Autor Thema: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius  (Gelesen 957 mal)

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Offline sma

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Terry Pratchets Romane benötigen keine weitere Erklärung denke ich. Turtles all the way down.

Spielziel ist es, in der Welt der Romane gemeinsam Geschichten zu erzählen. Wer also ein typisches Fantasy-Rollenspiel erwartet, dessen Regeln sich zu 90% um Kampf drehen, wird enttäuscht.

Die Charaktere, die im Schnellstarter alle der Wache von Ankh-Morpork angehörten, werden durch einen Hintergrund, zwei Nischen, eine Überzeugung und zwei Marotten beschrieben, was jeweils Halbsätze wie "Thpray it, don’t thay it" oder "A stitch in time saves nine" sind und die man auch Aspekte nennen könnte, wenn dies denn Fate wäre.

Das Spiel findet in von der SL gesetzten Szenen statt, die andauern, bis die Spieler entweder ihr Ziel erreicht haben oder nicht mehr erreichen können. In beiden Fällen geht die SL dann zur nächsten Szene über.

Will ein Spieler etwas erreichen, was nach Einschätzung der SL auch schief gehen könnte, erfordert dies eine Probe. Der Spieler überlegt, welchen Aspekt des Charakters er nutzen könnte, je harnebüchener, desto besser. Die SL bewertet das und weißt Ergebniswürfel zu. W12, wenn's die Kernkompetenz des SCs ist, W4, wenn's echt nicht passt, wenn man ehrlich ist. Und W10 oder W6 wenn's irgendwie dazwischen liegt. Die SL definiert außerdem, was passiert, wenn die Probe misslingt.

Nun werden Ergebniswürfel gegen den Narrativumwürfel (immer W8) gewürfelt und ist das Ergebnis höher, ist die Probe gelungen. Ist es niedriger, erleidet der SC die Konsequenz. Bei Gleichstand klappt zwar, was angedacht war, die Konsequenz kommt aber auch.

Jeder SC hat Glückspunkte. Misslingt eine Probe, kann ein anderer Spieler, dessen SC in der selben Szene ist, einen Glückspunkt ausgeben und helfen und selbst eine Probe ablegen. Die Konsequenz wird aber schlimmer sein und beide werden ihr unterliegen.

Alternativ kann man eine Gruppenprobe durchführen, wo die SL nur einmal den Narrativumwürfel wirft, jeder SC aber einen entsprechend verhandelten Ergebniswürfel. Je nach Situation reicht es, wenn einer Erfolg hat und ein Misserfolg ist nur dann gegeben, wenn alle versagen oder aber alle müssen es schaffen.

Schließlich gibt es noch die "das klappt auf gar keinen Fall" Regel, wo, wenn etwas superextremunwahrscheinlich ist, sollte das die SL einfach durchwinken.

Tja, und das war's dann auch schon mit den Regeln. Sie sind sehr ein sehr abstrakter Weg, um an von der SL festgelegten Stellen dem Zufall zu überlassen, wie es wohl weitergeht, wobei man als Spieler versucht, einen möglichst guten Ergebniswürfel herauszuverhandeln.

Das PDF hat etwa 40 Seiten netto, verbraucht 6 Seiten damit, einem Neuling zu erklären, was Rollenspiel ist, und 8 Seiten, um oben von mir zusammengefasstes zu erklären. Dann haben wir 20 Seiten mit einem Abenteuer, was ich mir noch nicht angeschaut habe und dann vier Charaktere:

* Detective Bartholemew Hamrahan (ein Menschenmannzombie),
* Constable Igorina (eine lebende Menschenfrau),
* Constable Cliff (ein Steintroll),
* Constable Surly Underhand (ein Zwerg),
* Constable Misbegot & Ampersands (ein Gargoyle)

Das PDF endet mit einem einseitigen Referenzblatt, das zeigt, wie wenig Platz man eigentlich braucht, um alle Regeln zu notieren und auch noch die verschiedenen "funcy dice" zu erklären. Wie leider bei Modiphius-Produkten üblich, könnte der restliche Text einfacher und klarer formuliert sein … was vielleicht dem Bemühen, ein bisschen nach Pratchet zu klingen zuwiderlaufen könnte.

Ach ja, nett bebildert ist das natürlich auch, aber das ist ja inzwischen eigentlich bei modernen Rollenspielen selbstverständlich.

