Autor Thema: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?  (Gelesen 7693 mal)

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Offline Bad Horse

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Ausgehend hiervon:
118) Nur weil du ihn erschaffen hast, ist es nicht dein Char, denn der SL kann jederzeit über Vergangenheit, Marotten und Aussehen entscheiden,  was du willst oder dir gedacht hast, ist egal.

mal die Frage: Ist das richtig so? Darf die Spielleitung das? Kann ich als SL einfach sagen: "Dein Charakter hat seinen Lieblingshut mit den grünen Karos auf, den sein Vater ihm geschenkt hat"? Auch wenn nie erwähnt wurde, dass der Charakter überhaupt gern Hüte trägt?

In gewisser Weise sehe ich das ein. Wenn ich einen SC in meiner Runde habe, der bekannt dafür ist, dass er gern Hüte trägt, dann erkläre ich auch mal, dass er heute einen blauen Hut aufhat, wenn das zu interessanten Verwicklungen führt. Aber: Wenn der Spieler mir dann erklärt, dass er nie-niemals einen blauen Hut trägen würde, dann finde ich, muss ich das akzeptieren und mir irgendwas anderes überlegen.

Genauso mit der Vergangenheit. Ich finde es okay, wenn die SL da undefinierte Einzelheiten festlegt ("Dein Charakter hat mal mit der Frau von diesem Ritter geschlafen!"), solange das ins allgemeine Konzept meines Chars passt. Heißt: Das ist okay, wenn er dieses Ereignis in die Jugend des Chars legt, wo der tatsächlich mit allem geschlafen hat, was nicht bei 3 auf dem Baum war. Aber wenn er mir erklärt, mein Char hätte das letzte Woche gemacht, dann würde ich ihm einen Vogel zeigen.

Meiner Meinung nach darf der SL also tatsächlich Kram festlegen. Aber der Spieler hat ein Veto-Recht, wenn das so nicht zu seinem Charakter passt. Wie ist das bei euch? Wie weit darf das gehen?
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

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Offline Weltengeist

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #1 am: 13.09.2015 | 21:37 »
Meiner Meinung nach darf der SL also tatsächlich Kram festlegen. Aber der Spieler hat ein Veto-Recht, wenn das so nicht zu seinem Charakter passt.

Mindestens. Ich würde es aber anders formulieren. Ich würde sagen: Der Spielleiter darf Vorschläge machen, aber der Spieler hat die letzte Entscheidung.

Umgekehrt gilt übrigens das gleiche. Der Spieler darf Charaktervorschläge machen, aber der Spielleiter muss nicht alles akzeptieren. Typisches Extrembeispiel: Mir rollen sich gerade bei Onlinerunden immer wieder die Zehennägel hoch, wenn jemand eine betuliche DSA-Runde im schönen Bornland ausschreibt und sich dann jemand meldet mit den Worten: "Ich bin dann mal dabei mit meinem Brabaker Nekromanten." Nein, ist er nicht. Jedenfalls bei mir nicht ;).
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Offline JS

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #2 am: 13.09.2015 | 21:38 »
So sieht das aus.
 :d
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Offline Maarzan

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #3 am: 13.09.2015 | 21:38 »
Es ist das Vorrecht des Spielleiters mir nahezu beliebige Vorgaben zu meinem Charakter VOR dem Spiel zu machen.
Danach ist das MEIN Charakter, bezüglich ich den anderen nichts schuldig bin außer grundlegende Maßgaben des gegenseitigen Anstands und Respekts - edit: und der bestehenden Charaktercharakterisierung aud Geschichte und Setting -, aber sicher keiner einseitigen einschneidenden Veränderungen. Alles was darunter liegt wird wohlwollend geprüft, ein SL-Recht sehe ich da aber nicht.
Wenn es mir nicht bekannte Informationen geben sollte, auf Grund der meine ursprüngliche Entscheidung falsch sein sollte, werde ich diese korrigieren müssen, aber je nach Art dieses Missverständnisses kann das auch das Gefühl erzeugen getäuscht worden zu sein, was sicher umgekehrt nicht mehr von Anstand und Respekt, der keine Einbahnstraße ist, abgedeckt wird.
« Letzte Änderung: 13.09.2015 | 21:43 von Maarzan »
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #4 am: 13.09.2015 | 21:39 »
Der SL und der Spieler haben beide ein Vetorecht. Im Endeffekt geht es um eine Kompromissfindung, die beiden Seiten zusagt.

