Autor Thema: Irgendwo in IRLAND  (Gelesen 46552 mal)

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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #450 am: 26.02.2017 | 18:06 »
Clive

Der schleimige Brei lässt mich einen Moment an das Wesen in der Schneiderei denken. Aber ich will lieber gar nicht so genau wissen, durch was ich hier wate. Am liebsten würde ich mir die Witwe unter den Arm klemmen und mit ihr hinaus laufen, um Ove zu suchen.

"Zuviel für mich allein ... Zuviel für mich allein!", denke ich hektisch und versuche doch, mir meine Unruhe nicht anmerken zu lassen.

Ich nähere mich Meabh nicht weiter, sondern zeige nur beschwichtigend meine leeren Hände.

"Meabh, was machst Du da?", frage ich mit einer vorgeschobenen Gelassenheit und Verwunderung. "Was willst Du mit den Messern? ... Du brauchst Sie nicht mehr. Ich werde Dich jetzt schützen! ... Ich bringe Dich weg von hier und Du erzählst mir genau, was passiert ist. Dann kümmern ich und ein paar Männer aus dem Dorf sich um den Dämon. Wir erledigen das für Dich! ... Ich weiß, dass Du nicht verantwortlich bist für die schrecklichen Dinge, die geschehen sind. Dieser Dämon ist schuld und wir müssen ihn unschädlich machen, bevor er noch mehr Unheil stiftet!"

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #451 am: 26.02.2017 | 18:31 »
Metallisch quietschend schwaben die Messer aneinander entlang.
Die Witwe bekommt grosse Augen aber ihre Stimme ist ruhig. "Kayleigh? Bist Du das?" Sie legt den Kopf schief und schaut Dich fast mitleidig an, während sie weiter die Messer wetzt.
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #452 am: 26.02.2017 | 22:05 »
Clive

"Meabh, ich bin es ... Clive Savage", versuche ich sie mit eindringlicher Stimme wachzurütteln.

Gleichzeitig schließt sich meine Hand fester um meinen Gehstock. Ich habe mit ihm eine größere Reichweite als die Witwe, aber ich will sie nicht verletzen, wenn es vermeidbar ist.

"Was soll ich tun? Ich könnte sie mit einem gezielten Stoß vor die Brust zurückstoßen ... das würde sie aber nicht hindern, mich erneut anzugreifen. Oder ich könnte versuchen, sie mit einem Schlag auf den Kopf zu betäuben ... das erscheint mir sehr unsicher: Schlage ich zu schwach, wird es kaum Wirkung zeigen, schlage ich zu fest, könnte ich ihren Schädel brechen. Ich könnte fest auf ihre Hände schlagen, um die alte Frau zu entwaffnen ... ich würde ihr vielleicht die Hände brechen, aber das würde heilen ..."

"Meabh ... Du musst zur Besinnung kommen, bevor noch mehr Menschen zu Schaden kommen! Ich flehe Dich an: Leg die Messer weg!"

Es bereitet mir Sorgen, dass ich nichts mehr von Braddock höre: "Was würde dieser merkwürdige Kerl tun? Ist er zu Ove gelaufen? Verfolgt er dieses ... affenartige Wesen? Oder wird er gleich hier eingreifen ... wohlmöglich auf die Witwe schießen? Gott bewahre, ein Angeschossener reicht mir für heute!"

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #453 am: 27.02.2017 | 07:36 »
Ove
Ich genieße den Moment der Ruhe, der sich um mich herum ausbildet, als diese Ruhe durch Schritte von der Straße Herr gestört wird.


Immerhin kommen die Schritte nicht von der Rückseite des Hauses, dann könnte es dir Witwe sein, denke ich. Aber wer sagt mir dass sie es nicht trotzdem ist, hinterfrage ich mich selbst.

Ich überlege kurz ob ich jetzt aufstehen sollte und meine Chance nutzen sollte die Scheune erkunden, dich schaffe ich es nicht. Ich kann mich nicht aufraffen. Ich werde nur einen viel erbärmlicheren Eindruck machen als so wie jetzt, teilnahmslos an der Wand angelehnt.

Zufrieden stelle ich fest, dass ich hier schwer zu sehen bin.

Mal sehen, wer der Ruhestörer sein wird, denke ich als ich meinen glasigen Blick in die Richtung der Schritte richte.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #454 am: 27.02.2017 | 11:07 »
Etwas Grosses steht vor Ove und nimmt ihm das Licht der Sonne. Schatten fällt auf Dich und das Summen der Insekten nimmt zu, die gerade aufgeschreckt wurden.
Noch immer lehnst Du an der Hauswand, als Du einen üblen Geruch wahrnimmst, wie von fauligem Fleisch. Der Geruch wird stärker, bis Du heissen, feuchten Atem neben Deinem Gesicht wahrnimmst und Du spürst die Atembewegungen.
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Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #455 am: 27.02.2017 | 12:12 »
Was ist das?
Ist mein erster Gedanke.

Doch instinktiv halte ich still, ich warte ab, Stelle mich tot, oder etwas ähnliches wie tot....

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #456 am: 28.02.2017 | 12:04 »
Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich meine Augen geschlossen hatte. War ich vielleicht sogar eingeschlafen? Oder bin ich schlicht zu erschöpft um mich an die letzten Sekunden oder gar minuten zu erinnern?