Zusammenfassend würde ich sagen, das System ist angenehm leichtgewichtig, andererseits könnte man sich das auch in 10min selbst ausdenken. Was wird denn im eigentlichen Buch noch drin stehen? Ganz viele Charaktermerkmale? Eine Zusammenfassung der Ereignisse aus den Romanen?

Offline postkarte

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #1 am: 7.10.2024 | 23:39 »
Kurzer Bericht vom Playtest aus meiner Sicht als SL: Ich mag die Grafik, ich mag die Art und Weise, wie sie die Stadt zum Leben erwecken wollen. Jeder Charakter und jeder NSC hat bestimmte freie Eigenschaften. Das System besteht darin, dass der Spieler jedes Mal, wenn er etwas ausprobiert, argumentieren muss, wie viele und wie stark dies zu den Eigenschaften des Charakters passt, und einen höheren Würfel gegen den W8 des Spielleiters werfen muss. Wenn sie versagen, bekommt der SC bestimmte Konsequenzen. Das System ist ein bisschen langweilig und macht es schwer, eine Art von zunehmender Spannung zu erzeugen, die zumindest im Abenteuer angedacht ist. Ich würde das Abenteuer wieder spielen, das System müsste man aber deutlich aufpeppen.

Offline Schinkensandwich

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #2 am: 8.10.2024 | 07:23 »
Mir ist ins Auge gefallen, dass überall die Pronomen präsentiert werden, sogar bei minimalistischen NSCs und auch auf den Charaktersheets.

Online aikar

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #3 am: 8.10.2024 | 16:53 »
Schade, bei "Verhandeln bei jeder Probe" bin ich draußen, das hat für mich noch gut funktioniert. Aber evtl. kommen ja ein paar gute Hintergrundbände raus.
Für Fans von Aventurien, denen DSA zu komplex ist: Aventurien 5e: https://aventurien5e-fanconversion.de/

Offline sma

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #4 am: 8.10.2024 | 17:45 »
Schade, bei "Verhandeln bei jeder Probe" bin ich draußen, das hat für mich noch gut funktioniert.
Hast du das nicht bei jedem Rollenspiel mehr oder weniger?

A: "Kann ich da die Wand hochklettern?"
SL: "Ja, aber mit -4, weil sie glatt ist."
A: "Aber ich habe doch noch die Kletterhaken."
SL: "Na, dann -2"
B: "Ich helfe A mit einer Räuberleiter."
SL: "OK, du hast Vorteil. Würfle!"

Zitat
Aber evtl. kommen ja ein paar gute Hintergrundbände raus.
Die hat Pratchett doch schon alle geschrieben :)

Offline Selganor [n/a]

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #5 am: 11.10.2024 | 11:21 »
Schließlich gibt es noch die "das klappt auf gar keinen Fall" Regel, wo, wenn etwas superextremunwahrscheinlich ist, sollte das die SL einfach durchwinken.
Durchwinken wie "nö, klappt nicht" oder "klar klappt das!" wenn die aus dem Computerspiel bekannte "1:1 Million"-Chance da ist?
Abraham Maslow said in 1966: "It is tempting, if the only tool you have is a hammer, to treat everything as if it were a nail."

Offline sma

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #6 am: 11.10.2024 | 13:06 »
Letzteres. Wenn's superunwahrscheinlich ist, klappt es. Außer, die Spieler wollen es erzwingen. Dann nicht.

Offline KyoshiroKami

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #7 am: 11.10.2024 | 15:38 »
Schade, bei "Verhandeln bei jeder Probe" bin ich draußen, das hat für mich noch gut funktioniert.

Hast du das nicht bei jedem Rollenspiel mehr oder weniger?

Ich glaube es kommt da ganz stark auf die Gruppe bzw. einzelne Spieler an. Wenn ich so an den einen oder anderen Mitspieler zurück denke, dann kann dieses "Verhandeln" sich echt ziehen und potenziell nach drei oder vier Proben einfach keinen Spaß mehr machen.

Offline La Cipolla

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #8 am: 12.10.2024 | 10:19 »
Seriously, wenn man nicht in DISCWORLD über Erfolg verhandelt, wo denn dann? :D
In diesem Sinne:

Zitat
Letzteres. Wenn's superunwahrscheinlich ist, klappt es. Außer, die Spieler wollen es erzwingen. Dann nicht.

Exzellente Regel! (für Discworld)

Ich bin froh, dass sie einerseits die Regeln narrativ halten, andererseits aber auch nicht versuchen, den Humor ZU stark zu verregeln. Das kann total leicht schiefgehen.

