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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspieltheorien => Thema gestartet von: D. M_Athair am 29.12.2016 | 10:24

Titel: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: D. M_Athair am 29.12.2016 | 10:24
... und warum sie oft so wenig nützlich erscheint.

MMn ist das Hauptproblem, dass dabei versucht werden bestimmte real existierende Spielweisen, Präferenzen und Erwartungen in Modelle zu packen. Unklar ist aber deren Hierarchie.

Ich glaube, dass man Spiel- und Erzählparadigma recht weit "oben" ansetzen muss. Es gibt aber weiter Differenzierungen, die beide Paradigmen betreffen. Das sind einerseits Prozessorientierung vs. Effektorientierung bei der Gestaltung des Spielens und außerdem die Bedeutung von Dramaturgie, Plausibilität und Regeln, die situativ immer in Konkurrenz stehen.

Das sind schon mal mindestens drei Ebenen, die eigentlich zu differenzieren wären, die aber auch miteinander in Wechselwirkung stehen. Die Creative Agenda der Forge war mMn nicht falsch und hat auch bestimmte Phänomene beschreiben können. Als "geschlossenes Modell" aber blendet es einige Schwierigkeiten und Phänomene (wie "den Taktikerkonflikt") aus.

Ein weiteres Problem ist, dass sich verschiedene Spielweisen oberflächlich sehr ähneln können - unter der Oberfläche aber Unterschiedliches wichtig ist. Außerdem: Ein und dasselbe Regelwerk lässt sich auf verschiedene Weisen erschließen, sodass aus den Regeln nur ein Strauß an unterstützten Spielstilen erkennbar ist. Mehr nicht.

Die modellhafte Darstellung von Spielgeschehen und Zusammenhängen, die RSP-Theorie betreibt ist, also gleichzeitig ihre Stärke und ihr blinder Fleck. Je nachdem welche Verbindungen von Präferenzen, Spielweisen, Design-Elementen, ... miteinander in Beziehung gesetzt werden, werden andere Verbindungen und Abhängigkeiten abgeschnitten. Das bedeutet: Theoretische Modellierungen können immer nur "Schnappschüsse" sein, deren Anspruch die Realität abzubilden und zu erklären sich immer auf "Teilrealitäten" bezieht. Das Ganze in den Blick zu nehmen halte ich dennoch nicht grundsätzlich für unmöglich, aber für schwierig und in seiner Komplexität letztlich für eher praxisfern. (Anders gesagt: Hätte man ein ausreichend komplexes Theoriegebilde, dann bräuchte es wiederum eine gelingende Übertragung in die Praxis, die auch nicht ganz ohne ist.)


Kurz: Brauchbare Theorie-Modelle zu erstellen ist schwierig. Die Rückübertragung in die Praxis auch.
Erkenntnisgewinn ist möglich und kann dabei hoch sein. (Ob man für aber funktionierende Praxis aufs Spiel setzen soll - was mMn automatisch passiert - muss eine offene Frage bleiben.)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 29.12.2016 | 11:11
Hey Clausustus,

Zitat
Das sind schon mal mindestens drei Ebenen, die eigentlich zu differenzieren wären, die aber auch miteinander in Wechselwirkung stehen.

Du musst außerdem noch mitbedenken, dass Spielgruppen inhomogen sind.
Sie sind a) heterogen in den Spielertypen* (vor allem in bezug auf die Theorie!) und daraus b) in der Wechselbeziehung zwischen SL und eben diesen individuellen Spielern.
Die jeweiligen Reziprozitäten differenzieren die Spielergruppe selbst also noch weiter aus.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich als SL aufgrund der unterschiedlichen Spielertypen in meinen Runden quasi zeitgleich mehrere RPG-Modelle spielte. Da die Spieler alle unterschiedliche Anforderungen an das Game und den SL hatten war jede der Relationen "SL-Spieler" dementsprechend anders.

Natürlich kann man das alles nivellieren und sagen "im Durchschnitt ist die Spielgruppe so und so", aber das reduziert die gruppendynamische Komplexität (die gerade für eine Theorie des Rollenspiels sehr wichtig ist!) und geht steil an der Empirie vorbei.

_________________

* ich meine gar nicht die Typologie der Theorie sondern den Phänotyp "Spieler".
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Edvard Elch am 29.12.2016 | 11:14
Ein weiteres großes Problem ist, dass der Diskurs um Rollenspielthorie in der Regel ein esoterischer ist: Fachbegriffe, die verwendet werden, werden nur selten definiert, und bei Übernahme von Begriffen und Konzepten anderer Autoren wird nur sehr selten ein Link auf die ursprünglichen Texte gesetzt. Man geht davon aus, dass, wer sich mit Rollenspieltheorie beschäftigt, diese Begriffe kennt, weshalb selbst wenn fünf Leute innerhalb des gleichen Modells diskutieren, diese fünf bis sieben unterschiedliche Vorstellungen von diesem Modell haben. Außerdem legt fast niemand die Prämissen offen, die den Ausführungen zugrunde liegen.

Du gehst zum Beispiel davon aus, dass es ein "Spiel-" und ein "Erzählparadigma" gibt, ich weiß aber nicht, was du damit meinst, und warum du deren Existenz annimmst. Damit ist letztendlich kein gewinnbringender theoretischer Diskurs möglich.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 29.12.2016 | 11:25
Zitat
Ein weiteres großes Problem ist, dass der Diskurs um Rollenspielthorie in der Regel ein esoterischer ist: Fachbegriffe, die verwendet werden, werden nur selten definiert, und bei Übernahme von Begriffen und Konzepten anderer Autoren wird nur sehr selten ein Link auf die ursprünglichen Texte gesetzt.


Naja, das ist doch üblich in Theoriediskursen. Exakte Begriffe gibt es nicht vor dem Diskurs, denn sonst bräuchte man keinen. Und nach dem Diskurs sind die Begriffe möglicherweise exakt aber irrelevant, da der Diskurs beendet ist.

Zitat
Du gehst zum Beispiel davon aus, dass es ein "Spiel-" und ein "Erzählparadigma" gibt, ich weiß aber nicht, was du damit meinst, und warum du deren Existenz annimmst. Damit ist letztendlich kein gewinnbringender theoretischer Diskurs möglich.

Der Begriff des Paradigmas ist ein zentraler in den (Gesellschafts-)Wissenschaften des 20. Jhs. Ggf. mal bei dem bekanntesten Schreiber T. Kuhn nachschlagen.
Ansonsten kurz im Duden.

Die Existenz eines Paradigmas wiederum zu postulieren ist einerseits natürlich eine scharfe These (spannend), aber andererseits banal, denn ohne ein solches Paradigma wäre ein theoretischer Diskurs sinnlos.
Ich würde hier gar nicht ontologisch denken sondern schlicht heuristisch.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: aikar am 29.12.2016 | 11:27
Kurz: Brauchbare Theorie-Modelle zu erstellen ist schwierig. Die Rückübertragung in die Praxis auch.
Erkenntnisgewinn ist möglich und kann dabei hoch sein.
Das fasst es für mich ganz gut zusammen. Ich plane zwar keine Runden basierend auf Rollenspieltheorie aber die Beschäftigung mit der Theorie hat mir geholfen, gewisse Probleme und Schwachstellen zu erkennen und zu verstehen.
So seltsam es für einen Profi klingen mag, aber allein die Erkenntnis, dass es unterschiedliche Vorstellungen von Rollenspiel gibt (ob man jetzt mit den Spielertypen nach Laws übereinstimmen mag oder nicht) hat mir damals wirklich die Augen geöffnet und gewisse Probleme in unserer Gruppe erklärt, die ich vorher einfach nicht nachvollziehen konnte.

Ich hab mal eine Zeitlang versucht, bei den Forge- und anderen Theorie-Diskussionen durchzublicken, habe es dann aber irgendwann als für mich unnütz abgetan.
Aber einzelne Brocken, die dabei abfallen, sind immer wieder Gold wert. Sei es indem sie mit dem Finger auf mögliche Konfliktquellen zeigen oder neue Spielkonzepte hervorbringen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 29.12.2016 | 11:36
Imho sind die RPG Theorien zum Großteil einfach nur Theorien, die zumindest bei uns in der Runde kaum praktischen Wiederklang finden.

Ganz davon ab, das ich oft den Eindruck habe das die Hauptakteure der RPG-Theorie Szene zu viel Zeit mit rumtheoretisieren verbringen, wirkt seltsam oft wie eine Substitution für das "echte, praktische RPG".
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 29.12.2016 | 11:39
Zitat
Ganz davon ab, das ich oft den Eindruck habe das die Hauptakteure der RPG-Theorie Szene zu viel Zeit mit rumtheoretisieren verbringen, wirkt seltsam oft wie eine Substitution für das "echte, praktische RPG".

Erinnert an die thrakische Magd am Brunnen, die Thales ausgelacht hat.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: ErikErikson am 29.12.2016 | 11:42
Ich finde, viel Theoriengeschwafel ist Geschmackssache.

Es gibt aber auch ein paar grundlegende Sachen, die in jedem Stil scheisse sind. Die mal zu sammeln würde Sinn machen. Ich denke da an Sachen wie SC mitten im Abenteuer killen und Spieler langweilt sich den Rest des Abends weil er keinen Ersatz bekommt. 
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Edvard Elch am 29.12.2016 | 11:43
Naja, das ist doch üblich in Theoriediskursen. Exakte Begriffe gibt es nicht vor dem Diskurs, denn sonst bräuchte man keinen. Und nach dem Diskurs sind die Begriffe möglicherweise exakt aber irrelevant, da der Diskurs beendet ist.

Der Begriff des Paradigmas ist ein zentraler in den (Gesellschafts-)Wissenschaften des 20. Jhs. Ggf. mal bei dem bekanntesten Schreiber T. Kuhn nachschlagen.
Ansonsten kurz im Duden.

Die Existenz eines Paradigmas wiederum zu postulieren ist einerseits natürlich eine scharfe These (spannend), aber andererseits banal, denn ohne ein solches Paradigma wäre ein theoretischer Diskurs sinnlos.
Ich würde hier gar nicht ontologisch denken sondern schlicht heuristisch.

Um einen gewinnbringenden Diskurs beginnen zu können, müsste man erstmal wissen, was der andere jetzt genau meint, wenn er Begriffe in den Raum wirft. Mein Problem ist nicht der Begriff "Paradigma" an sich, sondern "Spielparadigma" und "Erzählparadigma" im speziellen. Ich kann mir natürlich was ausdenken, was Clausustus damit gemeint gemeint haben könnte und was die beiden Paradigmata trennt, das wird sich aber von dem unterscheiden, was Clausustus gemeint hat, als er sie postuliert hat, weshalb wir wahrscheinlich fünf Seiten aneinander vorbei diskutieren werden.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 29.12.2016 | 11:44
Ich sehe das Kernproblem von Rollenspieltheorie darin, dass es eben auch imme reine "politische" Diskussion ist, wo die Seiten um Einfluss und Marktanteile schachern. Ungefähr wie wenn sich die Schweinezüchter und die Tofuformer über Sinn und Unsinn von Fleischverzehr auslassen.

Mir hat damals jedenfalls die Erkenntnis über das Threefold (Dramatism, Simulation, Gamism) erheblich geholfen mit der Mehrheit meiner Runde Kompromisse zufinden, die sich so vorher nicht ergeben haben.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Alex am 29.12.2016 | 11:45
Imho sind die RPG Theorien zum Großteil einfach nur Theorien, die zumindest bei uns in der Runde kaum praktischen Wiederklang finden.
Das ist ein Aspekt, den ich auch nicht verstehe, aber was ich irre finde, ist die fast religiös anmutende Verteidigung von Spielstilen und oft dem damit verbundenen Niedermachen von Leuten, die anders spielen.
Es gibt keinen allgemein gültigen guten (oder schlechten) Spielstil!
Macht es mir Spaß: gut.
Macht es mir keinen Spaß: schlecht.

Auf die heterogenen Spieler und Spielfiguren wurde ja bereits hingewiesen, daher empfinde ich diese ganze Diskussion als Zeitverschwendung und beteilige mich auch nicht daran, gönne aber jeden seinen Spaß, der sich damit in diesem Forum auseinandersetzen will.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 29.12.2016 | 11:48
Das ist ein Aspekt, den ich auch nicht verstehe, aber was ich irre finde, ist die fast religiös anmutende Verteidigung von Spielstilen und oft dem damit verbundenen Niedermachen von Leuten, die anders spielen.
Es gibt keinen allgemein gültigen guten (oder schlechten) Spielstil!
Macht es mir Spaß: gut.
Macht es mir keinen Spaß: schlecht.

Auf die heterogenen Spieler und Spielfiguren wurde ja bereits hingewiesen, daher empfinde ich diese ganze Diskussion als Zeitverschwendung und beteilige mich auch nicht daran, gönne aber jeden seinen Spaß, der sich damit in diesem Forum auseinandersetzen will.

Ich sehe das Problem darin, das verschiedene (meines Erachtens unanständige)  Arten von "Umgang mit anderen" dann als nicht zu kritisierender Geschmack/Spielstil gelabelt werden. 
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 29.12.2016 | 11:49
Zitat
Um einen gewinnbringenden Diskurs beginnen zu können, müsste man erstmal wissen, was der andere jetzt genau meint, wenn er Begriffe in den Raum wirft.

Anfängerfehler (s.o.) oder illegales, d.h. intellektuell nicht rechtschaffenes Mittel, um in einem Theoriediskurs Macht zu erringen oder diesen zu verunmöglichen.

Prinzipiell führt jede unterstellte Notwendigkeit einer exakten, abschließenden und klaren Definition eines Begriffes in einen infiniten Regress. Denn immer ist mindestens ein Element in der Definition wiederum unbestimmt und muss definiert werden etc.

Jeder Begriff verweist auf das Nicht-Begriffliche (Adorno & andere) und ist daher immer unterbestimmt. Dies macht witzigerweise den Nutzen von Begriffen innerhalb eines Diskurses aus.

Was Du wünschst, also exakte Begriffe, ist nicht mehr Diskurs. Das Gespräch wäre einfach nur ein Austausch von Referenzen. "Lies dort nach" oder "Das steht in jenem Buch auf S." usw.

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Alex am 29.12.2016 | 11:54
Ich sehe das Problem darin, das verschiedene (meines Erachtens unanständige)  Arten von "Umgang mit anderen" dann als nicht zu kritisierender Geschmack/Spielstil gelabelt werden.
Ich musste mich schon (in einem anderen Zusammenhang) als Jünger des Kiesowschen Spielstil bezeichnen lassen, was damals als Beleidigung gemeint war und mich ab dann für alles weitere in der Runde disqualifiziert hat.
Nicht dass mich das irgendwie interessiert hat, aber die damit verbundene Inkompetenz, die mir unter dem Label "Kiesow" entgegengebracht wurde, hat mich doch sehr geärgert, nicht wegen mir, sondern, dass DSA spielen quasi als NoGo gewertet wurde (auch wenn ich es selbst nicht spiele).
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Wandler am 29.12.2016 | 11:54
Das größte Problem, dass ich mit der Rollenspieltheorie habe ist folgendes Paradoxon:

Das Ziel der Rollenspieltheorie ist es in meinen Augen das Rollenspiel am Tisch in seinen Facetten und Varianten formell zu beschreiben und zu klassifizieren. Um die unterschiedlichen Teile der verschiedenen Modelle aber zu klassifizieren müssen sie immer weiter voneinander getrennt werden, denn in jeder Diskussion hat sich für mich bisher herausgestellt, dass die Grenzen in der Rollenspieltheorie zwischen zwei Klassifikationen unscharf sind - was für den einen gerade noch ins Modell A fällt ist für den anderen gerade noch im Modell B. Im Idealfall für die Rollenspieltheorie gäbe es keine Schnittmenge zwischen den einzelnen Elementen oder die reellen Spielgruppen würden den Extremen entsprechen und eine Klassifikation wäre trivial. In der Realität bestehen in meinen Augen aber alle Spielrunden aus einem Wechsel zwischen und Mix mehrerer Stile/Modelle/Techniken. Je weiter diese Elemente nun aber voneinander getrennt werden um so weniger praxisnah sind sie und um so seltener und unwahrscheinlicher beschreiben sie noch das Rollenspiel, wie es am Tisch vorkommt. Eine Rollenspielrunde wie aus dem Lehrbuch kann ich mir höchstens als Theateraufführung, nicht aber aus der natürlichen Interaktion mehrerer Personen entstehend vorstellen.

Den einzigen Mehrwert den ich bisher aus der Rollenspieltheorie übertragen in die Praxis gesehen habe sind einzelne Techniken. Ganz egal welches Modell man sich ansieht, die verwendeten Methoden um diese unterschiedlichen Ziele/Stile/Modelle zu erreichen, sind die einzigen Elemente die ich auch an echten Spieltischen wiederfinden konnte, aber auch hier, nie in ihrer extremen, formellen Form aus der Theorie. Damit hat die Rollenspieltheorie aber für mich ihre Existenzbegründung und einen Mehrwert für das Hobby.

Aber mit einem leicht nostalgischen Blick auf Gothic 1:"Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird"
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: KhornedBeef am 29.12.2016 | 11:59
Imho sind die RPG Theorien zum Großteil einfach nur Theorien, die zumindest bei uns in der Runde kaum praktischen Wiederklang finden.

Ganz davon ab, das ich oft den Eindruck habe das die Hauptakteure der RPG-Theorie Szene zu viel Zeit mit rumtheoretisieren verbringen, wirkt seltsam oft wie eine Substitution für das "echte, praktische RPG".
Ein Einschätzung die man wohl in Handwerksbetrieben, Armeecamps, Kirchenchören und Elternversammlungen auf der ganzen Welt regelmäßig antrifft. Allein dadurch ist sie aber nicht immer richtig :)
Das mit der Substitution glaube ich auch manchmal, aber andererseits geht es mir meistens doch um das "echte" Rollenspiel, und ich nehme auch immer mal wieder aus einer Diskussion etwas dafür mit. Ich kann mir auch kaum vorstellen, dass man Stunden um Stunden damit zubringt und doch keine Konsequenz für das eigene Spiel daraus zieht. Was ist wahrscheinlicher, dass man den für alle Zeiten perfekten Spielstil für sich und die Gruppe schon gefunden hat, oder dass man einige Dinge einfach dünkelhaft ablehnt, weil alles gut funktioniert?
Edit: +1 Zu dem was Wandler über Mehrwert sagt
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 29.12.2016 | 12:01
Man könnte fast zwischen Rollenspiel"Physik" und Rollenspiel"Ingenieurstum" unterteilen. Letzteres braucht zwar einen gewissen Werkzeugsatz aus ersterem, aber danach zählt für letzteres Lösungen für bestehende Probleme (primär auslösend der große Knatsch am Spieltisch)  bzw. das finden von neuen, praxisgefragten Produkten oder Varianten davon.

Den einzigen Mehrwert den ich bisher aus der Rollenspieltheorie übertragen in die Praxis gesehen habe sind einzelne Techniken. Ganz egal welches Modell man sich ansieht, die verwendeten Methoden um diese unterschiedlichen Ziele/Stile/Modelle zu erreichen, sind die einzigen Elemente die ich auch an echten Spieltischen wiederfinden konnte, aber auch hier, nie in ihrer extremen, formellen Form aus der Theorie. Damit hat die Rollenspieltheorie aber für mich ihre Existenzbegründung und einen Mehrwert für das Hobby.

Der erste Mehrwert war die Erkenntnis, dass der andere nicht einfach grundsätzlich "falsch" spielte - aka anders als man es selbst gelernt hat und gewohnt war - sondern, dass es verschiedene Geschmäcker und damit Ziele gibt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 29.12.2016 | 12:05
Zitat
Man könnte fast zwischen Rollenspiel"Physik" und Rollenspiel"Ingenieurstum" unterteilen. Letzteres braucht zwar einen gewissen Werkzeugsatz aus ersterem, aber danach zählt für letzteres Lösungen für bestehende Probleme (primär auslösend der große Knatsch am Spieltisch)  bzw. das finden von neuen, praxisgefragten Produkten oder Varianten davon.

Da die Physik als Wissenschaft ihre eigenen Begriffe und Methoden nicht auf einer Metaebene (die wäre Wissenschaftstheorie also Philosophie) reflektiert sondern nur postuliert und verwendet, würde ich eher sagen: Mathematik und Ingenieurstum.  :D
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vanadium am 29.12.2016 | 12:08
Jeder kann und darf sich zu seinen Erfahrungen äußern, sei es zu Gruppendynamik, Spieltheorie, mathematischen Modellen.
Jeder, der keinen wissenschaftlichen Hintergrund hat (Soziologie, math.-naturwissenschaftl. etc.), verlässt das Feld der eigenen subjektiven Meinung damit nicht mal einen Millimeter.

mMn ist das Problem, dass Leute, die sich für ein Thema stark interessieren und RSP als Hobby betreiben - also Laien -, meinen, sie können theoretisieren.
Ohne entsprechenden fachlichen Hintergrund ist das alles (im besten Fall) nur pseudowissenschaftlicher Firlefanz.

Ist ja nicht umsonst so geregelt, dass Wissenschaft und Forschung an entsprechenden Institutionen von spezialisierten Leuten mit akademischen Hochschulabschluss betrieben wird.

Da könnte ja sonst jeder kommen... was 99,9% der "Theorie"-Threads in RSP-Foren nach wiss. Maßstäben auch beweisen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 29.12.2016 | 12:12
Ist ja nicht umsonst so geregelt, dass Wissenschaft und Forschung an entsprechenden Institutionen von spezialisierten Leuten mit akademischen Hochschulabschluss betrieben wird.
Da könnte ja sonst jeder kommen...

Klar, dann kommen Bildungsreformen, Integrationskonzepte, politische Studien etc. zu Stande ... .

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Wandler am 29.12.2016 | 12:16
@Marzaan, der Mehrwert, dass andere andere Ansichten haben, ist nichts, das die Rollenspieltheorie für sich vereinnahmen kann. Denke ich zumindest. Das ist eine Frage von zwischenmenschlichen Beziehungen und kein direkter Gewinn durch die Rollenspieltheorie selbst.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Antariuk am 29.12.2016 | 12:25
Für mich waren alle Theoriediskussionen die ich gelesen oder aktiv mitbetrieben habe immer zu 100% "Hit or Miss", egal um was es ging oder mit welchen Modellen da argumentiert wurde. Es gibt halt Dinge, die betreffen mich einfach persönlich nicht, entweder weil ich ein anderes Spiel spiele oder weil ich den betreffenden Aspekt in meinen Runden einfach nicht zum Thema mache (wahrscheinlich weil in der Hinsicht alles für die Beteiligten rund läuft). Das GNS-Modell hat mMn schon immer mehr Probleme verursacht als gelöst und ich bin heilfroh dass es in theoretischen Diskussionen mehr und mehr in den Hintergrund gerückt ist. Das Ding ist wie einer der RPG-Texte von Robin D. Laws: liest sich gut, man nickt mehrmals zustimmend, um am Ende hat man keine Ahnung wie man den Kram umsetzen/anwenden soll.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 29.12.2016 | 12:26
@Clausustus

Was Du noch in Deine Überlegungen einbeziehen könntest wäre ganz grundsätzlich eine Leitdifferenz in deskriptive und präskriptive Rollenspieltheorien.

Ist die jeweilige Theorie nur beschreibend oder vorschreibend?

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 29.12.2016 | 12:27
@Marzaan, der Mehrwert, dass andere andere Ansichten haben, ist nichts, das die Rollenspieltheorie für sich vereinnahmen kann. Denke ich zumindest. Das ist eine Frage von zwischenmenschlichen Beziehungen und kein direkter Gewinn durch die Rollenspieltheorie selbst.

Sehe ich anders. Ohne die BVorarbeiten vom Threefold haben all die Diskussionen am Spieltisch zu nichts geführt.
Erst mit dem Threefold kam das Verständnis, was der andere da haben wollte (und das Vokabular/das Bewußtsein, was es war, was man selbst da genau gesucht hat) und somit die Basis fü eine gezielte Diskussion und dann für Kompromisse zumindest zwischen einigen Beteiligten.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Deep One am 29.12.2016 | 12:31
Das Problem von Rollenspieltheorie in drei Sätzen zusammengefasst:

Der Begriff des Paradigmas ist ein zentraler in den (Gesellschafts-)Wissenschaften des 20. Jhs. Ggf. mal bei dem bekanntesten Schreiber T. Kuhn nachschlagen.
Ansonsten kurz im Duden.

Natürlich hätte man in diesen drei Sätzen den Begriff "Paradigma" definieren können, aber warum dieses tun, wenn man seine Zeit darauf verwenden kann, den proles ihren bedauerlichen und unverzeihlichen Mangel an gesellschaftswissenschaftlicher Bildung vor Augen zu halten?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 29.12.2016 | 12:34
Zitat
Natürlich hätte man in diesen drei Sätzen den Begriff "Paradigma" definieren können, aber warum dieses tun, wenn man seine Zeit darauf verwenden kann, den proles ihren bedauerlichen und unverzeihlichen Mangel an gesellschaftswissenschaftlicher Bildung vor Augen zu halten?

Wissenschaftliche Begriffe sind nicht lexikalisch und erschließlich sich nur über Referenzen, z.B. Lesen von Büchern, Texten usw.
Bei so wichtigen, die eine Diskussion fast ein ganzes Jahrhundert dominieren/begleiten ist der Lektüreaufwand noch größer.

Zu glauben, dass könnte ein Fantasy-Foren-Beitrag leisten ist etwas vermessen und/oder naiv.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: felixs am 29.12.2016 | 12:37
Jeder Begriff verweist auf das Nicht-Begriffliche (Adorno & andere) und ist daher immer unterbestimmt. Dies macht witzigerweise den Nutzen von Begriffen innerhalb eines Diskurses aus.

Das ist im haarspaltenden Sinn so zwar richtig, kann aber für die Praxis durchaus irrelevant sein. Wenn man sich nämlich irgendwann auf Begriffe mit hinreichend klarer Deckungsgleichheit zur Praxis einigen kann, von denen aus man dann weiter rekonstruieren kann. (Das ontologische Problem ist dann das nach einer objektiven Realität. Da wiederum hätte Lenin (der sich wahrscheinlich als thrakische Magd des 20. JH gefallen hätte - zumindest Althusser sieht das so) Adorno & Co. ausgelacht...)

Was ich meine: Natürlich ist guter Wille und Zielorientierung erforderlich. Du schreibst ja selbst von Heuristik statt Ontologie. Wenn man die voraussetzt, kann man vielleicht mit ein, oder zwei Definitionsschritten zurück die Grundlage für einige Schritte nach vorn schaffen. Sollte das nicht der Fall sein, kann man dann ja immer noch darauf hinweisen, dass man so nicht weiterkommen wird.

Ich meine außerdem, dass es helfen könnte, eine derartige Diskussion in allgemeinverständlicher Sprache zu führen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Achamanian am 29.12.2016 | 12:42
Wissenschaftliche Begriffe sind nicht lexikalisch und erschließlich sich nur über Referenzen, z.B. Lesen von Büchern, Texten usw.
Bei so wichtigen, die eine Diskussion fast ein ganzes Jahrhundert dominieren/begleiten ist der Lektüreaufwand noch größer.

Zu glauben, dass könnte ein Fantasy-Foren-Beitrag leisten ist etwas vermessen und/oder naiv.

Womit du dann auch nur aussagst: Wer nicht den nötigen Geisteswissenschaftlichen Bildungsbackground hat, braucht hier eigentlich gar nicht mitzureden, weil er die Begriffe nicht mal verstehen kann. Inklusive Namedropping, das auch immer nur für die zur Nachvollziehbarkeit beiträgt, die die mit den entsprechenden akademischen Weihen gesegnet sind (wobei ich dein lapidares "Adorno und so" auch inhaltlich sehr fragwürdig finde, das klingt für mich eher so, als ob du ihn mal eben mit diversen Postmodernen Theoretikern in einen Topf wirfst).

Sorry, aber so was ist schlicht unergiebig.

Ansonsten vielen Dank an Clausustus, der im Eingangspost für mein Empfingen einen guten Gedanken verständlich dargelegt hat. Ich glaube, das hat auch irgendwas mit deskriptivem (beschreibendem) vs. präskriptivem (vorschreibenden) Theorieverständnis zu tun, bekomme das aber so auf die schnelle nicht auf den Punkt. Wahrscheinlich später mal.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Deep One am 29.12.2016 | 12:46
Wissenschaftliche Begriffe sind nicht lexikalisch und erschließlich sich nur über Referenzen, z.B. Lesen von Büchern, Texten usw.
Bei so wichtigen, die eine Diskussion fast ein ganzes Jahrhundert dominieren/begleiten ist der Lektüreaufwand noch größer.

Zu glauben, dass könnte ein Fantasy-Foren-Beitrag leisten ist etwas vermessen und/oder naiv.

Tsatsächlich habe ich google bemüht, fand in den ersten zwei Ergebnissen vier verschiedene Definitionen, dachte "Soziologe halt" und hörte auf mit dem Versuch, Deine Beiträge zu verstehen.  :P
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: felixs am 29.12.2016 | 12:54
Tsatsächlich habe ich google bemüht, fand in den ersten zwei Ergebnissen vier verschiedene Definitionen, dachte "Soziologe halt" und hörte auf mit dem Versuch, Deine Beiträge zu verstehen.  :P

Das scheint mir nun aber auch unfair ^^

Andererseits bringt es das Elend der gesellschaftswissenschaftlichen Theoriebildung schon auf den Punkt. Es ist aber eben nicht alles so verfahren. Tatsächlich scheint es mir aber auch so, als würde der Stand der Theoriediskussionen (die, das ist ganz offensichtlich, teilweise als Selbstzweck geführt werden) es erfordern, bei einer Referenz auf diese Theoriediskussionen zu klären, auf was genau man sich bezieht. Eben weil zu jedem Stichwort soviel widersprüchliches im Umlauf ist. (Wenn die Bemerkung erlaubt ist: Nicht selten wohl, weil die Autoren selbst eigentlich nicht verstanden haben, worüber sie schreiben - oder absichtlich missverstehen.) Ein anderes Vorgehen zieht (m. E. nicht ganz zu unrecht) schnell den Verdacht des name droppings auf sich.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Deep One am 29.12.2016 | 13:01
Das scheint mir nun aber auch unfair ^^

Du hast vollkommen recht und ich entschuldige mich bei allen wackeren SoziologInnen.  :)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: bobibob bobsen am 29.12.2016 | 13:08
Die Diskussion hier ist ja schon wieder symbolisch für das Thema ansich.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Teylen am 29.12.2016 | 13:41
Ich persönlich sehe das Problem der (Tisch-)Rollenspieltheorie darin das man weniger an der Theorie interessiert scheint als an der Selbstbestätigung.
Wird ein Konzept entwickelt das nicht auf der Forge, Laws oder anderen Größen basiert, wird die Person beschimpft und beleidigt.
Wird ein Wort benutzt das bereits von irgendwem zuvor im Rollenspieltheorie-Kontext genutzt wurde, egal wie allgemein, darf man sich auf zig Seiten energisch geführte Diskussion freuen.
Davon abgesehen das die bestehenden Thesen mitunter von starken Wertungen durchzogen sind (Dachschaden etc.).

Weshalb ich unter dem Strich zweifele das man so eine coole Theorie-Diskussion wie im Larp-Bereich hinbekommt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 29.12.2016 | 13:45
Zitat
Weshalb ich unter dem Strich zweifele das man so eine coole Theorie-Diskussion wie im Larp-Bereich hinbekommt.
Larp ist da einfach im Vorteil- Man kann Diskussionen bei denen Worte nichts mehr bringen auch mit Waffen weiter austragen. ~;D

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Teylen am 29.12.2016 | 13:51
Larp ist da einfach im Vorteil- Man kann Diskussionen bei denen Worte nichts mehr bringen auch mit Waffen weiter austragen. ~;D
Ich dachte da eher an sowas wie Knutepunkt und dergleichen.  8)
Wo (Boffer)Waffen eher etwas verpönt sind.  >;D
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eismann am 29.12.2016 | 14:02
Dass Theorie als Kampf- und Missionierungsmittel genutzt wird, ist eine recht nervige Angelegenheit. Wenn man das Gezänk darum und die Leute, die es betreiben, ausklammert, sind Modelle wie das Threefold aber ganz praktisch, um überhaupt auf die gleiche Terminologie zu kommen. Leider gibt es hierzulande nicht viele Leute, mit denen man sich im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis (als Autor / Designer) und ohne Hickhack sinnvoll austauschen kann.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Ucalegon am 29.12.2016 | 14:24
Außerdem: Ein und dasselbe Regelwerk lässt sich auf verschiedene Weisen erschließen, sodass aus den Regeln nur ein Strauß an unterstützten Spielstilen erkennbar ist. Mehr nicht.

Da nimmt man noch das "as intended" dazu, dann kann man das schon eingrenzen. Moderne Rollenspiele entstehen ja immer öfter in einem großzügig kommentierten Designprozess. Oder man grenzt es eben über die Best Practices der Zielgruppe ab (OSR?).

Jedenfalls finde ich die Frage, was Rollenspiel X eben unterstützt und was eindeutig nicht, eine der interessanteren und ergiebigeren im Theorie-Kontext. Ist heute sowas wie eine Rollenspiel-Kernkompetenz, meine ich. Du hast das hier besser formuliert:

MMn sind heute "Spielstilbewertungen" abhängig von spezifischen Spielzielen, die man (wenn man sich ein bißchen Mühe gibt) auch durch Spielregeln unterstützt bekommt. Anders gesagt: Wer dramaturgisches Spiel durch eine "Spielleitung, die schon weiß was gut ist" will, kann auch auch gleich einen entsprechenden Regelsatz wählen. Das nicht zu tun, ist entweder Bequemlichkeit oder der "das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht"-Haltung geschuldet. Der dritte mögliche Grund ist Nostalgie, die mittlerweile Rollenspiele bis in die Mitte der 2000er erfasst hat.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Greifenklause am 29.12.2016 | 14:41
@ Ulcalegon
Bequemlichkeit ist legitim.
Was soll daran grunsätzlich schlecht sein?
Wenn es mit damit hinreichend gut funktioniert, warum soll man extra ein angeblich "passenderes System" bemühen.
Kostet Zeit.

Mithin ist "Bequemlichkeit" durchaus eine legitime Rechengröße im "Kostennutzendenken".

@Clausustus
Ansonsten gebe ich dir recht. Danke.
Viele Definitionenen sind zu "Klinisch" und dadurch die darauf basierenden Diskussionen zu schwarzweißlastig.
Viele Missverständnisse wiederum bilden sich aus unterschiedlich breiten Definitionen der gleichen Begriffe.

Hinzukommt eine teilweise arrogante "Elfgenbeinturm"-Mentalität, die sich zugegeben hier im  :t: aber in Grenzen hält.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 29.12.2016 | 14:59
Ich denke, das Problem mit der Rollenspieltheorie ist es, dass sie zwei verschiedene Themen/Fragen behandelt, die von vielen Leuten nicht auseinander gehalten werden.

1. Thema: Wie designe ich ein gutes RPG, das meine Wünsche erfüllt?
2. Thema: Wie spiele ich mit meiner Gruppe zusammen RPG, so das wir alle möglichst viel Spaß haben?

Sehr häufig habe ich es erlebt, dass zum 1. Thema einige Punkte gebracht wurden und dann Leser sich beschwerten: "Ist ja alles schön und gut. Das hilft mir aber nicht bei der Praxis, wie ich in meiner Gruppe jetzt vernünftig spiele."
Ich denke, der Rollenspieltheorie tut es gut, wenn sie klar kommunizieren würde, dass das zwei verschiedene Themen sind (die beide von der Rollenspieltheorie behandelt werden). Aber Punkte, die das 1. Thema behandeln, sind nicht unbedingt hilfreich für das 2. Thema. Und Punkte, die das 2. Thema behandeln, sind nicht unbedingt hilfreich für das 1. Thema.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 29.12.2016 | 15:23
Wie war das nochmal?
Es gibt Rollenspiel,
ROLLENspiel und RollenSPIEL.
Und alles mögliche dazwischen.