Vorsichtig öffne ich meine Augen ein wenig, doch kann ich nur das eine Auge öffnen, das noch nicht vom Blut verkrustet ist.

Zaghaft nehme ich das riesge Maul, das zottelige Fell und den fauligen Gerucht aus dem Maul des Wesens wahr.
Riesige Zähne, ein riesiges Maul, das sich mir nähert, immer weiter. Heisser, feuchter Atem schlägt mir entgegen.

Ich vergesse das Atmen.

Die Ansapnnung lässt mich den Schmerz vergessen. Ich öffne meine Augen weiter.

Das riesige Maul ist ganz nah, ich kann die Zähne schon fast spüren, die sich in meinen Hals, mein Gesicht, mein Fleisch bohren werden.
Ich bin voller Ansapnnung.

Das war's! Jetzt wirst du sterben. Ich liebe dich Stine, verzeih mir.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich das Maul öffnet, Geifer tropft von den Zähnen. Ich bin unfähig zu entfliehen.

Dann ist es so weit.

Eine riesige, nasse, warme Zunge wischt über meine Wange. Erst die unversehrte Seite, dann die blutverschmierte Seite.
Immer wieder wischt der Fleischlappen über mein Gesicht, befreit mein Auge vom Blut, wischt mir die Blutverkrustungungen vom Gesicht.

Meine Anspannung weicht etwas. Vermutlich kann ich so eine Anspannung einfach nicht solange ertragen.
Als ich mich erneut traue beide Augen zu öffnen, probiert das Monster nicht mehr mein Blut als Vorgeschmack auf den Rest von mir.

Tatsächlich steht es vor mir... ER steht vor mir.

Luni, schaut mich mich seinen grossen Augen an. Ich kann meine Überraschung weder in Worte noch in Taten bringen.

ich will meine Hand ausstrecken, als Luni mich aufmunternd in die Seite stupst.

Zärtlich und unsagbar erleichtert streiche ich ihm über sein Fell.

"Luni!" flüstere ich. "Was machst du denn hier?"

Statt zu antworten, stupst er mich erneut, auffordern, aber nicht zum Spiel ... eher drängend.

Mühsam richtige ich mich auf, indem ich mich an der Wand hochschiebe.
Dann stütze ich mich mit meiner unverletzten Hand leicht auf Luni ab, und lasse mich von ihm leiten.

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #457 am: 1.03.2017 | 15:19 »
Lunis Anwesenheit gibt mir Stärke. Die Gewissheit, dass jemand bei mir ist, unterstützt mich. Und Luni scheint zu wissen, wo er hin will.
Zielstrebig führt er mich, doch ich kann nur langsam folgen.
Immer wieder wünsche ich mir, dass ich stehen bleiben und mich ausruhen kann, aber ich muss weiter gehen.

ich gehe den Weg, den ich eben noch gerobbt oder von Clive gestützt gegangen bin. Diesmal stützt mich Luni.

An der Hausecke angekommen bleibt Luni stehen, schnuppert kurz und knurrt grimmig Ich schaue mich um, doch ich kann nichts sehen. Die grüne Bank steht immer noch vor dem Fenster, aber von Clive, der Meab oder von Braddock ist keine Spur.

Luni legt seine Ohren an, und schaut hinter uns. Für mich ist es zu anstrengend mich umzudrehen. Ich vertraue auf Lunis Reaktion und Intuition.

Luni dreht sich teilweise um und gibt ein scharfes Knurren, nach Hinten weiter.
Etwas muss dort sein, aber dann nimmt er seine Bewegung wieder auf und wir gehen weiter. Offensichtlich gehen wir immer näher an die Scheune.
Ich sollte vielleicht verwundert sein, darüber dass Luni mich zur Scheune führt, doch bestärkt es doch nur mein Gefühl, dass wir dort hinein gehen sollten.

An der kleinen Seitentür der Scheune angekommen, lasse ich Luni los und stütze mich stattdessen an die Wand.

Blitzschnell und vermitelt dreht sich Luni um, flätscht die Zähne, stellt das Nachfell hoch.

Erneut schießt Adrenalin durch meinen Körper.

Was ist da?!


An die Wand gelehnt, kann ich mich leichter umdrehen, als eben noch auf dem freien Weg.
In einer Entfernung steht ein riesiger Hund, oder etwas in der Art. Und Luni funkelt dem Wesen abweisend entgegen. Tiefe Abscheu und die klare Aufforderung an den anderen Hund sofort zu verschwinden liegt deutlich in Lunis Körpersprache. Das ist sogar für Menschen überdeutlich.

Luni lauert und es scheint einen Wettbewerb im Anstarren zu geben. Dann dreht sich der andere Hund um, als hätte er von dort etwas gehört, dreht sich zögerlich um, schaut dann aber noch mal in unsere Richtung.
Ich höre ein Wort., das zu uns herüber weht, worauf hin der Hund erneut seinen Kopf in die Richtung aus der wir kamen wendet und dann widerwillig um die Hausecke trottet.

War das eine von O'Loughlins  Bestien?

