Da schau her, schon ist der Herr Sheldrake mal für was gut
Einerseits wird wohl vieles einfach durch Technik ersetzt werden, was früher gezaubert wurde.
Da wirkt man schnell altmodisch oder verschroben, wenn man für eher alltägliche Sachen keine Technologie nutzt und stattdessen zaubert.
Entsprechend wird man in der Öffentlichkeit viele falsche Vorstellungen von Magie haben, weil einfach nicht mehr so viele Leute ständig Kontakt damit haben und sich auskennen. Es wird zu einem Randbereich und für viele wohl eher ein Hobby als alles andere.
Ein halbwegs brauchbarer Vergleich wäre evtl. das, was heute aus Fechten und Bogenschießen geworden ist und wie es in den Medien dargestellt wird - einmal versportlicht und einmal romantisiert und beides mehr oder weniger stark am eigentlichen Kern der Sache vorbei.
Ja, das ergibt Sinn und entspricht auch dem, was ich mit Rosæ Crux vorhabe. Magie hat ihre wirtschaftliche und militärische Bedeutung weitgehend verloren; moderne Technik hat sie weitgehend ersetzt und verdrängt. Gute Idee, dass Magie ähnlich wie Reiten, Fechten oder Bogenschießen heutzutage vor allem als Sport betrieben wird. Das passt prima nach Rosæ Crux und hatte ich noch nicht bedacht. Danke!
Auf der anderen Seite wird Magie in vielen Randbereichen recht stark genutzt werden, wo man eher technikskeptisch eingestellt ist oder keinen einfachen Zugriff auf Technologie hat.
Die Prepper- und Outdoor-Szene dürfte viele Magier haben.
Die eher armen Bevölkerungsschichten und Länder werden stärker auf Magie setzen - wer nichts hat, muss zaubern.
Zaubernde Prepper - das hat was! Kommunikationsamulette funktionieren schließlich auch dann noch, wenn das Mobilfunknetz zusammenbricht. Ob bei armen Leuten und in der "3. Welt" mehr gezaubert wird - hmm, weiß nicht so recht. Eine magische Ausbildung ist nicht billig, und setzt natürlich Lesen, Schreiben und eine naturwissenschaftliche Grundbildung voraus. Wer kann sich in Burkina Faso schon ein Magiestudium leisten? Wieso sollte ein Land, das nicht mal in der Lage ist, seinen Einwohnern eine halbwegs gescheite Schulbildung zukommen zu lassen, viele Magier haben? Von magischen Artefakten ganz zu schweigen.
Ebenso werden es sich Militär und Geheimdienste nicht leisten können, Magie ganz zu ignorieren und entsprechende Sparten haben. Ob das jeweils forciert wird oder nur so am Rande mitläuft, hängt dann schwer von der Finanzierung und der Tradition der jeweiligen Organisation ab.
Hacker und eher kreative Kriminelle werden Magie nutzen, um Technologie entsprechend zu manipulieren - hier muss man sich Gedanken machen, ob es zugehörige Sicherungssysteme geben soll und ob die auch auf rein technischem Weg umgesetzt werden können.
Wo es drauf ankommt, werden entsprechende magische Sicherheitsmaßnahmen eingesetzt. In Spielcasinos etwa werden alle Spielgerätschaften permanent magisch überwacht, und wer beim Zaubern erwischt wird, bekommt lebenslanges Hausverbot.
Ich kann mir auch vorstellen, dass einige Firmen Produkte anbieten, die nur unter Beteiligung von Magie arbeiten.
Die windigeren Hersteller verdecken damit nur, dass sie am falschen Ende gespart haben oder ihr Zeug "eigentlich" gar nicht richtig funktioniert, aber die Marktführer haben wohl richtig cooles Zeug am Start.
Hmm, das ist gerade die industrielle Magie des
GURPS Technomancer-Ansatzes, die ich nicht so recht will, weil sie die Magie zu sehr "entzaubert". Magische Gegenstände sind
sehr schwierig und
nicht in industrieller Massenproduktion herzustellen und dementsprechend
teuer - da sehe ich gerade
keine Billighersteller, die fehlerhafte Produkte mit Magie zurechtpfuschen!
Interessant wäre noch die Frage bzw. Entscheidung, ob es eher noch mehr Esoteriker und ähnliche Gesellen gibt oder die von echten Magiern weitestgehend aus ihrem Sektor verdrängt werden
Es sind sicher sehr viele alte und neue magische Rezepturen im Umlauf, die gar nicht wirklich funktionieren. Es ist in Rosæ Crux nicht so einfach wie bei uns: "Das wäre Zauberei, das
kann gar nicht funktioneren!" - das ist ein Satz, der dort niemandem so einfach über die Lippen geht. Ich denke, in Rosæ Crux gibt es eher mehr esoterische Scharlatane als bei uns.
