Autor Thema: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?  (Gelesen 13635 mal)

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Online Blechpirat

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Threadstarterwünsch-dir-was: Ich hoffe, dass Freunde von komplexen Regelwerken sich hier melden und mich erleuchten. Ich möchte weder Bashing noch Diskussionen, ob es nötig ist. Ich will die Stelle einer Rollenspielerseele erforschen, die bei euch juckt - und ihr kommt nur mit einem komplexen Regelwerk an die Stelle, um euch zu kratzen!

Viele neuere Systeme reduzieren ja die Komplexität der Regeln gegenüber z.B. DSA4 erheblich. Nun weiß ich aber von einigen Leuten (schönen Gruß an Xemides und Die Falkin), dass ihnen bei solchen Regelwerken etwas fehlt. Ein Versuch, diese Mängel zu typisieren:

Charakterentwicklung
Ein Punkt, den ich bisher aus den Ausführungen herauslesen konnte, war das langsame Steigern. Fehlt euch etwas, wenn ihr nicht immer wieder mal ein paar Punkte auf den Charakter verteilen könnt? Je simpler das System ist, desto seltener passiert sowas natürlich...

Wenn wir schon mal dabei sind: Ist es wichtig, dass der Charakter "besser" wird, oder reicht auch "anders"?

Magie
Jemand meinte mal zu mir, dass er die Magie von Ars Magica lieber möge (verglichen mit Dresden Files). Ich weiß nicht so recht warum - es scheint zu stören, dass man in DFRPG einfach so alles zaubern kann. Es dafür aber mechanisch nur drei Effekte gibt (Angriff, Abwehr, Manöver). Entweder fühlt es sich mechanisch langweilig an, oder es ist eine Frage von "creative restraint"?

Regelanwendung
Da höre ich am wenigsten heraus, dass jemand komplexe Regeln mag. Geht euch das anders? Ich hatte damals bei D&D3.5 viel Spaß an der taktischen Komplexität, die Bewegungsreichweiten, Zauberschablonen, Spruchlisten etc zu zugelassen haben. Erzählspiel adressiert dieses Bedürfnis ja nicht.

Was sehe ich nicht?
« Letzte Änderung: 19.04.2013 | 10:03 von Blechpirat »

Offline Laivindil

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #1 am: 19.04.2013 | 10:07 »
Mir als SL gibt es Berechenbarkeit. Ich baue NPCs in der Regel nach denselben Vorschriften wie Chars, damit meine Spieler wissen, woran sie sind. Kleinteilige Regeln im Spiel unterstützen das auch: ich muss nichts wedeln. Ich würfle / schlage nach, und so isses dann. Keine Diskussionen, keine Extra-Verantwortung für mich als SL.

Leider ist meine Spielrunde größtenteils regelleichtgewichtig und eher erzählspielorientiert unterwegs, deshalb sind komplexe Regelwerke eher mein geheimes Hobby (Just gestern kamen 11 Bände GURPS THS).

Offline Kearin

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #2 am: 19.04.2013 | 10:09 »
Wobei das jetzt nichts mit komplexen Systemen zu tun hat.

Offline blut_und_glas

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #3 am: 19.04.2013 | 10:13 »
Bastelei.

Komplexe Systeme bieten oft mehr (und andere) Ansätze für das Erstellen eigener Spielelemente - sei es innerhalb der Regeln oder als Hausregeln/Ergänzungen.

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Offline Xemides

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #4 am: 19.04.2013 | 10:29 »
Moin,

zum Thema Charakterentwicklung: Für mich ist es schon wichtig, das der Charakter besser wird und nicht nur anders. Die persönliche Entwicklung kann ich auch anders darstellen, Verbesserung in den Fähigkeiten nicht. Ich fand es schon bei Fanpro-Traveller ärgerlich, das man sich da nicht verbessern konnte. Und das war vor 15 jahren.

Beim Thema Magie ist es so, wie du schreibst.Die drei Effekte bieten nicht viel Abwechslung. Das führt schell dazu, das man immer wieder das gleiche macht und sich auf wenige Dinge beschränkt.
In den Romanen stört es nicht, das Harry immer die selben Sprüche benutzt (wie Forzare), im Spiel ist das eher langweilig auf Dauer.

Ich glaube Jollyorc sagte letztens auch, das er den Magier uninteressant findet, weil er nicht genug taktische Möglichkeiten bietet. Irgendwas in der Richtung.