Der Spielspaß und das Spielziel sind einfach unschiedlich, so, dass die gemeinsame Schnittmenge aus sämtlichen Stilen entsprechend klein ist. Vielleicht zu klein um eine sinnvolle und allgemeingültige Theorie daraus zu machen, die zudem noch alle spezifischen Spielproblematiken abdeckt.
Vielleicht ist der Versuch Alles auf einen gemeinsamen Nenner bringen zu wollen weder sinnvoll noch nutzbringend genug. - So, dass er folglich entweder scheitern oder nicht zufriedenstellende Resultate bringen muß. :)

Uneinigkeit muß hier folglich entstehen. (Schwarzweiß- Problematik) Allein schon deshalb weil die Schwerpunkte unterschiedlich sind.

Wer weiß, aber eine Theorie nach Spielstilen und Schwerpunkten würde vielleicht mehr Sinn machen, als der verzeifelte Versuch Katze und Hund weiterhin in ein und den selben Sack stecken zu wollen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 29.12.2016 | 23:03
Das finde ich noch ganz interessant, auch wenn es meilenweit OT ist.
Und damit verschwinde ich auch wieder aus diesem Topic.


(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: KhornedBeef am 29.12.2016 | 23:11
Ich stelle mir gerade vor heute wäre mein erster Tag und ich lese was von "Adorno-Puristen"  ::)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 29.12.2016 | 23:19
Zitat
Ich stelle mir gerade vor heute wäre mein erster Tag und ich lese was von "Adorno-Puristen"  ::)

"Zurück zu den Sachen!" "Zurück zu DSA!"
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Wandler am 29.12.2016 | 23:21
@Marzaan. Ja, diesen Aspekt habe ich tatsächlich außer Acht gelassen und die Rollenspieltheorie mit ihrem Vokabular kann wirklich hilfreich sein um solche Probleme zu lösen. Da gebe ich dir voll und ganz Recht. Andererseits kann aber genau das auch wieder Probleme aufwerfen, wie man in den Posts des einen oder anderen hier im Thread sehen kann (Stichwort: Namedropping).

Ich finde, wenn ich davon ausgehen kann, dass mein Gegenüber weiß oder erahnen kann was ein Begriff bedeutet, dann ist spezifische Vokabular hilfreich.

Es wurde ja angesprochen, dass Rollenspieltheorie - im Sinne des Hobbyaustausch von irgendwelchen Leuten hier im Forum - auch ein Zeitvertreib ist und Ersatz für echtes Spiel. Also vielleicht kein Ersatz, aber eine Ergänzung ist es auf jedenfall. Ich ziehe bei jedem Hobby viel Freude aus dem sozialen Austausch und dazu gehört das darüber reden und diskutieren. Mir macht auch ein und das selbe Computerspiel mehr Spaß wenn ich mit anderen darüber reden kann, auch wenn sich am Spiel selbst nix ändert.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Settembrini am 30.12.2016 | 00:08
GNS-Diskussionen sind Kampagnenspiel für Forger.

Denn ne Polaris [oder DitV]-Kampagne, die gibts ja nicht.



Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vanadium am 30.12.2016 | 00:12

Es wurde ja angesprochen, dass Rollenspieltheorie - im Sinne des Hobbyaustausch von irgendwelchen Leuten hier im Forum - auch ein Zeitvertreib ist [...].
Ich ziehe bei jedem Hobby viel Freude aus dem sozialen Austausch und dazu gehört das darüber reden und diskutieren.

Und deshalb sollte man es auch Rollenspiel-Diskussion oder Rollenspiel-Austausch nennen und nicht Theorie.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Derjayger am 30.12.2016 | 02:11
[rant]
Macht euch das Spaß?
Bei mir hat's den ganzen Philosophie-Nebenfach-Bachelor gedauert bis ich gemerkt habe, dass man die meisten Fachbegriffe durch wenige Worte ersetzen kann. Fühlt sich gut an, wie die Gespräche plötzlich flutschen. [/rant]

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chiarina am 30.12.2016 | 02:13
Das kann vielleicht sogar sein. Nur schließt das leider nicht aus, dass sich hinter den seltsamen Sätzen und Formulierungen vielleicht doch wichtige Ideen befinden. Also: Weiterlesen!
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Infernal Teddy am 30.12.2016 | 07:22
Ich denke, das Problem mit der Rollenspieltheorie ist es, dass sie zwei verschiedene Themen/Fragen behandelt, die von vielen Leuten nicht auseinander gehalten werden.

1. Thema: Wie designe ich ein gutes RPG, das meine Wünsche erfüllt?
2. Thema: Wie spiele ich mit meiner Gruppe zusammen RPG, so das wir alle möglichst viel Spaß haben?

Sehr häufig habe ich es erlebt, dass zum 1. Thema einige Punkte gebracht wurden und dann Leser sich beschwerten: "Ist ja alles schön und gut. Das hilft mir aber nicht bei der Praxis, wie ich in meiner Gruppe jetzt vernünftig spiele."
Ich denke, der Rollenspieltheorie tut es gut, wenn sie klar kommunizieren würde, dass das zwei verschiedene Themen sind (die beide von der Rollenspieltheorie behandelt werden). Aber Punkte, die das 1. Thema behandeln, sind nicht unbedingt hilfreich für das 2. Thema. Und Punkte, die das 2. Thema behandeln, sind nicht unbedingt hilfreich für das 1. Thema.

What he said. Außerdem gibt es wie auch in der litwis keine allgemeingültigen wahrheiten.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 30.12.2016 | 07:47
@Marzaan. Ja, diesen Aspekt habe ich tatsächlich außer Acht gelassen und die Rollenspieltheorie mit ihrem Vokabular kann wirklich hilfreich sein um solche Probleme zu lösen. Da gebe ich dir voll und ganz Recht. Andererseits kann aber genau das auch wieder Probleme aufwerfen, wie man in den Posts des einen oder anderen hier im Thread sehen kann (Stichwort: Namedropping).

Aber das letztere Problem tritt an anderer Stelle auf. 
In meinem Fall war ich eh der einzige, der bis dahin was von der Theorie gelesen hat. Aber ich konnte das dann den anderen erklären und die passenden Fragen stellen, um die Problematik zu entflechten und so mit einigen dann auch tragbare Kompromisse zu finden. Dazu war ich vorher nicht in der Lage, weil mir das so einfach nicht aus der Warte bewußt war.
Es war also nicht die Namensgebung selbst, die halb, als die Ausführungen dahinter.

Die Namensdefinitionen sind - wenn die entsprechenden Bezüge auch selbst gelesen wurden bzw. für zum Nachlesen genannt/verlinkt werden - eine Unterstützung der Theoriediskussion an sich.
Sich auf nackte Namen zurückziehen, wenn klar ist, der andere kennt sie nicht, aber auch eigene, undeklarierte Definitionsvarianten desselben Begriffs zu verwenden außerhalb eines Beitrags exakt zur Diskussion dieser Diskussion sehe ich als unredlichen Argumentationsstil.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Luxferre am 30.12.2016 | 08:03
Das Problem ist nicht die Theorie an sich, sondern eine Handvoll Leute, die diese nutzen und sich damit über andere erheben.

[rant]
Macht euch das Spaß?
Bei mir hat's den ganzen Philosophie-Nebenfach-Bachelor gedauert bis ich gemerkt habe, dass man die meisten Fachbegriffe durch wenige Worte ersetzen kann. Fühlt sich gut an, wie die Gespräche plötzlich flutschen. [/rant]

 :d
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Grubentroll am 30.12.2016 | 08:37
Ich finde die Theoriediskussion hat schon ihren Zweck erfüllt. Die schon erwähnte GNS-Aufteilung ist sehr nützlich.
Ab einem gewissen Punkt kommt es mir allerdings vor wie so eine Art "Circle Jerk", in dem man sich nur an der Theorie an sich aufgeilt, und es gar nicht mehr um besseres Rollenspielen geht sondern eben nur noch um diese Metaebene der Theorie. Frei nach "erlaubt ist was gefällt" ist das ja alles okay, wenn es forentechnisch in einem definierten Bereich stattfindet und die Beteiligten glückselig macht.

Aber gewisse Individuen die gerne öfters mal versuchen jeden Thread den sie betreten mit Theorie-Gedöns zu zerlabern nerven mich.

Das hat in den letzten Jahren aber glücklicherweise stark abgenommen.

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: xorben am 30.12.2016 | 08:45
Ich finde die Theoriediskussion hat schon ihren Zweck erfüllt. Die schon erwähnte GNS-Aufteilung ist sehr nützlich.
Ab einem gewissen Punkt kommt es mir allerdings vor wie so eine Art "Circle Jerk", in dem man sich nur an der Theorie an sich aufgeilt, und es gar nicht mehr um besseres Rollenspielen geht sondern eben nur noch um diese Metaebene der Theorie. Frei nach "erlaubt ist was gefällt" ist das ja alles okay, wenn es forentechnisch in einem definierten Bereich stattfindet und die Beteiligten glückselig macht.

Aber gewisse Individuen die gerne öfters mal versuchen jeden Thread den sie betreten mit Theorie-Gedöns zu zerlabern nerven mich.

Das hat in den letzten Jahren aber glücklicherweise stark abgenommen.

(https://cdn.meme.am/cache/instances/folder61/49825061.jpg)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Crimson King am 30.12.2016 | 09:46
Ich finde die Theoriediskussion hat schon ihren Zweck erfüllt. Die schon erwähnte GNS-Aufteilung ist sehr nützlich.

Während das Prinzip der kreativen Agenda tatsächlich sinnvoll ist, dürftest du mit der Meinung, GNS sei nützlich, ziemlich alleine da stehen.


Das Problem ist nicht die Theorie an sich, sondern eine Handvoll Leute, die diese nutzen und sich damit über andere erheben.

Mir fallen ja einige Leute ein, die Erkenntnisse aus den Theoriediskussionen nutzen, aber spontan keiner, der sich damit über andere erhebt. Du kannst sicher Beispiele nennen, gerne per PM, wenn du keinem öffentlich ans Bein pissen willst.


Ich denke, das Problem mit der Rollenspieltheorie ist es, dass sie zwei verschiedene Themen/Fragen behandelt, die von vielen Leuten nicht auseinander gehalten werden.

1. Thema: Wie designe ich ein gutes RPG, das meine Wünsche erfüllt?
2. Thema: Wie spiele ich mit meiner Gruppe zusammen RPG, so das wir alle möglichst viel Spaß haben?

Sehr häufig habe ich es erlebt, dass zum 1. Thema einige Punkte gebracht wurden und dann Leser sich beschwerten: "Ist ja alles schön und gut. Das hilft mir aber nicht bei der Praxis, wie ich in meiner Gruppe jetzt vernünftig spiele."
Ich denke, der Rollenspieltheorie tut es gut, wenn sie klar kommunizieren würde, dass das zwei verschiedene Themen sind (die beide von der Rollenspieltheorie behandelt werden). Aber Punkte, die das 1. Thema behandeln, sind nicht unbedingt hilfreich für das 2. Thema. Und Punkte, die das 2. Thema behandeln, sind nicht unbedingt hilfreich für das 1. Thema.

Gut erkannt. Die Theorie beschäftigt sich einerseits mit Aspekten der Mechanik, andererseits damit, dass Rollenspiel eine soziale Beschäftigung und somit neben den mechanischen auch sozialen Regeln unterworfen ist. Es gibt aber durchaus eine Schnittmenge, nämlich auf der Ebene der Metaregeln. Das Problem hier ist, dass man nicht denken darf, mit einer ausreichend verregelten Kommunikation seien alle Probleme des zweiten Themas aus der Welt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 30.12.2016 | 13:16
Zitat
...dass Rollenspiel eine soziale Beschäftigung und somit neben den mechanischen auch sozialen Regeln unterworfen ist...

 :o also ich Dummerchen gehe davon aus das fürs RPG wie im Normalen Leben die selben Sozialen Regeln gelten (sei kein Arsch, Leben und leben lassen, im Zweifelsfall freundlich nachfragen, etc)

Was soll denn da speziell veregelt werden bzw. durch Theorien erklärt werden, was nicht jeder mit einer sozialverträglichen Sozialisierung eh schon mitbekommen hat ?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 30.12.2016 | 14:05
Was soll denn da speziell veregelt werden bzw. durch Theorien erklärt werden, was nicht jeder mit einer sozialverträglichen Sozialisierung eh schon mitbekommen hat ?

Beispiel Spielleitung:
In welchem Verhältnis steht die Spielleitung zu den weiteren Spielern? Das hat sich in den letzten Jahren ziemlich gewandelt. Früher ging das Bild eher von einer strengen Hierarchie aus. Die Spielleitung sagt: "So isses." Und dann ist es so. Klar, die Rolle gibt es auch noch. Aber es gibt zum Beispiel jetzt daneben auch das Bild des Gruppenmitglieds mit Sonderrolle. Und natürlich viele Abstufungen dazwischen. Und daraus abgeleitet folgen dann ganz viele Sachen wie die Regelgültigkeit für die Spielleitung. Und wie die Diskussionen über goldene Regel, Regelpflicht für die SL, Absprache mit der restlichen Gruppe etc. dieses Sommers zeigen, ist das Sozialgefüge innerhalb einer Rollenspielrunde weder allgemeingültig zu formulieren, noch offenkundig in jeder Gruppe klar. Und das stellt für andere Gruppenmitglieder durchaus ein Problem dar, wenn das auseinander läuft. Andernfalls hätte es da nicht diese teilweise stark emotionalen Reaktionen gegeben.

Also ja, die soziale Seite des Rollenspiels sorgt auch für rollenspielspezifische Fragestellungen jenseits so allgemeiner Sache wie: "Trage ich lieber eine Hose?" oder "Kacke ich dem Gastgeber lieber nicht auf den Teppich." ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Deep One am 30.12.2016 | 14:14
Während das Prinzip der kreativen Agenda tatsächlich sinnvoll ist, dürftest du mit der Meinung, GNS sei nützlich, ziemlich alleine da stehen.

Neinnein, tut er nicht. Ich fand damals den Grundgedanken, so wie ich ihn zu verstehen glaubte, ziemlich hilfreich.  G mögen die Herausforderung, N wollen eine Geschichte erzählen und S stehen auf Simulation. Das erklärte so vieles. Gut, wie sich die ganze Sache nachher tatsächlich darstellte, ist etwas anderes.  ;D
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: ErikErikson am 30.12.2016 | 14:19
Neinnein, tut er nicht. Ich fand damals den Grundgedanken, so wie ich ihn zu verstehen glaubte, ziemlich hilfreich.  G mögen die Herausforderung, N wollen eine Geschichte erzählen und S stehen auf Simulation. Das erklärte so vieles. Gut, wie sich die ganze Sache nachher tatsächlich darstellte, ist etwas anderes.  ;D

So find ich das auch gut. Da kann man was mit anfangen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Luxferre am 30.12.2016 | 14:21
So find ich das auch gut. Da kann man was mit anfangen.

 :d

10 Jahre Diskurs in einem kurzen Posting zerstört   :headbang:
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Luxferre am 30.12.2016 | 14:24
Mir fallen ja einige Leute ein, die Erkenntnisse aus den Theoriediskussionen nutzen, aber spontan keiner, der sich damit über andere erhebt. Du kannst sicher Beispiele nennen, gerne per PM, wenn du keinem öffentlich ans Bein pissen willst.

Schreibe aktuell nur vom Handy, aus dem Büro. Daher ist eine Recherche gerade etwas schwierig.
Aber ich werde Dir eine PN schreiben. Habe die Tage genug Leuten ans Bein gepieschert.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 30.12.2016 | 14:24
Neinnein, tut er nicht. Ich fand damals den Grundgedanken, so wie ich ihn zu verstehen glaubte, ziemlich hilfreich.  G mögen die Herausforderung, N wollen eine Geschichte erzählen und S stehen auf Simulation. Das erklärte so vieles. Gut, wie sich die ganze Sache nachher tatsächlich darstellte, ist etwas anderes.  ;D
Den Grundgedanken, so wie ich ihn verstanden habe, war:
G mögen Herausforderung, N mögen über moralische Probleme reflektieren und S ist der ganze Rest.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: KhornedBeef am 30.12.2016 | 14:25
Im Rollenspielen hast du halt mehr Möglichkeiten ein Arsch zu sein, schon wegen mehr ingame- Freiheit.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 30.12.2016 | 14:40
Zitat
Beispiel Spielleitung:
In welchem Verhältnis steht die Spielleitung zu den weiteren Spielern? Das hat sich in den letzten Jahren ziemlich gewandelt. Früher ging das Bild eher von einer strengen Hierarchie aus. Die Spielleitung sagt: "So isses." Und dann ist es so. Klar, die Rolle gibt es auch noch. Aber es gibt zum Beispiel jetzt daneben auch das Bild des Gruppenmitglieds mit Sonderrolle. Und natürlich viele Abstufungen dazwischen. Und daraus abgeleitet folgen dann ganz viele Sachen wie die Regelgültigkeit für die Spielleitung. Und wie die Diskussionen über goldene Regel, Regelpflicht für die SL, Absprache mit der restlichen Gruppe etc. dieses Sommers zeigen, ist das Sozialgefüge innerhalb einer Rollenspielrunde weder allgemeingültig zu formulieren, noch offenkundig in jeder Gruppe klar. Und das stellt für andere Gruppenmitglieder durchaus ein Problem dar, wenn das auseinander läuft. Andernfalls hätte es da nicht diese teilweise stark emotionalen Reaktionen gegeben.

Also ja, die soziale Seite des Rollenspiels sorgt auch für rollenspielspezifische Fragestellungen jenseits so allgemeiner Sache wie: "Trage ich lieber eine Hose?" oder "Kacke ich dem Gastgeber lieber nicht auf den Teppich."

Werter Herr Nasenaffe, das sind alles Punkte die fallen bei mir nicht in die Schublade  "soziale Regeln" ,das sind für mich eben "spielmechanische"
Aber zugegeben das mag jeder anders einsortieren.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: YY am 30.12.2016 | 14:42
Das kann vielleicht sogar sein. Nur schließt das leider nicht aus, dass sich hinter den seltsamen Sätzen und Formulierungen vielleicht doch wichtige Ideen befinden. Also: Weiterlesen!

Bei den extremsten Ausprägungen der Forge und ähnlichen Geschichten muss man mMn schon ein sehr konkretes Problem haben, um überhaupt den Versuch zu unternehmen, sich durch manches durchzuwühlen.

Da stand mMn sehr vieles in keinem Verhältnis zum Nutzen, den man am Ende daraus ziehen konnte - und oft genug hat man festgestellt, dass das 15 Jahre früher in einem Nebensatz in einem Regelwerk steht, dem man das gar nicht zugetraut hätte.
Dort dann aber ohne vorgespiegelte Wissenschaftlichkeit und 48 Seiten Geschwurbel, daher aus Forge-Perspektive untauglich :P

Avantgarde schön und gut, aber am Ende muss man eventuell entstandene Ergebnisse auch kommunizieren können.
"Einfacher geht es nicht mehr, da müsst ihr jetzt halt durch" lasse ich in der theoretischen Mathematik gelten, aber nicht hier  ;)


Aber es gibt zum Beispiel jetzt daneben auch das Bild des Gruppenmitglieds mit Sonderrolle. Und natürlich viele Abstufungen dazwischen. Und daraus abgeleitet folgen dann ganz viele Sachen wie die Regelgültigkeit für die Spielleitung.

Das ist meistens die Schnittmenge von "richtigen" Regeln und ihren Auswirkungen auf das Sozialverhalten, wie CK schrieb.
"Interessant" wird das vor Allem da, wo ein System explizit vom SL verlangen muss, gegen seine im normalen sozialen Umgang gewohnte Haltung zu verstoßen. Und da ist es auch gleichzeitig wieder völlig uninteressant, weil so ein SL wohl kaum länger ein Spiel spielen wird, welches auf diesen Verstoß auch tatsächlich angewiesen ist. Der sucht sich schlicht was Anderes.

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 30.12.2016 | 14:49
@dunklerschatten:
Ja und nein. Es gibt natürlich auch eine spielmechanische Seite der Spielleitung. Aber zumindest sehe ich da auch eine zweite Ebene, die oft in Rollenspielwerken gar nicht angesprochen wird. Da geht dann eher un die Richtung, wie ich dem Spielleiter im Spiel begegne. Das kann dann Entsprechungen geben, die im Sport eher einem Trainer-Spieler-Verhältnis entsprechen, vielleicht ist es eher der Mannschaftskapitän oder auch "nur" eine Mannschaftsmitglied. Und das sonst oft Dinge, die nur eingeschränkt für einzelne Systeme gelten, sondern eher allgemein für Rollenspiel gelten. Der "Mannschaftskapitän" spielt nämlich oft so, unabhängig von D&D oder Fate.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 30.12.2016 | 14:54
Ich sag ja, Ansichtssache ;)

Für mich gibt es da nur einen Weg, Alle am Spieltisch werden durch die "Soziale-Brille" gleichwertig betrachtet.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: YY am 30.12.2016 | 14:55
Und das sonst oft Dinge, die nur eingeschränkt für einzelne Systeme gelten, sondern eher allgemein für Rollenspiel gelten. Der "Mannschaftskapitän" spielt nämlich oft so, unabhängig von D&D oder Fate.

Das ist genau die Stelle, wo manche Regelwerke klar sagen müssen, wie sie gespielt werden sollten.

In einem alten DSA-Regelwerk oder einem passenden Äquivalent mag ja gerne drinstehen "Der SL hat immer Recht!", aber da ist es kein Problem, wenn der SL sagt: "Nein, habe ich nicht. Ich stelle manche Sachen bewusst zur Diskussion."

In anderen Systemen kann man das nicht in vergleichbarer Weise tun, ohne dass es hakt - dann aber meist mit umgedrehten Vorzeichen wie im obigen Beispiel.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 30.12.2016 | 14:57
@YY:
Seh ich genauso. Die Möglichkeit von Rollenspieltheorie sehe ich jetzt darin, dass Leute, die sich damit befassen, das auch in ihre Regelwerke rein schreiben. Ich habe da immer so ein bisschen den Eindruck, dass vieles einfach nur mal implizit angenommen wird.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Crimson King am 30.12.2016 | 15:06
Neinnein, tut er nicht. Ich fand damals den Grundgedanken, so wie ich ihn zu verstehen glaubte, ziemlich hilfreich.  G mögen die Herausforderung, N wollen eine Geschichte erzählen und S stehen auf Simulation. Das erklärte so vieles. Gut, wie sich die ganze Sache nachher tatsächlich darstellte, ist etwas anderes.  ;D

Jo, Threefold, also das Modell, das du beschreibst, ist da etwas besser. Und ich gehe vom heutigen Zustand aus. Zum Zeitpunkt der Einführung hat GNS sicherlich genügend Fans gehabt. Eine Beschränkung auf drei Agendas ist trotzdem viel zu grobkörnig. Die Analyse ist aber in wesentlichen akademischer Natur. Für die Praxis ist wichtig, zu verstehen, dass man mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit ein befriedigendes Spielerlebnis bekommt, wenn alle Spieler zu jedem Zeitpunkt im Wesentlichen die selben Ideen davon haben, was gerade wichtig und für die Gruppe zielführend ist.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: YY am 30.12.2016 | 15:07
Ich habe da immer so ein bisschen den Eindruck, dass vieles einfach nur mal implizit angenommen wird.

Ja, manchmal wird das nicht explizit genug formuliert.
Andererseits sind das dann auch oft eher obskure Regelwerke, die aus der entsprechenden theoretisch geprägten Ecke kommen und man kann als Autor relativ sicher davon ausgehen, dass die Zielgruppe sich auch entsprechend auskennt.


Problematisch wird das vor Allem bei Regelwerken, denen ganz bestimmte Überlegungen zugrunde liegen und die dann aus diversen Gründen den Sprung in die breite Masse schaffen.
Fate fällt mir da ein - da sind geschlossene Gruppen von Altrollenspielern regelmäßig komplett verloren.
Ohne Erklärbär (oder alternativ Begleitliteratur  ;D) geht da i.d.R. gar nichts, grad bei den sehr schlanken Versionen - wobei aus meiner Außenperspektive auch die Dickschiffe im Fate-Angebot sehr wenig Grundlagen erklären und ihr zusätzliches Volumen auf noch mehr spezifischen Crunch verwenden, mit dem man dann als "Umsteiger" immer noch nur sehr bedingt was anfangen kann.

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 30.12.2016 | 15:12
Als Altrollenspieler (seit '88) und Fate-Autodidakt (erst Spirit of the Century und dann ab Fate Core auch mal in die Community geschaut) kann ich dir bei dem Beispiel nur eingeschränkt zustimmen. ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 30.12.2016 | 15:20
Ich finde es übrigens irgendwie irritierend und gleichzeitig amüsant, dass immer noch nicht erklärt wurde, was Clausustus usw eigentlich unter Spielparadigma und Erzählparadigma versteht.

Bis jetzt wurden auf Nachfrage nur (imho) elitäre Nicht-Antworten mit Verweisen auf Google und Philosophen gebracht, die nichts, aber wirklich gar nichts mit der Frage an sich zu tun hatten. ;D
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: YY am 30.12.2016 | 15:22
Als Altrollenspieler (seit '88) und Fate-Autodidakt (erst Spirit of the Century und dann ab Fate Core auch mal in die Community geschaut) kann ich dir bei dem Beispiel nur eingeschränkt zustimmen. ;)

Mir fällt eben auf, dass mit schöner Regelmäßigkeit immer die selben Fragen kommen - ähnlich wie bei SaWo.
Diejenigen, die diese Probleme nicht haben und daher auch nichts dazu fragen, bleiben im Dunkelfeld, aber wenn der Großteil der gestellten Fragen sich immer auf die selben Bereiche bezieht, ist das ein sehr deutlicher Hinweis auf einen Mangel in der Erklärung.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 30.12.2016 | 15:45
@YY:
Keine Sorge, ich weiß durchaus um die Klippen, gegen die reichlich Leute bei Fate regelmäßig krachen. Uch fand es nur so schön passend, dass du im Prinzip meinen Werdegang mit einem Geht-gar-nicht garniert hast. ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 30.12.2016 | 16:12
Sorry für's reingrätschen.

Aber jeder, der ein Fahrrad hat, fährt einfach so los. Ohne dabei permanent zu theoretisieren, wie das Innenohr funktioniert. Das bringt ihn nämlich nicht vom Fleck.
Und wenn's einen dann mal gebügelt hat, dann war meistens nicht das Innenohr schuld.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 30.12.2016 | 16:14
Neinnein, tut er nicht. Ich fand damals den Grundgedanken, so wie ich ihn zu verstehen glaubte, ziemlich hilfreich.  G mögen die Herausforderung, N wollen eine Geschichte erzählen und S stehen auf Simulation. Das erklärte so vieles. Gut, wie sich die ganze Sache nachher tatsächlich darstellte, ist etwas anderes.  ;D

Und da haben wir schon einen Riesenhaken mit dem "Definitionen piratieren" noch einmal illustriert.

Geschichte erzählen war im GDS(Threefold) das Dramatism.
Das Forge GNS brauchte das N für eine eigene Spielweise des Narrativism, welches auf Spielinteresse durch das Anspielen von Entscheidungen, welche die emotionalen Punkte des Spielers treffen, setzte. "Story" im literarisch/unterhaltsamen Zusammenhang ist dann irgendwo mit auf den Müllhaufen SIM gewandert, bzw. als "irgendwie eh immer da" abgehandelt ... .

Ansonsten war GDS auch nach meinem Geschmack noch etwas zu grob. Ich habe dafür vorgeschlagen das noch einmal quer in Zielspiele (wo das Erreichen eines bestimmten Ergebnisses für den Spielspaß wichtig ist) und Wegspiele (Wo das Erkunden wie sich eine Sache entwickelt im Fokus steht) zu unterteilen.

Bezgl. wird schon:
Kann, aber muss nicht. Und dann hat man eine Mehre Leute mit Investitionen und auch dadurch festgefahrenen Meinungen am Tisch. Abgesehen davon, dass es Leute gibt, die diesen "Nebel" genau dazunutzen wollen um eben ihr Ding dann auch im Dunkeln durch zu drücken, sei es als Spielleiter hinter dem Schirm oder als Spieler, der dann versucht häppchenweise und isoliert sein Spiel durch zu drücken.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: YY am 30.12.2016 | 16:29
Uch fand es nur so schön passend, dass du im Prinzip meinen Werdegang mit einem Geht-gar-nicht garniert hast. ;)

Daher ja das "i.d.R."  ;D

Aber jeder, der ein Fahrrad hat, fährt einfach so los. Ohne dabei permanent zu theoretisieren, wie das Innenohr funktioniert. Das bringt ihn nämlich nicht vom Fleck.

Und auf der anderen Seite kenne ich Leute, die 15 Jahre lang schießen gegangen sind und immer noch nichts getroffen haben, bis ich mir mal 1-2 Stunden Zeit für sie genommen habe.

Wenn man mit dem theoretischen Unterbau an der richtigen Stelle ansetzt, klappt das auch.
Auch Fahrradfahren kann man schneller, leichter und nachhaltiger lernen, wenn man die richtige Methode nutzt, und über einem bestimmten Leistungsniveau wird es mit Autodidaktik sehr, sehr dünn.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Turning Wheel am 30.12.2016 | 16:32
Wie war das nochmal?
Es gibt Rollenspiel,
ROLLENspiel und RollenSPIEL.
Und alles mögliche dazwischen.

Ich persönlich bevorzuge ja gerne ROLLENSPIEL.

*zur Popcorntüte greif*
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 30.12.2016 | 16:38
Zitat
ROLLENSPIEL.
Ich auch. Brauchen jetzt  nur noch ne Definition für.

Wie wäre es mit EierlegendenRollenspielGau ? ~;D

Kurz ERG
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 30.12.2016 | 16:40
Ich persönlich bevorzuge ja gerne ROLLENSPIEL.

Und hast ein Problem, wenn ein anderer dir ROLLENSPIEL verkauft, aber RoLlEnSpIeL" dann liefert - am Besten nich mit dem Hinweis, ist doch eh alles dasselbe, du musst nur mal bereit sein über den Tellerand zu schaun und nur Großschreibung ist doch sooo OUT.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Turning Wheel am 30.12.2016 | 16:43
ROLLENSPIEL ist Rollenspiel, das versucht in jeder Hinsicht anspruchsvoll zu sein und sich weiter zu entwickeln. ;)
Ich persönlich würde es auch immer mit drei Ausrufezeichen schreiben.
Aber das führt jetzt eigentlich vom Thema weg.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 30.12.2016 | 16:45
RoLlEnSpIeL ist dann doch ROLLENSPIEL. Der RoLlEnSpIeLer nimmt für seine Version doch natürlich das gleiche an.
Du willst ihn nur ausgrenzen ...  :'(
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 30.12.2016 | 16:54
Zitat
ROLLENSPIEL ist Rollenspiel, das versucht in jeder Hinsicht anspruchsvoll zu sein und sich weiter zu entwickeln. ;)
Ich denke auch, dass es eine "Art" Norm gibt, was man allgemein unter Rollenspiel versteht.
Es wird mMn. im Prinzip dann schwierig, wenn der eigene Stil stärker und in spezieller Art davon abweicht. Bzw bestimmte Elemente davon als NoGo angesehen werden.
Hier ist eine Unterteilung/Abspaltung dann vielleicht sinnvoll.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 30.12.2016 | 17:26
RGP Norm = D&D + DSA     :o
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 30.12.2016 | 17:38
Die Norm dürfte "das RPG der Weisen" wohl auch eher ein theoretisches Konstrukt sein und "Rollenspieligkeit" dann in (praktisch in gewissem Maß einfach unvermeidbaren, aber je nach Ausführungsform vorsätzlich oder fahrlässig auch weiterem) Abstand zu diesem Ideal ausgedrückt werden.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 30.12.2016 | 19:49
Ich frage mich immer noch, weshalb man irgendwelche Theorien zum Rollenspiel braucht.
Wenn die Interessen von SL und Spieler harmonieren, BRAUCHT man die Theorien nicht.
Und wenn sie nicht harmonieren, dann NÜTZEN auch die Theorien nichts.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: ErikErikson am 30.12.2016 | 19:53
Ich frage mich immer noch, weshalb man irgendwelche Theorien zum Rollenspiel braucht.
Wenn die Interessen von SL und Spieler harmonieren, BRAUCHT man die Theorien nicht.
Und wenn sie nicht harmonieren, dann NÜTZEN auch die Theorieen nichts.

Sie sind für zwei Sachen nützlich.

1. Man kann auf seinen eigenen Geschmack besser eigehen, z.B. hab ich manchmal Lust was gamistisches zu spielen, dann kann ich das auch so äußern und mir was passendes suchen.

2.Man kann eher vermeiden was einem nicht gefällt, statt also zu denken "hmm irgendwas stimmt hier nicht aber was?" kann man sagen "Erzählonkel/Drama-QUeens/Hackund Slayer/Sim-Spinner, na klar das des nix wird!" und kommt dann schneller zu einer Entscheidung.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 30.12.2016 | 20:01
Ich frage mich immer noch, weshalb man irgendwelche Theorien zum Rollenspiel braucht.
Wenn die Interessen von SL und Spieler harmonieren, BRAUCHT man die Theorien nicht.
Und wenn sie nicht harmonieren, dann NÜTZEN auch die Theorien nichts.
Falsch und falsch.

Das Beschäftigen mit der Rollenspieltheorie hat mir zum Beispiel sehr geholfen, meine eigenen Wünsche und Erwartungen zu definieren und meinen eigenen Spiel- und Leitstil massiv verbessert. Einfach weil die intensive Beschäftigung inklusive einer Erklärung von Definitionen geholfen hat, die psychologischen Hintergründe von Rollenspiel zu verstehen. Selbst wenn man die meisten Definitionen aufgrund ihrer in der Praxis unmöglichen Ausschließlichkeit wieder verwerfen kann, haben sie mir doch die Augen geöffnet, wie Rollenspiel auf einer sehr grundlegenden Ebene funktioniert.
Ich habe das Gefühl, du verwechselst hier Theorie als Diskussionspool über Funktionsweisen von spezifischen Teilen des Rollenspiel mit Theorie als sozialwissenschaftlich fundamentiertes Definitionsbauwerk. Das Erstere war und ist für mich essentiell für meine Entwicklung als Spieler und SL, das Zweitere exisitiert so nicht, weil Rollenspiel nicht in festgelegten Schubladen funktioniert und es mehr Graubereiche als fest definierte Schubladen gibt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 30.12.2016 | 20:15
Ich bin zwar Akademiker. Sorry.
Aber ich glaube, ich bin einfach nicht kompliziert genug gestrickt, um da mitzukommen.
Ich verstehe nämlich gar nichts mehr. Aber man muss auch nicht alles verstehen (wollen).
Ich bin in diesem Fall wohl mehr der Praktiker als der Theoretiker.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 30.12.2016 | 20:30
Ich bin zwar Akademiker. Sorry.
Aber ich glaube, ich bin einfach nicht kompliziert genug gestrickt, um da mitzukommen.
Ich verstehe nämlich gar nichts mehr. Aber man muss auch nicht alles verstehen (wollen).
Ich bin in diesem Fall wohl mehr der Praktiker als der Theoretiker.
Es gibt eben nicht nur völlige Harmonie und Unvereinbarkeit, sondern auch einen Haufen Zustände dazwischen, welche man zum Teil mit Kompromissen kitten kann. Und letztlich hilft es eben auch recht früh erkennen zu können, wenn man dann doch eine hoffnungslose Kombi vorliegen hat.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 30.12.2016 | 20:39
Da bin ich absolut bei Dir.
Ich blicke nur nicht, weshalb man dazu Theorien bemühen muss.
Wenn's Probleme zu klären gibt, dann steckt man die Köpfe zusammen und setzt seine Flags.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: ErikErikson am 30.12.2016 | 20:46
Da bin ich absolut bei Dir.
Ich blicke nur nicht, weshalb man dazu Theorien bemühen muss.
Wenn's Probleme zu klären gibt, dann steckt man die Köpfe zusammen und setzt seine Flags.

