Wenn ich jetzt mal unterstelle, dass du mit Immersion ein starkes Gefühl der Unmittelbarkeit der Spielwelt und des Charakters im Sinne eines Eintauchens in selbige meinst, hat dieses meiner Erfahrung nach zwei Voraussetzungen: Erstens, eine Fiktion, die den Spielenden stark emotional anspricht (egal ob positiv oder negativ, negativ ist leichter, insbesondere bei Horror-Spielen), und zweitens die Bereitschaft des Spielenden, sich ohne Distanz oder Schutzmechanismus auf die Fiktion einzulassen.
Bei ersterem helfen gute Charaktererschaffungsregeln bzw. -prozeduren, und darauf aufbauend, gute Szenarioerschaffungsregeln bzw. -prozeduren, aber ganz überwiegend bleibt es die kreative Leistung des SL und der Mitspieler, die eine emotional packende Fiktion erschafft. Ebenso wichtig ist auch das reibungslose Zusammenspiel am Spieltisch, das durch gut funktionierende Regeln und Abläufe begünstigt werden kann, aber wiederum ganz wesentlich von den Personen am Tisch abhängt.
Bei letzterem hilft es bzw. ist unerlässlich, sich sicher zu fühlen. D.h. alle vertrauensbildenden Maßnahmen sind hier hilfreich, dazu zähle ich insbesondere auch Transparenz der Autoritäten und Entscheidungsmechanismen am Spieltisch. Aber auch hier ist wieder die Chemie zwischen den Leuten am Spieltisch alles entscheidend.
Demgegenüber wirst du häufig hören, dass es helfen soll, auf eine sogenannte Meta-Ebene zu verzichten, keine Spielpausen einzulegen, nur In-Character zu sprechen, niemals einen Witz zu machen usw. Ich glaube, die Leute, die so was behaupten, zäumen das Pferd von hinten auf. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass alle diese Dinge in ihren als besonders immersiv empfundenen Spielrunden abwesend waren. Aber nicht weil bewusst auf sie verzichtet wurde, waren die Spielrunden so, wie sie waren. Sondern weil die Spielrunden (aus den von mir oben genannten Gründen) so waren, wie sie waren, schlugen sie die Spieler so in ihren Bann, dass eben alle sehr konzentriert bei der Sache waren, alles andere ausgeblendet wurde, usw.