Und ich mag eher komplexe Regeln, Regeln die mit viele Handlungsmöglichkeiten geben und mit plausibel erscheinen. Und ich möchte für verschiedene Handlungsmöglichkeiten auch verschiedene Fähigkeiten und Regeln haben. Um die Charaktere zu unterscheiden, die sich für mich auch durch ihre Fähigkeiten differenzieren.

ORS-Systeme, die alles über Attribute abhandeln, sind mir deshalb zu grob.
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Offline Selganor [n/a]

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #5 am: 19.04.2013 | 10:33 »
Zur Regelanwendung:

Je mehr Regeln das System mitbringt desto weniger Regeln muss der SL (oft auch mal spontan waehrend der Runde) entscheiden.
Eine spontan eingesetzte Regel bleibt im Normalfall nicht ganz so stabil wie eine in einem Buch geschriebene.

Als Spieler hat man da auch den Vorteil der "Berechenbarkeit". Wenn in den Regeln steht, dass X so funktioniert dann funktioniert X immer so. Wenn die Regelung vom SL entschieden wird dann kann das durchaus von der Tageslaune des SL schon mal variieren. Was gestern (als der SL super drauf war, die Aktion ihm voll in die Story reingepasst hat, er den Spieler - warum auch immer - momentan toll findet, ...) problemlos geklappt hat kann es durchaus sein, dass es morgen nicht klappt (weil der SL gefrustet von Arbeit gekommen ist, die Aktion ihm sein halbes Abenteuer auf den Kopf stellt, er - warum auch immer - den Spieler im Moment nicht leiden kann, ...)
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Offline kalgani

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #6 am: 19.04.2013 | 10:40 »
Charakterentwicklung
Ein Punkt, den ich bisher aus den Ausführungen herauslesen konnte, war das langsame Steigern. Fehlt euch etwas, wenn ihr nicht immer wieder mal ein paar Punkte auf den Charakter verteilen könnt? Je simpler das System ist, desto seltener passiert sowas natürlich... Wenn wir schon mal dabei sind: Ist es wichtig, dass der Charakter "besser" wird, oder reicht auch "anders"?

Ich spiele Rollenspiele, diese beinhalten für für mich das der Char regelmäßig besser wird, ansonsten wäre es ein Adventure ala Maniac Mansion und kein RPG mehr. Und ja es reicht auch das der char anderes wird, aber er muss sich regelmäßig entwickeln.

Magie
Jemand meinte mal zu mir, dass er die Magie von Ars Magica lieber möge (verglichen mit Dresden Files). Ich weiß nicht so recht warum - es scheint zu stören, dass man in DFRPG einfach so alles zaubern kann. Es dafür aber mechanisch nur drei Effekte gibt (Angriff, Abwehr, Manöver). Entweder fühlt es sich mechanisch langweilig an, oder es ist eine Frage von "creative restraint"?

mechanisch langweilig. man kann viel über die Zauber von z.B. DnD motzen aber das stöbern macht irgendwie einfach spaß.
deshalb kann ich magiesystemen wie oben beschrieben rein gar nichts abgewinnen, für mich ist das reine faulheit des entwicklers!

Regelanwendung
Da höre ich am wenigsten heraus, dass jemand komplexe Regeln mag. Geht euch das anders? Ich hatte damals bei D&D3.5 viel Spaß an der taktischen Komplexität, die Bewegungsreichweiten, Zauberschablonen, Spruchlisten etc zu zugelassen haben. Erzählspiel adressiert dieses Bedürfnis ja nicht.

manchmal nerven komplexe regelwerke natürlich auch, da sie z.B. das darstellerische einschränken können (siehe Feats bei DnD die man NICHT hat, z.B. metamagie oder auch die skillbefangenheit)

Offline Hotzenplot

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #7 am: 19.04.2013 | 10:46 »
Vorab: Ich mag und spiele DSA 4.1 (neuerdings und ohne große Kenntnis auch D&D4) sehr gerne, aber auch FATE und PDQ#. Ich bin also weder komplett auf der einen oder der anderen Seite. Beides hat für mich Vorteile.

