So, da wir ja wieder auf Kuschelkurs sind, kann ich ja gleich mal etwas Benzin ins Feuer gießen.
Scherz beiseite...
Ich glaube, das Problem, das viele (u.a. ich) mit Deinen aussagen haben, sind unterschwellige implizite Statements.
Es hat finde ich auch etwas mit Erfahrung zu tun, wie gut der SL die Regeln kennt, und im Vorfeld dadurch Regelprobleme sogar vermeiden kann. Bei einem Frischling, der vielleicht zum ersten Mal leitet, erwarte ich das noch nicht.
Das impliziert ein wenig, dass wir das erwarten...
Und das tun wir natürlich nicht. Unerfahrenheit ist doch kein unverzeihlicher Makel. Und auch kein Ding, das nur Rollenspielanfänger betrifft.
Wir spielen seit einem Jahr Midgard, und damit ist das System recht neu für unsere gesamt Runde.
Klar kommt es da zu unsicherheiten und unklarheiten. Da wird dann das Regelwerk konsultiert oder auch mal eine Regel "um des weiterspielens Willen" schnell improvisiert - aber im Konsens.
Wir diskutieren darüber. Oder der Spielleiter schlägt eine Regel vor und der Rest stimmt zu (oder nicht).
Es gibt da eigentlich keine lange Debatte.
Und natürlich: Neulinge genießen "Welpenschutz". Denen soll das Leiten ja Spaß machen und nicht durch skeptische alte Säcke der Spaß am Rollenspiel verdorben werden.
Welpenschutz ist ein bescheuerter Begriff. Mir fällt grad kein besserer ein...
[quoteWogegen ich mich jedoch wehre, und was hier immer wieder gerne untergejubelt wird, ist die SL- Willkür, und Missbrauch durch den Spielleiter und Begriffe wie entmündigen. Wenn ich einem SL bewusst mehr Vertrauen entgegen bringe, tue ich das vollkommen mündig und bei vollem Bewusstsein.[/quote]
Das stimmt natürlich. Und diese Unterstellung wird natürlich ein bisschen im Affekt untergejubelt.
Der Affekt entsteht durch die Formulierung, dass man dem Spielleiter mehr vertrauen würde.
Das impliziert, dass die Verfechter der Regeltreue ja weniger oder kein Vertrauen in ihren Spielleiter haben.
Und genau da entsteht dann der Beißreflex.
Denn das stimmt nicht.
Es ist eher andersherum, dass die Spielleiter der anderen Seite ihre Spieler ins Vertrauen ziehen und zugeben "hey, hier ist eine mißliche Situation entstanden, wie wollen wir das lösen."
Damit will ich nicht unterstellen, dass die Spielleiter, die selbst entscheiden, ihren Spielern nicht genug Vertrauen entgegenbringen.
Es sind schlicht unterschiedliche Herangehensweisen, beide bringen Vor- und Nachteile mit sich.
Die eine liefert eine Unterbrechung im Spielfluß und zwingt den Spieler einen Blick hinter de Kulissen,
die andere liefert möglicherweise unzufriedene Spieler, die sich bevormundet oder ungerecht behandelt fühlen.
(Betonung liegt auf "möglicherweise")
Jeder Vergleich hinkt, der sicher auch, aber egal:
Wenn ich z. B. ins Restaurant gehe, und dort eine Pizza bestelle, dann geniese ich das Ambiente, die Hintergrundmusik (Falls sie gut ist), mein Gegenüber, den Wein, und wenn es dann kommt,- mein Essen. Ich vertraue dem Pizzabäcker, dass er das gut kann, die Qualität des Essens gut ist, und nicht vergiftet. Ich traue ihm es ist sein Job, und ich muß nicht in die Küche gehen um nachzuprüfen, ober das auch richtig macht. Das will ich gar nicht sehen, sondern einfach geniesen.
Wenn es gut schmeckt, habe ich das bekommen was ich wollte, wenn es ungeniesbar ist, werde ich vermutlich das nächste Mal woanders hingehen.
So ähnlich ist es auch im Rollenspiel. Wenn man dem SL vertraut.;-)
Wenn man das Beispiel auf den diskutierten Fall hier anwenden möchte, dann müsste man sich fragen, was passieren soll, wenn die Champignons aus sind, die auf die Pizza sollten.
Da wird der eine Gast sagen "Dann soll er halt was anderes drauflegen, is mir doch egal, solange es schmeckt!"
und der andere wird sagen "Wäre schön, wenn Koch oder Kellner kommt und davon erzählt und dem gast eine Wahl anbietet - anderes Gericht oder eben was anderes als Belag"...