Autor Thema: Irgendwo in IRLAND  (Gelesen 46523 mal)

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Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #25 am: 20.08.2016 | 13:57 »
Du zählst... Das Knäuel besteht aus sieben kurzhaarigen, rosa-nasigen, blinden, fiependen und zitternden kleinen Schlawinern, die ihre Nasen der Sonne entgegen recken und sich aneinander und in die Decke im Korb kuscheln.
Luni nähert sich zaghaft und schnüffelt behutsam am Korb. Dann stupst er Dich wiederholt mit seiner Nase an und jault, während sich ein kleiner Rabauke aus dem Knäul heraus wühlt und, über die anderen hinweg, unbeholfen auf Dich zu tapst. einen Deiner Finger in sein winziges Maul nimmt und daran zu nuckeln beginnt.
« Letzte Änderung: 20.08.2016 | 17:57 von Der Läuterer »
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #26 am: 20.08.2016 | 17:40 »
"Ich denke, es wäre nicht gut, sie von Hand zu füttern. Möglicherweise lehnen sie danach die Zitzen ihrer Mutter ab. ...

Also gut, gehen wir sie holen, dann geht es schneller", sage ich seufzend zu Luni. Ich gehe ins Haus, greife nach meinem Stock und der Börse. Dann kehre ich zurück ins Freie und hole aus einem Schuppen einen Handkarren und eine Pferdedecke. Den Korb mit den Welpen setze ich in den Karren.

Dann mache ich mich in Begleitung von Luni auf den Weg ins Dorf.
« Letzte Änderung: 25.08.2016 | 13:30 von Joran »

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #27 am: 20.08.2016 | 20:11 »
Als Du Dich mit Luni dem Dorf näherst, fängt der Wolf an zu jaulen. Dein Pächter bewohnt ein grosses Gehöft am Rande der Ortschaft.
Der Züchter hat bereits die Hündin angeleint und scheint auf dem Weg zu Dir zu sein.
Als Du den Mann ansprichtst, erschrickt er leicht. "Ah. Hallo, Master Savage. Ich hatte gar nicht mit Ihrem Erscheinen gerechnet, Sir, und wollte Ihnen gerade Ihre Hündin vorbei bringen... Tja. Sieh an. Und Sie haben auch gleich noch den Missetäter mitgebracht."
Luni gibt einen kurzen Laut, irgendetwas zwischen Gurgeln, Jaulen und Knurren, von sich, als würde er protestieren. Dann schaut er vielsagend zu Dir hoch, als würde er etwas von Dir erwarten.
« Letzte Änderung: 20.08.2016 | 20:15 von Der Läuterer »
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Offline Puklat

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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #28 am: 22.08.2016 | 14:34 »
Ich bin noch in Brief vertieft, als Harry Blackberry sich dem Haus nähert. Ich bekomme gar nicht mit, wie er über den zarten Rasen unseres Grundstücks geht. Unser Haus ist etwas abseits der geschottertten Straße. Sein Weg führt ihn also für 20 bis 30 Meter über den kargen Rasen, der hier auf dem steinigen, kargen Boden wächst.

Wir sind nach Grundvik gezogen. Es ist ein kleiner Ort, nahe der Ostsee und nahe Pitea, einem größeren Ort. Für Harry ist es ein Ort, ein Kaff, vermutlich. In dieser Gegend nennt man Pitea eine "Stadt" ("en stad"). Die Stadt bietet uns viele Vorteile, und auch für Harry ist diese Stadt ein besserer Ausgangspunkt für seine Arbeit, als es die kleinen Dörfer sind. Auf den Dörfern kann sich niemand wirklich einen Psychiater leisten. Und hätte Harry gewusst, was wir mit "Stadt" meinten, als wir zu dritt beschlossen nach Schweden zu gehen, dann wäre er vermutlich doch nicht mitgekommen. Hier ist es so ganz anders als in England. Es ist viel rauer und karger. Außer Holzwirtschaft, den Papierfabriken, Schifffahrt (auf Fluss und Ostsee) zum Transport des Holzes oder des Papiers und natürlich die noch recht neue Eisenbahnanbindung.
Ackerbau wird hier zwar auch betrieben, aber dient er nicht dazu reich zu werden.

Der Winter ist lang und kalt, das Frühjahr ist ebenso kurz wie der Herbst und zu guter letzt bleibt noch der lange für diese nördliche Lage oft recht warme und angenehme Sommer.