Der wichtigste Punkt ist für mich in der Tat die Charakterentwicklung. Irgendwie kann ich mir noch nicht so recht vorstellen, mit PDQ# z. b. eine Kampagne zu spielen und die Charakterentwicklung ist da das entscheidende Kriterium.
Es macht mir einfach Bock, kleinteilig einen Charakter zu entwickeln. D&D4 oder DSA 4. 1 ermöglichem einem eben, ganz genau nachzuforschen, welchen Punkt man nun wie ausgiebt, was man sich kauft etc.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das eher eine Gewohnheitssache ist (Jahrzehntelang DSA) oder ob ich das wirklich "brauche". Einige Spieler in meiner Runde (ursprünglich rein DSA), in der ich nun einige Sachen ausprobiere (FATE, PDQ#) sind da allerdings der gleichen Meinung wie ich.
ehrenamtlicher Dienstleistungsrollenspieler

Mein größenwahnsinniges Projekt - Eine DSA-Großkampagne mit einem Haufen alter Abenteuer bis zur Borbaradkampagne:
http://www.tanelorn.net/index.php?topic=91369.msg1896523#msg1896523

Ich habe die G7 in 10 Stunden geleitet! Ich habe Zeugen dafür!

Ich führe meinen Talion von Punin in der Borbaradkampagne im Rollenhörspiel
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El God

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #8 am: 19.04.2013 | 10:46 »
"creative restraint"?

Als ehemaliger DSA-Spieler vermute ich, dass dies ein ganz wichtiger Punkt ist. Komplexe Regelwerke bieten viele Handlungsalternativen - und auf keine von denen muss man selber kommen, sondern bekommt sie vom Regelwerk bereits mechanisch aufbereitet geliefert. Also hat man einerseits Planungssicherheit und kann sich aus den vielen verschiedenen Optionen seine persönliche ultimative Combo bauen, andererseits gibt es einem einfach ein Gefühl von ganz ganz vielen Möglichkeiten. Wenn man gewohnt ist, so zu spielen, dass man den im Regelwerk angebotenen Ideen folgt, freut man sich auch über jede zusätzliche Möglichkeit, die man geboten bekommt - und damit natürlich über crunchige Zusatzbände, die die Zahl möglicher interessanter Kombinationen exponentiell wachsen lassen.

Das soll - mit Hinblick auf den Diskussionsstilthread - keine Wertung sein, ist auch eher eine Hypothese als eine eigene Beobachtung. Ich "erwische" mich selbst aber auch oft bei dem Verlangen, derartiges z.B. ins Sternenmeer-Regelwerk einzubauen, ich stehe z.B. ziemlich auf Ausrüstungs-Crunch, aber bei Magie- oder Manöver-Crunch hat man mich komplett verloren. Aber ein leichtes Regelwerk mit tonnenweise cooler kombinierbarer Ausrüstung mit hunderten Sonderregeln wird dem Designziel natürlich auch nicht gerecht...  ;)

(Einen Seitenhieb kann ich mir allerdings nicht verkneifen: Albern wird es für mich in dem Moment, in dem die Spielentwickler sich dazu herablassen, den Spielern das freie Kombinieren dieser Möglichkeiten zu verbieten, weil Powergaming. Dann kann man sich den ganzen Schmuh wirklich sparen.)

Online Blechpirat

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #9 am: 19.04.2013 | 10:48 »
Also:

Berechenbarkeit
Stöbern
Belohnung durch regelmäßige Werteverbesserung (hoher Detailgrad erlaubt es, Belohnungen oft zu geben, da viele Belohnungsschritte nötig sind, bis sich die Belohnung mechanisch auswirkt)
Belohnung durch intelligente Wahl von angebotenen Manövern/Ausrüstung/etc
Charakterbeschreibung durch Werte
« Letzte Änderung: 19.04.2013 | 10:54 von Blechpirat »

Offline La Cipolla

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #10 am: 19.04.2013 | 10:51 »
Zahlenschieben!

Es ist manchmal einfach cool, doch noch 2 Punkte woanders hinzuschieben, auch im ganz Kleinen Maßstab. Ich liebe es, mir zu überlegen, ob mein DSA-Charakter seinen letzten Punkt jetzt lieber in Fischfang oder Feldarbeit setzt. :) Dementsprechend gibt das auch ein wunderbares Gefühl eines "lebendigen Charakters in Zahlen", zumindest wenn das System gut ist.

That being said, die grobe Herangehensweise hat natürlich auch ihre Vorteile. Ich finde nicht, dass man da eines in Verruf bringen muss, ein jedes zu seiner Zeit.