Ich hatte mal massive Probleme mit einem Erzähonkel, wos mich genervt hat das ich kaum Einfluss auf die Story hatte. Ich wusste damals nix von Theorie. Ich konnte daher nur sagen das ich unzufrieden war, aber nicht warum. Daher musste ich dann sagen: Y hat mir nicht gefallen und X nicht und Z auch nicht. So hat sich die Diskussion dann in Einzelheiten zerfahren und es ging gar nix mehr.

Heute würd ich sagen: Hör mit der Erzöhlonkelei auf, sonst geh ich. Und würd mir ein paar Spielabende ersparen die ich früher gebraucht hab un überhaupt zu kapieren, das der SL einen ganz anderen Stil fährt und es nix werden kann. Oder ich würd wissen was mich erwartet und könnt mich drauf einstellen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 30.12.2016 | 20:48
Da bin ich absolut bei Dir.
Ich blicke nur nicht, weshalb man dazu Theorien bemühen muss.
Wenn's Probleme zu klären gibt, dann steckt man die Köpfe zusammen und setzt seine Flags.

Dazu braucht es abr auch ein gewisses Problem- und Situationsbewußtsein, z.B. für diese flags.
Sonst will halt jeder einfach nur "Spaß" etc, wo dann doch jeder wieder etwas anderes drunter versteht.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 30.12.2016 | 21:06
Da bin ich absolut bei Dir.
Ich blicke nur nicht, weshalb man dazu Theorien bemühen muss.
Wenn's Probleme zu klären gibt, dann steckt man die Köpfe zusammen und setzt seine Flags.
Weil es oft genug Probleme gibt, die man gar nicht benennen kann, wenn man nicht versteht, warum dies und das für einen persönlich nun ein Problem ist.
Ich hatte bei vielen Theoriediskussionen echte AHA!-Momente, wo mir auf einmal bewusst wurde, warum ich in den und den Runden keinen Spaß hatte. Oder warum mir manche Spieler auf den Keks gingen und ich mit anderen super zurecht kam, obwohl doch alle das "Gleiche" machten, nämlich Rollenspiel.

Das ist für mich nämlich die größte Leistung der Rollenspieltheorie gewesen: Rollenspiel ist mitnichten gleich Rollenspiel oder Rollenspiel. Es gibt auch noch Rollenspiel und Rollenspiel. Wenn du verstehst, was ich meine.  ;)
Und das zu durchblicken, hat mir ungeheuer geholfen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 30.12.2016 | 21:15
Wenn's Probleme zu klären gibt, dann steckt man die Köpfe zusammen und setzt seine Flags.

Neumodischer Quatsch. Also vor fünfzehn Jahren - bevor die Theoretiker losgelegt haben - hätte es einfach geheißen: Mach gefälligst, was der DM / Meister sagt. Flags? Das sind die Dinger, die Warhammerfiguren auf'm Rücken tragen. ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 30.12.2016 | 21:52
Flags? Das sind die Dinger, die Warhammerfiguren auf'm Rücken tragen.
... durch den Rücken getrieben bekommen...

Jeder non-Gamer nennt das Prioritäten setzen. Und muss dazu auch keine Theorien kennen.
Da reicht der gesunde Menschenverstand.

Wobei non-Gamer sicher behaupten würden, dass sich Rollenspiel und gesunder Menschenverstand gegenseitig ausschliessen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: KhornedBeef am 30.12.2016 | 22:05
Da bin ich absolut bei Dir.
Ich blicke nur nicht, weshalb man dazu Theorien bemühen muss.
Wenn's Probleme zu klären gibt, dann steckt man die Köpfe zusammen und setzt seine Flags.
Pff, hehe. Und "flags" ist umgangssprachlich und auch keinesfalls aus irgendeiner theoretischen Betrachtung von Spielinteressen und Kommunikation enstanden, ne? ;)

... durch den Rücken getrieben bekommen...

Jeder non-Gamer nennt das Prioritäten setzen. Und muss dazu auch keine Theorien kennen.
Da reicht der gesunde Menschenverstand.

Wobei non-Gamer sicher behaupten würden, dass sich Rollenspiel und gesunder Menschenverstand gegenseitig ausschliessen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich verstehe "flags" noch etwas anders, aber im Kern ist es das. Nur das man diese Notwendigkeit halt mit dem Wort schön ansprechen kann.

Lustigerweise behauptet letztzitiertes niemand aus der überwältigenden nicht-gamenden Mehrheit in meinem Umfeld. Warum sollten sie?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: nobody@home am 30.12.2016 | 22:15
Der so genannte "gesunde Menschenverstand" ist meistens auch nur das, was speziell der aktuelle Sprecher gerade dafür hält. Oder wie's im Englischen so schön heißt: "'Common sense' isn't."

Insofern habe ich schon ganz gerne noch ein zweites -- meinethalben auch Theorie- -- Standbein, und wenn's im Zweifelsfall noch so wacklig aussieht. ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 30.12.2016 | 22:29
Lustigerweise behauptet letztzitiertes niemand aus der überwältigenden nicht-gamenden Mehrheit in meinem Umfeld. Warum sollten sie?
Okay. Das ist ein Anachronismus. Als ich mit dem Gamen anfing, da war das noch pervers. Irgendwo in den Köpfen der Leute zw. Peitschen-Leder-Orgie und Hexensabbat angesiedelt. Wäre es doch nur so gewesen...
Nein. Ernsthaft. Heute ist etabliert, was damals kaum einer nachvollziehen konnte oder verstehen wollte.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 30.12.2016 | 22:37
Insofern habe ich schon ganz gerne noch ein zweites -- meinethalben auch Theorie- -- Standbein, und wenn's im Zweifelsfall noch so wacklig aussieht.
Frage: Theorie = Technik ? Wenn ja, dann bin ich dabei, auch wenn der Terminus für mich ein anderer ist.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 30.12.2016 | 23:03
Da reicht der gesunde Menschenverstand.
Nein. Der reicht nicht mal bei Leuten, die in der Materie drinstecken. Sieht man gerade hier im Tanelorn regelmäßig.

Der eifrigste Verfechter des "GMV reicht und Theorie ist nutzloser Tinneff!" ist übrigens der, mit dem ich nicht mehr spielen möchte. Weil er nichts reflektiert, kritikresistent ist und Neuem gegenüber eine Lernunwilligleit zeigt, dass ich jede weitere Zeit mit ihm im Rollenspiel für verschwendet halte. Bei dem hab ich erkannt,  dass die Berufung auf den GMV nur eine schlecht verhüllte aber dafür um so stärker auftretende Besserspielerattitüde ist.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Luxferre am 30.12.2016 | 23:09
Ohne Theorie kann man seine Bedürfnisse also nicht konkretisieren, bzw. mitteilen. Aha  :gaga:

Irgendwie habe ich anders gelernt zu kommunizieren.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: nobody@home am 30.12.2016 | 23:23
Ohne Theorie kann man seine Bedürfnisse also nicht konkretisieren, bzw. mitteilen. Aha  :gaga:

Irgendwie habe ich anders gelernt zu kommunizieren.

Nun, zumindest ohne geeignete Worte wird's mit der Kommunikation irgendwann etwas schwierig.

Und darum geht's doch eigentlich bei der ganzen Rollenspieltheorie, oder? Passende Begriffe (samt der dahinterstehenden Konzepte) zu finden, damit man sich nicht nur mit Händen und Füßen und "versteh' doch endlich, was ich meine!" behelfen muß?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Crimson King am 30.12.2016 | 23:24
Ohne Theorie kann man seine Bedürfnisse also nicht konkretisieren, bzw. mitteilen. Aha  :gaga:

Das steht da nicht. Da steht: Theorie hilft dabei, seine Bedürfnisse zu konkretisieren und mitzuteilen. Ansonsten handelt es sich um eine anekdotische Einzelfallbeschreibung, keine allgemein aufgestellte These.

Und darum geht's doch eigentlich bei der ganzen Rollenspieltheorie, oder?

Nein. Begriffsdefinitionen sind ein Teil davon. Ein gemeinsames Verständnis der Begriffe ist die Grundlage, um überhaupt miteinander reden zu können. Die Aufgabe einer Theorie ist es, Modelle zu bilden, die Ausschnitte der Realität ausreichend gut beschreiben, um dadurch Prinzipien offen legen und Vorhersagen treffen zu können.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 30.12.2016 | 23:32
Ohne Theorie kann man seine Bedürfnisse also nicht konkretisieren, bzw. mitteilen. Aha  :gaga:

Irgendwie habe ich anders gelernt zu kommunizieren.
In D ist es nach meiner Erfahrung bereits vermessen gewesen, als Spieler überhaupt Bedürfnisse zu äußern. Und ich habe jahrelang unter dieser Prämisse sowohl bei verschiedenen SL gespielt als auch selbst geleitet. Wenn ich mir aktuelle RP-Diskussionen außerhalb des Tanelorn ansehe, ist dieser Scheiß anscheinend auch immer noch nicht überwunden.
Ich brauchte die Beschäftigung mit einigen theoretischen Auseinandersetzungen über die Basis von Rollenspiel um mir überhaupt darüber klar zu werden, dass unterschiedliche Leute,.die das Gleiche tun, unter Umständen gar nicht das Gleiche wollen. Und dass das auch noch vollkommen natürlich ist.

Und wenn ich nicht gerade absolut einmalig und einzigartig bin (was unwahrscheinlich ist), liegt die Vermutung nahe, dass es anderen ebenfalls so geht oder gehen könnte.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 00:41
Sashael, ich glaube, dass ich Dich verstehe.

Doch würde ich jetzt nicht zu sehr verallgemeinern und alle GMV'ler in einer Suppe köcheln wollen.
Ob jemand reflektieren kann oder mit Kritik umzugehen versteht, ist auch ein anderes Paar Schuhe.
Zudem würde ich jemanden, der an einer Sache festhält, weil er davon überzeugt ist, und nicht wie ein Schmetterling von einer Blume zur nächsten fliegt, weil das neue Regelwerk DAS non plus ultra sein soll, per se nicht verdammen wollen.
Das sind für mich schlicht viel zu pauschale Vorurteile. Und es würde wohl auch jeder Theorie zuwiderlaufen.

Für mich ist wichtig, wie ich als SL etwas bei und mit meinen Mitspielern erreichen kann.
Welche Knöpfe muss ich drücken, um sie zu motivieren, zu ködern, zu verschrecken, zu verführen etc. Das sind Techniken, die bei dem einen Spieler funzeln, von anderen Spielern aber abprallen. Dazu muss ich die Menschen kennen; nicht irgendwelche Theorien.

Wenn man also jemanden in der Gruppe hat, der nur passiv mitspielt, ohne dabei viel zum Spiel beizutragen, weil es eben so seine Art ist (menschlich, nicht nur spielerisch), der also selten aus sich raus geht, dann nützen mir weder Knöpfe noch Theorien. Der Typ ist so wie er ist.
Oder jemand, der kein Charakterspiel mag, sondern nur würfeln möchte. Den kriege ich auch nur schwerlich. Weder durch Knöpfe drücken, noch durch Theorien.

Das sind aber Menschen die ich persönlich mag und schätze. Jeder macht in der Gruppe Abstriche, so dass man auf einen gemeinsamen Nenner kommt. Und dazu brauche zumindest ICH keine Theorien.

Ich spiele lieber mit Freunden, von denen jeder Spieler die Stärken und Schwächen des anderen kennt, als ewig nach den vermeintlich 'passenden' oder 'richtigen' Spielern zu suchen, die theoretisch gut mit meiner Art zu spielen harmonieren, sich aber vielleicht niemals werden finden lassen.

Aber das ist nur meine Meinung.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.12.2016 | 00:49
Für mich gibt es da nur einen Weg, Alle am Spieltisch werden durch die "Soziale-Brille" gleichwertig betrachtet.
Das ist erstmal ein Axiom.
Die Rollenspieltheorie untersucht jetzt dieses Axiom. Und zwar nicht präskriptiv: "Sollen alle am Spieltisch unter der Sozial-Brille gleichwertig betrachtet werden?"
Sondern deskriptiv: "Was passiert, wenn alle am Spieltisch unter der Sozial-Brille gleichwertig betrachtet werden? Was ändert sich, wenn dies nicht getan wird?"

Aber jeder, der ein Fahrrad hat, fährt einfach so los. Ohne dabei permanent zu theoretisieren, wie das Innenohr funktioniert. Das bringt ihn nämlich nicht vom Fleck.
Erstmal sitzt da ein Ingenieur, der theoretisiert, wie man ein Fahrrad optimal baut.
Das ist die erste Theorieebene. Ohne diese kannst du zwar auch irgendein Fahrrad haben, das irgendwie fährt. Aber wenn du ein richtig gutes Fahrrad haben willst, brauchst du vernünftige Theorie über den Fahrradbau.
Und genau das gleiche ist mit Rollenspielen: Natürlich kann man irgendwelche RPGs bauen, die irgendwie spielbar sind. Aber wenn du ein richtig gutes Rollenspiel haben willst, dann benötigst du Rollenspieltheorie.

Zum zweiten gibt es genügend Leute, die zwar gerne mit dem Fahrrad losfahren wollen, dabei aber immer wieder hinfallen. Für diese ist etwas Theorie, wie man richtig Fahrrad fährt auch recht hilfreich. (Anderen hilft einfach viel Praxis und Übung.)
Und auch hier gilt das gleiche für RPGs: Einige spielen einfach drauf los und haben Spaß. Andere scheitern jedoch regelmäßig und ihre Gruppen zerstreiten sich. Hier ist dann Theorie ebenfalls hilfreich.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 01:43
Erstmal sitzt da ein Ingenieur, der theoretisiert, wie man ein Fahrrad optimal baut.
Das ist die erste Theorieebene. Ohne diese kannst du zwar auch irgendein Fahrrad haben, das irgendwie fährt. Aber wenn du ein richtig gutes Fahrrad haben willst, brauchst du vernünftige Theorie über den Fahrradbau.
Ich befürchte, dass wir irgendwie aneinander vorbei reden.
Ich will kein Fahrrad bauen. Ich will damit fahren.

Da fällt mir zum Thema Theorie gerade ein Zitat über Lehrern ein. Das lautet: Wer's selbst nicht kann, der unterrichtet es.

Zum zweiten gibt es genügend Leute, die zwar gerne mit dem Fahrrad losfahren wollen, dabei aber immer wieder hinfallen. Für diese ist etwas Theorie, wie man richtig Fahrrad fährt auch recht hilfreich.
Ernsthaft? Es gibt Leute, die Fahradfahren aus Büchern lernen? Man lernt doch immer noch was dazu.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.12.2016 | 02:20
Ich befürchte, dass wir irgendwie aneinander vorbei reden.
Ich will kein Fahrrad bauen. Ich will damit fahren.
Ja, aber bevor du damit fahren kannst, muss es erstmal jemanden geben, der das Fahrrad baut.

Es ist sinnlos zu sagen: "Fahrrad-Theorie ist sinnlos, weil ich kein Fahrrad bauen will." Selbst, wenn du selber nur Fahrrad fahren willst, ist es notwendig, dass jemand dir erstmal ein Fahrrad baut.

Zitat
Ernsthaft? Es gibt Leute, die Fahradfahren aus Büchern lernen? Man lernt doch immer noch was dazu.
Nein, Fahrrad fahren lernt man nicht aus Büchern.
Aber es gibt durchaus Leute, die davon profitieren, wenn sie erstmal die Theorie, die dahinter steht, verstehen. Das heißt: Je schneller du bist, desto stabiler bist du auf dem Fahrrad.
Oder du lernst mit Hilfe der Theorie, bei welcher Steigung welcher Gang sinnvoll ist.

Bei Motorrädern ist es sogar noch extremer, da man durch die Theorie versteht, wie weit man sich in welcher Kurve zur Seite legen muss, um durch diese Kurve zu fahren.

Es geht bei Theorie nicht darum aus Büchern zu lernen. Es geht bei Theorie darum, zu verstehen, wieso etwas so ist, wie es ist.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 31.12.2016 | 03:53
Leute das wird hier wieder mega theoretisch.....


Zitat
...Das Beschäftigen mit der Rollenspieltheorie hat mir zum Beispiel sehr geholfen, meine eigenen Wünsche und Erwartungen zu definieren und meinen eigenen Spiel- und Leitstil massiv verbessert....

Kannst du das im Detail mal erklären ?
 
Mir ist bisher noch kein Problem beim Rpg über den Weg gelaufen, wo ich explizit die "Erkenntnisse der Rollenspieltheorie" zur Lösung gebraucht habe.
Bevor man einen SL z.b. in die ErzählOnkel Schublade stecken konnte, gab es doch auch genug Lösungsansätze wenn einem der Leitstil dieser Person nicht gepasst hat.


Zitat
Ich bin zwar Akademiker. Sorry.
Aber ich glaube, ich bin einfach nicht kompliziert genug gestrickt, um da mitzukommen.
Ich verstehe nämlich gar nichts mehr. Aber man muss auch nicht alles verstehen (wollen).
Ich bin in diesem Fall wohl mehr der Praktiker als der Theoretiker.

+1
DAS kann ich sowas von unterschreiben.


Zitat
Es gibt eben nicht nur völlige Harmonie und Unvereinbarkeit, sondern auch einen Haufen Zustände dazwischen, welche man zum Teil mit Kompromissen kitten kann. Und letztlich hilft es eben auch recht früh erkennen zu können, wenn man dann doch eine hoffnungslose Kombi vorliegen hat.

Und dafür braucht es ein spezielles Theoriegebäude ?

In anderen Sparten/Hobbys etc. geht es doch auch ohne, da reich es wenn die Menschen normal reden können ala  "Du so wie du das machst habe ich keinen SPass mehr, bitte ändere dies und das..."

Zitat
Das ist für mich nämlich die größte Leistung der Rollenspieltheorie gewesen: Rollenspiel ist mitnichten gleich Rollenspiel oder Rollenspiel. Es gibt auch noch Rollenspiel und Rollenspiel. Wenn du verstehst, was ich meine.  ;)
Und das zu durchblicken, hat mir ungeheuer geholfen.

Man kann es auch künstlich verkomplizieren...



Zitat
Das ist erstmal ein Axiom.
Die Rollenspieltheorie untersucht jetzt dieses Axiom. Und zwar nicht präskriptiv: "Sollen alle am Spieltisch unter der Sozial-Brille gleichwertig betrachtet werden?"
Sondern deskriptiv: "Was passiert, wenn alle am Spieltisch unter der Sozial-Brille gleichwertig betrachtet werden? Was ändert sich, wenn dies nicht getan wird?"

Und ?
Das nutzt mir doch in der praktischen Realität nix, das ist was für den Elfenbeinturm !

Ich spiele schließlich  mit erwachsenen, mündigen und durchschnittlich reflektierten Menschen, die wollen entsprechend behandelt werden. Ganz egal was eine Theorie auch immer sagt.


Zitat
In D ist es nach meiner Erfahrung bereits vermessen gewesen, als Spieler überhaupt Bedürfnisse zu äußern.

Dann muss es mindestens 2 Dlands gegeben haben und nein die DDR zählt nicht  >;D
Weil das ist mir nicht unter gekommen.



Bei diesem Thema komme ich immer wieder zu dem Punkt zurück, ich muss in einer RPG Parallel Dimension leben. So wie ich RPG kennengelernt habe und gespielt habe und spiele war es noch nie irgendwie ein "Problem", wenn es dann doch mal unterschiedliche Ansichten gab, wurde/wird drüber geredet und eine Lösung gefunden. Ganz ohne Theorie...

Ich glaube ich bin jetzt einfach demütg u glücklich über diesen Zustand und gut ist  :)


Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.12.2016 | 04:11
Leute das wird hier wieder mega theoretisch.....
Ein Zeichen dafür, dass es ohne Theorie nicht geht. ;)

Zitat
Bevor man einen SL z.b. in die ErzählOnkel Schublade stecken konnte, gab es doch auch genug Lösungsansätze wenn einem der Leitstil dieser Person nicht gepasst hat.
Da bin ich neugierig. Wie würdest du das ohne Theorie-Hintergrund machen?

Du musst ja erstmal artikulieren, was dir nicht gefällt.
Dann kommt anschließend sehr häufig das Argument: "Aber in den Regeln steht..." Daraufhin musst du dann argumentieren, wieso die Regeln in diesem Fall nicht wichtig sind.

Zitat
Und ?
Das nutzt mir doch in der praktischen Realität nix, das ist was für den Elfenbeinturm !
Doch, das nutzt dir auch etwas in der Realität. Denn damit kannst du dann feststellen, wann es sinnvoll ist, alle durch die Sozial-Brille als gleichwertig zu betrachten. Und wann es sinnvoll ist, dies nicht zu tun.
Und es hilft dir, mit einer Person einen Konsens zu finden, die diesbezüglich eine andere Meinung als du hat.

Aber einfach nur ein Axiom aufzustellen, ohne dies zu prüfen, fühlt sich sehr nach Dogmatismus an.

Zitat
Dann muss es mindestens 2 Dlands gegeben haben und nein die DDR zählt nicht  >;D
Weil das ist mir nicht unter gekommen.
Ja, dann scheint es tatsächlich zwei Dlands zu geben. Weil mir ist das schon untergekommen.

Aber vielleicht ist das tatsächlich ein Ost-West-Phänomen. Oder ein Nord-Süd-Phänomen. Oder ein Stadt-Land-Phänomen. Oder es hat mit Regionen gar nichts zu tun und ist ein komplett anderes Phänomen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: ErikErikson am 31.12.2016 | 04:52
http://www.lustigesrollenspiel.de/wp-content/uploads/2014/02/Typ3_20060208_1236202026.png

für den Läuterer.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 06:03
Bei Motorrädern ist es sogar noch extremer, da man durch die Theorie versteht, wie weit man sich in welcher Kurve zur Seite legen muss, um durch diese Kurve zu fahren.
Kenne ich. Damals hat mir die Theorie aber nichts gebracht.
Ich habe mal eine geile Kurve mit dem Spruch "Du gehörst mir!" angemacht.
Doch dann kam ihre grosse Schwester Schwerkraft hinzu und meinte nur "Leck mich!"
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 06:17
Ich bin mir aber immer noch nicht sicher, ob wir hier überhaupt über dasselbe Thema reden.

Theorie = System-Philosophie ?
Theorie = Spielweisen der Spieler ?
Theorie = Spielstile ?
Theorie = Gruppenziel ?
Theorie = SL-Kompetenz ?
Theorie = Meta Regeln ?
oder alles zusammen ?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Rorschachhamster am 31.12.2016 | 06:59
Ich bin mir aber immer noch nicht sicher, ob wir hier überhaupt über dasselbe Thema reden.

Theorie = System-Philosophie ?
Theorie = Spielweisen der Spieler ?
Theorie = Spielstile ?
Theorie = Gruppenziel ?
Theorie = SL-Kompetenz ?
Theorie = Meta Regeln ?
oder alles zusammen ?
Ich würd sagen, ja, aber...
Wenn man vorallem mit zumindest Bekannten spielt und nicht irgendwie mit Fremden auf Con, dann kann man sowieso über alles reden.  :d
"Das und das war cool/naja/uncool. Wir sehen uns am Freitag zum Was-auch-immer" funktioniert mit Leuten die man kennt.  ;)
Da braucht man keine Theorie, weil das gegenseitige Verstehen gar nicht auf eine Allgemeingültigkeit abstrahiert werden muß.  :)

Also, Spieltheorie hat ihren Platz aber eben nicht immer am Spieltisch. Im Gegenteil, wenn man mit Leuten seit Jahren spielt, dann vereinfacht man viel zu viel wenn man die oder den eigenen MO in eine spieltheoretische Schablone pressen will, und der Erkenntnisgewinn geht gegen minus. :P

Das heißt aber nicht, das es sich nicht lohnt ein wenig über sein Spiel nachzudenken und dabei die Theorien zu kennen. Es heißt nur das die angewandte Praxis ein ganz eigenes Pferd ist.  ^-^

Wobei, man natürlich auch wunderbar ohne Theorie spielen kann, aber ohne Spiel ist eine Theorie nicht viel wert.  8]
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 07:25
Vollste Zustimmung auf ganzer Linie, Rorschachhamster.

Irgendwie versuche ich das ja auch bereits seit einigen Posts hier klarzumachen, da ich keinen Mehrwert der Theorien beim Spiel sehe.

Aber um eben genau das dreht sich der Thread ja hier. Deshalb habe ich die (wichtigen) Aspekte der Rollenspiel-Theorie gelistet. Ich bin neugierig.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 31.12.2016 | 08:00
Zitat
Ein Zeichen dafür, dass es ohne Theorie nicht geht.

Oder dafür das man theoretisch ein  Theoriegebäude erklären will, in einem Forum....

Zitat
Da bin ich neugierig. Wie würdest du das ohne Theorie-Hintergrund machen?

Du musst ja erstmal artikulieren, was dir nicht gefällt.

ok, ich versuche es zu erklären.

Zustand: der SL erzählt, aber die Spieler haben letztlich keine großen Handlungsmöglichkeiten.

Wenn mir der Zustand nicht gefällt, spreche ich das einfach an. Z.b. so

"so wie wir spielen macht mir es keinen Spass mehr, ich finde mein Charakter und damit ich habe zu wenig Handlungsspielraum. Weil du z.b. immer Gottgleiche NPC´s ins Rennen schickst die alles retten"

Dafür habe ich keine Theorie gebraucht sondern einfach meinen Eindruck vom Spiel wiedergegeben und wie es mit dabei geht.


Zitat
Dann kommt anschließend sehr häufig das Argument: "Aber in den Regeln steht..." Daraufhin musst du dann argumentieren, wieso die Regeln in diesem Fall nicht wichtig sind.

Nö muss ich nicht ! Wenn so argumentiert wird (sprich meine Kritik/Wunsch flapsig weggewischt wird, dann packe ich meine Sachen und gehe.)
Ich brauche keine RPG Theorie um zu erkennen, das ich mit einem Egoisten SL keinen Spass haben kann.

Zitat
Doch, das nutzt dir auch etwas in der Realität. Denn damit kannst du dann feststellen, wann es sinnvoll ist, alle durch die Sozial-Brille als gleichwertig zu betrachten. Und wann es sinnvoll ist, dies nicht zu tun.

Nenne mir EINEN Grund warum es nicht sinnvoll ist meine Mitspieler am Tisch alle gleich respektvoll und gleichwertig zu betrachten (vorrausgestzt die benehmen sich ebenfalls sozialkompartibel und kooperativ, was der Fall ist da ich mit Freunden spiele ;) )...ich bin gespannt.

Zitat
Und es hilft dir, mit einer Person einen Konsens zu finden, die diesbezüglich eine andere Meinung als du hat.

Ich muss mit so einer Person gar keinen Konsens finden !

Zitat
Aber einfach nur ein Axiom aufzustellen, ohne dies zu prüfen, fühlt sich sehr nach Dogmatismus an.

Kann schon sein, nur das ist unter dem Strich Wortklauberei bzw. theoretisches Geschwurbel.

Ich will meine spärliche Freizeit nicht mit Menschen verbingen die mir "nicht gut tuen" (im Job habe ich genug Egomanen und sonstige Pappnasen um mich rum). Da ist es für mich unerheblich ob ein Dogma zur seeligmachenden RPG Runde führt.

Zitat
Aber vielleicht ist das tatsächlich ein Ost-West-Phänomen. Oder ein Nord-Süd-Phänomen. Oder ein Stadt-Land-Phänomen. Oder es hat mit Regionen gar nichts zu tun und ist ein komplett anderes Phänomen.

Keine Ahnung wo es dran liegt, ich glaube zu wissen warum meine RPG Gruppe so tickt und wir so spielen, aber das kann man halt nicht verallgemeinern oder durch Theorien erzwingen.


Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 31.12.2016 | 08:43
...

Nenne mir EINEN Grund warum es nicht sinnvoll ist meine Mitspieler am Tisch alle gleich respektvoll und gleichwertig zu betrachten (vorrausgestzt die benehmen sich ebenfalls sozialkompartibel und kooperativ, was der Fall ist da ich mit Freunden spiele ;) )...ich bin gespannt.
...

OK, Feinarbeit.
Respektvoll ist selbstverständlich.
Gleichwertig im Sinne von Achtung auch.
Gleichwertig in der Behandlung ist dann der Knackpunkt, weil wenn man inkompatible Leute dann in einem Spiel zusammenschmeißt man wenigstens einem, wenn nicht beiden und im Rahmen des Fallouts ggf auch noch dem Rest den Spaß verdirbt. Zu erkennen was geht, wo man Kompromisse machen kann und welche eben nicht in eine Runde passen (und damit eine Seite - wie auch immer bestimmt- gehen muss) ist dann ein Ergebnis der theoretischen Betrachtung (wie auch das Vesrtändnis vorher zu den möglichen Kompromissen geführt hat).
Und derjenige, der gehen muss, ist dann natürlich im Effekt nicht gleichwertig behandelt worden, außer, dass es bei anderen M;ehrheitsverhältnissen z.B. auch jeden anderen hätte treffen können. 
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 31.12.2016 | 09:11
Das Hauptproblem ist doch folgendes: Jemand der noch nie Rollenspiel gemacht hat, kann mit Rollenspieltheorie überhaupt nichts anfangen.
Viele machen schon lange Rollenspiel und können/wollen trotzdem nichts damit anfangen.
Für Neulinge  hilft mMn. einfach mal Probespielen.-Und dann entscheiden: Macht das Spaß in der Gruppe oder nicht.- Bzw. was macht mir Spaß und was nicht.

Wirklich relevant wird Rollenspieltheorie doch dann, wenn ich bereits etwas Ahnung habe, einen ganz bestimmten Stil pflegen möchte und dafür eine passende Gruppe oder Spieler suche.
Oder meinen eigen Stil verfeinern bzw. verbessern möchte. Das trifft auf den Normo Rollenspieler jetzt mMn. aber eher weniger zu.
Da wird einfach mit den Leuten gespielt die da sind. Undzwar das worauf die Mehrheit gerade Lust hat.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Crimson King am 31.12.2016 | 09:37
Doch würde ich jetzt nicht zu sehr verallgemeinern und alle GMV'ler in einer Suppe köcheln wollen.

Ich kenne einen Haufen sehr guter Rollenspieler/Spielleiter, die im Leben noch nicht mal 'ne Spielleiterhilfe in die Hand genommen haben. Allerdings haben die allermeisten von denen die Einschränkung, dass sie nur den Stil kennen, den sie über Jahre hinweg in ihrer Gruppe entwickelt haben. Theorie hilft da meines Erachtens auch als Augenöffner. Natürlich ist sie auch hier nicht zwingend notwendig.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 31.12.2016 | 09:43
Leute das wird hier wieder mega theoretisch.....
Ja, natürlich! Das ist ein Thread über Rollenspieltheorie. wtf?


Kannst du das im Detail mal erklären ?
 
Mir ist bisher noch kein Problem beim Rpg über den Weg gelaufen, wo ich explizit die "Erkenntnisse der Rollenspieltheorie" zur Lösung gebraucht habe.
Bevor man einen SL z.b. in die ErzählOnkel Schublade stecken konnte, gab es doch auch genug Lösungsansätze wenn einem der Leitstil dieser Person nicht gepasst hat.
Bevor man einen SL in die Erzählonkelschublade stecken konnte, konnten die allermeisten die ich kenne nicht mal benennen, warum ihnen der Leitstil nicht zusagt.
Weil sie zum Bleistift mit DSA sozialisiert wurden und die Meistertips da brutal die Spieler in die Dienerrolle geprügelt haben. "Der Meister hat immer Recht. Gesagt getan, nicht gesagt nicht getan." usw usw.
GMV wurde da per Regelwerk getötet.

Ich bin in den 90ern mit Rollenspiel sozialisiert worden und auch wenn da durch die WoD eine andere Herangehensweise ans Rollenspiel ihren Einzug in die Gruppen fand, war die oberste Prämisse bei sehr vielen Runden immer noch diese (in meinen Augen) beschissene Erzählonkelei. Rollenspiel WAR einfach so.
Dass es anders geht und dass das die Erzählonkelei nicht ersetzt sondern einfach nur eine Alternative sein kann, konnte ich nicht benennen, denn mir fehlte das Vokabular.

Dann sind solche Sachen wie Kicker, Flags und Spotlightverteilung keine Selbstverständlichkeiten! Das sind Erkenntnisse aus der Rollenspieltheorie. Es gab vorher niemanden, der "Flags" gesetzt hätte, weil es das Wort im Rollenspiel nicht gab. Der SL setzt das Abenteuer vor und die Spieler spielen das (nach).
Manche spielten nicht gern mit extrovertierten Spielern, weil diese die Runden so sehr dominierten, dass es keinen Spaß brachte. Aber man beschwerte sich nicht öffentlich oder diskutierte das mit dem betreffenden Spieler aus, weil niemand etwas von Spotlightverteilung wusste. Man spielte zusammen Rollenspiel und wenn man da nicht mitkam, dann ist das ja nicht die Schuld der dominanten Spieler. Tja, doch, war es. Aber um zu erkennen, warum das so ist, muss man sich mit den Gründen beschäftigen, aus denen Rollenspiel gespielt wird. "Aus Spaß an der Freude" reicht nicht aus! Es gibt eben unterschiedliche Gründe, aus denen man Spaß haben kann. Wenn man eine Runde gefunden hatte, die genau so tickte wie man selbst, dann war das ein Glücksfall und nicht die Regel. Ich habe in den 90ern in Runden mitgezockt, die mir als das Nonplusultra angepriesen wurden und ich hatte keinen Spaß dort. Ich wusste aber nicht, warum. SO muss das doch sein, also liegt der Fehler ja irgendwie bei mir. Wenn ich mich an deren Spielstil anpasse, werde ich auch Spaß haben. Nein, werde ich nicht.

Genauso beim Leiten. Nachdem mir klar wurde, wie Spieler ticken können, was dem Einzelnen Spaß bringt, konnte ich Spieler in meiner Umgebung analysieren und auch wenn natürlich niemand zu 100% in eine Kategorie fiel, so war mir doch schneller klar, wie ich diese Leute als SL (und auch als Spieler) anspielen konnte. Und auch wenn es heute noch Spieler gibt, die keine "Flags" bewusst setzen, so kann ich ihre Prioritäten aus ihren Handlungen im RP deuten und nutzen. Das hätte ich in den 90ern schlicht übersehen. Weil ich so sehr in der Doktrin vom "Guten Spielen & Spielleitentm" drin war, dass ich über Bedürfnisse von Spielern eiskalt hinweggegangen bin. So wie die meisten anderen SL damals auch.

Dass der SL auch "nur" ein Mitspieler und nicht der Herr und Meister über die Runde ist, ist übrigens auch eine rollenspieltheoretische Erkenntnis.

Man kann es auch künstlich verkomplizieren...
Tja, wenn du das so siehst, hast du es in meinen Augen nicht verstanden.
Rollenspiel ist da ein bißchen wie ein Rubiks Cube. Man kann damit herumspielen, aber um ihn zu lösen braucht man das Verständnis über die Algorhythmen des Drehens.
Wem es reicht, nur ein, zwei Seiten voll zu bekommen, der hat damit auch Spaß. Wer den Würfel komplett haben will, kommt um das Lernen nicht herum.
Und im Rollenspiel haben mir die ein, zwei Seiten nicht gereicht. Ich brauchte aber die Rollenspieltheorie, um mir überhaupt klar zu werden, dass es überhaupt mehr als zwei Seiten gibt.

