Autor Thema: Irgendwo in IRLAND  (Gelesen 46489 mal)

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Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #250 am: 2.10.2016 | 12:01 »
Ove

Ich bin überrascht. Kristine macht einen fast schon erleichterten Eindruck und auch Harry wirkt entspannter. Er tritt auch als erster vor und streckt dem Riesen neben mir seine Hand entgegen. Auf dem Weg zu Collins, wirft er einen aufmunternden Blick zu Kristine und einen fragenden oder vielleicht sogar zweifelnden Blick hat er für mich übrig. Dann tritt mit freundlicher Mine vor Collins:
"Guten Tag Mr Collins. Mein Name ist Blackberry. Sind Sie ein Freund von Mr. Eklund?"

Der Riese erwidert seinen Händedruck und schweigt zunächst. Er hat nur Augen für Kristine, wie es scheint.

Kristine tritt ebenfall vor, doch anstatt Mr. Collins die Hand zu reichen, drückt sie mich fest an sich. Fester als es für eine Begrüßung vor Besuchern angemessen wäre. Sie flüstert mir zu "Ich  hatte Angst um dich!"
Dann löst sie sich von mir und wendet sich an Collins. "Ich bin erfreut sie kennenzulernen."
Einen Handschlag bietet sie ihm nicht an. Sie ist versucht eine gewisse Distanz aufrechtzuerhalten.
Ich habe fast das Gefühl sie hält den Abstand, den man vor etwas unvertrautem hält, von dem man nicht weiß ob es freundlich oder böse gesonnen ist, ob es einen anspringen wird oder doch eher zahm ist.

Krisine schaut mich wieder an. Ich kenne diesen Blick. Sie versucht zu ergründen, was meine Beweggründe sind. Sind wir in Gefahr und dieser Mann will uns bedrohen. Sollte sie also unter einem Vorwand versuhen Hilfe zu holen?

Ich weiß nicht viel über diesen Mann neben mir. Nur das, was er mir berichtet hat. Und das hat meinen Kopf gehörig durcheinander gebracht. Erst jetzt realisiere ich, dass ich ihn nur hier hin geführt habe, damit die anderen seine reale Existenz bestätigen können. Damit sie mich nicht für irre halten, wenn ich ihnen berichte.
Um Kristine zu beruhigen und Harrys Frage nicht weiter im Raum stehen zu lassen, sage ich: nichts.
Mir fällt nichts ein, was ich sagen könnte, was nicht bedrohlich klingt.

"Mr. Collins ist hergekommen, weil er uns gesucht hat?", "Mr. Collins ist mir durch Zufall begegnet und da wollte ich ihn euch vorstellen?" , "Mr Collins ist ein Freund - über den ich aber nichts weiter sagen kann, wenn ihr mich fragt.", "Mr. Collins hat mir geholfen?" ... all das wären entweder Lügen oder würde Harry und Kristine nur beunruhigen.

Ich überlege fieberhaft, was ich sagen könnte. Und als das Schweigen schon körperlich schmerzhaft wird, sage ich schließlich:
"Mr. Collins hat mich beim Angeln gestört. Aber so kamen wir ins Gespräch. Er hat mir sehr interessante Dinge erzählt. Und da er länger hier in der Gegend sein wird, habe ich mir gedacht, dass ich ihn euch gleich vorstelle. Fremde fallen hier schnell auf. Und bevor ihr euch Gedanken macht, wollte ich ihn euch vorstellen. Aber nun ist es ja schon spät. Mr. Collins, sie müssen sicher ins Dorf und sich eine Unterkunft suchen. Vielen Dank, dass Sie mich noch nach Hause begleitet habe."

Collins nickt nur. Und bleibt zunächst unbewegt. Dann sagt er "Wie ihr wünscht!" und dreht sich um und geht wieder fort.

Harry schaut mich an, als hätte er eine Art Gespenst gesehen. Sein Blick sagt 'Wer zum Henker was das denn?! Was, lieber Ove, war das für ein Schauspiel?!'
Und Kristine schaut mich mit einem Blick aus Besorgnis und Wut an. Wobei die Sorge stark überwiegt.

Ich versuche die Situation aufzulockern.
"Hallo ihr zwei. Schaut mich bitte nicht so an. Ich werde euch alles berichten... ehrenwort. Doch ich möchte, dass Clive...", für Harry füge ich hinzu, "dass Doktor Savage, dabei ist. Ich glaube es betrifft uns alle. Aber keine Sorge. Ich glaube nicht, dass wir jetzt in akuter Gefahr sind."

Hätte ich das 'jetzt' nicht hinzugefügt wäre es eine glatte Lüge gewesen. Und auch jetzt bin ich mir nicht sicher wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckt. Doch beruhigt es mich zu wissen, dass meine Informationen über unsere Lage nicht ausreichen, um unsere Gefährdung wirklich einzuschätzen.

"Ich möchte euch nicht beunruhigen." Ich gehe zu Kristine und schließe sie schützend und liebevoll in die Arme. "Nichts liegt mir ferner", sage ich leise.
An beide gewandt sage ich "Lasst uns nach Clive suchen."

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #251 am: 2.10.2016 | 19:23 »
Clive

Ich bin hin- und hergerissen. Ich möchte die Fremden in meinem Haus nicht aus den Augen lassen. Andererseits will ich Ove einbeziehen, müsste ihm jedoch vorher - in Abwesenheit der Fremden - von Raymond Braddock, seinem plötzlichen Auftauchen und seiner Karte, von Paul und meinen Sorgen um Matilde erzählen. Das würde viel zu lange dauern.

Also erkläre ich nach Rückkehr in den Salon kurz, dass ich den Freund hinzuziehen möchte und in wenigen Minuten zurück bin.

Als ich den Salon verlasse, schließe ich die Tür hinter mir und lasse Luni in den Flur, so dass die Fremden nicht ohne weiteres in den Rest des Hauses gelangen können.

Dann verlasse ich das Haus, um außer herum zu Ove und Kristine zu gehen. Ich sehe einen großen Mann vom Manor weg den Weg zum Dorf herabgehen. Auch er erscheint mir fremd.