Online Blechpirat

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #11 am: 19.04.2013 | 10:53 »
Ich hatte mal einen Spieler in Berlin, der war mit der Benennung seiner Aspekte (wo ja an eine völlig freie Wortschöpfung mechanische Folgen geknüpft werden) überfordert. Zitat: "Das ist mir noch nicht gut genug." Kann also auch ein Absenken der Anforderung an die Kreativität der Spieler postuliert werden? Ist es "einfacher" oder "weniger anstrengend", komplexe Regelwerke zu spielen?

Mich interessiert im Moment vor allem die Sicht aus Spielerperspektive, wie ihr vermutlich gerade merkt.

El God

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #12 am: 19.04.2013 | 10:56 »
Naja ... in Kombination mit der Beobachtung, dass z.B. reines Freeforming viele Spieler relativ schnell kreativ ausbrennt: Könnte hinkommen.

Offline Selganor [n/a]

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #13 am: 19.04.2013 | 10:57 »
(Einen Seitenhieb kann ich mir allerdings nicht verkneifen: Albern wird es für mich in dem Moment, in dem die Spielentwickler sich dazu herablassen, den Spielern das freie Kombinieren dieser Möglichkeiten zu verbieten, weil Powergaming. Dann kann man sich den ganzen Schmuh wirklich sparen.)
Da lobe ich mir HERO in dem ein "Achtung!" und ein "STOP!" bei einigen Regeloptionen (als Symbol) dabeisteht.
Dabei haben die Entwickler schonmal dem Leser den Hinweis gegeben, dass es bei einigen Dingen Probleme geben kann ("Achtung!") oder sogar massive Probleme geben kann ("STOP!").
Es ist nicht ex definitione verboten diese Sachen einzusetzen, aber HERO hat auch nicht ohne Grund einen "Campaign Ground Rules Sheet" in dem man z.B. fuer die Kampagne alle die Charakterbauoptionen definieren (oder verbieten) kann die zur Kampagne passen.
Universalsysteme muss man einfach ans Setting anpassen (und dabei teilweise Sachen "ausklammern").
In Fantasy-Systemen gibt es ja im Normalfall auch keinen "Computer" oder "Electronics"-Skill.

Das sind aber alles Aenderungen die schon vor dem Spiel mal gemacht werden und sich nicht erst im Spiel ergeben...
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Offline LushWoods

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #14 am: 19.04.2013 | 10:58 »
Ich glaube Regelsysteme generell, egal ob schwer- oder leichtgewichtig, sind immer eine Entscheidung für das kleinere Übel.
Es kommt nur darauf an was man jetzt für sich als "kleineres Übel" definiert.

Offline La Cipolla

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #15 am: 19.04.2013 | 11:00 »
@Blechpirat:

Andersrum können kleine Zahlen auch zur Kreativität beitragen, weil sie diese anspornen. Also "wieso hat mein Charakter denn nun 2 Punkte in Fischfang" - und dann denkt man sich was aus. Jeder Didaktiker kann dir bestätigen, dass Kreativität mit einer Basis wunderbar florieren kann.  Ob man das jetzt als anti kreativ oder pro einordnet, ist glaub ich eher eine Frage der Sichtweise. Wenn du es gern in feste Worte packen willst, sag doch einfach es verändert die kreative Herangehensweise bei der Charaktererschaffung.

Offline First Orko

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #16 am: 19.04.2013 | 11:00 »
aber das stöbern macht irgendwie einfach spaß.

Das ist nach meiner Beobachtung (bin ja selbst auch gar kein Fan komplexer Systeme) auch ein wichtiger Grund. Ein mir bekannter DSA4-Fan hat das auch mal so beschrieben - das Entdecken von Regelkombinationen, Austüfteln von Synergien und Aufdecken von neuen Regelvarianten ist für ihn ein gewichtiger Faktor. Dabei ist es ihm scheinbar tatsächlich wichtig, dass diese Dinge nicht allzu offensichtlich dargestellt werden, sondern eine Einarbeitung zwingend erfordern. Systeme, die simple und klar strukturierte Regeln verwenden um im Spiel damit taktisch fordernde Situationen zu schaffen und zu unterstützen (wie bspw. SW) sind ihm zu einfach. (Ich vermute, er hätte auch nicht viel Spass an Go ;))
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline Turning Wheel

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #17 am: 19.04.2013 | 11:03 »
- Charakterentwicklung geht flüssiger vonstatten und passiert öfter als bei Stufen.
- Charakterunterschiede sind vielfältiger.
- Charaktere unterscheiden sich in mehr Schritten und werden dadurch individueller.
- Regeln können detaillierter sein.
« Letzte Änderung: 19.04.2013 | 12:32 von Black »