Kristines Eltern wollen uns schon wieder näher zu sich holen, doch noch weiter in die karge Einöde Norrbottens, müssen wir nicht ziehen. Wir bevorzugen die Vorteile der Nähe zur Stadt und zur Ostsee. Kristines Eltern wollen, dass wir zu ihnen nach Burvik ziehen. Das sind nur wenige Kilometer, doch dort gibt es nichts, außer dem elterlichen Hof mit den Angestellten und dem See.
Und warum mache ich mir etwas vor? Ich will schlicht nicht auf dem Grundstück meiner Schwiegereltern wohnen und mir regelmäßig ihre Vorwurfsvollen Gesichter ansehen, wenn Kristine sich wieder erschrickt, weil sich eine der neugierigen Ziegen von hinten an sie anschleicht und sie anstupst. Auch mir tut es weh zu sehen, wie dann jegliche Lebensfreude, die sie zuvor wieder versprühte, aus ihr weicht und sie die nächsten Stunden traurig und ängstlich ist.
Es war schon unser Kompromiss-Eingeständnis ihren Eltern gegenüber, dass wir nach Grundvik gezogen sind. Harry riet uns dazu in die heimatlichen Gefilde zu gehen. An die Orte der guten, lebensfrohen Erinnerungen. Und Kristines Eltern wollten Sie bei sich wissen.

Ich muss gestehen, ich war sehr froh, dass Kristine auch nicht darauf bestand bei ihren Eltern zu leben, sondern lieber ein kleines Haus mit mir zu beziehen.

Ich lasse den Brief sinken, als ich Kristines fröhliche Stimme höre. Ich freue mich sehr, dass Sie sich wieder über Dinge freuen kann. Dass sie wieder fröhlich sein kann. Es hat lange gedauert, bis es so weit war.
Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht sage ich laut "Harry! Was für eine Freude. Du hast tatsächlich den weiten Weg auf dich genommen herzukommen! Das freut mich. Komm auf die Veranda, ich werde uns etwas zu Trinken holen und schauen, ob ich noch etwas von Kristines köstlichem Butterkuchen finde. Nur schade, dass die Blaubeer-Zeit noch nicht begonnen hat."

Mit einem spitzbübischen Grinsen füge ich hinzu: "Harry, der Sommer hier ist lang, hell und freundlich. Aber glaube mir. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes die Ruhe vor dem Sturm. Warte ab, bis es Herbst wird und sammel deine Kraft. Die Winter hier, sind rauh und dunkel. Sehr dunkel. Da werden viele Leute, gerade die Neu-Ankömmlinge, die neuen Fabrikarbeiter und ihre Familien ... die werden deine Dienste dann schon brauchen. Hier zu leben ist selbst für Schweden eine Umstellung."
Ich muss daran denken, wie Harry einen Teil des letzten Winters gar nicht hier war. Er musste noch ein paar Dinge in England oder sonstwo im Ausland erledigen, so dass er den dunkelsten Teil des Winters verpasst hat. Leider hat er dabei auch das lichterfüllte Lucia-Fest und das Weihnachtsfest verpasst. Das sind DIE Höhepunkte des Winters.

Dann verschwinde ich im Haus und komme erst nach einigen Minuten mit einem Tablett mit einer Karaffe voll Wasser, einem Krug Apfelsaft, Gläsern und drei kleinen Stücken Kuchen auf einem Porzellanteller wieder.
"Für Kaffee oder Tee, ist es zu warm... oder möchtest du welchen? Das ist kein Umstand." erkläre ich das Fehlen von heißen Getränken.

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #29 am: 22.08.2016 | 19:25 »
"Immerhin hat der 'Missetäter' offenbar einen guten Geschmack und die nötige Intelligenz bewiesen, sein Ziel zu erreichen...

Die Welpen scheinen hungrig zu sein und da wollte ich sie und ihre Mutter nicht länger als nötig warten lassen.

Außerdem tut mir in meinem Alter ein Spaziergang immer gut."

Ich lasse meinen Blick über das Land streifen. Von hier aus kann ich in der Ferne den Rauch eines Kamins aufsteigen sehen. Der Kamin gehört zu dem Haus von Máirín Ó Caollaidhe. "Auch jetzt noch ... nach drei Jahren ... versetzt es mir einen Stich, wenn ich an sie denke ... oder mit ihr spreche. Denn das bedeutet zugleich, mich an jenden Moment zu erinnern, als ich ihr von Cainnechs Verschwinden berichten musste.

Es ist schlimm, was Cainnech in London widerfahren ist. Vermutlich liegt er irgendwo in ungeweihter Erde verscharrt ... wie Ruairí.

Es ist schlimm, dass ich Cainnech aufgegeben habe, ohne einen ernsthaften Rettungsversuch zu unternehmen. Dabei spielt es keine Rolle, dass er vermutlich bereits tot war, als wir eine Spur zu ihm gefunden hatten. Das macht es nicht wirklich besser.

