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Regierungstypen???
Skele-Surtur:
Hm. Also ich werfe mal folgendes ein, alle Zitate von Wikipedia und unter dem entsprechenden Vorbehalt zu betrachten:
--- Zitat ---Die Technokratie ist eine Form der Regierung, in der alle Handlungen auf wissenschaftlichem und technischem Wissen aufbauen. Wissenschaftler, Ingenieure und andere naturwissenschaftlich und technisch fähige Personen, oft auch aus der Praxis der Wirtschaft, ersetzen dabei Politiker. Im Vordergrund steht die rationale, effektive Planung und Durchführung zielorientierter Vorhaben. Während sich die Aufmerksamkeit ganz auf Mittel und Wege konzentriert, verringert sich die Bedeutung demokratischer Willensbildung und politischer Entscheidungsprozesse hinsichtlich der Wahl gesellschaftlicher Ziele. Technokraten bilden ihre Thesen auf der Tatsache, dass es keinen ideologischen Weg gibt, die staatliche Stabilität aufzubauen und somit für das Wohl der Menschen zu sorgen. Technokratische Kabinette sind meist typische Vertreter der parteilosen Regierungen, und werden in Zeiten parteipolitischer Wirren installiert.
[...]
Merkmale der Technokratie sind:
[...]
Verlagerung der Macht von demokratisch gewählten politischen Institutionen in von diesen bestimmte, aber ausschließlich fachgebunden arbeitende Zirkel, sog. „Expertenkommissionen“.
--- Ende Zitat ---
--- Zitat --- Eine idealtypische feudale Gesellschaft kann durch folgende Merkmale beschrieben werden: Als ihr Dreh- und Angelpunkt tritt eine sich bildende Kriegerkaste hervor, zu deren materieller Versorgung die Nutzung von Teilen des Landes mit den sich darauf befindlichen Bewohnern überlassen wird. [...] Aus den Lehensgütern entwickeln sich mit der Zeit herrschaftliche und wirtschaftliche Rechtsnormen, die den unteren Stand der Bauern von einer staatlich-politischen Willensbildung ausschließen und gleichzeitig nach oben hin, zum obersten Landesherrn, der Entstehung einer geschlossenen Staatsverwaltung entgegenwirken. Streng genommen beinhaltet der Begriff Feudalismus daher zwei von einander getrennte Dimensionen: 1. Das Verhältnis und die Gefolgschaftstreue des obersten Landesherrn zur Kriegerklasse und 2. Die Herrschaftsverhältnisse der mit Lehen ausgestatteten Klasse nach unten zu der nicht lehensfähigen Bevölkerung. [...]
Die Produktion des Feudalismus ist stark von der Naturalwirtschaft geprägt. Der überwiegende Teil der Bevölkerung besteht aus Bauern. Sie sind aber nicht Eigentümer des von ihnen bestellten Landes. Dieses Land ist Eigentum des Grundherrn. Die Bauern befinden sich im Zustand der Hörigkeit, sie sind also persönlich abhängig vom Grundherrn und unfrei.
--- Ende Zitat ---
Ich würde auf dieser Basis eine Feudaltechnokratie interpretieren als eine Regierungsform, die oberflächlich nach dem Prinzip der Lehensvergabe funktioniert, die belehnten sind aber keine Ritter, sondern Expertenkomissionen.
Jedes Lehen wird also einer Gruppe von Technokraten überlassen, die es verwalten und von einer weitgehend ausgeschlossenen Arbeiter- und Bauernkaste bewirtschaften lassen. Für dieses Lehen müssen diese Technokraten der obersten Komission Dienste erweisen, z.B. in dem sie für bestimmte Probleme Lösungsvorschläge und Handlungspläne erarbeiten.
Die Frage wäre, wo sich in diesem Situation das Militär verortet. Das könnte entweder in einer Zwischenkaste, zwischen den Technokraten und den Bauern, angesiedelt sein, oder Teil der Experten sein - dann gibt es eben auch Militärexperten.
Finarfin:
Gut, das macht insofern Sinn, als es anwendbar klingt, weist aber den Kern meines ursprünglichen Problems auf: Ich bin bei mehreren früheren Überlegungen immer wieder darauf gestoßen, dass ich 5 und 9 kaum differenzieren kann.