Erschöpft lehne ich an der Wand zur Scheune und atme durch, als Luni sich entspannt und mich anschaut, als wolle er fragen, was zum Teufel wir hier an der Scheune machen. Als hätte ICH ihn hier hingeführt.

Geh zu Herrchen!, denke ich mir als ich O'Loughlins Hund nachschaue und Kraft sammel um in die Scheune zu gehen.

Als ich mir zur Tür drehe, fällt mir Lunis Blick auf.
"Was denn?", flüstere ich schwach. "Du hast mich hier hingeführt... oder etwa nicht?!"

Luni legt den Kopf schief und schaut mich von unten her an, wie es nur Tiere und Kinder können, die einem damit zu sagen scheinen man sein ein Dummkopf, der keine Ahnung hat.

Habe ICH Luni hergeführt? .... Nein. Das glaube ich nicht. Und selbst wenn. Wenn ich schon hier bin, dann muss ich dort reinschauen. Wenigsten reinschauen.

Ich begebe mich auf die andere Seite der Tür, damit ich durch den Türspalt schauen kann, dann drücke ich die Klinke und ziehe an der Tür.

Sie lässt sich öffnen, was jeden anderen überrascht hätte, doch hatte ich mir darüber vorher nie Gedanken gemacht. Ich halte es also für selbstverständlich.

Dann schaue ich vorsichtig durch den Türspalt ins Dunkel.
Es dauert eine gewisse Zeit, bis sich meine Augen an das Dunkel gewöhnt haben.

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #458 am: 3.03.2017 | 23:09 »
Die Witwe verdreht ihre Augen, bis nur noch das Weisse zu sehen ist. Ihre Mundwinkel zucken nervös. Auch ihr Kopf zuckt. Sie hält ihn fragend schief. Geifer rinnt ihr aus einem Mundwinkel über das Kinn und tropft zu Boden. "Khhhooo Nghhhooo."

Dann blitzen ihre Augen und sie springt mit den Messern in den Händen nach vorne auf Dich zu.
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #459 am: 3.03.2017 | 23:12 »
Die Tür rechts von den Scheunentoren führt Dich in etwas, was vermutlich eine Art Lager oder Werkzeug Schuppen ist.

Vorsichtigen Schrittes schiebst Du Dich langsam in die gähnende Finsternis hinein.
Der Boden ist lehmig-erdig, leicht uneben und hier und da liegen Inseln mit Stroh darauf.
Durch wenige schmale Spalten zwischen den Brettern der Aussenwand fällt etwas Licht von Osten hinein.

Du machst ein paar Schritte vorwärts. Der Lehm ist weich und gibt unter Deinen Schritten nach.

Von weiter hinten im Raum hörst Du das Miauen einer Katze. Luni knurrt, bleibt aber zurück.
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #460 am: 4.03.2017 | 19:26 »
Clive

Als die Witwe auf mich zu stürzt, schlage ich mit meinem Gehstock nach den Messern, um ihr diese aus den Händen zu prellen.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #461 am: 6.03.2017 | 23:32 »
"Iiichhh hoooffeee, Duuu leiiidessst niiichttt." Die rechte Hand der Frau lässt die Klinge des Messers über den Tisch kratzen. Und mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk, schleudert sie etwas von dem Unrat in Deine Richtung "... niiichttt zuuu weeeniiig."

Danach befördert sie mit einem schnellen Tritt eine Holzkiste in Richtung Deiner Schienbeine.
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #462 am: 7.03.2017 | 13:14 »
Clive

Mir wird endgültig klar, dass weiteres Einreden auf die Meabh hier wohl nichts mehr ausrichten kann. Also bereite ich mich darauf vor, mich gegen die offenbar dem Irrsinn verfallene Alte zu verteidigen und ihr dabei möglichst wenig Schaden zuzufügen.

Mein Stand ist ohnehin unsicher. Die breiige Masse aus Unrat und stinkenden Abfällen, die den Boden bedeckt oder sogar den Boden darstellt, macht jeden Schritt zu einem Wagnis.

"Wie konnte die Witwe das Cottage seit meinem letzten Besuch so verkommen lassen? Seit wann geht das so? Das hier ist nicht das Ergebnis von wenigen Tagen. Dieser Verfall kann nicht alleine der Nachricht über den Mord an Kayleigh geschuldet sein. Hier muss schon wesentlich länger etwas im argen liegen!"

Ich beschließe, nicht das Wagnis einzugehen, der Kiste mit einem Sprung auszuweichen. Stattdessen stütze ich mich mit der Linken auf die Fensterbank hinter mir und halte den Stock schützend wie einen Degen vor mich. Die Kiste versuche ich mit einem Fuss abzuwehren und hoffe, dass mir dies mit der gleichen Leichtigkeit gelingt, wie es der Witwe möglich war, die Kiste in meine Richtung zu treten. Die alte Frau ist rüstig, aber sie macht auf mich nicht den Eindruck, plötzlich übermenschlichen Kräfte entwickelt zu haben.