Es ist schlimm, dass Máirín nach ihrem Mann nun auch noch ihren einzigen Sohn verloren hat ... und ihn nicht einmal beerdigen konnte.

Am schlimmsten aber ist, dass ich nicht im Stande bin, die angemessene tiefe Traurigkeit darüber zu empfinden. Seit jenem ersten Tag in London ... dem Taxiunfall ... der Schneiderei ... ist dieser Teil in mir, der mich mein Leben lang begleitet hat, verschollen ... wie Cainnech. Natürlich empfinde ich Bedauern über Cainnechs Tod. Aber auf einer rationalen Ebene, die mir gänzlich unzureichend erscheint."


Wieder einmal frage ich mich, ob das die Traurigkeit ist, die andere Menschen empfinden?

"Sicher war mein früherer Zustand extrem ... nun ja, vielleicht sogar pathologisch ... aber ist diese 'Normalität' nicht ein WENIGER an Menschlichkeit? Reduziert es mich nicht? Wenn dieser Zustand 'normal' ist, war mein früheres Wesen dann nicht ein MEHR gegenüber der normalen Empfindungsfähigkeit eines Menschen?"

Als O'Loughlin die Hündin herbeibringt, werde ich durch die entstehende Unruhe der Tiere von diesen trüben Gedanken abgelenkt.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #30 am: 22.08.2016 | 20:53 »
Auf der anderen Seite der Strasse fegt die Witwe O'Brian den Eingang zu ihrem Haus. Die Ponys, die ihr Mann einst erfolgreich züchtete, hat die alte Meabh nach und nach verkaufen müssen.
Sie hat noch immer die eigenartige Angewohnheit Pfeife zu rauchen. Eine langstielige Tonpfeife steckt in ihrem Mundwinkel und der aufgewirbelte Staub vermischt sich mit dem Rauch ihres Tabaks...

Du erinnerst Dich an ihren kleinen Kobold - die blonde Kayleigh, ihre Tochter. Du hast sie gerne um Dich gehabt. Manchmal ist sie zu Dir zum Tee gekommen: Du hast Tee getrunken und Kayleigh hat Deinen Abenteuergeschichten gelauscht. Gebannt hing sie immer an Deinen Lippen. Du hast Dich stets köstlich amüsiert, ohne es Dir anmerken zu lassen, wenn sie sich einen Kandis aus der Zuckerdose stibitzt hatte, wenn sie dachte, Du würdest nicht hinsehen.
Wie alt sie jetzt wohl ist? Vielleicht 18 oder 19 Jahre? Vor einem Jahr ist sie aus dem Haus ihrer Eltern ausgezogen, um Stadtluft zu atmen...
« Letzte Änderung: 23.08.2016 | 20:35 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #31 am: 23.08.2016 | 00:11 »
Und wieder schweifen meine Gedanken in die Vergangenheit ab, wie so oft in den letzten Jahren. "Das ist wohl nur ein weiterer Beleg dafür, dass ich alt bin. Im Alter beginnt man in der Vergangenheit zu leben."

Während ich mit einer Hand die Börse aus der Tasche ziehe, um Mr. O'Loughlin zu bezahlen, winke freundlich zur Witwe O'Brian herüber, als sie in meine Richtung blickt:

"Céad míle fáilte, Mrs. O'Brian!
Ich hoffe, Kayleigh geht es gut und sie schreibt Ihnen?"

Während ich die Börse öffne, blicke ich weiter zu der noch älteren Frau auf der anderen Straßenseite und fühle mich bei dem Anblick ein wenig jünger. Meine Unachtsamkeit infolge der Ablenkung führt dazu, dass eine Münze aus der Börse rutscht und mit einem leisen Klingen auf den Boden fällt. Als ich herabblicke, klemmt die Münze aufrecht zwischen zwei Steinen. Ich beuge mich nachdenklich herab und hebe sie auf. Es ist ein Reul aus der ersten Ausgabe von 1928. "Die neue Währung, ein Sinnbild der irischen Unabhängigkeit und doch geprägt in der 'Royal Mint' in London. Macht und Geld gesellen sich gerne zueinander." Ich betrachte einen Augenblick den Wolfshund unter der Zahl.

