Edit: Vielleicht meint Ludovico eher, dass sich kein "Ethikrat" anmaßen sollte, so ein Verbot für alle Spielrunden zu empfehlen. Und das eher in der Gruppe im Vorfeld explizit angesprochen werden sollte, ob Thema xyz i.O. wäre. Dem müsste ich aus prinzipiellen Gründen zustimmen. Auch auf die Gefahr hin, dass auf einer Con schon jemand bei der behutsamen Nachfrage getriggert wird. Andernfalls müsste man mit der gleichen Logik ja auch die Poster für Opferhilfe-Hotlines aus den Straßenbahnen abreißen.
Ich verstehe Ludovico auch so und würde da noch mal klar zwischen "öffentlichen" und privaten Runden trennen.
Tatsächlich finde ich es angemessen, in Con-Runden u.Ä. oder auch in Runden mit neuen Spielern, die man noch nicht so gut kennt, ganz auf das Thema sexuelle Gewalt zu verzichten. Einzige Ausnahme wäre, dass man vorher (z.B. in einer Runden-Ankündigung) vor eventuellen Triggern warnt - und nicht erst mitten im Spiel am Tisch.
Natürlich gibt es noch einen Haufen andere Trigger-Themen (Rassismus, Homophobie ...), und man kann nicht alles per Vorwarnung abklappern/vorsichtshalber meiden. Da ist dann wieder ein bisschen Sensibilität gefragt. Wenn man merkt, dass sich Unbehagen regt, halt nicht knallhart durchziehen, sondern fragen, ob das okay ist, oder das Spiel schnell wieder in eine andere Richtung lenken.
Bei Runden im eigenen guten Bekanntenkreis würde ich es mir nicht anmaßen, irgendwelche Empfehlungen abzugeben außer eben achtsam gegenüber den anderen zu sein und sich ein bisschen damit auseinanderzusetzen, welche Themen problematisch sein könnten. Und das heißt dann nicht, diese Themen zu meiden, sondern gegebenenfalls darüber zu reden, ob man sie lieber meidet. Oder ob man sie vielleicht im Spiel erst recht thematisieren möchte, wenn alle dabei mit an Bord sind.
Das Wichtigste ist in meinen Augen auch hier (wie fast immer im Rollenspiel), im Blick zu behalten, dass nichts, was im Spiel auftaucht, einfach um seiner selbst Willen so ist, sondern alles irgendwie dem Zweck des gemeinsamen Spiels dient. Im positiven Sinne ist das wahr, wenn alle Spieler darauf achten, eine angenehme Atmosphäre für alle zu erschaffen. Im negativen Sinne ist es z.B. wahr, wenn eine Spielleitung merkt, dass sie bei einem Spieler negative Trigger einsetzen kann, um Unbehagen zu erzeugen und sich dabei dann besonders mächtig/krass/konsequent/cool vorzukommen. Solche Spielleitungen reden sich ja gerne mal damit raus, dass sie nur das Setting konsequent ausspielen - da würde ich dann ganz klar gegenhalten, dass sie das gemeinsame Spiel lediglich ausnutzen, um in sadistischer Weise ihre Machtgelüste zu befriedigen. Und das ist ein Übergriff, und zwar auch und vor allem außerhalb des Spiels.