Eine zu 100% vorhandene Objektivität kann es meiner Auffassung doch eh nicht geben. Etwas zu bewerten, das geschieht immer aus einer subjektiven Perspektive, seine eigene Haltung kann doch niemand ausklammern, und die ist geprägt von Geschmack, Sozialisation, Vorlieben etc. Was letztlich wichtig ist, ist dass nachvollziehbare Kriterien existieren, nach denen bewertet wird. Dann kann auch ein Leser nachvollziehen, wie jemand zu einer Bewertung kommt und eben abgleichen, ob man selber damit übereinstimmt.
Letztlich denke ich zudem, dass derjenige, der Renzensionen schreibt, dies ja auch gerade deshalb tut, weil er sich für diesen Produktbereich interessiert. In einem Nischenbereich wie dem Rollenspiel dürfte sich dies sogar noch potenzieren. Ich rezensiere doch nicht DSA oder andere Systeme, weil ich es nicht mag, sondern weil es mich interessiert. Sonst würde sich doch niemand diesen Aufwand machen. Und damit geht man sicherlich - zumindest geht das mir so - erstmal mit wohlwollender Haltung an das Produkt, jedesmal mit der Hoffnung, dass es sich um einen guten Band handelt.
Die Orkenspalter-Position kann ich da grundsätzlich nachvollziehen, es wird bestimmt schwerer, je mehr Kontakt man zu den Handelnden hat. Orkenspalter dürfte da aber auch ein ziemlicher Sonderfall sein, weil da ja viel Kooperation herrscht, was wohl auf den durchschnittlichen RPG-Rezensenten in dieser Form nicht zutreffen dürfte.
Absolut anschließen kann ich mich der Forderung, jedes Produkt mit dem gebührenden Respekt zu behandeln: Da steckt immer jemand dahinter, der viel Arbeit reingesteckt hat. Wenn das Ergebnis schlecht ist, muss das natürlich auch angesprochen werden, die Basis von Häme oder Beurteilungen unter der Gürtellinie ist meiner Auffassung aber nicht angebracht. "Absoluter Schrott", "der letzte Scheiß" etc. ist für mich in dieser Hinsicht nicht der adequate Ton, vor allem nicht, wenn der Rezensent selber seriös bleiben will.