Ich schreibe ziemlich viele Diaries (mein Blog besteht sogar zu 95% genau daraus), und ich lese auch gerne die Diaries anderer Leute - wobei ich da allerdings an gut geschriebenen, spannenden Geschichten länger verweile als an Berichten, die entweder schlecht geschrieben sind oder gar zu sachlich-nüchtern-trocken.
Bei mir fing die ganze Diary-Schreiberei vor Jahren damit an, dass ich hier im Forum irgendwo erwähnt hatte, dass ich in World of Warcraft gerne und viel Rollenspiel betreibe, und sich jemand dafür interessierte, wie das denn so funktioniert. Also schrieb ich die Erlebnisse eines meiner WoW-Charaktere in Erzählungsform, aber mit einigen Regel- und Spielengine-bezogenen Metaeinschüben, als mein erstes Diary nieder.
Dann planten wir eine P&P-Nachwuchsrunde mit Teenagern, was hier im Forum zu einem gewissen Interesse an unserer "Jugendförderung" führte und ein paar Leute gerne wissen wollten, wie es sich mit den Kids so spielte. Also begann ich auch hierfür ein Diary.
Ein weiteres Diary ergab sich, als eine Mitspielerin unserer wöchentlichen Runde zum Studieren wegzog, aber unendlich gerne Ars Magica mitgespielt hätte, womit wir gerade anfangen wollten. Also versprach ich ihr, sie wenigstens mittels eines Diarys auf dem Laufenden zu halten.
Alles weitere ergab sich dann. Ich stellte fest, dass mir das Diary-Schreiben riesigen Spaß macht und dass ich gerne versuche, jedem Diary seine eigene "Stimme" zu geben, wie es halt zur Stimmung der Runde passt. Mal gnadenlos subjektiv aus der Ego-Perspektive meines Charakters, mal ebenso subjektiv und regelarm, aber in der dritten Person, manchmal an den Stil eines Märchens oder einer Saga angelehnt (soweit ich das denn hinbekomme), und manchmal eher neutral und mit Meta-Erklärungen aus der Draufsicht von oben.
Einmal ist es mir sogar passiert, dass ich erst durch das Diary eine Runde für mich gewissermaßen zu einem befriedigenden Abschluss bringen konnte. Die Runde war eigentlich sehr cool gewesen, endete aber leider mit einem ziemlichen Antiklimax und völlig in der Luft hängend. Das war für mich ziemlich frustrierend und ging mir noch längere Zeit nicht aus dem Kopf. Erst als ich mich dann hinsetzte und für die Runde ein Diary aus der Ego-Perspektive schrieb, in der eben das Berichtete im Tagebuch des Charakters zu finden war und in der Erzählung eben der Bericht auf der letzten Seite und mit den letzten Zeilen des Tagebuches endete und der Leser im Ungewissen blieb, ob es je einen weiteren Tagebuchband gegeben habe, war das für mich gewissermaßen ein Schlussstrich, der mich mit der eigentlich ja doch tollen Runde wieder "versöhnte".
tl:dr - es macht mir riesigen Spaß, Diaries zu schreiben; das ist gewissermaßen mein Kreativitätsventil, wenn mir keine Ideen für eigene Geschichten einfallen wollen. Und ich finde es richtig toll, wenn andere Leute sich auch dafür interessieren und mitlesen.
Was das Lesen angeht, habe ich es ja eingangs schon erwähnt: Die Diaries fremder Runden lese ich gerne und schaue zumindest in die meisten kurz rein - hängen bleibe ich dann aber nur, wenn sie gut geschrieben sind.
Und bei den Diaries aus unseren eigenen Runden lese ich gerne später nochmal nach, was da eigentlich genau gelaufen ist.