alexandro

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #5 am: 13.09.2015 | 21:49 »
Der SL darf (ebenso wie jeder andere Spieler am Tisch) Ideen, Input und Feedback geben, wie sich der entsprechende Charakter verhält bzw. verhalten könnte.

Ob der Charakter das dann wirklich macht, liegt allerdings beim Spieler dieses Charakters.

Offline Anastylos

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #6 am: 13.09.2015 | 21:53 »
Ich stelle meistens Fragen die die Spieler beantworten sollen. Z.B. : Ihr seid am Hofe des Fürsten von XY. Da gab es doch vor zwanzig Jahren eine Fehde mit eurem Adelshaus, was ist damals denn pasiert und wie ist es ausgegangen?
Dadurch können die Spieler das ganze dann mit Leben füllen und ich habe nur vorgegeben, dass da was vorgefallen ist.

Direkte Vorgaben höchstens vor dem Spiel, danach nurnoch Vorschläge. Wenn sie gut sind geht der Spieler ja darauf ein.

Online Lichtschwerttänzer

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #7 am: 13.09.2015 | 21:54 »
Regel 0

Regel 1  es tritt automatisch Regel 0 in Kraft

Regel 2 siehe Regel 1
“Uh, hey Bob?”
“What Steve?”
“Do you feel like we’ve forgotten anything?”
Sigh. “No Steve. I have my sword and my bow, and my arrows and my cloak and this hobbit here. What could I have forgotten?”
“I don’t know, like, all of our stuff? Like the tent, the bedroll, my shovel, your pot, our cups, the food, our water, your dice, my basket, that net, our spare nails and arrowheads, Jim’s pick, my shovel, the tent-pegs…”
“Crap.”

Offline Marduk

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #8 am: 13.09.2015 | 21:57 »
Wenn es den Charakter um 180° dreht? --> Finger weg!

Wenn es nicht zum charakter passt oder zum Hintergrund? --> Finger weg!

Wenn ich Lücken im hintergrund gelassen hab? --> Bitte Ja!

Wenn es zum charakter oder zum hintergrund passt? --> Klarr immer doch.
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Offline Crimson King

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #9 am: 13.09.2015 | 22:04 »
Das Wort Vorschläge trifft es absolut. Ein grundsätzliches Erzählrecht über meinen Charakter hat die Spielleitung aber explizit nicht, so lange die Regeln nicht was anderes vorgeben. Und das ist wohl nicht ausschließlich, aber im Wesentlichen bei manchen Indies gegeben.
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #10 am: 13.09.2015 | 22:25 »
Mindestens. Ich würde es aber anders formulieren. Ich würde sagen: Der Spielleiter darf Vorschläge machen, aber der Spieler hat die letzte Entscheidung.

Umgekehrt gilt übrigens das gleiche. Der Spieler darf Charaktervorschläge machen, aber der Spielleiter muss nicht alles akzeptieren. Typisches Extrembeispiel: Mir rollen sich gerade bei Onlinerunden immer wieder die Zehennägel hoch, wenn jemand eine betuliche DSA-Runde im schönen Bornland ausschreibt und sich dann jemand meldet mit den Worten: "Ich bin dann mal dabei mit meinem Brabaker Nekromanten." Nein, ist er nicht. Jedenfalls bei mir nicht ;).

