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[Beyond the Wall] In die Ferne

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Talwyn:
Ich liebe wirklich das Konzept der gemeinsamen Sandbox und würde es gerne stehlen (meine Spieler wollen bei D&D bleiben, weil sie da in Bücher investiert haben - als ob die Anschaffung eines Player's Handbooks mich auch nur zu einem müden Lächeln bewegen könnte, aber sei's drum!) Hierbei nun folgende Komplikation: Ich würde gerne mit wechselnden Spielleitern spielen, da ich selbst das Vorbereiten wie auch das Leiten im Angesicht von zunehmend zeitintensivem Job und Familie immer mehr als Belastung empfinde. Daher nun die Frage: Wie passe ich das System aus "In die Ferne" so an, dass das auch funktioniert, wenn es nicht den einen SL, der sämtliche Geheimnisse der Sandbox kennt.

Mein Grundansatz bestünde daraus, das Ganze zu handhaben wie folgt:

Wir erschaffen zunächst unsere Sandbox wie im Kampagnenhandbuch beschrieben, würfeln allerdings noch nicht die Proben für gesehen/gehört/gelernt. Sobald die Karte gefüllt ist, wird entschieden, wer das erste eigentliche Abenteuer leitet, und wohin die Reise geht. Natürlich sollte es nicht unbedingt ein Schauplatz sein, über den just der Charakter des designierten Spielleiters etwas weiß. Anschließend wird für diesen Schauplatz die entsprechende Probe abgelegt. Bis zum nächsten Spielabend kann sich der SL dann die Details zu besagtem Schauplatz ausdenken. Außerdem kann/darf/sollte er nun auch noch ein paar Nebenschauplätze einbauen, die für den von ihm geleiteten Spielabend relevant sind, um die Karte so peu à peu mit interessanten Orten zu füllen.

Wichtig wäre dabei, dass jeder, der sich den Spielleiterhut aufsetzt, ganz bewusst in seiner Vorbereitung nicht zu tief ins Detail geht und Annahmen über die Welt trifft, die weit über den Rahmen des Abenteuers hinausgehen, das er selbst leiten wird. Eine wichtige Regel wäre nämlich aus meiner Sicht: Alles, was die Abenteurer am Ende des Spielabends nicht wissen, ist nicht definiert. Die Abenteurer haben den belastenden Brief nicht gefunden, aus dem hervorgeht, dass der Kämmerer die Räuber für die Überfälle auf die Handelskarawanen bezahlt hat? Dann ist dies auch nicht der Fall, bzw., der nächste SL kann die Geschichte in diese Richtung entwickeln, muss es aber nicht tun. Manchmal wird am Ende eines Spielabends schon relativ deutlich sein, wohin die losen Enden führen, an anderen Tagen ist dies aber vielleicht völlig unklar, und dann sollte grundsätzlich der nächste SL die Freiheit haben, diese losen Enden nach eigenem Ermessen weiterzuentwickeln (wenn er sie denn aufgreift und nicht einfach erstmal als lose Enden belässt, um die sich der erste SL kümmern kann, wenn er wieder mit dem Leiten an der Reihe ist). Natürlich ist es ok, wenn der SL seinen Nachfolger fragt: "Ich hatte noch ein paar Sachen vorbereitet, die heute nicht zum Tragen gekommen sind - willst du wissen, worum es sich dabei handelt?" - er sollte es aber akzeptieren, wenn der Gefragte abwinkt: "Lass mal, ich habe schon eine recht konkrete Vorstellung, was ich nächstes Mal leiten werde."

Ich sehe zwar einen gewissen Tradeoff dahingehend, dass vermutlich die einzelnen Schauplätze nicht ganz so dicht miteinander verwoben sein werden, wie das bei einem einzelnen SL der Fall wäre, aber ich denke, damit wird bei uns jeder leben können. Was haltet ihr von diesem Ansatz? Hat vielleicht schon jemand ähnliches versucht - oder ist ganz anders an die Sache herangegangen? Eure Gedanken zu diesem Thema würden mich wirklich sehr interessieren!

Antariuk:

--- Zitat von: Talwyn am 25.11.2016 | 16:34 ---Was haltet ihr von diesem Ansatz? Hat vielleicht schon jemand ähnliches versucht - oder ist ganz anders an die Sache herangegangen? Eure Gedanken zu diesem Thema würden mich wirklich sehr interessieren!