Kulturelle Auswirkungen gibt es nicht so viel, weil das Ganze ja wieder so eine halbgare Ultrageheimsache ist
Dass sich Magie und Technik zwingend beißen, fände ich eher langweilig - gibts gefühlt überall
Ich habe auch schon mal von der Theorie gehört, dass in Welten, in denen Magie funktioniert, keine Technologie entsteht, weil die wissenschaftliche Methode angesichts des Durcheinanders, das die Magier mit der Realität anstellen, nie entwickelt wird. Das sehe ich aber weniger, schließlich ist Magie in Rosæ Crux selbst eine Wissenschaft mit strenger Methode und Möglichkeiten, experimentell zu überprüfen, ob ein Zauber wirksam ist oder nicht. Und die hohen Kosten der Magie (magische Gegenstände sind sauteuer, gute Zauberer sind selten, und vielleicht neigen sie auch zum Verrücktwerden) sind eher ein Anreiz, eine nicht-magische Lösung zu finden.
Ich sehe auch nicht, wieso Magie und Technik sich beißen sollten. Schließlich durchbricht die Sorte der Magie, die ich in Rosæ Crux zu verwenden beabsichtige, die Naturgesetze gar nicht, sondern setzt an gegebenen Freiheitsgraden an. Prinzipiell könnte
alles, was man mit Magie bewirken kann, auch durch Zufall passieren. Eins meiner Lieblingsbeispiele ist ein Zauberer, der während eines Gewitters einen Blitz in ein bestimmtes Gebäude einschlagen lässt - das hätte auch "so" passieren können!
Die Existenz funktionierender Magie soll in Rosæ Crux nicht geheim sein, aber es gibt eben nicht viele, die wissen, wie sie funktioniert, und noch weniger, die sie praktisch anwenden können (genau so wie es bei uns nicht viele gibt, die wissen, wie ein Smartphone funktioniert, geschweige denn eins bauen können). Magie ist keine Geheimlehre, aber eine teure und komplizierte Wissenschaft und von daher kein "Volkssport".
Nachtrag:
@Waldviech:
Meine Idee ist, dass Magie immer schon funktioniert hat, aber lange Zeit keine Wissenschaft war, und es neben ein paar funktionierenden Zaubern viele Zauber gegeben hat, die nicht funktionierten. Bei uns haben die Begründer der exakten Wissenschaft die ganze Magie in die Aberglauben-Tonne getreten und so die Entstehung einer exakten magischen Wissenschaft unterbunden. Aber die Wissenschaftler sind nicht allein dran schuld, sondern vor allem auch die katholische Kirche, die Zauberei verbot.
Rosæ Crux zweigt schon ziemlich früh ab, nämlich zur Zeit von König Artus (ich weiß, ob es ihn wirklich gegeben hat, ist fraglich). Man muss dazu das Konzept einer historischen Fantasywelt namens
Inis Albion, an der ich auch bastele, zugrunde legen. Die Idee bei Inis Albion ist, dass es früher auf den britischen Inseln zwei Völker gab, die kulturell den Elben und Zwergen von EDO-Welten ähnelten. Die Elben sind die Nachfahren einer Hochkultur, die um 600 v. Chr. auf den britischen Inseln blühte, und machen viel von Magie Gebrauch.
Der Divergenzpunkt ist folgender: In der Artussage zieht Artus gegen die Elben in den Krieg (nicht in allen Fassungen vorhanden), weil sie Zauberei betreiben und Ketzer sind. Dieser Rechtsbruch führt letztendlich zu Mordreds Aufstand und Artus' Ende in der Schlacht von Camlann. In der Zeitlinie von Rosæ Crux ist genau das
nicht passiert. Das hat zum einen den Effekt, dass Artus der Begründer einer britisch-keltischen Königsdynastie wird (der es später gelingt, auch die Kronen von England, Schottland und Irland zu erben), zum anderen, dass die Elben mit ihrer Kultur und ihrer Religion, dem Rosenkreuzertum (daher der Weltname
Rosæ Crux), fortbestehen. Es gibt fortan eine mit der katholischen Kirche konkurrierende Religion in Westeuropa, die Magie nicht für Sünde hält; eine weitere Konsequenz ist, dass die Wissenschaftler der Renaissance die Magie nicht zu nicht funktionierendem Aberglauben erklärten, sondern die wissenschaftliche Methode
in die Magie einführten.
Ansonsten ist der grobe Verlauf der Weltgeschichte ganz ähnlich wie bei uns (Mittelalter, Renaissance, Absolutismus, Aufklärung, Revolutionen, Nordamerika wird unabhängig, Nationalstaat, Liberalismus, zwei Weltkriege, Kalter Krieg, Zusammenbruch des Kommunismus usw.). Es gibt aber viele Unterschiede im Detail, zum Beispiel konvertierten die Hansestädte im 16. Jahrhundert zum Rosenkreuzertum, verpassten den Feudalherrschern in Norddeutschland einen kräftigen (und magisch unterstützten) Arschtritt und gründeten eine Republik, mit Plattdeutsch als Amtssprache.
Die genaue Zeitlinie ist aber noch nicht ausgearbeitet.