Auch das halte ich für eine clevere Beobachtung. Ich habe auch schon festgestellt, dass ältere Titel grotesk positiv verzerrt rezipiert werden. Wenn ich mir alleine die angebliche Begeisterung für DSA1 anschaue. Das System funktioniert doch vorne und hinten nicht mit der endlosen Würfelei von Attacke und Parade. Aber die Fahne wird dermaßen hoch über dem Kopf getragen und so weithin geteilt. Komisch. Parallel wird alles, was neu erscheint, mit größter Skepsis aufgenommen.
Vor ein paar Wochen hatte ich in einer Minute der Langeweile bzw. Prokrastidingsda einen Beitrag dazu geschrieben, in dessen Rahmen ich der Rollenspielöffentlichkeit eine wahrnembare Entwicklung vom Konservativismus ins Reaktionäre unterstelle. Ich finde das bedauerlich. Aber das ist mutmaßlich ein weiterer Grund. Danke Dir.
Ganz kann ich der These nicht zustimmen, sehe ich doch eine großen Unterschied zwischen "Spielen" und "Ideales Spielen".
Ich denke, ich kann gut und gerne behaupten, ich habe bei etlichen Produktlinien sowohl jedes Buch als auch jede Edition mitgenommen und kam praktisch immer irgendwann mal an die Stelle, an die sich der "Tenor" des Spiels so weit geändert hat, dass ich es für mich, so wie ich damit sozialisiert wurde, nicht mehr wiedererkannt habe und es somit nur noch "Spielen" anstatt "Ideales Spielen" wurde.
Natürlich geht es, die Produkte so anzupassen dass der "Tenor" wieder stimmt, dieser Extra-Aufwand steht aber der immer geringeren Freizeit gegenüber und konkurriert mit anderen Aktivitäten, die man erst im fortschreitenden Alter häufiger hat.
Ob man jetzt die Vergangenheit verklärt oder nicht ist daher eher zweitrangig, eher zutreffend ist die Aussage das man mal das "Ideale Spiel" für sich hatte und diesen Zustand wieder erleben will. Wenn ein neues Produkt das nicht schafft, wird man Reaktionär und greift zum alten Produkt, da alles schon bekannt ist, wenig Lernaufwand bietet und man hofft, man knüpft an die Vergangenheit an.
Dass aktuelle Produkte durch pdf-Angebote entwertet werden, sehe ich aber anders. Bei diesen ganzen Verkaufsaktionen der Marke Bundle of Holding und Konsorten war mit Ausnahme von so nem FATE-Dingens bislang nie ein auch nur halbwegs für den Mainstream attraktives Produkt dabei. Das waren nach meinem Eindruck quasi durch die Bank irgendwelche abseitigen Liebhabereien oder echt alte Schinken.
Sorry, die Bundles sollten da jetzt gar nicht so im Vordergrund stehen, eher die andauernden "Sales"-Aktionen auf den PDF Plattformen. Man kann immer irgendwo gerade irgendwas günstig abgreifen und das digitale Format scheint irgendwie gefühlt weniger Wert zu sein als jedes Buch und Bücher sind weniger Wert als eine Box.
[Nachtrag] Um den ersten Punkt nochmals zu verdeutlichen kann man sich mal CoC ansehen. Dort kann man ja "Edition" mit "Print Run" gleichsetzen, so wenige relevante Änderungen gibt es über die Jahre.
Dort explodieren die Preise von OOP Produkten nur so lange, bis es bei Chaosium einen offiziellen Re-Print des Produkts gibt. So zuletzt gesehen bei Masks of Nya..... Tippkrampfdings.
In den Fällen, in denen sich ein System nicht grundsäztlich ändert und so einer eigenen Inkompabilität innerhalb der Editionen sorgt, sind solche (rapide) steigende Sammlerpreise für den jeweiligen Verlag auch ein vorzüglicher Indikator was die Kundschaft nun will.