Eieieiei.
In frühchristlicher Zeit bekämpfte die Kirche das "Heidentum" als "Zauberei", ums Jahr 1000 herum galt dann das Gegenteil: Wer an nächtliche Ausritte auf dem Besen, Hexensabbatte u.ä. glaubte, folgte nach kirchlicher Ansicht dem Irrtum des Aberglaubens (vgl. St. Antonius von Florenz, Bartholomeus von Chaims), auch wenn es bereits im 13. Jhdt. innerhalb der Kirche Gegenstimmen gab (Thomas von Chantimpré). Der Volksglaube hat den Hexenglauben aber nie aufgegeben, und im Zuge der sich verschärfenden Ketzerverfolgung (Katharer wurden ja schon genannt) wurden dann auch die Inquisitoren hellhörig. Nicoluas Jacquier fand dann um 1450 die Synthese zu der Gemengelage: Ja, lange Zeit gab es keine Hexen (oder sie waren harmlos), aber das sei ganz egal - nach den Richtlinien des Canon Episcopi waren eben auch das Ketzer, weil sie Diana und andere verehrten, egal ob nun der Sabbat, wie im Canon beschrieben, imaginär sei, also Aberglaube. Der Canon verhinderte lange Zeit eine regelrechte Hexenverfolgung, auch wenn Leute wie Heinrich Institoris (jopp, der), Silvestro Dingensbummens und Gianfrancesco Pico della Mirandola ihn nach und nach mit Sophistereien aushöhlten. Dazwischen schwang die Argumentation, daß die ehemals harmlosen Hexen inzwischen von Satan erheblich gestärkt eine finstere, diabolische und überaus reale Macht erhalten hatten, statt der imaginär-abergläubischen Verblendung, die vielleicht unchristlich und ketzerisch, aber nicht gefährlich war, weil diese Macht eingebildet war. Unterfüttert wurde das durch phantastische "Erfahrungsberichte" von Inquisitoren wie Sprenger, die dem ganzen tatsächlich Gewicht gaben. Um 1500 galt die Macht der Hexe als real, nicht mehr als Wahn, und ab da wurde es gefährlich bzw. Ketzerei, diese Macht abzustreiten.
So, wenn noch Fragen zu Details sind, bitte ich einen Mittelalter- oder Kirchenkundler einzuspringen - ich bin nur ein armer Zeitgeschichtler, und selbst das ist lange her.
EDIT/ Und grade nachgeschlagen: In der Bulle Summis desiderantes affectibus forumuliert danns Papst Innozenz VIII. im Dezember 1484 diesen "neuen Hexenglauben", der damit zur Lehrmeinung erhoben wurde. Ab dieser Bulle war jeder, der die Hexerei als Hirngespinst bezeichnete ein Ketzer. Das war ganz echt und real. Inoo VIII. war es dann auch der Insitorius und Sprenger endlich (sie hatten LANGE gewartet) freie Hand im Norden Deutschlands gab. Schnelle Ergebnisse: Bereits zwei Jahre nach der monströsen Bulle schrieben sie den Malleus Maleficarium, der selbige Bulle als Vorwort enthielt.
Gut Nacht.