"6 pingine", murmele ich gedankenverloren und lasse die Münze zögernd aus meiner Hand zurück in die Börse gleiten. "Sixpence ... Wolfshund ... London ... Hand ..."
« Letzte Änderung: 23.08.2016 | 20:31 von Joran »

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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #32 am: 23.08.2016 | 00:17 »
Ich hoffe sehr dass du recht hast denke ich mir als Ove davon spricht dass mein Geschäft im Winter besser laufen wird. Nicht dass ich irgendjemandem Depressionen wünschen würde - wirklich nicht - aber von irgendwas muss ich schließlich auch leben. Und im Moment läuft mein Geschäft alles andere als gut. Ob Ove und Kristine wohl wissen dass sie meine einzigen Patienten hier sind? Vermutlich schon. In so einer ländlichen Gegend weiß doch jeder alles über jeden ...

Ein Krug Apfelsaft reißt mich jäh aus meinen Gedanke. "Oh, danke ... ja ... nein ... nicht nötig. Der Saft ist perfekt, ich brauche keinen Tee oder Kaffee." Ich nehme mir ein Glas Saft und ein Stück Kuchen. Während dem Essen fange ich an zu erzählen: "Ich habe gestern einen sehr interessanten Brief von meinem Kollegen Dr. Alt aus Deutschland bekommen. Er hat sehr vielversprechende Ergebnisse erreicht durch das Aufzeichnen von Träumen: man legt sich Stift und Papier neben sein Bett - und wenn man aus einem Traum aufwacht, dann schreibt man alles auf woran man sich erinnert, noch mit geschlossenen Augen. Ich habe das letzte Nacht versucht - und tatsächlich sehr lebhafte Erinnerungen an meinen Traum. Die Österreicher glauben ja, man kann aus Träumen sehr viel über die Psyche lernen. Dinge die wir im wachen Zustand verdrängen. Oh, aber entschuldigt bitte. Wahrscheinlich langweile ich euch mit diesen Dingen. Ich habe zu lange in London unter Psychologie-Studenten gelebt. Da unterhält man sich gerne und ausführlich beim Tee über solche Dinge."

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #33 am: 23.08.2016 | 06:55 »
Die Witwe O'Brian blickt zu Dir herüber, nickt kurz mit dem Kopf und zieht an ihrer Pfeife, während Du die Hündin entgegen nimmst und den Kaufpreis bezahlst.
"Sehen Sie? Es geht schon wieder los... Sir? S...i...r?"
Du wirst unsanft aus Deinen Gedanken gerissen. Zurück ins hier und jetzt. "Sehen Sie selbst, Master Savage. Dieses Tiel ist unersättlich."
Dein Blick wandert zurück zu O'Loughlin, der auf Luni deutet, welcher sich erneut am Hinterteil der Hündin zu schaffen macht und diese genauestens beschnuppert...
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #34 am: 23.08.2016 | 12:45 »
Ich überlege kurz, ob eine Hündin bereits so rasch nach dem Wurf, noch bevor die Welpen entwöhnt sind, erneut läufig wird. Ein Wurf nach dem anderen könnte zu Problemen führen...

"Nun, er ist ein ganz normaler, gesunder Rüde Mr. O'Loughlin. ... Und die beiden scheinen sich wirklich zu mögen, denn Luni ist mir sonst nicht als Draufgänger aufgefallen. Diese Welpen scheinen sein erster Nachwuchs zu sein."

Ich streichele den Kopf der Hündin und versuche die Aufmerksamkeit der Tiere auf mich zu lenken, in der wagen Hoffnung, dass Lunis Schnüffeln nicht mehr als eine herzliche Begrüßung bedeutet. Dann führe ich die Hündin zu ihren Welpen im Wagen und beginne, dieser aus dem Korb zu nehmen, damit ihr Mutter sie säugen kann.

"Tatsächlich ein schönes Tier! Sie haben nicht übertrieben", lobe ich den Zuchterfolg von Mr. O'Loughlin, um etwaige Missstimmungen auszuräumen. "Wie heißt unsere Schönheit eigentlich?"
« Letzte Änderung: 25.08.2016 | 13:48 von Joran »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #35 am: 23.08.2016 | 14:38 »
Der Mann kratzt sich am Kopf. "Nun, Master Savage, Sir. Bei uns hiess sie 'Nummer Vier.' Wir haben die Hündinnen durchnummeriert. Und unser Rüde heisst 'Hund'." Er grinst verlegen, während er sich über das Kinn streicht. "Je einfacher desto besser. Finden Sie nicht, Sir?"
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #36 am: 23.08.2016 | 17:05 »
"Nun, für Ihre Zwecke dürfte es wohl ausreichen ..."

Das Verfahren scheint mir weniger einfach, als vor allem phantasielos. Ganz zu schweigen von dem Widerspruch, der zwischen dieser nüchternen Namensgebung und den bei Ablieferung der Welpen noch zur Schau gestellten Tränen klafft. Ich frage mich, ob sich nicht alle Hunde angesprochen fühlen, wenn man das Wort 'Nummer' fallen lässt.

