespieler) dann doch im Spiel auftauchen lassen kann. Barbiespielinhalte mögen nicht primär Spielangebote sein, aber sie können dazu werden. Es kann helfen, den eigenen Charakter besser in den Griff zu bekommen, ähnlich wie ein Autor, der den Hintergrund eines Charakters festlegt, ohne ihn im Roman auftauchen zu lassen. Zuletzt ist es auch ein großartiges Mittel der Motivationssteigerung, da man auch außerhalb der Sessions im Spiel drinbleibt und sich Appetit macht, was ich ja schon mal im Zusammenhang mit Bluebooking geschrieben habe.