Ich lese jetzt endlich mal die eigentlichen Abenteuer und bin dann bisher doch etwas enttäuscht ... das einleitende Settingkapitel reißt viele tolle Ideen an (Vor allem die beiden Städtevorstellungen, die NICHT der Hautpschauplatz Nestora sind) und liefert (in aller Kürze) eine spannende Settinghistorie. Bei den ersten drei Abenteuerkapiteln habe ich dann das Gefühl, dass man alles daran setzt, den abgedrehten Ersteindruck zu unterbieten. Nacheinander bekommt man: Eine Karawanenrettung, eine Karawanenbegleitung und einen Kampf in einer Magie-Tech-Brauerei. Dabei wird aus keinem der Settingelemente irgendwas gemacht - das hätte alles in Fantasy-Welt 08/15 stattfinden können, halt dann bloß ohne Laser ... Selbst der an sich interessante Brauerei-Schauplatz bleibt ganz und gar diffus, als wäre der Autor völlig lieblos an die Sache herangegangen.
Dass das ganze dann noch megaheftig gerailroadet werden soll, ist geschenkt ... was aber in meinen Augen ein echter Fauxpas ist: Im dritten Abschnitt des Abenteuers wird der SL explizit dazu angehalten, die SC darauf hinzuweisen, dass das Auftauchen der Monster darin extrem ungewöhnlich und beunruhigend ist und dringend einer Erklärung bedarf - tja, und dann haben nicht nur die SC keine Möglichkeit, irgendwas darüber in Erfahrung zu bringen, auch ich als lesender SL erfahre nichts! Stattdessen wird davon ausgegangen, dass nach diesem Kapitel die SC ihre völlig belanglos "wir wollen ein Artefakt identifizieren lassen"-Mission fortsetzen. Ich meine, da ist jetzt echt mal 101 der "Do-nots": Ein Geheimnis aufbauen und dann keinerlei Möglichkeit geben, ihm auf den Grund zu gehen! Jeder halbwegs mitdenkende Spieler muss doch vermuten, dass jetzt nach dem ganzen Karawanengeeiere endlich die Handlung losgeht und wird alles daran setzen, dem Rätsel auf den Grund zu gehen ... okay, ich gehe davon aus, dass man später in dem Band noch erfährt, woher die bösen Chaoskreaturen nun gekommen sind, aber in Sachen Abenteueraufbau und -psychologie ist das ne glatte 6.
Auch ziemlich schwach: Es gibt bisher überhaupt keine spannenden Abenteuerkonflikte und/oder NSC, zu denen man ein ambivalentes Verhältnis haben könnte, sondern einfach nur einen Auftraggeber, den man nett finden soll. Ich weiß, das ist jetzt schon ein höherer Anspruch, wird aber durchaus anderswo auch öfters mal erfüllt.
Ich verliere echt langsam die Lust, das Ding weiterzulesen und frage mich, wie Leonard Balsera und Will Hindmarch und Robert J. Schwalb da beteiligt gewesen sein können ... obwohl es durchaus auch einige kleine Lichtblicke gibt - die tolle Settingeinleitung habe ich schon erwähnt, auch schön sind gute Anleitungen dazu, wie man die Spieler in die Gestaltung der Backstory einbinden kann. Aber das wiegt dann doch nicht die massiven Fehlleistungen auf.