Als ich bei Ove und Kristine angelange, ist auch Harry Blackberry anwesend. Seine Anwesenheit verunsichert mich einen Augenblick. Andererseits gehe ich davon aus, dass die beiden ihm ohnehin sehr viel von den Ereignissen erzählen, die ich geheim halten würde. Also rede ich nicht lange um den heißen Brei herum, um schnell wieder zurückkehren zu können:

"Kristine ... Dr. Blackberry ... ich wünsche Ihnen einen schönen Abend!", sage ich und schüttle beiden die Hand. Ove nicke ich zu, wobei mein Gesicht ernster wird. "Ich hoffe ich störe nicht. Ich würde gerne Ove für eine Weile entführen. Ich habe unerwartet Besuch von vier Fremden erhalten und hätte gerne jemanden an meiner Seite. Matilde ist ... vermutlich bei Máirín, um Marie zu holen. Heute ist sehr viel passiert. Es kam auch noch jemand wegen des Hotelbrandes aus London vorbei und ein alter Freund von Matilde, Paul Anderson, ist unvermittelt aufgetaucht. Verzeihen Sie mir das Durcheinander ... natürlich verstehen Sie kaum, wovon ich rede ... ich selbst bin noch ziemlich verwirrt. ... Aber es würde mir sehr helfen, wenn Sie mir zur Seite stünden, Ove! Es könnte sein, dass Sie eine der Besucherinnen schon einmal gesehen haben ... sie kommt aus Äthiopien. ... Ich weiß, es ist viel verlangt ... Herr Kollege, wären Sie so freundlich, Kristine noch ein wenig Gesellschaft zu leisten, bis ich Oves Unterstützung nicht mehr brauche?"

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #252 am: 3.10.2016 | 12:00 »
"Clive", sage ich ehrlich überrascht, als er plötzlich vor uns steht.

Ich höre mir an was er zu sagen hat. Dieser Wortschwall ist untypisch für ihn. Irgendwas ist also vorgefallen. Und woher soll ich eine Äthiopierin kennen?

Ich schaue zu Kristine hinüber, die überrascht von Clive zu mir schaut und wieder zurück. Sie hat in so kurzer Zeit gleich zwei Menschen erlebt, die sonst eher karge Redner sind. Und nun überschlagen sich bei beiden die Ereignisse und beide scheinen unzusammenhängenden Unsinn zu erzählen.

"Es mag dich überraschen, aber ... wir waren gerade auf dem Weg zu dir. Mir ist auch etwas sonderbares zugestoßen. Kennst du einen William Collins?"

"Aber besser der Reihe nach. Ich werde zunächst besser mit dir kommen. Aber danach sollten wir vier", ich schaue dabei von Clive zu Harry und Kristine, "uns auch noch unterhalten. Ich habe das Gefühl heute ist vieles passiert und es wird sicher noch mehr passieren. Besseren wir tauschen uns vorher aus."

"Du sagtest jemand sei wegen des Hotelbrands hier? Ein Polizist? Die haben hier doch gar keine Befugnisse, oder etwa doch?"
Als ich mich zum gehen umwenden will sage ich " Kristine, Harry, ich bin in wenigen Minuten zurück. Dann werde ich alles erklären. Soweit es mir möglich ist. Ihr könnt ja solange drinnen warten. Es wird ja langsam kühl."
Letzteres etwas übertrieben. Es ist soetwas wie eine Notlüge. Mir ist wohler Kristine ist im Gebäude, auch wenn Harry bei ihr ist.

"Und Harry, würdest du noch bleiben? Du kannst gerne mit uns zu Abend essen. Es wäre mir eine Freude."

Clive und ich wollen unsere Veranda gerade verlassen, als Kristine mit fester Stimme sagt:
"Ja. Es wird tatsächlich langsam Zeit fürs Abendessen. Und ich denke, dass wir uns dabei tatsächlich in Ruhe unterhalten sollten. Ich habe in 20 Minuten den Tisch gedeckt. Clive, es wäre uns sicherlich eine Ehre und eine Freude, wenn du ebenfalls mit uns speisen würdest. Vorausgesetzt, der Besuch gestattet es dir."

Doch ihr Blick, der Klang ihrer Stimme, ihr gesamtes Auftreten zeigt mir, dass sie etwas anderes meint: "So geht das nicht! Ihr könnt nicht einfach hier ankommen, meine Sorgen ignorieren, Harry und mich ins halbdunkel stellen und uns dann einfach alleine lassen, nur weil irgendwelche sonderbaren Personen gekommen sind. NOCH mehr sonderbare Personen als dieser Mr. Collins. Ihr verhaltet euch fast wie Trottel! Entweder erklärt ihr mir SEHR bald, was hier los ist, oder wir kommen auf der Stelle mit."

Ich halte inne und schaue Clive an. Ich bin gespannt, wie er auf Kristines Worte reagiert.


Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #253 am: 3.10.2016 | 15:36 »
Clive

"Vielen Dank für die Einladung. Ich werde zum Essen kommen, wenngleich ich 20 Minuten nicht sicher zusagen kann. Warten Sie also bitte nicht auf uns. Ich werde alles zu erklären versuchen ... soweit mir das möglich ist, ich verstehe es ja selbst nicht recht.

Ich wäre nicht hier, wenn die aktuellen Entwicklungen mich nicht auch verwirren würden. Darum ist es mir wichtig, Ove mit einzubinden. Ich möchte seine Meinung zu alldem hören.", sage ich zu Kristine und fahre zu Ove gewandt fort:

"Nein, der Mann aus London, Mr. Braddock, ist nicht von der Polizei. Er gab vor, von der Brandschutzbehörde zu kommen und wegen des Todes eines Kollegen zu ermitteln. Mir kam das auch merkwürdig vor ... aber ich dachte mir, er recherchiert möglicherweise auf eigene Faust aus persönlichen Motiven. Aber das Foto von seinem Kollegen, das er mir zeigte, ... nun, ich glaube nicht dass das der Feuerwehrmann war, der damals zu Tode kam. Das ganze machte mich skeptisch, ob seine Erklärungen nicht nur ein Vorwand waren. Bevor er hier auf dem Grundstück herumstrolchte, wanderte er am Lough Key entlang. Möglicherweise suchter er dort Sie?