Ein stechender Schmerz in meiner linken Hand lässt mich zusammenzucken und für einen kurzen Augenblick befürchten, die Katzen seien wieder zu geisterhaften Leben erwacht, um mich zu beißen oder zu kratzen. Doch dann fallen mir die Scherben ein, die überall um das Fenster verstreut liegen ... Schnell wird das Fensterbrett unter meiner Handfläche feucht und rutschig.
« Letzte Änderung: 7.03.2017 | 16:40 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #463 am: 7.03.2017 | 18:01 »
Ove
Wie üblich besteht auch hier der Boden aus gestampftem Lehm. Der starke Regen des gestrigen Abends muss ihn aber durchweicht haben. Offensichtlich hat es nicht nur über dem Manor wie aus allen himmlischen Kübeln zugleich geschüttet. Das Wasser muss die leichte Schräge vom Hof hinab hier hinein gelaufen sein.

Ich überlege, ob es so viel geregnet haben kann, dass der Boden hier komplett durchweicht ist und deswegen so rutschig ist, doch dann merke ich, dass meine Füße nicht sehr tief einsinken. Es ist doch nur die obere, gewöhnlich staubige, Schicht des Bodens, die nun zu einem rutschigen Schmierfilm geworden ist.

Ich schaue mich nach Halt um. Dicht neben der Tür, zu meiner Rechten, befindet sich eine alte Werkbank. Sie ist unaufgeräumt. Überall liegen, Werkzeuge und Gerümpel herum. Für den Besitzer sicher keine allzugroße Unordnung, aber für Fremde sieht es schlicht chaotisch aus.
Während ich meinen Blick über das Gerümpel gleiten lasse, um meinen Augen mehr Zeit zu geben sich an das Dämmerlicht anzupassen, fallen mir die Gerüche um so stärker auf. Die Gerüche in diesem Raum sind zahlreich.
Zuerst der erdige Geruch, des Lehmbodens, gemischt mit dem staubigen Geruch der Luft. Eine Mischung aus Heustaub, Holzmehl, der Holwürmer in den Dachbalken und dann der Dung. Die Ausdünstungen der Tiere sind hier nur wenig zu riechen. Dafür riecht es nach Metall und Rost. Alles in allem ein Geruch nach Alter, Verwirrterung und Muff.
 
Es fällt mir schwer zu atmen. Der Geruch ist schwer und legt sich zunächst wie Teer in meine Lungen. Ich brauche ein paar Atemzüge um mich zu gewöhnen.
Ich stütze mich an der Werkbank ab und hebe hier und da forschend ein paar Werkzeuge an um zu sehen, was es ist aber auch um zu sehen, was darunter liegt.

Liegen hier Schnitzmesser? Waffen? Oder doch eher nur Hämmer, verrostete Sicheln und alte, schartige Klingen von Sensen, rostige Nägel und alte Bohrer?

Während ich dort suche höre ich das Miauen einer Katze.

Was macht eine Katze an einem Ort voller toter Katzen? Ist sie freiwillig hier? Ist sie doch soetwas wie der Chef hier im Revier und hat die Katzen, die nun Katzenleichen sind, so zugerichtet, dass sie verstorben sind? Ist es eine gefangene Katze? Das nächste Opfer der unheiligen Mordaktion? Oder ist sie doch nur durch Zufall hier und hofft darauf, dass ich ihr ein paar Essensreste oder einen Schluck Milch bringe?

Wo sind überhaupt die anderen Tiere? Ich kann sie riechen, aber noch nicht sehen.


Während ich mich suchend weiter voranziehe in der Hoffnung die Katze, die Tiere oder sonstige Hinweise zu finden, halte ich mich zunächst an der Werkbank fest, und schaue mich suchend in die  Richtung um, aus der das Miauen kam. Dabei fällt mir zu meiner linken der alte Leiterwagen auf. Es ist kein großer Wagen, sicher nur für zwei Ponys ausgelegt, aber ausreichend, um das Heu und Stroh für diesen kleinen Hof einzufahren. Zumindest war es das mal, bis er hier abgestellt und sicher seit Jahren nicht mehr genutzt wurde.
Auf dem Wagen liegt eine Plane oder schlicht Unrat und dieser Wagen und der Unrat darauf scheinen die einzige Barriere zu sein, die den Arbeitsbereich des Schuppens von der Tierhaltung und der Lagerung von Heu und Futter trennt. Ich will mich dorthin bewegen und taste mich in die Richtung vor.

Am Leiterwagen angekommen, hebe ich die staubige Plane an, um hinunter zu spähen. Ich brauche beide Hände um die ölige, schwere Plane zu heben. Meine Wunden protestieren, aber ich muss herausfinden, was hier zu finden ist.

Luni schaut inzwischen in die Richtung des Hauses, als würde er von dort etwas hören. Doch weder Luni, noch das was draußen passiert bemerke ich, in dieser wie betäubend wirkenden, dunklen, muffigen Abgeschiedenheit.

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Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #464 am: 9.03.2017 | 11:29 »
Wie eine lepröse, eiterige, Geschwulst beherbergende Haut kommt Dir der Küchenboden vor, der unter den Bewegungen Deiner Schuhe schmatzende, glucksende, rülpsende und furzende Geräusche von sich gibt. Unter Deinen Sohlen bilden sich zähe, klebrige Fäden, die Deine Schuhe mit der garstigen Oberfläche der Küche verbinden.