Offline Skiron

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #18 am: 19.04.2013 | 11:05 »
Schöner Thread.  :)

Komplexe Systeme verlangen Hingabe, Zeit und die Bereitschaft in die Tiefe zu gehen. ;-)

Zur Charakterentwicklung, ich mag "neue" Fähigkeiten, weil ich sie ausprobieren möchte oder dabei zuschauen, wenn andere sie
ausprobieren. Diese Freude habe ich aber nur, wenn diese Fähigkeiten mit dem Charakter
verbunden sind und verschiedenen Aspekte beleuchten und Effekte haben. Beschränken sich die Fähigkeiten darauf, dass sie vom Effekt
sich stark ähneln, und dem Charakter kein Gesicht geben, dann langweilt mich das eher. Ich mag in der Hinsicht eine langsame Entwicklung, weil es sonst schnell passiert, dass man die Fähigkeiten nicht benutzt und überhaupt keinen Überblick mehr über all das Zeug hat, was der Charakter kann. Nicht so schön ist es, wenn man zwar tolle Fähigkeiten hat, aber sich eine Fähigkeit als die effektivste herausstellt um sein Ziel zu erreichen, ich stelle zumindest fest, dass ich dann auch nur die benutze.

Ich glaube ich möchte nicht, dass der Charakter nur besser wird. Das ist so schnell durchschaubar und führt zu Sammelleidenschaft die wohl
eine instinkthafte Veranlagung ist und der man nur schwer mit dem Verstand beikommen kann.  ;D
Ich möchte eine Veränderung des Charakters durch seine Entscheidungen und Erlebnisse in der Welt.
Komplexe Regelwerke können hier sehr inspirierend wirken.

Ich mag komplexe Regeln, weil mein Eindruck ist, dass die komplexe Verzahnung von Setting und System ein "bestimmtes" Spielgefühl erzeugt,
wenn man sich an die Regeln hält, das finde ich spannend. Ich möchte ergründen, wie die Regeln diese Magie erzeugen. ;-)
Mir gefallen auch die taktischen und strategischen Möglichkeiten. Man kann sehr viel entdecken.

Der Nachteil von komplexen System ist, dass man für sie soviel Zeit braucht um sie sich anzueignen, dass es praktisch zu viel Bücherblätterei
führt und Regelerklärungen am Tisch. Die ich aber notwendig finde. Das ist eigentlich das einzig bedauerliche, dass man keinen wirklichen Eindruck auf die Schnelle bekommen kann und ein nachhaltiges Gefühl für ein komplexes System, erst nach einiger Zeit entsteht und in seiner Vollkommenheit vermutlich auch nicht entdeckt werden kann. Was vielleicht auch gerade den Reiz ausmacht. :-)

Online Blechpirat

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #19 am: 19.04.2013 | 11:19 »
Der Nachteil von komplexen System ist, dass man für sie soviel Zeit braucht um sie sich anzueignen, dass es praktisch zu viel Bücherblätterei
führt und Regelerklärungen am Tisch. Die ich aber notwendig finde. Das ist eigentlich das einzig bedauerliche, dass man keinen wirklichen Eindruck auf die Schnelle bekommen kann und ein nachhaltiges Gefühl für ein komplexes System, erst nach einiger Zeit entsteht und in seiner Vollkommenheit vermutlich auch nicht entdeckt werden kann. Was vielleicht auch gerade den Reiz ausmacht. :-)

Ja, eben dachte ich das auch. Wir sind ja alle "Nerds", viele von uns sind hoch gebildet, mit der Fähigkeit schnell zu lernen und logische Schlüsse zu ziehen - und stolz drauf. Vielleicht ist die Beherrschung eines solchen Werkes eine Befriedigung des inneren Nerds?

Oder: Alternative Kompetenz. Am Rollenspieltisch bin ich vielleicht nicht der große Schauspieler oder Rätsellöser, aber ich kann die Regeln!

Offline Waldgeist

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #20 am: 19.04.2013 | 11:19 »
Ich mag Systeme, die es mir ermöglichen, die Nuancen eines Charakters/einer Welt auszudefinieren und dabei im Kern auf wenigen Grundbausteinen aufbauen und deren innere Logik nicht primär durch Ausnahmen als Designmittel aufgeweicht wird.