Mr. Braddock wohnt im 'Camán Inn'. Ich weiß nicht, ob es gut wäre, ihn mit meinen Besuchern zusammentreffen zu lassen. Eben fand ich folgende Karte von ihm in meinem Haus. Er muss sich dort Zutritt verschafft haben." Ich fische die Karte aus meiner Tasche und reiche sie Ove.

"Und nein, ich kenne keinen William Collins, wenn man eimal von dem berühmten Landschaftsmaler irischer Abstammung absieht. Der lebte aber vor hundert Jahren.

Aber ich habe kein gutes Gefühl dabei, diese Fremden in meinem Haus ohne Aufsicht zu lassen. Ich würde daher gerne herüber gehen. Vielleicht können die Ihnen etwas über William Collins verraten. Es würde mich nicht mehr überraschen, wenn auch da ein Zusammenhang bestünde."
« Letzte Änderung: 3.10.2016 | 19:03 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #254 am: 3.10.2016 | 16:08 »
"Ich bin so bald wie möglich zurück. Bis gleich.", verabschiede ich mich von Kristine und Harry, die sicherlich verdutzt sind, als wir außen herum wieder zu dem ausschließlich von Clive genutzten Teil des Manors gehen.

"Clive. Mir ist nicht wohl bei der Sache. Dieser Mr. Collins, hat mich ebenfalls am Lough Key gefunden. Er meinte ich sei der Auserwählte und die Rechte Hand. Das hat bei mir keine guten Erinnerungen geweckt. Er meint er wollte mich und Kristine schützen. Sie sie schließlich die Linke Hand. Er sprach von Azatoth, wohl einem Gott oder gott-ähnlichem Wesen. Und genau jetzt tauchen diese anderen Gestalten auf?! Das ist kein Zufall. Mr. Collins, vielleicht, aber die anderen? Auf gar keinen Fall. Wir sollten sehen, dass wir sie hier wegkriegen. Und wir müssen Matilde finden und warnen!"

Wir gehen noch ein paar Schritte und lassen die Worte und die Situation auf uns wirken.

"Was ist, wenn dieser Herr Collins mich vor diesen Leuten beschützen will? Er sagte er reist allein und wäre allein gekommen. Sie werden sich also nicht kennen. Ich würde diesen Fremden auch nur sehr ungern weitere Infomationen geben, die sie noch nicht haben."

Mir schnürt sich die Kehle zu, als ich daran denke, was mich jetzt erwarten könnte und vor allem in welchem Zusammenhang das steht.

Meine rechte Hand wird warm und beginnt zu jucken.

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #255 am: 3.10.2016 | 18:55 »
Clive

Der Kies knirscht unter unseren Schuhen, als wir am Manor entlanggehen.

"Nein, ich glaube nicht, dass Collins Dich von meinen Besuchern schützen will. Ich glaube er gehört zur gleichen Gruppe.

Auch mich nennen die Fremden 'Auserwählter' und benehmen sich dabei in befremdlicher Weise servil. Auch sie sprechen von Azathoth. Und sie kamen auch nicht gemeinsam. In meinem Salon sitzen
- ein deutsches oder österreichisches Zwillingspärchen namens Hölderlin,
- einen Araber namens Karim und
- eine Äthiopierin, von der ich dachte, es könne jene Frau aus dem Auktionshaus sein, von der ihr mir in London berichtet habt sein.
Sie alle sind fast gleichzeitig aufgetaucht. Sie alle scheinen das gleiche Ziel zu verfolgen und sehen keine Konkurrenten in sich. Darum würden sie vermutlich auch Collins akzeptieren. Nur Mr. Braddock scheint der Gegner dieser 'Huldiger' zu sein. Wir müssen unbedingt noch einmal versuchen, mit Braddock zu reden!

... Es fragt sich, ob wir beide die zweifelhafte Ehre haben, Auserwählte zu sein, oder ob einer von uns gleich entthront wird. ... Wäre es nicht so errschreckend surreal, müsste man darüber lachen. ... Was mag uns beide verbinden, was diese Menschen glauben lässt, wir seien auserwählt?"

Wir erreichen das Portal des Manor und ich halte Ove die Tür auf.

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #256 am: 4.10.2016 | 10:22 »
Ich halte noch einen Moment an.
Ich denke, dass es Zeit wird Clive von den Symptomen endlich zu berichten. Vermutlich ist es nun zu spät, aber ich habe Ihnen vorher ja auch kaum eine echte Bedeutung zugemessen.

"Warte noch..."
Ich bedeute Clive die Tür noch kurz zu schließen. Als er das nicht tut, da meine Geste offensichtlich zu unauffällig oder missverständlich war, flüstere ich ihm zu

"Surreal... sicherlich. Aber ich habe das Gefühl das mit der "rechten Hand", hat einen realen Sinn. Ich habe es damit nicht in Verbindung bringen wollen, aber ... seit England, seitdem Kristine in dem Privatkrankenhaus war, habe ich immer wieder ein Jucken, Brennen und ein ungewöhnliches Gefühl in meiner rechten Hand. Auch als dieser Mr. Collins auftauchte war das so. Und gerade eben wieder. Vielleicht bin ich irre oder mir steigt diese "Auserwählten-Sache" schon zu Kopfe.... aber ich fürchte es könnte was mit der verfluchten Hand aus dem Auktionshaus zu tun haben. Ich habe sie vermutlich berührt... direkt... und ich habe sie eine ganze Weile mit mir herumgetragen... du ja auch... vielleicht "färbt sie ab"? Sind wir angesteckt?!"

Ich merke wie eine gewisse Panik in mir aufsteigt. Ich kann es kaum glauben, was ich dort sage, doch ergibt es für mich in einer beängstigenden Art Sinn.

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #257 am: 4.10.2016 | 20:08 »
Clive

Die Angst beginnt von Ove Besitz zu ergreifen. Ich habe diesen Ausdruck schon so oft auf den Gesichern anderer Menschen, selbst gestandener Männer, gesehen. Sei es an der Front oder auf meinen Expeditionen. Die Angst macht auch vor dem kräftigsten Mann nicht halt. Und Ove zählt eher zu den sensiblen Gemütern.

Also halte ich inne und schließe die Haustür noch einmal, auch wenn ich kein gutes Gefühl dabei habe, die Fremden in meinem Haus so lange unbeaufsichtigt zu lassen.