Ich betrachte die Hündin etwas betroffen.

"Nummer 4?", frage ich zögernd das Tier und teste, ob die Hündin auf diese Worte reagiert.

Nach einem Augenblick füge ich hinzu: "Wir werden uns schon etwas passendes für Dich einfallen lassen."

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #37 am: 23.08.2016 | 20:11 »
Vier legt sich leicht ungraziös auf die Seite, um ihre Welpen zu säugen, während Luni die Kleinen immer wieder mit der Nase anstupst.
Mit einem leisen, aber langgezogenen Knurren schaut Luni O'Loughlin an und hebt dabei leicht die rechte obere Lefze an und zeigt seinen Reisszahn.
"Sehen Sie. Sehen Sie, Master Savage."
Glenn ist erregt. Vielleicht sogar wirklich etwas ängstlich. "Sir. Das Tier ist böse. Es ist ein wilder Wolf. Das Tier droht mir. Sehen Sie es, Master Savage, Sir?"
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #38 am: 23.08.2016 | 20:27 »
"Nein, Mr. O'Loughlin. Luni ist nicht böse. Er hat nur einen stark ausgeprägten Instinkt, die Seinen zu schützen. Er ist ein guter und treuer Wachhund. Und dies ist nun sein Rudel ...

Ich bin froh, dass ich ihn bei mir habe ... Seit dem Mord im Bootshaus vor fünf Jahren ... und den Vorkommnissen in den Wäldern ...

Geben wir der jungen Familie ein wenig Raum für sich." Ich greife Glenn am Ellenbogen und ziehe ihn ein Stück mit mir in Richtung der Witwe O'Brian, um von den Tieren abzulenken.

Als die Alte sieht, wie ich mit Mr. O'Loughlin auf sie zukomme, hält sie mit dem Fegen inne und stützt sich auf ihren Besen.
« Letzte Änderung: 25.08.2016 | 14:12 von Joran »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #39 am: 23.08.2016 | 20:56 »
Während sich die Witwe auf ihren Besen stützt und Euch beobachtet, als Ihr über die Strasse auf sie zu geht, schnarrt die Alte etwas in Eure Richtung "Sie müssen mich gar nicht nach ihr fragen." Die Worte klingen genervt und ihre Stimme ist etwas zu hoch.
Die Witwe O'Brian ist ungewöhnlich unwirsch. "Ich habe Kayleigh lange nicht gesprochen und ich hab sie auch nicht gesehen. Sie war nicht hier. Verstehen Sie? Oder wollen Sie etwa schon Ihre Pacht für den nächsten Monat? Noch ist nicht der Erste, Herr Savage. Noch ist es nicht der nächste Monat..."
Dann dreht sie Dir den Rücken zu, murmelt etwas unverständlich Genuscheltes auf gälisch vor sich hin, während sie den Kopf schüttelt. Das was sie sagt, hört sich irgendwie wie eine böse Verwünschung an. Dann geht die Alte ohne ein weiteres Wort zu sagen, zurück in ihr Haus.
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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #40 am: 23.08.2016 | 22:03 »
Kristine nimmt einen Schluck Tee. "Hast Du das gehört, Ove? Das klingt doch sehr interessant, was die in Österreich so machen, nicht wahr?" Sie klingt begeistert. "Das werde ich machen. Ich werde heute Abend einen Schreibblock und einen Bleistift auf den Nachttisch legen..."
"Wollen wir dann mit der Sitzung anfangen, Björnbär? Drinnen, oder hier draussen in der Sonne auf der Veranda?"
Dann wendet Sie sich noch einmal unterbrechend an Dich. "Möchten Sie vielleicht noch ein Stück Kuchen? Es scheint Ihnen geschmeckt zu haben."
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #41 am: 24.08.2016 | 00:07 »
Ich schüttele nachdenklich den Kopf.

Plötzlich beschleicht mich ein ungutes Gefühl. "Sind heute denn alle verrückt geworden?" Diese Menschen, die ich seit über dreißig Jahren kenne, verhalten sich unbeherrscht ... nicht situationsangemessen. Ich weiß, dass äußere Einflüsse das Verhalten von Menschen beeinflussen können. Und unbewusst sondiere ich solche Stimmungsschwankungen in meinem Umfeld. Wie bei einem Seismographen scheint meine Gefühlswelt eine Masseträgheit zu besitzen, die die emotionalen Erschütterungen der Umwelt registriert, indem sie in sich selbst verharrt. "Vielleicht ist das der Grund meiner früher so tief empfundenen Einsamkeit, als sei ich durch eine Laune der Natur oder einen Defekt abgekoppelt von einem nicht nachweisbaren, kollektiven Unterbewusstsein der Menschheit, einem archaischen Erbe, dessen Ursprung in der dunklen Geburtsstunde unserer Rasse liegt. Ein perfider Steuerungsmechanismus zur Kontrolle ganzer Menschenmassen durch Gefühle wie Angst, Hass und Wut, der sich der Rationalität unseres Verstandes entzieht und damit von den Menschen nicht überwunden werden kann."