Ich spiele schließlich  mit erwachsenen, mündigen und durchschnittlich reflektierten Menschen,
Du hoffst, dass du das tust. Man sollte erwarten, dass man das tut. Ich kenne Leute, die sind seit den frühen 80ern dabei und sind in Bezug auf Rollenspiel so reflektiert wie eine schwarz geteerte Betonwand. Mit denen spiele ich auch nicht mehr.

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 31.12.2016 | 09:59
@
Sashael
Mal zum Spaß: Um Auto zu fahren braucht man einen Führerschein. Dafür muß man sowohl Theorie als auch Praxis beherrschen.
Wenn es einen SL- Führerschein gäbe, dann wäre da sicher auch ein Theorieteil dabei.
Aber da es (vielleicht auch zum Glück )nicht so ist, kann halt jeder "Hansaugust"  Spielleiten, ohne das geringste von Theorie zu verstehen.

Funktionieren tut es trotzdem irgendwie(mehr oder weniger gut).
Um mal bei der Autoanalogie zu bleiben. In anderen Ländern wird auch anders Auto gefahren.
Ich habe mich zum Beispiel gefragt, warum die Omas in Italien über den Zebrastreifen rennen.
Grund: Es ist nicht so üblich dass jeder extra anhält. In noch südlichern Ländern wundert es mich, dass nicht täglich unzählige Menschen überfahren und  Autounfälle verursacht werden. Da sich niemand groß um  Verkehrsregeln schert.
Es wird da eher intuitiv gefahren. Aber irgendwie funktionierts.
So ähnlich ist das mMn. auch im Rollenspiel ~;D

Ich hab auch schon mal was von SL- Workshops gelesen.
Was da vermittelt wird, weiß ich nicht. Aber könnte mir vorstellen, dass da neben Praxistipps
vielleicht auch zum Teil bißchen RPG -Theorie dabei ist.
Um sich damit zu beschäftigen muß der SL halt einen Vorteil bzw. eine Notwendigkeit dafür sehen.
Z. B. seinen eigenen Stil verbessern bzw. weiterzuentwickeln.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: nobody@home am 31.12.2016 | 10:08
Ich bin mir aber immer noch nicht sicher, ob wir hier überhaupt über dasselbe Thema reden.

Theorie = System-Philosophie ?
Theorie = Spielweisen der Spieler ?
Theorie = Spielstile ?
Theorie = Gruppenziel ?
Theorie = SL-Kompetenz ?
Theorie = Meta Regeln ?
oder alles zusammen ?

Zumindest von einigen hier kriege ich so ein wenig den Eindruck, daß ihre persönliche Definition lautet:

"Theorie = Das, was sowieso keiner braucht."

Auf der Basis wäre es dann natürlich ein bißchen schwierig, überhaupt noch diskutieren zu wollen... ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Deep One am 31.12.2016 | 10:10
Ich finde es übrigens irgendwie irritierend und gleichzeitig amüsant, dass immer noch nicht erklärt wurde, was Clausustus usw eigentlich unter Spielparadigma und Erzählparadigma versteht.

Bis jetzt wurden auf Nachfrage nur (imho) elitäre Nicht-Antworten mit Verweisen auf Google und Philosophen gebracht, die nichts, aber wirklich gar nichts mit der Frage an sich zu tun hatten. ;D

Bittesehr, der Herr:

Zitat von: google
Pa·ra·dịg·ma
Substantiv [das]
1.
geh.
Beispiel; Muster.
"in seiner Tätigkeit einem bestimmten Paradigma folgen"
2.
SPRACHWISS.
Muster für die Deklination und Konjugation.

Zitat von: Wikipedia
Ein Paradigma (Pl. Paradigmen oder Paradigmata) ist eine grundsätzliche Denkweise. Seit dem späten 18. Jahrhundert bezeichnet Paradigma eine bestimmte Art der Weltanschauung oder eine Lehrmeinung. Der Begriff wurde von Georg Christoph Lichtenberg eingebracht.[1] Als Paradigma kann auch eine (wissenschaftliche) Schule bezeichnet werden: Beispiele für eine solche „grundlegende Weltsicht“ sind das geozentrische Weltbild oder das heliozentrische Weltbild.

Eine heute gebräuchliche Lehrbuchdefinition ist beispielsweise: „Ein Wissenschaftsparadigma ist ein einigermaßen zusammenhängendes, von vielen Wissenschaftlern geteiltes Bündel aus theoretischen Leitsätzen, Fragestellungen und Methoden, das längere historische Perioden in der Entwicklung einer Wissenschaft überdauert“[2]. Die Ersetzung eines Paradigmas durch ein anderes heißt Paradigmenwechsel.

Paradigmen spiegeln einen gewissen allgemein anerkannten Konsens über Annahmen und Vorstellungen wider, die es ermöglichen, für eine Vielzahl von Fragestellungen Lösungen zu bieten. In der Wissenschaft bedient man sich in diesem Zusammenhang auch oft Modellvorstellungen, anhand derer man Phänomene zu erklären versucht. Der amerikanische Wissenschaftstheoretiker Thomas S. Kuhn definiert in seinem Buch Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen ein „wissenschaftliches Paradigma“ als:

das, was beobachtet und überprüft wird
die Art der Fragen, welche in Bezug auf ein Thema gestellt werden und die geprüft werden sollen
wie diese Fragen gestellt werden sollen
wie die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung interpretiert werden sollen

Zitat von: Gabler Wirtschaftslexikon
Begriff für die eine Wissenschaft in einem bestimmten Zeitraum prägenden allg. akzeptierten Auffassungen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Rorschachhamster am 31.12.2016 | 10:21
Ja, natürlich! Das ist ein Thread über Rollenspieltheorie. wtf?
Ok.  :d
Zitat
Bevor man einen SL in die Erzählonkelschublade stecken konnte, konnten die allermeisten die ich kenne nicht mal benennen, warum ihnen der Leitstil nicht zusagt.
Weil sie zum Bleistift mit DSA sozialisiert wurden und die Meistertips da brutal die Spieler in die Dienerrolle geprügelt haben. "Der Meister hat immer Recht. Gesagt getan, nicht gesagt nicht getan." usw usw.
GMV wurde da per Regelwerk getötet.
84er Regelbox stimmt das so nicht...  wenn ich mich recht erinnere. Hab aber auch ne Weile nicht mehr genau durchgelesen ~;D
Zitat
Ich bin in den 90ern mit Rollenspiel sozialisiert worden und auch wenn da durch die WoD eine andere Herangehensweise ans Rollenspiel ihren Einzug in die Gruppen fand, war die oberste Prämisse bei sehr vielen Runden immer noch diese (in meinen Augen) beschissene Erzählonkelei. Rollenspiel WAR einfach so.
Dass es anders geht und dass das die Erzählonkelei nicht ersetzt sondern einfach nur eine Alternative sein kann, konnte ich nicht benennen, denn mir fehlte das Vokabular.
Interessant, ich fand WoD immer sehr Erzählonkelig vom Aufbau her.  >;D

Zitat
Dann sind solche Sachen wie Kicker, Flags und Spotlightverteilung keine Selbstverständlichkeiten! Das sind Erkenntnisse aus der Rollenspieltheorie. Es gab vorher niemanden, der "Flags" gesetzt hätte, weil es das Wort im Rollenspiel nicht gab. Der SL setzt das Abenteuer vor und die Spieler spielen das (nach).

Ich würde eher sagen, das Wort gibt es nicht im Rollenspiel...  wtf?
Zitat
Manche spielten nicht gern mit extrovertierten Spielern, weil diese die Runden so sehr dominierten, dass es keinen Spaß brachte. Aber man beschwerte sich nicht öffentlich oder diskutierte das mit dem betreffenden Spieler aus, weil niemand etwas von Spotlightverteilung wusste. Man spielte zusammen Rollenspiel und wenn man da nicht mitkam, dann ist das ja nicht die Schuld der dominanten Spieler. Tja, doch, war es. Aber um zu erkennen, warum das so ist, muss man sich mit den Gründen beschäftigen, aus denen Rollenspiel gespielt wird. "Aus Spaß an der Freude" reicht nicht aus! Es gibt eben unterschiedliche Gründe, aus denen man Spaß haben kann. Wenn man eine Runde gefunden hatte, die genau so tickte wie man selbst, dann war das ein Glücksfall und nicht die Regel. Ich habe in den 90ern in Runden mitgezockt, die mir als das Nonplusultra angepriesen wurden und ich hatte keinen Spaß dort. Ich wusste aber nicht, warum. SO muss das doch sein, also liegt der Fehler ja irgendwie bei mir. Wenn ich mich an deren Spielstil anpasse, werde ich auch Spaß haben. Nein, werde ich nicht.
Ja. Aber mußtest du irgendwo mitspielen, wo es so schlimm war? Ich meine, das du nicht artikulieren konntest warum, macht ja keinen Unterschied erstmal. Denn wenn deine Einwände so untergebügelt werden, werden sie auch untergebügelt wenn du das theoretisch "korrekte" Vokabular benutzt...  ;)
Zitat
Genauso beim Leiten. Nachdem mir klar wurde, wie Spieler ticken können, was dem Einzelnen Spaß bringt, konnte ich Spieler in meiner Umgebung analysieren und auch wenn natürlich niemand zu 100% in eine Kategorie fiel, so war mir doch schneller klar, wie ich diese Leute als SL (und auch als Spieler) anspielen konnte. Und auch wenn es heute noch Spieler gibt, die keine "Flags" bewusst setzen, so kann ich ihre Prioritäten aus ihren Handlungen im RP deuten und nutzen. Das hätte ich in den 90ern schlicht übersehen. Weil ich so sehr in der Doktrin vom "Guten Spielen & Spielleitentm" drin war, dass ich über Bedürfnisse von Spielern eiskalt hinweggegangen bin. So wie die meisten anderen SL damals auch.
Bullshit. Warum hat dann überhaupt jemand gespielt wenn es den meisten keinen Spaß gemacht hat? Also, das es Verbesserungen in der Selbstreflexion gegeben hat etc.pp. keine Frage, aber alles schlimm war deswegen noch lange nichts. Die meisten schlechten SL hatten (und haben) irgendwann einfach keine Spieler mehr. Fertig.
Zitat
Dass der SL auch "nur" ein Mitspieler und nicht der Herr und Meister über die Runde ist, ist übrigens auch eine rollenspieltheoretische Erkenntnis.
Wirklich? Ich kenne das aus einer eher theoriekritischen Umgebung, nämlich der OSR. Wo es ums spielen geht, und nicht um Theorie der Theorie willen. Und wenn es ums spielen geht, spielt auch der GM/SL/Judge wasauchimmer
Zitat
Tja, wenn du das so siehst, hast du es in meinen Augen nicht verstanden.
Kurz mal OT: Ich verstehe zwar die Übersichtlichkeit des nicht mitzitierens von Zitaten, aber manchmal hängern dann solche Sätze in der Luft... der für sich alleingenommen ganz schön Scheiße klingt...  ;) ;D  ~;D
Zitat
Rollenspiel ist da ein bißchen wie ein Rubiks Cube. Man kann damit herumspielen, aber um ihn zu lösen braucht man das Verständnis über die Algorhythmen des Drehens.
Wem es reicht, nur ein, zwei Seiten voll zu bekommen, der hat damit auch Spaß. Wer den Würfel komplett haben will, kommt um das Lernen nicht herum.
Und im Rollenspiel haben mir die ein, zwei Seiten nicht gereicht. Ich brauchte aber die Rollenspieltheorie, um mir überhaupt klar zu werden, dass es überhaupt mehr als zwei Seiten gibt.
Ok, das ist ein interessantes Analogon. Allerdings ist die Frage wie man zum Algorythmus kommt - durch eigene harte Arbeit oder durch nachlesen. Rollenspieltheorie ist ein bisschen das Nachlesen - funktioniert, aber es ist eine Lösung, die mit deiner Ideallösung vielleicht nicht Deckungsgleich ist. Andererseits besser als nichts - es ei denn, man ist glücklich auf seinen zwei Seiten.
Zitat
Du hoffst, dass du das tust. Man sollte erwarten, dass man das tut. Ich kenne Leute, die sind seit den frühen 80ern dabei und sind in Bezug auf Rollenspiel so reflektiert wie eine schwarz geteerte Betonwand. Mit denen spiele ich auch nicht mehr.
Eben. Und das mußt du ja auch nicht. Die Frage ist, ob man unbedingt die Rollenspieltheorie braucht um zu reflektieren... ich behaupte einfach mal, nein. Kann helfen, ist aber sehr abhängig von der jeweiligen Theorie und den Theoretikern. Denn es gibt ja keine einheitliche Feldtheorie des Rollenspielens sondern nur eine Menge verschiederner Meinungen, die nicht gerade selten eher unwissenschaftlich und von Meinungen geprägt sind...  :P ^-^
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sir Markfest am 31.12.2016 | 10:23
Dass der SL auch "nur" ein Mitspieler und nicht der Herr und Meister über die Runde ist, ist übrigens auch eine rollenspieltheoretische Erkenntnis.

Dazu brauchts keine rollenspieltheoretische Erkenntnis, das steht so ja gar nicht in den Regelwerken (nicht mal im alten DSA glaube ich). In der Regel steht da drin dass der SL ein Mitspieler mit anderen Spielaufgaben ist und beleibe nicht "Herr und Meister". Ich denke du bist da wirklich ein gebranntes Kind eines unverständnisvollen DSA-Meisters geworden.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: ErikErikson am 31.12.2016 | 10:32
"Der Meister hat immer recht", DSA Basisbox, Seite 275.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Rorschachhamster am 31.12.2016 | 10:38
"Der Meister hat immer recht", DSA Basisbox, Seite 275.
LoL. Soviele Seiten hat meine Basisbox nichtmal insgesamt.  ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Achamanian am 31.12.2016 | 10:43
Ich kenne das aus einer eher theoriekritischen Umgebung, nämlich der OSR. Wo es ums spielen geht, und nicht um Theorie der Theorie willen.

Die OSR soll theoriekritisch sein?!?
Klar, wenn du Theorie an und für sich als Selbstzweck definierst, dann mag das stimmen. Aber das ist dann schon deine sehr eigene Definition. Ansonsten finde ich die OSR enorm theoriegeleitet - da werden doch ständig Theorien darüber entwickelt, was genau die "klassische" Spielerfahrung auszeichnet und wie die sich reproduzieren/steigern lässt. Sieh dir doch mal die Einleitungen von DCC oder LotFP an ... was ist denn das wenn nicht Theorie?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: ErikErikson am 31.12.2016 | 10:44
LoL. Soviele Seiten hat meine Basisbox nichtmal insgesamt.  ;)
Falsche Box oder Auflage? In "Ritualisierte Imagination: das Fantasy-Rollenspiel "Das Schwarze Auge" wird das so angegeben.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 31.12.2016 | 10:47
Bittesehr, der Herr:
Ja, danke. Du hast damit genau GAR NICHTS erklärt.

Ich muss nämlich nicht wissen, was ein Paradigma ist. Das ist ziemlich einfach. Ich will wissen, was Clausustus unter ERZÄHLparadigma und SPIELparadigma versteht, denn das ist interpretierbar.

Oh Mann!  ::)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: ErikErikson am 31.12.2016 | 10:48
LoL. Soviele Seiten hat meine Basisbox nichtmal insgesamt.  ;)

Ich hab gerade nachgeschlagen, das Ding hat fast 300 Seiten. http://www.ulisses-spiele.de/produkte/39/das-schwarze-auge-basisregelwerk/
Jaja, keine Ahnung aber labern.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 31.12.2016 | 10:51
Dazu brauchts keine rollenspieltheoretische Erkenntnis, das steht so ja gar nicht in den Regelwerken (nicht mal im alten DSA glaube ich). In der Regel steht da drin dass der SL ein Mitspieler mit anderen Spielaufgaben ist und beleibe nicht "Herr und Meister". Ich denke du bist da wirklich ein gebranntes Kind eines unverständnisvollen DSA-Meisters geworden.
Das sind Zitate aus dem GRW von DSA 2 & 3. Und das wurde von sehr vielen genau SO umgesetzt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Deep One am 31.12.2016 | 10:54
Ja, danke. Du hast damit genau GAR NICHTS erklärt.

Ich muss nämlich nicht wissen, was ein Paradigma ist. Das ist ziemlich einfach. Ich will wissen, was Clausustus unter ERZÄHLparadigma und SPIELparadigma versteht, denn das ist interpretierbar.

Oh Mann!  ::)

Och, sind wir heut morgen etwas patzig?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: KhornedBeef am 31.12.2016 | 11:14
Ehrmpfh. . Tatsächlich kenne ich das auch bei aktuellen Rollenspielen, dass da im Grunde steht "Das Wort des Meisters ist Gesetz " solange es ums Spiel geht. Selbst das aktuelle Delta Green formulierte das stark in diese Richtung  ( generell dürfte das bei Horror  häufig sein) . Wenn mir das jetzt als allererstes Rollenspiel in die Hände fällt, wie soll ich das verstehen? Ja, es gibt nicht nur alte,reflektierte Hasen da draußen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 31.12.2016 | 11:19
Och, sind wir heut morgen etwas patzig?
Keine Antwort geben, den Elitisten raushängen lassen und dann noch nen dummen Spruch raushauen?

Geh wieder schlafen.  ::)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: 6 am 31.12.2016 | 11:20
Ich frage mich immer noch, weshalb man irgendwelche Theorien zum Rollenspiel braucht.
Wenn die Interessen von SL und Spieler harmonieren, BRAUCHT man die Theorien nicht.
Und wenn sie nicht harmonieren, dann NÜTZEN auch die Theorien nichts.
Machen wir mal ne kleine Transition zum Computer.
Jeder hier hat nen Computer. Sehr wenige User dürften wirklich Ahnung haben, wie das Teil unter der Haube genau funktioniert. Trotzdem können alle das Teil einigermassen bedienen... solange das Teil läuft. Dir als User kann also die ganzen Theorien, die zum Computer geführt haben herzlich egal sein. Solange Du nur ein wenig im Internet surfen willst und ein paar kleinere Spiele spielen willst. Alles dandy.
Damit der Computer aber erstmal so funktioniert wie er funktioniert, muss jede Menge Hirnschmalz und Verständnis der physikalischen Zusammenhänge da reingeflossen sein. Klar. Du kaufst nen PC von der Stange und da ist dann schon alles vorinstalliert oder Du wirst ziemlich benutzerfreundlich durch die Installation geführt. Irgendwer muss das aber vorher entwickelt haben. -> Theorie
Dann geht es aber weiter. Vielleicht willst Du über den Computer mit Deinen Kumpels kommunizieren. Welches ist dann die richtige Software für Dich? Wie installiert man es? Auf welche Sachen muss dabei geachtet werden? -> Theorie
Dann willst Du Briefe schreiben. Welche Software ist für Dich die geeignete und warum? Welchen Drucker sollte man nehmen. -> Theorie

Das können wir gerne weiter führen und natürlich brauchst Du selber als Rollenspieler keine Rollenspieltheorie. Schliesslich hälst Du mit dem Grundregelwerk (wenn es gut ist) schon ein Ergebnis der Rollernspieltheorie in den Händen. Sobald Du aber Hand anlegen willst an dem System, kann das Verständnis der Abläufe und Systeme im Rollenspiel, wesentlich helfen das System an Eure Bedürfnisse anzupassen.

@Rohrschachhamster:
Die OSR trieft geradezu von den Auswirkungen der Rollenspieltheorie. Das ist meiner Meinung nach einer der schlechtesten Beispiele um sich gegen den Sinn der Rollenspieltheorie zu stellen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 12:05
Machen wir mal ne kleine Transition zum Computer...
DAS sehe ich anders:
wenn... PC ≙ Regelwerk = Crunch
und... Software Fluff
dann ist... Installation ≠ Theorie
sondern... Installation = Handwerk
denn... Regeln des Programmierens ≙ Theorie

[ edit ] By the way. Ich musste 'Transition' googlen. Das bedeutet 'Übergang'. Vermutlich wäre aber 'Vergleich' ein passenderer Begriff.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: ErikErikson am 31.12.2016 | 12:15
Die Vergleiche werden immer absurder.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Caranthir am 31.12.2016 | 12:18
Rollenspieltheorie hat mir bisher insofern geholfen, dass ich erkannt habe, verschiedene Spielstile zu akzeptieren und vor Spielbeginn abzuklären, was grob gespielt wird. Nach meiner Erfahrung wir aber leider nicht immer alles von Spielern angenommen, was man selbst als SL gerade für toll hält. Fragt man voher nach, wird vieles abgenickt (der SL hat ha recht) und später kommt beim Spiel dann raus, dass die Vorschläge nicht verstanden wurden und ergo auch nicht umgesetzt werden. Von daher gehe ich einen Mittelweg. Ich greife Vorschläge aus dem Tanelorn auf, vertrete aber nicht den Standpunkt, dass wenn man alle möglichen Theorieansätze verinnerlicht, man automatisch eine super Runde leitet.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 12:29
Wer war zuerst da? Die Henne oder das Ei? Die Theorie oder die Praxis?
Bis auf die (Grund-) Regeln gibt es in den alten Regelwerken keine Theorien.
Von META hat da noch niemand gesprochen. Das kam erst viel später.
Alles weitere an Theorie entsteht/entstand aus der praktischen Anwendung heraus.

Sicherlich hat niemand gesagt "Leute, wir machen heute mal Charakter-Play, lassen das viele gewürfel und nennen das dann Narratives Spiel." Bestimmt nicht.
Irgendwann hat sich der Anspruch an das Spiel geändert und man hat dafür dann einen eigenen Namen gesucht.

Vermutlich hat so etwas auch einen hohen Marketing Aspekt, weil man INNOVATIV ist und sich von anderen Systemen abheben wollte/will.
Aber DAS ist natürlich blanke Theorie.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 31.12.2016 | 12:36
Am Anfang stand theoretisch der Gedanke: lasst uns das hier mal ausprobieren.
Praktisch war natürlich die Praxis zu erst da, wenn man von Theorie eine gewisse Schöpfungshöhe bzw. ein Bewußtsein anfordert, was meines Erachtens nur Sinn macht. 
Aber mit zunehmender Praxis udn Verbreitung kamen dann Probleme, Lösungen und schließlich diesbezügliche Überlegungen ganz natürlich dazu, die dann zunehmend erkennbar theoretischen Charakter hatten -> und damit auch neue Praxiselemente in Form von Techniken oder ganzen Spielen generiert hat (und die Namen dazu).
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 12:49
Ich bin mir nicht sicher, aber wird bei dieser Diskussion nicht Theorie mit Handwerk gleichgesetzt bzw. verwechselt?
Für mich hat das Handwerkliche nämlich einen viel höheren Stellerwert.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: 6 am 31.12.2016 | 12:52
DAS sehe ich anders:
wenn... PC ≙ Regelwerk
Nö. Computer entspricht hier Computer. Also das Ding auf dem Du daddelst.
Zitat
und... Software Fluff
Noch größeres Nö. Software entspricht Software. Mehr nicht. Eher schon Crunch. Aber nicht nur.
Zitat
dann ist... Installation ≠ Theorie
Jepp. Habe ich ja geschrieben.
Zitat
sondern... Installation = Handwerk
Handwerk ist nicht das Gegenteil von Theorie sondern basiert darauf. Schau mal in die Wiki was Theorie bedeutet.
Zitat
denn... Regeln des Programmierens ≙ Theorie
Nö. Die Regeln des Programmierens basieren auf Theorie.
Zitat
[ edit ] By the way. Ich musste 'Transition' googlen. Das bedeutet 'Übergang'. Vermutlich wäre aber 'Vergleich' ein passenderer Begriff.
Wenn ich einen Vergleich machen wollte, hätte ich das auch so formuliert. Übergang ist genau das was ich sagen wollte. :)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 31.12.2016 | 13:16
@ Sashael

nur damit kein Missverständnis aufkommt, ich will dir und anderen RPG Theoretikern gar nix böses oder euch das madig machen, ich denke aber das ihr deutlich "feinstofflicher" tickt was die ganze Thematik angeht.

Zitat
Bevor man einen SL in die Erzählonkelschublade stecken konnte, konnten die allermeisten die ich kenne nicht mal benennen, warum ihnen der Leitstil nicht zusagt.
Weil sie zum Bleistift mit DSA sozialisiert wurden und die Meistertips da brutal die Spieler in die Dienerrolle geprügelt haben. "Der Meister hat immer Recht. Gesagt getan, nicht gesagt nicht getan." usw usw.
GMV wurde da per Regelwerk getötet.

Ich bin in den 90ern mit Rollenspiel sozialisiert worden und auch wenn da durch die WoD eine andere Herangehensweise ans Rollenspiel ihren Einzug in die Gruppen fand, war die oberste Prämisse bei sehr vielen Runden immer noch diese (in meinen Augen) beschissene Erzählonkelei. Rollenspiel WAR einfach so.
Dass es anders geht und dass das die Erzählonkelei nicht ersetzt sondern einfach nur eine Alternative sein kann, konnte ich nicht benennen, denn mir fehlte das Vokabular.

Du wirst lachen, aber ich und meine Mitspieler habe quasi die selbe PRG Sozialisierung, wir sind nur irgendwie zu anderen Erkenntnissen gekommen.
Wir haben auch diese Erzählonkel Nummer durchgemacht, aber das dann flott über Board geworfen, ganz ohne den Theorieunterbau.
Klar hat keiner "Flags" gesetzt aber vor 20 Jahren war es auch schon möglich zu sagen was man gerne für/mit den Charakter erleben will.
Da gab es doch keine Rollenspielpolizei die mit vorgehaltener Waffe zum Erzählonkelspiel gezwungen hat ?!


Zitat
Weil ich so sehr in der Doktrin vom "Guten Spielen & Spielleitentm

Und da liegt imho, der Hund begraben....

Zitat
Dass der SL auch "nur" ein Mitspieler und nicht der Herr und Meister über die Runde ist, ist übrigens auch eine rollenspieltheoretische Erkenntnis.

Grandios :D dann war ich vor 20 Jahren schon RPG Theoretiker  ~;D ohne es zu wissen !


Zitat
Tja, wenn du das so siehst, hast du es in meinen Augen nicht verstanden.

Das magst du so sehen, aber du kennst mich nicht und hier ist die Kommunikation natürlich sehr speziell.

Zitat
Rollenspiel ist da ein bißchen wie ein Rubiks Cube. Man kann damit herumspielen, aber um ihn zu lösen braucht man das Verständnis über die Algorhythmen des Drehens.
Wem es reicht, nur ein, zwei Seiten voll zu bekommen, der hat damit auch Spaß. Wer den Würfel komplett haben will, kommt um das Lernen nicht herum.
Und im Rollenspiel haben mir die ein, zwei Seiten nicht gereicht. Ich brauchte aber die Rollenspieltheorie, um mir überhaupt klar zu werden, dass es überhaupt mehr als zwei Seiten gibt.

Und hier scheiden sich dann die Geister...ich gehöre zu der Sorte Menschen, die den Cube komplett zerlegt haben und dann alles wieder neuzusammen gesetzt haben...diese rumdreherei fand ich lahm. Im RPG lief und läuft das analog.


Zitat
Du hoffst, dass du das tust. Man sollte erwarten, dass man das tut. Ich kenne Leute, die sind seit den frühen 80ern dabei und sind in Bezug auf Rollenspiel so reflektiert wie eine schwarz geteerte Betonwand. Mit denen spiele ich auch nicht mehr.

Um ehrlich zu sein, hinter die Stirn kann man keinem Menschen schauen...also weiss man es nie so 100%. Ich kann nur sagen für mich passt es, das reicht.

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: sir_paul am 31.12.2016 | 13:18
Ganz abseits von sonderbaren Vergleichen würde es und allen gut tun mal einen Schritt zurück zu tun.

Warum fällt es der einen Seite schwer zu akzeptieren das es Personen gibt, welche keinen Nutzen aus der Rollenspieltheorie ziehen können und wundervoll ohne spielen können...

Warum fällt es der anderen Seite schwer zu akzeptieren das es Personen gibt, welche ihr Spiel durch Erkenntnisse der Rollenspieltheorie bereichern konnte, diese also auch praxisnah anwenden.

Es gibt unterschiedliche Typen von Personen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, dies ist aber nicht ein Problem der Theorie, auch das nicht alle die Theorie nutzen möchten kann nicht das Problem der Theorie sein.

Ich würde gerne wieder etwas mehr über die Probleme der Theorie lesen und weniger über persönliche Vorlieben...
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 13:19
@Rohrschachhamster:
Die OSR trieft geradezu von den Auswirkungen der Rollenspieltheorie. Das ist meiner Meinung nach einer der schlechtesten Beispiele um sich gegen den Sinn der Rollenspieltheorie zu stellen.
Würde mich freuen, wenn Du das mal kurz erklären würdest. Ich schätze das nämlich ähnlich ein wie der Rohrschachhamster.
Es handelt sich doch bei OSR um eine Wiederbelebung der alten D&D Werke. Und seinerzeit hat man sich wenig um Theorien abseits der Grundregeln geschert.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: 6 am 31.12.2016 | 13:38
Würde mich freuen, wenn Du das mal kurz erklären würdest. Ich schätze das nämlich ähnlich ein wie der Rohrschachhamster.
Es handelt sich doch bei OSR um eine Wiederbelebung der alten D&D Werke. Und seinerzeit hat man sich wenig um Theorien abseits der Grundregeln geschert.
Recht einfach: Die meisten OSR sind keine reinen 1zu1-Regelübernahmen des Originals. Alle haben die Grundlage genommen und an die Desginerbedürfnisse angepasst.
Ich nehm mal (weil ich es gerade vor mir liegen habe) Beyond the Wall. Die Idee der gemeinsamen Settingerschaffung über die Spielerkreativität ist an sich nicht neu ("Flag Framing" (http://www.tanelorn.net/index.php?topic=46226.0)). Solche Bezüge kannst Du bei vielen OSRs auch ziehen.
Die Rückbesinnung in den OSRs sehe ich auch. Allerdings ist es so wie bei vielen Nostalgie-Bewegungen (Den Begriff Nostalgie verwende ich ohne Wertung). Man nimmt sich das, was man als gut und toll empfunden hatte, ignoriert Unnötiges oder Unbequemes und ersetzt es mit aktuellen Werkzeugen oder Sichtweisen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 31.12.2016 | 13:49
@Läuterer:
Kennst du den OSR-Primer, der in ein paar Regeln versucht zu erläutern, wie das OSR-Spielgefühl zu erzeugen ist? Das ist ein Modell, eine Beschreibung zur Durchführung von Rollenspiel im Sinne einer bestimmten zu erreichenden Zielsetzung. Diese Modellbildung ist - und da kann man sich in Kreis drehen und entzweu reißen und sie bleibt es doch - letztlich ein theoretischer Überbau für OSR. Die OSR mag die Forge ablehnen. Aber Theorie betreiben die OSRler auch mit Begeisterung. Schau dir mal die Tonnen an Beiträgen zum Fünf-Raum-Dungeon an. Oder lineare vs. nicht-lineare Dungeons. Und vieles mehr.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Kreggen am 31.12.2016 | 13:57
Ich hab vor einiger Zeit mal in mehrere Theorie-Werke hineingelesen und mir danach noch mal diverse alte deutsche Magazine, hauptsächlich die ZauberZeit und die WunderWelten zu Hand genommen, weil da auch zum Teil Rollenspiel-Theorie angerissen wurde.
Mir hat das ganze Erkenntnisse über die verschiedenen Spielertypen gebracht, wie die ticken, was die vom Spiel erwarten, wie man die als SL gut einbinden, aber auch gut stoppen kann. Das fand ich schon sehr hilfreich. Was mit eher weniger geholfen hat, sind die Interpretationen über Spielstile, denn was der eine schon gamistisch/narrativ/simulationistisch empfindet, kommt beim nächsten schon wieder ganz anders an.
Mein Fazit zu Rollenspiel-Theorie-Werken: kann man brauchen, muss man nicht. Dem einen hilft's, dem anderen nicht. Jeder SL und Spieler tickt anders. Da können wir uns hier stundenlang im Kreis drehen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 13:58
Dank Euch, Chruschtschow und 6.
Ich bin mit D&D schon lange nicht mehr wirklich vertraut.
Aber der kurze Einblick durch Euch hat mir in punkto Theorie schon mal weiter geholfen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chiarina am 31.12.2016 | 14:09
Nostalgie-Bewegungen sind nie wie das Original, denn das Original wurde ursprünglich als neu und nicht als nostalgisch empfunden.

Ich habe gestern erst "World of Dungeons" entdeckt, eine sechs Seiten starke "Regel", die so tut, als hätte es "Dungeon World" schon in den 70ern als Fanprodukt gegeben. Das pdf enthält sogar die Wasserflecken, die sich beim ständigen Gebrauch uralter Regelwerke häufig früher oder später ergeben.

Auch auf der Regelebene gibt es diese augenzwinkernden Verweise auf Elemente aus der Rollenspiel-Steinzeit (z. B. unglaublich seltsame Regeln zur Charakterentwicklung). Regeln an sich kannst du abschreiben. Für das Augenzwinkern brauchst du Reflexion.

Es geht also nicht darum, so zu spielen, wie in den Siebzigern. Das geht gar nicht mehr. Selbst wenn ich einfach Ur-D&D auf den Tisch lege und losspiele, dann tue ich das mit dem Wissen um Dinge, die seitdem geschehen sind: Videogames, Mangas, etc. Die Folge: Auch Ur-D&D sieht anders aus, wenn es eine Runde von heute spielt. "Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen." (Heraklit). Worum geht es dann? Es geht um das nostalgisch-augenzwinkernde Aufgreifen alter Elemente und deren reflektierte Übernahme in ein Spielgefühl von heute.

Ich habe den Eindruck, dabei kann Theorie durchaus nützlich sein... "Theorie" ist aber ein sehr allgemeiner Begriff. Ob man für ein OSR-Spiel den ganzen Schmus von GNS und Forge braucht, weiß ich wirklich nicht.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 31.12.2016 | 14:17
Und natürlich kann ich auch ohne theoretischen Überbau spielen. Das nimmt der Theorie aber nicht die Legitimation. Ohne den Ingenieur, der das Ding am Rechner designt, entsteht heute kein Fahrrad mehr, auch wenn das Fahren ohne Ingebieursabschluss drin ist. Und wenn ich beim Trainieren an eine Leistungsgrenze stoße, kann mir auch jemand mit entsprechendem sportwissenschaftlichen / sportmedizinischen Kenntnissen weiterhelfen, diese Grenze zu überschreiten oder sie zu verschieben.

Und als Analogie für das Rollenspiel klappt das gut. Sicher kann ich ohne Theorie Rollenspiel spielen. Und wahrscheinlich sogar ganz gut. Aber wenn ich eins bauen möchte, sollte ich etwas Einblick ins Thema haben, sonst baue ich wahrscheinlich das Äquivalent eines altbackenen Hochrads. Und wenn ich außerhalb meiner Komfortzone spiele, dann hilft mir da ebenfalls die Theorie meinen Blickwinkel anzupassen.

Rollenspiel ohne Theorie? Natürlich geht das. Aber das nimmt der Theorie nicht die Legitimation.

@Chiarina:
Die Forge ist (oder war) eine Strömung in der Rollenspieltheorie, nicht die Rollenspieltheorie.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 14:23
Als Anwender stelle ich jetzt mal eine Gleichung auf, die Grundlage meines Spiels ist und der sich vielleicht auch die Theoretiker anschliessen können.

Gutes Spiel = erfolgreiche Session = alle hatten Spass =
Fähigkeiten des SL + Güte des Szenarios + Mitarbeit der Spieler
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: sir_paul am 31.12.2016 | 14:31
Die Gleichung mag stimmen, bringt aber an und für sich den Thread nicht weiter.

Z. B. kann der SL super sein weil er ein empathisches Naturtalent ist, es kann aber auch sein des er nur gut geworden ist weil er sich mit anderen Spielleitern ausgetauscht und sich ein wenig mit der Theorie beschäftigt hat.

