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Die Bewertung von D&D im Wandel der Zeit

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Rhylthar:
Ich denke, der ganze Editionwar damals ist auch aus einer Art "Systemschock" entstanden.

WotC hat damals das gemacht, was ich bei einem Nerf in WoW mal so genannt habe:

Statt die Rose mit einer Schere zu beschneiden, ist man direkt mit der Kettensäge herangegangen.

Es wurde alles über den Haufen geworfen, was 8 bzw. 5 Jahre lang D&D-Spieler wohl geschätzt haben:
- Regeln
- Settings
- OGL/3PP
- Design
- Magazine

Und das innerhalb kürzester Zeit. Zusammen mit einem verheerenden Marketing.

Außerdem glaube ich, dass sich WotC zumindest in Teilen von MMOs bzw. konkret WoW hat beeinflussen lassen. Ihnen wird auch bekannt gewesen sein, dass es damals von fast 11 Mio Spielern gespielt wurde, also warum nicht ein paar Dinge ähnlich machen.

Luxferre:

--- Zitat von: Vendes am 14.04.2015 | 23:05 ---Geht es nur mir so oder klingt Luxferre bei jedem seiner Beiträge zur 4E wie eine beleidigte Leberwurst? Dieser Editionen-Krieg, den ich leider verpasst habe, muss  ja ein übles Hauen und Stechen gewesen sein, wenn man seinen Kontrahenten nach so vielen Jahren immer noch irgendwelche Äußerungen von damals nachträgt.

--- Ende Zitat ---

Du kannst mich gern direkt ansprechen, Vendes.
Ich weiß nicht, warum der Eindruck bei Dir entsteht, kann Dir aber versichern, dass dies nicht der Fall ist.
Was ich (als Kritker) aber seit Beginn dieser elenden Diskurse erlebe ist, dass man schnell mal persönlich angegangen wird. Auch nachdem das Thema seit Jahren durch ist. Da kommt bei mir schnell das Gefühl auf, dass einem die Argumente ausgegangen sind ...  :d
Was Arld und mich angeht, da gibt es seit Beginn eine gewisse frotzelnde Dynamik und übrigens sind meine Smileys in Gesprächen durchaus mit Bedacht gesetzt.


--- Zitat ---Zum Thema "Übergang von 4E nach 5E": Anfangs hatte ich nach einigen Beiträgen hier im Forum die Befürchtung, dass die 5E mir nicht gefallen würde, weil sie angeblich so anders als die 4E wäre, "endlich wieder ein richtiges D&D" oder so. Inzwischen kann ich Entwarnung geben: D&D 5E fühlt sich für mich eher wie die große Schwester von D&D 4E Essentials an. Ich musste mich als Spielleiter überhaupt nicht umstellen weil ich ein ähnlich einsteigerfreundliches, zweckmäßiges und mitunter regelrecht elegantes Regelwerk vorgefunden habe. Das einzige, womit ich mich noch nicht anfreunden konnte, ist das "Inspiration"-System, das für mich etwas reglementiert, was auch so bestens funktioniert. Aber lerne ich es ja noch mit der Zeit schätzen.

--- Ende Zitat ---

Danke für Deine Einschätzung aus 4E Spielersicht.

Luxferre:

--- Zitat von: Grashüpfer am 14.04.2015 | 15:42 ---Meinst du, dass hier eh zum choir gepreached wird?

--- Ende Zitat ---

Ich vermute, dass diverse Leute diese interessante Diskussion wegen des Unterboardes nicht verfolgen.
Ich lese hier erst relativ spät mit und das auch nur, weil ich einige interessante Namen in den neuen Beiträgen entdeckt hatte.

Oberkampf:

--- Zitat von: Luxferre am 14.04.2015 | 15:27 ---
@Huntress:
wer D&D4 als Brettspiel abkanzelt, soll das bitte nicht von der 3.x-Basis aus tun
wo ist das Problem? Haben viele 3E Spieler seinerzeit getan. Ich übrigens recht aktiv. War vielen 4E Spielern aber völlig egal, weil fun und beste und sowieso und überhaupt. Wie Du den Spieß drehst und wendest, man wird sich auch 7 Jahre später nicht einig werden. Auch wenn der Umgang miteinander einfach wieder miteinander ist und nicht gegeneinander.

--- Ende Zitat ---

Einige kann man sich sicherlich nicht werden, und mal ehrlich, die Frage ist auch nicht mehr relevant, da die 4e keine aktive Unterstützung vom Verlag oder von Drittverlagen mehr erhalten wird. Vielleicht war der mit ihr verbundene Anspruch, 3e als die Mainstream-D&D-Edition abzulösen, verkaufstechnisch an deren Erfolge anzuknüpfen und die D&D-Spielerschaft insgesamt mit neuen Konzepten zu erreichen ohnehin nicht erfüllbar.

Was mich an dem Brettspielvorwurf seitens der 3e-Spieler - nicht der allgemeinen D&D-Gegner, die es auch im RSP-Sektor gibt - ungemein stört, ist die Tatsache, dass es die 3e war, die taktisches Brettspiel im RSP wieder an prominente Stelle gerückt hat. Quasi den Kreis vom Wargame über Kleingruppen-Wargame, Dunegeonerkundung, Actionabenteuer und eine bestimmte Storyspiel-Richtung in den 90ern zurück zum fast Wargame geschlossen hat.