Ich verspüre den Drang, das Dorf zu verlassen und in die Abgeschiedenheit meines Hauses zurückzukehren.

Als ich mich von dem Haus der Witwe abwende, sehe ich Pater Breandán mit bedächtigem Schritt die Straße entlangschreiten. Ich beschließe, sofort mit den Hunden aufzubrechen, um einer Begegnung auszuweichen. "Ich möchte nicht riskieren, heute noch exkommuniziert zu werden.", versuche ich mich selbst zu erheitern, aber der Effekt bleibt aus. "Pater Breandán hat es mir gegenüber nie offen ausgesprochen, doch er scheint in Matildes Anwesenheit eine persönliche Beleidigung zu sehen. Ein uneheliches Kind von Cainnech und Matilde wäre für ihn vermutlich tolerabel, wenn Cainnech und Matilde - möglichst noch vor der Geburt - geheiratet hätten. So, wie die Dinge aber nun einmal stehen, kann dieser vermeintliche Makel für ihn wohl nicht von Marie genommen werden. Leid tut mir dabei Marie, der, wenn auch zu ihrem eigenen Schutz vor Hartmut und 'La Main Droite', damit tatsächlich Unrecht getan wird. Cainnech war allgemein beliebt. Darum ist die Schuldige dieser 'sündigen Verbindung' für Pater Breandán vermutlich leicht identifiziert ... für diesen Mann mit einem eher schlichten Verstand dürften die Tatsachen für sich sprechen: eine verheiratete Frau, verlassen von ihrem Ehemann, eine Ausländerin, eine Adelige ... und ein unbedarfter, naiver Junge vom Dorf ... Vielleicht tue ich Pater Breandán damit Unrecht, aber ich möchte mir diesbezüglich heute ganz sicher keine Klarheit verschaffen!"

"Nun, ich sollte mich wohl wieder auf den Weg machen. Vielen Dank noch einmal, dass Sie zu mir gekommen sind, Mr. O'Loughlin. Und richten Sie auch Ihrer Frau noch einmal meinen Dank aus. Matilde wird sich bestimmt über die Welpen freuen."
« Letzte Änderung: 25.08.2016 | 14:11 von Joran »

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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #42 am: 24.08.2016 | 00:49 »
"Wo Sie möchten. Ja gerne, ich nehme noch ein Stück. Wirklich sehr gut."

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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #43 am: 24.08.2016 | 15:20 »
"Wie wäre es, wenn ihr bei dem schönen Wetter hier draußen bleibt? Ich werde noch ein wenig ans Wasser gehen und komme dann in einer halben Stunde zurück."

Ich schenke mir einen Schluck Apfelsaft ein, verdünne den süßen Saft mit Wasser und trinke den Becher hastig leer.

Kurz hatte ich gehofft, Harry wäre nur zu einem privaten Gespräch hier, aber ich sehe ein, dass Kristine die Hilfe immer noch benötigt. Harry gibt ihr Halt. Es hilft ihr mit einem außenstehenden, einem guten Bekannten oder sogar einem Freund zu reden. Mir hilft es auch. Ich frage mich nur, wen Harry hat, um seine Probleme loszuwerden.

"Harry, hast du heute vor mit uns beiden zu sprechen, oder einzeln? Ich würde etwas angeln gehen, oder mir nur so die Beine vertreten. Es sei denn, ich werde hier gebraucht?"

Ich schaue von Kristine zu Harry und warte ab, wie sie sich entscheiden.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #44 am: 24.08.2016 | 16:31 »
"Geh Du ruhig angeln, Liebling. Aber bring uns bitte auch etwas zum Abendessen mit." Sie lächelt Dich erwartungsvoll an. "Wir werden wohl zu dritt sein. Björnbär wird uns sicher noch etwas Gesellschaft leisten. Nicht wahr?"
"Die Idee, auf der Veranda zu bleiben, ist gut, Ove. So machen wir das."
Sie schaut Harry fragend an. "Brauchen Sie noch etwas, oder wollen wir anfangen?"
« Letzte Änderung: 24.08.2016 | 16:39 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #45 am: 24.08.2016 | 21:19 »
Zuhause liegt die Times bei Dir im Briefkasten. Du blätterst sie kurz oberflächlich durch. Auf Seite 3 stolperst Du über einen kurzen, unbedeutsamen aber irgendwie beunruhigenden Artikel.

