Autor Thema: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe  (Gelesen 51433 mal)

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Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #300 am: 30.06.2024 | 00:06 »
Session 112: Teil 2

Bald darauf geht Bóin II. ins Stadion, wo neben zahlreichen anderen Delegationen auch die Zwerge der Steifbärte fleissig am Trainieren sind. Nachdem sich der erfahrene Kämpfer zu Thorang gesellt hat und sie dem Training eine Weile zugesehen haben, fragt der Prinz Bóin II., wie das Essen bei König Rallah gewesen sei. Er fügt an, dass sie beide Drachenjäger seien, weshalb Bóin II. ehrlich antworten und die diplomatischen Gepflogenheiten für einen Moment vergessen solle. Bóin II. erklärt darauf, dass es ein schreckliches Treffen gewesen sei, schlimm und in jeder Hinsicht böse. Anschliessend versucht der erfahrene Kämpfer, über Orks und Trolle einen Bogen zu den wahrlich schwarzen Wesen zu schlagen und Thorang auf diesem Weg klar zu machen, dass sich eine Freundschaft mit König Rallah auch für die Steifbärte nicht auszahlen würde. Der Prinz kann Bóins II. Andeutungen jedoch nicht folgen, weshalb er es schliesslich aufgibt.

Unterdessen gehen Arrohir, Khufur und Yuzuki zur Delegation von Kargagis Ahar, um sich nach Katarr zu erkundigen. Von Katarrs Hauptmann Karaat erfahren sie, dass der Regent für sie nicht zu sprechen ist. Auch bezüglich der Stimmung der Delegation erhalten sie keine Auskünfte, weshalb Arrohir schliesslich nur Grüsse ausrichten lässt.

Zwei Stunden vor dem Abendessen geht Tinulin zur Delegation von Alduryaknar und erzählt Prinz Almaro davon, wie schrecklich das Essen mit König Rallah gewesen sei und dass der König die öffentliche Auflösung der Verbindung mit Kargagis Ahar fordere. Als der Prinz erwidert, dass die Auflösung des Bündnisses in der Tat die richtige Entscheidung sein könnte, widerspricht ihm der Noldo vehement und sagt, dass Almaro in diesem Falle die Schlange von Cyan erzürnen würde. Nachdenklich sagt Almaro darauf, dass er sich diese Angelegenheit noch gründlich durch den Kopf gehen lassen müsse.
Da es Almarant noch immer nicht besser, sondern im Gegenteil eher schlechter geht, singt Tinulin bis zum Abend erneut für ihn, während der König gebadet wird.

Während des allabendlichen Festessens sieht Mo immer wieder mal zu Arrohir hinüber, wobei der junge Dunadan jedoch die Bewunderung, die in ihren Blicken mitschwingt, kaum wahrnimmt. Die schöne Dunländerin ist schwer beeindruckt davon, dass Arrohir den Schattenwesen im hohen Norden entkommen ist. Als sie etwas später miteinander über die Zukunft und den Weg zurück nach Westen sprechen, erteilt Mo Arrohirs Plan, sich bei den nördlichen Dunedain niederzulassen, erneut eine Abfuhr und schlägt ihm stattdessen vor, mit ihr nach Dunland zu kommen, was jedoch Arrohir ablehnt.

Nach einem ansonsten ereignislosen Abend steht am 25. August 2788 3Z die zweite Runde im Steppenskifahren auf dem Programm. Während Calendin und Khufur ihr Rennen gegen Chotzmiaa und Choldrio aus Chey Sart verlieren, haben Arrohir und der von Windraes hinterhergezogene Bóin II. mehr Glück. Der Skifahrer Dahaste des gegnerischen Gespanns aus Dalpygis verliert schon kurz nach dem Start das Gleichgewicht kann sich nur mit grösster Mühe auf den Beinen halten, was allerdings viel Zeit kostet. Je näher die Wettkämpfer der Ziellinie kommen, desto mehr kann das Duo aus Dalpygis zwar wieder aufholen, doch kurz vor dem alles entscheidenden Überholmanöver patzt Dahaste erneut, und Arrohir und Bóin II. können den Sieg für sich verbuchen.

Während am Abend die Delegation von Orgothraath zum zweiten Mal mit König Rallah speist, sucht der trotz des Sieges niedergeschlagene Bóin II. Furin auf und fragt den Zwergenprinzen, wer die Feinde des siebten Hauses der Zwerge seien. Furin erklärt dem erfahrenen Kämpfer, dass die Zwerge der Steinfüsse in erster Linie mit schlechten Handelspartnern ihre Probleme hätten. Auf Rallah angesprochen, sagt der Prinz, dass dieser ihm bei ihrem gemeinsamen Abendessen interessante Handelsoptionen aufgezeigt habe, welche unter Umständen sogar einen direkten Handel mit Orgothraath bedeuten könnten. Besorgt über Furins Enthusiasmus, erzählt Bóin II. dem Prinzen von den zahlreichen Schicksalsschlägen, welche das erste Haus der Zwerge, Durins Haus, im Laufe der Zeit hatte hinnehmen müssen, wobei zumeist dunkle Wesen im Hintergrund die Fäden gezogen hätten. Hier in Chey Sart scheine es mit König Rallah nicht viel anders zu sein, denn auch er sei bloss die Marionette einer viel grösseren, dunkleren und gefährlicheren Macht im Hintergrund. Nachdem sich Furin Bóins II. Rede ruhig angehört hat, sagt er mit trauriger Miene, dass so wohl einfach jedes der Zwergenhäuser sein Päckchen zu tragen habe. Nicht klar sei ihm aber, welche "bösen Gegner" Bóin II. hier in Chey Sart ausgemacht haben wolle. Die Feindschaft der Ostlinge gegenüber den Calatirnor als Westler sei immer offensichtlich und klar gewesen, weshalb er nicht verstehe, auf welche alten, bösen und mächtigen Wesen Bóin II. anspiele. Doch dann verfinstert sich plötzlich seine Miene und Wut und Furcht treten auf sein Gesicht, als er fragt, ob Bóin II. mit seinen Worten vielleicht den "grossen Gesandten" gemeint haben könnte. Bóin II. beantwortet die Frage mit einem Nicken und sagt, dass er oder einer seiner Vasallen sich ihnen am Abendessen bei König Rallah offenbart habe. Gleichermassen erschrocken und aufgebracht sagt Furin darauf, dass sie sofort Grain beiziehen müssen, und lässt nach dem Prinzen der Schwarzschmiede schicken.
Als Grain, der Prinz des sechsten Hauses der Zwerge, wenig später bei Bóin II. und Furin eintrifft und erfährt, dass Bóin II. am Abend zuvor bei König Rallah "den Gesandten" gesehen habe, reagiert dieser ebenso bestürzt wie Furin selbst. Nachdem sich beide kurz die Bärte gerauft haben, sagen sie zueinander: "Wir müssen sofort aufbrechen!" Da Bóin II. nicht versteht, weshalb die Information bezüglich des Geandten die beiden Prinzen derart aufwühlt, bittet er seine Gesprächspartner um Aufklärung. Furin und Grain sehen sich tief in die Augen, bevor sie sich schliesslich bereit erklären, Bóin II. etwas abseits vom Trubel des Festes in ihr Wissen einzuweihen. Gemeinsam erzählen sie dem Calatirno folgende Geschichte:

"Vor vielen Generationen lebten die Zwerge des sechsten und siebten Hauses in Eintracht und Harmonie. Es war um das Jahr 2130 2Z nach Eurer Zeitrechnung, als der Gesandte nach Nargubraz kam und sich als Wohltäter und Freund der Zwerge aufführte. "Zum Zeichen der Verbundenheit", wie er es nannte, schenkte er damals den Königen unserer Häuser je einen Ring und preiste sich und seine Ideen in den höchsten Tönen. Doch schon bald nachdem er wieder fort war, begannen seine Ansichten die Einheit unserer Häuser zu entzweien, denn die Auffassungen darüber, ob man sich seiner Sache anschliessen sollte, waren sehr unterschiedlich.
Über viele Jahre hinweg wurde der durch die Geschenke des Gesandten initiierte und von ihm immer wieder neu angefachte Zwist unserer Häuser immer grundsätzlicher und unsere Fehde stetig grösser. Im Jahr 3400 2Z geschah es schliesslich, dass sich - zu unserer Schande - das sechste Haus offen in Allianz mit dem Gesandten begab und ihm in einen grossen und verlustreichen Krieg im Westen folgte.

Nach dem grossen Krieg beruhigte sich die Fehde zwischen unseren Häuser etwas, bis im Jahr 2063 3Z der grosse Gesandte erneut in Nargubraz erschien und von den Schwarzschmieden willkommen geheissen wurde. Sofort flammte der alte Streit zwischen unseren Häusern wieder auf und brannte fast 400 Jahre lang. Schliesslich aber kam im Jahre 2460 3Z der weise Herr Saruman zu uns, und dank seiner grossen Hilfe konnte der Gesandte endlich aus Nargubraz verstossen werden. Nur dank der Unterstützung von Herrn Saruman gelang es auch, unsere jahrelangen Differenzen endlich richtigzustellen und damit die alte Fehde zwischen den Schwarzschmieden und den Steinfüssen ein für alle Mal beizulegen.

Als Vergeltung für die jahrelange Verblendung schworen die Überlebenden Männer der Schwarzschmiede, den Gesandten und all seine Schergen fortan als die "Äxte von Nargubraz" zu jagen und zu vernichten, wo auch immer sie ihrer habhaft werden können."


Von diesem schweren Schicksal der beiden Zwergenhäuser hatte Bóin II. keinen Schimmer gehabt, und er ist schwer beeindruckt von der Geschichte, die Herrn Saruman abermals in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt. Grain sagt gleich darauf, dass die Delegationen der Zwerge das Turnier umgehend verlassen müssen, da eine Konfrontation mit dem Gesandten unter den gegebenen Umständen und ohne jegliche Unterstützung um jeden Preis vermieden werde müsse. Obgleich Bóin II. die Befürchtungen der Zwergenprinzen zu beschwichtigen versucht, indem er klarstellt, dass er nicht wisse, ob sich der Gesandte persönlich in Darushan aufhalte, drängen seine Gesprächspartner weiterhin auf einen möglichst raschen Aufbruch. Im weiteren Verlauf der Unterredung äussern sie zudem den Verdacht, dass die Azurspinne mit dem Gesandten unter einer Decke stecken und die Zwerge nach Darushan gelockt haben könnte, um sie hier in einer klar unterlegenen Situation angreifen zu können. Nach dem, was Bóin II. von Tinulin über dessen Gespräch mit der Azurspinne gehört hat, will der Zwerg der Theorie der Prinzen jedoch nicht recht Glauben schenken und votiert dafür, dass sie alle bis auf Weiteres am Turnier bleiben sollten. Seinem Vorschlag, auch Prinz Thorang in die jüngsten Entwicklungen und Überlegungen einzubeziehen, schliessen sich Furin und Grain gerne an und sagen, dass sie die Lage mit dem Prinzen der Steifbärte besprechen werden. Falls sich die Calatirnor den Zwergen anschliessen wollen, sollten sie sich bereits jetzt Gedanken über einen frühzeitigen Aufbruch machen.

Auf dem Rückweg zu den Gefährten ist Bóin II. noch immer von der tragischen Geschichte der Schwarzschmiede und Steinfüsse schockiert und sagt seinen Freunden, dass es in der Unterkunft Einiges zu besprechen gebe. Als sie wenig später unter sich sind, erzählt Bóin II. seinen Freunden aufgebracht alles, was er von Furin und Grain über das Schicksal der Schwarzschmiede und Steinfüssse sowie Herrn Sarumans Beitrag zu ihrer Rettung erfahren hat. Sobald er am Ende seines Berichts angekommen ist, beginnt Mo ihre Sachen zusammen zu packen. Tinulin sagt jedoch, er wisse nicht, ob sie dem Steppenturnier wirklich schon jetzt den Rücken kehren sollten, und auch Bóin II. hat dazu noch keine feste Meinung. Calendin ist von Herrn Sarumans Taten zur Unterstützung und Rettung der beiden Zwergenhäuser sehr beeindruckt und sagt zu Arrohir, dass sie viel besser vorbereitet oder gar nicht hierher gekommen wären, wenn Arrohir und seine Familie nicht aus Isengart fortgegangen wären. Bóin II. sagt darauf, dass Mo beim nächsten Treffen mit Furin und Grain unbedingt dabei sein und bestätigen müsse, dass sie ein Schreiben von Herrn Saruman an die Azurspinne dabei gehabt habe, um so klarzustellen, dass die Azurspinne zu den Guten gehört. Mo entgegnet darauf jedoch, dass sie den Inhalt des Briefes nicht kenne und der Brief auch eine Drohung oder sonst einen Inhalt gehabt haben könnte. Tinulin sagt jedoch, dass die Azurspinne seiner Wahrnehmung nach normal auf das Schreiben reagiert habe.
Nach der Besprechung gehen Tinulin und Bóin II. zusammen mit Mo nochmals ans Fest. Da sie die Delegationen der drei Zwergenhäuser jedoch nirgends im Stadion finden können, schlendern sie möglichst unauffällig zur Unterkunft der Steinfüsse weiter. Als sie anklopfen, werden sie von der Wache eingelassen und in den ersten Stock geführt, wo Furin, Grain und auch Thorang dabei sind, die Lage zu besprechen. Nachdem sich Tinulin und Bóin II. verneigt haben, sagt Tinulin, dass sie noch eine wichtige Information für die Zwergenprinzen hätten, wobei er auf Mo deutet. Die schöne Heilerin erzählt, dass sie nicht nur Briefe für die Könige des sechsten und siebten Hauses der Zwerge bei sich gehabt habe, sondern auch ein Schreiben von Herrn Saruman für die Azurspinne. Tinulin erklärt, dass er das Schreiben der Azurspinne erst kürzlich bei einem Treffen persönlich übergben habe, und Bóin II. fügt an, dass es wohl nicht feindlich gesinnt gewesen sei, auch wenn ihnen sein Inhalt nicht bekannt geworden sei. Im Anschluss ergreift Tinulin das Wort und sagt:

"Ich habe das Schreiben von Herrn Saruman der Azurspinne bei einem persönlichen Treffen in Darushan übergeben, worauf sie mir viel von der Geschichte des Ostens und den Ereignissen in der Zeit bis zur Schlacht des Letzten Bündnisses am Ende des Zweiten Zeitalters erzählt hat. Die Azurspinne hat sich zum Ziel gesetzt, zu verhindern, dass es nochmals zu einer solchen Schlacht kommt. Die Kräfte der Steppenvölker sollen vielmehr im Osten gebunden und von der Kriegslust gegen den Westen abgebracht werden. Diesem Bestreben hat die Azurspinne alles untergeordnet, mit eisernem Willen und teils kalter Durchsetzung. Für mich ist es eine Tatsache, dass die Azurspinne ein Gegner von Rallah und seinen Plänen ist. Das Treffen mit der Azurspinne musste zudem geheim stattfinden, was ebenfalls nicht selbstverständlich ist. Mein Rat in dieser Situation lautet, bis auf Weiteres am Steppenturnier zu bleiben. Sollte es dereinst wirklich zu einem Krieg des Ostens mit dem Westen kommen, wird die Stimme der Herzen wichtig sein, und wir haben mit unserem bisherigen Auftritt gezeigt, dass der Westen schlagkräftig ist, was die Kriegslust von Rallahs Schergen bremsen könnte. Aulë, der in Eurer Sprache Mahal genannt wird, mag vollendete Dinge, weshalb auch dieses Turnier bis zum Ende bestritten werden sollte. Schliesslich noch dies: Ich glaube nicht, dass der Gesandte selbst in Darushan weilt, sondern, wie die Azurspinne sagte, sein achter Diener, Ren, der Feuerkönig. Dieser Umstand muss uns aber gleichwohl achtsam machen, denn es mag ein Hinweis darauf sein, dass sich auch der Gesandte regt. Wir müssen alle zusammen als Einheit vorgehen. Rallah hat Respekt vor Euren Delegationen und Häusern und fürchtet die Calatirnor, weshalb er es nicht wagen wird, uns anzugreifen, wenn wir Darushan gemeinsam verlassen."

Am Ende seiner Rede angekommen, verneigt sich Tinulin nochmals vor den Zwergenprinzen. Als Furin den Noldo fragt, weshalb sie nicht jetzt gleich aufbrechen sollten, erwidert Tinulin, dass es darum gehe, Rallahs Anhängern Zweifel ins Herz zu setzen. Dabei müssten sie allerdings sehr vorsichtig sein und sich gegenseitig schützen. Grain entgegnet darauf, dass "das Herz" eine Sache des Westens sei, welche mit den Zwergenhäusern nichts zu tun habe. Die Meinung oder Haltung der Menschen sei den Zwergen grundsätzlich einerlei, fraglich sei indessen, welches Vorgehen das grössere Risiko in sich berge.
In der Folge besprechen sich Furin und Grain miteinander auf Khuzdul und werden sich dabei uneins, so dass sie schliesslich von Thorang wieder beruhigt werden müssen. Grain sagt darauf, dass für die Zwerge nicht ersichtlich sei, worin der Vorteil liege, wenn sie ihre Abreise verzögern würden. Wenn es Frau Mo und die übrigen Calatirnor aber wünschen sollten, so würden es sich die Zwergenprinzen nochmals überlegen, dies im Wissen darum, dass sie damit ein hohes Risiko eingehen würden und weiterhin König Rallah und seinem Schatten ausgesetzt wären. Bóin II. verneigt sich und sieht anschliessend zusammen mit Tinulin Mo an. Die schöne Dunländerin steckt darauf mit ihren beiden Gefährten die Köpfe zusammen und sagt ihnen auf Westron, dass sie in dieser Sache ganz sicher nicht den Entscheid treffen werde. Sie sei Herrn Sarumans Botin, nicht seine Gesandte. Tinulin erwidert darauf, dass er sie verstehe, es nun aber um ihren Willen gehe. Ihn selbst halte eigentlich kaum noch etwas am Steppenturnier, denn es gebe nicht mehr viel auszurichten, aber er halte es trotzdem für wichtig, zu bleiben. Jetzt zu gehen, könnte für sie zwar mehr Sicherheit bedeuten, aber es könnte Rallah in die Karten spielen, der die Zwerge und auch die Calatirnor ja eigentlich gar nicht erst hier haben wollte und die seine Pläne gestört hätten. Bei einem frühzeitigen Aufbruch würde Rallah alles gewinnen, während sie nicht nur alle und alles im Stich lassen, sondern auch noch alles verlieren würden, was er, Tinulin, selbst und auch die Azurspinne anstreben und hier arrangiert haben. Zu bedenken sei auch, dass Tinulin auch um den Rat der Azurspinne angefragt habe, es aber eine Weile dauern könnte, bis ihre Antwort vorliegt. Bóin II. sieht es ähnlich und sagt, dass das Schicksal sie hergeführt habe. Wenn sie dem Westen helfen wollen, müssten sie eigentlich hierbleiben. Dabei müssten sie aber gleichzeitig darauf achten, dass sie dem Westen nicht doch mehr schaden als nutzen. Als Mo sagt, dass sie die Argumente und Motivationen ihrer Begleiter verstehe, aber noch nicht sehe, wie das entsprechende Vorgehen ihr Überleben sicherer machen würden, erwidert Tinulin, dass es dabei auch gar nicht um diesen Aspekt gehe. Mit lauterer Stimme, so dass es auch die Zwerge hören können, fährt er fort, dass es darum gehe, dem Gesandten so viel Widerstand wie möglich zu leisten, denn es sei dieser Widerstand, der sie vereine. Dem Gesandten gehe es nämlich nicht nur um den Westen, sondern um die Herrschaft über die ganze Welt, weshalb er früher oder später auch an die Tore der Zwergenreiche klopfen werde. Bóin II. unterstreicht, dass es darum gehe, den freien Völkern und dem Westen zu helfen und allen Völkern, welche nicht mehr mit den Orks zusammenarbeiten wollen. Mo denkt eine Weile darüber nach, bevor sie sagt, sie werde Tinulin und Bóin II. vielleicht irgendwann mal an ihre Worte erinnern. In dieser Sache wolle sie vor einem Entscheid aber erst noch den Rat der Azruspinne abwarten, was die anderen verstehen und womit sie einverstanden sind.

Am nächsten Tag, es ist der 26. August 2788 3Z, wird die zweite Runde des Fernwaffen-Wettbewerbs ausgetragen, bei welchem Tinulin, Bóin II. und Calendin eine Runde weiterkommen, während Arrohir ausscheidet.

// Metageblubber:

Die Session war einmal mehr ziemlich spannend, auch für mich, und die Spieler haben ihre Charakter sehr gut ausgespielt. Nach dem Abendessen bei Rallah war es ein reiner Improvisationsflug, denn ich selbst hatte für den Ausgang des Abendessens im Vorfeld sehr viele verschiedene Möglichkeiten erwogen, dachte mir dann aber schliesslich "einfach mal schauen, wie es rauskommt und dann drauf reagieren".

Die Idee der Spieler, gegenüber Rallah und Ren ganz auf den Schutz der Zwerge zu setzen, hatte ich erst nicht so richtig auf dem Schirm gehabt. Das hatte zur Folge, dass ich mir bei der Reaktion der Prinzen auf Bóins II. Offenlegung der Anwesenheit des Gesandten oder eines seiner höchsten Diener nicht so wirklich sicher war. Ich denke, ich muss diese Stelle im Hinblick auf die nächste Session noch ein bisschen offener lassen, als ich es aus-gespielt habe. Zum jetzigen Zeitpunkt ist ja aber auch noch nichts in Stein gemeisselt, schliesslich wird ja noch der Rat der Azurspinne abgewartet. Das bedeutet, dass auch die Zwergenprinzen auf ihren Entscheid zurückkommen und/oder ihn gegebenenfalls modifizieren können. Jedenfalls eine sehr spannende Ausgangslage.

Ich bin jedefalls momentan sehr zufrieden mit der Situation, aber die Gefährten sind grade auf einer extrem spannenden Gratwanderung. Ich hoffe, dass wir die Sache ohne einen Absturz durchkriegen.

Mir ist bewusst, dass zumindest Bóins II. Spieler das Turnier sehr gerne bis zum Ende durchspielen würde. Ich würde das aus verschiedenen Gründen auch sehr gerne (aber eben eigentlich nicht auf Kosten, dass ich Rallah und/oder die Zwergenprinzen dumm/unverantwortlich spielen müsste). Vielleicht findet sich ein Weg, der dorthin führt, aber es ist schon ein bisschen ein Dilemma.

Nein, ich erwarte kein Mitleid von den Tanelornis, aber ich könnte mir denken, dass das bei den Spielern anders aussehen könnte  ;D



Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #301 am: 7.07.2024 | 21:40 »
Ja, Ihr seht richtig, es geht "schon" wieder weiter, also Popcorn rausgeholt und losgelesen  :)

Session 113
26.8. - 27.8.2788 3Z
Darushan

Nach den Wettkämpfen des Tages wird die Delegation von Heb Aaraan am Abend des 26. August 2788 3Z zum zweiten Mal bei König Rallah zum Abendessen eingeladen. Derweil besprechen die Gefährten in ihrer Unterkunft die nächsten Schritte, und da verschiedene Präferenzen bestehen, können sich die Calatirnor noch nicht abschliessend für ein Vorgehen entscheiden. Ein Verbleib am Turnier würde die Frage der Auflösung des Bündnisses zwischen Kargagis Ahar und Alduryaknar in den Raum stellen. Für Arrohir kommt so etwas allerdings nicht in Frage, da die Verbindung der Garant für die Unfruchtbarkeit der Fohlen von Windraes ist. Auch Tinulin hält nichts von der geforderten Auflösung, denn die Verbindung sorgt für die nötige Ver-schiebung der Kräfte hin zur Schlange von Cyan. Calendin sagt derweil, dass die Hände der Gefährten schon seit den Malachithöhlen stets geführt worden seien. Der Waldelb hofft daher darauf, dass ihnen das Schick-sal auch in dieser schwierigen Situation den Weg vorgeben könnte. Tinulin spricht sich schliesslich dafür aus, zunächst den Rat der Azurspinne abzuwarten. Bóins II. Trauer über den möglichen Verlust der Turnier-kosten kann Calendin zwar verstehen, er erachtet dieses Argument indessen für nachrangig. Auf Bóins II. Frage, weshalb Tinulin nicht öfters bei Herrn Saruman gewesen sei, findet der Noldo keine richtige Antwort und sagt schliesslich, dass er dies wohl einfach verpasst habe. Gleich darauf hängt der Zwerg die Frage an, welcher Natur Herr Saruman eigentlich sei, da er einerseits ganz offensichtlich weder dem Volk der Zwerge noch jenem der Elben angehöre, andererseits aber auch vor über 300 Jahren den Nazgûl Ren aus Nargubraz vertrieben haben soll. Tinulin erklärt darauf, dass er ziemlich sicher ein hochmagisches Wesen sein dürfte, auch wenn darüber nicht mehr bekannt sei. Im Übrigen habe auch die Azurspinne so gesprochen, als hätte sie die Ereignisse im Zweiten Zeitalter, von denen sie erzählt habe, höchstpersönlich miterlebt.
Calendin führt die Diskussion schliesslich wieder auf das Wesentliche zurück, indem er fragt, wie Rallahs Aufmerksamkeit von den Calatirnor fortgelenkt werden könnte. Tinulin erklärt, dass sie dazu nur Darushan verlassen müssten, da der König von Chey Sart kein allzu grosses Interesse an ihnen haben dürfte, solange das Turnier laufe. Eine Verfolgung durch Rallah hält der Noldo für eher unwahrscheinlich, da die Calatirnor schlicht zu uninteressant sein dürften und sich der König auch kaum mit den Zwergenhäusern werde anlegen wollen. Kurz überlegen sie, ob ihnen ein Eingreifen des Feuermalasanders weiterhelfen könnte, und Calendin sagt, dass ein Anschlag in der Hauptstadt von Chey Sart Rallahs Aufmerksamkeit von den Gefährten weglenken könnte.
Als Calendin vorschlägt, dass sie auf jeden Fall Vorräte anlegen sollten, stellt Mo die Frage in den Raum, wohin sie sich eigentlich wenden wollen. Die Antwort fällt zuerst auf Kharukthalad, worauf Tinulin anfügt, dass er anschliessend von Norden her zur Schlange von Cyan reisen wolle. Als Mo darauf vorschlägt, dass sie sich die ganze Sache am besten mal auf der Karte anschauen sollten, halten Tinulin, Bóin II. und Calendin dies jedoch für verfrüht und wollen erst den Rat der Azurspinne abwarten.

Wenig später gehen die Gefährten ans allabendliche Fest, und Bóin II. fragt Tinulin, ob er zu Katarr gehen wolle, um den Anschein zu erwecken, dass sie daran seien, die Verbindung aufzulösen. Der Noldo sagt jedoch, dass er nicht wüsste, was er mit Katarr besprechen könnte und die Gefahr bestehe, dass die Täuschung Rallah zugetragen werde. Kurze Zeit später entdecken die beiden Aram, und Tinulin bittet den hageren Mann bei einem gemeinsamen Spaziergang unter vier Augen darum, ihm die Einstellung der Azurspinne zu den verschiedenen Handlungsoptionen der Calatirnor zu nennen. Die erste Option wäre laut Tinulin der Verbleib am Turnier sowie die Auflösung der Verbindung zwischen Kargagis Ahar und Alduryaknar, was ihnen aufgrund seiner guten Beziehungen zu Prinz Almaro leicht gelingen könnte. Tinulin betont jedoch sogleich, dass dies nicht seinem Wunsch entspreche. Die zweite Option wäre der Verbleib am Turnier ohne Auflösung der Verbindung, was aufgrund von König Rallahs Drohung jedoch zum Tod der Calatirnor führen könnte, zumal nicht ganz klar sei, wie weit der von den Zwergen zugesicherte Schutz gehe. Die dritte Option wäre der sofortige Aufbruch, was Rallah vermutlich ganz recht sein dürfte, weil er dann am Turnier freie Hand für die Durchsetzung seiner Interessen hätte. Diese Option sei zurzeit leider am wahrscheinlichsten. Die vierte und letzte Option wäre das Hoffen auf ein Eingreifen einer aussenstehenden Macht wie bei-spielsweise des Feuermalasanders, der Rallahs Aufmerksamkeit jedoch so stark auf sich ziehen müsste, dass er deswegen das Steppenturnier verlassen würde. Diese Option liege aber freilich nicht in den Händen der Gefährten.
Zur ersten Option sagt Aram, dass dies ein eklatanter Bruch der Vereinbarung der Calatirnor mit der Azurspinne sei, welche sich in diesem Falle selbstredend auch an nichts mehr gebunden fühlen würde. Tinulin erwidert darauf, dass sie sich dann wohl darin einig seien, dass dies nicht der Weg sein könne. Zur zweiten Option sagt Aram, dass die Azurspinne zur Erreichung ihrer Ziele selbst auch schon diverse Ressourcen geopfert habe. Es wäre daher zumindest wünschenswert, wenn die Last auf viele Schultern verteilt werden könnte, zumal auch der Westen einen klaren Nutzen von den Bestrebungen der Azurspinne habe und zudem noch gar nicht feststehe, ob und welche Ressourcen der Calatirnor betroffen wären. Hinsichtlich der dritten Option, also dem frühzeitigen Aufbruch der Gefährten, sagt Aram, dass dies als Bruch der Vereinbarung gewertet werden müsste, die bis zum Ende des Turniers gelte, weshalb die Unterstützung der Azurspinne spätestens an der Stadtmauer von Darushan enden würde. Die Azurspinne sei in diesem Fall bereit, die Abmachung bezüglich der Fohlen von Windraes bestehen zu lassen. Die 50 Goldstücke, welche Tinulin von der Azurspinne für seinen Ärger mit Katarr noch erhalten sollte, würden indessen nicht ausbezahlt, sondern sollten von den Calatirnor als Investition für "Erleichterungen bei der Ausreise aus Darushan" sowie als Beitrag an den zu beschaffenden Proviant verstanden werden. Zur vierten Option sagt Aram schliesslich, dass die Hoffnung ja bekanntlich zuletzt sterbe, die Azurspinne jedoch weder über eine Verbindung zum Feuermalasander verfüge, noch selbst die Möglichkeit habe, um Rallah vom Steppenturnier wegzulocken.
Als Tinulin auf Arams Rede sagt, er finde, das Wort "Vertragsbruch" sei etwas stark gewählt, lächelt ihn der hagere Mann nur freundlich an und erwidert, Tinulin wolle hier doch wohl nicht wirklich über Begrifflichkeiten streiten. Tinulin entgegnet, dass er die Varianten zwei und drei gerne mit den übrigen Calatirnor besprechen wolle, worauf Aram sagt, Tinulin solle weder ihn noch die Azurspinne verurteilen. Die Antworten der Azurspinne seien nicht prinzipiell gegen ihn gerichtet, sondern das sei einfach der Lauf der Dinge, und Verlust gebe es nunmal immer, auch auf Seiten der Azurspinne. Tinulin erklärt darauf, dass die Azurspinne in diesem Fall die dritte Variante nicht als Vertragsbruch werten solle und er ihm am nächsten Morgen Bescheid geben werde, für welche Variante sie sich entscheiden.