Ähnliches kann man für das Szenario und die Mitspieler aufstellen...
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 31.12.2016 | 14:32
Als Anwender stelle ich jetzt mal eine Gleichung auf, die Grundlage meines Spiels ist und der sich vielleicht auch die Theoretiker anschliessen können.

Gutes Spiel = erfolgreiche Session = alle hatten Spass =
Fähigkeiten des SL + Güte des Szenarios + Mitarbeit der Spieler
Ja, aber das gilt halt für ALLE Spielstile. ;)
Ein Top-Erzählonkel mit einer superspannenden Eisenbahngeschichte plus Spieler, die am liebsten ihre Rolle in einem vorgelegten Improtheaterstück spielen = Superrunde.
Ein Top-Sandkastenverwalter mit einer Mega-R-Map plus proaktive selbstständig Spieler = Superrunde.
Ein Top-Stratege mit einem genialen Kampfsystem und innovativen Battlemapencountern plus taktikverliebte Figurenschubser = Superrunde.

Jetzt misch die Sachen mal und guck, was dann zum Schluss rauskommt. ;D
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.12.2016 | 14:36
"so wie wir spielen macht mir es keinen Spass mehr, ich finde mein Charakter und damit ich habe zu wenig Handlungsspielraum. Weil du z.b. immer Gottgleiche NPC´s ins Rennen schickst die alles retten"
Hier ist dann die Frage: Stört dich der begrenzte Handlungsspielraum? Oder stört dich, dass die NSCs gottgleich sind?

Was durch Theorie auch herauskommen kann: Eventuell ist es gar nicht der begrenzte Handlungsspielraum, der dich stört, sondern dass die Handlungen der SCs entwertet werden. Der SL würde also auch gottgleiche NSCs verzichten. Der SL würde dir einen unbegrenzten Handlungsspielraum zur Verfügung stellen. Und du wärst immernoch unzufrieden, weil der SL nach wie vor deine Handlungen entwertet.

Andererseits könntest du eventuell mit einem begrenzten Handlungsspielraum und/oder gottgleichen NSCs durchaus zufrieden sein. Wenn dein Powerniveau zum Beispiel das der NSCs entspricht und du einen gottgleichen SC unter anderen gottgleichen NSCs spielst.

Häufig erkennt man eben nicht genau, WAS einem unzufrieden macht. Man nimmt nur wahr: "Das Spiel macht mir keinen Spaß. Es kommen gottgleiche NSCs vor. Also müssen es die gottgleichen NSCs sein, die mir keinen Spaß machen." Ob das aber wirklich der Grund ist oder nur eine Korrelation (https://de.wikipedia.org/wiki/Korrelation), erkennt man ohne Theorie nicht.

Zitat
Nö muss ich nicht ! Wenn so argumentiert wird (sprich meine Kritik/Wunsch flapsig weggewischt wird, dann packe ich meine Sachen und gehe.)
Ich brauche keine RPG Theorie um zu erkennen, das ich mit einem Egoisten SL keinen Spass haben kann.
Aber du brauchst RPG-Theorie, um zu erkennen, dass der Gegenüber kein egoistischer SL ist, sondern nur eine andere Vorstellung von RPG hat als du.

Zitat
Nenne mir EINEN Grund warum es nicht sinnvoll ist meine Mitspieler am Tisch alle gleich respektvoll und gleichwertig zu betrachten (vorrausgestzt die benehmen sich ebenfalls sozialkompartibel und kooperativ, was der Fall ist da ich mit Freunden spiele ;) )...ich bin gespannt.
Den ersten Grund hast du ja bereits genannt: Die Leute benehmen sich nicht sozialkompatibel und nicht kooperativ.

Andere Gründe sind:
2) Du bist Lehrer auf einer Klassenfahrt. Die Schüler sind zwar deine Mitspieler, aber es sind eben immernoch deine Schüler und du hast nach wie vor die Aufsichtspflicht.
3) Es gibt Spieler, die haben viel Arbeit und Zeit in die Runde gesteckt (z.B. ein RPG-Zimmer organisiert, extra ein aufwendiges Mittagessen für Zwischendurch gekocht, stellen regelmäßig eine Zusammenfassung des letzten Spielabends zur Verfügung mit Übersicht über die wichtigen bisherigen NSCs etc.) Und es gibt Spieler, die machen außerhalb der Rollenspielsitzung nichts für das RPG. Hier ist es durchaus zielführend, die Leute zu belohnen, die sich außerhalb der eigentlichen RPG-Sitzung ebenfalls für die RPG-Gruppe engagieren.  WICHTIG: Es geht nicht nur darum, sich mit dem eigenen SC zu beschäftigen. Es geht um Aktivitäten, die der gesamten Gruppe zu Gute kommen.
4) Es gibt Spieler, die nehmen regelmäßig an den Sitzungen teil und andere Spieler, die können nur sporadisch. (Sei es, weil sie keine große Lust haben. Sei es, weil sie wegen Arbeit/Familie tatsächlich keine Zeit haben.) Hier würde ich bei der Terminwahl hauptsächlich auf die Leute Rücksicht nehmen, die regelmäßig Zeit haben. Wenn jemand, der regelmäßig Zeit hat, beim Finale keine Zeit hat, würde ich den Termin für ihn verschieben. Wenn jemand, der eh nur sporadisch auftaucht, am Finale keine Zeit hat, hat er Pech gehabt. Das gleiche gilt dafür, wie sehr ich die SCs der Spieler in die Kampagne einbaue: Leute die regelmäßig dabei sind, werden stark in die Kampagne integriert. SCs von Spielern, die nur sporadisch dabei sind, sind dagegen eher klassische Abenteurer, die den Plot wegen Geld&Ruhm annehmen.
5) Gerade in den USA gibt es auch noch RPG als Sport. Hier hat man dann auf der einen Seite den Team-Kapitän und auf der anderen Seite die restlichen Mitspieler.
6) Bei einer Beziehung zwischen SL und einem Spieler ist es ebenfalls sehr defizil, ob man als SL seinen Partner wie alle anderen Spieler behandelt oder ob man seinem Partner eine besondere Stellung auch während der RPG-Sitzung zuweist.

Zitat
Ich muss mit so einer Person gar keinen Konsens finden !
Müssen muss man gar nichts. Aber es hilft ungemein, wenn man einen Konsens hat.

Zitat
Kann schon sein, nur das ist unter dem Strich Wortklauberei bzw. theoretisches Geschwurbel.
Nope. Theorie: Ja.
Geschwurbel: Nein.

Aber es kommt leider viel zu häufig vor, dass Nicht-Theoretiker die Theorie einfach als "Geschwurbel" abtun, ohne sich damit zu beschäftigen.

Zitat
Ich will meine spärliche Freizeit nicht mit Menschen verbingen die mir "nicht gut tuen" (im Job habe ich genug Egomanen und sonstige Pappnasen um mich rum). Da ist es für mich unerheblich ob ein Dogma zur seeligmachenden RPG Runde führt.
Die Sache ist, dass Dogmen zwar häufig seeligmachende Sachen versprechen, aber in den seltensten Fällen dieses Versprechen erfüllen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Ucalegon am 31.12.2016 | 14:45
Als Anwender stelle ich jetzt mal eine Gleichung auf, die Grundlage meines Spiels ist und der sich vielleicht auch die Theoretiker anschliessen können.

Gutes Spiel = erfolgreiche Session = alle hatten Spass =
Fähigkeiten des SL + Güte des Szenarios + Mitarbeit der Spieler

Nö. Ein gutes Spiel ist ebendies. Gut gemacht. Das hat nix mit trad-Ballast wie SL oder Szenarios noch mit "den richtigen Leuten"TM zu tun.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 31.12.2016 | 14:45
Zitat
Als Anwender stelle ich jetzt mal eine Gleichung auf, die Grundlage meines Spiels ist und der sich vielleicht auch die Theoretiker anschliessen können.

Gutes Spiel = erfolgreiche Session = alle hatten Spass =
Fähigkeiten des SL + Güte des Szenarios + Mitarbeit der Spieler

a --> b

mit a= "interessante Sprache"; b= "Theorie, die Spaß macht"; --> ist der Implikationspfeil des aussagenlogischen Kalküls.

Oder im Umkehrschluss: Formulierst Du uninteressant, dann macht Deine Theorie keinen Spaß.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 14:48
Ja, aber das gilt halt für ALLE Spielstile.

Jaaaaaa. Ist das nicht eine tolle Theorie? Ein alles übergreifender Schirm. Jeder sucht sich raus, was er möchte und alle sind zufrieden.

Ich glaube nämlich nicht, dass beide Seiten hier sonst einen Konsens finden werden.
Das ist aber auch nicht nötig. Sicher ist hier niemand missionarisch unterwegs.

Meinerseits ging es hier schlicht um einen Meinungsaustausch und um die Erweiterung des eigenen Horizonts.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 31.12.2016 | 14:51
Das ist nur überhaupt nicht zielführend und löst null Probleme. Und dass die Rollenspieltheorie (bei mir und bestimmt noch bei einigen anderen) diverse Probleme durch Sichtbarmachung und Erklärungen gelöst hat, habe ich ja schon erläutert, Herr Läuterer. ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Achamanian am 31.12.2016 | 14:51

Ich glaube nämlich nicht, dass beide Seiten hier sonst einen Konsens finden werden.Das ist aber auch nicht nötig. Sicher ist hier niemand missionarisch unterwegs.
Meinerseits ging es hier schlicht um einen Meinungsaustausch und um die Erweiterung des eigenen Horizonts.


Erweiterung des Horizonts durch Aussage "Wasser ist nass"?
Hm.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.12.2016 | 14:54
Gutes Spiel = erfolgreiche Session = alle hatten Spass =
Fähigkeiten des SL + Güte des Szenarios + Mitarbeit der Spieler
Ich würde eher wie folgt formulieren:

erfolgreiche Session =
(Fähigkeiten des SL für x * Güte des Szenarios für x * Mitarbeit der Spieler an x * Interesse der Mitspieler an x) + (Fähigkeiten des SL für y * Güte des Szenarios für y * Mitarbeit der Spieler an y * Interesse der Mitspieler an y) + (Fähigkeiten des SL für z * Güte des Szenarios für z * Mitarbeit der Spieler an z * Interesse der Mitspieler an z)

Das ist erstmal imho eine wichtige Erkenntnis, dass es unterschiedliche Interessen gibt, die unterschiedlich bedient werden müssen. Wobei auch ein und der gleiche Spieler mehrere Interessen haben kann.

Eine weitere wichtige Frage ist dann: Wie kann der SL seine Fähigkeiten für x, y und z steigern? Wie kann ein Szenario seine Güte für x, y und z steigern?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 14:54
Das ist nur überhaupt nicht zielführend und löst null Probleme. Und dass die Rollenspieltheorie (bei mir und bestimmt noch bei einigen anderen) diverse Probleme durch Sichtbarmachung und Erklärungen gelöst hat, habe ich ja schon erläutert, Herr Läuterer.
Das war keinesfalls sarkastisch gemein.
Vermutlich ist es einfach etwas unglücklich formuliert gewesen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 31.12.2016 | 14:55
@Eulenspiegel:
Addition und Multiplikation ohne quantifizierbare Größen? Mathematisierung, ohne dass die Parameter definiert sind. Hm ... ;)

Aber ich sehe schon, was du meinst. Nur fürchte ich, dass die Spieltypen gar nicht so scharf abgrenzbar sind. Klar könnte man sagen, dass eine SL mit z=3 y mindestens auf 1 hat, aber das führt wieder zu meinem ersten Absatz.

Neeee, ein mathematisches Modell wird hier schwierig. ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 31.12.2016 | 15:03
Zitat
Das ist erstmal imho eine wichtige Erkenntnis, dass es unterschiedliche Interessen gibt, die unterschiedlich bedient werden müssen. Wobei auch ein und der gleiche Spieler mehrere Interessen haben kann.

Ja, diese Erkenntnis ist wahrhaft von epischer "Schuppen von Augen fallen"-Qualität.

Zitat
Eine weitere wichtige Frage ist dann: Wie kann der SL seine Fähigkeiten für x, y und z steigern? Wie kann ein Szenario seine Güte für x, y und z steigern?

Mit Kreativität.
Anstatt das wiederum in pseudomathematische Formeln zu pressen verweise ich auf meine Ironisierung dieses Ansatzes in #158.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 31.12.2016 | 15:12
Klar kann man einfach Glück haben und/oder auf (kompatible) Naturtalente treffen. (oder sich Jahre der gezielten Züchtung und Auslese für Argumentationszwecke schnell aus dem Gedächtnis streichen)

Wenn man aber den üblichen Mischmasch an Durchschnittsspielern als Basis nimmt, dann sollte das aber deutlich schneller und sicherer gehen und allgemeiner anwendbar sein, wenn man in etwa weis, was da vor sich geht.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 15:12
Ihr vernachlässigt gerade viel zu sehr die Mitarbeit der Spieler. Die ist essentiell.

Ich finde es immer wieder toll, wenn ich z.B. in der Küche Essen mache und nach einiger Zeit an den Spieltisch zurückkehre und die Spieler noch immer In-Character sind.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 31.12.2016 | 15:14
Ihr vernachlässigt gerade viel zu sehr die Mitarbeit der Spieler. Die ist essentiell.

Wieso? Die sind doch Teil der Theorie.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 31.12.2016 | 15:16
Zitat
Wenn man aber den üblichen Mischmasch an Durchschnittsspielern als Basis nimmt, dann sollte das aber deutlich schneller und sicherer gehen und allgemeiner anwendbar sein, wenn man in etwa weis, was da vor sich geht.

Für die reicht die Lektüre des "Wie geht Rollenspiel?"-Kapitels im ersten Sechstel eines Regelwerkes. Die "Unterdurchschnittsspieler" lesen das Kapitel halt mehrmals.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 31.12.2016 | 15:16
Mit Kreativität.

Ineffizient. Vieles ist von vielen Leuten schon ausprobiert worden. Warum verlangst du, dass Spielrunden in die gleichen Fallen tappen, in die sie seit 40 Jahren tappen, anstatt dass die Erkenntnisse früherer Spielergenerationen in Modelle zum Rollenspiel einfließen? (Und nein, damit meine ich keine (pseudo-)mathematischen Modelle.) Denn deine Forderung sich einfach auf Kreativität zu beschränken lässt jeden die offensichtlichen Lösungen erst ein Mal abgrasen, die manchmal aber eben tiefe Fettgruben sind. Beispiel gefällig? Deine Leute machen dir nicht genug Rollenspiel? Super, sei kreativ! Gib XP für gutes Rollenspiel! Naheliegend! *SPLAT*

Dass du so nonchalant die verschiedenen Spielertypen mit ihren Interessen als offenkundig hinstellst, zeigt eigentlich gut, dass du wahrscheinlich schon reichlich Rollenspieltheorie eingeimpft bekommen hast, ohne es zu merken. 1995 hättest du das in keinem Rollenspielforum sagen können, ohne dass die Frage "Was für Typen?" gekommen wäre.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 15:20
Wieso? Die sind doch Teil der Theorie.

Ich bezog mich dabei auf...
Wie kann der SL seine Fähigkeiten für x, y und z steigern? Wie kann ein Szenario seine Güte für x, y und z steigern?
... habe aber gerade eben gemerkt, dass ich das auch nur falsch verstanden haben könnte.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 31.12.2016 | 15:21
Zitat
Dass du so nonchalant die verschiedenen Spielertypen als offenkundig hinstellst, zeigt eigentlich gut, dass du wahrscheinlich schon reichlich Rollenspieltheorie eingeimpft bekommen hast, ohne es zu merken. 1995 hättest du das in keinem Rollenspielforum sagen können, ohne dass die Frage "Was für Typen?" gekommen wäre.

Gut zu wissen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 31.12.2016 | 15:26
@Chruschtschow
Ich würde das ganze als Indexwerte ansehen. Die Messbarkeit könnte man auch theoretisch durch Fragebogen erhalten:
Jeder Spieler füllt in einem Fragebogen aus, wie sehr er sich für x, y und z interessiert. (Zur besseren Vergleichbarkeit zwischen den Spielern, werden die Werte so normiert, dass pro Spieler gilt: x+y+z=100.)
Die Mitarbeit der Spieler für x, y und z kann theoretisch durch eine Stoppuhr gemessen werden. (Man teilt anschließend noch durch die Gesamtzeit des Spielabends.)

Die Fähigkeiten des SLs für x, y und z werden durch Fragebogen für die Spieler anonym ausgewertet. Als Wert für den SL nimmt man dann einfach den Mittelwert oder Median der ausgefüllten Fragebögen.
Die Qualität des Szenarios wiederum wird durch einen Fragebogen ermittelt, den der SL ausfüllt.

zur Überprüfung, ob das Modell auch die Realität halbwegs wiederspiegelt:
Nach dem Ausfüllen der ganzen Fragebögen hat man mehrere Spieler, mehrere Szenarien und mehrere SL, die alle Werte für x, y und z haben.
Diese werden in Testgruppen beliebig kombiniert.
Also SL A, Szenario X mit Spieler 1, 2 und 3.
Anschließend: SL A, Szenario X mit Spieler 4, 5 und 6.
Anschließend SL A, Szenario Y mit Spieler 1, 2 und 3.

Parallel SL B, Szenario X mit Spieler 7, 8 und 9.
etc.

Nach jedem Spiel müssen die Spieler und der SL wieder einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie punktemäßig bewerten, wie sehr ihnen der Spielabend insgesamt gefallen hat. (Nur ein Spiel pro Spielabend. Das heißt, der Test erstreckt sich über mehrere Wochenenden.)

Aus praktischer Sicht:
SL und Spieler müssen nichts großartig ändern: Sie treffen sich wie bisher auch ganz normal zu ihren üblichen Rollenspielrunden. Der Unterschied ist, dass sie halt einen Fragebogen ausfüllen. (Die gewünschten Korrelationen erhält man durch SLs, die für mehrere Gruppen leiten bzw. durch Gruppen mit wechselndem SL. - Notfalls könnte man den Fragebogen auch auf Cons verteilen.)

Das ganze ist jetzt nur eine Machbarkeitsstudie, die zeigt, dass die Größen prinzipiell, theoretisch quantifizierbar sind. - Ob sich der Aufwand lohnt, das Modell zu überprüfen, ist eine ganz andere Geschichte.

@vlyrr
Ja, für viele Leute war diese Erkenntnis tatsächlich hilfreich. Und es hat extrem lange gedauert, bis sie allgemein akzeptiert wurde. Ich kann mich nur allzugut an die früheren DSA vs. D&D Grabenkämpfe erinnern, die stattfanden, bevor die Erkenntnis durchsickerte.

Kreativität alleine hilft leider nicht weiter, um die Fähigkeiten des SLs oder die Güte des Abenteuers zu verbessern. Sicherlich, Kreativität ist hilfreich. Aber ohne Theorie führt die Kreativität schlimmstenfalls in die entgegengesetzte Richtung und minimiert sogar den Spielspaß.
Hinzu kommt noch, dass es SLs gibt, die nicht kreativ sind. Denen hilft es wenig, wenn man ihnen sagt: Sei doch mal kreativer.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2016 | 15:35
Hinzu kommt noch, dass es SLs gibt, die nicht kreativ sind. Denen hilft es wenig, wenn man ihnen sagt: Sei doch mal kreativer.
Oder wenn man Spielern sagt, sie sollen aktiver werden.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 31.12.2016 | 15:40
Oder wenn man Spielern sagt, sie sollen aktiver werden.
Genau das. Dass aber ein stiller Spieler, der einfach nur mitläuft und rezipiert, dennoch Spaß hat, ist eher ein modernes Bild im RPG.

@Eulenspiegel:
Ich bn nicht überzeugt, dass das allzu viel Mehrwert bringt. Rollenspiel ist so unsagbar ungünstig für Vergleichsgruppen, Probengröße, verborgene Parameter und so weiter, dass ich da einen weiten Bogen um jeden Versuch einer Interpretation von Zahlenwerten machen würde. Da kann das Mittagessen meines Sitznachbarn krassere Auswirkungen als der Methodenwechsel der SL haben. Und schon gehen der Abend und mit ihm die Indizes in den Keller. ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Rorschachhamster am 31.12.2016 | 17:35
Ich hab gerade nachgeschlagen, das Ding hat fast 300 Seiten. http://www.ulisses-spiele.de/produkte/39/das-schwarze-auge-basisregelwerk/
Jaja, keine Ahnung aber labern.
~;D Das fällt auf Dich zurück, fürchte ich.  ::)
Die OSR soll theoriekritisch sein?!?
Klar, wenn du Theorie an und für sich als Selbstzweck definierst, dann mag das stimmen. Aber das ist dann schon deine sehr eigene Definition. Ansonsten finde ich die OSR enorm theoriegeleitet - da werden doch ständig Theorien darüber entwickelt, was genau die "klassische" Spielerfahrung auszeichnet und wie die sich reproduzieren/steigern lässt. Sieh dir doch mal die Einleitungen von DCC oder LotFP an ... was ist denn das wenn nicht Theorie?
Nun, ja, ist zwar schon Theorie, aber...  ~;D
MMn geht die Kritik an die meinungsbasierte Rollenspieltheorie, die halt nicht so unterschrieben wird. Sprich the Forge etc. bei der das Spielen vor technischen Begriffen hinwegsteckt. Inwieweit Überlegungen wie die Linearen/nichtlinearen Dungeons (Jaquaying the Dungeon zum Beispiel) in diesem Sinne zur Rollenspieltheorie im engeren Sinne gehören oder zu eher praktischen Überlegungen (unabhängig von Spielstilen und Charaktertypen zum Beispiel), da kann man sich trefflich drüber streiten. Da liegt für mich der Hund in der Pfanne begraben. Aber die Beispiele hier lasen sich alle sehr GSN (NSG? GNS? oder wie auch immer) und so weiter, also eine vom Spiel getrennte Theorie ohne praktischen Mehrwert. Wie gesagt, kommt natürlich auf den Blickwinkel an.  ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Abaton23 am 31.12.2016 | 18:01
Das Problem von Rollenspieltheorie?

Dass zuviel rumtheorisiert wird. Damit erschreckt man Interessenten. Drum wird dieses Hobby auch immer mehr von Hardlinern verteidigt, welches zur Abkapselung vom ehemaligen Mainstream (ge)führt (hat). In vereinsamenden Foren werfen sich die Verbliebenen die Bälle zu.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 31.12.2016 | 18:43
@Abaton23:
Was wohl als Beschreibung ziemlich vollständig an der realen Rollenspielsituation vorbei geht, denn ich habe jetzt durchaus schon Stimmen gehört, die ihrerseits mit dem Verkauf von Rollenspielen ihr Geld verdienen und bei denen geht der Umsatz wohl nach oben. Als Beispiel nenne ich mal den 3W6-Podcast, letzte Folge der ersten Staffel. Klar, das sind dann eher Dinge wie D&D 5.

Klar, haben die Neuen keinen Schimmer von Rollenspieltheorie. Aber die Spiele enthalten ihrerseits durchaus Dinge, die letztlich auf theoretische Konstrukte aus Forge und / oder OSR oder möglicherweise auch auf Erkenntnisse aus der heute deutlich professionelleren Brettspielszene rückführbar sind.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: ErikErikson am 31.12.2016 | 18:48
@Abaton23:
Was wohl als Beschreibung ziemlich vollständig an der realen Rollenspielsituation vorbei geht, denn ich habe jetzt durchaus schon Stimmen gehört, die ihrerseits mit dem Verkauf von Rollenspielen ihr Geld verdienen und bei denen geht der Umsatz wohl nach oben. Als Beispiel nenne ich mal den 3W6-Podcast, letzte Folge der ersten Staffel. Klar, das sind dann eher Dinge wie D&D 5. Die enthalten ihrerseits aber durchaus Dinge, die letztlich auf theoretische Konstrukte aus Forge und / oder OSR rückführbar sind.

Ich denke, man kann mit Rollenspielen Geld machen ohne Ende. Aktuell ist dafür wahrscheinlich die beste Zeit. Aber gespielt wird immer weniger. Ich gehe davon aus ,das der typische Käufer (40-50 Jahre alt) dutzende von Rollenspielen hat, die dann auspackt, eventuell mal liest, aber niemals spielt. Dadurch kommen weing neue Leute dazu. Sobald die Generation tot ist, wird die Rollenspielerzahl nochmal gut sinken.   
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 31.12.2016 | 18:59
Zitat
Sobald die Generation tot ist, wird die Rollenspielerzahl nochmal gut sinken.   

Dafür steigt die Lebenserwartung. Die Altersheime und Seniorensitze werden mit Rollenspielern gesegnet sein. Und da die meisten Rentner heute schon technikaffin und medienkompetent sind, werden die bestagers der Zukunft vor allem in Internetforen ihre Altersweisheiten nach außen tragen.
Bettlägerige würden dann ggf. nur an Hangouts-Online-Runden partizipieren, und die Dementen auf der gerontopsychiatrischen Station taugen immer noch als Malkavianer oder Charaktere mit mentalen Hindrances.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 31.12.2016 | 20:36
Ich rede von Startersets. Und die Spieler der Uni-Initiative bei uns sind zugegebenermaßen zum guten Teil 20+, machen locker im Schnitt aber sicher noch 50 bis 60 Jahre. "Big Bang Theory", "Titansgrave", "Rocketbeans" und "Stranger Things" sind Formate, die primär nicht in Seniorenheimen populär sind und dennoch auch Rollenspiel an prominenter Stelle darstellen. 2016 mag das Präludium zur Apokalypse gewesen sein, am wenigsten Sorge mache ich mir aber ums Aussterben der RPGs. ;)

Guten Rutsch. :d
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 31.12.2016 | 21:08
@eulenspiegel

Zitat
Hier ist dann die Frage: Stört dich der begrenzte Handlungsspielraum? Oder stört dich, dass die NSCs gottgleich sind?

Ich glaube du hast mich nicht verstanden. Mich stört das dieser theoretische SL seine Mitspieler nicht ebenbürtig behandelt, sondern mehr oder minder vom hohen Ross runter.
Das ist für mich ein defizitäteres Verhalten, was sich dann im RPG durch Gott-NPCS und Co manifestiert.

Zitat
Andererseits könntest du eventuell mit einem begrenzten Handlungsspielraum und/oder gottgleichen NSCs durchaus zufrieden sein. Wenn dein Powerniveau zum Beispiel das der NSCs entspricht und du einen gottgleichen SC unter anderen gottgleichen NSCs spielst.



Zitat
Häufig erkennt man eben nicht genau, WAS einem unzufrieden macht. Man nimmt nur wahr: "Das Spiel macht mir keinen Spaß. Es kommen gottgleiche NSCs vor. Also müssen es die gottgleichen NSCs sein, die mir keinen Spaß machen." Ob das aber wirklich der Grund ist oder nur eine Korrelation, erkennt man ohne Theorie nicht.

Du ich bin locker 3 mal 7 alt und habe genug gesehen, das ich mir das durchaus zutraue.
Gerade diese Argumentationsschiene finde ich hahnebüchen..die wird ja gerne von den Theorieverfechtern ins Feld geführt.
Wobei ich mich dann frage, spielen die mit Rüben , Schnittlauch und Rosenkohl oder mit Menschen. Klar als 15 jähriger fehlt es an reife und Reflexion aber es sind ja nicht alle 15 bzw. haben den geistigen Horizont eines 15 jährigen Rosenkohl....

Zitat
Aber du brauchst RPG-Theorie, um zu erkennen, dass der Gegenüber kein egoistischer SL ist, sondern nur eine andere Vorstellung von RPG hat als du.

Klar hat er ne andere Vorstellung, ein Diktator hat auch ne andere als ein Demokrat...dazu braucht es keine Theorien, da reicht zu sehen wie besagte Person mit anderen umgeht. Mir pers. ist es völlig egal warum der Erzählonkel Sl sich so belämmert verhällt, alleine das er es macht zählt.

Zitat
Die Leute benehmen sich nicht sozialkompatibel und nicht kooperativ.

Dann stehe ich auf und gehe, mit solchen Menschen muss und will ich nicht spielen. Theorie hin oder her.

Zu deinen Gründen:

2.) In so einer Situation spiele ich kein RPG, bei einem solchen Machtgefälle tut man sich keinen Gefallen.
3.) Jeder gibt das was er will, aus freien Stücken, als Belohnung gibt es ein Danke.
4.) Bei uns ist klar geregelt: wenn X Spieler erscheinen wird gespielt, wer nicht da ist hat Pech gehabt.
5.) ich lebe Europa
6.) never fuck in the "company"

Zitat
Müssen muss man gar nichts. Aber es hilft ungemein, wenn man einen Konsens hat.

Wem hilft das ?

Zitat
Aber es kommt leider viel zu häufig vor, dass Nicht-Theoretiker die Theorie einfach als "Geschwurbel" abtun, ohne sich damit zu beschäftigen.

Mag oft so sein, trifft hier im speziellen nicht zu. Ich habe den Kram gewogen und für mich als zu leicht empfunden. (Was aber nicht bedeutet das andere damit nicht ihr Glück finden können !)

Zitat
Die Sache ist, dass Dogmen zwar häufig seeligmachende Sachen versprechen, aber in den seltensten Fällen dieses Versprechen erfüllen.

Jetzt lehnst du dich aber sehr weit aus dem Fenster  ;D
Frag mal beim Vatikan nach...die werden dir was anders sagen.

Aber davon ab ich halte Dogmen nicht per se für zielführend und würde in diesem Fall auch nicht von einem Dogma sprechen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Infernal Teddy am 31.12.2016 | 21:32
Das eigentliche Problem an der Rollenspieltheorie sind die Umgangsformen derjenigen, welche sie diskutieren.

Wenn wir ganz ehrlich sind.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: nobody@home am 31.12.2016 | 21:35
Das -- oder zumindest ein -- Problem von "Rollenspieltheorie" mag schlicht darin bestehen, daß "Theorie" gerne einfach mal als Schimpfwort verwendet wird, was dann natürlich nicht so wirklich hilfreich ist. Sieht man nebenbei nicht nur in diesem Faden.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Pyromancer am 1.01.2017 | 07:31
"Nichts ist einfacher, als an Stelle von Gedanken, die man nicht hat, ein System zu begründen. Aber selbst ein guter Gedanke ist wenig wert, wenn er von einem Flachkopf ausgesprochen wird."
- Oswald Spengler, "Der Untergang des Abendlandes", S.55
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Grubentroll am 1.01.2017 | 09:19
Neinnein, tut er nicht. Ich fand damals den Grundgedanken, so wie ich ihn zu verstehen glaubte, ziemlich hilfreich.  G mögen die Herausforderung, N wollen eine Geschichte erzählen und S stehen auf Simulation. Das erklärte so vieles. Gut, wie sich die ganze Sache nachher tatsächlich darstellte, ist etwas anderes.  ;D

Ja gut, da hast du Recht. Mir geht es da um den Grundgedanken.
Ich persönlich finde, mit dieser Unterteilung in Spielstile erschlägt man schon mal ca 40% von Problemen, die am Spieltisch auftauchen.
Dann haben wir noch 30% "Wieviel Railroading will und/oder erträgt die Gruppe", und 20% soziale Probleme innerhalb der Gruppe (Peter mag Günther nicht, und das ist während des Spielens bemerkbar).
Die restlichen 10% lasse ich mal offen für Restgedöns...

(Das ist natürlich stark vereinfacht. Aber warum es komplizierter machen)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: ErikErikson am 1.01.2017 | 09:21
"Mein Charakter ist halt so" und Spotlightprobleme stehen be mir auch oben auf der Liste. Dann hat mans aber auch so ziemlich durch.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.01.2017 | 15:17
@dunklerschatten
Du denkst, der SL würde dich von oben herab behandeln und vergleichst ihn mit einem Diktator. Das liegt daran, dass du dich nicht mit Rollenspieltheorie auseinandergesetzt hast. Würdest du dich mit Rollenspieltheorie auseinandersetzen, wüsstest du, dass dich der SL nicht von oben herab behandelt, sondern einfach nur einen anderen Spielstil pflegt.

Das sind die Missverständnisse, die früher vor der Rollenspieltheorie zuhauf auftraten.

2.) In so einer Situation spiele ich kein RPG, bei einem solchen Machtgefälle tut man sich keinen Gefallen.
3.) Jeder gibt das was er will, aus freien Stücken, als Belohnung gibt es ein Danke.
4.) Bei uns ist klar geregelt: wenn X Spieler erscheinen wird gespielt, wer nicht da ist hat Pech gehabt.
5.) ich lebe Europa
6.) never fuck in the "company"
Auch hier: Würdest du dich mit Rollenspieltheorie auseinandersetzen, würdest du wahrscheinlich eine andere Einstellung zu den Themen haben.

zum Konsens:
Ein Konsens hilft den beiden Leuten, die ohne Konsens unterschiedlicher Meinung wären.

Zitat
Aber davon ab ich halte Dogmen nicht per se für zielführend und würde in diesem Fall auch nicht von einem Dogma sprechen.
Du stellst eine Aussage auf und richtest dich nach dieser, ohne sie zu überprüfen.
Das ist ein Dogma schlechthin.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 1.01.2017 | 16:33
@dunklerschatten:
Imho sind die RPG Theorien zum Großteil einfach nur Theorien, die zumindest bei uns in der Runde kaum praktischen Wiederklang finden.

Ich habe mal zurück zu deinem ersten Posting in diesem Thread geblättert. Und wenn ich mir diesen Satz anschaue, vermute ich mal, dass deine Abneigung gegenüber Rollenspieltheorie einiges mit der umgangssprachlichen Nutzung des Wortes "Theorie" zu tun hat, denn sonst hättest du nicht "einfach nur Theorien" geschrieben.

Was also ist eine Theorie? Ein abstraktes, vereinfachtes Konzept, ein Modell, das ein Stück Wirklichkeit zu beschreiben versucht. Und ich habe dich hier im Forum schon öfters mit Theorien handhaben sehen. Beispiel Spotlight. Das ist ein Konzept, um die Spielgestaltung zu veschreiben. Das ist Bestandteil von Rollenspieltheorie. Und ich wäre sehr überrascht, wenn mir jemand ein Rollenspielwerk unter die Nasen hält, das vor 2000 mit dieser Begrifflichkeit arbeitet.

Nicht jede Rollenspieltheorie oder jeder Bestandteil von Rollenspieltheorie versucht alles genau und immer gültig zu beschreiben. Die theoretischen Grundlagen zu OSRIC müssen sich zwangsläufig an ein paar Stellen zu denen von Fiasco unterscheiden. Genauso wie ich meine theoretische klassische Mechanik im Grundstudium hatte, obwohl seit über hundert Jahren klar ist, dass sie für manche Bereiche schlicht fehlerhaft ist. Weil Theorien nun ein Mal Grenzen haben, sonst wären sie keine Modelle und Konzepte, sondern die Wirklichkeit selbst.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 1.01.2017 | 17:17
Entschuldigung. Die subjektive Wahrnehmung eines Spielers hat nichts mit irgendeiner (Rollenspiel) Theorie zu tun. Das ist schlicht seine Art, wie er den Umgang empfindet.
Und der Umgang miteinander gehört in den zwischenmenschlichen Bereich.

Zuerst mit dem SL reden und sagen, dass Du so empfindest. Dann die Mitspieler fragen, ob sie das so sehen wie Du oder wie Dein SL. Daraus ziehen beide dann ihre Konsequenzen.

Wenn der SL einfühlsamer wäre, dann würde er den Zustand des Spielers erkennen und entsprechend an seiner Art etwas ändern. Demokratie ist während des Spiels sicherlich fehl am Platz, Diktatur aber ebenso. Empathie ist auf beiden Seiten nicht verkehrt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 1.01.2017 | 17:29
@Läuterer:
Wenn diese Konflikte aber häufiger auftauchen - das taten sie und tun es weiterhin - lohnt es sich aber nach Gemeinsamkeiten zu suchen und diese weiter zu einem Modell zu führen. So ist die Idee von verschiedenen Spiel- und Spielertypen dich überhaupt erst aufgekommen. Und statt halt jeden einzeln für sich individuell vor die Wand rennen zu lassen, finde ich es eigentlich ganz gut, wenn es weiter gefasste Erklärungsansätze gibt.

