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Übersetzungen von Eigennamen oder doch nicht?
Bad Horse:
--- Zitat von: Eulenspiegel am 29.04.2016 | 16:53 ---Aber Königshafen assoziiere ich mit "Bremerhaven".
--- Ende Zitat ---
Oder, noch schlimmer: Ludwigshafen. ;)
Edvard Elch:
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--- Zitat von: tartex am 29.04.2016 | 15:13 ---Ich habe nur die ʃ-Variante gefunden.
Mag sein, dass es bei den Schotten auch Hamisch gibt. Allerdings verlinkt das dann wieder zu Seumas, das als Aussprache erst wieder "shay-mas" anführt.
--- Ende Zitat ---
1. Im Irischen, Schottischen und dem (leider in den Siebzigern ausgestorbenen) Manx hat jeder Konsonant (Mitlaut) eine neutrale und eine palatalisierte Variante. Die unterscheiden sich dadurch, dass man bei der palatalisierten Variante gleichzeitig noch ein /j/ mitspricht.¹ Bei s passiert etwas leicht anderes: Die Stelle, an der das s im Mund gebildet wird, wird bei der palatalisierten Variante leicht nach hinten verschoben, wodurch aus einem /s/ ein /ʃ/ (im Deutschen "sch" geschrieben). Angezeigt werden diese Sachen in der Schrift durch die Vokale, die um die Konsonanten rumstehen. Séamas² wird also /sʲeːməs/³ bzw. /ʃeːməs/ ausgesprochen.
2. Die genannten drei eng verwandten Sprachen haben alle sogenante Anlautveränderungen: Je nachdem, welches Wort in welcher Form vor einem Wort steht, ändert sich der erste Laut eines Wortes:⁴ aus cú /kuː/ ‚(ein) Hund‘ wird a chú /əχuː/ ‚sein Hund‘ und so weiter.
3. Die genannten drei Sprachen haben alle einen Vokativ, also einen Fall, den man benutzt, wenn man jemanden anspricht. Der wird bei den meisten männlichen Namen, die mit einem Konsonanten enden (wie, ganz zufällig, Séamas), gebildet, indem man den letzten Konsonanten palatalisiert. Außerdem wird die Vokativpartikel a vor den Namen gesetzt. Diese löst am folgenden Wort eine Anlautveränderung aus.
Setzen wir das alles zusammen, passeirt Folgendes:
Séamas /ʃeːməs/ → Vokativ Séamais /ʃeːməʃ/ → Vokativpartikel anfügen a Shéamais /əheːməʃ/
Jetzt kommt noch die letzte kleien Gemeinheit: In vielen Dialekten ist die Vokativpartikel verschwunden, die von ihr ausgleöste Anlautveränderung ist immer noch da, übrig bleibt /heːməʃ/, das dann ins Englische als Hamish entlehnt wird.
Sind alle Klarheiten beseitigt? Braucht jemand Literaturverweise, um das alles selbst nachzulesen?
¹ Das ist zwar unglaublich falsch, aber für die Zwecke dieses Forums richtig genug. Die Phonetiker unter den Lesern mögen mir verzeihen.
² Ja, es gibt diverse andere Schreibungen des Namens, ich habe einfach die typische Irische genommen.
³ Über die Aussprache der Vokale kann man gerne diskutieren, die unterscheiden sich zwischen den Dialekten (sowohl Irisch als auch Schottisch-Gälisch) ganz gewaltig. Wichtig sind hier die Konsonanten.
⁴ Nein es ist nicht sicher, ob die Kategorie "Wort" für diese Sprachen überhaupt einen sinnvollen Mehrwert hat. Die Diskussion lassen wir hier aber besser bleiben.
Bad Horse:
Das hast du sehr schön erklärt, o Elch! Chaldäi! :)
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Yay, ich konnte den deutschen Vokativpartikel benutzen! ;D
Infernal Teddy:
Und das berücksichtigt noch nicht mal die Unterschiede zwischen den P-Kletischen Sprachen und den Q-Keltischen Sprachen.
KhornedBeef:
Wann ist der Thread von "Peik klingt doof" in ein einen Sprachwissenschaftskurs auf Doktorandenniveau abgerutscht?? :D
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