Ja, so ziemlich +1. :) Der Spielleiter darf mir schon sagen, was für Charaktere er in etwa in seiner Kampagne sehen will -- das hilft mir sogar, denn einfach wild ins tiefblaue Vakuum hinein zu erschaffen (und dann vielleicht erst viel zu spät am Tisch zu erfahren, daß mein schon etwas liebgewonnener neuer Professor für Ägyptologie doch nicht so richtig in die futuristische Cyberninjawelt paßt) liegt mir auch nicht gerade.

Aber wenn der Charakter dann erst einmal steht und akzeptiert ist? Dann bin ich schon noch in vernünftigem Rahmen offen für Vorschläge (und Aufklärung eventueller Anfangsmißverständnisse -- kommt ja auch vor), aber wenn die einfach gar nicht zu dem Bild in meinem Kopf passen wollen, dann gilt eben: Finger weg, das ist MEINER!! ~;D

Offline Vampirwurst

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #11 am: 13.09.2015 | 22:38 »
Wenn es den Charakter um 180° dreht? --> Finger weg!

Wenn es nicht zum charakter passt oder zum Hintergrund? --> Finger weg!

Wenn ich Lücken im hintergrund gelassen hab? --> Bitte Ja!

Wenn es zum charakter oder zum hintergrund passt? --> Klarr immer doch.

Signed. Ich rede allerdings auch von einem Charakter, der zum Setting passt und zuvor auch vom SL abgesegnet wurde und dann auf einmal eben so OOC ist.
Gegen sinnvolle Ergänzungen oder anderem Char passende Sachen habe ich nichts- immerhin kann es auch zu einem klasse Plot beitragen.

War übrigens nicht die aktuelle Gruppe xD
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Offline Marduk

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #12 am: 13.09.2015 | 22:43 »
Ich gehe natürlich davon aus, das während der Erschaffung der Spielleiter ein Vetorecht hat und diese auch sinnvoll gebraucht. Ebenso hat jeder das Recht Vorschläge zu machen (egal wer) Vorschläge sind ja kein Verbot oder Eingriff und man kann diese ja jderzeit ablehnen, wenn sie nicht passen.
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Offline CokeBacon

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #13 am: 13.09.2015 | 23:16 »
Wenn ich SL bin nehme ich mir gerne das Recht raus über die Charaktere meiner Spieler zu bestimmen, auch wenn es vorher nicht abgesprochen war. Aber mit meiner Kerngruppe spiele ich auch schon seit 10 Jahren: Ich weiß, wo ihre Stärken liegen, was sie mögen und habe vorallem ihr Vertrauen (davon abgesehen greifen sie auch gerne so in die Spielwelt ein und bestimmen Dinge).

Bei neuen Spielern mache ich es meist so, dass ich ihnen während der Session, wenn ich einen spontanen Einfall habe, einen Zettel rüberschiebe ("Du bekommst 1.000 Extra-XP, wenn dein Char mit der Frau dieses Ritters geschlafen hat.") und überlasse ihnen die Entscheidung. Ich würde es mir bei neuen Spielern, die ich nicht gut kenne und die sich erst mit meiner Leitweise zurechtfinden müssen, nicht erlauben über ihre Löpfe hinweg zu entscheiden.

Offline Nevermind

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #14 am: 13.09.2015 | 23:56 »
Ich wunder mich das es noch nicht gefallen ist, aber ist das Zauberwort nicht 'Gruppenvertrag'?


Je nach Gruppe/Char/Kampagne/Auswirkungen auf den Char usw kann es völlig ok, oder ein völliges NoGo sein.

Aber generell ist es doch eine Frage von Kommunikation und im Stressfall von Kompromissfindung.


Und natürlich ist es viel cooler das als Vorschlag/Option zu formulieren und nicht als Bamm-in-die-Fresse-ISSO.

Offline ElfenLied

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #15 am: 14.09.2015 | 03:39 »
Vorschläge mit Vetorecht empfinde ich als eine gute Lösung. Wobei Vetorecht der Spieler nur auf bestimmte Eigenschaften des eigenen SCs geht; anderen Spieler kann man nicht per Veto reinreden solange es den eigenen Charakter nicht direkt betrifft.