Das ersetzt nicht einen empathischen Umgang miteinander, gibt aber mehr Kanäle Probleme anzugehen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.01.2017 | 17:32
Entschuldigung. Die subjektive Wahrnehmung eines Spielers hat nichts mit irgendeiner (Rollenspiel) Theorie zu tun. Das ist schlicht seine Art, wie er den Umgang empfindet.
Jain.
Hintergrundwissen führt dazu, dass sich dein Empfinden ändert.

Es stimmt zwar, dass der Nicht-Theoretiker den Umgang als "von oben herab" empfindet. Aber das bedeutet ja noch lange nicht, dass der SL den Spieler tatsächlich "von oben herab" behandelt.
Und es ist ebenfalls so, dass, wenn der Spieler sich mit der Theorie auseinandersetzt, er auch seine Empfindungen ändert.

Zitat
Wenn der SL einfühlsamer wäre, dann würde er den Zustand des Spielers erkennen und entsprechend an seiner Art etwas ändern. Demokratie ist während des Spiels sicherlich fehl am Platz, Diktatur aber ebenso. Empathie ist auf beiden Seiten nicht verkehrt.
Meistens ist es ja so, dass beide Parteien keine Rollenspieltheorie kennen.
Das heißt, der Spieler empfindet den SL als "von oben herab, der ihn gängelt".
Und der SL empfindet den Spieler als "von oben herab, der meine Geschichte nicht zu würdigen weiß".

Sowohl der SL als auch der Spieler bauen hierdurch also negative Empfindungen dem Gegenüber auf.

Und klar, Empathie ist immer hilfreich: Wenn der SL mehr Empathie besitzt, kann er auf den Spieler eingehen. Und wenn der Spieler mehr Empathie besitzt, kann er auf den SL eingehen.
Häufig genug verfügen aber weder SL noch Spieler über diese Form der Empathie. Hier kann die Rollenspieltheorie dann helfen, die fehlende Empathie auszugleichen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 1.01.2017 | 17:54
Das Spiel am Tisch läuft über Nähe und Distanz, Achtung und Respekt. Zweitrangig sind gemeinsame, bzw. individuelle Ziele, ohne diese unterschlagen zu wollen.

Wenn das mit der Theorie so stimmen würde, dann müsste jeder Mensch, der an Gott glaubt, die Bibel auswendig können, bzw. zumindest nur deren Gebote befolgen. Das dem nicht so ist, wissen wir ja.

Mich würde aber viel mehr interessieren, ob bzw. inwieweit dunklerschatten vielleicht auf anderen zwischenmenschlichen Gebieten ebenfalls Probleme hat, wenn es dabei um ein gewisses hierarchisches Gefälle geht; also Eltern, Schule, Ausbildung, Beruf...
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 1.01.2017 | 18:00
Wenn das mit der Theorie so stimmen würde, dann müsste jeder Mensch, der an Gott glaubt, die Bibel auswendig können, bzw. zumindest nur deren Gebote befolgen. Das dem nicht so ist, wissen wir ja.

Wieso das denn? Was hat das mit Theorie zu tun?

Aber mal eine Gegenfrage für die Leute, die sich gegen Rollenspieltheorie aussprechen. In welcher Form würde das praktische Spiel durch die Absenz rollenspieltheoretischer Überlegungen, wie es sie seit den frühen 2000ern gibt, verbessern? Irgendein Gewinn muss a doch sein, sonst ist die Ablehnung ja sinnfrei.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.01.2017 | 18:02
Das Spiel am Tisch läuft über Nähe und Distanz, Achtung und Respekt. Zweitrangig sind gemeinsame, bzw. individuelle Ziele, ohne diese unterschlagen zu wollen.
Das ist jetzt schonmal ein theoretischer Ansatz.

Zitat
Wenn das mit der Theorie so stimmen würde, dann müsste jeder Mensch, der an Gott glaubt, die Bibel auswendig können, bzw. zumindest nur deren Gebote befolgen. Das dem nicht so ist, wissen wir ja.
Wieso?
Die Bibel entspricht beim RPG wohl am ehesten dem Regelwerk und hat mit Theorie nichts zu tun.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 1.01.2017 | 18:07
Die Frage sollte anders lauten...
Weshalb klammern sich (gläubige) Menschen an irgendwelche abstrakte Theorien, wenn sie noch nicht einmal im Stande sind, zehn simple Gebote zu befolgen?
(Aber das ist vielleicht nichts für jedermann, da zu philosophisch.)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 1.01.2017 | 18:09
Bevor jemand fragt. Ich bin Agnostiker.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.01.2017 | 18:12
Deine Frage kann ich nicht beantworten. Falls sie dich interessiert, solltest du sie vielleicht in einem Religions-Forum stellen.

Aber was hat deine Frage jetzt mit Rollenspieltheorie zu tun?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 1.01.2017 | 18:14
Also ich klammere mich an abstrakte Theorien, weil ich weiß, dass sie ausgesprochen gut funktionieren. Als jemand der sein Diplom als Festkörpertheoretiker gemacht hat, möchte ich dich für den Fall, dass du die Idee von Theorien an sich ablehnst, bitten, mal gleich deinen Computer aufzuschrauben und sämtliche integrierten Schaltkreise auszulöten. Das sind die kleinem Käferchen mit den vielen Beinen, die ohne theoretische Physik nicht existierten. :)

Sollte es dir um Kritik an Religion gehen, schließe ich mich Eulenspiegel an, verstehe aber immer noch nicht, was das mit dem Theoriebegriff zu tun hat.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 1.01.2017 | 18:22
In welcher Form würde das praktische Spiel durch die Absenz rollenspieltheoretischer Überlegungen, wie es sie seit den frühen 2000ern gibt, verbessern?
Gute Frage.
Das Fehlen der Theorie verbessert das Spiel in keinster Weise. Aber die Theorie verbessert das Spiel auch nicht.

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.01.2017 | 18:23
Hattest du vor 2000 (also bevor die Rollenspieltheorien aufkamen) schonmal RPG gespielt?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Ucalegon am 1.01.2017 | 18:26
Gilt das hier eigentlich noch?

In diesen Thread werden alle Diskussionen verlagert, die in Themen aufkommen und sich letztendlich nur um die Notwendigkeit, Sinn und Zweck oder Überflüssigkeit von Rollenspieltheorie dreht.
Natürlich darf hier weiter debattiert werden, der Thread bleibt daher offen..

Wer wiederholt andere Themen in diesem Channel (oder auch anderswo) mit diesem Thema zuspammt, geht den bekannten Weg der Eskalationsentwicklung - Ermahnung, Verwarnung, gelbe Karte, usw.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 1.01.2017 | 18:27
Hattest du vor 2000 (also bevor die Rollenspieltheorien aufkamen) schonmal RPG gespielt?
Ja.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Bad Horse am 1.01.2017 | 18:46
Aber die Theorie verbessert das Spiel auch nicht.

Doch, indem Systeme geschaffen werden, die die Vorlieben der Spieler stärker bedienen. Ein Spielsystem schreibt sich besser, wenn man weiß, was man erreichen will und wie man das erreichen kann.

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 1.01.2017 | 18:56
Versuchen wir es anders...
Wenn mir Blacow sagen würde, ich sei ein Powergamer und ich dann antworten würde, dass Role-Play und StoryTelling bei ihm als SL nichts einbringen, dann haben wir zwar über seine Aspekte des RPG gesprochen, aber beiderlei Aussagen, sowie das Wissen um die Theorie, werden das Spiel nicht verändern, so lange er und ich uns nicht zuerst ändern.
Andererseits...
Wenn ich gerne eine Eier-legende-Woll-Milch-Sau spiele und es mir Freude bereitet, meine Chars maximal zu optimieren und das niemanden stört, dann hat das Wissen um Blacow's Theorie und dass ich nach dieser ein Powergamer bin, für mich keinerlei Mehrwert.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 1.01.2017 | 19:17
@Läuterer:
Ok, sehe ich ein. IHR habt keinen Nutzen davon. Du negierst aber mit deiner Aussage jeden Nutzen. Da hier aber schon Leute - konkret hat z.B. Sashael mehrfach von sich ausgesagt, für mich gilt das ebenso - rollenspieltheoretische Erkenntnisse erfolgreich auf ihr Spiel angewandt haben, ist deine Aussage schlicht falsch. Klar, du hast vielleicht nichts davon. Andere schon. Fate würde in dieser Form wahrscheinlich nicht existieren und da profitiere ich sehr von, dass ich dieses ziemlich umfassend durchdesignte Ding habe.

Deine allgemeine Ablehnung von Rollenspieltheorie kollidiert also direkt mit der individuellen Erfahrung einiger Leute hier.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 1.01.2017 | 19:26
@ Eulenspiegel

Zitat
....Du denkst, der SL würde dich von oben herab behandeln und vergleichst ihn mit einem Diktator. Das liegt daran, dass du dich nicht mit Rollenspieltheorie auseinandergesetzt hast. Würdest du dich mit Rollenspieltheorie auseinandersetzen, wüsstest du, dass dich der SL nicht von oben herab behandelt, sondern einfach nur einen anderen Spielstil pflegt.
....

mmh ernsthaft, du kennst mich nicht und weisst was ich denke ....?
Das Bsp. mit dem Erzählonkel war aus meiner Praxis, ich hatte vor Jahren das Glück einmal mit einer anderen Gruppe zuspielen und dort was der SL so abgehoben.
Und dieser Typ war ein Diktator. Punkt.

Klar kann ich sagen er hat einen anderen Spielstil, das ändert aber nichts, er bleibt ein "Despot am RPG Tisch"

Große Grätsche in die Realität

In der Realität schmücken sich sich Despoten auch gerne mit diversen "Mäntelchen" und z.b. in Nord-Korea wird wohl auch kaum einer offen zusagen das der Kim ein Diktator ist. Das heisst das dann eben "großer Früher" what ever.

Analag hat das Rollenspiel eben "den anderen Spielstil"   ;)

Zitat
...Würdest du dich mit Rollenspieltheorie auseinandersetzen,....

ich wiederhole mich gerne noch mal:
Habe ich getan, evtl nicht so ausgiebig wie andere aber ich habe einen guten Überblick bekommen.

Zitat
...wüsstest du, dass dich der SL nicht von oben herab behandelt, sondern einfach nur einen anderen Spielstil pflegt....

Du warst glaube ich nicht dabei um das final bewerten zu können, aber selbst wenn schließt der andere Spielstil nicht aus er von oben herab agiert hat.

Zitat
...Auch hier: Würdest du dich mit Rollenspieltheorie auseinandersetzen, würdest du wahrscheinlich eine andere Einstellung zu den Themen haben....

 ::) gerne noch mal, habe ich getan.
Man kommt doch nicht automatisch zur gleichen Ansicht, wenn man das selbe Material liest.

Zitat
zum Konsens:
Ein Konsens hilft den beiden Leuten, die ohne Konsens unterschiedlicher Meinung wären.

Klingt fast so als wären unterschiedliche Meinungen was schlechtes !
Ich kann da nur für mich sprechen, ich muss und will nicht mit jedem die gleiche Meinung haben, z.b. mit Leute die Machtgefälle brauchen und celebrieren muss ich keinen Konsens finden. Da kann ein Dissenz sehr gut sein und wichtig sein.

Zitat
Du stellst eine Aussage auf und richtest dich nach dieser, ohne sie zu überprüfen.

Und das ist eine wilde Mutmaßung deinerseits oder verfolgst du mich heimlich und checkst was ich so überprüfe oder nicht  >;D

Um das ganze abzukürzen: agree to disagree ????!!!

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 1.01.2017 | 19:26
Versuchen wir es anders...
Wenn mir Blacow sagen würde, ich sei ein Powergamer und ich dann antworten würde, dass Role-Play und StoryTelling bei ihm als SL nichts einbringen, dann haben wir zwar über seine Aspekte des RPG gesprochen, aber beiderlei Aussagen, sowie das Wissen um die Theorie, werden das Spiel nicht verändern, so lange er und ich uns nicht zuerst ändern.
Andererseits...
Wenn ich gerne eine Eier-legende-Woll-Milch-Sau spiele und es mir Freude bereitet, meine Chars maximal zu optimieren und das niemanden stört, dann hat das Wissen um Blacow's Theorie und dass ich nach dieser ein Powergamer bin, für mich keinerlei Mehrwert.


Klar, um Theorie nutzen zu könenn muss man auch in der Lage sein sie zu verstehen. Das kann an schlechter Darstellungliegen, aber dann sollte das auch spezifisch kritisiert werden wo solche vorliegt und nicht als Allgemeinargument auf alle möglcihen Theorieprodukte missbraucht werden.
Umgekehrt: wo Wille oder Befähigung zur konstruktiven Auseinandersetzung damit fehlt, ist für alles Hopfen und Malz verloren - nicht nur für Theorie.

Zu deinem Beispiel oben:
Ziel der Theorie ist nicht nur ein Label dran zu pappen und wild damit rumzuwerfen, sondern zu erklären und damit verständlich zu machen, wie etwas funktioniert und hier wie  jemand mit bestimmten Vorlieben tickt.
Und genau damit kann man dann versuchen das Spiel so weit zu ändern, dass beide etwas davon haben oder aber auch relativ frühzeitig feststellen, dass dies nichts wird und dann jeder was eigenes, passendes anfangen, vorzugsweise, bevor es zum großen Knatsch und Verlust von einer Meneg Arbeit und Ego gekommen ist.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Kampfwurst am 1.01.2017 | 19:27
Deine allgemeine Ablehnung von Rollenspieltheorie kollidiert also direkt mit der individuellen Erfahrung einiger Leute hier.
Da kann ich mich direkt anschließen. Mir geht es eigentlich bei allem so, dass ich den Drang habe zu verstehen warum Dinge sind wie sie sind und warum sie funktionieren (oder nicht) wie sie funktionieren (oder nicht).

Ohne Theorie kann ich bei einem Spiel zwar sagen "gefällt mir" oder "gefällt mir nicht", aber die Theorie kann helfen um zu sehen an welcher Stelle es ggf. hakt und warum. Diese Herangehensweise ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber es wird ja auch niemand gezwungen sich das anzutun. Ich finde (Rollen-) Spieltheorie aber sehr spannend. Natürlich sollten es fundierte Erkenntnisse sein, nicht einfach irgendwelche Postulate von Leuten die eben lieber so als so spielen. Da muss man dann ggf. ein wenig aussieben, bevor man da sinnvoll mit arbeiten kann.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 1.01.2017 | 19:32
Zitat
Versuchen wir es anders...
Wenn mir Blacow sagen würde, ich sei ein Powergamer und ich dann antworten würde, dass Role-Play und StoryTelling bei ihm als SL nichts einbringen, dann haben wir zwar über seine Aspekte des RPG gesprochen, aber beiderlei Aussagen, sowie das Wissen um die Theorie, werden das Spiel nicht verändern, so lange er und ich uns nicht zuerst ändern.
Andererseits...
Wenn ich gerne eine Eier-legende-Woll-Milch-Sau spiele und es mir Freude bereitet, meine Chars maximal zu optimieren und das niemanden stört, dann hat das Wissen um Blacow's Theorie und dass ich nach dieser ein Powergamer bin, für mich keinerlei Mehrwert.

Alles richtig.
Der Knackpunkt bei der "Rollenspieltheorie" ist einfach nur der, dass sie wie die aktuellen Wirtschaftswissenschaften (BWL, VWL,..) funktioniert.
Es handelt sich dabei nicht um "echte", harte Wissenschaften, sondern nur um ein Konglomerat größtenteils inkommensurabler Modelle und Theorien.
Kurz: Eine Metasprache mit der man sich über Wirtschaft unterhalten kann.

Die "Rollenspieltheorie" kannst Du Dir also wie ein Vokabular vorstellen, mit dem sich die Insider schneller und einfacher über Rollenspiel austauschen können.
Auch hier gilt banalerweise: Jedes komplexe Vokabular ist ein Sprachspiel, und an diesem Sprachspiel kann ich nur teilnehmen, wenn ich die Regeln kenne; ergo: das Vokabular.

Z.B. weiß der Insider, wenn Du 'Spotlight' schreibst, was gemeint ist. Du musst den Begriff nicht in vielen Beschreibungen verständlich machen.
Wie in den meisten Lebensbereichen kann es zu Kommunikationsschwierigkeiten kommen, wenn Ausdrücke unterschiedlich verwendet werden. Hierbei hilft entweder der Rekurs auf das Sprachspiel ("an welcher Stelle ist die Vokabel eingeführt und definiert worden?" oder "was ist die aktuelle Bedeutung der Vokabel im Diskurs?") oder halt Normalsprache, und man umschreibt das, was man meint in anderen Worten.

Termini technici haben sich halt bei Spezialisten bewährt. Und z.B. gibt es unter Fachleuten viel weniger Aufhebens um eben diese oder ihre Bedeutungen, da man einfach an einen Fundus von Wissen (Sprachspiel!) appellieren kann, den der Ottonormalverbraucher nicht hat.
Was wiederum ein guter Grund ist, sich nur mit Fachleuten auszutauschen, wenn man schnell an Informationen kommen will.

----------------

Zusatz: Das Obige ist natürlich die Kleinmacherei der "Rollenspieltheorie", ihre Reduktion auf den Status des Vokabulars. Wer jetzt gewieft ist kann mit diesem Vokabular natürlich arbeiten und Modelle erzeugen.

 
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 1.01.2017 | 19:37
Als Sprachhürde wird es vielleicht in Foren manchmal missbraucht.

Aber spätestens bei der Vorbereitung einer Runde zählt doch dann das Verständnis über die Hintergründe hinter den Begriffen. Im Zweifel ist es überhaupt nicht notwendig, dass außer dem Vorbereiter - typischerweise dem Spielleiter - irgendwer eine Ahnung davon hat, wenn sein Theoriewissen ihm es schon erlaubt einfach Achtsamkeit gegenüber typischen Fallstricken zu entwickeln und den Spielern gegenüber die richtigen Aussagen und vor allem auch Fragen zu stellen, um einen Theorienutzen zu ziehen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 1.01.2017 | 19:40
@Chruschtschow

Zitat
Ich habe mal zurück zu deinem ersten Posting in diesem Thread geblättert. Und wenn ich mir diesen Satz anschaue, vermute ich mal, dass deine Abneigung gegenüber Rollenspieltheorie einiges mit der umgangssprachlichen Nutzung des Wortes "Theorie" zu tun hat, denn sonst hättest du nicht "einfach nur Theorien" geschrieben.

Ne, es gibt eine Menge Theorien die stimmig sind und mit denen ich jeden Tag arbeite. Theorien müssen für mich nur einen Wiederhall in der Praxis finden und das sehe ich bei den RPG Theorien so nicht zwingend. Die Theorien müssen mir im Spiel einen Mehrwert geben und da scheitert es dran. Was nicht bedeutet das andere Menschen mit dne Theorien glücklich werden können.
Leben und leben lassen.

Zitat
Und ich habe dich hier im Forum schon öfters mit Theorien handhaben sehen. Beispiel Spotlight. Das ist ein Konzept, um die Spielgestaltung zu veschreiben. Das ist Bestandteil von Rollenspieltheorie. Und ich wäre sehr überrascht, wenn mir jemand ein Rollenspielwerk unter die Nasen hält, das vor 2000 mit dieser Begrifflichkeit arbeitet.

Kein Mensch kann ohne Theorien, darum geht es doch auch gar nicht. s.o.

Die Spotlight Theorie ist einer derer die ich stimmig finde, ABER ich brauche diese Theorie nicht um entsprechend zu handeln.
Wir haben im Geiste der Spotlighttheorie schon 1995 gehandelt und gespielt, sowas macht man doch eifnach wenn man kein ARSCH ist und den Rest der Gruppe unterbuttert und an die Wand spielt.





Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 1.01.2017 | 19:49


Die Spotlight Theorie ist einer derer die ich stimmig finde, ABER ich brauche diese Theorie nicht um entsprechend zu handeln.
Wir haben im Geiste der Spotlighttheorie schon 1995 gehandelt und gespielt, sowas macht man doch eifnach wenn man kein ARSCH ist und den Rest der Gruppe unterbuttert und an die Wand spielt.

Ich kenen jetzt nicht die Spotlight theorie (will damit aber erst recht nicht sagen, dass sie nichts taugt).

Ansonsten nehme ich die ARSCH-Wertung aber als Zeichen gerade bejammernswerten Theoriemangels, der sich in dem scheinbar vorliegenden Erkenntnisdefizit ausdrückt, dass es unterschiedliche Spielmotivationen gibt und darin der Zugang zum Spotlight entsprechend unterschiedlich angesehen wird.
Wo es z.B. ausdrücklich wettbewerbsorierntierter vorgeht kann z.B. das Ringen um Spotlight und damit am Ende eben ungleichmäßige Verteilung geradezu definierndes Ziel dieses Spielstils sein.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.01.2017 | 19:57
mmh ernsthaft, du kennst mich nicht und weisst was ich denke ....?
Nein, ich weiß nicht, was du denkst. Aber du hattest ein Beispiel gebracht, in dem du das denkst.

Keine Ahnung, ob das Beispiel der Realität entspricht. Aber es war dein Beispiel. Darauf bin ich eingegangen.

Zitat
Das Bsp. mit dem Erzählonkel war aus meiner Praxis, ich hatte vor Jahren das Glück einmal mit einer anderen Gruppe zuspielen und dort was der SL so abgehoben.
Und dieser Typ war ein Diktator. Punkt.
Nochmal:
Du glaubst, dass der SL so abgehoben war.
Du glaubst, dass dieser Typ ein Diktator war. Punkt.

Ob dein Glauben jedoch die Realität wiederspiegelt, lässt sich schwer beantworten. Vor allem müssten wir dazu auch mal den SL hören und wie er diese Situation beurteilt.

Aber ich glaube dir, dass du tatsächlich glaubst, er wäre ein Despot.

Zitat
Du warst glaube ich nicht dabei um das final bewerten zu können, aber selbst wenn schließt der andere Spielstil nicht aus er von oben herab agiert hat.
Nein, das schließt es nicht aus. Das habe ich auch nicht gesagt. Ich habe gesagt: Es gibt einen Unterschied zwischen: "Ich glaube, dass er mich von oben herab behandelt hat." und "Er hat mich von oben herab behandelt."

Und es ist nur natürlich, dass eine Person, die etwas glaubt, auch wirklich glaubt, dass es Realität ist. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es auch tatsächlich Realität ist.

Zitat
Man kommt doch nicht automatisch zur gleichen Ansicht, wenn man das selbe Material liest.
Nein, das nicht. Aber wenn man sich mit einer Sache theoretisch und ergebnisoffen auseinandersetzt, ändert man häufig seine Meinung.

Und gerade Theorien sorgen dafür, dass man anschließend durchaus rationaler über Sachen nachdenkt. Das bedeutet nicht, dass die beiden Beteiligten anschließend die gleichen Emotionen teilen. Aber sie haben zumindest eine gleiche Sichtweise auf die Dinge und wissen gemeinsam, wie etwas funktioniert.

Zitat
Klingt fast so als wären unterschiedliche Meinungen was schlechtes !
Ich kann da nur für mich sprechen, ich muss und will nicht mit jedem die gleiche Meinung haben, z.b. mit Leute die Machtgefälle brauchen und celebrieren muss ich keinen Konsens finden. Da kann ein Dissenz sehr gut sein und wichtig sein.
Also gerade, wenn du an dem unteren Teil des Machtgefälles stehst, ist es insbesondere für dich von Vorteil, einen Konsens mit deinem Chef zu haben. Oder bei Beispiel 2: Der Lehrer steht zwar am oberen Teil des Machtgefälles. Trotzdem ist es auch beim Rollenspiel sinnvoll, wenn der Lehrer mit den Schülern einen Konsens findet und seine Machtposition nicht ausnutzt.

Bei den meisten Fällen existiert aber kein Machtgefälle. Das Lehrer-Schüler-Beispiel ist zwar auch ein reales Beispiel (gab es hier im Forum imho sogar einen Thread dazu), ist aber die Ausnahme. In den meisten Fällen existiert kein Machtgefälle.

Zitat
Und das ist eine wilde Mutmaßung deinerseits oder verfolgst du mich heimlich und checkst was ich so überprüfe oder nicht  >;D
Nein, das ist das, was du selber gesagt hattest.

Du hattest eine Aussage aufgestellt. Ich hatte gesagt, dass diese Aussage interessant ist, aber man sie mittels Theorie überprüfen sollte. Daraufhin hattest du gesagt, dass keine Notwendigkeit besteht, diese Aussage zu überprüfen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 1.01.2017 | 20:31
Ich will niemandem seinen Spass an den Theorien nehmen oder diese madig machen. Darum geht es mir nicht. Jeder soll auf seine Weise glücklich werden.

Das Benutzen von Theorien neigt bei den Theoretikern aber auch sehr zum Fachsimpeln, das Nicht-Eingeweihte nicht verstehen. Dadurch werden auch Abgrenzungen und Ausgrenzugen geschaffen, die unnötig wären.
Ich habe den Begriff Spotlight z.B. noch nie gehört, könnte mir aber vorstellen, dass das die berühmten 15 Min. Ruhm sein könnten, über die Andy Warhol mal sprach. Sicher bin ich mir da nicht.
Das jeder Spieler mit seinem Char mal im Zentrum des Geschehens stehen sollte, ist doch klar.
Der gesunde Menschenverstand würde so etwas als AUFMERKSAMKEIT SCHENKEN titulieren, dann weiss auch sofort jeder was gemeint ist.
[ Voraussetzung: Ich liege mit der Definition richtig ]
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Bad Horse am 1.01.2017 | 20:56
Das jeder Spieler mit seinem Char mal im Zentrum des Geschehens stehen sollte, ist doch klar.

Echt? Ist es das? Es gibt Spielertypen, die genau das nicht wollen. Die gewinnen ihren Spaß am Spiel aus anderen Dingen.

Dass diejenigen, die sich ins Thema eingearbeitet haben, miteinander fachsimplen, ist eigentlich überall so. Das verstehen Leute, die sich nicht eingearbeitet haben, dann halt nicht oder nicht so gut. Ist es aber sinnvoll, zu sagen: "Ich will schon mitreden, aber ich will mich bitteschön nicht einarbeiten müssen?"
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 1.01.2017 | 21:02
Zitat
Ich habe den Begriff Spotlight z.B. noch nie gehört, könnte mir aber vorstellen, dass das die berühmten 15 Min. Ruhm sein könnten, über die Andy Warhol mal sprach. Sicher bin ich mir da nicht.
Das jeder Spieler mit seinem Char mal im Zentrum des Geschehens stehen sollte, ist doch klar.
Der gesunde Menschenverstand würde so etwas als AUFMERKSAMKEIT SCHENKEN titulieren, dann weiss auch sofort jeder was gemeint ist.
[ Voraussetzung: Ich liege mit der Definition richtig ]

Zwei Fachleute untereinander

"Okay, Du hast viel geredet, aber was meinst Du mit 'Aufmerksamkeit schenken'? Ist das soetwas wie 'Spotlight'"?
"Ja."
"Jetzt habe ich Dich verstanden."


Ein Ottonormalverbraucher und ein Fachmann

"Du, ich hab' derzeit viel Freizeit und keine Gruppe. Daher habe ich mal theoretisiert. Hab' hier eine Theorie zum 'Aufmerksamkeit schenken'."
"Okay, wie kann ich Dir helfen?"
"Naja, die Theorie von mir ist ziemlich cool. Kennst Du was in dieser Richtung für Inspirationen?"
"Was meinst Du mit 'Aufmerksamkeit schenken'?"
[Ottonormalverbraucher erläutert]
"Achso, Du meinst 'Spotlight'. Jo, dazu gibt es Lektüre."

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 1.01.2017 | 21:12
Ich habe den Begriff Spotlight z.B. noch nie gehört, könnte mir aber vorstellen, dass das die berühmten 15 Min. Ruhm sein könnten, über die Andy Warhol mal sprach. Sicher bin ich mir da nicht.
Das jeder Spieler mit seinem Char mal im Zentrum des Geschehens stehen sollte, ist doch klar.
Der gesunde Menschenverstand würde so etwas als AUFMERKSAMKEIT SCHENKEN titulieren, dann weiss auch sofort jeder was gemeint ist.
[ Voraussetzung: Ich liege mit der Definition richtig ]
Jein. Beim Spotlight geht es ganz explizit darum, dass der Charakter in einer Szene im Mittelpunkt steht und glänzen kann. Man kann einem Spieler auch ganz viel Aufmerksamkeit schenken, ohne dass sein Charakter irgendwie mal im Spotlight stehen würde.
Die RSP-Theorie hat mir als SL unter anderem dabei geholfen zu verstehen, dass ein Spieler z.B. seine Skills auch danach steigert, wie er seinen Charakter in der Welt sieht, was er mit ihm in der Welt machen möchte und dass es Sinn macht, die Stärken eines SC direkt anzuspielen, auch wenn sie nicht zur Lösung der aktuellen Aufgabe beitragen. Klingt banal, aber viele SL spielen ihr Abenteuer durch und wenn man "nutzlose" Skills gesteigert hat, hat man halt Pech gehabt. Wenn ich dagegen irgendwelche kleinen Szenen einbaue, in denen der SC mit genau diesen Skills glänzen kann, freut sich der Spieler und keinen störts. Spielerlebnis verbessert durch Anwendung von Rollenspieltheorie.

Als Spieler hat mir das ebenfalls geholfen, indem ich mich in bestimmten Szenen auch mal aktiv in die Passivität zurückziehe und anderen Spielern die Action überlasse, auch wenn mein SC auch "rocken" könnte. Einfach weil ich sowieso ein aktiver Spieler bin und mir mein Spotlight auch sonstwo holen kann.

Vor der Beschäftigung mit Rollenspieltheorie wurde am Spieltisch der Battle Royal ums Spotlight ausgetragen und das war normal. Wer laut und extrovertiert war, war dran. Und ich erlebe auch heute noch Leute, die die 30 schon hinter sich gelassen haben und immer noch versuchen, in jeder Szene auf der Bühne zu stehen. Das hat also nichts mit "wir sind doch erwachsen Menschen" zu tun, falls gleich wieder dieser Einwurf kommt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Boba Fett am 1.01.2017 | 21:38
Mit dem Rollenspiel ist es ja wie mit dem dem Kinder in die Welt setzen...
Nahezu jeder kann es, kriegt es jeder hin. Und man kriegt auch als unerfahrener, der nicht lange Bücher über Kindesentwicklung und -erziehung liest, nicht selten erstaunlich gute Resultate hin...
Und genauso bekommen viele der sogenannten Experten total verkorkste Ergebnisse zustande.

Sobald das, was wir tun, mit Menschen zu tun hat, gibt es keine allmächtige Formel mit Erfolgsgarantie.
Es gibt keine Theorie, die unter jeden Umständen und bei jedem funktioniert.
Laien können instinktiv gute Ergebnisse hinbekommen, weil vieles durch den gesunden Menschenverstand und durch Sozialkompetenz zu lösen ist. Und ebenso können mit Fachkompetenz ausgestattete auch totale Katastrophen verursachen. Menschen sind komplizierte Geschöpfe...

Deswegen erscheint der Versuch, die Grundlagen zu analysieren, Modelle zu erzeugen und Anwendungen für Situationen zu konstruieren beim Rollenspiel oft als viel zu hochtrabend und überflüssig.
Bei der Kindeserziehung hinterfragt niemand, warum sich Menschen bemühen, sich tehoretisch fortzubilden und Qualifikationen anzueignen, die über GMV und SK hinausgehen. Dazu sind uns unsere Kinder einfach zu wichtig und angerichteter Schaden zu oft irreversibel.
Und beim Rollenspiel? Wieviel ist uns unsere Freizeit wert? Wie viel Schaden wird mit einer verdorbenen Runde angerichtet, wieviel mit einer völlig dysfunktionalen Runde?

Als ich Anfang 20 war, hatte ich genug Zeit, um darüber hinweg zu sehen, dass viele Spielsitzungen unzufriedenstellend verlieren. Heute mit Ende 40, mit einem Leben, das immer weniger Freizeit erlaubt, bewerte ich das ganz anders...
Insofern ist selbst diese schlichte Bewertung eine rein subjektive und individuelle.

Dazu kommt, dass viele Theorien aus unterschiedlichen Perspektiven heraus aufgestellt werden und deswegen werden sie unterschiedlich aufgenommen, denn auch die Konsumenten befinden sich in Situationen mit individuellen Perspektiven. Stimmen diese nicht überein, werden die Theorien oft abgelehnt, weil sie nicht nachvollzogen werden können.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 1.01.2017 | 21:56
Zitat
Als ich Anfang 20 war, hatte ich genug Zeit, um darüber hinweg zu sehen, dass viele Spielsitzungen unzufriedenstellend verlieren. Heute mit Ende 40, mit einem Leben, das immer weniger Freizeit erlaubt, bewerte ich das ganz anders...

Das kann ich bestätigen und denke sogar, dass das Aussortieren von problematischen Spielern gewinnbringender ist als eine Tischdebatte anhand der Rollenspieltheorie.
Oder hat hier auch nur irgendjmd Spaßbremsen oder inadäquate Spieler mit der Rollenspieltheorie "zum Laufen" gebracht?
Meistens ist es doch nur ein: "Macht keinen Bock. Tschüss!" Oder der Spieler meldet sich nicht mehr oder hat sonstwie keine Zeit.

Eine eingegroovte Gruppe entscheidet nach einem ersten Spieltag oder vielleicht zwei, drei weiteren, ob der Neuzugang etwas taugt. Wenn ja, geht's weiter. Wenn nein, trennt man sich.
An keiner Stelle würde hier eine rollenspieltheoretische Debatte auch nur einen Deut ändern.

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.01.2017 | 22:16
Oder hat hier auch nur irgendjmd Spaßbremsen oder inadäquate Spieler mit der Rollenspieltheorie "zum Laufen" gebracht?
Ja!
Denn niemand setzt sich an den Tisch und denkt sich: "Haha, heute werde ich mal den Spaß der anderen Spieler bremsen!"

Meistens resultiert die Spaßbremse daraus, dass zwei Spieler sich gegenseitig nicht verstehen. Das heißt, Spieler 1 ist die Spaßbremse für Spieler 2. Und Spieler 2 ist die Spaßbremse für Spieler 1.

Wenn man aber schafft, den eigenen Spielstil und den des Gegenübers zu reflektieren, ohne ihn gleich in die Despoten- und Spaßbremsen-Fraktion einzuordnen, dann führt das dazu, dass man beim gemeinsamen RPG zusammen Spaß haben kann.

Wichtig ist halt, dass man nicht den Habitus hat: "Ich mache richtiges RPG und du bist die Spaßbremse." Sondern dass man sich stattdessen klar wird: "OK, wir bremsen gerade gegenseitig unseren Spielspaß aus. So wie es momentan läuft, macht es keinen von uns beiden Spaß. Was können wir tun, damit wir beide Spaß an dieser Runde haben?"
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 1.01.2017 | 22:22
Zitat
Ja!
Denn niemand setzt sich an den Tisch und denkt sich: "Haha, heute werde ich mal den Spaß der anderen Spieler bremsen!"

Meistens resultiert die Spaßbremse daraus, dass zwei Spieler sich gegenseitig nicht verstehen. Das heißt, Spieler 1 ist die Spaßbremse für Spieler 2. Und Spieler 2 ist die Spaßbremse für Spieler 1.

