"Ungewöhnlich" ist auch vom historischen Kontext abhängig. Ich kann mich daran erinnern, als ich in den 90ern irgendwann in einem Rollenspielladen zum ersten Mal das Cover mit der Rose von Vampire: The Maskerade gesehen habe. Das war ungewöhnlich, und dieses Gefühl des Ungewöhnlichen hat dann auch für die anderen vier klassischen Serien der WoD angehalten, wie ich fand. Von Fäntelalter und Star Wars her kommend, war das ungewöhnlich. Inzwischen ist von diesem Gefühl natürlich nichts übrig geblieben.
Im Bereich Fantasy halte ich doch ein paar Settings für ungewöhnlich (und ich verstehe ungewöhnlich nicht im Sinne von krass oder angefahren, da geht es mir ganz wie Contains Disease):
*Tekumel: Detailliertes Wordbuilding mit Elementen mittelamerikanischer Kulturen.
*Talislanta: Ein sehr bunter und unbeschwerter Topf, der ganz viel sense of wonder verströmt. Die Welt hat eher ein Sword & Sorcery-Feeling, erinnert auch an planetary romance (auch wenn keine SF-Elemente drin vorkommen), es gibt unzählige, absolut fantastische spielbare Spezies, aber keine Elfen. Sagenhaft illustriert.
*Hârn: Das Ungewöhnliche an Hârn ist sicher der Detailgrad und die Versessenheit auf historische Plausibilität/Akuratesse in einer Fantasy-Welt.
*Shadow World: ein ganzer Planet, der mit wirklich ungewöhnlichen Settingideen gespickt ist. Ein großes Ding unter den Klassikern, vergleichbar wahrscheinlich ein wenig mit Glorantha.
*Everway: Okay, die Idee von Sphären-Hopping ist jetzt nicht so ungewöhnlich, aber die Art, wie Everway das damals präsentiert hat, irgendwie schon, wie ich fand (womöglich spielt die oben beschriebene historische Brille da auch mit rein).
*Tanaris (Ruf des Warlock): Hier wird eigentlich fast noch mehr als bei Aventurien alles Mögliche in einen Topf geworfen, vor allem aber auch mit einem entwaffnenden Mutwillen. Die Götterwelt ist von Tanith Lee übernommen, und was man irgendwie cool, drastisch oder witzig fand, hat man alles drangeklatscht, der New-Model-Army-Sound, der im inneren Ohr als Hintergrundmusik immer mitläuft, hat es dann irgendwie zusamengekittet. Passt.
*Ars Magica: Ungewöhnlich daran finde ich, mit welcher Subtilität, welcher Treffsicherheit und mit welcher Kultiviertheit hier historisches Mittelalter mit Fantasy verknüpft wurde. So geschmackvoll, kenntnisreich und organisch hat das meines Wissens sonst eigentlich kein anderes Setting geschafft.
Darüber hinaus muss man sicher auch Skyrealms of Jorune und Plüsch, Power & Plunder nennen.