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Cthulhu - Smalltalk

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KhornedBeef:
Wie gesagt, das mit den schwachen Charakteren ist nicht zwingend. Delta Green, sage ich nur. Aber da ist das Thema ja noch expliziter "Wir schieben die Apyocalypse ein wenig hinaus".

Ucalegon:

--- Zitat von: Der Narr am 11.11.2015 | 09:12 ---Vielen, auch mir, gefällt es ja auch nicht, dass Cthulhu diesen Wert auf Geisteskrankheiten legt. Mir würden Panikreaktionen oder als Langzeitreaktion PTSD für Protagonisten vollkommen ausreichen. Ich brauche keine Regel für "Phobie, würfle auf W100 wogegen", weil man einen Fisch mit drei Augen gesehen hat.

--- Ende Zitat ---

Das ist etwas, das die neuen Delta Green Regeln sehr gut machen, wie ich finde. Überhaupt habe ich da in den Kickstarter-Interviews häufiger das Argument gehört, dass DG zu einer regeltechnischen Alternative für Leute werden könnte, die mit dem pulpigeren Einschlag von Cthulhu 7 nicht so zufrieden sind.

vlyrr:
Ich spiele zwar kein Cthulhu, aber habe eine Frage.


--- Zitat ---Ich brauche keine Regel für "Phobie, würfle auf W100 wogegen", weil man einen Fisch mit drei Augen gesehen hat.
--- Ende Zitat ---

Spielt ihr in den 1920er Jahren oder im 21. Jh.?
Für Charaktere des 21.Jh. stelle ich mir bzgl. der "Sanity" vor, dass sie um einiges stabiler als bei Menschen der 1920er Jahre ist.

Die mediale Sozialisation mit dem Horror/Splatter-Genre, Bodyhorrorfilme von Cronenberg, Mangas/Animes, die ganzen Thriller zum Thema, Neurowissenschaft, philosophische Werke zum Thema, zunehmende Säkularisierung etc.

Nicht zu vergessen die NS-Zeit, die nocheinmal eine ganz neue Dimension des Schreckens erreichte.


Was Menschen in den 60ern (oder davor) noch visuell schockte, lässt heutige Konsumenten nur amüsiert zurück. Intellektuelle Charaktere können auf einen ganz anderen Fundus zurückgreifen, als die vergleichbaren Kollegen aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Das Internet hat ebenfalls einen enormen Einfluss auf die Sehgewohnheiten der Heranwachsenden.

Worauf ich hinauswill: Müsste der Cthulhu-Horror und der ansteigende Wahnsinn in Begegnung mit dem Übernatürlichen nicht ein gänzlich anderer sein, wenn er im 21. Jh. auftritt als in einem 20.Jh.-Setting?

Ist der spezifische Lovecraft-Horror, der in ein 21.Jh.-Setting transponiert wird, nicht ein wenig "outdated"?

Village Idiot:
Puuh Realismus und so...  ;D

ich würde halt ziemlich klar zwischen Medialer Gewalt, die halt immer distanziert und unpersönlich erlebt wird und realer Gewalt trennen. Die meisten Menschen in der heutigen, westlichen Welt haben Grauen, Schrecken und Gewalt nie erlebt und sind in dem Umgang damit ziemlich zerbrechlich. Die 1920er waren wesentlich rauer als unsere Zeit, die Menschen waren gewalttätiger untereinander und Tiere zu töten war normal. In Frankreich fand die letzte öffentliche Hinrichtung 1939 statt.

Auf einer rein intellektuellen Basis ist der lovecraftsche Horror aber natürlich überholt. Die unvorstellbaren räumlichen und zeitlichen Dimensionen des Universums erschrecken uns nicht mehr. Und nach Auschwitz kann man sich auch nur schwerlich vorstellen, dass es schlimmer sein soll, das es Wesen gibt für die wir nur bedeutungsloses Futter sind. Das ist vielleicht eine unschöne Vorstellung, aber wir wissend darum, das der Mensch dem Menschen schlimmeres antun kann.

Ucalegon:
Komplexe Sache.

Ich denke, man muss unterscheiden zwischen "Wie mache ich Horror für das 21. Jahrhundert?" [Was ist Horror? An wen richtet er sich und was soll er für die Person machen?]

- als eines von vielen Beispielen das Thema Isolation: Facebook, Twitter, instant-Kommunikation, ständige Erreichbarkeit yadda yadda. Und dann findest du den youtube Account von diesem Typen, der aus seinem 10qm Zimmer in Bogota merkwürdige Videos hochlädt, die zusammen vlt. 70 klicks haben. Und auf ein Mal beginnen die ganzen kryptischen Spam-Mails, die seit ein paar Tagen deinen Webmailer überschwemmen Sinn zu machen... -

und

"Wie sollte eine gute/moderne Sanity-Mechanik aussehen?"

- imho auf jeden Fall keine Schizophrenie oder seltsame Essgewohnheiten etc. auf einer Zufallstabelle ;) -

Was die Protagonist(inn)en der Plots und des Settings angeht, haben die für mich genausoviel Angst und Traumata und Widerstandsfähigkeit wie nötig ist, um eine bestimmte Geschichte zu erzählen. Meine suspension of disbelief lässt es auf jeden Fall zu, dass die 17jährige atheistische Horrorfilmliebhaberin mit eigenem Vlog den Schock ihres Lebens bekommt, als sie anfängt dieses schwarze Zeug zu erbrechen und sich an das morgendliche Aufstehen nicht mehr erinnern kann. Man findet immer irgendwo eine gute Geschichte, unabhängig davon ob man sich von den 20ern, unserer heutigen Welt oder einer SF Vision inspirieren lässt. Der Rest ist eine Mischung aus Geschmackssache und Talent/Mühe, die sich jemand macht.

Dass Lovecrafts cosmic horror "natürlich" überholt sei, ist ebenso natürlich eine steile These, die vielleicht ein bisschen weit führt für diesen Thread...




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