Wenn man aber schafft, den eigenen Spielstil und den des Gegenübers zu reflektieren, ohne ihn gleich in die Despoten- und Spaßbremsen-Fraktion einzuordnen, dann führt das dazu, dass man beim gemeinsamen RPG zusammen Spaß haben kann.

Wichtig ist halt, dass man nicht den Habitus hat: "Ich mache richtiges RPG und du bist die Spaßbremse." Sondern dass man sich stattdessen klar wird: "OK, wir bremsen gerade gegenseitig unseren Spielspaß aus. So wie es momentan läuft, macht es keinen von uns beiden Spaß. Was können wir tun, damit wir beide Spaß an dieser Runde haben?"

Hey Eulenspiegel,

das beantwortet leider meine Frage nicht.

Hast Du ein konkretes Beispiel, bei dem ihr als Gruppe bei einem Neuzugang festgestellt habt, dass es nicht passt, und dann gemeinsam mit ihm anhand der Rollenspieltheorie (nicht anhand von Metakommunikation über das Spiel) den Neuzugang soweit trainiert, dass er in eure Gruppe passt?


Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.01.2017 | 22:26
Du machst wieder den Fehler und sprichst von "trainieren". Es heißt Rollenspieltheorie und nicht Rollenspieltraining.

Und nein, ein Beispiel für ein Rollenspieltraining habe ich in dieser Weise noch nicht. Ich habe eine Reihe von Beispielen für erfolgreiche Rollenspieltheorie. Das hat aber nichts mit Training/Erziehung etc. zu tun.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 1.01.2017 | 22:31
Zitat
Du machst wieder den Fehler und sprichst von "trainieren". Es heißt Rollenspieltheorie und nicht Rollenspieltraining.
Und nein, ein Beispiel für ein Rollenspieltraining habe ich in dieser Weise noch nicht. Ich habe eine Reihe von Beispielen für erfolgreiche Rollenspieltheorie. Das hat aber nichts mit Training/Erziehung etc. zu tun.

Ahja.

Ich konstatiere, dass ein weiteres Gespräch sinnlos ist.
Das ist übrigens auch eine wichtige Erkenntnis.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.01.2017 | 22:33
Ja, wenn jemand partout nicht verstehen will, dass es bei Rollenspieltheorie nicht um Training/Erziehung geht, dann ist eine weitere Diskussion wahrscheinlich wirklich sinnlos.
Und wenn man nicht verstehen will, dass es bei Rollenspieltheorie nicht um Training/Erziehung geht, dann ist wahrscheinlich eine Beschäftigung mit der Theorie tatsächlich sinnlos.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 1.01.2017 | 22:37
Zitat
Ja, wenn jemand partout nicht verstehen will, dass es bei Rollenspieltheorie nicht um Training/Erziehung geht, dann ist eine weitere Diskussion wahrscheinlich wirklich sinnlos.
Und wenn man nicht verstehen will, dass es bei Rollenspieltheorie nicht um Training/Erziehung geht, dann ist wahrscheinlich eine Beschäftigung mit der Theorie tatsächlich sinnlos.

 ;D

Im Kontext meiner Ausführungen in #210 ist das schon unfreiwillig komisch.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 1.01.2017 | 22:43
Vieles von dem, was hier als Rollenspieltheorie dargestellt wird, versteht man im Allgemeinen als soziale Fähigkeiten, neudeutsch auch Soft Skills genannt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Kampfwurst am 1.01.2017 | 22:45
Hey Eulenspiegel,

das beantwortet leider meine Frage nicht.

Hast Du ein konkretes Beispiel, bei dem ihr als Gruppe bei einem Neuzugang festgestellt habt, dass es nicht passt, und dann gemeinsam mit ihm anhand der Rollenspieltheorie (nicht anhand von Metakommunikation über das Spiel) den Neuzugang soweit trainiert, dass er in eure Gruppe passt?
So direkt nicht. Aber bei meiner bestehenden Hausrunde habe ich umso mehr ich Rollenspieltheorie gelesen habe einige Verhaltensweisen bemerkt, die ich dann besser verstanden habe. Dinge die ich früher als "schlechtes Rollenspiel" abgetan habe, machten dann irgendwann Sinn. Wichtig auch darum, weil ich meistens der Spielleiter bin, und ich so die Art der Spiele die ich anbiete an die Bedürfnisse der Gruppe anpassen kann. Das mache ich nicht, um meine Spieler zu verändern, das mache ich um meine Spieler zu verstehen und zu wissen womit ich ihnen kommen kann.

Z.B. ist da der Typus Spieler gegen den Typus Spielleiter. Ich weiß, dass meine Spieler vom Typ Spieler sind. Das hat z.B. für Spiele wie Fate einen großen Einfluss, wie ich das angehe. Ich erwarte z.B. viel weniger Eigeninitiative als ich es Spielern vom Typ Spielleiter geben würde. Das hat großen Einfluss darauf, wie ich vorbereite.

Klar, das geht vermutlich auch ohne Theorie, aber Theorie hilft überhaupt zu wissen worauf man ggf. achten muss und wie man es interpretieren kann. Das führt zu ganz anderen Erkenntnissen, als wenn man einfach nur vor sich hin spielt.

In vielen Fällen ist sowas sicher nicht notwendig, aber es kann durchaus helfen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Boba Fett am 1.01.2017 | 22:47
Oder hat hier auch nur irgendjmd Spaßbremsen oder inadäquate Spieler mit der Rollenspieltheorie "zum Laufen" gebracht?
Meistens ist es doch nur ein: "Macht keinen Bock. Tschüss!" Oder der Spieler meldet sich nicht mehr oder hat sonstwie keine Zeit.

Das erste ist eine Suggestivfrage, denn die Bewertung "Spaßbremse" und "inadäquate Spieler" nimmt die Antwort doch vorweg.
Und das zweite ist eine extreme Simplifizierung.

Es gibt eher wenig 0/1 Situationen, wo man Leute rauswirft, weil sie sich als Spaßbremse erweisen. Und wenn, dann ist es wirklich herzlich einfach und man braucht keine Theorie. Über "nach dem Abi weggezogen" stellt auch keiner Theorien auf.
Die meisten Runden sind aber nicht so simpel gestrickt. Da gibt es Freunde, die aus Sympathiegründen gerne zusammen spielen möchten, Leute, die einen ähnlichen Spielstil pflegen, aber trotzdem Probleme haben. leute die seit Jahren zusammenspielen und sich erst bewust werden, dass in bestimmten Situationen immer die gleiche Ursache für Probleme sorgt. Rollenspieler, die keine Alternativen haben, weil es nicht genug andere Spieler in ihrer Region existieren. Rollenspieler, die zusammenspielen und an ihren Problemen arbeiten wollen.
Die Hire-and-fire Mentalität hilft da nicht weiter.

Und im übrigen: Ja, die Rollenspieltehorien und Modelle haben Leute wirklich weitergebracht (mich zB) und das Rollenspiel, das am Tisch praktiziert wird verbessert, den Leuten, die am Tisch sitzen mehr Qualität geliefert und Probleme gelöst.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 1.01.2017 | 22:48
Zitat
Vieles von dem, was hier als Rollenspieltheorie dargestellt wird, versteht man im Allgemeinen als soziale Fähigkeiten, neudeutsch auch Soft Skils genannt.

Wir vergleichen:

"Rollenspieltheorie ist der Oberbegriff für verschiedene Theorien und Modelle, die sich mit Abläufen und Elementen von Pen-&-Paper-Rollenspielen befassen." (Wiki)

"Soziale Kompetenz (Sozialkompetenz; englisch social skills) ist die Gesamtheit individueller Einstellungen und Fähigkeiten, die im Sinne der Kooperation nützlich sind, eigene Handlungsziele mit den Einstellungen und Werten einer Gruppe zu verknüpfen und so auch beim Verhalten und der Einstellungen dieser Gruppe mitzuwirken." (Wiki)

Keine Kongruenz.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 1.01.2017 | 22:48
@vlyrr
In #210 sagtest du, dass Rollenspieltheorie keine echte Theorie ist, weil es in Wirklichkeit nicht um Theorie, sondern um ein Sprachvokabular geht.

Rollenspieltheorie ist jedoch eine echte Theorie und sogar hilfreich. Daraufhin wolltest du ein Beispiel dafür, dass man mit Hilfe der Rollenspieltheorie einen Spieler trainieren kann.

Meine Antwort darauf ist: Rollenspieltheorie ist eine echte Theorie, auch wenn sie nichts mit Training zu tun hat. Wie jede Theorie enthält sie auch ihr eigenes Vokabular. Sie besteht aber aus mehr als nur Vokabular. Jemanden trainieren gehört jedoch nicht dazu.

@Der Läuterer
Nein, eine Fähigkeit ist eine Sache, die eine Person besitzt bzw. nicht besitzt.
Theorien sind dagegen Modelle, die etwas beschreiben.

Was stimmen würde:
Rollenspieltheorien und soziale Fähigkeiten haben den gleichen Nutzen. - Aber nur weil zwei Sachen den gleichen Nutzen haben, heißt das nicht, dass sie identisch wären.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: 6 am 1.01.2017 | 22:54
Versuchen wir es anders...
Wenn mir Blacow sagen würde, ich sei ein Powergamer und ich dann antworten würde, dass Role-Play und StoryTelling bei ihm als SL nichts einbringen, dann haben wir zwar über seine Aspekte des RPG gesprochen, aber beiderlei Aussagen, sowie das Wissen um die Theorie, werden das Spiel nicht verändern, so lange er und ich uns nicht zuerst ändern
Und genau da greift die Theorie. Alleine mit der Beschäftigung gewinnst Du bereits Erkenntnisse über Dein Spiel und Zusammenhänge für den Konflikt mit dem Spieler. Nicht das Runterbeten von irgendwelchen aufgeschnappten Begriffen bringt da was, sondern das Verständnis der dahinterstehenden Theorie. Nicht der Begriff "Spotlight" ist die Errungenschaft, sondern eben welche Implikationen dahinter stehen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Boba Fett am 1.01.2017 | 22:54
Im Kontext meiner Ausführungen in #210 ist das schon unfreiwillig komisch.
Ich empfand Deine Ausführung in #210 auch als komisch.
Du wirfst den Anwendern einer Theorie vor, dass sie sich ein Jargon schaffen, mit dem es einfacher ist, die Theorie zu formulieren und zu kommunizieren und durch die es als Folge notwendig ist, diesen Jargon an Fachtermini zu lernen, um die Theorien verstehen zu können.

Das kannst Du jeder Branche, jeder Wissenschaft, jedem Hobby vorwerfen - das ist doch ein absolutes Nullargument. Insbesondere, weil due die "echte", harte Wissenschaft anführst (was im übrigen auch wieder eine verstecke Abwertung darstellt). Als ob die keine laienunverständlichen Fachtermini verwenden würden...
Geh mal auf eine Sitzung der Modelleisenbahner, der Briefmarkensammler und der Kleingärtner. da wirst Du auch keine Kommunikation verstehen, weil diese in Fachterminie verfasst ist.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 1.01.2017 | 22:57
@Boba Fett

Zitat
Das erste ist eine Suggestivfrage, denn die Bewertung "Spaßbremse" und "inadäquate Spieler" nimmt die Antwort doch vorweg.
Und das zweite ist eine extreme Simplifizierung.

Man kann natürlich jede Aussage in einem Forum auf ihre Defizite abklopfen. Was ist der Nutzen?

Zitat
Die meisten Runden sind aber nicht so simpel gestrickt. Da gibt es Freunde, die aus Sympathiegründen gerne zusammen spielen möchten, Leute, die einen ähnlichen Spielstil pflegen, aber trotzdem Probleme haben. leute die seit Jahren zusammenspielen und sich erst bewust werden, dass in bestimmten Situationen immer die gleiche Ursache für Probleme sorgt. Rollenspieler, die keine Alternativen haben, weil es nicht genug andere Spieler in ihrer Region existieren. Rollenspieler, die zusammenspielen und an ihren Problemen arbeiten wollen.

Ja, und ich wiederhole meine Frage: Habt ihr in einer rollenspieltheoretischen Debatte diese Probleme besprochen und dann klären können?
M.E. bringt das an dieser Stelle rein gar nichts. Man spricht über das Spiel (Metakommunikation), aber wer debattiert mit Leuten rollenspieltheoretisch? Und wenn es diese seltenen Fälle wirklich gibt: Konnten Sie mehr leisten als einfach nur im rollenspieltheoretischen Jargon darlegen, warum es nicht funktionierte?

Lasse mich gerne mit konkreten Beispielen füttern.

@Eulenspiegel

Kein Kommentar.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Boba Fett am 1.01.2017 | 23:03
@Boba Fett

Man kann natürlich jede Aussage in einem Forum auf ihre Defizite abklopfen. Was ist der Nutzen?

Ja, und ich wiederhole meine Frage: Habt ihr in einer rollenspieltheoretischen Debatte diese Probleme besprochen und dann klären können?
M.E. bringt das an dieser Stelle rein gar nichts.
Zu 1.
Der Nutzen liegt darin, aufzuzeigen, dass Du Fallstricke in deine Kommunikation aufstellst. Und nach meiner Wahrnehmung das ganz bewusst machst.
zu 2.
Das war nicht Deine Frage, die Du oben gestellt hast. Auf diese (neue) Frage kann ich antworten: ja
Zu 3.
Erfahrungen sind unterschiedlich und man sollte nicht von sich auf andere schließen.

Zu Deiner ergänzenden Frage:
"Und wenn es diese seltenen Fälle wirklich gibt: Konnten Sie mehr leisten als einfach nur im rollenspieltheoretischen Jargon darlegen, warum es nicht funktionierte?"

- zum einen versteckst Du da auch gleich wieder eigene Wertung.
Zum anderen: ja natürlich! Sie konnten aufzeigen, warum bestimmte Dinge nicht funktionieren, und wo Kompromisse notwendig sind. IdR drehen sie sich um die gegensätzlichen Erwartungen, die die Beteiligten mit unterschiedlichen Spielweisen haben.
Klar, wenn man jeden, den man als inkompatibel wahrnimmt gleich aus der Runde befördert, braucht man keine Theorie, wir man es trotzdem zum Laufen bringen könnte, aber irgendwann verschwendet man mehr Zeit mit Bewerbungsgesprächen, als mit dem eigentlichen Spiel...
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Kampfwurst am 1.01.2017 | 23:08
Ja, und ich wiederhole meine Frage: Habt ihr in einer rollenspieltheoretischen Debatte diese Probleme besprochen und dann klären können?
Das ist nicht unbedingt Sinn und Zweck von Rollenspieltheorien. Du wirst kaum einen Tisch finden an dem sich alle Spieler überhaupt dafür interessieren. Meistens ist es nur ein Spieler und zwar der Spielleiter, und der kann mit Rollenspieltheoretischen Erkenntnissen lernen, seine Gruppe besser einzuschätzen. Allein das hilft schon eine Menge.

Es ist wie Didaktik beim Unterrichten. Als Lehrer brauchst du ein wissen um Didaktikum um deine Schüler einzuschätzen und angemessen auf sie zu reagieren. Aber die Schüler müssen nicht einmal wissen, dass es sowas wie Didaktik gibt. In den allerseltensten Fällen wirst du mit den Schülern über Didaktik und didaktische Mittel sprechen, und doch gibt es didaktische Theorien und Konzepte, die helfen guten Unterricht zu machen. Und genauso kann man Rollenspiel analysieren und verbessern.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: vlyrr am 1.01.2017 | 23:10
Zitat
Zu 1.
Der Nutzen liegt darin, aufzuzeigen, dass Du Fallstricke in deine Kommunikation aufstellst. Und nach meiner Wahrnehmung das ganz bewusst machst.

Keine Sorge, ich werde in Deinem Forum nicht mehr diskutieren, Admin.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Boba Fett am 1.01.2017 | 23:13
Keine Sorge, ich werde in Deinem Forum nicht mehr diskutieren, Admin.

Wenn Du in Deinen Rollenspielrunden die "inadäquaten Spielern" genauso schnell aufgibst, wie deine Forenkommunikationen, dann erklärt sich mir gerade, warum Du keine Rollenspieltheorie brauchst...
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 2.01.2017 | 00:05
@eulenspiegel

also entweder willst du mich falsch verstehen, kannst nicht verstehen was ich meine oder und das halte ich für am wahrscheinlichsten, ich bin aktuell nicht in der Lage das was ich meine allgemein Verständlich hier zu kommunizieren.

Wenn du mit RPG Theorie glücklich wirst ist das gut, ich habe sie nie wirklich gebraucht und bin mit meiner RPG Runde zu 99,9% glücklich.

Denke damit sind alle happy und am ehesten können wir uns wohl auf "agree to disagree" einigen (imho)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: KhornedBeef am 2.01.2017 | 07:08
Keine Sorge, ich werde in Deinem Forum nicht mehr diskutieren, Admin.
Dude.
Du kannst gerne monieren, dass er dich  zurechtgewiesen hat, aber nicht in seiner Funktion als Admin. Das ist sehr deutlich. Also fällt deine  Äußerung bloß als Rhetorik auf.
Außerdem ist die Konstruktion eines "Diskussionsverbots" hier schon sehr dünn, aber dass kann ja jeder sehen wie er will.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 2.01.2017 | 08:29
Das kann ich bestätigen und denke sogar, dass das Aussortieren von problematischen Spielern gewinnbringender ist als eine Tischdebatte anhand der Rollenspieltheorie.
Oder hat hier auch nur irgendjmd Spaßbremsen oder inadäquate Spieler mit der Rollenspieltheorie "zum Laufen" gebracht?
Meistens ist es doch nur ein: "Macht keinen Bock. Tschüss!" Oder der Spieler meldet sich nicht mehr oder hat sonstwie keine Zeit.

Eine eingegroovte Gruppe entscheidet nach einem ersten Spieltag oder vielleicht zwei, drei weiteren, ob der Neuzugang etwas taugt. Wenn ja, geht's weiter. Wenn nein, trennt man sich.
An keiner Stelle würde hier eine rollenspieltheoretische Debatte auch nur einen Deut ändern.

Hier, habe ich aber schon erwähnt.
Mit der eingehenden Grundeinstellung das gegenüber sei eine Spaßbremse oder inadäquat wird das unter keiner Konstellation etwas werden.
Idealerweise gibt einem die Theorie das Handwerkzeug an die Hand um die Gefahr einer inkompatiblen Gruppe schon am Anfang deutlcih zu reduzieren.

Ich habe aber tatsächlich auch eine schon bestehende Runde zumindest teilweise "geheilt". Das geschah einmal durch die Möglichkeit mit dem Verständnis was die betreffenden Mitspieler wollen einen guten Teil meiner Punkte entsprechend passend argumentativ für ihren Stil zu "verpacken" und auch den Rest, der zur Einbindung notwendig war, zu erkennen und passende Hausregeln zu erstellen, so dass sowohl diese Leute wie auch die Anhänger der eigenen Seite damit leben konnten.

Vieles von dem, was hier als Rollenspieltheorie dargestellt wird, versteht man im Allgemeinen als soziale Fähigkeiten, neudeutsch auch Soft Skills genannt.

Softskill sind nützlich zur Umsetzung von Sachen im sozialen Umfeld. Sie helfen aber nur sehr bedingt, wenn man keine Ahnung hat, was man da gerade überhaupt behandelt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 2.01.2017 | 08:57
Ja, und ich wiederhole meine Frage: Habt ihr in einer rollenspieltheoretischen Debatte diese Probleme besprochen und dann klären können?
Ich habe mit meinen Gruppen keine rollenspieltheoretische Debatte geführt und trotzdem dank rollenspieltheoretischer Analyse Probleme klären können.

Ist das echt so schwer zu verstehen? wtf?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Wellentänzer am 2.01.2017 | 09:12
Bei der Rolllenspieltheorie geht es um die Beschreibung, Erklärung und Vorhersage von Rollenspiel bezogenen Begebenheiten. Dazu haben sich viele Leute eine Menge Gedanken gemacht. Da es in unserem Hobbybereich keine Qualitätskontrolle gibt, ist naturgemäß Schrott dabei. Auch mögen sich diverse Üersonen unter den sogenannten Theoretikern tummeln, denen es eher um Selbstdarstellung geht als um ein genuines Erkenntnisinteresse.

Aber dass Rollenspieltheorie von sehr vielen Leuten als hilfreich empfunden wird, kann doch echt niemand ernsthaft bezweifeln. Mir ist schleierhaft, wie man sich in eine so offenkundig unsinnige Position manövrieren kann.

Rolllenspieltheorie: was passiert, warum passiert es, was wird in Zukunft passieren und wie kann man das beeinflussen. Darum kümmert sich Rollenspieltheorie. Offensichtlich sinnvoll trotz eines vergleichsweise wackeligen Fundaments. Es mag sein, dass Theorie einigen Leuten nichts bringt. Logo. Da schließt sich dann die Frage an, woran das liegt. Person oder Situation?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: AcevanAcer am 2.01.2017 | 09:27


Rolllenspieltheorie: was passiert, warum passiert es, was wird in Zukunft passieren und wie kann man das beeinflussen.

Das finde ich grade sehr spannend was du sagst: Für mich war Rollenspieltheorie immer verhältnismäßig unintressant (und damit "mein Problem" mit der Rollenspieltheorie), weil mir schon früh (und ohne Theorie) aufgefallen ist, das es unterschiedliche Spielstile gibt, und "DSA - Schwurbelspieler" nicht mit "D&D-Slayern" zusammenpassen, und ich in meiner oberflächlichen Betrachungsweise auch keine Hilfsmittel gefunden habe, eine Situation tatsächlich zu verändern.

Es werden ja öfter Probleme geschildert, aber viel mehr Aussage als "Wechsel das System" oder "Rede mit dem Spieler" kommt halt sehr selten, es kommen manchmal sehr gute Tips aus dem Erfahrungsschatz des Spielers, aber konkrete Hinweise und Verweise auf Rollenspieltheorie habe ich noch nie gesehen, wenn es um die Frage geht, was nach der Analyse eines Problems passiert - Oder ist das gar nicht die Aufgabe der Rollenspieltheorie?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Boba Fett am 2.01.2017 | 09:46
...aber konkrete Hinweise und Verweise auf Rollenspieltheorie habe ich noch nie gesehen, wenn es um die Frage geht, was nach der Analyse eines Problems passiert - Oder ist das gar nicht die Aufgabe der Rollenspieltheorie?

Genau genommen: Nein, das ist nicht die Aufgabe der Rollenspieltheorie.

Die Theorie schafft nur ein Verständnis, warum manche Dinge (wahrscheinlich) so sind, wie sie sind.
Und sie schafft Methoden, deren Anwendung zur Beeinflussung der Zustände dienen.

Die Umsetzung - das Verständnis auf gegebene Situationen anwenden - ist keine Aufgabe der Theorie...
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 2.01.2017 | 09:51
Zitat
Rolllenspieltheorie: was passiert, warum passiert es, was wird in Zukunft passieren und wie kann man das beeinflussen.

Wenn man das konsequent weiterdenkt sind RPG Theorie Anweder die "wahren" Powergamer  ~;D

Zitat
Es mag sein, dass Theorie einigen Leuten nichts bringt. Logo. Da schließt sich dann die Frage an, woran das liegt. Person oder Situation?

Mh nicht jeder ist so "feinstofflich" das er mit X ein Problem in der Runde hat, bzw. löst es eben auf anderem Wege.

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Wandler am 2.01.2017 | 09:51
"Wechsel das System"

Dem liegt aber durchaus eine Beinflussung durch die Rollenspieltheorie zu Grunde. Denn in meinen Augen funktioniert die Rollenspieltheorie eher auf einer höheren Ebene. Es wird das Rollenspiel als Gesamtes analysiert, aufgeschlüsselt und kategorisiert. Dadurch werden auch durchaus andere Rollenspiele entwickelt als ohne sie. Das bedeutet natürlich nicht, dass ohne Rollenspieltheorie sich Rollenspiele nicht weiterentwickeln würden, denn das haben sie ja auch vor dieser, aber ich glaube es ist schon durchaus realistisch anzunehmen, dass jene Menschen die sich intensiv mit der Erschaffung von Rollenspielen beschäftigen, auch wahrscheinlicher auf die Rollenspieltheorie stoßen und dadurch in ihrer Arbeit beinflusst werden.

Für den Spieler am Tisch finde ich die Rollenspieltheorie weniger wichtig. Sie ist eine Theorie auf Metaebene, die mehr das Warum, Wieso und Wie klärt. Insofern ist es nicht wirklich Teil der Rollenspieltheorie Probleme unterschiedlicher Spielstile zu lösen, als viel mehr sie aufzuzeigen und verständlich zu machen. Die Probleme sind auch ohne die Rollenspieltheorie vorhanden und werden normalerweise auch von den Spielern wahrgenommen, oft fehlt es aber an einem einheitlichen Vokabular zu beschreiben was das Problem ist. Das das Vokabular hierbei extrem schwierig ist sieht man ja klar an der Kritik diverser Modelle, dass ihr Vokabular bestimmte Spielstile gar nicht erfasst, zu weit oder zu eng beschreibt oder das was manche unter einem Begriff verstehen, ganz anders festhält.

Was Rollenspieltheorie nämlich nicht hat, ist die wissenschaftliche Autorität echter Wissenschaften. Weil der Vergleich "echter Wissenschaften" irgendwie im Thread als abwertend kritisiert wurde: Es fehlt der Rollenspieltheorie die gesamte Struktur die für Wissenschaft notwendig ist, die Universitäten, die Qualitätskontrollen, Metastudien, Referenzgruppen und das ganze Werkzeug, dass eben notwendig ist um Forschung auf ein nachweisbar oder wenigstens überprüfbares Qualitätsniveau zu heben. Das bedeutet nicht, dass die Theorien schlecht oder gut sind, nur dass man durchaus unterscheiden kann und darf, ob es sich hier um einen intensiven und angeregten Austausch auf Hobbybasis in Foren oder Mailinggroups (woher viele der ältern Modelle stammen) oder um wissenschaftliche Arbeiten handelt. Über die Qualität will und kann ich persönlich keine fundierten Aussagen treffen, aber die Rollenspieltheorie ist und bleibt halt erstmal größtenteils ein Forschungsgebiet von Hobbyisten.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sphärenwanderer am 2.01.2017 | 10:49
Sehe ich auch so. Rollenspieltheorie greift mMn vor dem Spiel. Du überlegst dir, welche Spielvorlieben du hast, welches System diese Vorlieben unterstützt und welche Spieler dafür geeignet sind. Die andere Anwendung ist die des Spieldesigns, in dem man sich die gleichen Fragen stellt: Welches Spielerlebnis möchte ich forcieren, welche Regeln würden das unterstützen, wer würde das spielen.

Konkrete Hilfestellungen bei Spielproblemen würde ich oft als spielpraktische oder soziale Probleme sehen, nicht als theoretische. Und wenn die Probleme auf verschiedene Spielvorlieben hindeuten, ist nach Theorie die Suche neuer Spieler sicher richtig, im sozialen Kontext jedoch oft nicht angebracht oder erwünscht. Das Flickenwerk an sich aus solchen Problemen ergebenen Hilfestellungen ist auch kaum als Spieltheorie zu bezeichnen. Dabei geht es dann meistens um gegenseitige Rücksichtnahme und Kommunikation - also soziale Kompetenzen, nicht spielerische.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 2.01.2017 | 11:39
Der Versuch, die soziale und die Spielkompontente in Theorien zum Rollenspiel voneinander zu trennen, ist doch eh Quark. Es knirscht oft in der Kommunikation aus Gründen, die dem Rollenspiel zu eigen sind, z.B. weil verschiedene Verständnisse von Spieler- und Spielleiterrolle kollidieren. Und genauso kann es im Spiel selbst rumpeln, weil sich die Personen am Tisch nicht grün sind.

Und zum Teil gibt es auch tatsächlich wissenschaftliche Arbeiten (http://www.tanelorn.net/index.php?topic=70283.0) zum Thema. Aber welcher Diskutant hier liest die schon. Wobei ich mich da selbst nicht ausnehme. ;)

Wenn ich mich nicht ganz vertue, sind die skandinavischen LARPer (Stichworte: Nordic LARP, LARP Design Conference) da schon ein ganzes Ende weiter. Und nein, die rennen üblicherweise nicht mit Schaumstoffschwertern rum, da ist ziemlich viel kontemporäres Zeug dabei.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Wandler am 2.01.2017 | 12:15
Bin ich mir bewusst. Aber nicht alles was da "veröffentlicht" wird ist auch auf einem entsprechenden Niveau. Da ist halt viel Online Published Zeug von fragwürdiger Qualität dabei, nicht bei allem geht es jetzt nur um das Rollenspiel, manches sind eher Arbeiten zu XYZ im Bereich des Rollenspiels. Das soll auf keinen Fall jetzt alles in einen Topf werfen, aber man muss die "wissenschaftlichen" Arbeiten im Rollenspielbereich doch ein bisschen unter die Lupe nehmen, darf nicht alles überbewerten und muss halt wie sonst auch hinterfragen: Wer ist das, was ist das für ein Journal, was sind die Kriterien um dort veröffentlichen zu dürfen, etc.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 2.01.2017 | 12:23
@Wandler:
Keine Sorge, ich wollte damit sicher nicht Rollenspieltheorie in den Rang einer vollumfänglich akademisch beackerten Wissenschaft erheben. Ich wollte eher den Kritikern zeigen, dass es durchaus auch professionellere Ansätze jenseits von Tanelorn-Diskussionen gibt. Natürlich kann die Bewertung jedes einzelnen Artikels da durchaus ambivalent ausfallen. Siehe die letzten Beiträge des verlinkten Threads.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 2.01.2017 | 13:43
Es mag sein, dass Theorie einigen Leuten nichts bringt. Logo. Da schließt sich dann die Frage an, woran das liegt. Person oder Situation?
Bei mir persönlich? Beides.
Ab einem gewissen Alter bzw. einem Lebensabschnitt verschieben sich die Prioritäten.
Die Zeit, die ich dem Hobby widmen kann/will ist knapp bemessen. Auch der Zugriff auf einen potentiellen Spielerpool ist stark gesunken.
Das zeigt sich auch bei den Szenarien, die ich leite. Diese sollten sich relativ schnell erarbeiten lassen.
Ich habe z.B. schon lange auf dem Schirm, mir ein bestimmtes altes Fliesstext Szenario erarbeiten zu wollen, scheitere damit aber regelmässig.
Manche Theorien finden ihren Weg über Umwege sicher auch zu mir. Vielleicht greife ich die sogar unbewusst auf, aber ich beschäftige mich nicht damit. M.M.n. hat das, was nicht passt, seinen Ursprung zuerst in der zwischenmenschlichen Kommunikation.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Wellentänzer am 2.01.2017 | 13:54
Genau genommen: Nein, das ist nicht die Aufgabe der Theorie.

Die Umsetzung - das Verständnis auf gegebene Situationen anwenden - ist keine Aufgabe der Theorie...

Genau genommen: doch, klar! Das nennt sich in anderen Bereichen dann halt angewandte Wissenschaft und hat selbstredend eine total wichtige Funktion. Der Gegensatz ist dazu die Grundlagenforschung. Uni versus FH sozusagen. Florian Berger hat dazu hier im Forum  mal was verfasst. Find ich gerade nicht, aber mir hatte das gut gefallen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 2.01.2017 | 14:00
Das kann ich bestätigen und denke sogar, dass das Aussortieren von problematischen Spielern gewinnbringender ist als eine Tischdebatte anhand der Rollenspieltheorie.
Oder hat hier auch nur irgendjmd Spaßbremsen oder inadäquate Spieler mit der Rollenspieltheorie "zum Laufen" gebracht?
Meistens ist es doch nur ein: "Macht keinen Bock. Tschüss!" Oder der Spieler meldet sich nicht mehr oder hat sonstwie keine Zeit.

Eine eingegroovte Gruppe entscheidet nach einem ersten Spieltag oder vielleicht zwei, drei weiteren, ob der Neuzugang etwas taugt. Wenn ja, geht's weiter. Wenn nein, trennt man sich.
An keiner Stelle würde hier eine rollenspieltheoretische Debatte auch nur einen Deut ändern.
Zustimmung. Das empfinde ich sogar altersunabhängig als sinnvoll.
Meine "Purzelgruppe" macht das genauso- Es gibt einfach Spieler die ziehen alle Aufmerksamkeit und Kraft. Und die zerstören sonst das Spiel für alle, wenn man sie lässt.

Mit "guten" Leuten in einer kompartiblen Gruppe tauchen bestimmte Probleme aus der Rollenspieltheorie erst gar nicht auf.
Man hat es mMn. grundsätzlich mit einer "Gruppensituation" zu tun.
Ist die Gruppe Ok, dann kann ich mich gezielt um die Spieldetails(Theorie) kümmern.
Ein großer Fehler erscheint mir die Probleme in der Theorie zu suchen, wenn sie eigentlich in der Gruppe liegen.

Die Mindestanforderung an einen Mitspieler ist eigentlich nur die, dass er anderen nicht schadet. (leben und leben lassen)- Mehr braucht es mMn. nicht.
Niemand muß ein toller Schauspieler sein oder das Regelwerk gefressen haben.




Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 2.01.2017 | 14:24
Ein großer Fehler erscheint mir die Probleme in der Theorie zu suchen, wenn sie eigentlich in der Gruppe liegen.
Die Probleme liegen mmer in der Gruppe. Die Theorie kann dabei helfen, sie zu finden oder zu verstehen.

Das mit der "super Gruppe" ist halt so ein Ding. Man kann Glück haben, man kann aber auch jahrelang mangels Alternativen in einer Konstellation spielen, bei der man nicht glücklich ist. Ich habe auch schon Leute das Hobby aufgeben sehen, weil ihnen "irgendwas" fehlte, ohne dass sie das benennen konnten. Bei einigen bin ich der Meinung, dass sie z.B. mit Fate wesentlich glücklicher gewesen wären als mit DSA/D&D/WoD. Und Fate ist ein Theorieprodukt.

Ich will ja gar nicht sagen, dass jeder die Rollenspieltheorie als das neue Bling-Ding anhimmeln soll. Aber ich frage mich, was einige hier antreibt, wenn sie die Rollenspieltheorie per sé für Unsinn halten. Da wird fröhlich "man" gepostet, während man eigentlich "ich" meint. Da wird der Sinn der Beschäftigung mit der Rollenspieltheorie an sich in Frage gestellt, obwohl mehrere Leute hier schon mehrfach darauf hingewiesen haben, dass und zum Teil wie ihnen die Rollenspieltheorie für ihr persönliches Spiel geholfen hat. Und so weiter.

Das ist ganz schön anstrengend. 
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 2.01.2017 | 14:42
Zitat
Die Probleme liegen mmer in der Gruppe. Die Theorie kann dabei helfen, sie zu finden oder zu verstehen.
Ja das kann gut sein.
Dass Rollenspieltheorie total sinnlos ist, finde ich z. B. nicht.
Ich glaube nur, dass die Theorie furchtbar viel leisten muß, um wirklich das abzudecken, was Rollenspiel eigentlich ist. Unteranderem auch schwierige Spieler und Gruppenprozesse.
Vermischt mit Dingen die tatsächlich nur reine Spielmechanik sind.

Vielleicht gelingt es mit der Theorie sogar schwierige Spieler über die Spielmechanik besser zu händeln.
Vielleicht ermöglicht es auch länger mit ansich inkompartiblen Spieler zu spielen.
Aber zusätzliche "Kraft" wird dieses Händeln die Gruppe mMn. trotzdem kosten.
Wäre diese Kraft frei, könnte man sie mMn. sogar gezielter und besser in die Verfeinerung und Verbesserung des Spiels investieren.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Boba Fett am 2.01.2017 | 14:45
Ein großer Fehler erscheint mir die Probleme in der Theorie zu suchen, wenn sie eigentlich in der Gruppe liegen.

Die Mindestanforderung an einen Mitspieler ist eigentlich nur die, dass er anderen nicht schadet. (leben und leben lassen)- Mehr braucht es mMn. nicht.