Das Innere der Küche spiegelt anscheinend so ziemlich auch das Innere der Alten wieder. Von Wahnsinn verfallen, mit sich im Unreinen und verwirrt. Gedanken von abgrundtiefer Verderbtheit und Verkommenheit stürzen auf Dich ein. Verwirrende Gedanken. Und Du weisst nicht woher oder weshalb.

Die Holzkiste, von Deinem Stock und dem Unrat am Boden abgestoppt, stellt keinerlei Bedrohung für Dich dar. Vielmehr scheint es mehr eine Art Ablenkung, denn ein Angriff gewesen zu sein

Unrat landet in Deinem Gesicht, das von dem breiten Messer in Deine Richtung geschleudert wurde und bleibt, zähem Haferschleim gleich, an Stirn und Wangen kleben. Doch Deine Augen bleiben klar und Dein Blick fest. So siehst Du, wie die Alte zum Sprung ansetzt.

Mit der Witwe ist anscheinend nicht zu spassen. Von dem lichten Moment, als sie die Flinte aus dem Fenster warf, ist nichts mehr zu spüren. Ihre Augen funkeln böse vor maligner Mordlust.
« Letzte Änderung: 9.03.2017 | 11:32 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #465 am: 10.03.2017 | 00:42 »
Die Tischplatte der Werkbank sieht aus, als wurde der Arbeitsplatz überhastet verlassen. Staub bedeckt Holz und Eisen. Die unterschiedlichsten Werkzeuge sind dort zu finden. Die Schubladen stehen halb offen und im Schraubstock ist noch ein Brett eingespannt. In dieses Brett sind Messer hindurch getrieben und am Heft krumm geschlagen worden. Eine alte Petroleumlampe hängt blind an der Wand.

Hinter der Werkbank befinden sich die Pferche aus groben Brettern; nur hüfthoch umfriedet und leer. Tiere sind keine zu sehen, obwohl ihr abgestandener Geruch noch über den Pferchen hängt. Hier und da sind Fellreste an einigen Holzspleissen zu sehen. Zwischen den Pferchen führt ein Weg nach Hinten in die Finsteren hinein. Rechts und links des Wegs sind Tröge am Boden. Leer. Verdreckt. Verstaubt.

Der lehmige Boden ist nass. Hier und dort liegt Stroh auf dem Boden. Ebenfalls nass. Grau. Faulig. Schimmelig. Erneut hörst Du das klagende Miauen einer Katze.
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #466 am: 16.03.2017 | 12:10 »
Clive

Der Kontrollverlust steht der Witwe ins Gesicht geschrieben. Wahn blitzt mir aus ihren Augen entgegen. Ich kenne diesen Blick. Nichts was ich täte und nichts was ich sagen würde, könnte noch zu ihrem Verstand durchdringen. Ich verstehe ihren Zustand. "Es ist das VIRUS! Gott weiß, es ist schwer, sich ihm zu widersetzen. Hat man einmal einen Blick hinter den Vorhang geworfen, weiß man, dass es keinen Weg mehr zurück gibt. Ich sehe die Erkenntnis, dass es keine Rettung gibt, in den tiefen Abgründen ihrer Augen ... hinter dem unkontrollierten Funkeln der Mordlust. ... Es ist so verlockend, sich der Hoffnungslosigkeit zu ergeben und seinen Geist fallen zu lassen. Ich kann Dir das nicht vorwerfen, Meabh!"

Ich möchte die Witwe nicht verletzen. Sie ist krank. Einer spontanen Eingebung folgend gebe ich mich erstaunt, blicke an der Witwe vorbei und spreche gegen jede Fairness das grausame Wort laut und in gespielter Verwunderung aus: "Kayleigh? ... Wie kann das sein?"

Etwas verändert sich in der Mimik der Witwe, als sie herumfährt. Ich schäme mich, aber ich nutze die Chance, die sich mir bietet: Mein Stock durchschneidet mit einem leisen, boshaften Geräusch die Luft. Das Geräusch erweckt Ekel in mir; es erinnert mich an Ruten auf schwarzer Haut. Dann trifft der Stock mit einem dumpfen Schlag auf den Schädel der Witwe. Ich kann nur hoffen, das rechte Maß gefunden zuhaben ...

"Nun kann ich Dir nicht mehr helfen, Meabh. Du wirst mir nie mehr vertrauen. Du musst mich nun hassen! Jetzt habe ich Dir den Grund dafür gegeben. ... Ich verachte mich selbst dafür!"

Traurigkeit bemächtigt sich meiner: Ich mag den Kampf gegen Meabh gewonnen haben. Aber ich habe den Kampf um Meabh gerade verloren!
« Letzte Änderung: 16.03.2017 | 12:19 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #467 am: 16.03.2017 | 17:11 »
Ove

Unter der Plane verbirgt sich nichts von Interesse.
Die Plane hatte sich lediglich in Falten gelegt und sah viel versprechender aus, als sie es war. Was wir zarte menschliche Konturen unter einer schweren Plane aussah, war nur in sich verdrehte Plane, die von sich selbst bedeckt, wie ein dickes Leichentuch über einem toten Körper wirkte.

Ich bin erleichtert und enttäuscht zugleich.