Was ist dann der Unterschied zwischen der Feudaltechnokratie und der unpersönlichen Bürokratie? Nur das feudale Element?
Glühbirne:
Ich finde meine Version irgendwie... spannender.
Skele-Surtur:
--- Zitat von: Finarfin am 20.04.2013 | 07:38 ---Gut, das macht insofern Sinn, als es anwendbar klingt, weist aber den Kern meines ursprünglichen Problems auf: Ich bin bei mehreren früheren Überlegungen immer wieder darauf gestoßen, dass ich 5 und 9 kaum differenzieren kann.
Was ist dann der Unterschied zwischen der Feudaltechnokratie und der unpersönlichen Bürokratie? Nur das feudale Element?
--- Ende Zitat ---
Nein, nicht unbedingt. Eine Bürokratie ist die Herrschaft der Institutionen, die Technokratie ist die Herrschaft der Experten.
Das Bürokratische System baut extrem darauf auf, dass jede Person ersetzbar ist. Das Funktionieren der Institution ist so weit wie möglich von den Individuen, die in ihr Arbeiten abgekoppelt. D.h., dass der individuelle Handlungsspielraum von Individuen innerhalb der Institution durch Vorschriften und Richtlinien extrem eingerschränkt ist. "Ich kann da auch nichts machen, so ist nunmal die Regel".
Vorteil: Hohe Verlässlichkeit/Rechtssicherheit, hohe Ordnung, Unabhängigkeit von einzelnen, fähgien Personen, deren Ausfall eine Katastrophe bedeutet.
Nachteil: Extrem schwerfällig, extrem Reformresistent, bei unvorhergesehenen Situationen oft überfordert, Fähige Individuen können ihre Begabung meist nicht voll ausschöpfen, weil sie von den Regeln/Richtlinien eingerschränkt werden,
Es kann sowohl sehr effiziente Bürokratien, wie auch extrem ineffiziente Bürokratien geben, abhängig von der Qualität und Verzahnung der Richtlinien und Regeln, also von der Güte der Institutionen.
In der Technokratie hingegen ist der Handlungsspielraum der Experten verhältnismäßig groß (kann je nach Ausformung der Technokratie aber stark variieren), ihre Vorschläge und Pläne dürfen bestehende Regeln theoretisch beliebig verletzen: Wenn der Vorschlag angenommen wird, wird einfach der Form halber vor der Umsetzung das entsprechende Gesetz geändert (wofür eine andere Expertenkommission zuständig wäre).
Vorteil: Experten können relativ frei entscheiden und so die effizienteste Lösung eines Problems erarbeiten, ggf. auch bei unvorhergesehenen Situationen
Nachteil: Abhängig von den Fähigkeiten der Experten, der Ausfall von herausragenden Individuen kann das System beeinträchtigen, wenn Experten einander widersprechende Meinungen vertreten, kann sich das System selbst lähmen
Eulenspiegel:
--- Zitat von: Glühbirne am 20.04.2013 | 08:15 ---Ich finde meine Version irgendwie... spannender.
--- Ende Zitat ---
Deine Version klingt durchaus spannend. Aber ich würde das von der Art und Weise eher unter "Mafia-Struktur" oder "Neo-Liberalismus" einordnen; je nachdem, auf welche Art und Weise die Person den Zugang zu ihrer Technologie/Wissen reglementiert.
@ Finarfin
Wie Surtur sagt: In einer Bürokratie stehen die Regeln an erster Stelle und jeder hat sich an die Regeln zu halten. Insbesondere die Bürokraten.
Der Vorteil: Im Prinzip kann jeder Bürokrat werden. Er muss sich nur mit den Regeln auskennen. Und wie gesagt die hohe Verlässlichkeit, da man ja in den Regeln nachschauen kann, was unter welchen Voraussetzungen erlaubt ist.
Eine Technokratie ähnelt dagegen einer Aristokratie. Nur dass man nicht durch Geburt sondern durch Fachwissen in den "Adelstand" erhoben wird. (Die Leute nennen das ganze natürlich nicht "Adel" sondern "Kommission". Von den Privilegien her ist es aber schon vergleichbar.)
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