Kann ich als SL einfach sagen: "Dein Charakter hat seinen Lieblingshut mit den grünen Karos auf, den sein Vater ihm geschenkt hat"? Auch wenn nie erwähnt wurde, dass der Charakter überhaupt gern Hüte trägt?

Klar kann man das als SL sagen. Es würde allerdings helfen, wenn man dem betreffenden Spieler einen Pokerchip entgegenhält und dabei auf die Verbindung zum Vater deutet, den der Spieler festgelegt hat.
The belief that a cosmic Jewish Zombie who was his own father can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree... yeah, makes perfect sense.

Offline 1of3

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #16 am: 14.09.2015 | 06:13 »
Wenn ich SL bin nehme ich mir gerne das Recht raus über die Charaktere meiner Spieler zu bestimmen, auch wenn es vorher nicht abgesprochen war. Aber mit meiner Kerngruppe spiele ich auch schon seit 10 Jahren: Ich weiß, wo ihre Stärken liegen, was sie mögen und habe vorallem ihr Vertrauen (davon abgesehen greifen sie auch gerne so in die Spielwelt ein und bestimmen Dinge).

Bei neuen Spielern mache ich es meist so, dass ich ihnen während der Session, wenn ich einen spontanen Einfall habe, einen Zettel rüberschiebe ("Du bekommst 1.000 Extra-XP, wenn dein Char mit der Frau dieses Ritters geschlafen hat.") und überlasse ihnen die Entscheidung. Ich würde es mir bei neuen Spielern, die ich nicht gut kenne und die sich erst mit meiner Leitweise zurechtfinden müssen, nicht erlauben über ihre Löpfe hinweg zu entscheiden.
XP sind dafür nicht optimal , da sie einen langfristigen Effekt haben. Gummipunkte gehen besser, aber an sich : Ja.
« Letzte Änderung: 19.09.2015 | 10:26 von 1of3 »

Offline murksmeister

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #17 am: 14.09.2015 | 08:14 »
Von der Vergangenheit der SC (und ihren Verhaltensweisen) lasse ich als SL die Finger, das entscheiden die Spieler (ich gebe lediglich vor, wie die Welt aussieht und auf Anfrage mache ich Vorschläge). Die Zukunft gestalte ich (in dem Sinne, das ich halt mal den Vater eines SC auf tragische Weise sterben lasse o.ä., wenn es dem Drama hilft). Aber das spielen des Charakters obliegt einzig dem Spieler.
Im Umkehrschluss lasse ich mir auch nicht groß reinreden, weder als SL in die Gestaltung der Welt (auch hier sind Vorschläge trotzallem gerne gehört, ich habe nur das letzte Wort), noch als Spieler in das Verhalten meines SC (da reagiere ich ganz allergisch, denn das ist nun mal mein Spiel als Spieler).
Bei gut geschriebenen Charakterkonzepten (ich lasse mir die vor einer Kampagne als pdf zuschicken), greife ich gerne mal Dinge daraus auf und baue sie in die Geschichte ein.
Aber auch ich spiele seit 10 Jahren mit meiner Runde, meine Spieler wissen was sie erwartet und schrauben die Erwartungen an mich auch immer wieder hoch, dafür vertrauen sie mir (meistens) in meinen Entscheidungen.

Ich habe eher andersherum gerne das Problem, dass Spieler "Problemcharaktere" erschaffen, bei deren Erstellung ich sie schon auf Schwierigkeiten hinweise die ihnen in der Kampagne begegnen können. Diese werden trotzdem oft erstellt und dann aufgegeben, wenn ebenjene Schwierigkeiten eintreten (das nervt dann schon). Ich verbiete aber eher selten rigoros Charaktere, sondern weise die Spieler daraufhin, dass das Spiel mit diesem oder jenem Charakter anspruchsvoller wird. Hart aber Fair ist meine Devise als SL  >;D
Schlimmer als Blind-Sein ist nicht sehen wollen.

