Wann und wie plant ihr eure Charaktere?
Zuerst spreche ich mit Mitspielern und SL darüber, worin es im Abenteuer/in der Kampagne gehen soll, welche Genres wir bedienen wollen, woraus die SC-Gruppe bestehen soll. Wichtig sind dabei für mich v.a. das Setting (ist es düster? Swashbuckling? Exploration?) und die Themen, die für die Kampagne zentral sein sollen (z.B. Intrigen, Schlachten, Themen wie Sicherheit vs. Freiheit, Hoffnungslosigkeit, Rebellion, etc.). Dann überlege ich mir eine grobe Idee - das ist eine Mischung aus irgendetwas, das gut in das Setting und zu den Themen passt, und daraus dann eine Facette, die mich persönlich auch interessiert. Haben wir also zB festgelegt, dass wir in einem düsteren Setting den Konflikt Sicherheit vs. Freiheit ausspielen wollen (klassisches postapokalyptisches Setting), entscheide ich mich beispielsweise dazu eine Offizierin der Militärdiktatur zu spielen, weil ich schon immer einmal explorieren wollte, was Menschen dazu treibt, hinter einem solchen System zu stehen, und was passieren muss, damit ihr Überzeugung bröckelig wird.
Wann und wie detailliert baut ihr eure Charaktere?
Wenn die grobe Idee steht, wird's mit den anderen besprochen - Finden die das auch cool? Finden sich genügend Anknüpfungspunkte zu den andren SCs? - und dann erstellt. Bei viel Crunch mache ich das lieber allein, weil ich da in Ruhe alle möglichen Zahlenspiele durchgehen kann, bei weniger crunchigen Settings gern in der Gruppen, die anderen haben ja i.d.R. auch coole Aspektideen. Charakterblatt und -skizze werden dann mit allen Spielern geteilt und zuletzt schaue ich dann, mit welchen SCs ich schon vor dem Spiel Beziehungen definieren kann. Der Charakter ist dann meist "fertig" gebaut, aber wenn mich nach den ersten 1-2 Sitzungen was stört, ändere ich es ab. Das passiert bei mir v.a. bei stilwürfelgenerierenden Mechanismen (Nachteile, Aspekte), weil ich manchmal merke, dass ich die nicht oft genug einbringen kann - z.B. wenn es sehr passive Nachteile sind, die sich schlecht - außer im inneren Monolog - ausspielen lassen.
Wie wichtig ist das erlebte Abenteuer für die fortführende Planung?
Total wichtig! Was mein Charakter erlebt, färbt ihn ja ganz klar, führt dazu, dass er seine Ansichten hinterfragt etc. In crunchigen Systemen steigere ich entweder Fertigkeiten, die ich viel benutzt habe oder die bald nützlich sein könnten, und in erzählerischen Systemen versuche ich die Erlebnisse und Entwicklungen des SCs einzupflegen. Wenn ich dann irgendwann mal eine seltene Technik erlernen kann, die ich für den Charakter schon immer haben wollte, ist das cool (und solche Wünsche teile ich meinem SL meist auch einfach direkt mit), aber es ist genau so spannende andere Techniken zu lernen/den Charakter in eine Richtung zu entwickeln, mit der ich anfangs nicht gerechnet habe. Eigentlich sogar besser, weil ich Überraschungen interessanter finde.