Nachdem sich die beiden Männer voneinander verabschiedet haben, kehrt Tinulin mit den übrigen Gefährten zurück, um in der Unterkunft gemeinsam die Lage zu besprechen. Calendin wirft dabei die Frage auf, ob die noch freien Steppenvölker davon abgehalten werden könnten, sich Rallah anzuschliessen. Dafür könnten sie sich beispielsweise den Zwergenhäusern als unabhängigen Verbindern und Anführern anschliessen, was wiederum für die Zwerge interessant sein könnte, jetzt da sie um die Anwesenheit eines Nazgûls wissen. In diesem Fall würde Rallahs Allianz nicht weiter wachsen, sondern die freien Völker würden das Turnier ebenfalls vorzeitig verlassen, was die Überlebenschancen der Calatirnor erhöhen würde. Die Gefährten dis-kutieren noch weitere Aspekte, bis es Bóin II. schliesslich zu bunt wird und er zu den Zwergenprinzen geht. Diese halten einen raschen Aufbruch noch immer für das Beste, zumal die Sicherheit der Erben der drei Zwergenhäuser für sie das oberste Gebot sein müsse. Zunächst müssten sie aber genügend Proviant für die Rückreise beschaffen.
Nachdem Bóin II. die übrigen Gefährten etwas später über den Plan der Zwerge in Kenntnis gesetzt hat, wenden sie sich der Frage zu, wie sie selbst aus Darushan entkommen könnten. Tinulin sagt, dass die Azur-spinne hierfür Unterstützung angeboten habe, und macht sich sogleich nochmals auf die Suche nach Aram, den er schon nach kurzer Zeit im Stadion findet. Nachdem der Noldo den hageren Mann über den Plan der Zwergenprinzen informiert und angefügt hat, dass die Calatirnor die Zwerge begleiten werden, sagt Aram, er bedauere, dass ihre Zusammenarbeit in diesem Fall früher als ursprünglich gedacht zu Ende geht. Tinulin sieht es genauso, sagt aber, dass die Calatirnor schlicht nicht in der Lage seien, es mit König Rallah aufzunehmen. Auf die Frage des Noldos sagt Aram, dass die Azurspinne die Calatirnor bei der Beschaffung des für sie nötigen Proviants sowie beim heimlichen Verlassen von Darushan unterstützen könne, was allerdings nachts zu erfolgen habe. Um einen möglichst grossen Vorsprung vor allfälligen Verfolgern zu erhalten, sollten sie in der Nacht auf den 29. August 2788 3Z fliehen. An diesem Tag sei die zweite Runde im Steppensegeln angesetzt, und da sie aus dieser Disziplin komplett ausgeschieden seien, würde ihr Fehlen wohl erst sehr viel später bemerkt werden, als wenn sie einfach nicht zu den Wettkämpfen auftauchen würden. Tinulins Plan sieht vor, Mo und Yuzuki bei den in aller Öffentlichkeit abreisenden Zwergendelegationen zu verstecken, während die Elben und Arrohir in der Nacht davor mit den Pferden aus Darushan fliehen. Als Aram fragt, wohin sich die Calatirnor wenden werden, sagt Tinulin, dass er beabsichtige, vorerst noch im Osten zu bleiben und via Kharukthalad zur Schlange von Cyan zu reisen. Der hagere Mann erwidert, dass er diesen sehr langen Weg vielleicht abkürzen könnte, wenn er Katarr um einen Passierschein für Kargagis Ahar ersuchen würde, da er dann schon sehr viel näher an Burskadekdar, das Reich der Schlange von Cyan, herankomme. Und da Tinulin mit Prinz Almaro so ein gutes Einvernehmen habe, sollte er auch ohne Probleme durch Alduryaknar kommen, das dann noch zwischen ihm und der Schlange von Cyan liege. Tinulins Bedenken bezüglich Katarrs Aufrichtigkeit kann Aram verstehen, weshalb ihm der hagere Mann rät, sich wegen des Passierscheins vielleicht eher an Prinz Almaro und Prinzessin Karassa zu wenden.
Nachdem Tinulin und Aram ein weiteres Treffen für den nächsten Tag vereinbart haben, geht der Noldo zurück zur Unterkunft und informiert seine Freunde über die neusten Pläne, wobei er sagt, dass er in diesem Fall voraussichtlich alleine nach Osten reisen würde, falls ihn die übrigen Calatirnor nicht begleiten wollen. Auf Bóins II. Frage, was er so weit im Osten zu tun hoffe, schwärmt ihm Tinulin von einem Treffen mit seinen ost-elbischen Brüdern vor. Aber auch die Schlange von Cyan und ihre Minen, bei deren gefährlichem Betrieb sie vielleicht etwas verbessern könnten, zumal ihn dies an Utumno erinnere, reizen den Noldo sehr. Bóin II. und auch Mo sind vom Vorschlag einer temporären Trennung jedoch gar nicht begeistert. Die dunländische Schönheit erklärt, dass sie als Calatirno jetzt Teil einer Familie sei, weshalb eine solche Trennung für sie ein Dilemma bedeute, da man seine Familie nicht im Stich lasse. Tinulin erwidert darauf, dass er seinen Kopf nicht gegen den Willen der anderen Calatirnor durchsetzen wolle, beginnt dann aber erneut von der Möglichkeit eines Treffens mit den Ost-Elben und gar einem Blick auf das Ostmeer zu schwärmen. Schliesslich sagt er, die Calatirnor und auch die Zwerge sollten in jedem Fall überlegen, ob eine Flucht nach Kargagis Ahar nicht in jedem Fall besser wäre, um sich Rallahs Einfluss aufgrund der geringeren Distanz zu den Reichsgrenzen möglichst rasch zu entziehen.

Trotz der späten Stunde geht Tinulin nach der Besprechung schliesslich noch zu Prinz Almaro, der den Noldo fragt, ob er gekommen sei, um nochmals für König Almarant zu singen, dem es mittlerweile schon wieder schlechter gehe. Der Noldo bejaht dies, kommt dann aber auch schon gleich zum eigentlichen Grund seines Besuchs und sagt, dass er die schlechte Nachricht zu überbringen habe, dass die Calatirnor das Steppenturnier so bald wie möglich verlassen müssen. König Rallah trachte den Calatirnor nach dem Leben und habe verlangt, dass sie die Verbindung zwischen Almaro und Karassa auflösen, was jedoch nicht geschehen dürfe. Anschliessend erklärt Tinulin, dass sie zur Schlange von Cyan fliehen wollen, dazu aber einen Passierschein für Kargagis Ahar benötigen und zudem wissen müssen, wo sie und allenfalls auch ein ganzer Zwergentross den grossen Fluss Talathrant am besten überqueren können. Almaro erwidert darauf, dass er selbst auch schon über die Auflösung der Verbindung mit Kargagis Ahar nachgedacht habe und ihm auch schon von verschiedenen Seiten zu diesem Schritt geraten wurde. Tinulin sagt ihm, dass er standhaft bleiben solle, da König Almarants Opfer für die Verbindung bereits erbracht sei und nicht mehr rückgängig gemacht werden könne. Der Entscheid für die Verbindung werde zudem viele Menschenleben retten.
Als Tinulin erklärt, dass er auch nach Osten wolle, um den Menschen dort zu helfen, fragt Almaro, ob der Noldo denn schon mit Katarr über sein Ansinnen gesprochen habe. Der Elb sagt, dass dies schwierig sei und er Almaros Hilfe benötige, da er Katarr vor allen Leuten mit dem Tod gedroht habe und dieser sich zuerst öffentlich für sein Verhalten entschuldigen müsste. Nachdem er noch angefügt hat, dass er Katarr zudem nicht vertraue, denkt Almaro kurz nach, bevor er sagt, dass vielleicht auch Karassa ein solches Papier ausstellen könnte, allenfalls noch zusätzlich mit Katarrs Siegel. Tinulin ist Almaro so dankbar für seine Unterstützung, dass er dem Prinzen anbietet, König Almarant auf seiner Reise nach Osten mitzunehmen. Almaro lacht indessen nur bitter und sagt, dass sein Vater niemals in der Lage wäre, die Calatirnor auf ihrer notwendigerweise raschen Flucht zu begleiten und ein solches Vorgehen zudem äusserst unvorsichtig wäre. Je weniger er, Almaro, und andere über die Flucht der Calatirnor wüssten, desto sicherer sei sie. Tinulin versteht das und sagt nur noch, dass der Passierschein rasch hergestellt werden müsste, da sie bereits in der Nacht auf den 29. August 2788 3Z aufbrechen werden.
Anschliessend geht Tinulin noch zu Almarant und sieht, dass sich sein Zustand abermals verschlechtert hat. Der König liegt mit weit aufgerissenen Augen und schwach mit den Armen in der Luft herumfuchtelnd im Bett und scheint seine Umwelt kaum noch wahrzunehmen. Mit seinem Gesang gelingt es Tinulin immerhin, den Schleier vor Almarants Geist etwas zu heben und dem nassgeschwitzten und immer wieder von Atemaussetzern geplagten König zumindest kurzzeitig ein bisschen Linderung zu verschaffen. Erst gegen drei Uhr morgens am 27. August 2788 3Z kehrt Tinulin zur Unterkunft der Calatirnor zurück.

// Metageblubber:

Wieder eine in verschiedener Hinsicht spannende Session. So habe ich mich beispielsweise dazu entschlossen, mit Mo sehr stark "einzugreifen", um die Spieler zu den wirklich relevanten Fragen zu bekommen, nämlich etwa wo ihre Charakter eigentlich hin wollen... denn davon hängt unter anderem auch ab, was es vorzukehren gilt. An diesem Punkt war ich so ein bisschen am Zweifeln, ob ich die Spieler auf die Möglichkeit stossen soll, dass die Charakter auch einen direkten Gang nach Osten wagen könnten. Das geht aber natürlich nur, wenn die Zwerge sie zumindest bis zum Fluss begleiten.
Dann gab es Momente, in denen die Spieler mit einer so grossen Überzeugung Annahmen getroffen haben, wofür sie aber nur wenige stichhaltige Infos hatten, dass ich befürchtete, dass sie die ganze Weltlogik anzweifeln werden, wenn es dann doch anders kommen sollte... Dies war z.B. bezüglich der Folgen eines Angriffs von Rallah auf die Zwerge der Fall. Immerhin konnten die Zwerge den Gefährten sagen, dass sie selbst nicht gewillt sind, sich in einen Krieg hineinziehen zu lassen und sich die Erben der Zwergenhäuser nicht der Gefahr aussetzen wollen, aus einer misslichen Lage heraus getötet zu werden. Dadurch wurde das Verbleiben am Turnier schon mal unwahrscheinlicher.
Lustig fand ich sodann, dass sich Calendin plötzlich darüber "beschwerte", dass den Gefährten der Weg nicht vorgegeben wird, sondern sie jetzt selbst eine Entscheidung treffen sollen. Und das, nachdem er und Bóin II. sich mehrere Sessions lang als blosse Marionetten des Schicksals gefühlt und nach Freiheit bei den Entscheidungen gelechzt haben :) Ich weiss jetzt nicht, ob sie zufrieden damit sind, dass die Zwergenprinzen recht klar gemacht haben, was ihre bevorzugte Lösung ist und sie, die Gefährten, damit schon wieder um eine "freie Entscheidung" gebracht worden sein könnten.

Von diesen Ingame-Entscheidungen mal ganz abgesehen:
Ich weiss, dass Bóins II. Spieler das Turnier am liebsten weiterspielen würde. Und ich weiss, dass wir schon sehr viel Zeit in das Turnier hineingesteckt haben, sowohl was die technische und inhaltliche Vorbereitung betrifft (praktisch während meiner gesamten New Zealand-Ferien) als auch die Ingame-Durchführung. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass all das keineswegs vergebens war, auch wenn die Gefährten jetzt früher aufbrechen sollten. Für mich hatte das Turnier bestimmte Zwecke, und die hat es eigentlich ganz gut erfüllt. Natürlich hatte es auch einen Selbstzweck als "Turnier", aber an dem hänge ich nicht mal so sehr, wie ich bei der Vorbereitung dieser Session zu meiner Beruhigung festgestellt habe.
Dass die ganze Sache auf einen verfrühten Aufbruch der Gefährten hinauslaufen könnte und auch würde, stand für mich eigentlich erst nach dieser Session so richtig im Raum, darüber hatte ich mir bis dahin kaum Gedanken gemacht. Es ist also mitnichten so, dass das alles von langer Hand genau so geplant gewesen wäre. Je nach dem Verhalten der Charakter vor und beim Essen mit Rallah hätte sich Vieles auch anders entwickeln können. Und ich halte es ja oft so, dass ich den Spielern in erster Linie mal die Probleme hinstel-le und nicht die Lösungen :)

Und wer weiss, vielleicht finden die Spieler ja doch noch eine überzeugende Begründung, weshalb die Calatirnor am Turnier bleiben könnten oder sollten.

Schliesslich noch etwas, das mir erst nach dem Spiel aufgefallen ist: Yuzuki hat zu dieser ganzen Sache nicht ein einziges Wort gesagt. Und dabei hat sie ja wahrscheinlich auch noch eine ganz eigene Agenda bezüglich ihres Vaters und/oder anderer Dinge? Da ist wohl auch noch ein bisschen was nachzuholen in der nächsten Session.

Noch immer kein Mitleid für die armen Charakter? Nicht mal für Bóin II., dem vermutlich eigenes an Preisgeldern aus dem Turnier entgehen könnte?  ~;D

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #302 am: 10.07.2024 | 22:14 »
Eine kurze Session mit einem kurzen Bericht...

Session 114
27.8.2788 3Z
Darushan

Beim Morgenappell am 27. August 2788 3Z erfahren Arrohir und Yuzuki, dass am heutigen Tag die zweite Runde des Stockkampfs auf dem Baumstamm ausgetragen wird. Während Bóin II. gegen Aczent aus Acaana zu Gange ist, fragt Calendin Tinulin, ob sie eigentlich die anderen Delegationen über die Anwesenheit des Nazgûls informieren müssten. Der Noldo ist der Meinung, dass sowohl die Zwerge wie auch die für sie relevanten Menschenreiche Bescheid wüssten und es an diesen sei, die Kunde vom Nazgûl zu verbreiten, zumal die Calatirnor im Fokus von Rallah stehen würden. Als Calendin die Frage stellt, ob sie Rallah töten sollten, sagt Tinulin, dass er auch schon darüber nachgedacht habe, dass es ihnen aber kaum gelingen dürfte, an den Herrscher von Chey Sart heranzukommen.
Gerade als Bóin II. zu seinem zweiten Hieb ausholen will, rutscht er aus und hat grosse Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Sein Gegner kann aus diesem Missgeschick jedoch kein Kapital schlagen, denn er verpatzt seinen Hieb so massiv, dass er beinahe selbst vom Baumstamm fällt. Nachdem sich die beiden Kämpfer mit ihren Stöcken noch einige Runden gepufft haben, kann Bóin II. seinen Kontrahenten schliesslich vom Baum fegen. Bóins II. Schüler Khufur geht sein Gefecht gegen Achso deutlich zielgerichteter an und schickt den Mann aus Acaana gleich mit dem ersten Hieb auf einen Freiflug in den Schlamm. Als letzter Calatirno muss schliesslich Tinulin gegen Cholaf antreten. Der Noldo ist zwar agiler und schneller als sein Kontrahent aus Chey Sart, aber auch dies kann nicht verhindern, dass Tinulin bei seinem ersten Hieb so sehr daneben schlägt, dass er das Gleichgewicht verliert und benommen vom Baumstamm fällt. Während der Elb im Schlamm landet, verneigt sich Cholaf vor dem jubelnden Publikum.
[Technisch gesprochen: Tinulin unterläuft bei seinem ersten Angriff mit UM 03 ein Waffenpatzer. Das Ergebnis von UM 77 führt zu zwei Runden Benommenheit, was mit einer Wahrscheinlichkeit von 40% pro Runde zum Sturz führt. Tinulin nutzt gleich seine erste Chance für ein Bad im Schlamm.]
Die Zuschauer sind von Cholafs Sieg ebenso begeistert wie von Tinulins Missgeschick, weshalb sich hämisches Gelächter und euphorische "Cholaf"-Rufe in etwa die Waage halten. Der Noldo nimmt seine Niederlage jedoch gelassen und lächelt sogar, als er den Kampfplatz verlässt.

Während der Mittagspause erscheinen ein weiteres Mal einige Männer der Turniergarde bei den Calatirnor und fordern Arrohir auf, Windraes seiner Pflicht zur Besamung der Stuten von Kargagis Ahar und Alduryaknar zuzuführen. Nachdem der Hengst vier Stuten besprungen hat, haben die Männer genug und ziehen wieder ab. Wenig später kommen Thorang, Furin und Grain zur Unterkunft der Calatirnor und sagen, dass sie ihren Aufbruch noch am heutigen Tag verkünden müssen. Nur so hätten die Zwerge genügend Zeit, um den Reiseproviant noch vor dem für den 29. August 2788 3Z geplanten Aufbruch beschaffen zu können. Während der Besprechung weiterer Punkte rund um den Aufbruch wird klar, dass die Elben bei ihrem heimlichen Ritt aus der Stadt in der Nacht auf den 29. August 2788 3Z alle Pferde der Gefährten mitnehmen müssen. Es würde nämlich sofort auffallen, wenn die Zwerge bei ihrem offiziellen Aufbruch plötzlich mehrere Pferde mit sich führen würden, wo sie bei ihrer Ankunft doch nur zahlreiche Steinböcke und Ponys als Last- und Zugtiere bei sich hatten. Arrohir, Mo und Yuzuki müssten sich sodann am frühen Morgen des 29. August 2788 3Z in den Wagen der Zwerge verstecken, während Bóin II. und Khufur unter ihren Brüdern nicht sonderlich auffallen dürften.

Nachdem der Aufbruch besprochen ist, geht Tinulin zu Almaro und lässt sich vom Prinzen von Alduryaknar erklären, an welcher Stelle sie den Fluss Talathrant nach Kargagis Ahar überqueren könnten. Almaro bedauert, dass die Gefährten tatsächlich vorzeitig aufbrechen wollen, zumal sich König Almarants Zustand immer weiter verschlechtert. Gleichwohl zeichnet der Prinz dem Noldo bereitwillig die Lage der östlich von Darushan gelegenen Ortschaft Chirab ein, wo eine Fährverbindung über den Talathrant besteht. Dabei erklärt er allerdings, mit seiner Delegation selbst einen anderen Übergang viel weiter südlich bei Orgothraath genutzt zu haben. Anschliessend sagt er, dass Prinzessin Karassa grundsätzlich bereit wäre, den Gefährten einen Passierschein für Kargagis Ahar auszustellen, wobei dieser ohne Katarrs Siegel jedoch praktisch nutzlos sei. Katarr, der seit seiner schweren Verwundung im Mannschaftszweikampf komplett abgeschottet werde, sei jedoch weder Willens noch in der Lage, ein solches Dokument auszustellen, zumindest nicht ohne eine entsprechende Gegenleistung. Karassa und Almaro könnten indessen einen Passierschein vorbereiten, falls sich die Gefährten selbst um das Siegel kümmern wollten.
Tinulin bedankt sich für Almaros Bemühungen und sagt, er müsse das weitere Vorgehen erst noch mit Calendin besprechen. Anschliessend singt er noch eine gute Stunde für König Almarant, bevor er sich von Almaro verabschiedet.

Sobald Tinulin wieder in der Unterkunft der Gefährten ist, fragt er Calendin, ob sich der Waldelb in Katarrs Quartier schleichen könnte, um dessen Siegel zu erhalten. Calendin hält eine solche Unternehmung jedoch für illusorisch und rät daher, wie auch Bóin II., zur Begleitung der Zwergendelegationen nach Kharukthalad. Ob eine Einschleichaktion bei Katarr in Betracht komme, hängt für Calendin in erster Linie davon ab, wie viele Delegationsmitglieder von Kargagis Ahar abends am Fest auftauchen und somit nicht zur Bewachung von Katarr abgestellt sind. Nachdem dieser Punkt geklärt ist, geht Tinulin nochmals zu Prinz Almaro und bittet ihn, einen Passierschein für Kargagis Ahar vorbereiten zu lassen. Almaro ist damit einverstanden und verspricht, dass das Schreiben bis zum Abend vorliegen werde.

Nach den Wettkämpfen des Tages ruft ein Fanfarensignal alle Delegationen ins Stadion, worauf der Turnierleiter mitteilt, dass am Abend die Delegation von Gaathgyarkan bei König Rallah speisen werde. Anschliessend verkündet der Mann, dass die Anführer der Zwerge der Häuser der Steifbärte, der Schwarzschmiede sowie der Steinfüsse wegen einer äusserst dringlichen Angelegenheit in der Heimat der Steinfüsse den vorzeitigen Rückzug ihrer Delegationen vom Steppenturnier erklärt hätten. König Rallah nehme diesen Entscheid mit Bedauern zur Kenntnis, während die Turnierleitung darauf hinweise, dass in diesem Falle sämtliche Turniergebühren verfallen seien und die von den Zwergenstreitern besetzten Wettkampfplätze anderweitig aufgefüllt werden.
Nach der Verkündung geht Bóin II. zu den Zwergenprinzen und erkundigt sich, vordergründig ganz den Unwissenden spielend, nach dem Grund für den kurzfristigen Aufbruch. Furin erklärt Bóin II. darauf freimütig, dass irgendwelche Menschen Kharukthalad belagern würden, was nicht zulässig sei. Bóin II. bietet den Zwergenprinzen darauf lauthals den Biervorrat der Calatirnor als Beitrag an ihren Proviant an, wobei beiden Gesprächspartnen klar ist, dass sich in einigen der Fässer die Habseligkeiten der Gefährten sowie Arrohir, Mo und Yuzuki selbst befinden werden. Furin nimmt das fingierte Angebot dankend an und sagt, dass er und seine Verbündeten mit einem Aufbruch am 29. August 2788 3Z rechnen, davon ausgehend, dass bis dahin genügend Proviant für die Reise beschafft werden könne.

Während am Abend die Delegation von Gaathgykarkan zum zweiten Mal bei König Rallah zum Essen eingeladen ist, begibt sich Tinulin zu Prinz Almaro, der dem Noldo einen vorgefertigten Passierschein überreicht. Das Schreiben besagt:

"Der Inhaber dieses Schreibens und seine Begleiter stehen unter dem Schutz von Katarr, Regent von Kargagis Ahar. Wem dieses Schreiben vorgehalten wird, ist verpflichtet, den Inhaber auf seinem Weg durch Kargagis Ahar nach Kräften zu unterstützen."

Almaro erklärt Tinulin anschliessend, dass sich Katarrs Siegelring an dessen rechter Hand und sich der zu verwendende Siegellack in einer Schatulle auf einer kleinen Kommode neben dem Bett befinde. Tinulin dankt dem Prinzen und bringt den Passierschein sogleich zu Calendin, der in der Zwischenzeit versucht hat herauszufinden, wie viele Delegationsmitglieder von Kargagis Ahar am Fest sind. Der Waldelb ist sich aufgrund des grossen Getümmels nicht wirklich sicher, befürchtet aber, dass von den 40 Delegationsmitgliedern nur gerade 23 am Feiern sein könnten. Calendin hält das von Tinulin ins Auge gefasste Unterfangen daher für zu gefährlich, gemessen am in seinen Augen nur geringen Mehrwert an einer Passage durch Kargagis Ahar. Tinulin geht deshalb nochmals zu Almaro und bittet ihn darum, ob Prinzessin Karassa für eine Ablenkung ihrer Delegation sorgen könnte. Der Noldo bietet dem Prinzen an, im Gegenzug auch Nachrichten von ihm nach Osten mitzunehmen. Almaro ist damit einverstanden und sagt, er habe tatsächlich eine Nachricht für die Schlange von Cyan. Bezüglich Tinulins Anliegen sagt Almaro, dass nicht einmal Karassa zu Katarr vorgelassen worden sei. Sie werde aber trotzdem in einer Dreiviertelstunde für eine Ablenkung sorgen, auch wenn ein solches Manöver natürlich wieder mit eigenen Risiken für die Calatirnor verbunden sein könnte. Als Tinulin darauf erklärt, dass die Calatirnor tief in seiner Schuld stehen würden, erwidert der Prinz mit einem hoffnungsvollen Lächeln, dass die von Windraes gezeugten Fohlen ein angemessener Ausgleich für seine Hilfe seien. Tinulin bleibt ob dieser Worte jedoch ernst und sagt, es finde sich vielleicht noch ein nachhaltigerer Ausgleich als die Fohlen, zumal diese im Osten vielleicht nicht gleich gut gedeihen würden wie im Westen.

Als Tinulin kurz darauf wieder bei Calendin ist, sagt er, dass er den Einbruch bei Katarr selbst versuchen werde, falls der Waldelb dies nicht machen wolle. Calendin hält das Risiko nach wie vor für zu hoch und ist deshalb dagegen. Er ist aber immerhin bereit, Tinulin zu begleiten und Schmiere zu stehen. Bóin II. ist derweil zu den Zwergenprinzen gegangen und bespricht mit ihnen ganz unauffällig den Ablauf beim bevorstehenden Aufbruch.

Rasch gehen die beiden Elben zurück zur Unterkunft der Calatirnor und bereiten den Einbruch bei Katarr vor. Tinulin nimmt auch noch 300 Goldstücke aus seinem eigenen Vermögen mit, um im Notfall einen Bestechungsversuch unternehmen zu können. Anschliessend machen sich die beiden Elben daran, auf dem gleichen Weg wie schon einige Tage zuvor auf das Dach der Delegation von Kargagis Ahar zu gelangen. Obwohl er ohne seine Rüstung unterwegs ist und neben dem Passierschein und dem Geld nur den schutzbringenden Armreif seiner Ahnin Erandë sowie einen Dolch und sein Seil bei sich trägt, hat Tinulin mehr Mühe als sonst, die Mauer des Stadions zu erklimmen. Calendin, der für dieses Unternehmen ebenfalls auf seine Rüstung verzichtet hat und nur mit einem Dolch bewaffnet ist, sagt daher, er glaube, dass Tinulin den Einbruchsplan eigentlich gar nicht wirklich durchziehen wolle. Tinulin erwidert darauf nur, dass er von Calendin etwas mehr Unterstützung und Überzeugung bei der Ausführung des Plans benötige.
[Technisch gesprochen: Beim Klettermanöver an der Stadionmauer unterläuft Tinulin ein leichter Patzer. Aufgrund seines äusserst hohen Fertigkeitswertes gelingt ihm das Manöver aber gleichwohl ohne Schwierigkeiten. Calendin fällt aber trotzdem auf, dass der Noldo weniger sicher klettert, als man es sonst von ihm gewohnt ist.]

Als sie wenig später auf der Mauer angekommen sind, öffnet sich ihr Blick ins Stadion, und Tinulin wird sich plötzlich der Sterne gewahr, die vor allem im Osten über dem bunten Treiben unter ihnen am Himmel funkeln und strahlen. Dieser Anblick erfreut Tinulin, und er schöpft daraus auch Zuversicht, während er leise zu Calendin sagt, dass unter diesen Sternen die letzten Elben des Ostens leben. Nachdem auch Calendin einen Blick zu den Sternen hinauf geworfen hat, schleichen sie über die Mauer des Stadions weiter bis zum Dach der Unterkunft von Kargagis Ahar. Dort angekommen, lässt sich Tinulin von Calendin nochmals die Lage der Räumlichkeiten im ersten Stock der Unterkunft beschreiben, bevor er an seinem Seil zum Fenster von Katarrs Gemach herunterklettert. Auf dem Fenstersims hält er kurz inne und sieht, dass Katarr schlafend und schwer atmend in seinem Bett liegt. Der Noldo vernimmt die leisen Gespräche von mehreren Männern, welche vor dem durch dicke Stoffe abgetrennten Raum Wache halten. Lautlos steigt Tinulin ins Zimmer und entnimmt der ihm von Prinz Almaro beschriebenen Schatulle auf der neben dem Bett stehenden Kommode sogleich Katarrs Siegellack. Gleich darauf muss der Noldo feststellen, dass Katarrs rechte Hand, an welcher sein Siegelring sitzen sollte, unter der Bettdecke liegt. Vorsichtig gleitet der Elb mit seiner rechten Hand Katarrs eingebundenem rechten Arm entlang unter die Decke und spürt, dass dem Mann zwei Finger zumindest teilweise fehlen und der Rest der Hand deutlich angeschwollen ist. Zu seiner Erleichterung spürt Tinulin aber auch den Siegelring, worauf er den Siegellack an einer der Kerzen erwärmt und auf den Passierschein kleckst, bevor er die Bettdecke vorsichtig ein Stück beiseite hebt und so Katarrs recht Hand freilegt. Gerade als er den Passierschein mit allergrösstem Fingerspitzengefühl auf den Siegelring rückt und dadurch die erhoffte Prägung im Siegellack erhält, verspürt Tinulin ein weiteres Mal die bereits bekannte unheimliche Verdunkelung der Atmosphäre. Schon im nächsten Moment hat der Noldo die Bettdecke wieder zurecht gerückt und das Schriftstück versorgt, ohne dass Katarr davon etwas mitbekommen hätte. Anschliessend klettert der Elb wieder aus dem Fenster und am Seil hinauf auf das Dach der Unterkunft, wo Calendin ihn bereits erwartet. Gemeinsam schleichen und klettern die beiden Elben ungesehen zurück zur Unterkunft der Calatirnor.

// Metageblubber:

Es war wieder eine verkürzte Session unter der Woche. Nachdem die Spieler den Plan endgültig verworfen haben, doch bis zum Ende des Turniers in Darushan zu bleiben, resp. diese Option nur noch bei einem Ereignis von aussen als möglich erachten, haben sie sich an die Vorbereitung des frühzeitigen Aufbruchs gemacht. Dabei wollte ich, dass sie die Sache mit Katarrs Siegel selbst in die Hand nehmen müssen, was Tinulins Spieler auch sehr schnell auf dem Schirm hatte. Während Calendin einmal mehr den vorsichtigen und mahnenden Part übernahm, vertraute Tinulins Spieler auf die Werte seines Noldos und natürlich auch auf dessen Würfelglück... denn auch wenn Tinulin während dieser Session zweimal gepatzt hat, haben die in den wichtigen Phasen hohe Würfe trotzdem deutlich überwogen. Wir haben die Würfelergebnisse mal ein bisschen mitgeschrieben und dabei gesehen, dass die Würfe in den 70ern und 90ern um einiges mehr vertreten sind, als jene unterhalb von 50. Wichtiger als diese Ergebnisse ist im Endeffekt aber vor allem, dass die Spieler trotz ihrer hohen Werte und Würfe dennoch immer einen hohen Puls haben, wenn's drauf ankommt.


Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #303 am: 9.08.2024 | 16:12 »
Weiter geht's. Verlassen die Ratten nun tatsächlich das sinkende Schiff? Lest selbst :)

Session 115:
27.8. - 29.8.2788 3Z
Darushan

Nachdem Tinulin und Calendin mit dem gesiegelten Passierschein für Kargagis Ahar zur Unterkunft der Calatirnor zurückgekehrt sind, besprechen sie mit den übrigen Gefährten das weitere Vorgehen. Dabei wirft Yuzuki die Frage auf, wie es mit ihrem Vater weitergehen werde. Tinulin erklärt der jungen Händlerin, dass ihr Vater Hamid am Leben sei, er sich jedoch in der Gewalt der Azurspinne befinde und sie ihn vorerst nicht treffen könne. Anschliessend lenkt Calendin das Gespräch darauf, was zu tun sei, wenn während der Zeit der Trennung der Calatirnor etwas schief gehen sollte. Für Arrohir ist in diesem Fall klar, dass die anderen dann eine Befreiungsaktion starten müssten, und Mo sagt mit einem festen Blick zu Bóin II., dass niemand je wieder zurückgelassen werde. Nachdem die Gefährten überein gekommen sind, dass Arrohir, Mo und Yuzuki nach dem Morgenappell am 29. August 2788 3Z unauffällig zu den Zwergendelegationen gehen und sich dort verstecken sollen, fragt Bóin II., was sie eigentlich bei der Schlange von Cyan erreichen wollen. Tinulin erklärt seinem zwergischen Freund darauf, dass sie zusammen in die berüchtigten Minen der Schlange gehen und sich dort umsehen sollten. Als sich Mo strikte gegen ein solches Vorhaben ausspricht, versucht Tinulin zwar zu beschwichtigen, sagt aber gleichwohl, dass dies ein wichtiger Schritt sei, um dem Bündnis der Schlange von Cyan den Schrecken zu nehmen. Anschliessend wolle er sich auch noch auf die Suche nach seinen ostelbischen Brüdern begeben.