Es kostet mich einige Überwindung, nach Oves Hand zu greifen, um diesen zu beruhigen ... um ihm das Gefühl zu geben, ich als Arzt habe keinerlei Bedenken, was seine Hand angeht. Ich habe gelernt, meine Gefühle vor Patienten zu verbergen, Ekel, Abscheu oder (mitunter irrationale) Sorge vor Ansteckung unter einer Maske aus Rotine zu verbergen. Die Sicherheit, die ich ausstrahle, ist jedoch nur eine Fassade. Tatsächlich bin ich mir nicht sicher, welche Auswirkungen der Kontakt mit der Hand hatte. Zwar sagt mein Verstand mir, dass die Berührung von Oves Hand natürlich ungefährlich ist. Ich habe sie in den vergangenen Monaten unzählige Male geschüttelt. Kristine hat ihn ständig berührt. Und doch prallen Oves Worte nicht völlig an mir ab, so dass ein Restzweifel getragen von irrationalen, urtümlichen Instinkten verbleibt.

Lange schon habe ich beobachtet, wie Ove unbewusst nach seiner rechten Hand greift, sie kratzt oder reibt oder einfach nur hält. Dieses Verhalten hat schon im Montgomery Spital in Crawles begonnen. Aber ich hielt es eher für ein psychosomatisches Leiden, irgendein durch die noch nicht abschließend verarbeiteten traumatischen Erlebnisse in London ausgelöstes, kompensatorisches Verhalten.

"Ich glaube nicht, dass mit Deiner Hand irgendetwas nicht stimmt. ... Was Du empfindest, ist vermutlich nur Ausdruck Deiner nur zu verständlichen Ängste aus der Zeit in London. ... Manche Erlebnisse brauchen viel Zeit, um von uns verarbeitet zu werden ... sehr viel Zeit.

Ich habe die Hand nie direkt berührt. Dennoch sehen mich diese Fremden auch als einen 'Auserwählten' an. Vielleicht sind sie in Wahrheit nur gekommen, um nach dem Verbleib der Hand zu forschen, liefern uns hier eine große Show, um uns zu verunsichern und zu unbedachten Äußerungen zu verleiten.

Was Azathoth betrifft ... nun, ich sehe da eher einen Bezug zu den Ereignissen auf Herm, was mich betrifft."

"London bringe ich eher mit Yog Sothoth in Verbindung, was sich natürlich nicht gegenseitig ausschließt", ergänze ich lediglich in meinen Gedanken.

"Wenn es mit London im Zusammenhang steht, möchte ich herausfinden, ob ich etwas über Cainnechs Verbleib erfahren kann.

Ich will verstehen, wo Paul in den Jahren seit Herm war und wie er die Insel damals verlassen konnte.

Es hilft nichts, wir müssen aufklären, worum es hier geht! Diese Besucher sind alle von unterschiedlichen Orten zur gleichen Zeit hier angekommen. Das muss etwas bedeuten. Wir können sie nicht einfach fortschicken und unsere Augen davor verschließen. Wir müssen die Ursache feststellen und bekämpfen, wenn das möglich ist. ... Ich bin mein Leben lang auf der Flucht gewesen. Und ich bin es leid! ... Willst Du so ein Leben? Für Dich? Für Kristine? ... Ich will, dass Matilde zurückkehrt! Ich will einen sicheren Ort für Marie!

Wir müssen da jetzt durch! Wir müssen diese Fremden kontrollieren. Und wir müssen mit Braddock reden. Wir sind nur zu zweit. Ich muss mich auf Dich verlassen können, Ove! Alleine schaffe ich das nicht!"

Ich denke an mein Herz und die seit Monaten vor Matilde verborgenen Symptome. "Wieviel Zeit verbleibt mir? Wenn ich Matilde nicht zurückbekomme, was soll dann werden? Die Zeit läuft mir davon!" Vor meinem inneren Auge sehe ich die Alternative: das lichterloh brennende Manor, das Feuer, das all mein Wissen und meine Habe verschlingt, das den Virus endgültig auslöscht und vollendet, was schon vor über dreißig Jahren hätte geschehen sollen.

Ich warte Oves Antwort nicht ab, sondern öffne die Tür erneut, ohne Raum für einen Widerspruch zu lassen.

Ich weiß, dass es nicht fair ist, Ove weiter in diese Angelegenheit einzubinden. Ich weiß, was das vermutlich bedeutet ... was es für die meisten meiner Gefährten bedeutet hat. "Aber ich habe keine Wahl, wenn ich meine Ziele erreichen will. Ich MUSS das hier klären und Matilde zurückholen, um welchen Preis auch immer. Der Fetisch, SIE, meine Forschungen ... sind wichtiger als das Leben einzelner Menschen. Auch wichtiger als mein Leben." Aber ich weiß, dass es immer die anderen trifft, nicht mich ... auch wenn ich mir wünschte, es wäre anders.

Als wir den Salon betreten, stelle ich Ove meinen 'Gästen' vor.
« Letzte Änderung: 4.10.2016 | 21:17 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #258 am: 4.10.2016 | 22:12 »
Clive lässt mir keine Chance etwas zu sagen. Aber was hätte ich noch sagen können?

Hätte ich sagen sollen, dass das Jucken auch dann auftaucht, wenn ich in unbeschwerten Momenten lockeren Gedanken nachhänge? Gut, das passiert leider nicht sehr oft. Aber selbst dann wird das Jucken immer stärker, oder die Wärme  in der Hand nimmt zu. Oder sie beginnt sich taub, wie eingeschlafen anzufühlen. Hätte das etwas daran geändert?

Nein! Wir müssen zu den "Gästen", ich muss Clive helfen. Er hat einiges für uns, Matilde, Kristine, Marie, und mich getan. Da ist es sein gutes Recht eine Gegenleistung einzufordern.

Ich würde Clive gerne noch sagen, dass die eigenartigen Gefühle in meiner rechten Hand nicht durch meine Stimmung oder Gedanken gesteuert sind. Sie tauchen aus für mich nicht klar nachvollziehbaren Gründen auf. Und ebenso plötzlich verschwinden sie wieder. Ich habe auch Harry noch nicht davon erzählt. Ich halte es doch nicht für eine Geistesstörung.