Wieder wende ich mich der Werkbank zu. Das Brett im Schraubstock weckt mein Interesse. Mit weniger Anstrengung als erwartet, kann ich das Brett aus dem Schraubstock befreien.
Es ist nicht sehr lang. Es ist wie ein mit Dornen bewehrter Knüppel, den man bei sehr blutigen Straßenschlachten häufiger sehen konnte. Ein Knüppel, durch den zumeist am dickeren Ende lange Nägel getrieben wurden.  Ich schaue mir die Messer und die Konstruktion näher an. Sie wirkt nicht übermäßig stabil, aber es ist eindeutig eine Waffe oder ein Folterinstrument.

Ich fasse es wie eine Art Schläger und schwinge es leicht und vorsichtig, wie zum Test.

Ja, es könnte eine Waffe sein. Allerdings keine gute... nicht für mich in diesem Zustand. Aber ... ich will auch nicht schießen. Auf nahe Entfernung, wie hier in der Scheune, kann ich mit einem Hieb mit diesem gespickten Brett mehr Schaden verursachen und viel eher treffen als mit einem Schuss.

Ich nehme das Brett mit, als ich mich tiefer in die Scheune hinein bewege. Gelegentlich nutze ich das Brett als Gehhilfe, wenn der Untergrund unerwartet uneben wird, oder mich der Schmerz meiner Wunden bei einer falschen Bewegung durchzuckt.

Ich höre wieder das Miauen der Katze und muss an die dunkle Sphinx denken, die ich in der Penhew-Stiftung gesehen habe. http://www.aegyptenfans.de/Aegypten/BritischesMuseum/London_1/ammenemes.jpg
Ich erinnere mich an den Flyer in meinem Notizbuch, doch dann konzentriere ich mich wieder auf die Herkunft des Rufs der Katze.

Es scheint aus einem der Pferche zu kommen. Ich begebe mich immer näher dort heran.
Meine Angst, oder etwas anderes in mir rät mir das Brett zu heben, als ich näher an den Pferch komme. Mit dem erhobenen Brett, schaue ich zaghaft über die niedrige Einfriedung des Pferchs, und versuche die Katze zu erkennen.
Ich fahre vor Schreck zusammen, als ich das Miauen erneut höre.

Diesmal lauter,

durchdringender.


Ich bin ihr ganz nah.

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #468 am: 16.03.2017 | 19:41 »
Die Alte macht einen ausladenden Schritt, fast eine Art Sprung.

Die nach vorne gestossene Kiste dient ihr dabei als erhöhte Ebene, um über Dich zu kommen. Mit einem Fuss auf der Kiste rutscht sie nach vorne, während die Klinge des einen Messers die Luft durchschneidet.

Die andere Klinge wird durch Deinen Stock zur Seite bewegt, so dass es sein Ziel verfehlt und der Witwe aus der Hand gehauen wird.

Doch dadurch wird auch Dein Schlag abgelenkt. Der Knauf Deines Stocks trifft sein Ziel auf der linken Seite ihres Schädels, genau auf Höhe des Jochbeins.

Ein knirschendes Geräusch ist zu hören. Knochen und Zähne vermutlich.
Die faltige Haut der Alten platzt auf und Blut spritzt aus der Wunde und dem Mund.

Ein überraschtes Stöhnen ist zu hören, dann bricht der Angriff der Frau abrupt ab und sie sackt wie tot in sich zusammen.
« Letzte Änderung: 16.03.2017 | 19:43 von Der Läuterer »
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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #469 am: 16.03.2017 | 19:45 »
Du hebst das Brett an. Ein schmatzendes Geräusch ist zu hören, als sich das Holz vom nassen Lehm löst.

Zu Deiner Überraschung ist das Brett länger als erwartet. Stroh fällt rechts von der Planke ins Dunkel hinab.

Du trittst näher und entdeckst eine Grube; abgedeckt mit maroden Latten, Reisig, Lehm und Stroh. Die Grube scheint tief zu sein. Tief und düster.

Die Planke führt auf die gegenüber liegende Seite der Grube.
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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #470 am: 17.03.2017 | 19:07 »
Clive

Mit dem Stock fege ich die beiden Messer aus der Reichweite der Witwe. Der Boden bleibt ein unsicheres Terrain. Gleichzeitig hält mich die Sorge, die Witwe könnte erneut eine Wandlung vollziehen und wieder zum Angriff übergehen, zur Vorsicht an. Darum nähere ich mich Meabh nur vorsichtig und nutze den Stock, um einen sicheren Stand zu bewahren. Als ich endlich neben der dem Wahnsinn verfallenen Frau in die Hocke gehe, fühle ich mit Erleichterung ihren Puls. Aber ich weiß, dass auch sie dringend einer eingehenden Behandlung bedarf ... wie Ove. Das Gesicht ist erschlafft und aschfahl. Die Falten scheinen sich tiefer eingegraben zu haben, seit ich sie gestern zuletzt gesehen habe. In den hängenden Mundwinkeln sammelt sich Speichel. Der Geruch der Alten raubt mir den Atem ... oder geht der Gestank von der dicken Schicht aus Unrat aus, dem ich in der Hocke und ein paar Schritt vom Fenster entfernt erst jetzt vollends ausgesetzt bin? Dort, wo mein Stock den Kopf getroffen hat, beginnt sich die Haut bereits zu spannen.