Beim Morgenappell des 28. August 2788 3Z erfahren Arrohir und Yuzuki, dass am Morgen die zweite Runde im Mannschafts-Seilziehstechen ansteht und die Calatirnor dabei gegen Nûrad antreten müssen, bevor am Nachmittag die vierte Runde im berittenen Nahkampf ausgetragen wird. Als das Mannschafts-Seilziehstechen bald darauf beginnt, unterläuft den Calatirnor schon bei der ersten Runde ein folgenschwerer Fehler. Beim Seilziehen rutschen Bóin II., Calendin und Khufur aus, und Bóin II. stolpert dabei so unglücklich, dass er mit seinem ganzen Gewicht auf Khufurs Bein fällt, dessen Knochen unter dieser Belastung bricht. Unter dem Jubel der Zuschauer wirft Nutral Bóin II. in der zweiten Runde sodann mit einem glanzvollen Stoss seiner Lanze von der Plattform des Wagens. Derart angeschlagen und im Rückstand, sehen die Calatirnor keine Chance mehr auf den Sieg und geben sich daher geschlagen.
[Technisch gesprochen: In der ersten Runde würfelt Tinulins Spieler mit Tinulins Würfeln das Seilzieh-Manöver der Gefährten und patzt dabei mit einer UM 05 - 99 - 89 + 54 Seilziehmanöver = -129 so hoch, dass sich der Patzer gleich auf drei Gefährten auswirkt. Tinulins Spieler bestreitet zwar, dass das Würfeltürmchen für die vielen sehr hohen Würfe Tinulins ursächlich ist, nach diesem Patzer hat er aber gleichwohl so grosse Angst davor, Tinulins Würfel nochmals durch das Türmchen zu schicken, dass er für den kritischen Patzerwurf stattdessen Khufurs Würfel verwendet. Das Ergebnis ist eine UM 96 und führt bei Khufur zu einem Beinbruch mit einem Malus von -50 auf alle Handlungen. Die kritischen Patzerwürfe von Bóin II. und Calendin fallen tiefer aus und bewirken nur, dass die beiden das Gleichgewicht verlieren und umfallen.
In der zweiten Runde gelingt Nutral aus Nûrad mit UM 98 + 53 + 139 Offensivbonus - 106 Defensivbonus = 184 ein hervorragender Volltreffer, der zu einem kritischen Treffer E führt. Bóin II. verliert in der Folge das Gleichgewicht und fällt vom Wagen.]


Unter lautem Gejubel für Nûrad und hämischen Buh-Rufen für die Calatirnor ziehen sich die Gefährten zu ihrer Unterkunft zurück, wobei Bóin II. seinen verletzten Schüler stützt. In der Unterkunft angekommen, untersucht und behandelt Mo Khufurs Beinbruch. Calendin ermahnt seine Freunde derweil, dass sie bei den Wettkämpfen am Nachmittag nichts riskieren sollten, was ihre Flucht am 29. August 2788 3Z gefährden könnte.

Arrohir scheint sich Calendins Worte zu Herzen genommen haben, denn als er am Nachmittag im berittenen Nahkampf auf Dadryben aus Dalpygis trifft, stösst er den Mann schon in der zweiten Runde mit einem guten Hieb seines Schwertes aus dem Sattel. Tinulins Gegner Nuschi aus Nûrad erwischt einen schlechten Start, denn sein Pferd scheut, was einen Angriff auf den Noldo verunmöglicht. Nachdem er sein Pferd wieder in den Griff bekommen hat, kann sich der Ostling noch eine ganze Weile behaupten, und die Klinge von Tinulins Schwert Luinmacil blitzt zweimal bläulich auf, bevor Nuschi schliesslich doch noch aus dem Sattel geworfen wird. Im weiteren Verlauf der Wettkämpfe sind auch Calendin und Bóin II. gegen ihre Kontrahenten Aladim aus Alduryaknar resp. Ork aus Orgothraath siegreich. Khufur hingegen befolgt den Rat seines Meisters Bóin II. und gibt seinen Kampf forfait verloren, um nicht zu riskieren, dass die erst gerade behandelte Verletzung des Oberschenkels wieder aufbricht.

Während die Delegation aus Ubain am Abend zum zweiten Mal bei König Rallah zum Essen eingeladen ist, geht Bóin II. zu Prinz Furin und vereinbart, dass die Zwerge am nächsten Morgen möglichst gleich nach dem Morgenappell aufbrechen. Ihre Reiseroute führt zuerst auf der Westseite um das nördlich von Darushan gelegene Hügelgebiet herum, bevor sie nördlich der Hügel nach Osten zur Ortschaft Chirab am Fluss Talathrant gehen werden. Anschliessend verkündet Bóin II. lauthals, dass die Calatirnor den Zwergen ihre Biervorräte für die Heimreise schenken. Dabei ist beiden Zwergen klar, dass sich in vielen der Fässer, welche Furins Leute im Laufe des Abends abholen, fast die gesamte Ausrüstung der Calatirnor sowie auch die silbern schimmernde Schatulle befindet.
Tinulin trifft sich unterdessen nochmals mit Aram und sagt dem Faden der Azurspinne, dass die Calatirnor zur Schlange von Cyan reisen werden und hoffen, dort etwas für die Attraktivität dieses Bündnisses bewirken zu können. Aram erklärt dem Noldo darauf, dass das Westtor von Darushan um drei Uhr morgens während ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten unbewacht sein werde. Er könne nicht versprechen, dass das Tor dann offen sei, aber zumindest sei es unbewacht. Des Weiteren sagt der hagere Mann, dass inzwischen genügend Proviant in der Unterkunft der Calatirnor angekommen sei, um sieben Leute während drei Wochen ernähren zu können, wofür sich Tinulin bedankt.

Nachdem sich Tinulin und Aram ein letztes Mal voneinander verabschiedet haben, ziehen sich die Gefährten gegen Mitternacht vom Fest zurück und bereiten in der Unterkunft den Aufbruch der Elben vor. Während Bóin II. dem Noldo die Reiseroute der Zwerge bestätigt, macht sich Calendin daran, die Hufe der Pferde in Stofflappen einzuwickeln, damit sie beim heimlichen Gang aus der Stadt möglichst wenig Lärm veranstalten. Als Mo sieht, dass der Waldelb mit dieser Arbeit seine liebe Mühe hat, bietet sie Arrohir mit einem kecken Blick an, Stoffschuhe für Windraes zu fertigen, wenn der Hengst nach der erfolgreichen Flucht dafür ihr gehöre. Arrohir ist damit natürlich nicht einverstanden und sagt, dass Windraes sein Bruder sei, worauf Mo erwidert, dass sie in diesem Falle Windraes' Schwester sein wolle. Dem jungen Dunadan passt jedoch auch dieser Vorschlag nicht, und er sagt, sie könnte höchstens Windraes' Cousine werden. Als Mo noch weiter feilschen will, schaltet sich schliesslich Tinulin ein und bittet die schöne Dunländerin, sie solle nachgiebig sein, zumal sie Arrohir ja ohnehin lieber heiraten wolle als seine Schwester zu werden. Von dieser Unterstellung überrumpelt, empört sich Mo jedoch zusätzlich und versucht noch mehrmals, Arrohir dazu zu bewegen, ihr Zugriff auf seinen Hengst zu gewähren, doch der junge Dunadan bleibt stur und wendet sich schliesslich gar von ihr ab. Da legt ihm Mo ihre Hand auf die Schulter und sagt: "Ich hoffe, Du vergisst nie, dass ich heute Nacht Deinem Bruder das Leben gerettet haben werde." Arrohir wendet sich darauf Mo zu und erwidert: "Ich vergesse auch nicht, dass Du jedem der Gefährten schon das Leben gerettet hast, und das macht Dich auch zu meiner Schwester... aber nicht zur Schwester von Windraes." Dabei lässt es Mo für den Augenblick bewenden und übernimmt von Calendin das Einwickeln der Hufe aller Pferde. Dabei sagt sie aber zu Arrohir, dass er sich bis zu ihrer Rückkehr nach Westen schon noch mehr einfallen lassen müsse, als sie nur zu seiner Schwester zu erklären, worauf der junge Dunadan nickt.

Als schliesslich alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, nehmen sich die Gefährten lange in den Arm und verabschieden sich von Tinulin, Calendin und den Pferden. Als Calendin gleich darauf die Aussentüre der Unterkunft öffnet und hinausschleicht, überkommt ihn ein Gefühl, als wären seine Sinne betäubt, denn er kann nicht erkennen, ob und allenfalls von wo aus sie beobachtet werden. Rasch zieht er sich wieder zurück und sagt zu Tinulin, er befürchte, dass der Nazgûl in der Nähe lauern könnte. Als jedoch Tinulin gleich darauf selbst auf die Strasse tritt, kann er nichts Verdächtiges feststellen, sondern sieht vielmehr die Sterne am östlichen Himmel über dem Stadion funkeln. Nachdem er den Sternen grüssend zugenickt hat, geht er zu Calendin und sagt ihm, dass Varda, die Sternenkönigin, da sei und sie nach Hause winke. Er könne Calendins Nervosität verstehen, aber sie müssten nun wirklich aufbrechen, um rechtzeitig beim Westtor zu sein.
Wenig später schleichen die beiden Elben zusammen mit den Pferden der Gefährten durch die engen Gassen des nächtlichen Darushans und verbergen sich rund 50 Meter vor dem Westtor hinter einer Häuserecke. Als bald darauf das Zeichen zur dritten Morgenstunde erklingt, sehen Tinulin und Calendin, dass vier Frauen beim Tor auftauchen und schon nach kurzer Zeit mit den vier dort stationierten Wachen turtelnd um eine Häuserecke verschwinden. Sobald die Luft rein ist, geht Calendin mit der einen Hälfte der Pferde los, dicht gefolgt von Tinulin und den übrigen Pferden. Beim Stadttor angekommen, stellen sie fest, dass ein dicker Holzbalken vorgelegt ist, und die beiden Elben müssen all ihre Kraft einsetzen, um das schwere Hindernis aus seiner Verankerung zu heben. Gleich darauf führen sie die Pferde vors Tor und weisen Windraes zusammen mit den anderen Pferden an, ruhig auf ihre Rückkehr zu warten. Anschliessend gehen sie nochmals rein und versuchen, den Türbalken wieder vorzulegen, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Der Balken erweist sich jedoch als so schwer, dass die Elben es auch nach mehreren Versuchen nicht schaffen, ihn in seine Verankerung zurückzuhieven. Die von Aram angesagte knappe Viertelstunde bis zur Rückkehr das Wachen droht bereits abzulaufen, als es Tinulin und Calendin unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte schliesslich doch noch gelingt, den Türbalken wieder vorzulegen. Ausgepumpt von diesem Kraftakt, laufen sie rasch die Treppe zur Stadtmauer hinauf und klettern auf der anderen Seite wieder hinunter, bevor sie die Pferde schleichend in die schützende Dunkelheit der Nacht führen. Nachdem sie einige Kilometer zurückgelegt haben, ziehen sie den Pferden die Hufsocken aus und reiten rund 20 Kilometer bis zu den südlichen Ausläufern des nördlich der Stadt gelegenen Hügelgebiets. Dort angekommen, verbergen sie sich ein ganzes Stück abseits der Strasse und warten auf den Auszug der Zwergendelegationen aus Darushan am nächsten Morgen.

// Metageblubber:

Wieder eine verkürzte Session unter der Woche. Mir hat es soweit gut gefallen, auch wenn wir jetzt nicht ganz so weit gekommen sind, wie ich gedacht hätte. Mos Idee eines Anspruchs auf Windraes war eine reine Improvisation im Augenblick, die sich durchaus entwickeln könnte. Ob sich Mo Arrohir gegenüber bezüglich Schwester von Windraes zu werden anders hätten verhalten können/sollen/müssen?... Sie hat zumindest mal darauf hingewiesen. Und sie hat Arrohir schliesslich seinen Willen gelassen.

Etwas Mitleid für den armen Bóin II., der sich nun der Möglichkeit des Turniersiegs beraubt und damit um gaaaaanz viel Geld gebracht sieht? Anyone?  ~;D



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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #304 am: 14.08.2024 | 22:45 »
Tadaaa, die Sommerflaute bringt es mit sich, dass ich die Sessionberichte hier endlich mal bis zum aktuellen Stand nachführen konnte...  :)

Session 116:
29.8. - 31.8.2788 3Z
Darushan - Steppe von Chey Sart

Nach dem Aufbruch der Elben versammelt Bóin II. die übrigen Gefährten nochmals und sagt ihnen, dass Khufur und Mo schon während des nahenden Morgenappells zu den Unterkünften der Zwergenprinzen schleichen sollten. Arrohir und Yuzuki sollen nach den allmorgendlichen Turnierinstruktionen dagegen wieder zur Unterkunft der Calatirnor kommen, von wo aus sie gemeinsam irgendwie durchs Getümmel der Wettkämpfer schleichen werden. Von der Standarte der Calatirnor würden sie leider nur den Stoff mitnehmen können, da es sonst zu auffällig wäre.

Als die Fanfare einige Stunden später den Turniertag ankündigt, machen sich die Gefährten an die Ausführung dieses Teils ihres Fluchtplans. Arrohir und Yuzuki erfahren, dass am heutigen Tag nach dem von den Zwergendelegationen angekündigten Aufbruch tatsächlich die zweite Runde im Steppensegeln ansteht. Khufur und Mo bewegen sich derweil möglichst unauffällig am Rande der Delegationsführer durchs Stadion zur Unterkunft der Zwerge des 7. Hauses, wo sie rasch eingelassen werden. Khufur war die Nervosität bei diesem Manöver deutlich anzusehen, während Mo mit der Unauffälligkeit einer Bediensteten durch die Menschenmenge geschlüpft ist. Es dauert nicht sehr lange, bis ihnen Bóin II., Arrohir und Yuzuki folgen, wobei der Zwerg die ganze Zeit unverfängliches Zeug vor sich hinplappert, um möglichst natürlich zu wirken.
Um Darushan ungesehen verlassen zu können, verstecken sich Arrohir und Mo alsbald in zwei Karren unter mehreren zusammengerollten Wandteppichen bzw. grossen Zeltplanen, während sich Yuzuki in einem grossen Fass verbirgt. Bóin II. und Khufur öffnen derweil die Zöpfe ihrer kunstfertig geflochtenen Bärte und färben sich ihre rötlichen Haare dunkel, um neben ihren Brüdern vom 7. Haus der Zwerge nicht aufzufallen. Um die Verkleidung zu vollenden, zieht sich Bóin II. zusätzlich noch eine Lederkappe tief ins Gesicht und hüllt sich wie Khufur in einen unauffälligen braunen Umhang.
Sobald alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, lässt Furin das Signal zum Aufbruch blasen, welches von den anderen Zwergendelegationen aufgenommen wird und das ganze, gut gefüllte Stadion erfasst. Furin bildet mit seiner Delegation die Spitze des Zuges, der sich zum Applaus der Zuschauer langsam unter der Tribüne und der Königsloge aus dem Stadion schiebt. Bóin II. und Khufur bemühen sich, nicht aufzufallen, als sie wie die übrigen Zwerge auch König Rallah zum Abschied zuwinken. Vom Stadion aus geht der nun 122 Zwerge, viele Karren, Steinböcke und Ponys umfassende Zug zum grossen Platz, in dessen Mitte die schwarze Statue von Ren, dem Feuerkönig und achten der Nazgûl, steht. Schliesslich bahnen sich die Zwerge ihren Weg durch die von zahllosen Schaulustigen gesäumte Strasse zum nordwestlichen Stadttor, welches sie ohne Verzögerungen passieren können und sich mit einem Mal ausserhalb der ihnen so feindlich gesinnten Stadt befinden. Da viele Ostlinge dem Auszug auch von der Stadtmauer aus zugesehen haben, bringen die Zwerge erst mehrere Kilometer zwischen sich und die Stadt, bevor sie Arrohir, Mo und Yuzuki das Zeichen geben, dass sie ihre Verstecke verlassen können. Bis zum Abend legt der Zug der Zwerge rund zwanzig Kilometer bis zu den südlichsten Ausläufern des Hügelgebiets zurück, welches sie entlang seiner Westflanke umrunden wollen.

Nachdem die Zwerge ihr Lager für die Nacht errichtet und die Wachen eingeteilt haben, kommt Thorang zu Bóin II. und fragt ihn, ob er wisse, wann Tinulin, Calendin und die Pferde der Gefährten und ihnen stossen werden. Der Prinz fügt mit besorgter Mine an, dass die Flucht der Calatirnor vielleicht bereits bemerkt worden sein könnte, falls nämlich Rallahs Leute ein weiteres Mal die Erfüllung von Windras' Pflichten eingefordert haben sollten. Bóin II. kann Thorang jedoch nur sagen, dass mit den Elben vereinbart worden sei, dass sie sich hier in der Gegend treffen werden.
Bóin II. und Khufur beteiligen sich an der Nachtwache, während welcher die Zwerge plötzlich den Gesang einer aus der Dunkelheit näherkommenden elbischen Stimme vernehmen. Kurz darauf kommen Tinulin und Calendin sowie die Pferde der Gefährten in Sicht und begrüssen die Wachen. Die beiden Elben hatten den ganzen Tag damit verbracht, den Zwergen auf ihrem Marsch von Darushan zu den Hügeln zuzusehen, wobei Calendin die Reisegeschwindigkeit des kurzen Volkes für bedenklich langsam befunden hatte. Für ihn steht daher fest, dass eine allfällige von König Rallah entsandte Reiterei von ihnen vernichtet werden müsste, da sie schlicht nicht schnell genug wären, um ihren Verfolgern zu entkommen.
Gemeinsam mit Bóin II. und Khufur sowie den Zwergenprinzen besprechen Tinulin und Calendin das weitere Vorgehen, wobei die Elben dafür halten, dass die Gefährten etwas abseits der Zwerge reisen sollten, damit man sie bei einer allfälligen Kontrolle des Trosses nicht finden könne. Furin ist von diesem Vorgehen zuerst nicht sehr überzeugt und sagt, ihre Abmachung hätte die gemeinsame Reise zum Talathrant vorgesehen. Wenn die Gefährten abseits der Zwerge reisen sollten, könnten die Zwerge ihnen nicht den notwendigen Schutz zukommen lassen, und wenn der Gesandte oder sein Diener kommen würde, wäre es ebenfalls das Beste, wenn alle guten Kräfte vereint wären. Zudem gelte es zu bedenken, dass die Zwerge die mit ihrer ganzen Ausrüstung sowie den Karren und Wagen nur rund zwanzig, während weniger Tage aber maximal dreissig Kilometer pro Tag zurücklegen können, wenn sie Unfälle oder Schäden vermeiden wollen. Nach weiteren Überlegungen ist Furin schliesslich damit einverstanden, dass die Gefährten vorerst tagsüber etwas abseits der Zwerge reiten, dafür aber die Nacht im gemeinsamen Lager verbringen.

Am 30. August 2788 3Z packen die Gefährten noch vor Sonnenaufgang all ihre Sachen auf die Pferde, laufen zunächst aber noch zusammen mit den Zwergen weiter, da sie bis jetzt keinerlei Verfolger bemerkt haben. Mo nutzt die Gelegenheit, um Arrohir darauf hinzuweisen, dass sie Windraes durch ihre Hufsocken tatsächlich das Leben gerettet habe, worauf die beiden Menschen wieder eine nicht ganz ernst gemeinte Kappelei über die Verwandtschaftsverhältnisse zu dem Hengst beginnen. Zu Tinulins Freude sind die Zwerge bereit, eine schnellere Gangart einzulegen, so dass sie an diesem Tag rund dreissig Kilometer zurücklegen und bis zum Abend die Westspitze des Hügelgebiets nördlich von Darushan erreichen.

Nach einer weiteren ruhigen Nacht, erblickt Calendin am 31. August 2788 3Z mehrere Raubvögel, die in grosser Höhe über dem Zug der Zwerge und den etwas abseits reitenden Gefährten kreisen und immer wieder mal hierhin und dorthin wegfliegen. Als er Tinulin über seine Entdeckung informiert, fügt der Waldelb an, dass sie, falls es sich bei den Vögeln um Spione von König Rallah handeln sollte, keine Chance haben werden, unentdeckt zu entkommen. Tinulin sieht es ähnlich, sagt aber, dass sie an dieser Situation nichts ändern könnten. Auch an diesem Tag legen die Zwerge nochmals dreissig Kilometer zurück und lassen bis zum Abend bereits die Abzweigung hinter sich, welche sie nach Relerindu an der Grenze zum nördlich von Chey Sart gelegenen Reich Nûrad bringen würde.

// Metageblubber:

Da vor allem Bóins II. Spieler sich noch immer nicht so ganz vom Steppenturnier lösen kann, sind wir dazu übergegangen, die Wettkämpfe am Abend des jeweiligen Tages als eine Art "Schattenturnier" weiterzuführen, also quasi als Bóins II. Traum, auch wenn der Spieler das nicht als Bóins II. Traum verstanden wissen möchte. Ich muss an dieser Stelle wohl kaum erwähnen, dass beide Spieler in der Schule den Schwerpunkt auf Mathematik und Naturwissenschaften gelegt hatten, oder?
So haben wir am Ende jedes Reisetages noch die Disziplinen ganz so weitergespielt, wie wenn weder die Zwerge noch die Gefährten das Turnier verlassen hätten. Die Turnierergebnisse habe ich indessen nicht in den Sessionbericht aufgenommen, da es ja eben nicht Bóins II. Traum, sondern ein abstraktes Konstrukt abbildet. :)


Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #305 am: 30.12.2024 | 14:18 »
Boaaahh, also wenn das, was lange braucht, endlich gut wird, dann muss das hier ja Spitzenklasse werden... Die Session 117 haben wir schon eine ganze Weile hinter uns gebracht, aber es hat doch eine ganze Weile gedauert, bis ich sie nun lesefertig bekommen habe. Nun also zum Jahresausklang noch ein bisschen Abenteuer aus Mittelerde für Euch :)

Session 117: Teil 1
31.8. - 15.9.2788 3Z
Steppe von Chey Sart

Nachdem die Elben am Abend des 31. August 2788 3Z schliesslich keine verdächtigen Raubvögel mehr am Himmel entdecken können, reiten die Gefährten zum Lager der Zwerge. Während sich die Elben sowie Bóin II. und Khufur der Lagerwache anschliessen, geht Mo zu Windraes und gibt vor, sich mit dem Hengst prächtig zu unterhalten, wobei sie mehrmals auf Arrohir deutet und dabei lacht, als würden sie über ihn sprechen. Anschliessend schlendert die schöne Dunländerin zu dem jungen Dunadan und sagt ihm, sie habe sich gerade mit "Bruudi" unterhalten, und er habe ihr gesagt, er, Arrohir, könne sich beim Reiten ruhig etwas mehr Mühe geben. "Bruudi" sei übrigens ihr neuer Rufname für Windraes, da dies ihren Beziehungsstatus zu dem Hengst, dem sie das Leben gerettet habe, am besten wiedergebe. Diese Neckerei veranlasst Arrohir, sogleich zu Windraes zu gehen und einige Worte mit dem Hengst zu wechseln und ihn dabei liebevoll zu tätscheln.

Nach einer ereignislosen Nacht sagt Prinz Furin am Morgen des 1. September 2788 3Z, dass die Zwerge an diesem Tag nicht mehr als zwanzig Kilometer werden zurücklegen können, um das Material auf dem holprigen Weg nicht zu sehr zu belasten und Schäden zu riskieren, welche sie wirklch zurückwerfen würden. Bóin II. ist ob der in seinen Augen viel zu geringen Reisegeschwindigkeit der Zwerge enttäuscht, doch Calendin sagt dem erfahrenen Kämpfer, dass es ihnen auch nichts bringen würde, wenn sie schneller wären, da die Raubvögel Ren in jedem Fall mitteilen werden, wo sie sich befinden. Rallah werde sicherlich ein Kopfgeld auf die Zwerge und die Gefährten aussetzen und alle Delegationen auf die Jagd nach ihnen schicken. Es hänge alleine von seinem diplomatischen Geschick ab, wie viele der fremden Reiche sich ihnen als als Gegner in den Weg stellen werden. Als die Gefährten bald darauf wieder in die Hügel südlich der Wanderroute der Zwerge aufbrechen, um ungesehen neben ihnen zu reisen, pflichtet Calendin Bóin II. bei, dass die Zwerge wirklich sehr langsam unterwegs seien.

Als der Nachmittag bereits weit fortgeschritten ist, sehen die Gefährten eine 14 Mann starke Reiterei, welche sich dem Tross der Zwerge rasch von hinten nähert und schliesslich bei ihnen zum Halt kommt. Die Gefährten verbergen sich hinter einer Hügelkuppe, und während Tinulin das Geschehen in der Ebene weiter beobachtet, schleicht Calendin ein Stück zurück, um herauszufinden, ob sie selbst auch Verfolger haben. Als der Waldelb nach rund zwanzig Minuten wieder zurückkommt und nichts Auffälliges zu berichten hat, sagt ihm Tinulin, dass ein Teil der Reiter nur rund 15 Minuten nach der Ankunft schon wieder aufgebrochen sei. Während eine Zweiergruppe nach Westen zurückgeritten sei, habe eine zweite Zweiergruppe ihren Weg nach Osten fortgesetzt. Die restlichen zehn Reiter seien derweil mit den Zwergen weitergezogen. Gemeinsam mit dem Rest der Gefährten beraten die Elben, ob sie die Botenreiter verfolgen sollten oder nicht. Mangels genauerer Hinweise halten sie es schliesslich für das Beste, weiterhin in der Nähe der Zwerge zu bleiben, und setzen ihre Reise durch die Hügel fort, bis der Zwergentross eine knappe Stunde später anhält, um das Nachtlager einzurichten. Während die zehn verbliebenen Reiter aus Chey Sart ein kleines Lager gleich neben jenem der Zwerge errichten, lagern die Gefährten rund vier Kilometer entfernt von ihnen hinter einer Hügelkuppe.
Sobald die Nacht hereingebrochen ist, schleicht Calendin im einsetzenden Regen in die Ebene hinunter und umrundet erst die beiden Lager mit genügend Abstand, bevor er die zwergischen Wachen am Rande ihres Lagers auf sich aufmerksam macht. Auf seine Bitte hin kommen schon wenig später Furin und Thorang aus ihren Zelten heraus und erzählen dem Waldelben, wie sich das Zusammentreffen mit den Reitern aus Chey Sart abgespielt hat.
Die Prinzen berichten, dass der Anführer der Reiterei gesagt habe: "Geschätzte Zwerge, wie wir hörten, seid Ihr vor wenigen Tagen aus Darushan aufgebrochen, um nach Kharukthalad zu ziehen, welches gemäss unseren Informationen weit nördlich von Chey Sart liegt. Gleichwohl treffen wir Euch hier auf einem Weg in Richtung Osten an. Bitte erklärt uns, was Euer Ziel und der Weg dorthin ist." Sie hätten ihm darauf geantwortet, dass sie den Talathrant bei Chirab überqueren wollen, um sich anschliessend nach Norden zu wenden und so nach Kharukthalad zu gelangen. Darauf habe der Reiter geantwortet: "Oh, das ist ungünstig, denn wisst Ihr, Ihr seid nicht die Einzigen, welche sich vorzeitig vom Turnier verabschiedet haben. Im Gegensatz zu Euch sind die Oarschen und Pfurzen vom Calamindo jedoch einfach ohne jegliche Grundangabe und ganz ohne offizielle Verabschiedung abgehauen. Dem König ist wohl bekannt, dass Ihr gute Verbindungen zu den Calamindos pflegt. Sagt, habt Ihr sie gesehen oder Kenntnis von ihren Reiseplänen?" Auf diese Frage hätten sie nur zur Antwort gegeben, dass die Pläne der Gefährten nicht ihre Sorge seien, sondern sie sich um ihre eigene Heimreise zu kümmern hätten. Darauf habe der Reiter gesagt: "Dieser ungeheuerliche Affront der Calamindos gegen König Rallah und das Reich Chey Sart hat den König jedenfalls dazu veranlasst, alle Grenzstationen anzuweisen, Ausreisen bis auf Weiteres nur noch mit seiner ausdrücklichen Zustimmung zu erlauben. Da er wusste, dass Ihr bereits unterwegs nach Kharukthalad seid, hat er für Euch den Grenzübergang bei Relerindu von dieser Regelung ausgenommen, denn er rechnete nicht damit, dass Ihr den Weg über Chirab ins Auge fassen könntet, führt dieser doch mit Booten über den grossen Fluss Talathrant. Wir werden noch heute einige Reiter nach Darushan zurückschicken, um das Einverständnis des Königs für diesen Weg zu erbitten. Der Rest von uns wird Euch gerne begleiten, und wir werden auch einige Reiter vorausschicken, um Euer Kommen anzukündigen, damit Ihr einen möglichst reibungslosen Transport über den Talathrant habt."
Furin und auch Thorang müssen gestehen, dass sie sich nicht ganz sicher sind, ob die Reiter ihnen ihre Geschichte abgekauft haben.
[Technisch gesprochen: Da die Gefährten beim Zusammentreffen der Zwerge und der Reiter nicht persönlich anwesend waren, habe ich die Spieler für jeden Charakter einen offenen W100-Wurf machen lassen. Je höher der Durchschnittswert, desto glaubwürdiger haben die Zwerge ihre Geschichte verkauft. Mit einem Durchschnitt von 34 aus sieben Würfen - und dies trotz des Einsatzes des "verhexten" Würfelturmes - haben Spieler den Zwergen keine allzu gute Leistung beschert.]
Als Calendin fragt, wie mit den Reitern aus Sicht der Zwerge zu verfahren sei, sagen Furin und Thorang, dass, sollte hier tatsächlich der grosse Gesandte oder einer seiner engsten Schergen involviert sein, grösste Vorsicht geboten sei. Es müsse unbedingt vermieden werden, dass den Zwergen ein Krieg aufgezwungen werde, dessen Zeitpunkt und Austragungsort sie nicht selbst bestimmen könnten. Daher müsse das erste Ziel der Delegationen darin liegen, die Prinzen der Steifbärte, Schwarzschmiede und Steinfüsse sicher ausser Landes zu bringen. Aus diesem Grund würden sie auch keinen Konflikt mit den Reitern beginnen und müssten sich wohl oder übel von ihnen nach Chirab eskortieren lassen. Nachdem Calendin und die Prinzen vereinbart haben, dass ein gelber Wimpel an Furins Banner als Zeichen zur Kontaktaufnahme der Zwerge und der Gefährten dienen soll, schleicht der Waldelb ungesehen zum Lager der Calatirnor zurück.