Ich hätte ihm auch gerne gesagt, dass die Frau Marquard doch meinte, dass eine längere räumliche Nähe zu diesem Artefakt einen Einfluss auf die Personen hat. Ich dachte es wäre nur ein vorübergehender Einfluss. Nein, eigentlich dachte ich es wäre ein Hirngespinst. Aber der Einfluss hält bald 3 Jahre an. Das kann nicht mehr normal und nur ein Hirngespinst sein.

Was ist, wenn Clive bei der Vernichtung der Hand etwas davon aufgenommen hat... sei es materiell oder stofflos?!

Ja, Ove, was wäre dann?
Nichts wäre dann! Nichts! Nichts, was jetzt, in diesem Augenblick, eine Rolle spielen würde. Wir müssen so oder so mit den Leuten im Haus reden. Oder sie zumindest aus dem Haus schaffen. Und  auch wenn ich Clive nicht abnehmen kann, dass er so locker und gelassen ist, wie er tut, muss ich ihm jetzt beistehen. Nein, gerade deshalb.


Als Clive die Tür zum unmissverständlichen Zeichen öffnet, dass es keine Zeit mehr zu verlieren gilt, nicke ich ihm zackig zu. Als Zeichen dass ich bereit bin und auch um mir selber noch mal einen neuerlichen Energieschub zu geben.

Kurz überlege ich, ob es vielleicht sinnvoller gewesen wäre William Collins zurückzurufen. Aber wenn er mein Wächter wäre und tatsächlich von diesem Azatoth geschickt und gelenkt wird, dann hätte er eine negative Präsenz in den Personen, die Clive hier her geführt hat, sicher bemerkt und wäre nun an unserer Seite.

Als Clive mich vorstellt, fällt mir wieder ein, dass Mr. Collins es als unmöglich und frevelhaft erachtet hat mein Haus zu betreten. Wären diese "Gäste" also wirklich ebenfalls von Azatoth geschickt und würden den gleichen Regeln folgen, dann wären sie doch nicht hier drinnen. Als ich das realisiere, schrillen einige Alarmglocken in meinem Geist. Doch keine dieser Glöckchen schrillt so laut und durchdringend wie die Alarmglocke, die wie die Sturmglocke in der Kirche von Bengstfors in meinem Kopf läutet. Diese Sturmglocke wird von einer dunkelhäutigen Frau geläutet, die mit ihrer Gazellen-haften Eleganz vor mir steht.
In meinem Geiste läutet sie mit Leichtigkeit die Sturmglocke von Bengstfors und lächelt mich dabei freundlich und frech an.

DIESE Frau kenne ich... das ist die Frau, die Baxter verfolgt aber verloren hat. Was hat sie hier zu suchen?

Ich ärgere mich, dass ich mit Clive über meine Hand, aber nicht über ein geheimes Zeichen zur Verständigung für den Fall, dass ich hier wen wiedererkenne, gesprochen haben.

Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #259 am: 5.10.2016 | 11:13 »
Clive

Ich gieße nun auch Ove eine Tasse Tee ein. Das Aroma des Tees vermag nicht, den schweren Duft der Frau zu überdecken. Als ich vorgebe, das Aroma des Tees zu inhalieren, sauge ich ihre Anziehungskraft in mich auf. Ich versuche es zu unterdrücken, aber die afrikanische Schönheit zieht immer wieder meinen Blick auf sich. Gegenwart und Vergangenheit vermischen sich in meinen Gedanken. Ich ertappe mich bei dem Wunsch, dieser Frau zu helfen, wenn ich schon SIE nicht retten konnte.

"Ist sie nicht auch nur ein Opfer fremder Mächte? Von falschen Priestern zu einem Dienst für die falschen Mächte verführt? Aber wofür steht Azathoth? Kann ich wirklich behaupten, an ihn zu glauben sei schlechter als andere Religionen, die auf dieser Welt praktiziert werden?"

"Ich bin unverändert nicht sicher, ob Sie bei mir an der richtigen Adresse sind", knüpfe ich an unser vorheriges Gespräch an. "Um ehrlich zu sein: Ich bin mir eigentlich sicher, dass Sie hier nicht richtig sind. Mein Freund beispielsweise hatte heute Besuch von einem Mr. William Collins. Auch er erklärte, Azathoth zu dienen, und er bezeichnete Mr. Eklund als den 'Auserwählten'. Und Ove ist es vermutlich genausowenig wie ich. So klar scheinen die Dinge also offensichtlich nicht zu liegen.

Darum bitte ich Sie, jeden einzelnen von Ihnen, noch einmal genau zu berichten, woher Sie kommen, wie Sie hierhergereist sind, wer Sie gegebenenfalls geschickt hat, warum Sie mich für einen 'Auserwählten' halten und was Sie nun von mir erwarten. Bitte seien Sie ganz offen. Ove genießt mein vollstes Vertrauen."

Ich setze mich in meinen Sessel und schaue Ayana Kebede aufmerksam an, um ihr zu signalisieren, dass sie den Anfang machen soll. Und es ist wieder kein Zufall, dass mein Blick zuerst auf sie fällt. Ich will sie in Ruhe betrachten, ohne dass dies unangemessen oder anzüglich wirkt ... wenngleich sie damit offenbar kein Problem hätte. Ich will ihrer Stimme lauschen und gleichzeitig ihre Mimik und Gestik studieren. Und ich will in ihren dunklen Augen versinken, um sie zu ergründen. Ich will in ihre Seele zu blicken ... um dort nach möglichen Antworten auf jahrzehntealte Fragen zu forschen.

"Was bist Du? Eine Falle? Eine Antwort? Eine Wiedergeborene Seele? Ein neues Gefäß für IHRE Seele?"

Mir kommt ein Gedanke, der mich selbst erschrecken lässt:
"Ich besitze ihn noch, den Zauber von Herm, mit dem Annephis in den Körper von Matilde eindrang. ... Was wäre, wenn ich das Ritual vollzöge? Könnte ich IHRE Seele in Ayana Kebedes Körper senden?
Wäre das eine Wiedergutmachung? Würde damit früheres Unrecht ungeschehen gemacht oder wäre das neues Unrecht? Wer ist Ayana Kebede, über deren Seele ich richten würde?
Wie muss ich das Versprechen auf Leben interpretieren? Ich wünschte ich hätte den hölzernen Sarkophag noch zur Verfügung, hätte ihn genauer studieren können ...
Meine Seelenverwandte in einem neuen Körper ... sie war eine .... weise Frau, eine Priesterin vielleicht ... die Optionen, die das eröffnen würde ... für die Zukunft ... für MEINE Zukunft, nachdem Matilde mich verlassen hat ...
Aber dafür müsste ich SIE erst in mir wiederfinden ... seit dem Vorfall der Änderungsschneiderei ist SIE verborgen ... aber irgendwo ist SIE noch, das fühle ich ..."