THE IRISH TIMES DI., 11. JULI 1933
Mullingar In der Hauptstadt des Landkreises Westmeath
hat vor drei Tagen ein grausames Verbrechen stattgefunden.
In der Nähe der Müllkippe am östlichen Stadtrand wurde eine
Tote aufgefunden. Die Behörden verweisen in dieser Hinsicht
darauf, dass sie einerseits keine ihrer Ergebnisse preisgeben
wollen, um den oder die Täter nicht über die Ermittlungen zu
informieren. Andererseits möchten sie die Öffentlichkeit nicht
mit den Details des Verbrechens fürderhin in Aufruhr versetzen.
Doch so viel darf verraten werden: diese Tat erinnert stark an
die der Whitechapel-Morde in London. Der Leichnam der Frau
wurde grauenhaft zugerichtet. Vermutlich stammt die Tote aus
dem Prostituierten-Milieu. Der Zustand des Leichnams soll sehr
stark an den Zustand des Körpers der Annie Chapman erinnert
haben, die Anfang September 1888 getötet worden war.
« Letzte Änderung: 28.12.2016 | 18:56 von Der Läuterer »
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Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
- Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues -

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #46 am: 25.08.2016 | 11:52 »
"Mullingar ... das liegt etwa 60 Meilen entfernt... oder etwa 33 alte irische Meilen", überlege ich.

"Nichts was aus London kommt, kann etwas gutes bedeuten. ... Aber eine Ähnlichkeit zu den Whitechapel-Morden? Jack the Ripper wird von den Zeitungen so leichtfertig beschworen, dass man dem nicht unbedingt trauen kann.

Die Whitechapel-Morde wurden meiner Erinnerung nach eher mit einem Messer ... oder einer anderen Klinge begangen. Den Opfern wurde die Kehle durchgeschnitten. Daher der Beiname 'Ripper'. Zumindest in einigen Fällen wurden an den Leichen Handlungen vorgenommen, die den Verdacht aufkommen ließen, es könne sich bei dem Täter um einen Arzt gehandelt haben. ... Keine Parellelen zum 'Sebastians-Mörder'"
, stelle ich erleichtert fest.

"Selbst wenn Jack the Ripper noch leben würde, müsste er nun mindestens so alt sein ... hmmm, wie ich, wenn er seine ersten Taten als Jugendlicher begangen hätte. Nein, er wäre heute wohl deutlich älter als ich, eher 70 Jahre oder älter.

Es bleibt also entweder ein Nachahmungstäter oder eine zufällige Ähnlichkei. ... Oder die Zeitung brauchte nur ein Geschichte, die die Aufmerksamkeit der Leser erregt."


Ich klemme mir die Zeitung unter den Arm, greife mit den Korb mit den Welpen und gehe gefolgt von Luni und seiner neuen Gefährtin ins Haus. Etwas ratlos blicke ich mich um und suche nach einem Platz für die Neuankömmlinge. Schließlich seufze ich und stelle den Korb einfach in der Mitte im Wohnzimmer ab.

Dann rufe ich nach Matilde.

"Matilde? Bist Du da? ... Hier wartet eine kleine Überraschung auf Dich!"

"Nun ja, eine große und sieben kleine Überraschungen, sollte ich wohl sagen."

Zu Luni sage ich leiser: "Mein Freund, wir sollten in den nächsten Wochen vielleicht ein bisschen besser darauf achten, wo Du herumstrolchst. ... Nicht das wir noch Ärger mit den Nachbarn bekommen. Wenn hier irgendein Hund wildert und ein Schaf reist, wird man es Dir in die Schuhe schieben. Das ist Dir doch klar, oder?"
« Letzte Änderung: 25.08.2016 | 14:11 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in SCHWEDEN
« Antwort #47 am: 25.08.2016 | 22:07 »
Ich gehe nochmal ins Haus und hole meine Mütze.
Als ich nochmal über die Veranda gehe, beuge ich mich zu Kristine hinab und küsse sie zärtlich zum Abschied. Ich bin noch immer untröstlich, dass sie so zugerichtet wurde. Und ich bin wahrlich überrascht, wie gut sie diese Situation und die ganze Sache wegstecken konnte. Ich scheine mich dabei schwerer zu tun. Vielleicht hilft es ihr, dass sie keine deutlichen Erinnerungen mehr an das Vorgefallene hat. Nur manchmal erwischt es sie zum Teil aus heiterem Himmel und ein paar Brocken, Schlaglichter, suchen sie heim.