Während Calendin im Lager der Zwerge war, hat Mo das Gespräch mit Yuzuki gesucht, die ziemlich aufgewühlt und hilflos wirkt. Auf Mos Frage nach ihrem Befinden sagt Yuzuki, dass sie daran seien, nicht nur Chey Sart, sondern auch ihren Vater hinter sich zu lassen. Die Azurspinne, in deren Fängen sich Hamid befinde, sei ihnen immerhin bei der Flucht aus Darushan behilflich gewesen, weshalb sie gar nicht so recht sagen könne, was sie fühlen soll. Mo pflichtet Yuzuki bei und sagt, sie könne nur allzu gut nachempfinden, wie es der jungen Händlerin gehe.
Während sich neben den Elben und Zwergen auch Arrohir und Yuzuki an der Nachtwache beteiligen, lässt sich Mo nicht zu diesem Schritt bewegen. Mit einem misstrauischen Blick in die zunehmende Dunkelheit sagt die schöne Heilerin, dass die Nacht für die Lebenden zum Schlafen da sei und man sie jenen, die sie für Anderes nutzen, nicht streitig machen sollte.

Sobald Calendin wieder im Lager der Gefährten angekommen ist, besprechen die Calatirnor das weitere Vorgehen und bleiben auch im Licht der neuen Erkenntnisse bei ihrem Entscheid, die Botenreiter nicht zu verfolgen, sondern in der Nähe der Zwerge zu bleiben.

Nach einer regnerischen Nacht folgen die Gefährten dem Tross der Zwerge während zwei weiteren Tagen in sicherem Abstand, ohne dass sie dabei einen gelben Wimpel an Furins Banner ausmachen könnten. Dafür sehen die Elben, dass sich von Zeit zu Zeit einige der Reiter vom Tross entfernen und in der Ferne liegende Gehöfte ansteuern, um bald darauf mit prall gefüllten Provianttaschen wieder zurückzukehren.
Am Abend des 3. September 2788 3Z sagt Arrohir im Laufe einer Unterhaltung mit Mo, dass er gerne das alte Anwesen Zadan n'Bawâb in Rohan wiederaufbauen würde. Rohans König Fréaláf sei ihm wohl gesonnen, weshalb er für dieses Unterfangen zuversichtlich sei. Mo gibt dem jungen Dunadan indessen zu bedenken, dass er und seine Familie noch immer von Rohan verbannt seien. Daher müsste er König Fréaláf sicherlich erst einen grossen Dienst erweisen, bevor er darauf hoffen könne, wieder im Land der Pferde siedeln zu dürfen. Arrohir sagt darauf, dass sein Alternativplan darin bestehe, sich in Rhudaur bei den nördlichen Dunedain niederzulassen, wo er keinen Befehlen zu folgen habe und es keine Intrigen gebe. Als Mo erwidert, dass er hier eine ähnliche Freiheit habe, stimmt ihr Arrohir zu und sagt, dass er sich hier im Osten auch bedeutend freier fühle als im Westen. Über diese Worte des jungen Dunadans muss Mo erst mal eine Weile nachdenken.

Am Morgen des 4. September 2788 3Z gelangt der Zug der Zwerge in die Steppe östlich des langen Hügelzugs, und die Gefährten müssen den Zwergen notgedrungen ins Flachland folgen, wobei sie jedoch immer genügend Abstand halten, um nicht von den Reitern aus Chey Sart entdeckt zu werden. Als sie bis zum Abend noch immer keinen gelben Wimpel an Prinz Furins Banner erkennen können, beschliessen die Gefährten, von sich aus das Gespräch mit den Zwergen zu suchen, denn Calendin glaubt nicht, dass sie Chey Sart kampflos verlassen können. Wenig später schleichen Bóin II. und Calendin im Schutz der Dunkelheit zum Lager der Zwerge. Von den Reitern unentdeckt, beraten sie schon bald darauf am Rande des Lagers mit Furin, Grain und Thorang das weitere Vorgehen. Auf Bóins II. Frage, wozu die Zwerge im Falle des Falles bereit wären, erwidert Furin, dass sie den Gefährten ihren Schutz zugesichert hätten. Gleichwohl würden sie keinen Krieg mit Chey Sart eingehen wollen, wenn sie nicht den Ort und den Zeitpunkt dafür selbst bestimmen könnten. Zudem habe die Sicherheit der Prinzen als Erben der drei Zwergenhäuser oberste Priorität. Als Bóin II. den Zwergen zu bedenken gibt, dass die Grenzstadt Chirab schwer bewacht sein könnte, schlägt Thorang den beiden Calatirnor vor, dass ein Teil von ihnen vorausreiten und die Lage in Chirab auskundschaften könnte. Dieser Idee erteilt Bóin II. jedoch eine klare Abfuhr, da er nichts von einer Aufteilung der Calatirnor hält. Gleichwohl bittet Thorang Calendin, seinen Vorschlag der Aufteilung Tinulin mitzuteilen, damit in jedem Fall möglichst viele der Gefährten in der Nähe der Zwerge verbleiben.

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Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #306 am: 30.12.2024 | 14:22 »
Session 117: Teil 2

Sobald Bóin II. und Calendin wieder im Lager der Gefährten sind, besprechen sie gemeinsam, wie sie weiter verfahren sollten. Calendin ist etwas enttäuscht, denn in seinen Augen schieben die Zwerge die ganze Verantwortung bezüglich der Flucht aus Chey Sart auf die Calatirnor. Bóin II. versucht darauf, seinen waldelbischen Freund etwas zu beschwichtigen, worauf sich dieser strikt gegen eine Aufteilung der Calatirnor ausspricht, selbst wenn nur Tinulin alleine vorausgehen sollte. Nachdem sie ihre Optionen eine Weile lang abgewägt haben, entscheiden sich die Gefährten dazu, den Zwergen vorerst alle, gemeinsam und leicht versetzt, einige Kilometer vorauszugehen.

Schon bald nachdem die Gefährten am Morgen des 5. September 2788 3Z aufgebrochen sind, spricht Mo Arrohir auf sein Schwert Farongyrth an und fragt, was es damit genau auf sich habe, denn er hätte mal etwas in der Art gesagt, dass es Unheil anziehe. Arrohir erklärt der schönen Dunländerin darauf, dass Farongyrth vor langer Zeit das Schwert von Ondril gewesen sei, dem Herold von Arvedui, dem letzten König von Arnor. Auf die Frage, weshalb er die Klinge trage, wenn es doch Ondril gehöre, sagt Arrohir, dass dies eine lange und verworrene Geschichte sei. Dabei habe sein Ahnherr Artemain zu seiner Zeit einen schwerwiegenden Fehler begangen und grobfahrlässig den Wunsch von Ondrils Geist missachtet, was zu grossem Leid geführt habe. Jedenfalls sei nun er der Träger des Schwertes, zumindest für eine gewisse Zeit, und damit sei er zurzeit in einem sehr beschränkten Rahmen auch so etwas wie ein Herold. Darauf fragt ihn Mo, was Herold Ondril wohl dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass der Träger seines Schwertes vorhat, sich vor seinen Pflichten gegenüber seinen Herren und seiner Familie zu drücken. Ob Ondril nicht denken würde, dass Arrohir nicht würdig sei, sein Schwert zu führen? Als Antwort auf diese Frage zieht der junge Dunadan Farongyrth aus seiner Scheide und hält die Klinge mit einem zwischen Ehrfurcht und Verachtung mäandernden Blick in die Höhe, wobei er sagt: "Dieses Schwert ist der Segen und der Fluch meiner Familie - hell und dunkel." Anschliessend fügt er an, dass es ihm am liebsten wäre, wenn diese Reise in den Osten niemals zu Ende gehen würde. Mo erwidert darauf, dass er mit genau diesen Aussagen klar mache, dass er sich vor seinen Pflichten im Westen drücken wolle, womit er sich für einen Herold jedoch gänzlich unwürdig verhalte. Da sieht Arrohir sie direkt an und fragt, wie es sich denn bei ihr, Mo, und ihren Pflichten gegenüber ihrem Volk verhalte. Als er anfügt, dass sie sich als Fürstin oder zumindest Schwester eines Fürsten doch sicher auch um ihr Volk kümmern müsse, wird die schöne Dunländerin schlagartig ernst. Mit versteinerter Miene sagt ist: "Wann, wo und wie ich auf welche Weise mit meinem Volk umgehen werde, geht Dich nichts an, aber Du kannst mir glauben, dass ich mich meiner Verantwortung stellen werde."
Auf Arrohirs Antwort, dass sie alle schon Schlimmes erlebt und Freunde und Anderes verloren hätten, erwidert Mo: "Und Du kannst Dir sicher sein, dass ich mir noch Gerechtigkeit verschaffen werde." Als der junge Dunadan fragt, ob Mo deshalb bis dahin alles Blonde ausserhalb von Dunland hasse, sagt sie: "Nein, nicht alles. Und nicht zuletzt deshalb wünsche ich mir Dich auch nicht in den Norden entschwunden, sondern in meiner Nähe. Aber auch ich habe meine Pflichten zu erfüllen, und darunter sind auch solche, welche ich mir nicht selbst auferlegt habe." Mit entsetzter Miene fragt Arrohir da: "Oh nein, Du hast doch hoffentlich keinen Schwur geleistet? Hast Du denn gar nichts von mir gelernt?", worauf Mo erwiderrt: "Zumindest werde ich auf jeden Fall in den Westen zurückkehren und mich meinen Pflichten stellen."

Bis zum Abend überholen die Gefährten den Tross der Zwerge, wobei sie einen weiten Bogen nach Süden schlagen, um einer Entdeckung durch die Reiter von Chey Sart zu entgehen. Nicht nur an diesem Tag hatten die Zwerge ihr Marschtempo wieder verschärft und 30 Kilometer zurückgelegt, sondern sie versuchen auch in den nächsten Tagen, so rasch es geht voranzukommen. Die Gefährten halten sich derweil stets etwas nördlich des Weges und sind den Zwergen immer soweit voraus, dass die Elben den Tross noch gut erkennen können, ohne Gefahr zu laufen, selbst entdeckt zu werden.

Einige Tage später, es ist der 13. September 2788 3Z, bemerken die Gefährten im Verlauf des Tages zwei Reiter, welche dem Zwergentross schnell von Osten her entgegenreiten. Zu Mos Überraschung, denn Calendin hatte sich bis dahin stets strikte gegen eine Aufteilung der Gruppe ausgesprochen, weist Calendin die übrigen Calatirnor an, mit allen Pferden noch weiter nach Norden auszuweichen. Er will derweil den Reitern alleine zu Fuss folgen und herausfinden, was sie im Schild führen. Wenig später nimmt er die Verfolgung der Reiter auf, muss aber schon bald einsehen, dass er mit so grosser Verspätung beim Zwergentross eintrifft, dass die Boten bereits alles Relevante mitgeteilt haben. Da verbirgt sich Calendin ein Stück abseits und wartet den Abend ab.
Als es dunkel geworden ist, schleicht der Waldelb vorsichtig zur anderen Seite des Lagers und macht sich bei den zwergischen Wachen bemerkbar, worauf diese die Zwergenprinzen zu Calendin führen. Furin hatte schon bald nach dem Eintreffen der beiden Botenreiter einen gelben Wimpel an sein Banner setzen lassen und damit das Signal zur Kontaktaufnahme mit den Gefährten gegeben. Auf Calendins Frage erklärt der Zwergenprinz, dass seine Männer aufgeschnappt hätten, dass die Boten dem Anführer der Reiter von Chey Sart gesagt hätten, es sei alles vorbereitet. Worauf sie sich dabei bezogen hätten und was damit gemeint sein könnte, sei ihnen jedoch nicht zu Ohren gekommen. Prinz Thorang sagt darauf: "Ganz gleich, was es auch bedeuten mag. Wir können jetzt sowieso nicht mehr umkehren und müssen den Talathrant wohl oder übel bei Chirab überqueren."
Mit diesen Informationen kommt Calendin schon bald darauf zurück zum Lager der Calatirnor und erstattet seinen Freunden Bericht.

Am Morgen des 14. September 2788 3Z brechen zwei Reiter vom Lager auf und preschen mit ihren Pferden nach Osten in Richtung der Stadt Chirab. Die Gefährten halten sich den ganzen Tag über ein gutes Stück nordöstlich des Zwergentrosses, während Tinulin zwischen den beiden Gruppen alleine als Bindeglied fungiertund Blickkontakt hält. Nachdem die Gefährten auch am 15. September 2788 3Z so verfahren sind, befinden sie sich am Abend dieses Tages nur noch rund 20 Kilometer von Chirab entfernt. Tinulin schlägt daher vor, dass er im Schutz der Dunkelheit alleine vorausreitet, um sich die Lage beim Übergang über den Talathrant anzusehen. Calendin hält diese Expedition für unumgänglich und ist daher einverstanden. Mo redet dem Noldo abschliessend ins Gewissen und sagt, dass er nur schauen und nichts anfassen solle.

Rund anderthalb Stunden nachdem Tinulin mit seinem Pferd Tulco losgeritten ist, kommt Chirab bereits in Sicht. Die Stadt erhebt sich leicht über das Flussufer und ist von einer steinernen Mauer sowie einem davorliegenden Wassergraben umgeben. Auf der ihm zugewandten Westseite befindet sich ein Tor mit einer Zugbrücke, welche über den Graben führen würde, jedoch hochgezogen ist. Nur etwa zehn Wachen patrouillieren auf der gesamten, fast 350 Meter langen Mauer und scheinen dabei nicht sonderlich aufmerksam oder in Alarmbereitschaft versetzt zu sein. Nachdem Tinulin sein Pferd in sicherer Distanz zurückgelassen hat, schleicht er zum nördlichen Rand der Stadt, wo sie an das Ufer des Talathrant grenzt. Der Fluss zieht sich wie eine riesige schwarze Schlange durch die Nacht und dürfte überall in der Umgebung annährend einen Kilomter breit sein. Tinulin kann hier gut erkennen, dass die Stadt und das um sie liegende Terrain ein Stück erhöht ist, so dass der die Stadtmauer umgebende Graben rund acht Meter hinabreicht. Unten ist er mit Wasser gefüllt, das auf der Südseite der Stadt vom Talathrant abgezweigt und um die Stadt herumgeleitet wurde. Des Weiteren fällt dem Noldo auf, dass die Stadt auch zur Flussseite hin mit einer ins Wasser ragenden Mauer befestigt ist. Ohne die Stadtmauer zu erklimmen, ist er Noldo jedoch nicht in der Lage, mehr über die Stadt herauszufinden.
Kurz nach Mitternacht ist Tinulin zurück im Lager der Gefährten und berichtet ihnen, was er gesehen hat. Tinulin hegt die Hoffnung, dass die Zwerge über den Fluss setzen und auf der anderen Seite weiter nördlich Boote organisieren könnten, um die Gefährten damit abzuholen. Schliesslich schleichen Tinulin und Bóin II. zum Lager der Zwerge, um die Lage zu besprechen.

Sobald Tinulin den Zwergenprinzen von Chirab berichtet hat, wiederholt Furin, dass sie keinen Krieg gegen Chey Sart vom Zaun brechen werden, zumal die Sicherheit der Erbfolge der Zwergenhäuser oberste Priorität habe. Den Vorschlag von Bóin II., die Fährboote während der Überfahrt zu kapern, erachten die Prinzen als schwierig, nicht zuletzt da sich die Boote auf dem Wasser befinden und gesteuert werden müssen. Sichtlich erregt fragt Bóin II. schliesslich, was es eigentlich Kosten würde, die Äxte von Nargubraz anzuheuern. Prinz Grain versteht die Absicht des erfahrenen Zwergenkämpfers sofort und erklärt, dass die Äxte in diesem Fall nicht käuflich seien. Damit ist für Bóin II. klar, dass die Zwergenprinzen ihnen nicht helfen wollen. Sichtlich aufgebracht und enttäuscht sagt er: "Gut, dann geht ab hier jetzt jede Partei ihren eigenen Weg." Während der Zwerg aufsteht und aus dem Lager geht, sagt Thorang, er könne Bóins II. Enttäuschung zwar verstehen, doch könnten sie die Hilfe, welche die Calatirnor von ihnen erwarten würden, in der aktuellen Situation schlicht nicht leisten. Als Bóin II. bereits in der Dunkelheit verschwunden ist, nickt Tinulin den Zwergenprinzen Verständnis für ihren Entscheid signalisierend zu. Auf seine Frage, ob die Zwerge auf der anderen Seite des Flusses auf dem Weg nach Norden Ausschau nach Booten halten und bei der nächsten Flussbiegung in rund 20 Kilometern Entfernung auf ihn warten könnten, sind es die Prinzen, die nicken. Es dauert nicht lange, bis Tinulin den noch immer vor Wut und Enttäuschung kochenden Bóin II. einholt und gemeinsam mit ihm zum Lager der Gefährten zurückschleicht.

// Metageblubber:

Bei dieser Session hatten die Spieler nicht sehr viele Informatioen, auf welche sie ihre Entscheidungen hätten stützen können. Dafür haben sie sich in meinen Augen ziemlich gut geschlagen, auch wenn sie ihr Vorgehen teilweise selbst recht zögerlich fanden. Ich muss allerdings auch gestehen, dass ich während der Session mehrfach das Gefühl hatte, ich könnte bei der Vorbereitung einen Denk- oder Logikfehler begangen haben, welcher die ganze Situation ad Absurdum führen würde. Dieser Punkt hat vermutlich dazu beigetragen, dass die Spieler auch nicht so viele Informationen erhalten haben, wie es sonst vielleicht der Fall gewesen wäre. Glücklicherweise habe ich spätestens nach der Session den Durchblick zurückerlangt und festgestellt, dass auf der Logikseite alles in Butter ist :)

Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #307 am: 2.01.2025 | 10:37 »
Und weil das neue Jahr schon so schön gestartet hat, hier gleich schon der nächste Bericht... Ob die Calatirnor nun im Feindesland auf sich alleine gestellt sind? Hier erfahrt Ihr es. :)

Session 118: Teil 1
15.9. - 16.9.2788 3Z
Chirab

Nachdem Tinulin und Bóin II. zum Lager der Gefährten zurückgekehrt sind, besprechen sie nochmals ihre Möglichkeiten angesichts der schwierigen Ausgangslage. Während Calendin sagt, dass sie ohne die Unterstützung der Zwerge eigentlich genauso gut irgendeinen anderen Weg hätten nehmen können, hofft Tinulin darauf, den Fluss an einer günstigen Stelle schwimmend überqueren zu können, um auf der anderen Seite nach einem Boot zu suchen. Calendin hofft demgegenüber darauf, die Fährboote kapern zu können, die nach dem Transport der Zwerge der anschliessenden Rückkehr zur Westseite sicherlich weit den Fluss hinabgetrieben sein werden und dem Ufer entlang bis nach Chirab hinaufgezogen werden müssen. Bóin II. denkt derweil laut über einen Angriff auf die Reiter von Chey Sart nach, um allenfalls Arrohir, Mo und Yuzuki verkleiden und unerkannt nach Chirab bringen zu können. Tinulin gibt dem Zwerg jedoch zu bedenken, dass sie mit einem solchen Vorgehen die diplomatischen Möglichkeiten der Zwergenprinzen stark einschränken würden, ohne dass diese selbst einen Vorteil daraus ziehen könnten. Ohne die Stadt auch nur gesehen zu haben, rechnet Calendin zudem mit einer Garnisonsstärke von rund 250 Soldaten, welche die Zwerge in diesem Fall in starke Bedrängnis bringen könnte. So begeben sich die Gefährten schliesslich zur Ruhe, ohne der Lösung ihres Problems näher gekommen zu sein.

Bis zum Mittag des 16. September 2788 3Z legen die Calatirnor die letzten Kilometer bis zum Talathrant zurück und beobachten den Fluss rund drei bis vier Kilometer nördlich der Stadt Chirab. Am Ostufer gegenüber von Chirab erkennen die Gefährten nur eine kleine Anlegestelle sowie einige kleine Baracken. Dabei fällt ihnen auf, dass sich in der Nähe des östlichen Ufers zahlreiche längliche Tiere mit gezackten Rückenpanzern im Wasser tummeln und von Zeit zu Zeit an Land kommen. Vom Aussehen her erinnern sie die Gefährten ein bisschen an kleine Drachen, was Mo so gar nicht gefallen will.
Während die anderen ein Lager errichten, schleichen Tinulin und Calendin näher an die Stadt heran, um die Ankunft des Zwergentrosses beobachten zu können. Rund einen Kilometer nördlich von Chirab legen sie sich auf die Lauer und sehen, dass die Zugbrücke der Stadt hochgezogen ist und erst dann heruntergelassen wird, als sich nach einer Weile plötzlich eine Schar von zehn Reitern rasch von Westen her nähert. Kaum sind die Menschen in der Stadt verschwunden, wird die Zugbrücke wieder hochgezogen und bleibt es auch, als rund zwanzig Minuten später der Tross der Zwerge die Stadt erreicht. Die Elben erkennen, dass eine kleine Abordnung der Zwerge zur Zugbrücke aufbricht und einige Worte mit den Wachen auf der Mauer wechselt. Schliesslich kehren die Zwerge um, und schon wenig später zieht der Tross ein Stück nach Nordwesten davon, um rund anderthalb Kilometer von der Stadt entfernt ein Lager zu errichten. Calendin vermutet, dass die Verschiffung der Zwerge erst am nächsten Tag erfolgen wird und sie deshalb die Nacht vor den Toren der Stadt verbringen sollen.
Während Tinulin weiter beobachtet, schleicht Calendin zu den übrigen Gefährten zurück und informiert sie über die neusten Ereignisse. Als er bald darauf zu Tinulin zurückkommt, sehen die beiden, dass inzwischen an Furins Banner ein gelber Wimpel aufgezogen wurde.
Gemeinsam warten die Elben auf den Einbruch der Nacht, bevor Tinulin schliesslich im Schutz der Dunkelheit zum Zwergenlager schleicht, während Calendin weiterhin die Stadt sowie die Gegend davor beobachtet.
[Dies wäre ein sehr passender Einsatz für die gruppenbekannte Formulierung "Er hält die Gegend um Chirab in Schach." gewesen.]
Noch bevor Tinulin das Lager der Zwerge erreicht, trifft er auf Brazar, einen der Drachenjäger der Steifbärte von Prinz Thorang, der ohne Rüstung und nach zwergischen Massstäben leise durch die Dunkelheit in Richtung Norden schleicht. Als ihn der Noldo anspricht, ist Brazar erleichtert und sagt, er habe den Auftrag erhalten, Khufur aufzusuchen und zu bitten, ihn zu einer Besprechung mit den Zwergenprinzen zu begleiten. Der ob dieser Information etwas überraschte Tinulin sagt dem Zwerg, dass er mit Khufur sprechen und ihn gegebenenfalls zum Lager der Zwerge führen werde, worauf er erst Calendin informiert und anschliessend zum Lager der Gefährten geht.
Bei den Gefährten angekommen, nimmt Tinulin zuerst Bóin II. beiseite und sagt ihm, Zwergenprinzen würden explizit Khufur zu sprechen wünschen. Der Noldo ist sich über den Grund nicht ganz im Klaren und fragt Bóin II., ob die Prinzen dem erfahrenen Kämpfer sein aufbrausendes Verhalten nachtragen könnten, was Bóin II. zumindest für möglich hält. Anschliessend geht Tinulin zu Khufur und sagt ihm, dass die Zwergenprinzen mit ihm zu sprechen wünschen. Bóins II. Schüler ist über die Anfrage überrascht und weiss erst gar nicht, wie er darauf reagieren soll. Schliesslich fragt er seinen Meister, ob es in Ordnung sei, wenn er Tinulin zum Lager der Zwerge begleiten würde. Nachdem Bóin II. sein Einverständnis gegeben und es damit begründet hat, dass Khufur ja immerhin ein stolzer Vertreter des ersten Hauses der Zwerge sei, schleichen Tinulin und Khufur auf direktem Weg zum Zwergenlager.
Etwa zur selben Zeit entdeckt Calendin von seinem Beobachtungsposten aus eine vermummte Gestalt, die von der Stadt her kommend vorsichtig in Richtung des Zwergenlagers schleicht. Mit einem Pfeil auf der Sehne folgt der Waldelb dem Mann und sieht, dass er sich den zwergischen Wachen zu erkennen gibt und nach einigen leisen Worten ins Lager geführt wird. Calendin beschliesst, Tinulin und Khfuur entgegenzugehen, um sie über die neue Situation zu informieren. Als er die beiden wenig später entdeckt, warnt er Tinulin davor, ins Lager zu gehen und fragt den Noldo, ob er glaubt, dass die Zwerge die Calatirnor verraten würden. Tinulin erwidert, dass er sich so etwas bei diesen drei Zwergenhäusern nicht vorstellen könne. Gleichwohl warten sie erst noch eine Weile, bevor sie, als sich im Lager der Zwerge nichts zu tun scheint, schliesslich Khufur voraus schicken, denn einem Fremden würde der Zwerg sicher nicht sonderlich auffallen. Sobald sich Khufur den Wachen zu erkennen gibt, holen diese Brazar dazu, der ihn zu den Zwergenprinzen bringt. Prinz Furin bedankt sich sehr für Khufurs Erscheinen und sagt auf den Fremden angesprochen, dass von diesem keine Gefahr ausgehe, sondern er gekommen sei, um die Zwerge und auch die Calatirnor zu unterstützen. Gleich darauf stellt er Bóins II. Schüler den Mann namens Farib vor, der einen Brief in der Hand hält und von sich sagt, er sei ein Faden der Azurspinne. Auch wenn Khufur den auf Ostron geschriebenen Text nicht verstehen kann, erkennt er doch das darunter angebrachte Symbol einer blauen Spinne. Beruhigt holt er darauf Tinulin ins Lager, der von Prinz Furin auf Ostron über die aktuelle Lage ins Bild gesetzt wird:

"Kurz bevor wir heute Chirab erreicht haben, sind die uns begleitenden Reiter von Chey Sart plötzlich losgaloppiert und in der Stadt verschwunden. Als wir einige Zeit später nachgekommen sind, war die Zugbrücke über den Wassergraben hochgezogen, und auf unsere Bitte um Einlass, sagte der Kommandant von der Mauer herab: "Werte Zwerge, als wir Euch vor einiger Zeit gefragt haben, ob Ihr die Oarschen und Pfurzen vom Calamindo gesehen habt, klang Eure Antwort nicht im Geringsten überzeugend. Wir haben daher noch am selben Abend Boten zurück nach Darushan und voraus nach Chirab geschickt. Um in der Sache vorwärts und der Wahrheit auf den Grund zu kommen, hat König Rallah beschlossen, einen speziellen Diplomaten nach Chirab zu schicken, der Euch zu der Angelegenheit gerne nochmals einige Frage stellen wird. Ihr werdet Euch daher mit dem Einlass nach Chirab bis zur Ankunft dieses Diplomaten und seiner Entourage gedulden müssen, doch verzagt nicht, denn dies soll bereits morgen der Fall sein, so dass sich für Euch keine grosse Verzögerung hieraus ergibt. Macht es Euch doch einfach vor unseren Toren gemütlich und entspannt Euch ein bisschen nach den langen Tagen der Reise von Darushan bis hierher. Lediglich ins Wasser solltet ihr nicht gehen, denn ganz gleich wie gut ihr schwimmen könnt, die Krokodile des oberen Talathrant sind schneller und dazu noch äusserst aggressiv."
Es blieb uns daher nichts Anderes übrig, als uns hierher zurückzuziehen und zu überlegen, wie wir so schnell wie möglich über den Fluss kommen könnten, denn wir befürchten, dass es sich bei diesem speziellen Diplomaten um den Schergen des grossen Gesandten handeln könnte, von dem ihr gesprochen hattet. In dieser sowohl für uns wie auch für Euch äusserst misslichen Lage wollten wir unbedingt nochmals Rücksprache mit Euch halten, und haben uns - da Herr Bóin II. seinen Standpunkt bezüglich unserer Zusammenarbeit sehr klar gemacht hat - vertrauensvoll an Herrn Khufur gewandt. Nun ist zu unser aller Glück Herr Farib, ein Faden der Azurspinne, aus Chirab mit dem Auftrag zu uns gestossen, unsere gemeinsame Sache nach Möglichkeiten zu unterstützen."


Mit einer einladenden Handbewegung übergibt Prinz Furin das Wort an Farib, der sagt:

"Ich kann bestätigen, dass die Azurspinne ebenfalls davon ausgeht, dass sich sowohl die Zwergendelegationen wie auch die Calatirnor in grosser Gefahr befinden. Entweder bringt dieser Diplomat, von dem die Sprache war, eine sehr grosse und schlagkräftige Begleitung mit, oder aber dieser Befrager ist selbst äusserst mächtig. Wie dem auch sei, die Azurspinne hat mich beauftragt, Euch nach Kräften dabei behilflich zu sein, den Talathtrant bei Chirab zu überqueren. Da die Ankunft des Befragers bereits morgen erwartet wird, bleibt nur sehr wenig Zeit, und allfällige Pläne müssten noch in dieser Nacht umgesetzt werden.
Ich kann eine kleine Gruppe von Leuten über einen versteckten Zugang nach Chirab einschleusen, doch sie müssen dazu sehr geschickt sein und sich äusserst leise fortbewegen können. Sobald wir in der Stadt sind, müssen diese Leute die beiden Türme des Torhauses erstürmen und die Zugbrücke herunterlassen. Sobald die Zugbrücke unten ist, können die Zwergenprinzen die Stadt mit ihren Streitkräften unter ihre Kontrolle bringen. Es halten sich zurzeit rund 50 Soldaten in Chirab auf, und sie werden sich kaum mit einer so grossen Übermacht von kampfgerüsteten Streitern messen wollen."


Anschliessend zeichnet Farib die Grundrisse der Tortürme auf und erklärt den Zwergenprinzen und Tinulin die verschiedenen Zugänge sowie den Hebe- und Senkmechanismus für die Zugbrücke, der nur von beiden Tortürmen gleichzeitig bedient werden kann.
Schliesslich wendet sich Prinz Furin an Khufur, der mangels Kenntnissen in Ostron bis dahin nur still dagestanden ist, und sagt auf Khuzdul: "Herr Khufur, die Prinzen der Zwergenhäuser der Steifbärte, der Schwarzschmiede und der Steinfüsse wenden sich an Euch mit der Bitte, die Calatirnor von der Notwendigkeit einer Zusammenarbeit zu überzeugen, um gemeinsam die Überquerung des Talathrants bei Chirab zu bewerkstelligen. Herr Farib hat uns mitgeteilt, dass es einen geheimen Zugang zur Stadt gibt, dessen Benutzung jedoch viel Geschick und Heimlichkeit erfordert. Wir möchten Euch aus diesem Grund eine Zusammenarbeit vorschlagen, bei welcher die Calatirnor ihre bereits am Steppenturnier vorgezeigten Fähigkeiten als hervorragende Schleicher und Kämpfer einsetzen, während wir Zwerge zu einem späteren Zeitpunkt unsere Kampfkraft beisteuern. Wenn es Euch gelingt, die Calatirnor davon zu überzeugen, dass sie in die Stadt eindringen und die Zugbrücke herunterlassen, so dass die Zwergendelegationen die Stadt einnehmen können, stehen wir in Eurer Schuld. Da Herr Bóin II. seinen Standpunkt bezüglich unserer Beziehungen kürzlich leider sehr klar gemacht hat, wenden wir uns an Euch, denn schliesslich seid auch Ihr ein gestandener Zwerg aus dem Haus von Durin und wertvoller Mitstreiter der Calatirnor, die von dieser Zusammenarbeit ebenfalls profitieren würden, indem sie ihnen eine Passage über den Talathrant einbringen würde."