Am ehesten habe ich dies bei einem bestimmten, kleinteiligen/komplexen System gefunden, dass ich gerne einsetze, da es in meinen Augen sehr flexibel ist. Ein Bonus ist, wenn solche Systeme mehr als ein bestimmtes Genre unterstützen oder am besten Genre-frei daherkommen. Ein weiterer Bonus ist es, wenn ich anhand der Grundbausteine selbst zu einer Regelung kommen kann, die dann beim Nachlesen der tatsächlichen Regel sehr ähnlich ist (gute, innere Logik halt). Wenn ein solches System dann auch noch mehr als einen Spielstil unterstützt, ist es top.
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El God

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #21 am: 19.04.2013 | 11:20 »
Ja, eben dachte ich das auch. Wir sind ja alle "Nerds", viele von uns sind hoch gebildet, mit der Fähigkeit schnell zu lernen und logische Schlüsse zu ziehen - und stolz drauf. Vielleicht ist die Beherrschung eines solchen Werkes eine Befriedigung des inneren Nerds?

Oder: Alternative Kompetenz. Am Rollenspieltisch bin ich vielleicht nicht der große Schauspieler oder Rätsellöser, aber ich kann die Regeln!

Das klingt logisch. Es gab auch immer einen in der Klasse, der alle drölfzig Pokemon beim Namen kannte... Expertentum, egal in welchem Gebiet, ist ein hohes Gut unter Nerds.

Offline Skiron

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #22 am: 19.04.2013 | 11:31 »
@Blechpirat & La Dolge Vita, ich hab irgendwo mal gelesen (sorry, ich eigene mir Wissen so unsortiert an, dass ich bei der Zurückverfolgung
meist ein bisschen Zeit brauche und momentan keine Ahnung wo ich das her habe), dass dies eine grundlegende menschliche Eigenschaft ist.
Die Bereiche in denen man dies auslebt können nur sehr verschieden sein.

In dem Sinne ist also in jedem ein bisschen Nerd. ;-)

Offline sindar

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #23 am: 19.04.2013 | 11:36 »
Komplexe Regelwerke bieten viele Handlungsalternativen - und auf keine von denen muss man selber kommen, sondern bekommt sie vom Regelwerk bereits mechanisch aufbereitet geliefert. Also hat man einerseits Planungssicherheit und kann sich aus den vielen verschiedenen Optionen seine persönliche ultimative Combo bauen, andererseits gibt es einem einfach ein Gefühl von ganz ganz vielen Möglichkeiten. Wenn man gewohnt ist, so zu spielen, dass man den im Regelwerk angebotenen Ideen folgt, freut man sich auch über jede zusätzliche Möglichkeit, die man geboten bekommt - und damit natürlich über crunchige Zusatzbände, die die Zahl möglicher interessanter Kombinationen exponentiell wachsen lassen.
Das ist so in etwa das, was ich an beispielsweise DSA4 mag.
Was bei komplexen Regelwerken habe ich auch das Gefuehl, dass die Spreizung hoeher ist. Ein Beispiel: Bei DSA macht es einen Riesenunterschied, ob ich einen Zauber oder ein Talent auf 3 oder auf 23 habe. Bei Savage Worlds habe ich das Gefuehl, dass der Unterschied zwischen einer Fertigkeit auf W4 oder auf W12 wesentlich geringer ausfaellt. Wobei das nicht zwingend mit der Komplexitaet einhergehen muss; meiner Erfahrung nach tut es das aber meist in der Praxis.
Bewunderer von Athavar Friedenslied

Offline Glühbirne

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Re: Was gibt euch das kleinschrittige an komplexen Systemen?
« Antwort #24 am: 19.04.2013 | 11:40 »
Vorweg: Ich spiele momentan am liebsten mittelkomplexe Systeme, habe aber auch bei ganz leichten meinen Spaß. Allerdings auch bei komplexen.

Ich glaube vor allem aus einem Grund: Basteln + Stöbern. Ich kann versuchen zu optimieren, werte technisch um das Beste rauszuholen, oder Rollentechnisch um Indianer Jones mit D&D oder DSA oder Shadowrun abzubilden.

Dazu kann man Kombos entwickeln, seinen Spielleiter mit Regeln überraschen, die er nicht auf dem Schrim hatte oder einfach Unsinn mit dem Regelwerk bauen und darüber lachen oder motzen.