Ich schreibe ja selten, aber diesmal möchte ich auch mal meinen sprichwörtlichen Senf zugeben.
Ontopic:
Mag ich es auch mal härter? Ja.
Spiele ich es mit aus? Bis zu einem gewissen Grad und je nach Art der Härte ja. Einige Themen bleiben aufgrund der Wohlfühlzone von mir und meiner Spieler unangetastet oder maximal gestriffen.
Zwinge ich anderen meine Härten auf? Nein. In dem Moment, wo ich die Grenzen anderer bewusst oder unbewusst verletze und dies mir vermittelt wird (bzw ich frage auch nach) endet es.
Empfinde ich die von biba beschriebenen Szenen/Auslebungen als härter? Nein. Aber als brutaler. Brutal ist für mich ungleich hart.
Glaube ich, dass biba es härter mag? Nein.
Warum nicht?
@biba: Sicher kommt jetzt so eine gedankliche Reaktion à la: "Hat er nicht gelesen, was ich für harte Szenen mit Sex, Dorgen, Machtmissbrauch und Gewaltverherrlichung spiele?" Doch.
Aber das ist deine Wohlfühlzone. Was bei mir teilweise nur Abstoßung oder Ekel und wenig Spannung oder Unterhaltung provoziert ist für dich und deine Runde - so lese ich es zumindest heraus - unterhaltsam, spannend und scheinbar auch teilweise lustig. Kein Vorwurf, Status F: jedem wie er es mag, solange er andere nicht damit belastet/einschränkt. Ich würde es persönlich nicht mögen und auch die SpielerInnen aus solchen Runden eher auf Distanz halten, da dieses Spaßempfinden sich meiner Erfahrung nach nicht auf die Spielrunde begrenzt.
Da du jedwede Änderung an dieser Wohlfühlzone gezielt und strikt verhinderst ("Den Spielern weise ich die Tür"), drückst du dich in meinen Augen vor der richtigen Härte - nämlich etwas zu spielen oder zu leiten, dass nicht in deine Wohlfühlzone gehört und dabei Spaß empfinden zu können. Das empfinde ich als "Ich mach es mir einfach. Was nicht passt wird entfernt." In gewisser Weise kommt mir dabei der Gedanke des Railroadens. Für jeden ist Härte etwas anderes. Du drückst dich vor dieser Härte, daher in meinen Augen Softie.
Also interpretiere ich, dass du es nicht hart, sondern brutal magst. Es ist keine Herausforderung etwas zu spielen, dass einem aufgrund seiner Ausrichtung liegt. Und es ist auch nicht hart, bloß weil es von einem Teil der Gesellschaft nicht gerne gesehen ist. Die Herausforderung liegt darin, genau das nicht zu spielen, was einem zusagt und an dieser Herausforderung Spaß zu haben. Das ist Härte in meinen Augen.
Was den erhobenen moralischen Zeigefinger betrifft:
@biba: Du behauptest hier, dass alle dich moralisch verurteilen wollen, verurteilst aber selber, indem du es ihnen vorwirfst. Wenn du erwartest, dass man dich in Ruhe lässt, darfst du nicht nach den persönlichen Meinungen anderer fragen. Denn dann bekommst du ihre Meinung und hast sie zu akzeptieren. Niemand sagt dir, wie du zu spielen hast. Aber man sagt dir: "Wenn du mich fragst, ob ich das gut finde und ich sage dir, ich finde es scheiße, dann hast du das zu akzeptieren." Über das "Warum ich es scheiße finde..." zu diskutieren ist in einem Forum natürlich Urheber des Gedankens. Meinungen mögen sich ja ändern.
Was die Rücksicht auf andere Spieler und deren Neigungen betrifft:
Es ist meiner Meinung nach vorher grob abzuklären, wo die harten Grenzverläufe liegen. (z.B. Horror No Go oder sexuelle Darstellung No Go - ja, sowas gibt es.) Während des Spieles kann man dann die weichen Grenzen austesten. Also die Bereiche, die zwar außerhalb der Wohlfühlzone liegen, aber spannend und noch okay sind. Merkt man, dass es zu weit geht, was man hin und wieder nebenher abfragen kann, so lässt man es. Jeder am Tisch hat seinen Spaß zu haben und die Menschen mit denen ich spiele sind meine Freunde. Was bringt es mir sie zu verletzten/schocken/belasten, bloß damit ich meinen Spaß hab, sie aber nicht?
Wer die Grenzen anderer nicht respektiert wird von allen unmissverständlich aufgeklärt, dass es nicht sein Spiel ist, sondern ein gemeinsames. In schlimmsten Fall trennt man sich von den Spieler/Spielleiter oder dieser geht von selbst. Aber Aufklären über das Warum sollte man. Wir weisen Niemandem sofort die Tür, bloß weil er es brutaler mag.
"Ich habe nur etwa 80 Termine im Jahr."
Ich habe etwa 12. Monatlich einmal, weil meine Runde 500km entfernt sitzt. Früher habe ich fast täglich gespielt. Es ist also kaum besonderes an wenigen Spielterminen. Und davon können auch ruhig 5% im Sand verlaufen, weil es mal nicht funktioniert. Passiert. Es deshalb restriktiv und an der kurzen Leine zu führen kommt mir nicht in den Sinn. Wo bleibt da die Freiheit, die Erfahrung, die Aufwertung der anderen Termine?