Furin, Tinulin und Farib vereinbaren anschliessend noch, dass nebst den Pferden auch all diejenigen Calatirnor, welche sich nicht an der Aktion beteiligen, im Tross der Zwerge Platz erhalten. Farib stellt zudem klar, dass er die Calatirnor zwar bei der Infiltration von Chirab unterstützen, sich aber an keinen kämpferischen Aktionen beteiligen könne. Er werde die Calatirnor in zwei Stunden auf der Nordseite von Chirab erwarten. Nachdem auch diese Punkte geklärt sind, wendet sich Prinz Furin nochmals an Khufur und bittet ihn erneut und inständig darum, sich bei den Calatirnor für die Umsetzung des gefassten Planes stark zu machen. Als Khufur nickt, danken ihm Furin auch die Prinzen Grain und Thorang für seinen Einsatz. Gleich darauf gehen Tinulin und Khufur zurück zu Calendin und erklären dem Waldelben auf dem gemeinsamen Rückweg zum Lager der Calatirnor den Plan.

Weiter geht's bei Teil 2

Offline torben

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« Antwort #308 am: 2.01.2025 | 10:40 »
Session 118: Teil 2

Als die Elben und Khufur wenig später im Lager der Calatirnor eintreffen, erklärt Tinulin Bóin II. den Plan der Zwerge. Während sich Bóin II. darüber entrüstet, dass die Zwergenprinzen nicht Khufur, sondern ihn um Hilfe hätten anbetteln sollen, bittet Tinulin Arrohir darum, Mo und Yuzuki zu wecken, da sie unverzüglich aufbrechen müssen. Mo ist gar nicht erfreut darüber, zu nächtlicher Stunde durch die Dunkelheit wandern zu müssen. Als ihr allerdings Calendin mit dem Hinweis darauf, dass ein Nazgûl auf dem Weg nach Chirab sei, versucht, die Dringlichkeit der Lage begreifbar zu machen, ist sie geradezu entsetzt. Es dauert allerdings nicht lange, da strafft sich die schöne Heilerin und sagt mit siegesbewusster Stimme, dass sie diesem Kerl mit ihrem Morgenstern einen Scheitel ziehen werde.
Bereits auf dem Weg zu den Zwergendelegationen besprechen die Gefährten, wer von ihnen neben den Elben an der nächtlichen Expedition nach Chirab teilnehmen soll. Als sie das Lager der Zwerge erreicht haben, bindet Bóin II. seine schwere Plattenrüstung sowie seinen Schild auf Barufax und macht damit klar, dass er die Elben begleiten wird, auch wenn das heisst, dass er aus Gründen der Heimlichkeit auf seine Panzerung verzichten muss. Als Mo sagt, dass sie ebenfalls Teil der Expedition sein werde, bittet Bóin II. die schöne Dunländerin ebenso inständig wie erfolglos, statt ihres schwer zu kontrollierenden Morgensterns einen handlichen Streitkolben aus Khufurs Arsenal mitzunehmen. Schliesslich fragt Mo Arrohir, ob er nicht ebenfalls mit nach Chirab kommen wolle, und nachdem Bóin II. sein Einverständnis dazu gegeben hat, entledigt sich auch der junge Dunadan seiner Rüstung und seines Schilds. Wenig später schleichen die beiden Elben, Bóin II., Arrohir und Mo zum nördlichsten Punkt der Stadt, während Khufur und Yuzuki mit der ganzen Ausrüstung und den Pferden der Gefährten im Lager der Zwerge zurückbleiben. Während Tinulin weiterhin seine leichte elbische Kettenrüstung trägt, haben auch Calendin und Mo ihre verstärkten Lederrüstungen anbehalten.

Es dauert nicht sehr lange, bis sie auf Farib treffen, der schon eine ganze Weile die Wachen auf der Stadtmauer beobachtet hat. Nachdem er den Gefährten erklärt hat, wie sie in die Stadt gelangen, stellt er nochmals klar, dass er unerkannt bleiben müsse und daher nicht kämpfen, dafür aber mit einem Feuer für Ablenkung sorgen könne. Die Gefährten danken ihm für dieses Unterstützungsangebot und folgen Farib anschliessend einer nach dem anderen schleichend zum Rand des Wassergrabens. Dieses Hindernis gilt es mit Hilfe einer bis zum Boden des Grabens reichenden Stange zu überqueren, indem sie diese mit Schwung anspringen und, sich daran festhaltend, zur anderen Seite hinüberschwingen. Nachdem es Farib als erster auf die andere Seite des Grabens geschafft und Tinulin die Stange zurückgeschickt hat, öffnet er einen versteckten Durchgang in der gleich an den Graben anschliessenden Stadtmauer. Während auch Tinulin die Überquerung des Grabens problemlos gelingt, hat die ihm nachfolgende Mo Mühe, sich an der Stange festzuhalten und stürzt um ein Haar in den Wassergraben. Nur mit viel Glück kann sie sich an der anderen Seite festkrallen und schliesslich mit Tinulins Hilfe hochziehen. Dabei entgeht die schöne Dunländerin nur knapp der Entdeckung durch die auf der Mauer patrouillierenden Wachen.
[Technisch gesprochen: Zur Überquerung des Wassergrabens ist ein Manöver mit dem Mischbonus aus Klettern und Akrobatik notwendig. Das Manöver gelingt Mo nur zu 80%, so dass sie mit einem 1W100-Wurf unter 80 bleiben muss, um diesen 80%-Erfolg auch "abzusichern". Ihr Wurf liegt darüber, was zur Folge hat, dass sie zwar nicht gleich ganz abstürzt, aber ihr Manöver, sich doch noch hochzuziehen deutlich erschwert und zudem auch die Chance auf Entdeckung durch die Wachen erhöht. Dank Tinulins Unterstützung wird das Folgemanöver aber so weit erleichtert, dass es Mo schliesslich doch noch unentdeckt auf die andere Seite schafft.]

Den übrigen Calatirnor gelingt die Überquerung des Wassergrabens ohne Probleme, und kurz darauf befinden sie sich alle zusammen mit Farib in dem kleinen Durchgang, der auf der Innenseite der Stadtmauer unter einer steinernen Treppe herauskommt, welche auf die Zinnen führt. Nachdem die Gefährten und Farib rasch um eine Häuserecke ausser Sicht der Wachen geschlichen sind, verabschiedet sich der Mann von den Calatirnor und sagt: "Die Azurspinne wünscht Euch viel Glück und eine gute Heimkehr." Tinulin dankt Farib für seine Hilfe und sagt, dass er die Azurspinne nicht vergessen werde. Anschliessend trennen sich die Gefährten von Farib, der an einem zuvor bestimmten Ort ein Ablenkungsfeuer legen soll. Die Calatirnor schleichen derweil durch die dunklen Gassen von Chirab und bereiten sich darauf vor, die beiden Tortürme zu erstürmen, sobald die Wachen durch das Feuer abgelenkt werden.

Als bald darauf aufgebrachte Rufe vom Ausbruch des Feuers künden und mehrere Wachen von den Zinnen und vom Torhaus in Richtung der Flammen laufen, setzen sich auch die Gefährten in Bewegung. Während sich Tinulin und Bóin II. den Haupteingang des südlichen Turmes vornehmen, stürmen Calendin, Arrohir und Mo zum Seiteneingang des nördlichen Torturmes. Sobald der Waldelb das Erdgeschoss des Turmes betritt, schlagen die beiden Wachen, die sich dort aufhalten, lauthals Alarm. Während Calendin dem einen Gegner bereits mit seinem ersten Pfeil ein rasches Ende bereitet und Arrohirs Klinge Farongyrth den anderen Mann benommen macht, verriegelt Mo den Seiteneingang zum Turm. Ohne sich weiter um den verwundeten Ostling zu kümmern, stürmt Arrohir die Treppe zum oberen Stock des Turmes hinauf, wo er sogleich von drei Bogenschützen beschossen und mangels schützender Rüstung ernsthaft verwundet wird. Nachdem Calendin auch die zweite Wache im Erdgeschoss mit einem Pfeil ausgeschaltet hat, verriegelt Mo auch noch den Haupteingang des nördlichen Turmes. Gleich darauf betritt Calendin vorsichtig die Treppe zum oberen Stock und schiesst auf einen der dortigen Bogenschützen, gerät aber ebenfalls unter Beschuss und wird verwundet.
Tinulin und Bóin II. sind derweil beim Südturm des Torhauses ebenfalls auf Gegenwehr gestossen. Gerade als der Zwerg den Turm betreten wollte, wurde die Tür aufgerissen und es kam ihm eine Wache entgegen. Dem Hieb mit der Mithrilaxt Kibil Burk hatte der überraschte Mann jedoch nichts entgegenzusetzen und sackte leblos zusammen, worauf Bóin II., dicht gefolgt von Tinulin, energisch ins Innere des Turmes vordrängte. Während der Noldo eine weitere Wache im Erdgeschoss des Turmes verwundete, verriegelte Bóin II. die Haupttüre und stürmte schon im nächsten Moment die Treppe zum Obergeschoss hinauf, wo er jedoch sogleich von den Pfeilen dreier Bogenschützen übel getroffen wurde. Benommen und schwer verwundet bündelte der erfahrene Kämpfer seine ganzen verbliebenen Kräfte, um über sich hinauszuwachsen und, die Schmerzen zumindest vorübergehend ignorierend, weiterkämpfen zu können. Nachdem Tinulin den Seiteneingang des Erdgeschosses verriegelt hatte, liess er die soeben verwundete und benommene Wache links liegen und begab sich zu Bóins II. Unterstützung auf die Treppe zum oberen Stock des Turmes. Der Zwerg griff derweil eine weitere Wache an, die vom Wehrgang der Stadtmauer her durch die oben an der Treppe befindliche Türe in den Turm gestürmt war. Während der ungerüstete Bóin II. alles daran setzt, um die Türe im Obergeschoss so bald wie möglich zu verriegeln, wird er von einem der drei Bogenschützen aufs Korn genommen. Die beiden anderen Bogenschützen beschiessen derweil Tinulin, der gerade dabei ist, die Treppe hinaufzukommen. Die Pfeile verfehlen ihre Wirkung nicht, und der Noldo ist für einen kuzen Moment nicht in Lage, in dieser brenzligen Situation zurückzuschlagen.

// Metageblubber:

Am Ende dieser Session hat sich gezeigt, welch grossen Einfluss die schweren Rüstungen und Schilde der Gefährten auf ihre Gesundheit haben. Die in Chirab stationierten Kämpfer sind natürlich keine Anfänger und haben als einzigen Auftrag, die Flucht der Zwerge aus Chey Sart um eine Nacht bis zum Eintreffen des "Diplomaten" zu verzögern. Da sollte es niemanden wundern, wenn das Wachdispositiv entsprechend grösser ausfällt, als wenn es um eine wochenlange Alarmbereitschaft gehen würde.
Für einmal war nun auch mir als Spielleiter das Würfelglück mal wieder hold und hat die Spieler beim Erstürmen der Tortürme ganz schön ins Schwitzen gebracht. Dass schliesslich auch Mo noch mit ihrem Morgenstern glänzen konnte, war natürlich das Sahnehäubchen auf meinem Würfelglückskuchen.
Und sonst? Nun, Bóin II. hatte ja in der letzten Session seinen Standpunkt bezüglich der Zusammenarbeit mit den Zwergenprinzen so deutlich wie nur möglich gemacht, weshalb sich diese nun an Khufur wandten, um mit den Calatirnor wieder ins Gespräch kommen zu können. Mir ist dabei im Eifer des Wortgefechts gar nicht mehr so richtig präsent gewesen, dass es ja nicht einfach nur ein "Betteln" der Zwergenprinzen um Hilfe ist, sondern dass auch die Calatirnor von dieser Zusammenarbeit sehr profitieren und es sich also viel mehr um eine Win-Win-Situation für beide Seiten handelt.
Ob die Eroberung von Chirab gelingt, bleibt indessen abzuwarten. Irgendwelche Mitleids- oder sonstigen Bekundungen Eurerseits zum Schicksal der Gefährten, dann immer gerne her damit  :)

Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #309 am: 19.01.2025 | 14:05 »
Werden es die Gefährten schaffen, Chey Sart zu verlassen, bevor der "Befrager" sie einholen kann?... Hier erfahrt Ihr es  :)

Session 119
16.9. - 17.9.2788 3Z
Chirab

Arrohir ist im Obergeschoss des Nordturmes in arger Bedrängnis, denn er wird gleich von zwei Gegnern angegriffen und kann aufgrund seiner Verletzungen selbst nur parieren aber nicht zurückschlagen. Immerhin kann Calendin den oben an der Treppe stehenden dritten Bogenschützen mit einem präzisen Schuss schwer verwunden, worauf Mo an dem Waldelben vorbei die Treppe hinaufstürmt, um Arrohir zu Hilfe zu kommen. Während der von Calendin schwer getroffene Gegner den Kampf aufgibt und durch die obere Türe auf den Wehrgang flüchtet, kommt auf demselben Weg eine weitere Wache in den Turm und bedrängt sogleich Mo. Die schöne Dunländerin lässt sich jedoch nicht zweimal bitten und führt einen kraftvollen Hieb gegen den Mann, bei dem die spitzenbewehrte Kugel ihres Morgensterns über dessen Schild und Schulter hinausfliegt und ihn krachend im Nacken trifft. Die Wucht des Aufpralls ist so gross, dass mehrere Knochen der Wirbelsäule brechen und der bedauernswerte Mann gleich darauf sein Leben aushaucht. Calendin ist von Mos Angriff sichtlich beeindruckt und verspricht der Heilerin, Bóin II. vom glanzvollen Einsatz ihres Morgensterns zu berichten.
[Technisch gesprochen: Mo gelingt mit UM 100 + 32 + 72 Offensivbonus - 45 Defensivbonus = 159 ein überaus guter Angriffswurf, der zu einem kritischen Treffer E führt. Dieser fällt mit 92 ebenfalls sehr hoch und tödlich aus und bestätigt Mos Vertrauen in ihre Waffe.]
Arrohir konnte sich derweil der Angriffe seiner beiden Gegner erwehren und wird nun auch durch Calendin entlastet, der die Treppe so weit emporsteigt, dass er mit genügend eigener Deckung auf einen der beiden verbliebenen Angreifer schiessen und ihn benommen machen kann. Nachdem Mo auch noch diesen Mann ihren Morgenstern hat spüren lassen, lässt er seine Waffen fallen und ergibt sich. Arrohirs Blutungen haben den jungen Dunadan inzwischen derart geschwächt, dass er kurz davor ist, das Bewusstsein zu verlieren. Auf Calendins Zuruf hält er daher inne, um von Mos heilenden Händen Linderung zu erhalten, während der Waldelb auch noch den letzten Gegner mit einem Pfeil erschiesst. Nach einer weiteren Heilbehandlung sind Arrohirs Blutungen zwar versiegt, doch als Mo sagt, dass sie wieder aufbrechen werden, falls er sich bewegen sollte, erwidert Calendin, dass sie bei der Zugbrücke auf Arrohirs Stärke angewiesen seien. Er gibt der schönen Heilerin daher etwas Harfyharz, welches zu ihrem Erstaunen in der Lage ist, Arrohirs blutenden Wunden dauerhaft zu verschliessen. Gleich darauf stellen sich Arrohir und Mo an das grosse Rad des Hebe- und Senkmechanismus der Zugbrücke, welche sich jedoch noch nicht bewegen lässt, wohl weil Tinulin und Bóin II. noch nicht so weit sind.

Im Südturm befinden sich Tinulin und Bóin II. zwar kurzzeitig in einer brenzligen Lage, doch ihren Gegnern gelingt es nicht, ihren Vorteil auszunutzen. Vielmehr kann sich Bóin II. behaupten und einen seiner Widersacher schwer verwunden. Tinulin wird durch einen weiteren Treffer zwar benommen gemacht, kann aber gleichwohl zurückschlagen und dabei einen Gegner ausschalten. Im nächsten Moment muss der Noldo allerdings feststellen, dass der Mann, den er im Erdgeschoss verwundet und benommen zurückgelassen hatte, mittlerweile die Haupttüre geöffnet hat und lautstark nach Verstärkung ruft, während er sich in Sicherheit bringt. Tinulin ist daher gezwungen, Bóin II. im oberen Stock alleine zu lassen, um den Haupteingang wieder zu verriegeln. Als der Noldo bei der Türe ankommt, muss er feststellen, dass die Wache nicht nur die Türe sperrangelweit geöffnet, sondern auch den Riegelbalken mitgenommen hat. Kurzerhand muss der Elb verschiedenste Gegenstände, die er im Erdgeschoss des Turmes findet, als notdürftigen Ersatzriegel verwenden, während Bóin II. ein Stockwerk höher erneut unter Druck gerät, als zwei weitere Wachen über den Wehrgang in den Turm drängen. Kaum dass Tinulin seinem zwergischen Freund, der mittlerweile aus dem letzten Loch pfeift, zu Hilfe eilt, wird er auch schon wieder angegriffen und ebenfalls ernsthaft verwundet. Trotzdem gelingt es ihm, einen weiteren, über den Wehrgang in den Turm gelangten Gegner rückwärts wieder aus dem Raum zu bugsieren und endlich auch diesen Zugang zu verriegeln. Bóin II. hat sich derweil mit einem tödlichen Angriff des letzten Gegners entledigt und stärkt gleich darauf seine Kräfte durch den Verzehr einiger Heilkräuter.
Während von unten mit aller Wucht gegen den Haupteingang zum Turm gehämmert wird, begeben sich Tinulin und Bóin II. zum grossen Rad der Zugbrücke und lassen sie, nachdem sie und auch Arrohir und Mo auf der anderen Seite je den Sperrhebel geöffnet haben, herunter. Calendin schiesst derweil auf einige Männer, welche sich im Torgang den auf die Zugbrücke stürmenden Zwergen entgegenstellen wollen. Der Widerstand der Ostlinge währt angesichts der zwergischen Streitkräfte jedoch nur kurz, und es dauert nicht lange, bis sie eingekesselt werden und sich schliesslich ergeben.

Sobald die Ostlinge die Waffen gestreckt haben, gratulieren die Prinzen Furin, Grain und Thorang Khufur zur erfolgreichen Kommandoaktion, welche, wie sie sagen, ohne ihn nicht möglich gewesen wäre und wofür sie in seiner Schuld stehen würden. Dieses Lob ist Bóins II. Schüler gar nicht recht, und er versucht, es an seinen Meister weiterzugeben, doch die Prinzen erklären, dass es nicht an ihm sei, ihnen die Schuld einfach so zu erlassen. Als Tinulin und Bóin II. gleich darauf verletzt und schwer atmend aus dem Südturm des Torhauses gewankt kommen, geht Khufur vor seinem Meister auf ein Knie und dankt ihm für die Übergabe der Stadt, bevor er anfügt, dass er nun wieder da sei, um ihn zu beschützen. Anschliessend umarmt Bóin II. Calendin, Arrohir und Mo, die mittlerweile vom Nordturm des Torhauses auf den Platz gekommen sind. Noch während sie die Zugbrücke heruntergelassen hatten, war der verletzte Ostling, der sich ihnen ergeben hatte, aufgrund seines Blutverlusts bewusstlos zusammengebrochen. Als Arrohir darauf begann, die Blutungen des Mannes zu verbinden und sich anschickte, seinem Gegner einige Heilkräuter zu verabreichen, um dessen Tod zu verhindern, hatte ihn Mo zunächst verständnislos angesehen und gefragt, ob er das auch bei einem Dunländer machen würde. Erst nachdem Arrohir gesagt hatte, dass die Calatirnor das Licht in die Welt tragen und er daher selbst einem verwundeten Dunländer helfen würde, beteiligte sich auch Mo an der Behandlung des Ostlings, sagte aber, dass sie Arrohir an seine Worte erinnern werde. Als der Mann schliesslich das Bewusstsein wiedererlangte, sagte Arrohir zu ihm: "Dein König hat uns den Krieg erklärt, aber das macht uns beide nicht zu Feinden. Dein Schicksal ist es nicht, hier und heute zu sterben, sondern an einem fernen Tag nach einem erfüllten Leben." Damit hatten sie den verwundeten Ostling zurückgelassen und waren auf den Platz vor dem Torturm gekommen.
Nachdem Bóin II. auch Calendin umarmt hat, berichtet der Waldelb dem zwergischen Kämpfer von Mos beeindruckendem Einsatz ihres Morgensterns. Als sich Bóin II. darauf nochmals an Mo wendet und sagt, es sei gut, dass sie nicht immer auf ihn höre, erwidert sie mit einem Lachen: "Ja, das hilft sehr."

Während die Zwerge die Stadt sichern und die Zugbrücke hochziehen, suchen sich die Calatirnor ein Gasthaus am Hafen. Wie viele der Einwohner, die von der Einnahme der Stadt durch die Zwerge überrascht wurden, ist auch der Wirt zwar etwas eingeschüchtert, aber friedlich. Calendin und Khufur bleiben mangels eines Stalles draussen bei den Pferden, während Yuzuki für die anderen ein geräumiges Hinterzimmer sowie Essen und Getränke organisiert und auch bezahlt. Wenig später setzt Mo ihre ganze Heilkraft ein, um die zahlreichen Verletzungen zu behandeln, welche ihre Freunde im Kampf gegen die Ostlingwachen hatten einstecken müssen. Aber auch nachdem sie sich völlig verausgabt hat, sind Tinulin, Bóin II. und Arrohir noch immer angeschlagen. Nach einer Weile geht Yuzuki zusammen mit Khufur zu den Zwergenprinzen, welche die Ausrüstung der Delegationen zum Hafen haben bringen lassen, und erkundigen sich, wann der Transport über den Talathrant beginnen soll. Furin erklärt den beiden, dass es töricht wäre, in der Nacht im Wasser unterzugehen, weshalb sie bis zum ersten Licht des nächsten Tages warten müssten. Etwas später begibt sich auch Tinulin nochmals zu Furin, um den Zeitpunkt des Aufbruchs zu besprechen. Einer der Fährleute sagt ihnen, dass die beiden vorhandenen Fährboote eine Kapazität von je rund 20 Personen samt Ausrüstung haben und der Weg ans andere Ufer und wieder zurück etwa eine Stunde in Anspruch nimmt. Der Noldo kann nicht einschätzen, ob die Angaben des Mannes wirklich zutreffen, weshalb er den Zwergen rät, die Fähren zumindest noch in der Nacht zu beladen, damit der Aufbruch wirklich in der Morgendämmerung beginnen kann.

Als sich der Himmel am Morgen des 17. September 2788 3Z schliesslich zu röten beginnt, legt die erste Fähre mit Tinulin und Bóin II. sowie zwanzig weiteren Zwergen an Bord in Richtung des gegenüberliegenden Ufers des Talathrants ab. Während der erfahrene Zwergenkämpfer mit seinen tatkräftigen Begleitern am Ostufer zurückbleibt, um das Ausladen zu beschleunigen, fahren Tinulin und Arrohir jeweils auf den Fähren mit und halten die Fährleute unter Kontrolle. Um den Talathrant zu überqueren, wird jeweils eines der Fährboote an einem langen Seil eingehakt, dessen anderes Ende an einem dicken Poller befestigt ist, der ein ganzes Stück oberhalb von Chirab in der Mitte des Flusses in den Boden gerammt wurde. Sobald die zurückkehrende, leere Fähre den Hafen von Chirab erreicht hat, wird sie vom Seil getrennt, und an ihrer Stelle wird die zweite, vollbeladene Fähre ans Seil gehängt. Tinulin und Thorang haben noch in der Nacht berechnet, dass sie ungefähr 18 Fährfahrten benötigen, um alle Zwerge und Gefährten samt aller Ausrüstung und Tiere über den Fluss zu bringen.
Während Tinulin, Bóin II. und Arrohir mit dem Transport der Zwergendelegationen und ihrer Habseligkeiten beschäftigt sind, steht Calendin mit Khufur, Yuzuki und Mo sowie zahlreichen weiteren Zwergen auf der Stadtmauer und sucht den Horizont nach Hinweisen auf das Kommen des Befragers und seiner Begleiter ab.
[Auch hier hätte das geflügelte Wort "Calendin hält die Gegend in Schach." bestens gepasst.]

Bis zum Mittag sind bereits zehn Fährfahrten geschafft, was die Zwerge und auch die Calatirnor vorsichtig hoffnungsvoll stimmt. Als Calendin jedoch rund zwei Stunden später eine Staubwolke am Horizont bemerkt, ist ihm sofort klar, dass ihnen die Zeit davonzulaufen beginnt. Rasch bittet er Khufur, zum Hafen zu gehen und den Zwergenprinzen sowie Tinulin und Arrohir zu melden, dass der Feind komme. Umgehend übernehmen drei gute Kämpfer aus Kharukthalad die Bewachung der Fährleute, während Tinulin und Arrohir mit Khufur zur Stadtmauer gehen, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Tinulin schätzt, dass Ren, denn sie erwarten hinter dem "Befrager" niemand Geringeres als den achten der Nazgûl persönlich, mit seinen Begleitern Chirab in rund anderthalb bis zwei Stunden erreichen wird. Sie selbst werden derweil ebenfalls noch etwa zwei Stunden benötigen, um den Transport der Delegationen über den Talathrant abzuschliessen, so dass es ein sehr enges Rennen mit der Zeit wird. Khufur wird daher beauftragt, den Zwergenprinzen mitzuteilen, dass die zweitletzte Fähre nur mit unwichtigen Wagenteilen beladen werden soll, damit sie schlimmstenfalls zurückgelassen werden könnte. Yuzuki begleitet den Zwerg zum Hafen und setzt mit der nächsten Fähre zur anderen Seite über, um Bóin II. über die neusten Entwicklungen zu informieren. Der erfahrene Kämpfer treibt seine Helfer in der Folge zu noch grösserer Eile beim Entladen der Fähren an.

Je länger die Gefährten auf den Zinnen der Stadtmauer stehen und nach Westen schauen, desto greif- und spürbarer wird die auf sie zukommende Bedrohung. Schliesslich begeben sich die verbliebenen Calatirnor zu den Zwergenprinzen und beschliessen gemeinsam, als letzte mit der drittletzten Fähre über den Talathrant zu setzen, sobald sie leer zurückgekommen ist. Das zweite, nur mit unwichtigen Wagenböden beladene Fährboot, schieben sie derweil von der Mauerkante des Hafens in den Fluss und lassen es unbemannt den Talathrant hinabtreiben. Sobald sie auf der Ostseite des Flusses angekommen sind, ziehen die Zwerge die Fähre an Land und beginnen damit, sie zu zerlegen und daraus neue Wagenböden zu zimmern. Die Gefährten beobachten derweil Chirab und werden plötzlich einer Gestalt gewahr, die, gehüllt in eine Rüstung aus schwarzem Metall, auf dem Turm der Hafenmauer erscheint. Als das Wesen mit Blick zu den Calatirnor ein schwarzes Schwert in die Luft reckt, glaubt Tinulin zu erkennen, dass der obere Teil der Klinge von Flammen umhüllt wird. Während Arrohir beim Anblick des schwarzen Wesens einen stechenden Schmerz in seinem Schildarm spürt, streckt Tinulin in Erwiderung der feindlichen Geste sein Schwert Luinmacil ebenfalls in die Höhe und lässt seine Klinge blau aufleuchten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sagt Arrohir seinen Freunden, dass es sich bei der Gestalt am anderen Ufer um ein schwarzes Wesen von höchster Macht handle und er froh sei, den Fluss zwischen ihm und sich zu wissen, worauf er jede und jeden der Calatirnor sowie auch Yuzuki umarmt. Erst als Calendin ihn fragt, ob er glaube, dass der von ihm und Mo im Nordturm gerettete Ostling jetzt glücklich sei, beginnt der junge Dunadan wieder zu lächeln. Kurz darauf zieht sich die schwarze Gestalt zurück und gerät ausser Sicht, worauf schliesslich auch der Schmerz in Arrohirs Arm allmählich zu schwinden beginnt.

Nachdem die Zwerge alle Wagen wieder einsatzbereit gemacht haben, versenken sie die Überreste der Fähre im Talathrant und werfen auch das Fährseil ins Wasser. Schliesslich bezahlt Prinz Furin den vier Fährleuten einen angemessenen Lohn und dankt ihnen für ihre Mühen. Anschliessend brechen die Zwerge zusammen mit den Gefährten auf, denn die Zwergenprinzen sagen, sie wollen nicht wissen, zu welchen Hexereien der schwarze Schatten nach Einbruch der Dunkelheit fähig sei. Ausser Sichtweite des Flusses wendet sich die grosse Reisegemeinschaft in einem grossen Bogen nach Norden und schlägt nach rund zweieinhalb Stunden Marsch ihr Nachtlager auf. Etwas später will es Tinulin beim Anblick des nächtlichen Himmels scheinen, als würden in dieser Nacht die Sterne im Osten besonders hell leuchten. Vom Funkeln und Strahlen der Sterne im Osten angetan, sagt Tinulin zu Calendin, dass sie das Richtige tun und es einen Grund gebe, weshalb sie hier unterwegs seien.

// Metageblubber:

Neue Session - neues Würfelglück, zumindest auf Seiten der Spieler, die den Kampf in den Türmen des Torhauses dann doch noch einigermassen gut überstanden. Klar ist allerdings, dass Bóin II. viel daran setzen wird, möglichst lange nicht mehr ohne Rüstung kämpfen zu müssen.
Bei der Flussüberquerung habe ich einfach die Zeit für einmal rüber und zurück abgeschätzt, und dann haben wir das hochgerechnet auf alle Delegationen und ihre Ausrüstung. Dass das dann gerade so schön mit der Zeit korreliert hat, auf welche ich die Ankunft von Ren - denn es kam tatsächlich niemand anderes als der achte Nazgûl - angedachte hatte, war sehr passend. Die Gefährten sind dieser Gefahr jedoch gut aus dem Weg gegangen, indem sie einfach auf eine Fährfahrt verzichtet haben.

Nach rund anderthalb Jahren Realzeit liegt das Steppenturnier nun endgültig hinter uns. Ich hätte damals nie gedacht, dass es so viel Zeit in Anspruch nehmen würde, aber es hat sich gelohnt und hat den Spielern Spass gemacht, so viel Spass, dass wir immer noch daran sind, die verbliebenen Disziplinen im Hintergrund weiterzuspielen, so als wären die Gefährten und Zwerge gar nicht abgereist.

Nun werden sich die Gefährten überlegen müssen, ob sie alle oder nur einzelne von ihnen noch weiter nach Osten reisen wollen und welchen Weg sie dafür einschlagen sollen.


Offline Namo

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #310 am: 19.01.2025 | 20:50 »
Mal so rein regeltechnisch gefragt: Da deine Charaktere ja relativ hochstufig sind und es so wie ich es verstehe auch mal zur Konfrontation mit Ren kommen kann oder wird, frage ich mich, ob du planst dessen Werte anzupassen? Laut MERS ist der ja "nur" Stufe 32. Und wenn bei euch Magie nicht so stark ausgeprägt ist wirkt er mir fast schon zu schwach - je nach Stufe und Ausstattung deiner Spielercharaktere. Wobei er ja diverse Spezialfähigkeiten hat, die nicht ohne sind.

Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #311 am: 22.01.2025 | 00:25 »
@Namo:
Kurze Antwort: Ich bin bekennender Abwandler und Anpasser :)

Bei der Frage der Stärke von Gegnern begegnet man ja bald einmal dem Problem, dass MERS eigentlich nur für Charakter bis Stufe 10 ausgelegt ist. Rolemaster ist zwar grundsätzlich bis Stufe 50 ausgelegt (zumindest gibt's Zauber bis zu dieser Stufe), aber selbst da scheint mir manchmal, dass gewisse Dinge einfach nicht ganz zu Ende gedacht wurden, vor allem wenn man sich dann die Werte von potentiellen Gegnern solcher hochstufigen Charakter ansieht. Ach ja, Tinulin und Bóin II. sind aktuell beide auf Stufe 31 und Calendin ist auch schon bei Stufe 24.
Nach MERS 1. Edition hat ein Nazgûl (da wird nicht zwischen den neun unterschieden): Stufe 20, trägt Kette, hat 75 DB, 175 OB mit der Waffe und 200 Treffer. Kritische Treffer gegen den Nazgûl werden auf der Tabelle für gewaltige Wesen gewürfelt (also nur Krit. D und E). Dazu gibt's natürlich gewisse magische Dinge, die das ganze aufwerten.
Im Lords of Middle-Earth Vol. II hat Ren folgende Werte: Stufe 32, Rüstung VL/12, 95 DB, 125 OB, 160 Treffer. Erst ist als Magier und Illusionist ausgelegt. Nun ist bei uns die Magie ja deutlich eingeschränkt gegenüber den Magiebüchern Ren wird keine Blitz- oder Feuerstrahlen verschiessen. Mal schauen was, Uvatha, der Krieger unter den Nazgûl für Werte hat... Stufe 31, Rüstung LE/4 (WARUM???), 100 DB, 180 OB Nahkampf und 240 OB Fernkampf, 180 Treffer.

Natürlich haben die Nazgûl noch ganz viele kewle Specialpowers, können Treffer pro Runde Energie entziehen, Furcht auslösen usw. Trotz allem habe ich meine Schattenwesen deutlich an das Machtlevel der Charakter angepasst, damit sie wirklich noch was zu fürchten haben. Auch wenn die Spieler sich dann manchmal über die Stärke solcher Gegner auslassen, wären sie gleichwohl enttäuscht, wenn sie sie einfach so wegblasen könnten. Für Ren selbst habe ich noch gar keine Werte definiert, aber als Vergleich mag der grosse Schatten dienen, gegen den Gefährten im hohen Norden kämpfen mussten und der Arrohir am Waffenarm verletzt hat:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Das Hauptproblem dieser grossen Gegner ist ihr viel zu geringer DB nach den Regeln. Gerade wenn sie von mehreren hochstufigen Charaktern gleichzeitig angegriffen werden und dabei ja nur einen Angriff parieren können, ist ein tiefer DB schwierig. Für mich muss so ein grosser Schatten zudem aus eigener Kraft eine Bedrohung sein und nicht nur durch seine Schergen. Klar, es kommt immer wieder mal der Einwurf, dass Aragorn mit einer einzigen Fackel gleich fünf Nazgûl (oder wie viele es waren) von der Wetterspitze vertrieben hat, aber hey, die hat er da wohl einfach grade auf dem falschen Fuss erwischt oder sowas... :)

Offline Namo

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #312 am: 22.01.2025 | 08:34 »
Danke für die ausführliche Antwort. Das hatte ich mir fast schon gedacht. Ich habe ja quasi alle MERS Quellenbücher hier und diese beinhalten ja auch immer die Rolemasterwerte, so dass die auf höherstufiges Spiel ausgelegt sind. Allerdings ist mein Empfinden, dass die Meisten doch eher auf mittelstufige Charaktere ausgelegt sind. Meine 3er Stufe 7 Gruppe mit noch nicht allzu vielen magischen Gegenstände ist da stellenweise schon übermäßig stark. Der erste Kampf gegen eine Truppe Trolle war dann auch ernüchternd. "Ich hatte die stärker in Erinnerung" war da so ne Aussage. Von daher ändere ich mein Mindset dahingehend aktuell auch. Finde deinen Ansatz von der Richtung her daher auch ziemlich gut und zielführend. Zumindest besondere NSC aufzuwerten. Es ist in sich natürlich dann schon etwas krass, wenn deine Charaktere quasi die Stufe der Gemeinschaft am Ende des HdR haben und so gesehen aus ICE Wertesicht so gesehen zu den mächtigsten Wesen Mittelerdes gehören würden. Von daher macht es der Gleichmäßigkeit her dann schon Sinn den NSC ebenfalls entsprechende Fähigkeitensteigerungen mit auf den Weg zu geben.

Denn oftmals kennen bei aller rollenspielerischer Güte die Spieler dennoch auch nur den Weg der Stärke  >;D So lange umgekehrt ja auch noch genug Fallobst unterwegs ist und die Spieler nicht das Gefühl haben, dass die Welt um sie herum einfach mit auf levelt passt das ja.

Und gerade Nazgul sind einfach tolle und spannende Antagonisten. Da wäre es schade wenn die schwache NSC abgeben würden.

Insgesamt ein sehr spannendes Thema dem ich auch immer näher komme. Lass uns da demnächst mal gerne nochmal austauschen. Möchte deinen Thread nicht für so etwa hijacken. Aber dass nun Ren auftaucht gibt zumindest nochmal eine ganz neue Eskalations- oder Spannungsstufe. Als Mitlesender fällt es mir ehrlicherweise etwas schwer nachzuvollziehen, wie ihr 1,5 Jahre das Steppenturnier so spannend gestalten konntet, dass ihr kaum davon los kommt. Insofern wirkt es als wäre nicht ganz so viel Bewegung in der Geschichte gewesen. Das sind vermutlich die magischen Momente die am Tisch entstehen, die Außenstehende aufgrund geschriebener Worte einfach nicht ganz nachvollziehen können. Aber wie gesagt - das Auftauchen Rens gefällt mir sehr als "casual" Mitleser.

Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #313 am: 7.03.2025 | 15:39 »
Juhui, es geht wieder weiter, doch wieso und wohin? Lest es einfach selbst :)

"Durchkämt die Wüste!, äh, durchquert die Steppe!" - Aufruf eines ungenannten Calatirnos

Session 120: Teil 1
17.9. - 13.12.2788 3Z
Östlich von Chirab - Skad

Während der Nachtwache geht Bóin II. zu Tinulin und sagt, er finde es gut, dass der Noldo ein Einsehen gehabt und sich dem Nazgûl nicht entgegengestellt habe. Er hoffe, dass sich die Calatirnor in Zukunft wieder vermehrt Orks als solch gefährlichen Schattenwesen widmen werden, worauf Tinulin erwidert, dass es in jedem Fall von Bedeutung sei, dass sie Gutes tun, auch wenn sie das zu den Schatten führen könne. Als Bóin II. ihn darauf zweifelnd fragt, wo sie denn bei so etwas je erfolgreich gewesen seien, sagt der Noldo: "In Rohan bei Dramborang."
[Das von Tinulin angeführte Zusmmentreffen mit Morgam/Dramborang in Rohan ist Bestandteil der Kampagne "Die Generationen-Gruppe", welche rund 30 Jahre vor der aktuellen Kampagne spielt.]
Später in der Nacht kommt auch noch Calendin zu Tinulin und erkundigt sich nach dessen Plänen. Der Noldo erklärt, dass er einerseits die Schlange von Cyan sprechen sowie ihre Minen weniger gefährlich machen wolle und andererseits nach den Osten-Elben zu suchen gedenke. Auf die Reiseroute angesprochen, sagt Tinulin, dass er sich auch eine Route nördlich von Kargagis Ahar durch jene Gebiete vorstellen könne, welche auf ihrer Landkarte mit "Daldunair" und "Ûster Kryl" bezeichnet sind, auch wenn er keine Ahnung habe, was sie dort antreffen könnten. Calendin gibt seinem Freund darauf zu bedenken, dass zunächst Bóin II. von der ganzen Sache überzeugt werden müsse, während er die Sicht der anderen Gefährten zu dieser Frage nicht genau einschätzen könne. Tinulin glaubt, dass ungefähr die Hälfte der übrigen Calatirnor für die Ziele im Osten zu gewinnen sei, und stimmt Calendin zu, dass Bóin II. in dieser Sache der schwierigste Kandidat sein dürfte. Calendin selbst erachtet die Suche nach Elben im Osten als spannend, während ihn der Gang zur Schlange von Cyan überhaupt nicht reizt, da er nicht weiss, wo sie steht und was von ihr zu erwarten ist. Tinulin gibt zu, diese Fragen bis jetzt auch noch nicht beantworten zu können, sagt aber, dass sie gleichwohl zweifellos der Schlüssel dafür sei, dass sich nicht der ganze Osten unter Rallahs Führung gegen den Westen stelle. Tinulin kann sich auch vorstellen, über die Nordroute zuerst nach Ubain zu gehen, um nach den Ost-Elben zu suchen. Sollte Calendin wirklich auch nach den Ost-Elben suchen wollen, müssten alle Calatirnor gemeinsam nach Osten reisen, da sie die Zwerge und Menschen nicht alleine zurücklassen könnten.

Am nächsten Morgen kommen die Zwergenprinzen zu den Gefährten und danken Khufur nochmals für die gute Zusammenarbeit, von der sowohl die Zwerge als auch die Calatirnor profitiert hätten. Auch wenn Khufur es für nicht zutreffend hält, erachten sich Thorang, Grain und Furin in gewissem Masse in seiner Schuld und verneigen sich nochmals vor Bóins II. Schüler. Als sie darauf sagen, dass sie in Kürze mit ihren Delegationen in Richtung Kharukthalad weiterziehen werden und den Gefährten anbieten, sich ihnen auch weiterhin anzuschliessen, sagt Tinulin, dass er sich die Weiterreise nach Osten grundsätzlich auch entlang der Nordroute vorstellen könne. Hierzu benötige er indessen Informationen über die Reiche Daldunair und Ûster Kryl, worauf Prinz Grain Folgendes berichten kann:

"Die Reiche Daldunair und Ûster Kryl befinden sich an einer der grössten Handelsrouten im ganzen Osten, und die Äxte von Nargubraz nutzen sie oft, als sie noch ihre Binge in Khalarazûm unterhielten. Daldunair ist ein sumpfiges Land, das einen rund 320 Kilometer langen See gleichen Namens umschliesst und östlich von Rycolis, südlich von Lú Tyr Sû und westlich von Ûster Kryl liegt. Südlich von Daldunair erstrecken sich die weiten Graslandschaften von Kargagis Ahar. Das süsse Wasser und die strategische Lage an einer der grossen Handelsroute haben Daldunair schon immer zu einem lohnenswerten Ziel für gierige Eroberer gemacht. Die einheimischen Fischer und Vogelfänger, die Daldunai, schützen sich vor den vor allem früher noch häufigeren Überfällen und Kriegen, indem sie in zahlreichen schwimmenden Weilern auf dem See von Daldunair leben.
Das östlich von Daldunair gelegene Reich Ûster Kryl ist eine Oase aus Bäumen und Hügeln im Grasmeer der grossen Steppe des Ostens. Es wird von sesshaften, Linerin sprechenden Viehzüchtern und Bauern, den Ûsteri, bewohnt. Ûster Kryl ist bekannt für seinen "lebenden Zaun", der das ganze Reich umschliesst und schützt. Er besteht aus hohen lebenden Bäumen und gut geöltem Hanf und widersteht sowohl Feuer als auch Fäulnis.
Wenn Ihr dagegen den Weg durch Kargagis Ahar nach Osten ins Auge fassen solltet, lasst Euch gesagt sein, dass das, was auf Eurer Karte wie eine riesige leere Grassteppe aussieht, in Wirklichkeit voller Leben steckt. Viele Nomaden durchstreifen das Reich mit ihren Herden. Die Winter hier sind zwar hart, aber die Menschen von Kargagis Ahar haben sich daran gewöhnt und angepasst und wissen, wie sie ihnen widerstehen können."


Bei der Beschreibung des lebenden Zauns von Ûster Kryl denken Calendin und Tinulin sogleich an die wandelnden Bäume, welche das Grab von Tinulins Grossmutter Faingil im Eryn Vorn beschützen und mit denen sie sich auch schon hatten herumschlagen müssen.
[Auch die Auseinandersetzung mit den wandelnden Bäumen im Eryn Vorn ist Bestandteil der zuvor gespielten Kampagne "Die Generationen-Gruppe".]

Nachdem Prinz Grain den Gefährten diese Informationen gegeben hat, besprechen sie untereinander das weitere Vorgehen. Mo sagt dabei, dass sie Tinulin zur Schlange von Cyan begleiten würde, dass es für sie jedoch schwierig wäre, sollte diese Station nur ein eventueller und vager Unterpunkt auf einer in erster Linie der Suche nach den Ost-Elben dienenden Reise sein. Tinulin erwidert darauf, dass das Aufsuchen der Ost-Elben sein persönliches Ziel sei, die Schlange von Cyan hingegen eine wichtige Station für die Calatirnor. Auf Bóins II. Frage, ob sie nicht lieber die Informationen über Chey Sart nach Westen bringen sollten, da sich hier ein Krieg zusammenbraue, sagt der Noldo, er glaube nicht, dass König Rallah schon so weit sei, um gegen den Westen loszuziehen. Er fügt an, dass es zudem mindestens ebenso wichtig sein dürfte, mit der Schlange von Cyan zu sprechen, die offenbar mehrere Steppenvölker davon abbringen konnte, Rallah zu folgen. Arrohir erklärt sodann, dass Gondor ohnehin bereit sei, sich den Horden aus dem Osten entgegenzustellen. Er gibt allerdings zu bedenken, dass dies bei Rohan und Dunland nicht der Fall sei. Als Bóin II. sagt, dass er in diesem Fall vermutlich irgendwann im Osten draufgehen werde und somit sein Versprechen, Mo sicher nach Hause zu bringen, nicht einlösen könne, erwidert die schöne Dunländerin, dass dies nicht passieren sollte, wenn sie nur alle zusammenbleiben. Auf ihre Frage nach Arrohirs und Calendins Plänen sagt der junge Dunadan, dass es für ihn besser sei, je länger sie sich vom Korsett des Westens fernhalten. Als Mo darauf sagt, dass er sich nur vor der Erfüllung seiner Pflichten drücken wolle, erwidert Arrohir, dass er ohnehin in den Norden gehen werde, was ihm gleich noch einen bösen Blick der dunländischen Schönheit einträgt. Nach einigem Abwägen sagt Bóin II. schliesslich, dass er bereit sei, Tinulin in den Osten zu begleiten, zu welchem Ende es auch immer führen möge. Calendin ist ebenfalls für den Gang nach Osten, auch wenn er noch nicht weiss, auf welchem Weg sie dorthin gelangen sollen. Auf Mos Frage nach Yuzukis Plänen sagt die junge Händlerin, dass sie keinerlei Pläne habe, sondern nur den Wunsch hege, dass Rykard von Rycolis getötet werde möge, wenn auch lediglich zu ihrer persönlichen Befriedigung. Auf jeden Fall würde sie die Calatirnor weiterhin begleiten wollen, zumal ihr Vater in Chey Sart gefangen gehalten werde. Nachdem sich alle Gefährten dafür ausgesprochen haben, Yuzuki mit nach Osten zu nehmen, vertagen sie die Frage der Reiseroute um einen weiteren Tag und versuchen im Lauf des Tages, sich ein Bild von der Steppenlande von Kargagis Ahar zu machen.

Unterwegs sagt ihnen Prinz Grain, dass sie in Kargagis Ahar keinen Wassermangel befürchten müssten, da es keine leere Einöde sei, sondern ein belebtes Gebiet. Aufgrund dieser Information entscheiden sich die Calatirnor schliesslich dafür, den Weg durch Kargagis Ahar zu wagen. Nachdem sie ihren Beschluss am Abend den Zwergenprinzen mitgeteilt haben, wendet sich Prinz Thorang nochmals an Bóin II. und wiederholt sein Angebot betreffend den Kauf der silbern glänzenden Schatulle, welche die Gefährten auf der Insel vor Ulsang gefunden haben. Auch wenn der gebotene Preis Bóin II. reizen würde, sagt er doch, dass der Entscheid bei allen Calatirnor liege und die Schatulle noch immer unverkäuflich sei. Als der Zwerg wenig später gleichwohl nochmals bei seinen Freunden rückfragt, schweigt Tinulin, während Arrohir klar sagt, dass die Truhe zu Truchsess Beregond gebracht werden müsse. Beim nochmaligen Durchlesen seines Ermächtigungsschreibens stellt er jedoch mit Erleichterung fest, dass die Truhe, sofern sie nicht aus Arthedain stammen sollte, von seinem Auftrag ausgenommen sein könnte. Trotzdem spricht er sich gegen einen Verkauf aus, da er vermutet, dass sich in der Schatulle noch viel wertvollere Dinge befinden könnten.

Nachdem Mo Arrohirs letzte Blessuren vom Kampf in Chirab mit einer Nackenmassage geheilt hat und alle eine ruhige Nacht verbracht haben, verabschieden sich die Calatirnor am Morgen des 19. Septemer 2788 3Z von den Zwergenprinzen Thorang, Grain und Furin sowie ihren Delegationen. Da die Gefährten kaum Zeit gehabt hatten, um sich in Chirab um Proviant für die Weiterreise zu kümmern, müssen sie sich während der ersten Tage auf ihre Fähigkeiten bei der Jagd und der Nahrungssuche verlassen. Dabei können sie sich gleich davon überzeugen, dass sie grosse Steppe selbst noch im September alles andere als ausgestorben ist, denn sie können immer genügend Kleintiere erlegen, um keinen Hunger leiden zu müssen.

Nach neun Tagen, es ist der 27. September 2788 3Z, entdecken die Gefährten in der Entfernung vor ihnen mehrere Rinder. Als sie sich nähern, vernehmen sie plötzlich auch das Gebell eines grossen Hundes, dem ganz offensichtlich der Schutz dieser Herde obliegt. Mit seinem besonderen Draht zu jeglichen Tieren gelingt es Arrohir jedoch problemlos, den Hund zu beruhigen, sodass er mit dem Schwanz wedelnd neben den Gefährten hergeht, als diese kurz darauf einen berittenen Hirten antreffen. Yuzuki übernimmt in ihrer Rolle als Übersetzerin das Gespräch und begrüsst den Mann in seiner Muttersprache Aharin, was diesen zu erfreuen scheint. Als sie bemerkt, dass er ihre Begleiter kritisch beäugt, gibt sie ihm den von Tinulin bereit gehaltenen Passierschein von Katarr zu lesen und kann ihn damit beruhigen. Ohne weiteren Argwohn führt er sie zu den Jurten seiner Familie und lädt sie ein, bei ihnen zu speisen und zu übernachten. Nachdem sie von den Hirten in einige Geheimnisse des Überlebens in der Steppe eingeweiht wurden, helfen Arrohir, Mo und Yuzuki dabei mit, getrockneten Kuhdung einzusammeln, den die Nomaden als Brennstoff für ihre Feuer verwenden.

Nach einer erholsamen Nacht kann Yuzuki dem Hirten für 25 Silberstücke einen Laib Käse sowie eine Kuh abkaufen, welche sie bei der ersten Rast des Tages schlachten. Mo gelingt es, knapp drei Viertel des Fleisches so anzubraten, dass es für einige Tage haltbar bleibt.

War das Wetter während der ersten Woche ihrer Reise noch ausgezeichnet gewesen, wird es in der zweiten Woche schon deutlich stürmischer und regnerischer. In der dritten Woche nehmen die Regenstürme schliesslich so stark zu, dass die Gefährten nicht mehr weiterreisen können und mehrere Tage in ihren Zelten ausharren müssen. Als sich das Wetter zum Beginn der vierten Woche endlich wieder bessert und sie ihre Reise bei Sonnenschein und blauen Himmel fortsetzen können, gehen die Vorräte der Calatirnor bereits wieder zur Neige. Nach zwei Tagen treffen sie jedoch auf eine Ansammlung von sieben Jurten, und nachdem Yuzuki den Hirten erklärt hat, dass sie von Chey Sart hergekommen seien, aber eigentlich aus dem weiten Norden stammen würden, werden sie zu vergorener Ziegenmilch eingeladen. Nachdem man sich ein bisschen miteinander bekannt gemacht hat, nehmen die Gefährten das Angebot der Nomaden, in einer der Jurten zu übernachten, dankend an.

Weiter geht's bei Teil 2

Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #314 am: 7.03.2025 | 15:42 »
Session 120: Teil 2

Am nächsten Morgen können sie von den Hirten für 63 Kupferstücke genügend Proviant für eine Woche und für weitere 5 Kupferstücke auch ausreichend getrockneten Kuhdung zur Feuerung erstehen. Die nächsten zwei Wochen kommen sie bei schönem Wetter gut voran, bevor ein Wetterumschwung zum Beginn der sechsten Woche wieder Sturmwinde und Regen mit sich bringt und sie erneut in ihre Zelte zwingt. Nach einer Woche lässt der Wind zumindest so weit nach, dass sie im Regen rund zehn Kilometer pro Tag zurücklegen können und schliesslich eine Jurtensiedlung erreichen, bei der sie sich mit neuem Proviant eindecken können. Darauf sind sie auch dringend angewiesen, denn schon in der folgenden achten Woche ihrer Steppendurchquerung wird das Wetter schon wieder so widrig, dass sie abermals nicht weiterreisen können. Das Hochplateau, auf dem sie sich gerade befinden, wird von heftigen Eiswinden und Regenstürmen heimgesucht, die teilweise bereits in Schnee übergehen. Es vergeht eine ganze Woche, bevor sich die Sonne wieder am Himmel zeigt und das Grau des Himmels in Blau übergeht. Es folgt eine Woche mit schönem Wetter, doch schon schon in der nächsten, der mittlerweile zehnten Woche, ziehen immer mehr Wolken auf und künden eine erneute Schlechtwetterfront an, welche sie zu Beginn der elften Woche in ihren eisigen Griff nimmt. Die Gefährten befinden sich gerade mitten in einer kahlen Ebene, als der Wintersturm mit Schnee und Eis von Nordosten über sie hereinbricht. Vor den Zelten schichtet Arrohir noch rasch einen Windbrecher aus Steinen auf und bindet den Pferden mit Seilen wärmende Decken um den Leib, da trifft sie das Unwetter auch schon mit voller Wucht. Der Sturm wütet fast die ganze Woche lang, und Bóin II. und Khufur verlassen die Zelte mehrmals, um den angehäuften Schnee beiseite zu schaufeln, während sich Arrohir um die Pferde kümmert. Schliesslich haben die Calatirnor aber auch dieses Unwetter ohne grössere Schäden überstanden und können ihre kalten Glieder an der zurückgekehrten Sonne wärmen. Sobald wie möglich setzen sie ihre Reise fort und reiten langsam durch den rund zwanzig Zentimeter hohen Schnee. Während der nächsten zwei Wochen gelangen die Gefährten zur östlichen Grenze von Kargagis Ahar und treffen auf keine weiteren Jurtensiedlungen mehr, weshalb sie sich von den Dingen ernähren müssen, die sie in der Steppe finden oder jagen können. Sie reiten nun in südöstlicher Richtung, um einen im Osten auftauchenden Hügelzug südlich zu umgehen. Dank Calendins Jagdgeschick kommen sie immer zu genügend Kaninchenfleisch, bis sie zum Beginn der 13. Woche schliesslich auf einen grossen Fluss stossen, der in östlicher Richtung fliessend den Hügelzug südlich umfliesst und gemäss ihrer Karte schliesslich in den riesigen See von Burskadekdar münden sollte.

Nachdem die Gefährten am Fluss reichlich Fische gefangen und damit ihren Proviant aufgestockt haben, folgen sie seinem Lauf weiter nach Osten und schliesslich Nordosten, bis er sich tatsächlich in den grossen See von Burskadekdar ergiesst, der sich über eine Länge von mehr als 150 Kilometern erstreckt. Schon auf grosse Entfernung erkennen die Elben eine Insel, an deren einige hundert Meter aufragender, südlicher Spitze die golden strahlende Kuppel eines riesigen Gebäudes wie ein Kapitän am erhöhten Bug eines stolzen Schiffes steht und die ganze Gegend überblickt. Sobald sich die Gefährten dem Ufer des Sees nähern, bemerken sie, dass der Boden wieder frei von Schnee ist. Gepflasterte Strassen durchziehen die Ebene zwischen dem See und dem westlich dazu parallel verlaufenden Hügelzug und führen zu kleineren Siedlungen am See oder am Fuss der Hügel. Hier begegnen sie auch immer öfter Händlern und Reisenden, die ihnen auf der Hauptstrasse entgegenkommen. Ihnen fällt auf, dass die Menschen von Burskadekdar sich deutlich von den Nomaden aus der Steppe von Kargagis Ahar unterscheiden. Sie sind grösser und aufrechter im Gang, wirken robuster und sind schöner gekleidet, wodurch ihre schwarzen Haare, die gelblich-bräunliche Haut und die mandelförmigen, dunklen Augen noch besser zur Geltung kommen. Als Yuzuki die ersten Menschen, die ihren Weg kreuzen, auf Adek und Ostron anspricht, bestätigen sie ihnen, dass sie in Burskadekdar angekommen seien und die Stadt auf der Insel vor ihnen "Skad" sei, die Stadt der Schlange von Cyan. Mit einem Blick zur golden in der Sonne glänzenden Kuppel des grossen Gebäudes auf der südlichen Spitze der Insel fragt Yuzuki, ob die Schlange von Cyan reich sei. Zur Antwort wird der jungen Händlerin die Gegenfrage gestellt, ob sie auf ihrem Weg nach Burskadekdar denn schon ein reicheres Haus als jenes auf dem Hügel gesehen habe, was sie verneinen muss. Als sie darauf fragt, ob die Bezeichnung "Schlange von Cyan" ein Titel sei, sagen ihre Gesprächspartner mit einem wissenden Lächeln, dass sie nach Skad gehen sollten, wenn dies ihr Weg sei. Die Schlange von Cyan sei der Herrscher von Burskadekdar. Auf die Frage, ob sie denn einfach so in die Stadt gelassen würden, erhält Yuzuki die Antwort, dass sie und ihre Begleiter angesichts ihrer ausgezeichneten Ausrüstung und edlen Reittiere sicher auch über das nötige Kleingeld für einen Besuch der Stadt verfügen dürften.

Als die Gefährten wieder unter sich sind, fragt Bóin II., ob und wie sie überhaupt eine Audienz bei der Schlange von Cyan erhalten könnten. Tinulin erwidert darauf, dass sie von weit her gekommen seien und interessante Informationen für die Schlange von Cyan hätten, nicht zuletzt bezüglich der Vorgänge am Steppenturnier. Bóin II. stimmt dem Noldo zu und fügt an, dass ansonten vielleicht auch noch Mo eine Nachricht von Herrn Saruman für die Schlange von Cyan haben könnte. Mo erwidert darauf mit unschuldigem Blick, dass sie nicht die geringste Ahnung habe, wovon Bóin II. da spreche. Als sie im Anschluss nochmals alles rekapitulieren, was sie über die Schlange von Cyan wissen oder zu wissen glauben, meint Bóin II. schliesslich, dass sie dem Herrscher von Burskadekdar schon von allem Anfang an unterlegen seien. Tinulin sagt indessen, er wisse nicht, was Bóin II. damit meine, da er nicht davon ausgehe, dass man ihnen hier in irgendeiner Form übel mitspielen wolle. Der Zwerg gibt jedoch zu bedenken, dass die Schlange von Cyan immerhin ganze Völker versklavt habe, worauf Mo sagt, dass dies beinahe so klinge wie Rohans Taten. Als Arrohir ihr darauf scharf widerspricht und sagt, dass Rohan keine Menschen in Minen geschickt habe, trifft diese Aussage Mo wie ein Schlag in die Magengrube. Nicht nur den Elben fällt auf, dass die schöne Dunländerin vollkommen bleich und aller Kraft beraubt stumm zu Boden blickt, sondern auch Arrohir selbst bemerkt, dass er mit dieser Äusserung irgendwie übers Ziel hinausgeschossen sein muss. Freundlich geht Tinunlin auf Mo zu und sagt mit beruhigender Stimme, dass sie es besser machen sollten als ihre Vorfahren und darauf achten nicht deren Fehler zu wiederholen. Sie sollten sich vielmehr ihrer Stärken als Gemeinschaft bewusst sein und diese hervorheben. Nach diesen Worten des Noldos kommt Arrohir zu Mo und legt ihr zum Zeichen der Verbundenheit die Hand auf die Schulter, doch die schöne Dunländerin blickt noch immer ganz erschüttert und kraftlos zu Boden. Nach einer Weile macht Calendin schliesslich den Vorschlag, ein Gasthaus in einem der Dörfer am Ufer des Sees anzusteuern und dort Quartier zu beziehen. Die Aussicht auf etwas Sauberkeit nach der langen Reise lässt Mos Geister schliesslich wieder erwachen, und sie sagt, dass dies eine gute Idee sei, weil sie Arrohir nicht mehr riechen könne, wobei sie den jungen Dunadan aber anlächelt. Arrohir nimmt den Ball auf und erwidert, dass in diesem Fall er derjenige sei, der sich als erster ein warmes Bad gönnen dürfe.

Auf dem weiteren Weg entlang dem Ufer des Sees erkennen die Gefährten, dass ein gutes Stück vor ihnen eine unglaublich lange, schwimmende Brücke das Festland mit der Insel verbindet, an deren Südspitze sich die Stadt Skad an einen Hügel anschmiegt, der nach drei Seiten hin als Steilklippe bis zum Wasser abfällt. Am Abend des 13. Dezember 2788 3Z machen die Gefährten in einem kleinen Dorf schliesslich das Gasthaus "Zum güldenen Blick" ausfindig, von welchem aus sie einen beeindruckenden Blick auf die Stadt Skad und die in der Abendsonne wie ein Leuchtfeuer strahlende goldene Palastkuppel haben. Auch wenn Bóin II. bereits um die Ersparnisse der Gemeinschaft fürchtet, sprechen sich Tinulin und Mo dafür aus, dass sie es sich nach der langen und entbehrungsreichen Reise durch die grosse Steppe gutgehen lassen sollten. Yuzuki kann in der Verhandlung mit dem Wirt ein Zimmer für die Gemeinschaft, Essen und Bier für zwei Tage sowie mehrere Waschzuber zum Gesamtpreis von sieben Kupfer- und zwei Bronzestücken ordern. Als es um die Unterbringung der Pferde geht, kommt Arrohir hinzu und besteht auf einer Sonderbehandlung für die Tiere der Gefährten, wofür er dem Wirt anstatt der von diesem dafür veranschlagten zwei Bronzestücke pro Tag ganze drei Silberstücke aus seinem eigenen Beutel zu geben bereit ist. Als er Yuzuki das Geld übergibt und zu den Pferden geht, verwendet die junge Händlerin indessen zwei Silberstücke als fürstliches Entgelt für die Sonderbehandlung der Tiere und berappt mit dem dritten Silberstück die Kosten für die Unterbringung der Gemeinschaft. Der Wirt ist über dieses Geschäft sichtlich erfreut und lässt den Gefährten alsbald mehrere Zuber mit warmem Wasser aufs Zimmer bringen. Schon als die Calatirnor ihr Zimmer betreten, wird ihnen klar, dass Burskadekdar eine Hochkultur geschaffen hat und sich dadurch deutlich von den übrigen Steppenreichen unterscheidet, mit denen sie bisher in Kontakt gekommen sind. Als es ans Baden geht, fragt Arrohir Mo, ob sie ihm den Rücken schrubben wolle, wobei er mit seiner Männlichkeit kokettiert. Auf sein Spiel eingehend, erklärt sich die schöne Dunländerin dazu bereit und wirft ihm dabei einen derart lasziven Blick zu, dass der junge Dunadan errötet und sich rasch in den Zuber sinken lässt. Gleichwohl geniesst er es, als ihm Mo wenig später mit ihren Fingernägeln den Rücken entlang kratzt.

