Pen & Paper - Spielsysteme > D&D5E

[D&D 5] Interview mit dem 5e-Consultant RPGPundit zu 5e und Consultantgate

<< < (18/44) > >>

Arldwulf:
Zumindest einige der oben genannten Probleme existieren in 3.5 und der 4E nicht. Bonded Accuracy ist ja etwas neues welches erst einmal nur die 5E betrifft.

Und auch beim zweitem Thema (Ressourcenmanagement) gilt ja: zumindest die 4E funktioniert auch problemlos wenn die Spieler nicht eine fixe Encounteranzahl einhalten. (Genauer gesagt: Wenn sie sich nur einen Encounter je Tag vornehmen sind sie natürlich dennoch alle stärker - aber eben alle gleichmäßig, nicht die Zauberwirker anders als die Nichtzauberwirker). 3.5 hat hier das gleiche Problem wie die 5E, das ist sicher richtig. Dennoch ist es schon so, dass die beiden dieses Thema besser angehen als die 5E. Aber das heißt natürlich auch nicht dass gar keine Probleme da sind. Nur dass es diese Probleme nicht sind, sondern andere.

Und natürlich zielte die Aussage vom Pundit ja darauf, dass dies nun in der 5E besser geht, mehr Spielweisen möglich werden. Da ist es schon bemerkenswert wie einschränkend derartige Designentscheidungen - eigentlich muss man ja fast Designschnitzer dazu sagen - sein können. Es ist ziemlich eindeutig, dass dieses Thema schlichtweg bei der Erstellung der Bonded Accuracy nicht so recht bedacht wurde, und das ganze nun eher unerwünschte Nebenwirkungen sind.

Sashael:

--- Zitat von: Slayn am  7.10.2014 | 13:06 ---ThAC0, Attribute Unterwürfeln und Non-Weapon Proficiencies bei AD&D 2nd gehörten genau zu den Dingen, mit der man die Sandbox bespielbar machen konnte. Man hatte vom Start weg alle Optionen, war am Sweet Spot und ist bei ihm geblieben.
--- Ende Zitat ---
Sorry Slayn, aber das ist ja wohl ausgemachter Schwachsinn. Was AD&D 2nd für Sandbox prädestiniert hat, war die Aufstiegsgeschwindigkeit, die sehr sehr sehr nahe an NULL lag.
Mit ThAC0, Attribute unterwürfeln und Non-Weapon Proficiencies war man über deinen sogenannten Sweet Spot auch irgendwann hinweg. Es hat nur Jahrzehnte gedauert.

Scurlock:

--- Zitat von: Arldwulf am  7.10.2014 | 13:37 ---Das beantwortet meine Frage jetzt nicht allzu ausführlich...aber sei es drum.

In einer Sandbox sind mir zwei Dinge wichtig.

Die Spielwelt funktioniert und interagiert unabhängig von den Spielercharakteren.

und:

Die Entscheidungen der Spielercharaktere müssen frei sein. Wohin sie gehen ist ihre Entscheidung, mit allen Konsequenzen.

Bonded Accuracy betrifft in erster Linie den ersten Punkt, weil sie vor allem auf ein Trefferpunkte / Schaden Balancing abzielt. Sprich: Ein starkes Monster ist stark weil es viel Schaden aushält und viel Schaden austeilt. Warum ist dies für die Spielwelt in einer Sandbox aber wichtig? Weil die Sandbox sich ja auch ohne die Spieler glaubwürdig entwickeln soll. Hierfür ist wichtig, dass die Beschreibung eines Monsters mit seinen Fähigkeiten übereinstimmt, ansonsten beginnen beide auseinander zu laufen.

Um hier ein Beispiel zu nennen: Wenn neben einem Orklager ein T-Rex lebt kann ich die Interaktion zwischen den beiden als durchaus respektvoll beschreiben. Die Orks haben Respekt vor dem Monster im Wald, das Monster im Wald rennt aber auch nicht einfach ins Orklager weil diese Typen schließlich fies zuhauen können. Und als Spielleiter bin ich froh weil ich wenn die Spieler auf das eine treffen ich ihnen Hinweise auf das andere geben kann und sie weiter die Karte erforschen können.

Bonded Accuracy verändert das Verhältniss jedoch. Zum einem gewinnt die Masse. 20 Orks schießen unseren T-Rex im Schnitt nach ca. einer Runde tot. Problematischer aber: Durch Bonded Accuracy wachsen die Rettungswürfe unseres T-Rex nicht. Er ist zwar ein Stufe 8 Monster, doch im Zweifel würfelt er mit -4 gegen einen DC 16 Zauber. Ein einzelner Orkschamane und der gute ist auch hin. An manchen Stellen wurde versucht dieses Problem durch Immunitäten oder bei einzelnen Monstern legendäre Aktionen zu beheben. Aber natürlich nicht für alle Monster, und auch nur eingeschränkt. Natürlich geht es hierbei nun nicht um ein tatsächliches Ausspielen derartiger NSC vs. NSC Konflikte, sondern darum wie glaubhaft beide nebeneinander leben können.