Bis hin zum GRW von Pathfinder - nicht die später darüber hinaus publizierten PF Produkte! - ist 3e im Kern ein ausgebautes Kampfsystem mit angetackerten Fähigkeiten und einer Latte Zaubern für Allmachtsmagier zur simplen Problemlösung für fast alle Sachen, die nicht durch Kämpfe geregelt werden. Soziale Interaktion? Wofür ? Charm Person machts unnötig usw.

Das war es auch, was mich damals an 3e fasziniert hat: Es schien endlich wieder ein Spiel zu sein, dass Kämpfe zu einem unterhaltsamen Teil für alle Mitspieler der Rollenspielrunde macht. Das war eine Rückerinnerung an Ur-Erlebnisse mit DSA1, wo es einfach Spaß gemacht, wenn die ersten säabelschwingenden Orcs auftauchten und Attacke gewürfelt wurde (ehe das System aufgrund der langsamen Abwicklungsgeschwindigkeit in höheren Stufen für mehr Frust als Spaß sorgte). D&D3 schien das System zu sein, das endlich weggeht vom "realistisch (simulationistisch) bis es völlig spaßfrei ist"-Anspruch, oder vom "Regeln brauchen wir zum Geschichten erzählen nicht (und darum können sie Murks sein)"-Standpunkt.

Das war verbunden mit dem Gefühl, dass D&D mit 3e hollywoodeske Aktionen ermöglicht und den Spielern mehr Optionen an die Hand gibt, mehr Auswahl zur Verfügung stellt, um diese Aktionen umzusetzen. Mehr Auswahl im Sinne von: Wenn ich einen hollywoodesken Kämpfer mit zwei Schwertern spielen will, dass ist der als Option problemlos bastelbar und hat in etwa genausoviel Punch wie der Zweihandträger oder sogar in etwa so viel wie der Magier. Das waren z.T. die Hoffnungen, die ich an 3e knüpfte, und auf den unteren Leveln schien ja alles in die Richtung zu gehen.

Für mich war 3e interessant, weil es mit wie das Rollenspiel mit dem eingebauten, funktionierenden Brettspiel erschien.*

Aber leider zeigte es auf Dauer für meinen Geschmack zu viele Macken, sowohl im Brettspiel-Bereich, als auch im Rollenspielbereich (mein Geschmack, nochmal zur Erinnerung), sodass ich lieber wieder Richtung Midgard gegangen bin (oder als Alternative wieder die Vorgängerversion in Betracht gezogen habe). Als dann D&D4 herauskam, wollte ich dem nochmal eine Chance geben - und siehe da, das war das Rollenspiel mit integriertem Brettspiel für die Kampfszenen, das ich gesucht habe. Außerdem bot es einiges über das Brettspiel hinaus schon im GRW.

*Mir ist auch ehrlich gesagt heute noch schleierhaft, wieso man 3e spielt, wenn man kein Rollenspiel mit starken Elementen des taktisches Brettspiels spielen will. Genauso schleierhaft, wieso man 3e spielt, wenn man es nicht auf einen Wettkampf im Bereich der System Mastery mit verbundenem Rüstungswettlauf im bereich der Charakter- und Encountergestaltung abgesehen hat (denn das kann das Spiel wirklich gut). Es gibt für mich nachvollziehbare Gründe, weil man z.B. Material hat oder weil einem die PF Abenteuer/Spielwelt gefällt und man nicht konvertieren will, aber es will nicht in meinen Kopf, warum Leute 3e ohne die Brettspiel-Dimension spielen.   

Grashüpfer:

--- Zitat von: Huntress am 15.04.2015 | 09:14 ---Als dann D&D4 herauskam, wollte ich dem nochmal eine Chance geben - und siehe da, das war das Rollenspiel mit integriertem Brettspiel für die Kampfszenen, das ich gesucht habe. Außerdem bot es einiges über das Brettspiel hinaus schon im GRW.

--- Ende Zitat ---

Unterschreibe ich genau so!

Für mich ganz verwirrend: Wieso ist "Brettspiel" für manche Leute ein negatives Wort, mit dem man bestimmte (Rollen)spiele, eben mitunter 4E, kritisiert hat?  :-\ Ich kann mir das einzig und allein aus einer Perspektive von (Achtung: überspitzte Karikatur) schöngeistigen pseudo-LARPern und Tischschauspielern vorstellen, die "nicht bloß" brettspielen, sondern ROLLENspielen wollen. (Das wäre für mich übrigens wie die total künstliche Trennung zwischen Hochkultur und "Schund"-Kultur, also Populärkultur.)
Brettspiele sind großartig, bringen Leute zusammen, mit denen man Spaß hat und mit denen man sich im Wettbewerb misst. Was ist also schlecht daran zu sagen, etwas sei nur ein Brettspiel? Was ist es dann nicht? Was ist das Gegenteil von Brettspiel, das die 4E damals laut bestimmter Meinungen eben nicht gewesen ist? Wie muss ein Rollenspiel aufgebaut sein, damit es nicht als  Brettspiel verschrien wird? War D&D also schon immer würfelloses Improtheater, oder was?
Kann wer was zu diesem bestimmten Kritikstrang sagen und ob ich da was falsch verstanden habe?

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