Und gerade diese Schwammigkeit wurde mir als SL zu Verhängnis. Wenn man die Karten nämlich variabel auslegt, wird einem schnell Spielleiterwillkür unterstellt. Und nüchtern betrachtet ist dem auch tatsächlich so.
Ja. Damit die "Spielleiterwillkür" nicht als solche empfunden wird, ist eine Voraussetzung für das erfolgreiche Spiel mit Karten, dass sowohl Spieler als auch Spielleiter darauf vertrauen, dass alle am Tisch die großen Freiheiten nur im Interesse des gemeinsamen Spielspaß ausnutzen. (Für mich ist "Spielspaß" aller Mitspieler inklusive SL das wichtigste Erfolgskriterium für ein Rollenspiel).
Statt der Karten könnte man auch ebensogut Knochen oder Muscheln werfen, oder aus dem Kaffeesatz lesen.
Das sehe ich nicht so: Knochen, Muscheln und Kaffeesatz produzieren in mir nur ganz selten Ideen, die ich ohne sie nicht gehabt hätte. Ideenkarten machen das dagegen sehr häufig.
Auch ist es schwierig, mit Knochen, Muscheln oder Kaffeesatz einen positiven oder negativen Trend zu erkennen, den mir eine Karte durch ihre Richtung immer mitliefert.
Es ist halt auch hier, wie so oft, eine Frage der Akzeptanz.
Das sowieso. Unterschiedliche Spielerinteressen werden durch verschiedene Spielsysteme eben unterschiedlich gut unterstützt.
Visionary Roleplaying war/ist das definitiv nicht
Wenn du ein "für mich" einfügst, OK - ganz allgemein würde ich das nicht so stehen lassen, denn
für mich (Storyteller, Method actor) war das Spiel mit Karten (Everway, später Engel) tatsächlich ein großes A-ha-Erlebnis.
Und wenn du "visionary" mit "fantasievoll" übersetzt, dann solltest du mal mitspielen, wenn eine Gruppe mit Karten Ad-Hoc-Rollenspiel betreibt (und Teile ihrer Welt erschafft) oder ihre Karma-Karten einsetzt, um sich den Arsch zu retten.
Als SL sitze ich da oft daneben, lausche andächtig, wünsche mir eine Tüte Popcorn und denke "wehe, wenn sie losgelassen :-)"