Ich löse meinen Gürtel und binde der Alten damit fest die Hände. Aber auch als ich meine Arbeit abgeschlossen habe, beruhigt mich das nur ein wenig. Ich weiß, dass Wahnsinnige nicht unbedingt ihre Hände brauchen, um Verletzungen zu verursachen.

Dann richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Verletzungen und beginne mit meiner Untersuchung.

"BRADDOCK!", rufe ich, ohne den Blick von meiner Patientin zu wenden. "Ich brauche sauberes Wasser und ein Stück Stoff, um ihre Verletzungen zu kühlen! ... Wir brauchen Hilfe! Ove wurde angeschossen. ... Wir brauchen einen Wagen, um beide zum Manor zu bringen! ... RASCH, EILEN SIE SICH!"

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« Letzte Änderung: 17.03.2017 | 19:11 von Joran »

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #471 am: 18.03.2017 | 12:55 »
Nachdem Du die Witwe sorgfältig gefesselt hast, fühlst Du beinahe körperlich, dass Du beobachtet wirst. Ein Blick in ihr Gesicht lässt Dich zusammenzucken.

Unter den zerzausten Haaren, die ihr in die Stirn hinab hängen, siehst Du ein hektisch herum blickendes Auge. Es blinzelt, als sich Euer Blick trifft.

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Joran

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #472 am: 18.03.2017 | 13:57 »
Clive

"GOTT IM HIMMEL!", stoße ich erschrocken aus, als ich das Auge erblicke. Ich taumele aus der Hocke zurück und verliere den Halt. Auf allen vieren versuche ich rückwärts möglichst schnell Abstand zwischen mich und Meabh zu bringen, bis ich die Wand in meinem Rücken spüre. Die Absätze meiner Schuhe schaben über den Boden und hinterlassen längliche Spuren, die sich von den Seiten her langsam mit Flüssigkeit füllen. Meine Hände versinken im schmierigen Untergrund. Die träge Masse quillt zwischen meinen Fingern hindurch. Und über allem liegt dieser bestialische Gestank, der meine Sinne immer stärker zu dominieren scheint.

Unbeholfen rappele ich mich unter Zuhilfenahme meines Gehstocks und der Wand in meinem Rücken auf. Das Küchenfenster liegt nur wenige Schritte neben mir. Es verspricht Licht und frische Luft. Ich beginne mich vorsichtig in diese Richtung zu bewegen. Der Schreck sitzt mir noch tief in den Gliedern, so dass meine Hände zittern.

"Das kann nicht real sein! ... Ich muss mir das eingebildet haben! ... Dieser Gestank ... vielleicht ist es ein Gas, das die Sinne beeinflusst?"

Mit Widerwillen blicke ich zu Meabh herüber, die im Zwielicht liegt. Die Sonne strahlt so hell durch das Küchenfenster, dass alles außerhalb des scharf abgegrenzten Rechtecks auf dem Boden dagegen finster erscheint, als würde man gegen das Licht fotografieren. Es ist unmöglich zu erkennen, was sich unter den zerzausten Haaren verbirgt. ... Aber ich meine, den stechenden Blick noch immer auf mir zu spüren. ...

"Ich muss Meabh hier herauszerren ... ans Tageslicht ... und mir eine Bestätigung einholen. Ich muss sichergehen, dass nicht nur ich das Auge sehe! ... Ich wünschte mir, Matilde wäre hier ... oder Cainnech! ... Wem kann ich DAS zeigen? ... Ove? Selbst wenn er nicht verletzt wäre, würde er derartiges verkraften? ...", zweifele ich. "Kann ich Braddock vertrauen? Welche Rolle spielt er hier? Ist er nicht vielleicht der Ursprung dieses Irrsinns? Alles begann mit ihm ... Ayana? Selbst wenn ich ihr trauen könnte, wer würde ihr später glauben, wenn es darauf ankommen sollte? Sie ist SCHWARZ. Und die Menschen sind erfüllt von Vorurteilen. ... Wem kann ich in einer solchen Sache vertrauen?"

Meine zitternde Hand stößt gegen das Fensterbrett, während ich noch nachdenke. Ich wende mich kurz zur Seite und sauge die frische Luft durch die zerborstene Scheibe ein.
« Letzte Änderung: 18.03.2017 | 16:11 von Joran »

Offline Puklat

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #473 am: 20.03.2017 | 07:46 »
Ove

Das Miauen kommt ganz offensichtlich nicht aus dem Pferch, in dem ich es vermutet habe.
Es kommt noch weiter aus dem Dunkel.
Ich wende mich dahin um.

Oder sind es mehrere Katzen, die an verschiedenen Stellen Miauen? Bilde ich mir das ganze vielleicht auch nur ein?
Alles scheint möglich.

Prüfend hebe ich eine dicke Planke etwas an, die sich schmatzend leicht vom Boden erhebt. Sie ist schwer und lang.
Ich lasse sie sinken und schaue mir die Umgebung an. Erst jetzt erkenne ich, dass die Planke ein Loch überspannt. Eine Grube.