Ich muss schlucken angesichts der Macht der Versuchung, die diese Phantasie auf mich ausübt.

"Aber ist es nur eine wahnwitzige Phantasie ... oder könnte ich es wahr werden lassen? Dieser Körper und IHR weiser Geist ... könnten sie mein sein? Am Ende meines Lebens eine Erfüllung, die mich für alles vorausgegangene entschädigen würde? ... Bis hin zu einem Kind vielleicht? ..."

Mir ist klar, dass die Ereignisse dieses Tages mich aus dem Gleichgewicht geworfen haben: Nichts scheint heute begreiflich zu sein, nichts hält sich an die Gesetze der Natur, nichts scheint unmöglich ... "Dieser Tag ist ein einziges Traumgespinst aus Schrecken, Ängsten und Hoffnungen, doch mag sich daraus eine neue Zukunft weben lassen ..."

Doch dann machen mir die Zwillinge einen Strich durch die Rechnung und kommen Ayana zuvor. "Ist dies lediglich übertriebener Eifer oder das Buhlen um meine Gunst? Oder steckt vielleicht eine ganz andere Absicht dahinter? ... Wollen sie mich ablenken, um zu verhindern, dass ich etwas erkenne, was mir verborgen bleiben soll?"
« Letzte Änderung: 7.10.2016 | 09:17 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #260 am: 5.10.2016 | 11:48 »
Ich setze mich auf den mir gewiesenen Platz nahe an Clives Seite und fühle mich wie vor einem Tribunal.
Die Anspannung hat mich völlig im Griff und ich muss mich bemühen mich zu entspannen. Die Blicke, die auf mich gerichtet werden, als Clive von Mr. Collins berichtet, fühlen sich alles andere als gut an. Sie wirken auf mich bohrend und nachforschend ... ergründend.
Ich versuche weiter mich zu entspannen und bin dankbar für den Tee, den Clive mir gibt. Ich nehme einen Schluck und stelle erleichtert fest, dass der Tee sehr heiß ist. Der Schmerz zwingt mich, mich auf etwas anderes zu konzentrieren als diese Situation hier im Raum. Dann schaue ich die Leute der Reihe nach an und warte ab, was sie uns zu berichten haben.

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #261 am: 5.10.2016 | 14:20 »
Die zwei blonden Arier melden sich zuerst zu Wort. Kajo und Hugo antworten wie gewohnt abwechselnd. "Wir haben einen Traum gehabt, Herr."

"Azathoth hat zu uns gesprochen."

"Er spricht nicht oft zu uns..."

"Eigentlich hat er noch nie zuvor zu uns gesprochen."

"Wir sind also sofort seinem Ruf gefolgt."

"Gefolgt ohne zu fragen."

"Wann spricht auch schon mal ein Gott zu einem."

"Wir haben Geld von der Bank geholt und sind dann nach Hamburg gefahren."

"Mit einem Frachter sind wir dann weiter nach England."

"Und in London nahmen wir einen Zug gen Norden."

"In Blackpool setzten wir dann nach Irland über."

"Und hier sind wir."

"Was können wir für Sie tun, Auserwählter?"

"Doktor..."

"Doktor? ... Genau, Doktor."

"Spielen Sie die Flöte, Auserwählter."

"Doktor."

"...Doktor."
« Letzte Änderung: 5.10.2016 | 14:37 von Der Läuterer »
Power Gamer: 38% | Butt-Kicker: 8% | Tactician: 67% | Specialist: 38%
        Method Actor: 96% | Storyteller: 83% | Casual Gamer: 13%

Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
- Luc de Clapiers Marquis de Vauvenargues -

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #262 am: 5.10.2016 | 19:45 »
Ich muss immer wieder zur dunkelhäutigen Frau schauen.
Ja, sie muss es sein. Aber ich kann dunkelhäutige Menschen so schlecht auseinander halten. Vielleicht sieht sie ihr auch nur sehr ähnlich. Die ganze Situation damals war sehr strapaziös. Wir waren alle sehr angespannt und es ist schon eine ganze Weile her. Die Zeit ist wie ein Weichzeichner über den Erinnerungen. Und die Erinnerungen sind veränderlich.

Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Zwillinge anfangen zu reden. Es überrascht mich auch, dass beide so gut abgestimmt aufeinander abwechselnd reden können.

Bei der Flöte muss ich an die Flöte denken, von der Collins berichtet hat. Aber vielleicht hat Clive ja auch eine Flöte, von der ich nichts weiß.
Geht es beim Flötenspiel um die Zerstreuung, die man Azatoth gewähren soll? Oder um das Instrument an sich?
Ich weiß es nicht.

Noch bevor Clive auf die Frage nach der Flöte antworten kann, drängt es mich so sehr eine Frage zu stellen, dass ich unhöflich dazwischen frage:
"Entschuldigung. Aber woher kommen sie ursprünglich? Kommen Sie aus Deutschland oder war Deutschland nur ein Etappenziel? Und wann war das als Azatoth mit ihnen gesprochen hat?"

Ich komme mir wieder vor wie vor etlichen Jahren, als ich noch aktiver Journalist war. Ich entrücke etwas in die objektivere Haltung des Journalisten, des Beobachters. Ich bewege mich weg von der sehr beteiligten und persönlichen Haltung des direkt Betroffenen.
Es fällt mir überraschend leicht diese Fragen zu stellen. Doch wandel ich jetzt auf dem sehr schmalen Grat zwischen journalistischer Neugier und persönlicher Neugier - Neugier herauszufinden, was mit mir und meiner Hand los sein könnte.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #263 am: 6.10.2016 | 21:27 »
Ayana schaut leicht missbilligend und gleichzeitig amüsiert zu den Zwillingen herüber. Sie bildet einen starken Kontrast zu den Deutschen. Schwarz : Weiss. Eins : Zwei. Frau : Mann. Afrika : Europa. Yin : Yang. Weich : Hart. "Ich bin eine Frau. Die Männer Zuhause nennen mich Hexe. Ich bin natürlich geflogen. Was sonst." Sie lächelt.
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #264 am: 7.10.2016 | 09:41 »
Clive

Ich glaube ihnen nicht.