Ich gehe zu unserem kleinen Snickarbon (Tischlerschuppen (ungefähr vergleichbar mit einem heuten Gartenhäuschen)) und hole die Angel meines Vaters sowie eine Holzkiste mit Ködern heraus. Dann drehe ich mich noch einmal um, und sehe wie Kristine sich auf der Veranda mit Harry unterhält.
Es freut ich sehr sie so zu sehen.

Mit gutem Gewissen, sie in der Obhut eines Bekannten zu lassen, gehe ich die knapp 900 m bis zur Ostsee und suche mir einen bequemen Platz zum Angeln.
Schnell habe ich einen schattigen, windgeschützten Platz gefunden. Hier lasse ich mich nieder, ziehe die Mütze tiefer ins Gesicht und werfe meine Angel aus. Ich Angel auf Raubfisch und Angel mit Blinker. Das macht mir mehr Freude als die Pose immer nur treiben zu sehn. Ich finde es meditativer und interessanter die Angel zu bewegen, einen echten Fisch darzustellen. Mich als Opfer zu tarnen, aber doch der Jäger zu sein. Nun... es ist wohl weniger die Jagd, als die gleichförmige Bewegung:
Auswerfen, absinken lassen, etwas Sehne einholen, Angel ziehen, kurz absinken lassen, etwas Sehne einholen, Angel hochziehen, wieder absinken lassen. ... solange bis der Köder wieder aus dem Wasser gezogen ist. Zumeist ohne Fisch.

Ich werfe die Angel wieder aus. Ein gemächlicher, durchschnittlicher Wurf und dann schaue ich in Richtung der lebhaften Stadt. Es ist kein Vergleich mit Göteborg, Stockholm, Oslo oder London, aber auch hier passiert einiges. Die Stadt ist am Wachsen. Die Papier- und Holzfrachter legen an, löschen ihre Ladung, nehmen neue Ladung an Bord und dann fahren sie an Grundvik vorbei hinaus auf die Ostsee mit Zielen in der ganzen Welt.
Ich schaue den Rauchfahnen zweier kleinerer Dampfer hinterher, als ich die Angel zum Dritten Mal erfolglos einholen. Aber beim Angeln geht es mir nicht um den Erfolg. Es geht mir um die Entspannung, das Sein in der Natur, mit der Natur.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #48 am: 26.08.2016 | 11:47 »
Als Du gerade die Haustür hinter Dir geschlossen hast, hörst Du ein Automobil über die Landstrasse vor Deinem Anwesen entlang fahren. Das Geräusch ist unverkennbar.
Der knirschenden Kies der in der Kurve verdrängt und hochgeschleudert wird, ist überaus verräterisch. Jemand hat es anscheinend recht eilig.

Als Du Dich zum Fenster begibst und den Vorhang zurück ziehst, ist das Fahrzeug bereits hinter einer Natursteinmauer in der Senke, die ins Dorf führt, verschwunden.
Eine langgezogene Staubwolke, die sich nur langsam an diesem warmen Tag zu setzen beginnt, schwebt wie ein langes, weisses Banner hinter dem Wagen.

Als Du Dir gerade überlegst, was das wohl bedeuten könnte, reisst Dich ein Klopfen an der Hintertür aus Deinen Gedanken... Erneut ein Klopfen... "Herr Savage? Herr Savage, sind Sie Zuhause?" Wieder ein Klopfen. Diesmal an der Fensterscheibe. "Brandschutzbehörde. Ich hätte da ein paar Fragen an Sie."
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #49 am: 26.08.2016 | 12:05 »
"Brandschutzbehörde? ... Was sollte die an diesem einsam gelegenen Haus für ein Interesse haben? ... Die Erklärung ist so fernliegend, dass sie schon wieder nicht nach einer Finte riecht. Trotzdem bin ich skeptisch. ... Aber wenn der Mann die Anwohner vor einem Brand warnen wollte, was vermutlich weniger eine Aufgabe der Beamten der Brandschutzbehörde wäre, warum ist der Wagen dann weitergefahren? Der Mann sitzt jetzt hier im Ergebnis fest ... Und ein Flächenbrand hier in Irland? Das Haus ist von einer breiten Rasenfläche umgeben ..."

"Einen Moment!", rufe ich, öffne die Tür zum Wohnzimmer und pfeife Luni zu mir. Dann gehe ich mit Luni zur Eingangstür, greife mir meinen Gehstock und öffne das Portal gerade weit genug, um nicht unhöflich zu sein, aber gleichzeit nicht so weit, um dem Besucher Eintritt zu gewähren.

"Was kann ich für Sie tun?", frage ich und betrachte den Mann skeptisch.