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[MtAs] Paradoxa - Verständnis und Ausspielen
Jolande:
Guten Tag zusammen,
ich wollte in diesem Thema einmal nachfragen wie Ihr das Paradox beim Zaubern erklärt und es dann auch ausspielt, weil ich beim Lesen der Paradox-Flaws, den Eindruck hatte, dass sie meiner Vorstellung vom Paradox entgegenlaufen, bzw. ich das Paradox nicht richtig verstanden habe.
Meine Vorstellung vom Paradox ist momentan, dass der Konsensus versucht, alles, was nicht sein kann, weil es nicht sein darf, wieder zu korrigieren. Wenn also jemand einen Feuerball in einer Fabrikhalle hervorruft, dann läuft das gegen den Konsens. Die Korrektur könnte darin bestehen, dass sich ein Gasleck auftut und die komplette Halle in ein Inferno verwandelt. Für die Schläfer, die später ermitteln werden, wird dann alles völlig normal aussehen, weil sie nur noch das Gasleck entdecken können.
Diese Vorstellung beißt sich aber mit den Flaws, die das Besondere ja noch betonen und damit, dass man sich ja selbst kaum noch Gedanken um vulgäre Zauber machen bräuchte, weil sich alles alleine regelt (und vermutlich auch die TU plötzlich ein paar Stellen zuviel besetzt hätte).
Den Vergleich zum Immunsystem finde ich zwar einigermaßen nachvollziehbar, aber eben nur solange der Magier oder die Magierin direkten Schaden erhält. Die Haut in Holz zu verwandeln strapaziert diesen Vergleich für mich schon wieder über und hebt ebenfalls das Besondere hervor, anstatt es zu kaschieren.
Wie versteht Ihr als Spieler_innen denn das Paradox und wie äußert es sich in Euren Runden?
Viele Grüße, Jolande
1of3:
Ich hab darüber ehrlich gesagt, nie so genau nachgedacht. Aber dein Einwand scheint nicht unbegründet.
alexandro:
Ich betrachte Paradox als die (trotz allem immer noch präsenten) Selbstzweifel des Erwachten. Er weiß unterschwellig, dass seine Handlungen gegen das verstoßen, was er als "real" gelernt hat und wird für seine Hubris bestraft. Entsprechend passe ich die Effekte an das Paradigma des Charakter an (bei einem katholischen Erwachten des Himmlischen Chors erscheint Paradox in der Form biblischer Metaphern (Wasser zu Blut, Heuschrecken etc.), Geister erscheinen als strafende Engel (oder Dämonen) und Paradoxreiche entsprechen einer Vorstellung der Hölle, wo der Magus für seine "Sünden" gefoltert wird).
Eulenspiegel:
Ich verstehe das Paradox wie folgendermaßen: Die Naturgesetze existieren nur, weil wir glauben, dass die Naturgesetze so sind. In einem Gebiet, wo keine Einigkeit darüber herrscht, was real ist, existiert demzufolge keine Realität. Dieser Zustand wird als "Paradox" bezeichnet.
Wenn mundane Menschen jetzt Zeugen eines echten Feuerballs werden, gerät ihr Glauben an die Naturgesetze ins wanken. Sie fangen an, die Naturgesetze in Zweifel zu ziehen. Und wenn die Menschen an einem Ort nicht mehr an Naturgesetze glauben, dann existieren dort auch keine Naturgesetze.
Der Konsensus versucht eher nachträglich, den Leuten den Glauben an die Naturgesetze wieder zurück zu geben: Wenn die Leute ein paar Stunden später über das Ereignis nachdenken, sagen sie sich vielleicht: "Das war bestimmt kein magischer Feuerball. Wahrscheinlich gab es ein Gasleck oder ähnliches." Dadurch entsteht kein Gasleck. Dadurch fangen die Leute aber wieder an, an die Naturgesetze zu glauben. Und wenn sie wieder an die Naturgesetze glauben, dann fangen die Naturgesetze auch wieder an, richtig zu funktionieren.
"Paradox" ist imho einfach nur die Bezeichnung für einen Ort, an dem weder Naturgesetze noch andere einheitliche Weltbeschreibungen existieren. (Und sie existieren nicht, weil niemand in der Nähe daran glaubt.)
Jolande:
Vielen Dank für die Antworten! Ich finde beide Ansätze sehr schön, wobei der von Alexandro gleich für die meisten Charaktere noch passende Paradoxa liefert. Eulenspiegels ist viel subtiler, hat allerdings ja das gleiche Problem, wie meiner: Charaktere müssen sich nicht unbedingt Gedanken über das Paradoxon machen, weil es der Konsensus es ja selbst behebt. Das wird sicherlich das Vorgehen der Charaktere und auch der Spielerschaft gerade in Richtung weniger Subtilität beim Zaubern beeinflussen, oder?
Alexandro, nehmen die Selbstzweifel und damit Häufigkeit und Stärke der Paradoxa bei Deinen Charakteren mit der Zeit ab?
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