Offline Edwin

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #18 am: 14.09.2015 | 08:47 »
Generell bin ich sehr vorsichtig mit solchen Eingriffen, da ich diese auch als Spieler schon unangenehm erlebt habe.

Eine Ausnahme sind offene Vorgaben, die potentiell auf sämtliche SC zutreffen könnten ohne dass bestimmte Char.-Vorstellungen verbogen werden.

Wenn ich bespielsweise sage: "Als du in den Burghof kommst, erkennst du eine der Personen dort. Wer ist das und warum ist er oder sie dir eher negativ in Erinnerung?" erwarte ich auch eine sinnvolle Antwort.

Einfach weil es so gut wie alle SC irgendwelche Leute kennen die ihnen aus irgend einem Grund negativ aufgefallen sind. Ausnahme wären nur Chars die aus der der Zukunft/Vergangenheit, einer anderen Dimension etc. kommen. Und selbst da lässt sich mit etwas gutem Willen etwas finden. Eine begründete Verweigerung solcher Fragen fände ich in Einzelfällen ok, würde aber wenn sie immer vorkommt nicht zu meinem Leitstil passen.

Was ich schon nicht mehr machen würde wären spezifischere Vorgaben wie: "Du erkennst jemand, mit dem du einmal eine Liebesaffäre hattest." Das impliziert amouröse Betätigung in der Vergangenheit, und vielleicht hat der Paladin ein Keuscheitsgelübde abgelegt, die Magierin war nur auf ihre Studien fokussiert und der Kämpfer gehört zu einer Instektenrasse die sich durch Zellteilung vermehrt.

Guten Tag! Ja, ich bin ein sprechendes Pferd mit einer Kerze auf dem Kopf, aber kommunizieren Sie doch bitte mit mir so unbefangen wie mit bipedalen vernunftsbegabten Lebewesen auch!

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #19 am: 14.09.2015 | 09:50 »
Wenn ich bespielsweise sage: "Als du in den Burghof kommst, erkennst du eine der Personen dort. Wer ist das und warum ist er oder sie dir eher negativ in Erinnerung?" erwarte ich auch eine sinnvolle Antwort.

Einfach weil es so gut wie alle SC irgendwelche Leute kennen die ihnen aus irgend einem Grund negativ aufgefallen sind. Ausnahme wären nur Chars die aus der der Zukunft/Vergangenheit, einer anderen Dimension etc. kommen. Und selbst da lässt sich mit etwas gutem Willen etwas finden. Eine begründete Verweigerung solcher Fragen fände ich in Einzelfällen ok, würde aber wenn sie immer vorkommt nicht zu meinem Leitstil passen.

Das kann man machen, dann muß man aber auch mit den Antworten klarkommen bzw. gegebenfalls noch mal nachverhandeln können, wenn der Spieler beispielsweise meint, den supermächtigen Übererzfeind seines Charakters zu erkennen, der laut Plot eigentlich am anderen Ende des Kontinents schwer damit beschäftigt sein sollte, das Ende der Welt zu planen. ;) Solange das kein Problem ist, ist das schon eine nette Methode, die Welt etwas mehr auszuschmücken.

