Ich sehe Golarion als eine grob skizzierte Welt. Diese Skizze dient als Ausgangsbasis für jedwede Art von Kampagne. Mit dem Start jeder Kampagne setzte ich den Fokus auf eine Region, stelle diese „scharf“. Aus den anderen Regionen lasse ich soviel rein, wie es halt passt. Je nach Spieler-Charakter und Vorlieben der Gruppe kommen Themen/Regionen/Plott-Elemente halt rein oder nicht. Das gilt auch für die Beziehung zu den Nachbarländern, der geschichtlichen Bedeutung von Ruinen oder der Aufstieg und Fall einer Stadt. Dieses Baukastensystem ist meiner Meinung nach die große Stärke.
Andere Settings passt man sich auch an. Wenn man eine Nation/Kultur nicht mag, dann tauchen Elemente dieser Nation/Kultur nur am Rande auf oder werden tot geschwiegen. Je nachdem wie detailliert die „offizilelle“ Welt beschrieben ist, kann das aber schwierig sein. Ich habe meinen ersten Rollenspiel-Motivationsknick gehabt, als die DSA-Romane erschienen sind und es zunehmend zur Folge hatte, dass die Spieler bestimmte Darstellungen für „falsch“ empfunden haben, weil es in Roman X anders dargestellt wurde. Ich hatte das Gefühl, dass wir nicht mehr unser Aventurien am Tisch gespielt haben, sondern immer mehr eingenordet wurden. Bei Golarion habe ich, trotz der Romane, das Gefühl, es ist genug Platz für die eigene(n) Version(en). Meine liebste Spielwelt ist Eberron. Die Nationen & Machtgruppen ergeben dort ein unheimlich dichtes Netz, dass man aber auch nur als Ganzes wirklich nutzen kann. So eine Anpassung an die Eigenen/Gruppenbedürfnisse ist da auch schwierig. In Golarion funktioniert so ein „Wünsch Dir Was“ einfach besser.
Idee/These: Golarion besteht aus vielen bunten Lego-Steinchen. Man steck sich die Steinchen zusammen, die man mag. Damit das Ganze dann nicht so kantig aussieht, stellt man das ganze kurz in den Ofen und wenn es schön weich ist, formt man seinen individuellen Baustein nach Maß. Oder so… ?!
Ich finde diesen Wunsch nach einer Welt „aus einem Guss“ immer schwierig. Ich glaube nämlich, dass sich eine hypothetische Weltbeschreibung „Erde 2014“ schwer tun würde, diesem Anspruch gerecht zu werden. Aber da habe ich mir noch keine abschließende Meinung zu gebildet und das wäre wohl eher ein eigene Thread.