"Die Zwillinge weichen Oves Fragen aus. Bislang hat auch keiner gesagt, ob er Collins kennt. Sie scheinen nicht einmal verwundert, dass es mehrere 'Auserwählte' geben könnte.

Die Behauptungen der Zwillinge über die Anreise vermögen nicht zu erklären, warum alle Fremden gleichzeitig hier aufgetaucht sind. Das kann kein Zufall sein. Und Braddock scheint das sogar vorhergesehen zu haben, wenn man seiner Karte Glauben schenken kann.

Ayana lügt zwar vielleicht nicht, es sei denn sie will behaupten, sie sei mit einem Flugzeug hierher gelangt. Letzteres würde ich ihr kaum abnehmen. Aber sie spielt mit Andeutungen, anstatt eine klare Auskunft zu erteilen. Sie sagt auch nicht, woher sie kommt und in wessen Auftrag.

Das alles erklärt nicht, warum Karim aus der Dorfkirche kam und warum Ayana plötzlich auf der Straße erschien.

Die Tatsache, dass die Ankunft der Fremden mit Pauls Erscheinen zusammentraf, lässt den Vortrag ebenfalls unglaubwürdig erscheinen.

Und keiner sagt, was sie von mir ... oder Ove ... erwarten."


Ich verberge meine Skepsis und Verärgerung nicht. Meine Stirn runzelt sich. Aber noch unterbreche ich die Fremden nicht in ihren Berichten.

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #265 am: 7.10.2016 | 13:00 »
Ich schaue Ayana an, als sie spricht.
Ich nicke und warte, ob sie noch mehr sagt, oder ob nun einer der anderen uns etwas berichten möchte.

Offline Blackdiablo

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #266 am: 7.10.2016 | 21:27 »
Da zieht sie hin - Matilde. Ein hübsches, junges, fleischiges Ding, das nicht mehr hübsch ist, nicht mehr jung und kein Fleisch mehr, sie ist eine vorgestellte Hülle, man hat ihr alles genommen, was sie lieben konnte, ich will sie nicht stören, will sie nicht aufwecken "IHR SEID IN EINEM ALPTRAUM GEFANGEN" aber sie hat John, hält ihn fest in der Hand, hält ihn so fest, wie sie mich hätte halten können - im Alptraum. Niemand anders ist hier, ich hätte ihnen gern gezeigt, wie sie auszieht, um zu sterben. Das obwohl ich es wusste, es die ganze Zeit wusste. Niemand ist hier. Meine Zeit ist abgelaufen. "ZEIT IST VORBEI"

Alles hätte anders laufen sollen. Ich schmunzle und lehne an einem Baum. Matilde verschwindet hinter einer Biegung. Das Gebüsch verbirgt fast ihren gesamten Körper. Plötzlich verliere ich sie aus den Augen. Ich glaube nicht daran, dass wir eine Wahl hatten, sondern Opfer des Zufalls waren. "IHR SEID ES IMMER NOCH"

Ich bin wer immer ich sein will ein Narr des Schicksals ausgesandt um zu morden um zu frönen der Lust dafür habe ich mich im Krankenhaus umgebracht habe mich selber umgebracht um meine Rolle einzunehmen ich habe die Chance bekommen ich gebe sie nicht mehr her wenn ihr wüsstet wenn ihr wüsstet es gibt mehr Welten als diese dies zu begreifen ist eine Krankheit Benjamin Robi Jackson hat seinen Howard Phillips Wilde ich ich habe Matilde, diese hässliche, alte Idee in meinem Kopf, sie zieht von dannen keine Wahl reiner Zufall mein selbstbestimmter Zufall

"EINE HOMMAGE AN DIE REINE WILLKÜR"

Ich lache. Ein Irrer.

Ein Irrer summt:

Sag, wer hat sich ausgedacht,
Dass Wollen mich zum Menschen macht?
Sag, wer will, dass man mich straft,
Wenn man als Untier mich entlarvt?

Sag, sollte ich nicht glücklich sein,
Als Mensch zu leben, ganz allein?
Sag, wer kann dem widerstehen,
Nur zu sein, kein Leid zu sehen?

Es wacht das Auge, innen Licht,
Das sieht den Schmerz der Fragen nicht,
Es zeigt, es strickt, es inszeniert
Und hofft, dass es ein Schauspiel wird.


"Wir haben ihnen eine gottverdammte Show geboten, Matilde. Bis zum Ende." Ich weine und wende mich ab und wische mir die Tränen weg. "Das haben wir, meine Blume."

Tableau.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #267 am: 8.10.2016 | 10:16 »
Abrupt ergreift Karim das Wort. "Nun. Wir sollten nicht um die heisse Suppe herumreden, will ich sagen. Wir sind alle hier, um dem ehrwürdigen Auserwählten, dem Doktor, zu helfen, seine Verwandlung zu vollziehen, damit er in den Keis der Tänzer und Flötenspieler im Reich Azathoths aufsteigen kann. Er ist würdig, der Doktor, wir alle wissen das. Und wir alle werden ihn so lange beschützen, bis er seine Verwandlung vollzogen hat."
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #268 am: 8.10.2016 | 11:33 »
Ich muss mich bemühen, dass mir nicht alle Gesichtszüge entgleiten.
Verwandlung?! Bitte WAS?!
Nach einem kurzen Augenblick habe ich mich wieder vollständig unter Kontrolle.

"Verwandlung? Was meinen sie mit der Verwandlung? Meine sie eine kafkaeske Verwanldung?"

Nach einer sehr kurzen Pause:
"Es gibt nur einen Auserwählten, nehme ich an. Und was ... was erkenne ich gerade nicht, was ihn zum Auserwählten macht?"

In Gedanken füge ich hinzu: "Soweit ich weiß, ist Doktor Savage nicht als Flötenspieler bekannt."