Bin gespannt!



Zitat
Mir ist ins Auge gefallen, dass überall die Pronomen präsentiert werden, sogar bei minimalistischen NSCs und auch auf den Charaktersheets.

Duh, ist ja auch Discworld! Viel (gender-)subversiver als diese Bücher wird es halt nicht mehr.
Edit: Ich hatte hier erst ein Beispiel stehen ... aber seien wir ehrlich, es ist nicht nur eins, und dazu noch offensichtlich genug.

Shaun hat übrigens auch mal ein hervorragendes Video über die Leute gemacht, die Pratchett irgendwelche Seltsamkeiten andichten wollen. Da wird auch direkt über Pronomen in seinen Büchern geredet.
Empfehlenswert!

« Letzte Änderung: 12.10.2024 | 10:42 von La Cipolla »

Offline Chaos

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #9 am: 12.10.2024 | 11:02 »
Letzteres. Wenn's superunwahrscheinlich ist, klappt es. Außer, die Spieler wollen es erzwingen. Dann nicht.

Sie müssen aber auch sicherstellen, dass die Erfolgschance genau eins zu einer Million beträgt!
Unordnung = Datenschutz
Was ich nicht finde, das findet auch kein Anderer!

Offline sma

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #10 am: 12.10.2024 | 15:13 »
In Vorbereitung für den Kickstarter nächste Woche hat Modiphius ein bisschen Geld in die Hand genommen und Quintin Smith aka Quinns, Josephine McAdam und zwei Leute, die ich leider nicht kenne spielen in netter Studiokulisse das Abenteuer aus dem Schnellstarter.

Offline sma

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #11 am: 12.10.2024 | 15:21 »
Ach, wir haben übrigens gestern nochmal gespielt, ein eigenes Abenteuer, das locker von der Hand ging, Spaß gemacht hat und nochmal das Problem mit diesem Rollenspiel demonstriert: Warum genau brauche ich das?

Ohne die kargen Regeln, einfach mit 1W6 und hoch ist gut, hätte es noch besser funktioniert. Das Scheibenwelt-Setting kann man aus der Erinnerung kombiniert mit Wikis und ChatGPT auch konstruieren. Einzig die vordefinierten Charaktere waren nützlich, deren "Aspekte" aber so kryptisch sind, dass hier ein "traditionellerer" Ansatz mit Vor- und Nachteilen einfacher zu handeln wäre.

Online Irian

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #12 am: 12.10.2024 | 16:12 »
Wir haben damals Discworld mit GURPS gespielt und es hat auch funktioniert, auch wenn 99% von GURPS ziemlich unnötig sind dafür. Es kommt auf die Leute und die Stimmung an, dann bekommt man zumindest irgendeine Form von Humor mit mehr oder minder starkem Discworld-Bezug. Heutzutage würde ich dafür aber wohl auch kein GURPS mehr nehmen (auch wenn das Quellenbuch an sich durchaus gut ist), sondern maximal die lange Liste von Vor- und Nachteilen als Inspiration für "definierende" Elemente eines Charakters nutzen und den Rest einfach improvisieren, ob mit 1W6, 3W6 oder W20 ist doch völlig egal. Spontan käme mir für Discworld auch einfach RISUS in den Sinne, das erscheint von der Regelintensitität und Freiheit recht gut geeignet.
Hinweis: Nein, ich will dir nicht verbieten, X, Y oder Z in deinem Rollenspiel zu tun. Nein, ich habe dich keinen Rassisten genannt. Ja, du darfst X, Y oder Z auch weiterhin tun (außer es ist illegal, dann ist es aber auch nicht mein Problem). Wenn du denkst, es gibt eine einflussreiche oder auch nur mäßig große Gruppe hier im Forum oder in der dt. Szene, die dir dein Rollenspiel verbieten will, liegst du sehr wahrscheinlich falsch, insb. weil es idR keinen interessiert, was du so tust.

Online aikar

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Re: [Ich erzähle vom] Discworld Schnellstarter von Modiphius
« Antwort #13 am: 12.10.2024 | 19:11 »
Seriously, wenn man nicht in DISCWORLD über Erfolg verhandelt, wo denn dann? :D
Will ich auch niemandem ausreden. Dass es nichts für mich ist, macht es ja nicht zu einem schlechten Spiel. Sonst gäbe es eine MENGE schlechter Spiele da draußen  ;D
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