Ist das ein Brunnen? Eine Dung-Grube? Aber warum sollte jemand das mitten im Stall bauen? Wäre es nicht viel zu gefährlich? Man selbst oder die Tiere könnnten dort hineinstürzen.
Ist es vielleicht eine illegale Mine? Kann man hier Erze oder Kohle abbauen?

Ich kann mich nicht erinnern. Zu sehr schwindelt mir der Kopf, schießen mir Gedankenfragmente durch den Geist.

Wer auch immer diese Grube ausgehoben hat, es muss lange her sein. Die Deckbretter sind morsch... alle, bis auf die Planke, die auf die andere Seite führt.

Rationalität treibt mich nicht mehr an. Jeder geistig und körperlich gesunde Mensch, würde entweder vermutlich den Weg über die Pferche suchen, um die Grube zu überwinden. Oder würde einfach umdrehen und das verdammte Katzenvieh in Ruhe lassen. Eine Katze, die von selbst auf den Baum klettert, kann auch von selbst wieder herunter, auch wenn sie in der Zwischenzeit herzzereissend schreit und maunzt. So verhält es sich doch auch mit dieser Katze. Wenn die von alleine her kam, dann kommt sie auch von alleine wieder heraus.

Aber Rationalität hat mit meinen Entscheidungen wenig zu tun. TROTZ treibt mich an.

Da meint der Boden hier mir also weitere Hinternisse entgegen zu bringen! Da wollen wir mal sehen!

Mit einer Mischung aus Schocksymptomen, Selbstüberschätzung und purem Trotz, schreite ich auf die Planke zu. Die mit Messern bewährte Latte, muss ich abstellen, bevor ich einen Schritte auf die stabile, große Planke wage. Ich halte mich an der Begrenzung des benachbarten Pferches fest, als ich meine Füße vorsichtig auf der Planke voran schiebe.

Mehrfach rutsche ich fast weg, doch im letzten Moment kann ich mich immer wieder fangen. Beim letzten Schritt, muss ich mich jedoch so stark festhalten, dass es mir die Tränen vor Schmerz in die Augen treibt. Nur mit Mühe konnte sich mein geschundener linker Arm in dem Pferch festklammern, als mein rechter Fuß wegrutscht.
Ich schleppe mich erschöpft auf die andere Seite der Grube und übergebe mich.

Es dauert einige Zeit, bis ich mich wieder gesammelt habe und weiter gehen kann. Vorsichtig schleppe ich mich weiter.

Wie konntest du den Ort des Miauens nur so falsch einschätzen?! Warum interessiert es dich überhaupt? Dieser Stall hat doch gar nichts interessantes zu bieten. Ove, du musst verrückt sein!

Diese Gedanken verhallen in mir ungehört. Es geht ums Prinzip! Ich will es jetzt wissen! Ich will keinen Hinweis übersehen. Allerdings trägt diese Sichtweise die Gefahr mit sich genau wegen dieser Fokussierung, diesem "Überanspruch" das Wichtige zu übersehen.

Bin ich dem miauen, der Katze NUN endlich nah?!

Offline Der Läuterer

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Re: Irgendwo in IRLAND
« Antwort #474 am: 28.03.2017 | 18:52 »
Die Planke ist schlüpfrig, doch trägt sie Dein Gewicht mit Leichtigkeit, während Du darüber hinweg balancierst und dich dabei mit einer Hand an der Einfriedung des Pferchs festhältst.

Auf der anderen Seite der Grube angekommen, packt Dich die Neugier. Du trittst mit der Spitze Deines Schuhs etwas Lehm los, trittst von der anderen Seite vorsichtig an die Grube heran, schaust hinab und wirfst gleichzeitig den Klumpen hinunter.

Du weisst nicht, was Du erwartest oder erwarten sollst. Das, was passiert, enttäuscht Dich etwas, denn nichts Aufregendes geschieht. Obwohl Du gespannt wartest, und genau hinhörst, hörst Du nichts besonderes. Tief scheint die Grube jedenfalls nicht zu sein und einen festen Boden scheint sie auch aufzuweisen.

Dann wendest Du Dich wieder dem hinteren Teil der Scheune zu. Du bist jetzt etwas entspannter und so merkst Du sogleich wieder, wie Deine vielen kleinen Wunden schmerzen.

Du schaust Dich um. Hier hinten ist es noch dunkler als etwas weiter vorne. Fast glaubst Du, dass die Finsternis jeden Lichtstrahl verschlingen würde. Erneut drehst Du Dich, bis sich Deine Augen besser den Lichtverhältnissen angepasst haben, da entdeckst Du auf einem Sims am Verschlag eine Petroleumlampe stehen. Daneben liegt ein Metallkanister und drei Schachteln mit Streichhölzern.

Du fixierst die Lampe. Und je intensiver Du sie anschaust, desto stärker scheint die Dunkelheit der Umgebung auf Dich eindringen zu wollen. Das wenige, spärliche Licht wirft seltsam bewegte Schatten, die ein eigenes Leben zu haben scheinen. Die langen Schatten der Balken scheinen belebt. Bewegen sie sich tatsächlich Schlangen gleich am Boden, oder sind dies alles nur Hirngespinste?!
« Letzte Änderung: 28.03.2017 | 18:59 von Der Läuterer »
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