Nachdem sich alle Gefährten frisch gemacht haben, bietet Khufur seinen Freunden an, als Wache in dem im ersten Stock gelegenen Zimmer zu bleiben, während sich die anderen zum Abendessen begeben. In der gut besuchten Gaststube setzt sich Tinulin so an den Tisch, dass er den gesamten Raum im Blick hat. Interessiert an allem, was seine feinen Sinne wahrnehmen, fällt ihm schon bald ein Mann auf, dessen Kleidungsstil nicht zu jenem der anderen Gäste passt. Während die Gefährten Fisch und Schweinshüften bestellen, spüren sie die Blicke der übrigen, grossmehrheitlich männlichen Gäste, die sie unverhohlen taxieren und einzuordnen versuchen. Nach einer Weile bittet Tinulin Yuzuki, den Wirt damit zu beauftragen, dem offenbar fremdländischen Mann ein Getränk seiner Wahl zukommen zu lassen. Schon wenig später tritt der Mann an den Tisch der Gefährten und spricht Tinulin in einer Sprache an, die der Noldo zwar schon einmal gehört zu haben glaubt, derer er aber nicht mächtig ist. Auch dieser Mann versucht, Tinulin und seine Freunde einzuordnen, aber als der Noldo auf Ostron erklärt, dass er die Sprache des Mannes nicht verstehe, wechselt auch dieser auf Ostron und sagt erstaunt, dass sie in diesem Fall einen weiteren Weg hierher gehabt haben dürften als er. Nachdem er sich als Radschar, Händler aus Ralian, vorgestellt und sich nach den Namen und der Herkunft der Gefährten erkundet hat, bemerkt Tinulin, dass die übrigen Gäste noch mehr dazu übergehen, ihre Ohren zu spitzen und möglichst viel vom Gespräch der Fremden aufzuschnappen versuchen. Gleichwohl sagt der Noldo ohne leiser zu werden, dass sie aus Chey Sart gekommen seien, wo sie am Steppenturnier auf die Delegation von Ralian getroffen seien. Während Radschar interessiert fragt, was sie nach Burskadekdar führe und ob sie wie er Händler seien, erhebt sich Calendin und geht aufs Zimmer, um Khufur abzulösen, worauf sich der Zwerg zu den Gefährten in die Gaststube setzt. Tinulin erklärt Radschar derweil, dass sie in erster Linie Reisende seien, die aber auch etwas Handels treiben würden und in gewissem Masse eine diplomatische Mission hätten. Als der Händler fragt, wer sie mit ihrer diplomatischen Mission beauftragt habe, sagt Tinulin, dass die Antwort auf diese Frage komplex sei, da sie einerseits von den Fürsten mehrerer Völker gesandt worden seien und andererseits zu einem gewissen Teil auch aus eigenem Antrieb handeln würden. Auf Radschars Anschlussfrage, was sie nach Skad führe, da sie wohl sicherlich nicht in diesem Dörfchen hier Handel und Diplomatie betreiben wollen würden, erklärt der Noldo, dass sie in der Tat vor hätten, um eine Audienz bei der Schlange von Cyan zu bitten. Diese Antwort entlockt dem Händler einen anerkennenden Pfiff, worauf mehrere der anderen Gäste kurz ganz unverhohlen zu den Gefährten herüberstarren. Als Tinulin mit einem Lächeln fragt, ob Radschar denke, dass sie beim Herrscher von Burskadekdar keine Audienz erhalten werden, erwidert der Händler, dass er gar nichts denke, wobei er leise anfügt: "Aber ich frage mich, ob Ihr Euch das gut überlegt habt." Yuzuki hat die letzte Bemerkung gehört und erkundigt sich daher, ob es vielleicht keine gute Idee sei, bei der Schlange von Cyan um eine Audienz zu ersuchen. Tinulin fügt ergänzend an, dass es bei ihnen jeweils der Entscheid des Herrschers sei, ob dieser jemanden empfange. Er hoffe, er begehe daher mit seinem Begehren keinen diplomatischen Fehltritt. Radschar erwidert darauf: "Nun, ich kenne Euch nicht und weiss auch nicht, woher Ihr kommt, geschweige denn, wer Euch schickt. Ich weiss indessen, dass man nicht leichtfertig auf den Berg von Skad steigen sollte." Tinulin dankt dem Mann für seinen Ratschlag und sagt, er hoffe, ihm damit keine Unanehmlichkeiten beschert zu haben. Als er das Thema wechselt und sich nach einem grossen See erkundigt, den er der Karte nach dem Gebiet von Ralian zuordnet, lächelt Radschar und sagt: "Ich kenne zwar noch immer nicht mal Euren Namen, aber Ihr müsst wissen, dass es in Ralian viele grosse Seen gibt." Mit einem vielsagenden Zwinkern fügt er an, dass er Tinulin gerne andernorts mehr über seine Heimat erzählen werde, worauf er die Schankstube verlässt.

Weiter geht's bei Teil 3

Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #315 am: 7.03.2025 | 15:49 »
Session 120: Teil 3

Während Tinulin Radschar kurz darauf ins obere Stockwerk folgt, wo er das Zimmer des Händlers daran erkennt, dass die Türe bloss angelehnt ist, bleiben die anderen in der Gaststube, wobei Bóin II. Arrohirs Sorge um den Noldo mit einem Hinweis auf Calendin gutes Gehör zu beruhigen weiss. Als Yuzuki dann auch noch herausfindet, dass in diesem Gasthaus Met ausgeschenkt wird, gönnen sich die fünf Gefährten je einen Humpen. Arrohir stösst dabei auf Calendin und auf den Frieden an sowie darauf, dass sie es, wie Tinulin es gesagt habe, besser machen als ihre Vorfahren. Bei diesen Worten entschwindet Mos Blick erst in eine ferne Gedankenwelt, bevor sie den jungen Dunadan ganz intensiv und forschend ansieht.

Derweil klopft Tinulin an Radschars Tür und nennt dem Mann, nachdem dieser ihn mit einer einladenden Geste in sein Zimmer gebeten hat, als erstes seinen Namen sowie, dass er von Imladris komme. Sobald sie sich auf zwei bequeme Stühle gesetzt haben, fragt Tinulin, ob die Sache mit der Audienz bei der Schlange von Cyan nicht so einfach sei, wie er es sich vorstelle. Radschar erklärt ihm, dass es weniger eine Frage von leicht oder schwierig sei, sondern sich die Frage nach der Absicht für die Audienz stelle. Tinulin erklärt darauf, dass er wisse, was er wolle, indessen unsicher sei, ob es vielleicht heikler sein könnte, als er bis jetzt gedacht habe. Er fügt an, dass er ein Befürworter des Bündnisses der Schlange von Cyan in seiner Funktion als Gegenstück zur Allianz von Chey Sart sei, ihn der Preis der Teilhabe am Bündnis aber schockiere. Er sei daher gekommen, um seinen Geist anzubieten, in der Hoffung, dass das System des Bündnisses sympathischer gemacht werden könnte. Radschar erwidert darauf, dass er weder das Reich Imladris noch Tinulins Verbindung zur Schlange von Cyan oder seinen diesbezüglichen Wissensstand kenne, es ihn aber gleichwohl erstaune, dass jemand frei heraus sagen könne, er sei vom Bündnis der Schlange von Cyan begeistert. Als der Noldo seine Aussage nochmals wiederholt, sagt Radschar, es klinge aus Tinulins Mund beinahe so, als ob eine Wahl zwischen zwei Fraktionen bestehe. Diese Antwort überrascht Tinulin, und er sagt, er verstehe und begreife die Idee des Bündnisses der Schlange von Cyan nicht. Niemand habe ihm mehr darüber sagen wollen, und er könne weder die Idee des Systems verstehen noch überzeuge ihn, dass Reichtum das einzige Gegenstück zur fanatischen Religion von Chey Sart darstellen solle und könne. Radschar wiederholt, dass der weder Tinulin noch Imladris kenne und somit nicht einschätzen könne, woher er komme und ob man ihm vertrauen könne, weshalb man ihm wohl auch keine weiteren Informationen gebe. Als der Noldo dem Händler darauf erklärt, dass er in Ostron als "Oarsch" bezeichnet werde, ein durch und durch gutes Wesen, entlockt dies Radschar ein interessiertes Lächeln. Tinulin fährt fort, dass er einige Dinge über die Schlange von Cyan erfahren habe und ohne Frau und Kind in der Welt unterwegs sei, um das Licht der Welt zu schützen, weshalb ihm auch das Schicksal der Menschen hier im Osten nicht gleichgültig sei. In ihm würden sowohl Hoffnung als auch Verzweiflung und Ohnmacht wie auch Macht wirken. Er wolle daher wissen, ob er bei der Schlange von Cyan etwas bewirken könne. Radschar erklärt dem Noldo, dass die Antwort auf diese Frage davon abhänge, was er sich erhoffe. Da Tinulin dies selbst noch nicht zu wissen scheine, wolle er ihm ein paar Dinge über die Schlange von Cyan ezählen:

"Niemand weiss, wie lange die Schlange von Cyan schon in Burskadekdar regiert, vermutlich schon immer. Schon bald nachdem in den Bergen im Osten des Reiches zum ersten Mal Gold gefunden worden war, hat die Schlange von Cyan mit dessen systematischem Abbau begonnen und damit für unermesslichen Reichtum und Wohlstand in Burskadekdar gesorgt. Da es unter ihrem Regime nie zu Machtkämpfen oder gar Machtwechseln in Burskadekdar gekommen ist, hat sich hier über die Jahrhunderte eine Hochkultur entwickeln können, welche den umliegenden Steppenvölkern intellektuell und an Waffenkraft weit überlegen ist. Vor ungezählten Generationen folgte dann eines Tages der Beginn des "Kollektivs", indem die Schlange von Cyan sich an ihre Nachbarreiche wandte und ihnen von ihrem Reichtum und dem Wohlstand ihrer Gesellschaft vorschwärmte. Diesen Gegebenheiten, die für alle Reiche des Kollektivs gelten könnten, stellte sie die Sklaverei und Unterdrückung gegenüber, welche den Steppenvölkern drohen würden, wenn sie sich auf die Seite des grossen Gesandten schlagen oder von ihm eingenommen werden sollten. Im Kollektiv aber würden sich die Reiche gegenseitig Schutz vor dem Zugriff des grossen Gesandten bieten und gleichzeitig von der Macht, dem Reichtum und der Freiheit profitieren, der jedem Kollektivreich dereinst zukommen würden. Jedes Reich, welches zum Kollektiv dazustösst, ist jedoch verpflichtet, zunächst eine ganze Generation seiner Bevölkerung für die Arbeit in den Minen von Burskadekdar zur Verfügung zu stellen. Diese "verlorene Generation" muss während zwanzig Jahren Gold für die Schlange von Cyan sowie ihr Reich und die übrigen Kollektivreiche abbauen, während das eigene Reich selbst kaum etwas behalten darf. Ist dieser Dienst geleistet, müssen die Verbündeten entweder ein weiteres Reich ins Kollektiv bringen, freiwillig oder mit Zwang, oder die Aufgabe des Stollendienstes wird einer weiteren Generation eines bereits bestehenden Kollekivreichs aufgebürdet. Bei dieser Auswahl, die jeweils von der Schlange von Cyan getroffen wird, spielen verschiedene Aspekte, wie unter anderem die Menge des Goldes beim letzten Abbau oder das Mass der Loyalität eine Rolle. Ich will nicht leugnen, dass die Verheissung des Schutzes vor dem grossen Gesandten sowie die Aussicht auf ein freies Leben in Wohlstand und Reichtum, wenn gleichwohl stets unter der faktischen Führung der Schlange von Cyan, zu Beginn für das eine oder andere Reich reizvoll gewesen sein könnte. So sehr könnte es einige Herrscher gereizt haben, dass sie sich freiwillig zu einem Anschluss an das Kolletiv entschlossen. Den Preis, eine verlorene Generation des eigenen Volkes, lernten indessen viele von ihnen erst mit der Zeit richtig einzuschätzen. Hinzu kommt, dass die Schlange von Cyan mit den anderen Völkern des Kollektivs ganz so verfährt, wie es ihr beliebt. Da ist also nichts mit gleicher Beteiligung, weshalb beispielsweise fremde Händler wie ich in Burskadekdar hohe Zölle für meine Waren zahlen müssen, während die Burska-Händler in den anderen Reichen von Zulagen profitieren."

Auf Tinulins Frage, was wohl wäre, wenn er die Schlange von Cyan fragen würde, ob sie diesen Zyklus beenden würde, erwidert Radschar: "Weshalb sollte sie das tun?" Darauf erklärt der Noldo: "Weil ein sympathisches System grossen Zulauf hätte, wenn König Rallah von Chey Sart erstarken und nur noch wenige Reiche frei und unabhängig sein sollten." Diese Antwort entlockt Radschar ein zynisches Schmuzeln, als er erwidert, dass Uneigennützigkeit und Sympathie sicherlich nicht die grössten Interessen der Schlange von Cyan seien. Tinulin sagt darauf, dass sie gleichwohl auf ihn hören könnte, da er ihr einen Dienst erwiesen und mit Kargagis Ahar ein weiteres Reich für ihr Kolletiv gewonnen habe. Zudem müssten Uneigennützigkeit und Sympathie die ersten Prioritäten der Schlange von Cyan werden, ansonsten würde ihr Reich früher oder später untergehen, denn schliesslich könnten die Menschen revoltieren.

Auf diese Entgegnung sagt Radschar:

"Herr Tinulin, ich muss gestehen, dass ich nicht weiss, wer Ihr seid und weshalb Ihr glaubt, der Schlange von Cyan Empfehlungen oder Ratschlägen geben zu können, aber rechnet nicht mit einer Revolte der übrigen Reiche des Kollektivs. Einen gemeinsamen Aufstand der Kollektivreiche gegen Burskadekdar wird es schon deshalb nicht geben, weil das jeweils aktuelle Stollenreich während der 20 Jahre dauernden Verpflichtung wichtige Geiseln an Burskadekdar geben muss. Zudem besteht immer die Angst, dass man dann eben doch verlieren könnte und bestraft wird, zumal Burskadekdar den übrigen Reichen so überlegen ist. Nein, die Hoffnung der Kollektivreiche besteht vielmehr darin, weitere Reiche ins Kollektiv zu holen, damit diese dann die Drecksarbeit in den Minen übernehmen müssen. Und dann stellt Euch mal die verlorene Generation vor. Diese Menschen leben während zwanzig Jahren in einer abgeriegelten Stadt, welche unmittelbar vor dem Eingang zu den Minen errichtet wurde. Die verlorene Generation organisiert und verwaltet sich praktisch selbst, wobei auch einige hochstehende Personen aus der jeweiligen Königsfamilie dort untergebracht sind und die Verantwortung für ihre Leute tragen. Es gibt aber gleichwohl eine burskadische Wache und Kontrolle, welche auf jegliches Missverhalten, das ihr gemeldet wird, mit drakonischen Kollektivstrafen antwortet. Selbst die Kinder, welche in der Minenstadt geboren werden, müssen sich schon früh an den Arbeiten beteiligen. Und damit es zu keinen Verstössen gegen die Ordnung oder zu Diebstählen von Gold oder dergleichen kommt, werden alle Mitglieder der Stollengeneration darauf getrimmt, einander zu bespitzeln und alles an die eigenen Bewacher weiterzumelden. Diese wiederum können Vorzugsbehandlungen erhalten, wenn sie ihre Erkenntnisse an die burskadische Wache weiterleiten."

Noch immer von seiner Mission überzeugt, sagt Tinulin, dass nach ihm keine weiteren Emissäre mehr von Westen hierher kommen würden. Er sei daher derjenige, der versuchen müsse, der Schlange von Cyan eine Anpassung ihres Kurses nahezulegen. Radschar erwidert darauf, dass Tinulins Worte und Einstellung ihn daran erinnern würden, was jemand offenbar vor einigen Jahren zu König Rabobar von Ralian gesagt haben soll, nämlich dass er derjenige sei, der komme, um grosse Veränderungen einzuläuten. Als Tinulin fragt, ob es sich bei dieser Person um den Feuermalasander gehandelt haben könnte, sieht ihn der Händler aus Ralian verblüfft an und sagt: "Also für einen Oarsch aus dem fernen Westen wisst Ihr wirklich sehr viel." Auf Tinulins anschliessende Feststellung, dass der Feuermalasander trotz seiner Umsturzvisionen immer noch am Leben sein dürfte, entgegnet Radschar, dass der Feuermalsander seine Pläne für Ralian allerdings höchstwahrscheinlich auch nicht der Schlange von Cyan vorgetragen haben dürfte. Als Tinulin noch immer unbeirrt daran festhält, der Schlange von Cyan einen neuen Kurs für das Kollektiv vorschlagen zu wollen, bleibt Radschar nichts Anderes übrig, als dem Noldo viel Glück zu wünschen. Nachdem sich Tinulin bei dem Händler für das Gespräch und die vielen wertvollen Informationen bedankt hat, welche bei ihm sicher seien, verabschiedet er sich und geht gleich darauf zu Calendin und weiht den Waldelben in sein neugewonnenes Wissen ein.

Anschliessend geht Tinulin nochmals in die Gaststube und bittet Mo um ein Gespräch unter vier Augen. Als die beiden Calatirnor alleine sind, fragt er die schöne Heilerin, ob sie einen Brief von Herrn Saruman für die Schlange von Cyan bei sich habe. Als er anfügt, dass ein solches Schreiben eine Unterstützung für ein schwieriges Unterfangen sein könnte, welches er vorhabe, sagt Mo, dass er sich dieser Unterstützung gewiss sein könne und es jetzt, da sie Skad erreicht hätten, ihre Aufgabe sei, das Schreiben der Schlange von Cyan zu überbringen. Tinulin ist damit einverstanden und sagt, dass er gerne auch Bóin II. bei dem Treffen dabei haben würde oder Calendin, falls der Zwerg es nicht fertigbringen sollte, einfach nur ruhig zuhören zu können. Am Ende dieser Besprechung fährt Tinulin der schönen Dunländerin zum Zeichen der Wertschätzung mit der Hand über den Rücken, worauf sie zum Zimmer der Gefährten geht und nach einem kurzen Gespräch mit Calendin ihr allabendliches Feuerritual durchführt. Als bald darauf auch die übrigen Gefährten nach und nach eintrudeln, ist Mo bereits fest eingeschlafen.

// Metageblubber:

Als ich den Spielern nach der Session gesagt habe, dass sie mir mit einer ihrer Ideen fast ein Ei gelegt hätten, vermutete Tinulins Spieler, dass es sich dabei um die Nordrouten-Frage gegangen sein könnte. Seine Vermutung war zwar richtig, seine Anschlussfrage, ob ich mir die lebende Hecke ad hoc ausgedacht hätte, um Gegenwind gegen diese Idee zu erzeugen, ist allerdings zu verneinen.
Das "Ei" war tatsächlich die Idee von Tinulin, auf der Nordroute nach Osten zu reisen und zuerst nach diesen ominösen Ost-Elben zu suchen, statt zuerst zur Schlange von Cyan zu gehen. Damit haben die Spieler meine Gedanken zur Entwicklung resp. dem Aufbau der Kampagne ganz schön durchgeschüttelt, was mir allerdings, je länger ich der ingame-Diskussion gefolgt bin, auch zu gefallen begonnen hat. Die Idee der Spieler hat auch bei mir in kürzester Zeit zu neuen Ansätzen für die Kampagne geführt, was ich spannend und irgendwie auch sehr lockernd und dadurch lockend fand - gar so lockend, dass ich es am Ende fast begrüsst hätte, wenn sie sich tatsächlich für die Nordroute entschieden hätten.

Ich hatte mir tatsächlich nur Gedanken darüber gemacht, wie die Reise durch die grosse Steppe ablaufen könnte, und auch das nur im Grundsatz. Da sie den Passierschein von Katarr bei sich hatten, sollte es eigentlich nirgends zu Problemen mit der Bevölkerung von Kargagis Ahar kommen - die Konsequenz des Entscheids der Spieler, das Risiko der Passierscheinbeschaffung einzugehen. Bei dieser Ausgangslage mass ich der Reise kein sehr grosses Ereignispotential zu - zumindest bis man mal eine erste "Standard"-Begegnung mit der Bevölkerung durchexerziert hat - und wollte sie eigentlich auch nur möglichst kurz ausspielen. Dabei sollte den Spielern aber trotzdem ein Gefühl dafür bekommen, dass die Durchquerung der grossen Steppe - zumal im Spätherbst - für die Charakter durchaus eine grosse Strapaze ist. Was bleibt somit noch gross anderes als das Wetter, das die Reise erwähnenswert macht? Also einfach für jede Woche der Reise 1W100 gewürfelt, und je schlechter das Ergebnis ausfällt, desto schlechter ist das Wetter und umso grösser der Ressourcenverbrauch pro Kilometer. Ich bin mit dem Spielerlebnis der Reise eigentlich sehr zufrieden. Sie wurde nicht nur mit einem Satz abgehandelt, aber trotzdem haben die Charakter in einer Session an die 1200 Kilometer zurückgelegt und dabei die Erfahrung widriger Wetterumstände gemacht. Und am Ende ist noch genügend Spielzeit verblieben, um ihnen einen ersten Eindruck von Burskadekdar, dem Ziel der Reise, zu vermitteln.

Wir befinden uns hier im Osten Mittelerdes materialmässig ja weitgehend in unbeschriebenem Territorium, was für mich mit sich bringt, den leeren Raum selbst mit Leben befüllen zu müssen und die Umgebung für die Spieler und ihre Charakter irgendwie greif- und erfahrbar zu machen. In der Vorbereitung habe ich über mehrere Monate hinweg vergeblich versucht, ein in meinem Kopf entstandenes Bild vom See von Burskadekdar, der Insel und der Stadt Skad am Computer umzusetzen. Wenn ich die Ergebnisse der von mir dafür zunächst verwendeten AI-Bildgeneratoren betrachte, muss ich allerdings konstatieren, dass ich mit meinem Vorhaben kläglich gescheitert bin. Schliesslich habe ich nur eine Karte der Stadt Skad mit Hilfe von City-Generatoren und Photoshop erstellt und mich im Übrigen auf das mündliche Beschreiben der Umgebung beschränkt.

Gegen Ende der Session hat Yuzuki einen Teil des Geldes, welches Arrohir ihr für die Bezahlung der Komfortbehandlung der Pferde gegeben hatte, für die Kosten der Unterbringung der Calatirnor benutzt und sich ihm gegenüber somit ziemlich unredlich verhalten. Dies war der Auslöser für eine kurze aber wichtige Diskussion in der Session über diesen relativ neuen Charakter in der Gruppe, weil zunächst nicht klar war, ob allenfalls ein Missverständnis zwischen den Spielern über den Sachverhalt und die Intentionen bestehen könnte. Im Nachgang zur Session hat Arrohirs Spieler die Probleme benannt, die aus dem bisherigen Charakterspiel von Yuzuki für ihren Verbleib bei den Calatirnor entstehen könnten. Wir sind gespannt, ob und in welche Richtung sich Yuzuki entwickeln wird und wie die Reaktionen der anderen Charakter auf sie zukünftig ausfallen werden.

Durch das Gespräch von Tinulin mit Radschar hatte ich die Möglichkeit, den Spielern und ihren Charaktern einen Einblick in das System des Kollektivs der Schlange von Cyan zu geben. Zudem konnte ich so einige wichtige Informationen, auch bezüglich der Geisteshaltung der Schlange von Cyan sowie der Kolektiv-reiche, an den Noldo bringen.



Offline Namo

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #316 am: 7.03.2025 | 20:29 »
Die Momente kenn ich zu gut - wenn die Spieler eine für dich eigentlich völlig klare Handlungsmöglichkeit besprechen und die Diskussion dann plötzlich in eine ganz andere Richtung geht und du dich darum bemühst nach außen hin die Fassung zu bewahren und dir nichts anmerken zu lassen. Nur um währenddessen fest zu stellen, dass das eigentlich eine ganz coole Idee ist, über die sie da nach denken.

Ich habe auch Interesse mal nachgesehen. Es existieren ja ein paar relativ professionell erstellt Fan Module zum Osten Mittelerdes die vom ganzen Aufbau her an die alten Sourcebooks angelehnt sind. Es gibt auch ein relativ große Cheysourcebook. Zu Burskadekdar existiert leider keins. Zu Ibav im Süden allerdings. Hätte ja vielleicht interessant für dich sein können. Bei mir hat die alte Kampagne damals auch  in den Osten geführt und wir haben viel in Chey Sart gespielt. Und dahin werden wir auch irgendwann mal wieder zurück kehren. Und falls wir dort wieder anknüpfen werden, wird das erste Ziel ein kleines Exilreich der Elben im Norden südlich von Angclax sein. Hierzu existiert auch auch ein Fanbuch (Luindor) dass ich mir noch ansehen muss. Die tolle Mittelerdekarte von MERS gibt da einfach noch so viel her an Raum der gefüllt werden kann. Und dann habe ich auch noch die Idee für eine alte Zwergenkolonie im Herzen des Kontinents.  ;D

Ansonsten aber eine schöne Idee Burskadekdar und Skad auf der Insel zu nutzen. Das dürfte auch aus dem Gazetteer von Fenlon sein denke ich? Schöner Ausflug in eine der entferntesten Regionen Mittelerdes. Da dürften noch nicht allzu viel Gruppen gespielt haben.  ;D
« Letzte Änderung: 7.03.2025 | 20:53 von Namo »

Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #317 am: 10.03.2025 | 22:23 »
@Namo:

Ja, die Fan-Modules und das entsprechende Forum kenne ich auch. Und natürlich den Fenlon Gazetteer, dessen Inhalte es ja auch wiki-artig ins Netz geschafft haben :)
Als meine Spieler, resp. vorallem jener von Tinulin, den Wunsch äusserte, den Osten zu erkunden, habe ich mir natürlich Gedanken darüber gemacht, was man dort erleben könnte und wie das dort alles aufgebaut sein könnte. Damals habe ich auch in den Modulen rumgestöbert, allerdinfs hat mich Vieles nicht richtig angesprochen oder es hat irgendwie nicht so recht zu unserem Spiel gepasst. Also wie immer Steinbruch-Verwendung  ;D
Nachdem ich dann mal so grob die verschiedenen "Gross-Fraktionen" und ihre Art zu denken und walten für mich festgelegt und auch ein zeitliches Grundgerüst aufgebaut hatte, konnte das Befüllen beginnen, wobei natürlich auch die verschiedenen Gerüste immer wieder abgewandelt und angepasst wurden, je konkreter etwas zum Spielinhalt wurde.
Und ja, was soll ich mir zig verschiedene Zivilisationen und Reiche ausdenken, wenn Fenlon das damals schon gemacht hat (mit mehr oder weniger Füllmaterial), also auch hier wieder Steinbruch-Arbeit  ;D
Eines der Probleme der Beschreibungen der Reiche ist oft, dass man den Eindruck gewinnen könnte, dass sie Jahrtausende überdauern könnten, resp. immer da waren und auch immer noch da sind. Das ist allerdings höchst zweifelhaft, und es dürften sich viele verschiedene Reiche über die Jahre im selben Gebiet etabliert haben, bevor sie von einem anderen wieder abgelöst wurden. Jemand wie ein Nazgûl oder ein Zauberer ist da eine Möglichkeit, um für Kontinuität zu sorgen, die sonst wohl nicht herrschen würde, zumindest nicht überall.

Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #318 am: 14.03.2025 | 23:59 »
Ha, da hab ich es doch tatsächlich mal wieder geschafft, die Sessionberichte auf den aktuellen Stand der Kampagne zu bringen. Auf geht's zur Schlange von Cyan. Ob sie wohl beisst? Lest selbst :)

Session 121: Teil 1
13.12. - 16.12.2788 3Z
Skad

Am Morgen des 14. Dezember 2788 3Z gönnen sich die Gefährten ein ausgiebiges Frühstück und haben dabei einen ausgezeichneten Blick auf die Stadt Skad sowie die umliegenden, schneebedeckten Berge. Erstaunt stellen sie fest, dass die Dächer aller Gebäude golden in der Morgensonne strahlen, während über dem Palast eine riesige, ebenfalls golden glänzende Flagge mit einer grossen blauen Schlange darauf weht. Als Tinulin in die Runde fragt, ob er alleine zur Schlange von Cyan gehen soll, erklärt Mo, dass sie den Noldo auf jeden Fall begleiten werde. Bóin II. stellt Tinulin die Gegenfrage, was sie dort wohl erwarten werde, da die Schlange von Cyan immerhin ganze Völker zu versklaven scheine. Calendin fragt Mo, ob sie einen Brief von Herrn Saruman für die Schlange von Cyan dabei habe, doch die schöne Dunländerin lässt sich von ihm nicht in die Karten schauen und sagt nur, dass er bereits wisse, dass sie über solche Dinge nicht spreche. Tinulin sagt darauf, dass er beabsichtige, zur Schlange von Cyan zu gehen und sie darum zu bitten, einen menschenfreundlicheren Kurs für ihre Wirtschaft einzuschlagen. Er fügt an, dass er sich bewusst sei, dass dieses Unterfangen ähnlich gefahrvoll sein könnte wie der Gang zum Drachen Smaug. Als Calendin den Noldo fragt, weshalb er glaube, dass die Menschen hier nicht frei seien, erklärt Tinulin, er glaube, dass die Menschen von Burskadekdar im Überfluss leben und den Preis des Lebens nicht mehr kennen würden. Für diese Lebensweise seien sie bereit, über die Taten ihres Herrschers hinweg zu sehen, der allseits gefürchtet zu sein scheine. Zudem mache es den Anschein, dass die Leute von Burskadekdar eine Gleichgültigkeit gegenüber dem System der Schlange von Cyan entwickelt hätten, und das, obwohl der Preis dafür, dass die Reiche des Kollektivs nicht gegen den Westen in den Krieg ziehen, sehr hoch sei. Calendin wirft die Frage auf, ob es nicht vielleicht einfach nur eine Frage der Zeit sein könnte, bis sich auch die Schlange von Cyan nach Westen aufmache. Empört gibt Bóin II. zu Protokoll, dass sich die Zwerge unter keinen Umständen versklaven lassen werden. Er fügt an, dass er nicht wisse, was er hier vor Ort zu Tinulins Plan beitragen könne, zumal es sich um eine diplomatische Mission handle und er nicht einmal die Sprache verstehe. Mit einem Blick zu Calendin sagt der Noldo, dass er dem Waldelben das Gespräch mit der Schlange von Cyan nicht verwehren wolle, es ihm aber gleichwohl lieber wäre, wenn er nicht mitkomme. Dasselbe gelte für Yuzuki, es sei denn, sie würden ohne ihre Adek-Übersetzungen nicht vorgelassen werden. Allerdings sei es so, dass sie die Dinge, die an dem Treffen besprochen werden sollen, ohnehin nicht in der benötigten Genauigkeit übersetzen könnte oder nicht zu Ohren bekommen sollte.