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #269 am: 8.10.2016 | 15:01 »
William ergreift plötzlich das Wort. "Ihr liegt falsch. Nicht dieser Doktor hier ist der, den Ihr sucht und dem Ihr huldigen solltet..." Plötzlich ist es sehr still im Raum. "Der Auserwählte ist dieser Mann hier." Er deutet mit der Hand auf Ove. "Dies ist der Auserwählte..." Und erneut herrscht Stille.
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #270 am: 8.10.2016 | 15:19 »
Clive

Fast bin ich geneigt, lauthals zu lachen.

"Welche Wandlung soll ich denn jetzt noch vollziehen? Ich glaube, ihr kommt ein wenig zu spät ...

Das ganze hört sich eher nach einer rituellen Opferung an, gekleidet in schöne Worte."


Ich denke an den Trümmerhaufen, der am Ende dieses Tages von meinem Leben übrig geblieben ist.

"Matilde ist fort ... mit oder ohne Marie ... ich weiß es nicht. Vielleicht ist sie Paul gefolgt, vielleicht wurde sie von Rick verschleppt. All meine Pläne für die Zukunft liegen endgültig in Scherben.

Mir läuft die Zeit davon. Der Herzanfall hat mir das deutlich gezeigt. Niemand weiß, wieviel Zeit mir bleibt, aber die mir auf Erden verbleibenden Tage sind gezählt. Die Nornen haben meinen Faden längst zuende gesponnen. Skuld fordert nun den kleinen Rest des der Vergangenheit Geschuldeten ein. Ich werde keine Zeit mehr haben, einen neuen Erben ausfindig zu machen, dem ich IHN und alles andere anvertrauen könnte. Ich werde keine Zeit mehr haben, Antworten auf meine Fragen zu finden.

Mein Haus ist nicht mehr sicher. Das ganze Dorf ist nicht mehr sicher. Die Menschen beginnen sich zu verändern."


Ich betrachte eine Weile Ayana, blicke nochmals in ihre dunklen Augen, und versuche sie zu ergründen.

"Vielleicht gilt es nur noch, den letzten Weg zu wählen, den ich beschreiten will?

Will ich erneut davonlaufen? Für wie lange?

Will ich hier kämpfen? Alleine mit Ove? Mit Braddock, den ich überhaupt nicht kenne und nicht vertraue? Soll ich die Menschen in meinem Dorf der Gefahr aussetzen?

Oder will ich dem allen selbst ein Ende setzen? Die Zügel zumindest im letzten Moment in den eigenen Händen halten .... all diese Menschen unter mein Dach laden ... und mit mir den Flammen überantworten? Ein letzter Tanz im Feuerschein? Feuer mit Feuer bekämpfen! Den Kreis schließen!"


Plötzlich reißt eine neue Stimme mich aus meinen Gedanken. Ein hühnenhafter Fremder steht im Salon und hat die Blicke aller Anwesenden auf sich gezogen. Er scheint unser Gespräch schon eine Weile zu verfolgen ...

"Verflucht, ist mein Haus denn ein Taubenschlag, dass heute jeder meint, er könne es ohne Einladung betreten?", entfährt es mir zornig.

"Wer sind Sie und was suchen Sie hier?"
« Letzte Änderung: 8.10.2016 | 15:22 von Joran »

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #271 am: 9.10.2016 | 12:57 »
"Auch ich habe dem Auserwählten meine Aufwartung gemacht, habe ihm gehuldigt, wie es angebracht ist und ihm ein Geschenk dargeboten, wie es geschrieben steht. Er hat mein Geschenk angenommen, womit der Pakt geschlossen wurde und er hat mich hier in sein Haus geführt, so dass ich ihm weiter huldigen darf und ihn auf seine Reise vorbereiten werde."

Der Mann streckt seinen Rücken durch und richtet sich zu seiner vollen, imposanten Grösse auf. "Mein Name ist William Collins und der Auserwählte ist OVE EKLUND. Sie Sir, Sie sind nur ein Scharlatan."
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #272 am: 9.10.2016 | 15:48 »
Clive

Ich werde langsam zornig, bremse mich aber mit Rücksicht auf meine Verfassung. Mit ruhiger, aber fester Stimme erkläre ich dem Hünen:

"Ich habe immer von mir gewiesen, ein 'Auserwählter' zu sein! Es entspricht wohl kaum der Beschreibung eines Scharlatans, dass dieser vehement Fähigkeiten oder Eigenschaften von sich weist, die ihm dritte zuschreiben.

Sie vergessen sich in Ihrer Wortwahl, mein Herr! Und Sie vergessen, wo Sie sich befinden: in meinem Haus, in meinem Salon ... ungeladen ... ohne sich vorzustellen.

Ich bin geneigt, Sie von meinem Besitz zu jagen, ... Mr. Collins, wie ich vermute."

Dann rufe ich nach Luni, der sich im Flur befinden muss.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #273 am: 9.10.2016 | 17:26 »
"Sir, Ihr Hund wird nicht kommen. Sie haben ihn ausgesperrt, zusammen mit den anderen Hunden."

"Und noch eins... Das ist nicht ihr Haus, Sir. Also spielen Sie sich nicht so auf. Dies ist der Besitz von Herrn Eklund, dem wahren Auserwählten."
« Letzte Änderung: 9.10.2016 | 17:29 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #274 am: 9.10.2016 | 17:42 »
Clive

"Wie konnte er Luni so einfach aussperren?"

Ich erhebe mich aus meinem Sessel und wende mich dem Hünen zu.

"Ihr anmaßendes Benehmen gefällt mir ganz und garnicht!", sage ich nun bestimmter. "Woher wollen Sie wissen, wem dieses Haus gehört? Seien Sie versichert, Sie befinden sich auf MEINEM Grund und Eigentum!

Packen Sie sich ... aber schnell, bevor ich wirklich ärgerlich werde!"

Ohne mich umzudrehen setze ich an alle gerichtet hinzu:

"Wer immer hier irgendeinen Pakt schließen will, ohne sich vorher zu erklären, sollte seine Geschenke schnellstens einpacken und seine Füße in die Hand nehmen!"

Ich fasse meinen Stock fester ... meinen alten Gehstock, nicht den der Zwillinge. Aber ich weiß, dass meine Möglichkeiten begrenzt sind. Ove und ich alleine gegen fünf Fremde ist kein gutes Zahlenverhältnis.