Offline Yney

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #20 am: 14.09.2015 | 10:38 »
Beim Was (Volk, Fähigkeiten etc.) lasse ich den Spielern üblicherweise freie Wahl, nur eingeschränkt dadurch, dass eine neue Gruppe eine Chance haben muss zusammen zu kommen (Extrembeispiel: Eine nur im Wald lebensfähige Fey und einen bergbewohnenden Koloss machen eine Geschichte die sie zusammenbringt knifflig und langes Zusammenspiel evtl. unmöglich).
Was für einen Charakter der Charakter besitzt soll unbedingt der Spieler vorgeben (er muss sich damit identifizieren können). Ein Grund, warum ich von vorgeschriebenen Nachteilen wie "fear of flowing water" gar nichts halte. Den groben Stand und wenn es ihm wichtig ist auch familiäre oder freundschaftliche Verbindungen darf er/sie gerne andeuten.
Die genaue Verortung übernehme aber ich. So könnte sich ein Spieler wünschen, dass er früher ein echter Weiberheld war. Wer die Feinde und Freunde sind, die er sich dadurch geschaffen hat, welchen Charakter diese wiederum haben, das entscheide ich. Diese Informationen bekommt er aber sofern möglich auch vor dem Start mit dem Charakter mit (oft in Form einer privaten Sitzung, die ihn in Richtung der anderen Charaktere führt).
In Kürze: Was in dem Charakter drinnen steckt entscheidet der Spieler, die konkreten Details der Außenwelt baue ich (dank genügendem Vertrauen wie in obigen Beschreibungen auch) so, dass es den Charakter so wie er ist hoffentlich glaubhaft einbettet. Das dabei nicht alles exakt nach Wunsch ist, ist teils Absicht, teils Notwendigkeit.

Aber all das ist (wie so oft) eine Frage des Spielstils, den man miteinander pflegt. Die Notwendigkeit für offizielle Absprachen oder Verträge sehe ich da nicht (aber auch das ist eine Frage der persönlichen Vorlieben).

Offline Chiarina

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #21 am: 14.09.2015 | 12:22 »
Ich mache das eigentlich nie. Schon eher stellt man dann eben am Spieltisch gemeinsam fest, wie sich irgendeine Plotidee von mir eben gerade verabschiedet. Das gibt´s schon: Ich habe eine Vorstellung entwickelt und ein Spieler verhält sich so, dass ich sie nicht mehr umsetzen kann. Dann gehe ich nach Hause und denke über Alternativen nach.

Kleine Anekdote gefällig?

Als wir von Ars Magica 4 auf Ars Magica 5 umgestellt haben, stellten wir fest, dass die Mystery Cults neue Regeln bekommen haben. Unter anderem gibt es im Haus Criamon jetzt sogenannte Pfade, die die Mitglieder absolvieren um das Ziel des Hauses (das Durchbrechen des ewigen Kreislaufs der Zeit inklusive Geburt, Sterben und Wiedergeburt) zu erreichen. Ein Pfad hatte es mir besonders angetan, der Pfad des Rückwärts-Gehens. Das ist ein Pfad der schwer von islamischem Sufismus beeinflusst ist, auf den ich richtig Bock habe und für den ich eine Menge Anknüpfungspunkte in der Saga habe. Aber der Criamon ist ja nicht mein Charakter. Ich bin ja nur der Spielleiter! Die Criamon-Maga unserer Gruppe stammt aus Irland und ist irgend so eine Mischung aus alten irischen Helden und Gevatter Tod. Islamischer Sufismus ist Lichtjahre entfernt... Also habe ich gedacht, du versuchst es so, wie man es in der Realität auch versuchen würde.
1. Schritt: Ich habe einen Mystagogen vorbeigeschickt, der dem gesamten Bund erstmal den philosophischen Überbau des Hauses Criamon erklärt hat (so hatte ich den neuen Überbau aus der 5. Edition in den Köpfen der Spieler).
2. Schritt: Der Mystagoge hat mit der Criamon-Maga des Bundes ein Abenteuer bestanden und dadurch gegenseitiges Vertrauen aufgebaut.
3. Schritt: Der Mystagoge hat festgestellt, dass die Criamon-Maga irgendwie unzureichend ausgebildet worden ist. Er hat sie zum Domus Magnus des Hauses Criamon geschickt, um sie dort nachholen zu lassen, was offensichtlich versäumt worden ist (so hatte ich die neuen Regeln in den Charakter implantiert).
4. Schritt: Danach kam der Charakter zurück, der Mystagoge schaute sich die Fortschritte an und wollte ihr schließlich islamische Theologie beibringen. Dazu wäre der Charakter und Spieler bereit gewesen. Ich habe ihm dann aber gesagt: Nach allem, was du mit dem Mystagogen zusammen durch hast, hättest du mit dem Einblick in islamische Theologie dann den ersten Schritt auf dem Pfad des Rückwärts-Gehens absolviert.