Kurz gesagt: Solange man Schaden gegen Trefferpunkte betrachtet oder aber keine großen Stufenunterschiede da sind funktioniert Bonded Accuracy ganz gut. Sobald beides nicht der Fall ist haut es nicht mehr hin.

Und in Sandboxrunden gibt es nun einmal große Stufenunterschiede, sollen diese auch vorhanden sein. Und auch Monster, NSC und Spielercharaktere mit mehr als nur Schadensfertigkeiten.

Wie gesagt: Bonded Accuracy ist da nur ein Thema, welches Sandboxing in der 5E erschwert. Ein anderes wäre z.B. das Ressourcenmanagement der Spielercharaktere, welches auf die Anwendung in einer Kampagne ausgelegt ist und nur mit einer bestimmten Anzahl Kämpfen je Tag funktioniert. Das betrifft dann den zweiten oben genannten Aspekt: Wie viel und wann die Spieler in meine Sandbox eingreifen will ich ihnen nicht vorschreiben.

--- Ende Zitat ---
Ehrlich gesagt hatte ich fast mit dieser Art von Antwort gerechnet. Du verwechselst einen Themenpark mit einer Sandbox. Sicher kann ein Themenpark, auch eine Sandbox sein, aber umgekehrt ist es nicht notwendig, dass eine Sandbox auch ein Themenpark ist.
Um Dein Beispiel aufzugreifen, ist es überhaupt kein Problem, wenn der T-Rex von dem Ork-Stamm gelegt werden kann. Tatsächlich liegt es in der Natur der Sache, dass sich der Stärkere am Ende durchsetzt, was in diesem Falle der Orkstamm ist. Du skizzierst hier ein Problem, das keines ist. Es ist nur ein Problem, weil Du offensichtlich eine feste Vorstellung von einer Sandbox hast, die mit der Bounded Accuracy ausgehebelt wird. Aber für mich erreicht die Bounded Accuracy genau das, was ich mir wünsche. Eine Gegend, in der ein T-Rex friedlich neben einem Ork-Stamm lebt empfinde ich ohne triftigen Grund als reichlich absurd.
Oder ein anderes Beispiel. Zu 3.5 Zeiten hätte regeltechnisch gesehen jeder ausgewachsene Drache  oder ein anderes mächtiges Vieh ohne Probleme eine mittelgroße Stadt plattmachen können, ohne auch nur mit ernsthafter Gegenwehr zu rechnen. Trotzdem hat das eher selten stattgefunden. Mit der Bounded Accuracy macht es jetzt wieder Sinn, da selbst ein Drache nicht mehr unantastbar geworden ist. Das mag für einige das epische Gefühl vergangener D&D Editionen nehmen, für mich ist das die beste Vorraussetzung für eine ideale Sandbox...

Thandbar:
Kämpfe gegen sehr viel mächtigere oder sehr viel schwächere Gegner machen in der 4E nach meinem Geschmack nicht sehr viel Spaß, weil eine Seite immer am Verfehlen ist und man sehr lange mit der Abwicklung des Geschehens beschäftigt ist, selbst wenn das Endergebnis schon seit der ersten Runde feststeht.
Ich finde schon, dass man dahingehend sagen kann, dass die 4E andere Stärken hat als den Kampf gegen 5W6 Kobolde, wenn man selber schon Stufe 24 ist. In der 4E zieht man eben weiter; man bekommt andere Gegner oder reist sogar in andere Dimensionen, wenn die alte Welt einem keine Herausforderungen mehr bieten kann.
Die 5E wählt einen anderen Weg, und ich finde, dass beide Systeme auf ihre Weise sehr gelungen das machen, was sie bewerkstelligen wollen. Man muss sie imho auch nicht ständig gegeneinander ausspielen.     

Arldwulf:

--- Zitat von: Scurlock am  7.10.2014 | 17:38 ---Um Dein Beispiel aufzugreifen, ist es überhaupt kein Problem, wenn der T-Rex von dem Ork-Stamm gelegt werden kann. Tatsächlich liegt es in der Natur der Sache, dass sich der Stärkere am Ende durchsetzt, was in diesem Falle der Orkstamm ist.
--- Ende Zitat ---

Da hast du mich missverstanden, ich habe ebenfalls kein Problem damit wenn der Orkstamm den T-Rex legt. Mir ging es darum, dass Bonded Accuracy (oder genauer gesagt, das Balancing auf HP/Damage Ebene) die Verhältnisse in der Spielwelt verändert. Was sich besonders bei großer Masse und bei Effekten die vom HP/Damage Balancing unabhängig sind bemerkbar macht. Und nein, das trifft auch nicht nur auf die Themenparkvariation zu, sondern ist ein generelles Problem welches in der 5e bei hohen Stufenunterschieden auftritt.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln