Historisches Gedöhns:
Yay, Fact-Overflow! Okay, die Erklärung ist doch eine Ecke länger geworden, als geplant. Lasst euch nicht abschrecken, bitte
90% des Inhalts kommuniziert auch die oben genannte Fernsehserie, aber da nicht jeder so gerne chinesische Seifenopern schaut wie ich…
Die Qing-Dynastie war die letzte chinesische Dynastie, bevor die Briten mit ihren Kanonenbooten kamen und ein Arzt die Republik ausrief. Die Qing-Dynastie war im engeren Sinne keine chinesische Dynastie, weil die Herrscher Mandschuren waren. De Facto sinisierten sich die Mandschuren aber so stark, dass der Unterschied primär in der Mode erkennbar ist. Der „typische Chinese“ mit dem halbrasierten Kopf und dem Zopf ist eigentlich eine mandschurische Sache.
Und, was nicht ganz unwichtig ist, mandschurische Frauen banden ihre Füße nicht.
Ein Kaiser hatte nur eine Ehefrau, aber viele Konkubinen. Unter den Kaisern, die mir vorschweben, sollten das so 20-30 sein.
Eine Konkubine zu sein, hatte seine Vorteile und zwar nicht nur für die Frau selbst. Je höher ihr Rang und je höher sie in der Gunst des Kaisers stand, desto mehr Geld bekam die Konkubine. Für ihre Familie bedeutete das einen enormen sozialen Aufstieg. Im „Traum der Roten Kammer“ hält eine einzige kaiserliche Konkubine eine große Familie mit ausschweifendem Lebenswandel aus.
Alle drei Jahre wurden alle 13-16jährigen Töchter von mandschurischer Militärs (und anderen, da es nicht nur mandschurische Kokubinen gab) in der Verbotenen Stadt vorgestellt und konnten am Ende eines langen Auswahlprozesses in den Inneren Palast einziehen oder mit Familienmitgliedern des Kaisers verheiratet werden. Wenn nicht, durften sie immerhin heiraten, wen ihre Familie für sie ausgesucht hatte.
Konkubinen lebten in der Verbotenen Stadt im Inneren Palast. Mehrere Konkubinen bewohnten einen Palast zusammen, wobei jede in einer Halle des Palastes wohnte (die nur aus zwei Zimmer bestehen konnte). So weit ich weiß, durften sie mit entsprechender großer Begleitung für kurze Zeit den Palast verlassen.
Neben Frauen waren auch Eunuchen Diener im Inneren Palast. Eunuchen waren aber nicht nur Palastwächter, sondern konnten auch großen politischen Einfluss besitzen (was zu großen Vorurteilen von Seiten der konfuzianischen Gelehrten geführt hat, aber das ist eine andere Geschichte…).
Zwar durften nach Einbruch der Dunkelheit nur noch Eunuchen und Frauen im Inneren Palast sein, aber theoretisch waren trotzdem Affären möglich. Bleibt ja noch der Tag. Allerdings war es so gut wie ein Todesurteil, wenn das rauskam.
Liebesbeziehungen zwischen Frauen und mit Eunuchen – obwohl die untenrum gar nichts mehr hatten – sind natürlich auch denkbar und weniger leicht zu identifizieren, wenn auch ebenso verboten.
Konkubine war nicht gleich Konkubine. Nein, es gab eine strikte Rangordnung, die man durchlaufen musste, wenn man nach oben kommen wollte. Nach unten zu kommen, war auch möglich.
Wenn man den Kaiser wirklich verärgerte (oder geistig nicht mehr auf der Höhe oder schwer krank war), wurde man im „Kalten Palast“ weggeschlossen und vergessen.
Ich zitiere zu den Rängen:
The Qing Dynasty's system was among one of the simpler systems in Chinese history. There were eight classes:
• Kaiserinwitwe/Empress Dowager
• Empress (Chinese: 皇后; pinyin: Huánghòu), only one in the imperial harem.
• Imperial Noble Consort (simplified Chinese: 皇贵妃; traditional Chinese: 皇貴妃; pinyin: Huáng Guìfēi), only one in the imperial harem.
• Noble Consorts (simplified Chinese: 贵妃; traditional Chinese: 貴妃; pinyin: Guìfēi), only two in the imperial harem.
• Consorts (Chinese: 妃; pinyin: Fēi), only four in the imperial harem.