--- Ende Zitat ---

Ich finde deine Idee prima und halte das für einen idealen Kompromiss bei mehreren SL. Vor allem das Abwarten der Proben zur Wahrheitsbestimmung ist super - das könnte man auch noch erweitern indem man "Konsequenz-Proben" aus jedem Abenteuer generiert/erlaubt, die sich auf den Rest der Welt beziehen und diese dann durch den nächsten SL dann auf Richtigkeit prüfen lassen (nur weil die Charaktere dabei waren, haben sie ja noch lange nicht 100% Durchblick).

Erfahrung habe ich mit wechselnden SLs aus einer D&D 3.5/Pathfinder Sandbox, die ein paar Freunde und ich für ca. 1,5 Jahre gespielt haben. Ausgangspunkt war die Stadt Saltmarsh aus dem DMG 2 für 3.5 und jeder hat reihum Abenteuer für unsere Heldentruppe geleitet, die in Saltmarsh residierte. Wir haben alle offizielle Abenteuer, bzw. welche aus dem Dungeon Magazin oder aus artverwandten Systemen, geleitet und diese angepasst, also kein totales Homebrew. Nach ein paar Monaten sind wir auf Pathfinder umgestiegen.

Außer Saltmarsh selbst gab es nur sehr grobe Angaben zum Setting und eine nahe Küstenlinie, der Rest wurde im Laufe der Runde etabliert, wir hatten nichtmal einen Namen für das umliegende Land oder Reich. Jeder SL durfte mit seinem Abenteuer dann Stücke der weißen Landkarte füllen und auf die vorher definierten Sachen Bezug nehmen. Einige NSCs kamen deshalb in mehreren Abenteuern vor und manche Orte haben wir auch mehr als einmal besucht. Einige Male wurden auch Geheimnisse bzw. unaufgelöste Sachen von einem SL zum nächsten weitergegeben falls er die irgendwie für sein Abenteuer benutzen wollte, aber das war keine zwingende Vorgabe.

Der von dir angesprochene Tradeoff war auf jeden Fall existent, aber da zumindest in unserem Fall das System episodenhaftes Spielen eh super unterstützt machte das überhaupt nichts. Im Gegenteil, alle waren zum Ende eines Abenteuers immer neugierig was es als nächstes an interessante, bunten oder gruseligen Dingen zu entdecken gibt, auch wenn es dieses Mal ein Stücken weiter weg geht. Man hat damit ein Points-of-Interest Spiel (und eine Points-of-Interest Karte!) die sehr befreiend ist weil man nicht jedes Kuhdorf zwischen hier und dem nächsten Abenteuer aufmalen oder sich merken muss.

Greifenklaue:
Konnte es nach einer zweiten Runde Feenhandel ausprobieren und war von In der Ferne recht begeistert. Es sprudelte trotz dreier Großstädte ...

Greifenklaue:
Im Rahmen des Follow Friday hab ich Feenhandel, zum zweiten Mal gespielt, und In die Ferne gelobt, der Teil zu In die Ferne:

"Hinterher wurde dann mittels In die Ferne eine gemeinsame Sandbox erschaffen, auch das war ein toller Kreativitätsschub. Hier ein Auszug eines Spielerortes, einer Großdstadt im Norden:

König GT III liegt im Sterben. Seine fünf Kinder streiten um den Thron. Auch Adelige sind beteiligt. Doch der König hofft, dass die vor kurzem plötzlich in der Stadt aufgetauchten, zwielichtigen Kultanhänger, sein Leben doch noch um einige Jahre verlängern können.

Der Zweite in der Thronfolge steckt mit den Kultisten unter einer Decke.

Dann würfelt man noch den Wahrheitsgehalt des Geschriebenen verdeckt aus, welches der SC so gehört hat. Der zweite Absatz wiederum stammt von einem zweiten Spieler.

Mittlerweile hab ich die verschiedenen Punkte, Ideen und Settingfakten schon verknüpft – bin sehr gespannt, wie es weitergeht. {Wer da reinlesen mag, die Spielern zugänglichen Teile finden sich hier.}

Kurzum, sowohl Beyond the wall {deutschsprachig übrigens} als auch In die Ferne kann ich nachhaltig empfehlen."

Alle Texte hab ich übrigens hier ins Tanelorn gestellt, wer noch Ideen hat. Ich hab allerdings mittlerweile gebrainstormt und muss die Ideen nur noch niedertippen.

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