Das Tanelorn spielt > Albtraum in Norwegen
Irgendwo in IRLAND
Der Läuterer:
Ihr folgt den schönen Klängen des Gesanges, der Euch in ein grosses Esszimmer führt.
http://spitalfieldslife.com/wp-content/uploads/2012/11/C514.jpg
An den Tischen sitzen Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte.
Als ihr in den Raum hinein blickt, seht ihr einen Sänger am anderen Ende des Saales auf einem Tisch stehen, der seine Darbietung macht. Immer wenn er endet, beginnt er erneut - wie ein Automat.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Enrico_Caruso#/media/File%3AEnrico_Caruso_1873_-_1921.jpg
Als Ihr den Raum betretet, drehen sich alle Personen zu Euch um, zeigen mit dem Finger auf Euch und der Sänger hört auf zu singen.
Doch er schweigt nicht. Vielmehr beginnt er zu rezitieren.
"Eckig sind die runden Fliesen,
Schwarz gefärbt das rote Blut;
Ausgedörrt die grünen Wiesen,
Ruhig still die blinde Wut."
"Der tote Sperling fliegt umher,
Staubig schmeckt der süsse Wein;
Kiesel und Stein springen im Meer,
Düsterer der Sonne Schein."
"Kürzer der Gang, der ohne Wahl,
Breite Tür, die nichts verbirgt;
Viel Rost bedeckt den blanken Stahl,
Leicht die Last, die viel bewirkt."
Puklat:
Ove
"Carusso??", flüstere ich überrascht und verdutzt, als ich die Person zu erkennen glaube.
Ich weiß nicht, ob ich mit offenem Mund dort stehe oder ob ich wie zu einer Salzsäule erstarrt bin, vielleicht tanze ich auch, ohne es zu merken. Ob mein Geist sich jetzt von meiner Körper lösen will? Ist ihm das alles zu viel geworden?
Ich warte ab. Schaue, ohne meinen Kopf zu bewegen, die Anwesenden an, dann wieder zu Carusso.
Was wohl passieren wird.....
Ich wage es kaum zu atmen.
Der Läuterer:
Caruso macht pantomimisch eine nachdenkliche Geste, dreht sich im Kreis und deutet dann auf einen Pfleger.
Der Mann reisst erschreckt die Augen auf, als Caruso's Zeigefinger auf ihn deutet, wirft die Arme in die Luft, als würde er sich ergeben wollen, während ein schnalzendes Knallen, wie von einer Peitsche, zu hören ist.
Sein angsterfüllter Blick wandert zur Decke, wo sich ein Leuchter in Form einer schweren, eisernen Zinken-Egge aus der Verankerung löst und nach unten schnellt. Der Mann würgt noch einen erstickten Schrei heraus, bevor ihn der Leuchter trifft, zuckt noch einige Male unter der schweren Last, und liegt dann still, während aus seinem Schädel Blut und Gehirnmasse quillt, wie aus einem aufgeschlagenen Ei.
Caruso macht einen leichten Ausfallschritt mit einer zeitgleichen tiefen Verbeugung, während er seinen ausgestreckten rechten Arm huldvoll von oben bis fast zum Boden führt.
Dann richtet er sich wieder auf und deutet mit seinem Zeigefinger eine 1 an.
"Der grade Weg im Kreis verläuft,
Lahmer, der nun rennen muss;
Im Wasser mancher Fisch ersäuft,
Kurvenlos der Bogenschuss."
Puklat:
Gebannt und angewidert verfolge ich das Geschehen.
Absurd... Widerlich... krank... nicht echt... unecht... nicht real.... nicht wirklich..... nur Einbildung.... keine echten Toten ...
Ich versuche mir einzureden, dass das hier alles nicht real ist... ansonsten müsste ich jetzt schon völlig verrückt geworden sein, bei so viel Brutalität und Wahnsinn um mich herum.
Ich schaue mich diesmal im Raum um, während ich mit Kristine an meiner Seite langsam näher an den Sänger heran gehe.