Darauf der Spieler: "Ach, lass mal. Das ist nicht so meins. Ich mache lieber weiter wie bisher!"

Ich habe mir zwar auf die Lippen gebissen, aber es ist seine Entscheidung. Nie hätte ich ihm gesagt, seine Maga müsse nun auch weitermachen. Stattdessen bin ich nach Hause gegangen und habe mir überlegt, welche Kampagnenideen, die mit der angepeilten Entwicklung zusammenhängen, ich auch irgendwie anders hinbekomme.

Zwei, drei Monate später hatte ich den Kampagnenverlauf über weite Strecken neu geplant. Allerdings habe ich mir überlegt, was ich nun mit dem Mystagogen anstelle. Ich ließ ihn eine Art Abschiedsbrief verfassen, in dem er der Welt im allgemeinen und dem Bund der Spielercharaktere im Besonderen ankündigte, sein Leben sei soweit fortgeschritten, dass er irgendwann wohl diese Welt (im Rückwärtsgang) verlassen werde. Er bedauere es sehr, keinen Nachfolger hinterlassen zu können, müsse nun aber die letzten Schritte wohl allein gehen.

Und siehe da, etwas Erstaunliches geschieht: Der Spieler (oder zumindest sein Charakter) zeigt Mitleid! "Oh, kein Nachfolger! Ja, das ist ja wirklich traurig, das kann ich verstehen. Ich melde mich mal bei ihm und frage, ob wir unsere Studien nicht vielleicht doch noch fortsetzen können."

Logischerweise war mein alternativer Kampagnenverlauf bereits angeleiert und es war ziemlich schwierig und erforderte einige Arbeit, die neuen Entwicklungen mit meinen ursprünglichen Ideen zusammenzubringen. Mein Kommentar zum Spieler beim nächsten Treffen: "Mach das bitte nicht nochmal mit mir!"
« Letzte Änderung: 14.09.2015 | 12:50 von Chiarina »
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Offline DasTaschentuch

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #22 am: 14.09.2015 | 13:01 »
Ganz großer Unterschied ob Kampanie oder One-Shot und regelheftiger Mainstream a la DSA/D&D oder quick freeform narativ:

Wenn ich 2-4 Stunden allein brauche um einen Char zu erstellen und wir eine Kampanie planen wo dieser Char Monate oder Jahrelang gespielt wird ist ein massiver Eingriff in das Erzählrecht "Meine Figur" meist sehr ungewollt und wird als Kompetenzüberschreitung empfunden. Ausnahmen wären z.B. ich will aus der Runde aussteigen, mach mir ein episches Finale.

Anerderseits gibt es plots oder Szenarien die davon leben daß der Char ein Spielball von äusseren Einflüssen ist. Wenn bei einem Oneshot mit vorgefertigten Chars plötzlich der SL sagt, daß du von einem blutrünstigem Dämon besessen bist oder in Wahrheit ein Serienmörder ist oder du einen Unfall hast und dir muß der Arm amputiert werden, dann ist das vollkommen ok. Das sind dann oft die intensivsten Runden am Spieltisch.
Manche formen von Rollenspiel brauchen starke SL eingriffe, bei andern ist es ein tabu. So wie es Kartenspiele gibt wo man mit einem Partner spielt und andere wo Teamarbeit cheaten wär.

Offline Holycleric5

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #23 am: 14.09.2015 | 14:23 »
Inwieweit darf ein SL in meinen Charakter eingreifen?