Als nach dem Frühstück somit feststeht, dass Tinulin nur in Begleitung von Mo zur Schlange von Cyan gehen wird, machen sich die beiden reisefertig. Dabei sagt die Heilerin, es sei fraglich, ob sie dem Herrscher von Burskadekdar wirklich Vorschläge zur Änderung seines Wirtschaftssystems machen sollten, und wenn doch, dass sie daran einfach keinerlei Erwartungen knüpfen dürften. Tinulin erwidert darauf: "Was dies betrifft, so habe ich gar keine Erwartungen. Aber es gibt gewisse Dinge, die einfach an- und ausgesprochen werden müssen", wobei er sein Ohramulett berührt.
Wenig später reiten Tinulin und Mo los, während die übrigen Gefährten im Gasthaus "Zum güldenen Blick" bleiben. Während sie ihren Freunden nachschauen, sagt Arrohir auf Calendins Nachfrage, dass er die Schlange von Cyan für ein menschenverachtendes Arschloch halte.

Nach dem Aufbruch von Tinulin und Mo überprüfen Calendin, Arrohir und Yuzuki ihre gesamte Ausrüstung und kaufen anschliessend alle für die notwendigen Reparaturen benötigten Dinge ein. Dabei werden vor allem Calendin und Arrohir von den Einheimischen komisch angesehen, während Yuzuki bei der Übersetzung ihrer Anliegen auf Adek jeweils erklärt, dass sie aus Dyr im fernen Norden stammen.

Den nächsten Tag verbringen die Gefährten damit, ihre Ausrüstung zu reparieren und einen Ausritt in die Ebene zwischen dem See und den nördlich gelegenen Bergen zu unternehmen, nachdem sie für zwei weitere Nächte im Gasthaus "Zum güldenen Blick" gezahlt haben. Während des Essens sagt Arrohir plötzlich und ganz unvermittelt zu Bóin II.: "Ich habe beschlossen, nach der Rückkehr in den Westen von König Fréaláf die vollständige Wiedereinsetzung in meine Ehre und meinen Stand zu verlangen. Zudem möchte ich zumindest den Turm Minas Fii des alten Anwesens Zadan n'Bawâb wieder in Stand setzen. Die ganze Verbannung ist ein unerhörter Affront gegen meine Familie, insbesondere und ganz speziell aber auch gegen mich, da ich zu jener Zeit noch gar nicht auf der Welt war." Nachdem er dies gesagt hat, isst der junge Dunadan still weiter, und es dauert ein bisschen, bis Bóin II. Worte für eine Antwort gefunden hat und sagt: "Zadan n'Bawâb in Rohan war wirklich ein schöner Flecken Erde, aber mit Deinen Worten hast Du mich jetzt etwas auf dem falschen Fuss erwischt." Der Zwerg erklärt, dass Arrohirs Eltern Caedmon und Evin mit der Verbannung aus Rohan Unrecht getan worden sei. Es sei damals allerdings ihre eigene Entscheidung gewesen, entgegen dem Befehl von König Helm Hammerhand in Zadan n'Bawâb zu bleiben und dort zu kämpfen. Auch wenn er Arrohirs Wunsch versteht, sagt Bóin II., es sei fraglich, ob Caedmon und Evin nach dem Kampf gegen das schwarze Wesen Morgam an diesem Ort noch Ruhe und Frieden finden könnten. Calendin ergänzt zum Entscheid von Arrohirs Eltern, dass sie damals ein anderes Bild vom Feind gehabt hätten als der König von Rohan, und zudem seien während dieser Zeit auch immer noch zahlreiche rohirrische Flüchtlinge von Osten her nach Zadan n'Bawâb gekommen. Arrohir dankt seinen beiden Gefährten für ihre Unterstützung seiner Eltern zu jener Zeit und meint, dass König Fréaláf ihnen gar nicht abgeneigt erscheine, sondern es vielmehr der Königsrat sei, welcher gegen sie eingestellt sei. Lächelnd fügt er an, dass die Ländereien seiner Vorfahren immerhin an Heah-thane Liam von Forn Buhr gegangen seien.

Da Khufur die Hintergründe des Gesprächs seiner drei Gefährten nicht kennt, erkundigt er sich danach, was damals überhaupt vorgefallen sei, worauf Bóin II. eine Schilderung der Ereignisse rund um Zadan n'Bawâb im Langen Winter 2758/59 3Z beginnt. Dabei erzählt er vom Überfall der Balchoth, der Wagenfahrer, die aus Kykurian Kyn gekommen seien, auf Rohan. Sie seien unter der Führung des schwarzen Schattenwesens Morgam von Osten her nach Rohan eingedrungen und plündernd und mordend bis nach Zadan n'Bawâb vorgerückt, welches sie in der Folge belagert hätten. Gleichzeitig hätten von Westen her die Dunländer Rohan überfallen und das Reich so in die Zange genommen. Der Zwerg fährt damit fort, dass Tinulin bei einem Erkundungsritt nördlich von Forn Buhr den Angriff von Dunländern auf ein kleines Dorf miterlebt und eingegriffen habe. Als der Elb in das bereits lichterloh brennende Dorf geritten sei, hätte ihm eine Frau die damals erst fünfjährige Maira in die Hände gedrückt, bevor sie selbst von den Dunländern niedergemacht worden sei. Während Bóins II. Schilderung von Tinulins Flucht mit Maira aus dem brennenden Dorf läuft Arrohir eine Träne über die Wange, aber er lächelt gleichzeitig, als er Zwerg beschreibt, wie das kleine Mädchen damals in die Familie dû Anduin aufgenommen wurde. Anschliessend erzählt Bóin II. von der Belagerung des Anwesens Zadan n'Bawâb durch die Balchoth sowie durch Horden von Orks, Wölfen und Wargen. Der Druck der Angreifer sei immer grösser geworden, und Caedmon und seine Gefährten sowie die übrigen Verteidiger hätten sich immer weiter zurückziehen müssen, bis sie sich schliesslich im Turm Minas Fii verbarrikadiert hätten. Als nächstes kommt Bóin II. darauf zu sprechen, dass die Gefährten einen Hinweis darauf bekommen hätten, wo sich die Gebeine ihres Widersachers Morgam befinden, worauf sie zu einem Ort gegangen seien, an den niemand je gehen wolle. Diese Mission ins finsterste Feindesland sei ihnen nur dank der Hilfe mächtiger Freunde gelungen, und als sie aus dem schwarzen Land zurückgekehrt seien, hätten der Krieg in Rohan und die Belagerung von Zadan n'Bawâb noch immer angedauert. Bóin II. berichtet, dass König Helm Hammerhand allen verbliebenen Kräften befohlen habe, sich unverzüglich nach Edoras zurückzuziehen. Caedmon und seine Mitstreiter hätten sich dem königlichen Befehl jedoch widersetzt und in Zadan n'Bawâb die Stellung gehalten. Damit hätten sie vielen rohirrischen Flüchtlingen aus der Ostmark das Leben gerettet, denn viele dieser Nachzügler hätten dank der Wacht bei Zadan n'Bawâb noch sicher über die Entwasser gelangen und sich im Landesinneren in Sicherheit bringen können.
Als Khufur erstaunt fragt, wie es ihnen möglich gewesen sei, aus dem schwarzen Land zu entkommen, erklären Bóin II. und Arrohir, der die Geschichte von seinem Vater kennt, dass Tinulin grossen Beistand von seiner Mutter Nenwen erfahren habe, wodurch ihnen die Flucht ermöglicht worden sei. Bóin II. erzählt weiter von der Belagerung von Zadan n'Bawâb und schliesslich dem Erscheinen des Schattenwesens Morgam. Als der Zwerg sagt, dass es am Ende eines schier aussichtslosen Kampfes Caedmon und Evin gewesen seien, die den Schatten Morgam vertrieben hätten, erklärt Arrohir, dass sein Vater immer nur von "Dramborang" gesprochen habe, wie Morgams Name zu seinen Lebzeiten gelautet habe.
Bóin II. fährt fort, dass nach dieser Schlacht und dem Ende des Schattens der Winter gebrochen sei und der Schnee zu schmelzen begonnen habe. Die Entwasser habe bald darauf so viel Wasser geführt, dass ganz Zadan n'Bawâb überschwemmt worden sei und nur Minas Fii überdauert hätte. Zu jener Zeit sei Herr Saruman erschienen und habe die von Morgam tödlich verwundeten Caedmon und Evin gerettet. Später dann sei die Familie dû Anduin wegen der Verweigerung gegen König Helm Hammerhands Befehl aus Rohan verbannt worden und schliesslich nach Isengart zu Herrn Saruman gekommen.
[Die geschilderten Ereignisse sind Bestandteil der zuvor gespielten Kampagne "Die Generationen-Gruppe".]

Von dieser Geschichte sichtlich bewegt, bedankt sich Arrohir bei Bóin II. und Calendin für ihre Treue zur Familie dû Anduin. Dem Zwerg dankt er ganz besonders und insbesondere auch dafür, dass er sich bei seiner, Arrohirs, Unterstützung im hohen Norden mit Unehre beschmutzt habe, indem er sich der Tötung von Ahto, dem Anführer der Fischmenschen, der Leikkitiri, in Nunavuk mitschuldig gemacht habe.
Auch den ganzen nächsten Tag schwelgen die Gefährten in Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse in der Vergangenheit.

Derweil haben Tinulin und Mo gegen Mittag des 14. Dezember 2788 3Z die Befestigung bei der Brücke über den See erreicht. Um seiner herrschaftlichen Erscheinung noch mehr Ausdruck zu verleihen, zog Tinulin sein Diadem an, bevor sie zur Brücke ritten, wo sie von einer Wache nach ihrem Namen und Begehr gefragt wurden. Tinulin sagte auf Ostron: "Ich bin Tinulin von Imladris, und dies ist Lady Mo von Dunland. Wir wollen in Skad um eine Audienz beim Kaiser ersuchen." Der Wachhabende betrachtete den adlig dreinschauenden Noldo und seine liebreizende Begleitung eine Weile nachdenklich, bevor er schliesslich sagte, der Preis für die Überquerung der Brücke betrage ein Silberstück pro Person und fünf Bronzestücke für jedes ihrer Reittiere. Tinulin bezahlte die genannte Summe, ohne mit der Wimper zu zucken, und war insgeheim froh darüber, dass in dieser Situation nicht Bóin II. an seiner Seite stand. Gleich darauf ritten Tinulin und Mo über die fast 20 Kilometer lange, teilweise auf schwimmenden Stützen stehende Holzbrücke und erreichten so die Insel im See von Burskadekdar. Auf dem Ritt zur Südspitze der Insel hatten sie einen eindrücklichen Blick auf die Stadt Skad, die sich vor ihnen den gesamten Hügel entlang in die Höhe erstreckt. Der Anblick der in der Sonne golden glänzenden Dächer wurde durch das riesige, ebenfalls golden leuchtende Schlangenbanner auf der Spitze der goldenen Palastkuppel noch ehrfurchtgebietender. Erstaunt stellte Tinulin fest, dass die Stadt nur am Fuss des Hügels von einer mächtigen Stadtmauer umgeben ist.
Am Haupttor von Skad angekommen, wurden die beiden Calatirnor erneut nach ihren Namen und dem Grund für ihr Erscheinen gefragt. Wie schon bei der Brücke nannte Tinulin seinen und Mos Namen sowie ihre Herkunft. Als er anfügte, dass sie in Skad um eine Audienz beim Kaiser ersuchen wollen, gab Mo dem Wachhabenden einen Zettel, auf dem sich das Zeichen von Herrn Saruman befand. Nachdem Tinulin der Wache auf deren Frage zudem mitteilte, dass sie noch nie zuvor in Skad gewesen seien, erfuhr er, dass es ihnen frei stehe, in der untersten Ebene von Skad Quartier zu beziehen. Wenn sie wüssten, wo sie unterkommen, sollten sie ihren Aufenthaltsort der Wache melden, damit man sie darüber informieren könne, ob und wann ihnen eine Audienz gewährt werde. Auf Tinulins Frage empfahl ihnen die Wache das an der Hauptstrasse, welche sich vom Haupttor kerzengerade durch die ganze Stadt bis zum Palast auf der Spitze des Hügels zieht, gelegene Gasthaus "Zum Schlangenschwanz".
Nachdem die beiden Calatirnor in dem besagten Gasthaus ein Zimmer für die Nacht geordert und die entsprechende Meldung beim Haupttor gemacht hatten, gönnten sie sich ein ausgiebiges Bad. Während des anschliessenden Abendessens sagte Mo noch immer tief beeindruckt, dass sie nie für möglich gehalten hätte, dass es eine derart grosse und prunkvolle Stadt wie Skad geben könnte, geschweige denn dass sie einen solchen Ort einmal persönlich besuchen würde. Tinulin verstand Mos Faszination und sagte, er fühle sich an die Städte Minas Tirith und Pelargir in Gondor erinnert, worauf er der Heilerin von der Schönheit dieser Orte erzählte.

Am Morgen des 15. Dezember 2788 3Z kam ein Bote zu Tinulin und Mo und übergab ihnen ein kurzes Schreiben, gemäss welchem ihnen bereits am nächsten Morgen zur zehnten Stunde am Morgen eine Audienz bei der Schlange von Cyan gewährt wurde. Den Tag verbrachten die beiden Calatirnor mit einem ausgedehnten Spaziergang durch die unterste und grösste Ebene von Skad, bei dem sie sich nochmals von der Erhabenheit der Stadt und der Kultur ihrer Bewohner überzeugen konnten.

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Offline torben

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Re: [MERS/Rolemaster/Hausregel] Die Isengart-Gruppe
« Antwort #319 am: Gestern um 00:15 »
Session 121: Teil 2

Rechtzeitig vor der 10. Stunde am Morgen des 16. Dezember 2788 3Z finden sich Tinulin und Mo auf der Spitze des Stadthügels ein, nachdem sie jeder Wache, die sie auf dem Weg hierher angehalten hat, das Schreiben des Boten gezeigt haben. Oben angekommen, sehen sie, dass der Palast der Schlange von Cyan auf einer grossen ebenen Fläche am höchsten Punkt des Hügels errichtet wurde und von einem offenen Garten mit verschiedenen Wegen umgeben ist. Während Tinulin und Mo von einer Wache zu einem grossen Saal geführt werden, dessen Wände bis zur riesigen und wundervoll verzierten Kuppel hinauf reichen, fällt dem Noldo auf, dass sie nicht gebeten wurden, ihre Waffen abzulegen. Als der Noldo den beeindruckenden Saal betritt, bemerkt er, dass der prunkvolle Raum auch ohne sichtbare Fenster auf raffinierte Weise von offensichtlich weit oben angelegten, nicht direkt einsehbaren Lichtöffnungen sanft erhellt wird. Mo ist ob des Reichtums und der Grösse der Halle kurz sprachlos, denn sie hat noch nie zuvor auch nur etwas annähernd Vergleichbares gesehen. Gleich darauf gilt die volle Aufmerksamkeit der beiden Calatirnor aber einem älteren Mann mit einem flüchtigen weissen Bart, der sie, in ein schlichtes aber sehr elegantes Gewand gekleidet, in der Mitte des Raumes erwartet. Sein langes weisses Haupthaar ist zu einem kunstvollen Zopf geflochten, dessen Ende zu Tinulins und Mos Erstaunen ansatzlos in den Kopf einer lebenden weissen Schlange übergeht. Auch wenn Tinulin es nicht genau benennen kann, erkennt er gleichwohl, dass gerade etwas Bemerkenswertes vor sich geht, denn der Mann erscheint trotz der Distanz und Grösse des Raumes nicht so klein, wie es normalerweise zu erwarten wäre. Und auch als sie ihm näherkommen, verändert sich seine Grösse nicht der üblichen Perspektive entsprechend, sondern seine Gestalt bleibt auf wundersame Weise immer etwa gleich gross, bis sie sich schliesslich direkt gegenüberstehen. Während Tinulin dem Mann geradewegs in die neugierigen, dunklen, mandelförmigen Augen blickt, kann Mo nicht umhin, immer wieder einen verstohlenen Blick zum Schlangenkopf am Ende des Haarzopfes zu werfen. Nachdem sie sich einen Moment angesehen haben, sagt der Mann auf Ostron: "Willkommen in Skad und bei mir, dem Herrn von Burskadekdar und dem Kollektiv der Schlange von Cyan." Sich leicht verneigend, antwortet Tinulin auf diese Begrüssung zunächst in der hochelbischen Sprache Quenya und anschliessend auf Ostron: "Wir danken für die Audienz, Hochkönig von Burskadekdar, es ist uns eine Ehre. Mein Name ist Tinulin von Imladris, Sohn von Elvëanwe, aus dem Hause Turulin, und dies ist Lady Mo von Dunland." TinulinsVerwendung von Quenya lässt ein kurzes Schmunzeln über das Gesicht des Mannes huschen, welches der Noldo als Zeichen der Belustigung darüber interpretiert, dass er etwas auf seinen Stand und seine Herkunft hält. Tinulin fügt daher in Quenya an: "Ich masse mir nicht an, Euch das Wasser zu reichen." Der alte Mann lächelt auch auf diese Worte hin nur, ohne etwas zu sagen, bevor er seinen Blick Mo zuwendet und sie freundlich ansieht. Die schöne Dunländerin verneigt sich tief, bevor sie einige offensichtlich auswendig gelernte Worte in Adek spricht und dem Mann dazu einen Brief von Herrn Saruman übergibt. Während der Mann sich darauf kurz von seinen Gästen abwendet, um das Siegel des Briefes zu brechen und seinen Inhalt zu überfliegen, sieht sie der Schlangenkopf stets unverwandt und aufmerksam an. Als der Mann beim Lesen des Briefes mit einem scheinbar belustigten Schmunzeln auf Quenya sagt: "Ach, das junge Brüderchen Curumo", fragt Tinulin erstaunt, ob er in Verbindung mit Herrn Sarumans Bezeichnung auf Quenya gerade wirklich das Wort "jung" verwendet habe, was der Alte bestätigt, indem er es wiederholt. Ohne diesen Punkt weiter zu vertiefen, sagt der Mann, dass sie das Gespräch lieber auf Ostron fortführen sollten, da Mo des Hochelbischen offensichtlich nicht mächtig sei.

Mit einer einladenden Geste führt sie der Alte zu einem Tisch, der sich so gut in den Raum eingefügt haben muss, dass ihn weder Tinulin noch Mo zuvor wahrgenommen haben. Nachdem sie alle auf bequemen Stühlen Platz genommen und ein Getränk erhalten haben, sagt der Mann: "Es ist schon lange her, seit ich zuletzt einen Elben gesehen habe, und die Kunde von Euren Taten sind Eurem tatsächlichen Erscheinen vorausgeeilt. Ich durfte erfahren, dass sich die Calatirnor am Steppenturnier von Chey Sart für die Stärkung des Kollektivs der Schlange von Cyan eingesetzt haben. Leider war aber auch zu erfahren, dass sich Euer Einsatz wegen Eures frühzeitigen Aufbruchs nicht ausgezahlt hat, aber es ist Euer Wille, der zählt und mich Euch danken lässt. Nun sagt mir, was führt Euch zu mir?"
Tinulins Gedanken kreisen aber noch zu fest um die neue Information über den Fehlschlag der Verkuppelungsbemühungen, weshalb er fragt, ob Kargagis Ahar etwa doch noch von der Verbindung mit Alduryaknar abgesprungen sei. Als der Mann erklärt, dass Kargagis Ahar eher "abgesprungen worden sei", sagt Tinulin: "In diesem Fall hätte unser Verbleib am Steppenturnier wohl auch nichts an diesem Ausgang ändern können, zumal es unseren Tod bedeutet hätte. König Rallah hat uns nämlich mit dem Tod gedroht, falls wir die Verbindung zwischen Alduryaknar und Kargagis Ahar nicht wieder auflösen würden. Ich verstehe einfach den Wert eines einmal gegebenen Wortes hier im Osten nicht. Wie kann es Rallah gelingen, die Verbindung aufzulösen, ohne dabei einen Gesichtsverlust zu riskieren oder zumindest seine Reputation zu schmälern?"
Der alte Mann erklärt darauf: "Wie mir zugetragen wurde, hat König Rallah verlauten lassen, dass sich Prinzessin Karassa ihm bei einem zweiten Abendessen anvertraut und mitgeteilt habe, dass ihr von Prinz Almaro schwere Misshandlungen drohen würden und sie um ihr Leben fürchte. Da habe er, Rallah, seine schützende Hand über die Prinzessin gehalten, die Verlobung in seinem Reich für nichtig erklärt und der Delegation von Kargagis Ahar im Anschluss an das Turnier Zuflucht gewährt, während Alduryaknar abreisen musste - das Übliche eben. Gemäss den letzten Informationen strebt König Rallah nun eine Verbindung zwischen Kargagis Ahar und Orgothraath an. Gleichwohl möchte ich mich nochmals für Eure Unterstützung und Euren Einsatz für das Kollektiv der Schlange von Cyan bedanken."
Als Tinulin auf diese Erklärung hin sagt, dass König Rallah und der hinter ihm stehende Nazgûl Ren auch König Almarant von Alduryaknar umbringen werden, blickt ihn der alte Mann mit einem Gesichtsausdruck an, der besagt, dass er daran nichts ändern könne. Schliesslich sagt Tinulin: "Hochkönig, erlaubt Ihr mir ein offenes Wort?", worauf der Alte mit einem freundlichen Lächeln und einer einladenden Geste erwidert: "Ihr seid aus einem bestimmten Grund zu mir gekommen." Da fasst sich der Noldo ein Herz und sagt: "Wir, die Calatirnor, hätten am Steppenturnier noch viel mehr bis jetzt neutrale Reiche für das Kollektiv der Schlange von Cyan gewinnen, ja begeistern, können, wenn nur die Bedingungen für den Beitritt nicht so grässlich wären. Was wir über Eure Minen gehört haben, lässt in mir Erinnerungen an das wach werden, was wir im hohen Norden am Eingang zu Utumno hinter einem Siegel Aulës gesehen haben."
Ohne seinen Gesichtsausdruck zu verändern oder inhaltlich auf die Äusserungen des Noldos einzugehen, sagt der alte Mann: "Für Euer junges Alter scheint Ihr weit herumgekommen zu sein in der Welt." Tinulin pflichtet ihm bei, indem er sagt: "Wenn nicht gar zu weit", wobei er sein Ohramulett hochhält. Auch hierauf erwidert der alte Mann indessen nur: "Auch hinter diesem Ding wird sicher eine interessante Geschichte stecken. Was nun aber die Organisation des Kollektivs der Schlange von Cyan betrifft, so haben der Wohlstand und die Sicherheit, welche Ihr hier sehen könnt, ihren Preis. Gemessen am Wohlstand und der Sicherheit, welche allen anderen Reichen des Kollektivs zu Gute kommt, ist dieser Preis sicherlich nicht zu hoch, zumal Vielen auf Kosten von nur Wenigen ein solches Leben ermöglicht wird." Während ihn der Mann mit einem weiterhin freundlichen und von seiner Sache überzeugten Lächeln ansieht, sagt Tinulin: "Das stimmt, und doch könnten die Kraft von Liebe und Loyalität mehr bewegen und könnten deshalb das Risiko wert sein, der Sache noch mehr Macht zu verleihen, um gar Berge zu versetzen und Zeitalter zu überdauern. Das musste ich hier einfach sagen."
Als ihn der alte Mann noch immer freundlich anlächelt, ohne sonst eine Regung zu zeigen, sagt Tinulin schliesslich: "Prinz Almaro von Alduryaknar trägt viel von dieser Kraft in sich." Während Tinulin nach diesen Worten einen ersten Schluck von seinem Getränk nimmt und sogleich die verschiedensten Aromen, sich wunderbar abwechselnd, seine Sinne verführen, erwidert der Alte freundlich: "Es ist zu begrüssen, dass der Prinz von Alduryaknar diese Kraft besitzt, die es ihm ermöglichen mag, ein neues Reich für das Kollektiv gewinnen zu können." Als Tinulin ob der unverrückbaren Einstellung des Alten desillusioniert und traurig nickend sagt: "Ihr habt meinen Rat natürlich nicht nötig", erwidert der Mann nach wie vor lächelnd: "Und doch höre ich ihn mir an." Diese kleine Geste erfreut Tinulin und ermuntert ihn zu sagen: "Und dafür danke ich Euch. Mir ist bewusst, dass ich hier etwas predige, von dem sicher auch Ihr wisst, dass sich meine Vorfahren nicht daran gehalten haben. Gleichwohl bin ich aus tiefstem Herzen von der Richtigkeit überzeugt und bekomme die Kraft von Liebe und Loyalität von den Calatirnor tagtäglich zu spüren. Sie hatten auch die Kraft, Elben, Zwerge und Menschen geeint bis ganz hierher in den Osten zu führen." Noch immer lächelnd sagt der Alte darauf: "Herr Tinulin, Ihr hört Euch an, als hättet Ihr Eure ganz eigene Agenda. Oder vielleicht wollt Ihr diesem Feuermalasander nachschlagen, von dem man hört, dass er ein hoffnungsloser Aufrührer und Wirrkopf ist?" Mit ernstem Blick erwidert der Noldo: "Hoffnungslos vielleicht, Wirrkopf ganz sicher nicht. Ich habe weniger eine Agenda, als dass ich mich von meinem Herzen leiten lassen muss. Von diesem Feuermalasander haben wir auf unserer Reise aber auch schon mehrfach gehört, und etwas in meinem Herzen sagt mir, dass sein Ansinnen gut ist."

Als der Alte schliesslich weiterhin lächelnd sagt: "Was nun die Gefahr der Minen von Burskadekdar betrifft, so wurde sich um dieses Problem gekümmert", erkennt Tinulin, dass er auch in dieser Hinsicht nichts erreichen können wird und nickt nur. Auf seine Frage, ob es noch etwas gebe, was der Grosskönig ihm oder den Calatirnor mit auf den Weg geben wolle, sagt der alte Mann: "Das hängt davon ab, welchen Weg Ihr einzuschlagen gedenkt." Tinulin erklärt darauf, dass sie in Richtung Norden reisen und nach den "Luchsmenschen" suchen wollen, bei denen es sich um Elben aus ganz alter Zeit handeln könnte. Als er den Alten fragt, ob er etwas über diese Sache wisse, sagt der Mann: "Der Luchs ist ein scheues Wesen. Deshalb sollte man sich ihm immer mit Vorsicht und Bedacht nähern und sich nicht wundern, wenn man dabei eine Überraschung erlebt." Als Tinulin überzeugt entgegnet, dass er auf alles gefasst sei, sagt der Alte lächelnd: "Dann seid Ihr ein Meister der Voraussicht." Als Tinulin im nächsten Moment bemerkt, dass der Blick des Mannes schon bei seinen letzten Worten auf seinem Ohramulett lag, berührt er es und sagt: "Damals war ich es noch, ein Meister der Voraussicht. Ich hätte nie gedacht, dass "er" mich entdeckt. Ich dachte, ich sei perfekt verborgen." Auf diese Worte sagt der Alte: "In diesem Fall beglückwünsche ich Euch zur seither dazugewonnenen Weisheit und Weitsicht." Diese Antwort entlockt dem Noldo ein kurzes Lachen, bevor er wieder ernst wird und "Dankeschön" sagt.

Anschliessend holt Tinulin einen seiner drei ihm noch verbliebenen blauen Steine hervor und schiebt ihn mit den Worten "Dies ist ein Gruss aus dem Blauen Gebirge ganz im fernen Westen Mittelerdes. Mich dünkt, seine Farbe passt zu Eurem Banner" über den Tisch. Noch immer unverändert lächelnd, dankt ihm der Mann mit einem Nicken und holt darauf zwei mit dem Siegel der Schlange Cyan geprägte Goldbarren aus einer Schublade des Tisches hervor, die je 1 Kilogramm Gewicht und damit einen Wert von je rund 200 Goldstücken haben. Dazu sagt er: "Und dies ist ein Dank für Euren Besuch und ein Geschenk von Burskadekdar." Während er den einen Barren Mo übergibt, erklärt er: "Dieser Barren ist für Herrn Saruman bestimmt, wie er bei Euch genannt wird", worauf ihn die schöne Dunländerin mit einer Verneigung einsteckt. Als Tinulin gleich darauf den anderen Goldbarren entgegennimmt, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln: "Vielen Dank für dieses Geschenk. Die Calatirnor werden damit das Licht, die Liebe und die Loyalität fördern." Anschliessend erhebt sich der alte Mann, und Tinulin und Mo tun es ihm gleich.
Dann wendet sich Tinulin doch nochmals an die Schlange von Cyan und fragt: "Sind sie böse geworden, unsere kleinen Brüder, oder extrem vorsichtig?" Lächelnd gibt ihm der alte Mann zur Antwort: "Wie es auch sein mag, wenn Ihr Beides in Betracht zieht, werdet Ihr, wenn Ihr es erfahren solltet, zumindest darüber nicht überrascht sein." Bei diesen Worten berührt Tinulin abermals sein Ohramulett und verneigt sich. Schliesslich verabschiedet der Alte seine Gäste, indem er sagt: "Ich wünsche Euch und den Calatirnor eine gute Reise, wo auch immer sie Euch am Ende hinführen mag." Nachdem sich Tinulin verneigt und entgegnet hat: "Hochkönig, möge Euer Reich in Glück und Pracht gedeihen", verneigt sich auch Mo und sagt: "Ich danke Euch für die Audienz und Eure Gastfreundschaft." Während sich Tinulin und Mo zur Türe des Saales begeben, sehen ihnen der alte Mann und der auf seiner Schulter ruhende Schlangenkopf am Ende seines geflochtenen Haares nach.

Gleich darauf verlassen Tinulin und Mo den Palast und folgen einem breiten Weg durch den Garten zur Haupttreppe, welche in die unteren Ebenen der Stadt führt. Dabei bemerkt der Noldo eine nicht nach der Art von Burskadekdar gekleidete Frau, welche mit zwei Bediensteten von der Seite auf die beiden Calatirnor zukommt und ihnen dabei neugierige Blicke zuwirft. Beim genaueren Hinsehen erinnert die Kleidung der Bediensteten Tinulin an die Kleidung der Frauen der Delegation von Ubain am Steppenturnier. Da ihre Herrin den Noldo beim Näherkommen interessiert ansieht, geht Tinulin das Wagnis ein und sagt auf Ostron: "Das hohe Ubain sei gegrüsst."

// Metageblubber:

Nun ist Tinulin also endlich mit der Schlange von Cyan zusammengetroffen. Der Spieler von Tinulin ist ja der festen Überzeugung, dass es sich bei dem alten Mann mit der Schlange, die aus seinem geflochtenen Haar kommt, um Alatar, den zweiten der beiden blauen Zauberer handelt.
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Inhaltlich hat sich die Schlange von Cyan nicht sehr tief in die Karten schauen lassen, aber vielleicht weiss Tinulin ja auch damit etwas anzufangen.
Ich habe versucht, auch von der Schlange von Cyan ein Bild durch AI erstellen zu lassen. Am Ende musste ich aber noch etwas selbst in Photoshop nacharbeiten, bis mir das Portrait zusagte.

Ansonsten war der Rückblick von Bóin II. auf die Geschehnisse rund um die Belagerung von Zadan n'Bawâb in Rohan während des Langen Winters 2758/59 3Z eine sehr schöne Erinnerung an die letzte Kampagne, welche wir vor 13 Jahren Real-Zeit gespielt haben.