• Imperial Concubines (simplified Chinese: 嫔; traditional Chinese: 嬪; pinyin: Pín), only six in the imperial harem.
• Noble Ladies (simplified Chinese: 贵人; traditional Chinese: 貴人; pinyin: Guìrén), unlimited number in the imperial harem.
• First Class Female Attendant (Chinese: 常在; pinyin: Chángzài), unlimited number in the imperial harem.
• Second Class Female Attendant (simplified Chinese: 答应; traditional Chinese: 答應; pinyin: Dāyìng), unlimited number in the imperial harem.
Darüber stand noch die Mutter des Kaisers und natürlich der Kaiser. Die Kaiserinwitwe, die Kaiserin, die Huang Guifei und andere Konkubinen, die mit der Verwaltung des Inneren Palasts betraut waren, konnten durchaus drastische körperliche Strafen verhängen (nur sollte man das tunlichst nicht gegen den Willen des Kaisers tun).
Die Position einer Konkubine konnte natürlich noch von anderen Dingen abhängen: Wenn ihre Familie einflussreich oder für den Kaiser wichtig war, war ihre Position auch gefestigter. Aber eine Familie macht einen auch angreifbar…
Der Kaiser hatte diese ganzen Weiber aber nicht aus Spaß an der Freude. Nein, es ging darum, einen Erben zu bekommen. Den Kaiserthron erbte nicht der Erstgeborene, der Nachfolger wurde vom Kaiser selbst bestimmt. Einen Sohn zu bekommen, hieß so immer, potentiell die Mutter des nächsten Kaisers zu sein. Die berüchtigte Kaiserinwitwe Cixi verdankte genau diesem Umstand ihre Karriere. Sie war nie Kaiserin, sondern „nur“ eine Konkubine.
Auch ein Mädchen zu bekommen, reduzierte schon stark die Gefahr, in den Kalten Palast abgeschoben zu werden.
Aber dazu muss man den Kaiser erstmal ins Bett bekommen. Gut, 30 Konkubinen sind im Gegensatz zu den tausend Konkubinen, die manch ein Tang-Kaiser hatte, jetzt nicht so arg viel, aber trotzdem gab es Frauen, die nie in ihrem Leben mit dem Kaiser redeten. Denn auch wenn der Sohn des Himmels unter dem Druck stand, so oft wie möglich den Namen einer Frau auszuwählen und sie in sein Schlafzimmer bringen zu lassen (in eine Decke gewickelt und von Eunuchen getragen), hatte er in der Regel noch andere Sachen zu tun. Staatsverwaltung. Feldzüge. Solche Sachen.
Ich würde vorschlagen, entweder unter dem Yongzheng-Kaiser oder den frühen/mittleren Jahren des Qianlong-Kaisers zu spielen:
Yongzheng-Kaiser (Regierungszeit 1722-1735): Sparsam, ging hart gegen Korruption vor, misstrauisch, ist an Überarbeitung gestorben (oder…?).
Qianlong-Kaiser (1735-1799): Seine Herrschaft gilt als goldenes Zeitalter, begeisterter Literat und fast schon fanatischer Kunstsammler, verschwenderischer als sein Vater, was er sich zunächst auch gut leisten konnte.
Den eigentlichen Charakter des Kaisers, also ob er leicht zu haben ist, seine Frauen auch mal durchprügeln lässt oder eigentlich gar keinen Bock auf diesen ganzen Sexkram hat, entscheiden die Konfliktausgänge.
Soviel zum realistischen Teil. Das soll keinen von Giftanschlägen, Rufmordkampagnen, Drogen im Tee, heimliche Liebschaften, unglücklichen Schwangerschaften und enttäuschten Familienmitgliedern abhalten. Auch wenn ich vielleicht seufze und stöhne und mir Monologe verkneifen muss, dürfen historische Fakten natürlich hangewedelt werden, wenn sie der Geschichte im Weg stehen. Haltet mich auf, wenn ich einen Satz mit den Worten: „Eigentlich war das ja…“ beginne.
Was ich aber integral gerne drin hätte: Den immensen Druck und die komplizierten Machtverhältnisse, mit denen die Frauen klar kommen mussten.
Dabei fällt mir noch ein: Ich schlage vor, dass alle SCs Konkubinen sind, aber wenn einer eine tolle Idee für eine Dienerin, einen Eunuchen oder sonst wen hat, kann man ja drüber diskutieren.