Nirgends ist Musik zu hören, nirgends ist ein Flötenspieler zu sehen oder zu hören. Ich halte weiter Ausschau. Ausschau nach möglichen Priestern, die ihre Hand wiederhaben wollen. Nach Clive.
Doch niemand ist zu sehen.
Immer weiter, langsamer Schritt folgt auf langsamen Schritt, nähere ich mich dem Opernsänger, während er den Vers rezitiert.
Die Blicke des Personals sind wieder auf den Sänger gerichtet, folgen seinen Worten und Bewegungen wie in Trance. Oder sind sie schlicht weg aufmerksam?
Ich schaue mich weiter langsam um, schreite weiter voran. Auch Kristine scheint vom Sänger in den Bann gezogen zu sein.
Etwas Abseits, nur wenige Meter vom Sänger haben Kristine und ich uns nah an die Wand gestellt.
Leise flüstere ich Kristine zu: "Schatz... nimm doch bitte meine Linke!" und ohne eine Antwort abzuwarten, nehme ich, ohne den Kontakt zu ihr aufzugeben, mit meiner Linken ihre Rechte in die Hand.
Ich drücke ihre Hand freundlich, lächle ihr zu, während sie wieder ihre Aufmerksamkeit dem Sänger widmet.
Gleich.... Gleich..... !
Puklat:
Ich spüre es wieder. Das schwere Metall des Revolvers, den Collins mir gegeben hat.
Noch immer sehe ich keine andere Person, die mir besonders ins Auge fällt. Kein Priester, kein Monster, kein Wolf, kein Elefant, kein Pfeiferaucher und auch nicht alles zusammen.
Der Saal ist weiterhin nur von den Pflegekräften besetzt und alle achten weiterhin auf Carusso, der gerade den letzten Vers beendet.
Hier ist alle möglich! Und hier ist auch alles unmöglich!
Ich war die ganze Zeit untätig. Ich war feige und wollte mich verstecken. Aber hier gibt es kein Versteck. Hier gibt es alles und nichts. Hier gibt es vielleicht nicht mal mich... aber hier, wo der Fisch im Wasser ertrinken kann, hier kann sich alles ändern. Oder es bleibt gleich. Aber man muss es zumindest versuchen etwas zum Besseren zu ändern.
Mit diesem Gedanken stecke ich meine rechte Hand in meine Jackettasche. Ich entsichere den Revolver.
Ich weiß, dass die besonderen Kugeln geladen sind. Nicht, weil ich es hier eben getan habe, nein, weil es hier einfach so ist.
In einer fließenden Bewegung hebe ich die Waffe zu Carusso, der stumm und erfurchtgebietend auf der Bühne steht. Ich ziele kurz, konzentriere mich und drücke ab.
Er mag die Flöte, er mag Musik, er mag Chaos... war es nicht so?! Ich muss versuchen ihn zu stoppen. Und wenn es stimmt, wenn nur die rechte Hand .. seine eigene Hand?? ... ihn töten kann... dann ist es ein Versuch wert.
Ich drücke ein zweies Mal ab. Ohrenbetäubend donnert der Knall durch den Saal.
Dieser Caruso... er spielt Musik, macht Musik... er macht hier auch das Chaos... er scheint hier als einziger kein Getriebener sondern ein Treiber zu sein. Hoffentlich mache ich nicht gerade einen riesigen Fehler... aber viel mehr kann ich nicht verlieren... wir sind gefangen... gefangen und verdammt.... und irgendwie müssen wir hier herauskommen.
Ich lasse Kristines Hand los, unterstütze mit der linken Hand die waffenführende Rechte, mache einen Ausfallschritt nach vorne, ziele genau auf den Kopf des Sängers und drücke erneut ab... ein drittes und letztes Mal.
Die Waffe lasse ich sinken. Ich halte sie weiter in der Hand.
Ich bewege mich in Richtung der großen Tür... behalte aber Kristine und den getroffenen Carusso im Auge, während ich mich langsam von Ihnen entferne.
Noch immer hallt der letzte Schuss durch den Saal...
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