Beschränkung von Klassen / Rassen:
- Kommt bei mir immer ein wenig auf das System an.
Z.B. "Keine Riastradh, da wir größtenteils in einer Stadt spielen werden" (Die Riastradh ist eine meist unbekleidet kämpfende Hexenkriegerin aus dem RPG "Arcane Codex")

Solange die Begründungen "plausibel" sind (Wenn z.B. das Antreffen eines bestimmten Volks / einer bestimmten Klasse im geplanten Teil der Kampagnenwelt unwahrscheinlich ist.), kann ich damit leben, solange ich noch genügend Auswahlmöglichkeiten habe.
Auch generelle Vorgaben wie "Achtet darauf, dass zumindest einer aus Eurer Gruppe heilen kann", machen mir nichts aus.


Werden jedoch die verfügbaren Klassen zu stark eingeschränkt

(hatte ich z.B. mal in einer Forenrunde die Vorgaben:
Mensch/Krieger (oder Haudegen)
Mensch/Schurke
Hochmensch/Druide
Elb/Trickser ),

ist mir der Eingriff hingegen zu stark.

Eingriff des SL in die Hintergrundgeschichte
Ich ziehe es vor, bei der generellen Hintergrundgeschichte selbst Hand anlegen zu dürfen. Der SL kann jedoch z.B. Organisationen, die in meinem Hintergrund auftauchen, selbst ausarbeiten.


Das bezieht sich auf größere Kampagnen. Bei Oneshoths (z.B. zum System-Testen) kann ich auch mit vom SL vorgefertigten Hintergründen leben.
Leitet (als SL): -
Spielt (als Spieler): GURPS 3
Bereitet vor (als SL): Splittermond

Offline mattenwilly

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Re: Inwieweit darf die SL bei euch in den Charakter eingreifen?
« Antwort #24 am: 14.09.2015 | 19:43 »
Meine Meinung:

VOR dem ersten Szenario hat der SL das ultimative VETO-Recht. Sein Szenario, seine Vorgaben. Wenn ich also keine Spitzohrigen Baumkuschler und haarfüssigen Erdferkel in der Runde haben will - dann sind die nicht in der Runde. Wer die Viecher trotzdem spielen will sucht sich bitte einen anderen SL.

Dito für Charakterklassen (weswegen ich keine Systeme mit Zufalls-Chargen verwende). Wenn für das Szenario nur Chars sinnvoll sind die auf einem Raumfrachter ihren Lebensunterhalt verdienen können ist "Sir Airwaste of Inbreed" KEINE Char-Option. Wer partou ein Mitglied des Hauses Inbreed spielen will - sucht sich einen anderen SL.

Das gleiche gilt auch für die Hintergrund-Story. Mehr als 1/2A4, 12PT, Times New Roman ist eh ein "danke aber nein danke" Kriterium. Und was nicht zum geplanten Szenario passt fliegt raus. Wenn das Szenario lautet "In Queen Victorias Secret Service" ist "Hasst die englische Monarchie, will das Imperium stürzen" NICHT akzeptiert.

SOBALD das Spiel begonnen hat - ist der SC "Besitz" des Spielers und die Einflussnahme beschränkt sich auf das was die Regeln und ggf. das Szenario-Kontzept hergeben. Der SL darf ihn also etwa umbringen, in Militär-Szenarien kann ein Vorgesetzter ggf. mal Kleidung befehlen. Aber Aussehen/Verhalten vorschreiben geht NUR in diesem Rahmen. Daher bei GURPS ist es okay einen Char mit dem Nachteil Pflichtgefühl darauf würfeln zu lassen und ihm das Regel-Ergebniss aufzuzwingen. Hat er aber den Nachteil nicht - kann der SL nichts machen. Bei Systemen ohne solche Konzepte aber nicht.
Manchmal kommt bei Foren der Punkt wo man einem "Diskussionsteilnehmer" mental mit einem freundliches "Ja, Ja" den Kopf tätscheln und ihn dann ganz leise auf die Ignore-Liste setzen sollte. Die gewonnene Zeit kann man dan mit interessanten Sachen verschwenden. Etwa Staubmäusen beim wachsen zu sehen