Nein, nicht dieses Fußball-Magazin ("Papa, wie findest du Hertha?") Ich meine die Erzähltechnik im Rollenspiel. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist ein Kicker eine Anfangsszene für ein Abenteuer, die die Charaktere direkt in die Handlung lanciert, d.h. sie schafft Handlungsbedarf für den Charakter und erfordert eine Entscheidung (was die meisten hier wohl regelmäßig verwenden). Im Zuge der Player-Empowerment-Diskussion gibt es nun auch die Idee, dass Spieler selbst die Kicker für ihre Charaktere ausdenken. Damit wird die Handlung sofort an die persönliche Situation, die Motive und Probleme des Charakters geknüpft.
Natürlich kann man auch als SL den Charakteren Abenteuer "auf den Leib schneidern". Aber die Grundidee, dass auch der Spieler selbst Einfluss darauf haben soll, was sein Charakter erlebt, ist ja an sich nicht verkehrt. Ich habe es daher gestern einmal ausprobiert. Das Problem: Die einzelnen "Kicker" der Charaktere müssen ja so angelegt sein, dass man die Gruppe auch irgendwann zusammenführen und mit gemeinsamen oder zumindest harmonierenden Zielen und Motiven ausstatten kann. Das erfordert natürlich eine gewisse Absprache oder zumindest ein Mitdenken im Vorhinein, so dass die Spieler bereits eine Idee bekommen, wohin die Geschichte geht, und der Überraschungseffekt nicht mehr so groß ist. (Das dürfte wohl allgemein ein Nachteil des Player Empowerment sein.)
In meinem gestrigen Modellversuch musste ich zudem feststellen, dass meine Spieler - bis auf einen - sehr zögerlich waren, mit ihrem Kicker "Steine ins Rollen zu bringen". Vielleicht auch eine Gewöhnungsfrage, weil sie noch fürchteten, mir "mein Abenteuer kaputt zu machen" (obwohl ich überhaupt kein "Abenteuer" hatte).
Letztlich haben meine Spieler die Gruppenzusammenführung dann selbst hinbekommen, aber sie war doch arg konstruiert und auch nicht besonders originell, so dass ich mir ziemlich sicher bin, dass ich als "allmächtiger SL" es besser gemacht hätte. Bin ich bloß arrogant? Sind meine Spieler unkreativ? Müssen sie sich erst noch an diese Spielweise gewöhnen? Oder handelt es sich um eine immanente Schwäche des Systems? Kann eine einzige Person, die alle Fäden in Händen hält, sich nicht doch vielleicht eine bessere und stimmigere Situation ausdenken als vier Personen, die jeweils ein paar Fäden in Händen halten und nur raten können, was die anderen vorhaben? Andererseits kann ich als SL auch nur raten, was die Spieler vorhaben.