Der letzte Satz triggert mich, denn auch mit der Mindestanforderung (SK&GMV) kann es zu erheblichen Problemen kommen.
[Anmerkung: SK&GMV = Sozialkompetenz und gesunder Menschenverstand)
Eine der allerwichtigsten Leistungen der Rollenspiel-Theorien war, zu erkennen, dass P&P Rollenspiel aus mehreren Komponenten besteht und die am Tisch mitspielenden Beteiligten durchaus sehr unterschiedliche Dinge vom Rollenspiel erwarten (können). ...und dass eine Rollenspielsitzung von Beteiligten mit unterschiedlichen Erwartungen eben ganz unterschiedlich empfunden werden können.
Und da hilft die Mindestanforderung (SK&GMV) nicht mehr.

Die Probleme die aus Mängel in der Grundanforderung entstehen, sind leicht zu diagnostizieren und auch zu behandeln.
Kompliziert wird es, wenn es an Erwartungshaltungen der Spielenden und dergleichen geht...

"Probleme in der Theorie zu suchen"
Das tifft nicht ganz den Kern, denn die Theorie beinhaltet ja keine Probleme, sondern aus ihr kann man nur ableiten, welche Theorien in der Runde existent sein könnten und aus welchen Ursachen sie entstehen.
Und da geb ich Dir recht - wenn man sich viel mit soetwas beschäftigt, neigt man dazu, zu versuchen, dies auch einzusetzen. Manchmal hilft auch Abstand nehmen und den Kopf frei machen, weil man erkennt,
dass es viel offensichtlichere Ursachen gibt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Wandler am 2.01.2017 | 14:51
Auch die Theorie kann Probleme haben: Wenn sie wertend wird anstatt beschreibend und diese Wertung nicht widerspiegelt was die Rollenspieler erleben. Wenn man sich in der Theorie nicht wiederfindet oder im schlimmsten Fall die Theorie konträr zum Erlebten ist.

Ich führe das nur deswegen an, weil ja genau bei der Rollenspieltheorie genau diese Probleme gerne auftreten. Man nehme nur mal die großen Modelle und vergleiche diese und die Kritik an ihnen. Wenn dann aber jemand versucht diese, nicht ganz zutreffende Theorie in die Praxis anzuwenden kann dass zu sehr negativen Erfahrungen am Spieltisch kommen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 2.01.2017 | 14:53
Zitat
Der letzte Satz triggert mich, denn auch mit der Mindestanforderung (SK&GMV) kann es zu erheblichen Problemen kommen.

Bevor das im falschen Hals landet. - Es genügt mMn. um sich mit jemanden an einen Tisch zu setzen und Rollenspiel zu "versuchen". Wenn dann die Vorstellung von Rollenspiel voneinander abweichen, dann ist das so.
Damit wollte ich eigentlich nur ausdrücken, dass man als Spieler nicht sonst was leisten oder sein muß um Rollenspiel zu machen. Und nicht, dass es darüber hinaus keine unterschiedlichen Vorstellungen mehr gibt oder dass damit dann automatisch alle einer Meinung sind.

Ein kompartible Gruppe löst längst nicht alle Probleme oder macht jede RPG Theorie sinnlos, ich denke nur ,dass sie evtl. viele Probleme vermeidet.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 2.01.2017 | 15:18
Begonnen hat meines Erachtens die ganze Theoriebetrachtung doch überhaupt erst, als aufgefallen ist, dass es an zahlreichen Spieltischen zu weitgehend ähnlichen Krisen und Konflikten kam.

Wer so etwas nicht kennt - Glück gehabt - aber weil man selbst gesund geblieben ist (oder es glaubt) heißt das ja nicht dass Medizinforschung Unsinn ist.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 2.01.2017 | 15:26
Zitat
Begonnen hat meines Erachtens die ganze Theoriebetrachtung doch überhaupt erst, als aufgefallen ist, dass es an zahlreichen Spieltischen zu weitgehend ähnlichen Krisen und Konflikten kam.
Das finde ich echt interessant.
Ich hab keine Ahnung ob ich da falsch liege. Ich bin da in RPG Theorie längst nicht so gut informiert wie manch anderer hier.
Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass man ähnliche Probleme in der Gruppe gefunden hat(schwierige Spielertypen, Gruppenprozesse) und die dann versucht hat mittels Spielmechanik zu beheben bzw. abzumildern.
Oder liege ich da total falsch?


Ps. Angenommen ich würde mit lauter "Totalschaden" an einem Spieltisch sitzen, die nichts anderes versuchen als ihre Macht auszuspielen und den eigenen Vorteil zu suchen, dann würde ich mich vermutlich auch lieber auf strenge Regeln verlassen, die mir eine gewisse Fairness gewährleisten, als auf ihr nicht vorhandenes Wohlwollen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 2.01.2017 | 15:46
Wenn du aus deiner Sicht mit einer Gruppe von Totalschäden am Spieltisch sitzt, wäre deren Sicht ganz interessant. Die sehen vielleicht nur einen. ;)

Und das Verhalten, das du beschreibst - starke Regelorientierung, das Maximum für sich heraus zu holen - ist durchaus ein legitimer Spielmodus. Das hast du nämlich regelmäßig, wenn du mit einer Truppe anständiger Powergamer zusammen spielst. Und das kann über Jahre hinaus super laufen. Oder anders gesprochen: meine Powergamer-Kumpels und ich haben nur deshalb mit Shadowrun, D&D3.5, anderen D20-Produkten usw. aufgehört, weil drei von fünf Leuten sich über die Republik verteilt haben. Und ich war eigentlich als eher narrativer Typ nur wirklich glücklich, wenn ich den Spielleiterposten ausgefüllt habe. Warum ich als Spieler damit aber so gar nicht klar kam und wieso ich für die Position eher was mit Author Stance für Spieler (noch ein Stückchen Theorie) brauche, ist mir eigentlich so vollumfänglich erst später klar geworden. In einer Fate-Runde würde mich wahrscheinlich die Truppe von damals auch total irre machen. Dann lieber Dungeonslayers, das für Revival Oneshots ein gutes Gleichgewicht aus Regelleichtigkeit und Powergamingpotential liefert.

Und so habe ich ein Repertoire aus Werkzeugen, die durch ein paar grundlegende theoretische Überlegungen schnell bereit stehen. Dass es keine große eine Theorie von allem gibt, ist übrigens der Normalfall. Mit Quantenmechanik gehe ich nicht an Gravitationswellen ran und mit Relativitätstheorie lasse ich die Finger von Quanteneffekten. Ist halt so. Geltungsbereiche. Sieh Rollenspieltheorie nicht als ein großes Gesamtkonzept, sondern als viele kleine Modelle, die nebeneinander her laufen.

Und ja, natürlich ist auch ein Artikel zum richtigen Dungeonbauen ein Theorieartikel. Er kann gar nicht kein Theorieartikel sein. :)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: felixs am 2.01.2017 | 15:54
Ps. Angenommen ich würde mit lauter "Totalschaden" an einem Spieltisch sitzen, die nichts anderes versuchen als ihre Macht auszuspielen und den eigenen Vorteil zu suchen, dann würde ich mich vermutlich auch lieber auf strenge Regeln verlassen, die mir eine gewisse Fairness gewährleisten, als auf ihr nicht vorhandenes Wohlwollen.

Ohne Wohlwollen wird aber gar nichts gehen, oder ist das noch nicht Konsens?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 2.01.2017 | 15:57
Zitat
Wenn du aus deiner Sicht mit einer Gruppe von Totalschäden am Spieltisch sitzt, wäre deren Sicht ganz interessant. Die sehen vielleicht nur einen. ;)
Das wäre ja dann in meinem überspitzten Beispiel -sehr einfach. Wer sich unwohl fühlt geht.


Zitat
Ohne Wohlwollen wird aber gar nichts gehen, oder ist das noch nicht Konsens?
Oh doch. Rein theoretisch könnte ich auch mit Hannibal Lector wunderbar "Mensch Ärgere Dich Nicht"  spielen. Denn die Regeln dafür sind einfach und übersichtlich.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 2.01.2017 | 16:03
Ohne Wohlwollen wird aber gar nichts gehen, oder ist das noch nicht Konsens?

Wohlwollen setzt Verständnis voraus. Aus deren Sicht war er ja erst einmal der "Totalschaden", der "falsch" spielt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 2.01.2017 | 16:05
Das wäre ja dann in meinem überspitzten Beispiel -sehr einfach. Wer sich unwohl fühlt geht.

Unsere Konsequenz war: "Wer sich unwohl fühlt, leitet." Ich konnte cool narrativ spielen, hatte toll Spotlight und hab die anderen regelmäßig Leute erschießen lassen. Also nicht nur. Aber verdächtig oft. :)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: felixs am 2.01.2017 | 16:06
Wohlwollen setzt Verständnis voraus. Aus deren Sicht war er ja erst einmal der "Totalschaden", der "falsch" spielt.

Oder andersrum. Jedenfalls wird man etwas anders zu machen bereit sein müssen. Und auf andere eingehen müsste man auch.

Nur - wie kommt man da hin? Sind wir hier vielleicht eher im Bereich der allgemeinen Psychologie oder meinetwegen der Mediation und nicht mehr so sehr in der Rollenspieltheorie?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 2.01.2017 | 16:08
@felixs:
Da haben wir einfach zu viel Kommunikation im Hobby, als dass wir nicht kräftig in den Sozialwissenschaften räubern müssten. ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 2.01.2017 | 16:15
Aus reinem Interesse.

Bsp.: Unstimmigkeiten bei einer Diskussion, die auf der sachlichen Ebene beginnen und dann auf die persönliche Ebene hochkochen, wodurch ein sachlicher Meinungsaustausch blockiert wird...

Was sagt die RP Theorie dazu? Bzw. was empfiehlt sie, wie man damit umgehen sollte?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 2.01.2017 | 16:18
Oder andersrum. Jedenfalls wird man etwas anders zu machen bereit sein müssen. Und auf andere eingehen müsste man auch.

Nur - wie kommt man da hin? Sind wir hier vielleicht eher im Bereich der allgemeinen Psychologie oder meinetwegen der Mediation und nicht mehr so sehr in der Rollenspieltheorie?

Nein, die allgemeine Psychologie wies auch nichts von Spieltypen udn kann daher beim Verständnisbilden auch nicht wirklich helfen. Gut gemeint reicht eben nicht.

Wie schon erwähnt: Bei uns hat mir damals das Threefold/GDS die Augen geöffnet und damit einen Kompromiss zumindest mit der Mehrzahl der Spieler möglich gemacht. Weil ich nun eine Ahnung davon hatte was die anderen da machen bzw. wollen und so gezielt auf Kompromisse bzw. rezeptendenpassende Erklärungen zuarbeiten konnte.

Aus reinem Interesse.

Bsp.: Unstimmigkeiten bei einer Diskussion, die auf der sachlichen Ebene beginnen und dann auf die persönliche Ebene hochkochen, wodurch ein sachlicher Meinungsaustausch blockiert wird...

Was sagt die RP Theorie dazu? Bzw. was empfiehlt sie, wie man damit umgehen sollte?

Vermutlich genauso viel wie man in der theoretischen Medizin über randalierende Besoffene in der Notaufnahme lernt oder in der Ingenieurswissenschaft über den Umgang mit dem Projekt unrealistische Kosten-/Stundenvorstellungen aufdrückenden Vertrieblern.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 2.01.2017 | 16:21
Zitat
Und auf andere eingehen müsste man auch.
Jepp und dafür braucht es Empathie. Und die fehlt manchen Menschen.

Es gibt Regeln und Tipps wie man  besser mit Empathielosen auskommt.
(Sich z. B. nicht provozieren lässt und möglichst wenig Angriffsfläche bietet)
Aber damit ist auch die RPG Theorie etwas überfordert, denke ich.


Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Rhylthar am 2.01.2017 | 16:21
Ich halte Rollenspieltheorie für sinnvoll, wenn es um das Erschaffen eines RPG geht. Man will schließlich eine Zielgruppe ansprechen und dafür muss man diese erstmal definieren bzw. verstehen.
Rollenspieltheorie wird sicherlich auch helfen, zu erkennen, warum eine Runde evtl. nicht so funktioniert, wie man sich das vorgestellt/erwartet hatte. Gerade auch dann, wenn es in einer anderen Gruppe ohne Probleme geklappt hat. Dies führt natürlich dazu, dass sie auch im Vorfeld für eine Gruppe wichtig sein kann.

Warum ist sie für mich eher nicht so wichtig?
Weil ich die soziale Komponente einer Runde höher stelle als das eigentliche Spiel. Heisst: Ich spiel(t)e nur mit Freunden. Und dabei war das "Socialising" mehr im Vordergrund als die eigene Spielpräferenz. Das "Wie" und "Was" waren egal, Hauptsache man trifft sich regelmäßig zum "zocken".

Was ist mein Problem mit der Rollenspieltheorie?
Dass es ab und an Leute gibt, die es mir anpreisen wie geschnitten Brot. Egal, ob ich danach gefragt habe oder nicht. Und echt erwarten, dass ich mich intensiv mit dieser (Pseudo-)Wissenschaft beschäftigt habe, damit ich auch ja verstehe, welches Fachwort sie mir wieder mal um die Ohren hauen.

Sorry, aber wenn ich mich mit anderen Menschen unterhalte, die über steigende Preise für Produkte reden, haue ich ihnen auch nicht "Preiselastizität" um die Ohren und rolle mit den Augen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 2.01.2017 | 16:27
Zitat
Bsp.: Unstimmigkeiten bei einer Diskussion, die auf der sachlichen Ebene beginnen und dann auf die persönliche Ebene hochkochen, wodurch ein sachlicher Meinungsaustausch blockiert wird...

Was sagt die RP Theorie dazu? Bzw. was empfiehlt sie, wie man damit umgehen sollte?

Bei sowas würde ich immer erst mal vermuten, dass die Diskussion nur scheinbar auf sachlicher Ebene war. Entweder wurde bei einem dabei was auf persönlicher Ebene getriggert oder es gab schon vorher einen unterschwelligen Konflikt, der dann stellvertretend auf der sachlichen Ebene ausgetragen wurde.
Für einen Konflikt braucht es keine zwei Menschen. Es reicht schon einer, der sich angegriffen fühlt. (Vielleicht sogar völlig zu unrecht).

Dann wird zurück geschlagen. - Am Besten unter der Gürtellinie.- Und man beginnnt sich gegenseitig verbal zu verkloppen.
(Es gibt auch Menschen die ihre Freude daraus ziehen Diskussionen zu gewinnen. Dabei geht es nicht wirklich um echten Meinungsaustausch und Argumentation sondern in erster Linie darum die Meinung des anderen zu entstellen bzw. als Sieger aus dem "Duell" hervor zugehen. Meinungsgewinn und Austausch ist mMn. etwas anderes )
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.01.2017 | 16:46
Bsp.: Unstimmigkeiten bei einer Diskussion, die auf der sachlichen Ebene beginnen und dann auf die persönliche Ebene hochkochen, wodurch ein sachlicher Meinungsaustausch blockiert wird...

Was sagt die RP Theorie dazu? Bzw. was empfiehlt sie, wie man damit umgehen sollte?
Das fällt wahrscheinlich eher in den Bereich der Psychologie denn des Rollenspiels.

Aber auch für psychologische Theorien gilt: Sie sind beschreibend (Warum zeigt die Person dieses Verhalten?), sie sind nicht vorschreiben (Wie soll ich diesem Verhalten begegnen?).

Es gibt Regeln und Tipps wie man  besser mit Empathielosen auskommt.
(Sich z. B. nicht provozieren lässt und möglichst wenig Angriffsfläche bietet)
Auch das fällt eher in den Bereich der Psychologie.

Empathielos bedeutet in erster Linie, dass die betroffene Person deine Emotionen nicht auf natürliche Weise wahrnehmen kann. Sie kann aber durchaus an deinen Emotionen interessiert sein.
Wenn man seine Emotionen explizit äußert, kann eine empathielose Person deine Emotionen genau so wahrnehmen, wie eine empathische Person, bei der deine Emotionen nur implizit oder über Mimik vermittelt werden.

Warum ist sie für mich eher nicht so wichtig?
Weil ich die soziale Komponente einer Runde höher stelle als das eigentliche Spiel. Heisst: Ich spiel(t)e nur mit Freunden. Und dabei war das "Socialising" mehr im Vordergrund als die eigene Spielpräferenz.
Wobei es auch der Theorie zu verdanken ist, dass man erkannt hat, dass es so etwas gibt: Früher ging man davon aus, dass man sich zum Spielen trifft. Die Erkenntnis, dass man sich zum "Socialising" treffen kann und das Spiel nur etwas nebenher sein kann, ist eine Erkenntnis der Theorie.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 2.01.2017 | 16:58
Zitat
Auch das fällt eher in den Bereich der Psychologie.

Empathielos bedeutet in erster Linie, dass die betroffene Person deine Emotionen nicht auf natürliche Weise wahrnehmen kann. Sie kann aber durchaus an deinen Emotionen interessiert sein.
Wenn man seine Emotionen explizit äußert, kann eine empathielose Person deine Emotionen genau so wahrnehmen, wie eine empathische Person, bei der deine Emotionen nur implizit oder über Mimik vermittelt werden.

Das betrifft tatsächlich den Bereich der Psychologie.
Jetzt zu diskutieren, was an deinen pauschalen Aussagen falsch ist, würde den Rahmen des Threads sprengen. Gewaltfreie Kommunikation (die eigenen Gefühle für "Blinde" transparent machen) ist sicher ein gut gemeinter Rat  aber es gibt dafür Grenzen. - Menschen mit bestimmten Persönlichkeitsstörungen werden Dir dennoch nicht das gewünschte Verständnis entgegen bringen. Und unter bestimmten Umständen ist sogar unbedingt davon abzuraten.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 2.01.2017 | 17:04
@Issi:
Der Punkt ist wohl eher, dass Läuterer eine Frage gestellt hat, deren Antwort schlicht nicht im Geltungsbereich einer Rollenspieltheorie, sondern eher in den allgemeineren soziologischen Bereich gehört. Die Rollenspieltheorie ist an der Stelle lange mit dem Thema durch.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Rhylthar am 2.01.2017 | 17:05
Zitat
Die Erkenntnis, dass man sich zum "Socialising" treffen kann und das Spiel nur etwas nebenher sein kann, ist eine Erkenntnis der Theorie.
Nein, so würde ich das sicher nicht ausdrücken.

Die Theorie mag dies in Worte gefasst haben, aber dass Rollenspiel ein "normales" Treffen/Hobby unter Freunden ist/war (wie auch Brettspiele, DVD-Abende, etc.), die Erkenntnis habe ich schon 1989 mit meiner ersten Gruppe gehabt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 2.01.2017 | 17:08
Zitat
Der Punkt ist wohl eher, dass Läuterer eine Frage gestellt hat, deren Antwort schlicht nicht im Geltungsbereich einer Rollenspieltheorie, sondern eher in den allgemeineren soziologischen Bereich gehört. Die Rollenspieltheorie ist an der Stelle lange mit dem Thema durch.

Und was sagt die RPG- Theorie dazu (zu sinnlos Diskussionen am Spieltisch) ? Bzw. zu welchem Schluß ist sie bis jetzt gekommen?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 2.01.2017 | 17:11
Ja, das mag sein, dass DU diese Erkenntnis hattest. Überraschung, andere Leute hatten diese Erkenntnis auch und haben das mittlerweile in ein allgemein anerkanntes Konzept überführt. So entstehen Rollenspieltheorien.

Die Aussage ist doch nicht: "Vorher kannte das keiner." Es geht in die Richtung: "Das sind allgemeine Erkenntnisse und daraus ergeben sich Konsequenzen für's Spiel." Breaking News: Dinge sind runter gefallen, bevor Einstein auf die Idee mit den Gravitationswellen kam.

@Issi:
Nix. Gehst du zu einem Arzt, wenn du ein Haus bauen willst? Da geht es wohl eher um allgemeine Gesprächsführung, Diskussionskultur, Moderationstechniken. Uneinsichtige Diskutanten sind kein rollenspielspezifisches Problem.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 2.01.2017 | 17:13
Und was sagt die RPG- Theorie dazu (zu sinnlos Diskussionen) ? Bzw. zu welchen Schluß ist sie bis jetzt gekommen?

Kill them and take (or burn, it depends) their stuff!
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 2.01.2017 | 17:14
Zitat
Kill them and take (or burn, it depends) their stuff!
Das klingt fair! :D >;D

Und ist zudem praktisch anwendbar!
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Rhylthar am 2.01.2017 | 17:18
Ja, das mag sein, dass DU diese Erkenntnis hattest. Überraschung, andere Leute hatten diese Erkenntnis auch und haben das mittlerweile in ein allgemein anerkanntes Konzept überführt. So entstehen Rollenspieltheorien.

Die Aussage ist doch nicht: "Vorher kannte das keiner." Es geht in die Richtung: "Das sind allgemeine Erkenntnisse und daraus ergeben sich Konsequenzen für's Spiel." Breaking News: Dinge sind runter gefallen, bevor Einstein auf die Idee mit den Gravitationswellen kam.
Lies den Satz von Eulenspiegel nochmal und Du wirst sehen, was mich an der Aussage stört.  ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 2.01.2017 | 17:27
Aber das IST eine Erkenntnis der Rollenspieltheorie. Sie hat das nicht als erste erkannt, was allein schon in der Systematik liegt, weil sie durch ihren Aufbau wenig deduktiv herleiten kann. Ansonsten hängt es halt ein bisschen davon ab, wie du Eulenspiegels Beiträge liest. Klar, du kannst das so lesen, dass nur die Rollenspieltheorie allein das hervor gebracht hat. Aber du hast ein angenehmeres Leben, wenn du Eulenspiegel wohlwollender interpretierst.

@Eulenspiegel:
Nichts für ungut, du bist aus meiner Sicht einer der anstrengenderen Diskutanten. ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.01.2017 | 20:16
Hier ein Beispiel, wo Rollenspieltheorie mir sehr weitergeholfen hat:
Unsere Gruppe hatte jahrelang viel Spaß. Aber irgendwann war der Punkt erreicht, wo wir von Runde zu Runde weniger Spaß hatten. Es gab keinen Neuling, dem wir die Schuld dafür zuschieben konnten. Und es gab auch sonst nichts Konkretes, wo wir sagen konnten, deswegen hätten wir weniger Spaß. Es war halt einfach so, dass es nicht mehr so viel Spaß wie früher gemacht hat und der Spaß von Spielabend zu Spielabend gesunken ist.
Das war die Zeit, wo ich und einige andere aus der Gruppe anfingen, uns mit Rollenspieltheorie zu beschäftigen. Dies half uns, unser Spiel zu reflektieren und die Spielweise so zu modifizieren, dass wir wieder mehr Spaß am RPG hatten.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 2.01.2017 | 20:51
Okay. Jetzt wo es interessant wird... hört der Mann auf zu schreiben.
Neugier! Und weiter?

Welche Theorie(n) haben Euch wie geholfen?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Swafnir am 2.01.2017 | 21:01
Mir hat Rollenspieltheorie geholfen zu kapieren, warum manche Spieler mit manchen Systemen nichts anfangen können. Laws war da schon so eine Art "Offenbarung".

Aber als Problem sehe ich da die "Verkopfung" des Hobbys und idealistische Grabenkämpfe in der Community. Man braucht keine Rollenspieltheorie um mit RPGs glücklich zu werden. Ein Großteil der Runden da draußen kommen wunderbar ohne sie klar. Aber sie können einem vielleicht helfen, wenn es mal nicht läuft und man nicht herausbekommt warum.

Aber sie darf in meinen Augen eben nur als "Werkzeug" dienen. Bei vielen hab ich aber den Eindruck, dass die Theorie über RPGs mehr Platz einnimmt als das eigentliche Spielen und Leiten.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Infernal Teddy am 2.01.2017 | 21:03
Aber sie darf in meinen Augen eben nur als "Werkzeug" dienen. Bei vielen hab ich aber den Eindruck, dass die Theorie über RPGs mehr Platz einnimmt als das eigentliche Spielen und Leiten.

Den Eindruck teile ich
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 2.01.2017 | 21:11
Bei vielen hab ich aber den Eindruck, dass die Theorie über RPGs mehr Platz einnimmt als das eigentliche Spielen und Leiten.
Das würde ich jetzt nicht unterstellen wollen.
Ich entspanne mich z.Zt. beim Schreiben von Rezensionen. Jedem das was ihm gefällt.

Mir hat Rollenspieltheorie geholfen zu kapieren, warum manche Spieler mit manchen Systemen nichts anfangen können. Laws war da schon so eine Art "Offenbarung".
Bitte. Jetzt wird's interessant... Und er hört ebenfalls auf zu schreiben.
Weshalb können manche Spieler mit manchen Systemen nichts anfangen?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Boba Fett am 2.01.2017 | 21:37
Weshalb können manche Spieler mit manchen Systemen nichts anfangen?

Weil manche Spieler zum Beispiel gerne Drama erleben möchten und sich in moralischen Zwiespälten wiederfinden wollen. Und für die sind Spiele, die taktische Herausforderungen zum zentralen Inhalt haben, von geringen Wert.
Natürlich kann man Spiele verbiegen und mit großem Aufwand etwas ganz anderes daraus machen.
Aber das ist albern. Wenn man ehrlich ist, kann man auch zugeben, dass manche Spieler mit manchen Systemen eben nichts anfangen können.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.01.2017 | 21:47
Okay. Jetzt wo es interessant wird... hört der Mann auf zu schreiben.
Neugier! Und weiter?

Welche Theorie(n) haben Euch wie geholfen?
Wir hatten anfangs sehr auf Immersion gespielt. Das war uns ursprünglich nicht klar, sondern ist eher intuitiv passiert. Je älter wir wurden, desto schwerer wurde es, die Immersion hinzubekommen.
Zum einen hat uns die Theorie geholfen, weil uns dort Techniken vermittelt wurden, mit der sich die Immersion leichter erreichen lässt. (Als Teenager gelangten wir noch relativ problemlos in Immersion. Als Erwachsener ist es wesentlich schwieriger.)

Eine weitere Sache, die uns dann geholfen hatte, war, dass es unterschiedliche Spielstile gibt. Anstatt auf immersives Spielerlebnis haben wir dann andere Spielstile ausprobiert. - Moralische Fragestellungen, cineastisches eskapistisches Rollenspiel, Geschichten erzählen mit viel Player Empowerment etc. Dabei sind uns dann auch zwei Sachen klar geworden: Zum einen war unser SL sehr ausgelaugt und in Richtung Burnout. Dies ließ sich leicht vermeiden, indem wir stärker Player-Empowerment getrieben haben und die Spieler auch aktiver die Geschichte fortentwickelt haben. Dadurch lastete die Verantwortung nicht mehr so sehr auf den SL und er musste weniger Energie in die Vorbereitung stecken.
Der andere Punkt, der uns klar geworden ist: Immersion macht zwar mehr Spaß als cineastisches Spiel. Aber krampfhaft Immersion zu versuchen, führt zu nichts. Ein gelungener cineastischer Abend macht mehr Spaß, als ein Abend, wo wir Immersion versuchen, es aber nicht erreichen. - Hin und wieder haben wir immernoch immersive Spielerlebnisse und das sind dann die Highlights. Aber wir versuchen nicht mehr krampfhaft, dies zu erreichen. Wir spielen seitdem wesentlich cineastischer. Und wenn es nebenbei mal immersiv wird, ist es ein netter Bonus.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 2.01.2017 | 22:19
Wir hatten anfangs sehr auf Immersion gespielt. Das war uns ursprünglich nicht klar, sondern ist eher intuitiv passiert. Je älter wir wurden, desto schwerer wurde es, die Immersion hinzubekommen.
Interessant. Bei mir ist das genau umgekehrt. Je älter ich wurde, um so mehr ist mir das Eintauchen in die Chars leichter gefallen und auch immer besser gelungen. Das trifft im Prinzip auf unsere gesamte Gruppe zu.

Anstatt auf immersives Spielerlebnis haben wir dann andere Spielstile ausprobiert. - Moralische Fragestellungen, cineastisches eskapistisches Rollenspiel, Geschichten erzählen mit viel Player Empowerment etc.
Ist es nicht so, dass diese Stile IMMER mit ins Spiel einfliessen? In unterschiedlicher Stärke und Verteilung unter den Spielern?
Die Variation der Zutaten macht das Gericht interessant.

indem wir stärker Player-Empowerment getrieben haben und die Spieler auch aktiver die Geschichte fortentwickelt haben. Dadurch lastete die Verantwortung nicht mehr so sehr auf den SL und er musste weniger Energie in die Vorbereitung stecken.
Ich nenne das bei uns Godmodding, gemeint ist damit aber dasselbe.
Das sind bei uns Freiheiten & Pflichten des Co-SLern der Spieler. Was aber nicht jedem Spieler liegt - aus unterschiedlichen Gründen.
Das gemeinsame Erzählen der Geschichte mit ähnlichen Aufgaben, hätte aber nicht der speziellen Namensgebung bedurft.

Aber krampfhaft Immersion zu versuchen, führt zu nichts.
Krampfhaft ist immer Käse. Egal was man macht.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Eulenspiegel am 2.01.2017 | 23:09
Das sind bei uns Freiheiten & Pflichten des Co-SLern der Spieler. Was aber nicht jedem Spieler liegt - aus unterschiedlichen Gründen.
Das gemeinsame Erzählen der Geschichte mit ähnlichen Aufgaben, hätte aber nicht der speziellen Namensgebung bedurft.
Stimmt, der Name ist eher nebensächlich.
Wichtig ist
1) die Erkenntnis, dass der SL nicht unbedingt alleine alles vorbereiten muss.
2) Techniken, wie die Spieler den SL dabei unterstützen können.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: am 2.01.2017 | 23:15
Empowerment ist ein in vielen Disziplinen etablierter Begriff, der sinnvoller Weise auch für Rollenspiele Verwendung findet. Daher folgerichtig: Player Empowerment.

Einmal kurz googeln oder Wikipedia nutzen und das wird klar. Alternativ einfach im Tanelorn in der Übersichtlich nachschauen. Das ist also gerade KEINE spezielle Namensgebung. Die Mühe hadt Du Dir nicht gegeben. Zwingt Dich ja auch keiner dazu.

ABER: Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Ich will Dir echt nicht zu nahe treten und lese sehr viele Deiner Posts ausgesprochen gerne. In diesem Fall jedoch machst Du die Rollenspieltheorie für Dein eigenes Desinteresse und Wissensdefizit verantwortlich. Ist wirklich nicht böse gemeint und ich vermute stark, dass Du berechtigter Weise mit großem Selbstbewusstsein durchs Leben gehen kannst.

An diesem Beispiel zeigt sich aber sehr plastisch ein grundsätzliches Problem vieler "Kritiker" von Rollenspieltheorie: nicht viel Mühe investieren, wenig Input verdauen, aber auf Basis eines zwangsläufig sehr eingeschränkten persönlichen Erfahrungshorizontes extrem selbstbewusst und pointiert vorgetragene Fundamentalkritik äußern. Das ist zu wenig.

Damit sind wir dann auch schon bei meinem Problem von Rollenspieltheorie. Es gibt nämlich keine Strukturen abgesehen von zweieinhalb Journals ohne deutsche Beteiligung. Es fehlt an Qualitätskontrolle, Vorfiltern und Plattformen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 3.01.2017 | 00:45
Empowerment ist ein in vielen Disziplinen etablierter Begriff, der sinnvoller Weise auch für Rollenspiele Verwendung findet. Daher folgerichtig: Player Empowerment.
Einmal kurz googeln oder Wikipedia nutzen und das wird klar. Alternativ einfach im Tanelorn in der Übersichtlich nachschauen. Das ist also gerade KEINE spezielle Namensgebung. Die Mühe hadt Du Dir nicht gegeben. Zwingt Dich ja auch keiner dazu.
Absolut.

Und es ist kein Ding für mich, was Du schreibst. Du bist weder respektlos noch mir irgendwie auf die Füsse getreten. Mach Dir deshalb bitte keinen Kopf.

Aber Du liegst mit Deiner Einschätzung falsch, denn ich mache die Theorie für nichts verantwortlich.

Es ist nur so, zumindest meinem Empfinden nach, dass das, was die Theorie Befürworter der Theorie entnehmen, sich bei mir intuitiv oder zufällig, durch Beobachtung oder Erfahrung, auch ohne Theorie ähnlich am Tisch (weiter)entwickelt hat.

Sicherlich wurde an manchen Tischen bereits dem Sinn entsprechend nach diesen Theorien gespielt, ohne diese zu kennen.

Desinteresse? Und Wissensdefizit? Bedingt.
Aber sicherlich hast Du i.B.a. die betreffende Terminologie Recht. Aber für derartige Fälle von Unwissenheit haben wir ja auch das Crowd Wissen im Forum.
Ich habe nämlich kein Problem damit meine Unwissenheit in Worte zu kleiden und zu fragen.

An diesem Beispiel zeigt sich aber sehr plastisch ein grundsätzliches Problem vieler "Kritiker" von Rollenspieltheorie: nicht viel Mühe investieren, wenig Input verdauen, aber auf Basis eines zwangsläufig sehr eingeschränkten persönlichen Erfahrungshorizontes extrem selbstbewusst und pointiert vorgetragene Fundamentalkritik äußern. Das ist zu wenig.
Nicht zwingend. Es ist eine Frage des eigenen Anspruchs an das Thema.

Und ich kritisiere die Theorie nicht. Ich empfinde sie (für mich) schlicht als überflüssig.
Was mich wirklich stört ist, dass diese Theorien, nur weil sie mal jemand niedergeschrieben hat, auf ein Podest erhoben werden.
Jemand, der offen und interessiert etwas macht, Aktion und Reaktion beobachtet, der kommt mitunter zu den gleichen Ergebnissen wie die Theoretiker. Und zwar aufgrund von seinen Erfahrungswerten.
Hinzu kommt, dass der Anwender viel früher seine Erfahrungen machen kann, weil der Theoretiker erst einmal so lange warten muss, bis ein anderer Theoretiker das alles zusammengefasst und veröffentlicht hat, nach denen er seine Erfahrungen überprüft.

I.d.S. Selbst ist der Mann.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 3.01.2017 | 06:23
Und ich kritisiere die Theorie nicht. Ich empfinde sie (für mich) schlicht als überflüssig.
Was mich wirklich stört ist, dass diese Theorien, nur weil sie mal jemand niedergeschrieben hat, auf ein Podest erhoben werden.
Jemand, der offen und interessiert etwas macht, Aktion und Reaktion beobachtet, der kommt mitunter zu den gleichen Ergebnissen wie die Theoretiker. Und zwar aufgrund von seinen Erfahrungswerten.
Hinzu kommt, dass der Anwender viel früher seine Erfahrungen machen kann, weil der Theoretiker erst einmal so lange warten muss, bis ein anderer Theoretiker das alles zusammengefasst und veröffentlicht hat, nach denen er seine Erfahrungen überprüft.

I.d.S. Selbst ist der Mann.
Und jetzt machst du den Fehler, von dir selbst und deinen ureigensten persönlichen Erfahrungen auf mehrere Millionen Rollenspieler weltweit zu schließen. Siehst du den Fehler?

Und nicht böse gemeint, aber:
Jemand, der offen und interessiert etwas macht, Aktion und Reaktion beobachtet, der kommt mitunter zu den gleichen Ergebnissen wie die Theoretiker. Und zwar aufgrund von seinen Erfahrungswerten.
Das ist leider falsch.
Bereits in der ganz normalen täglichen Kommunikation verbergen sich so viele Fallstricke, die manche Menschen bis zu ihrem Tod weder sehen, noch verstehen noch verstehen wollen. Die Anaylse der täglichen Kommunikation hat erbracht, wenn du deine Aussagen so und so formulierst, wird sich dein Gegenüber angegriffen fühlen, egal was du eigentlich bezwecken wolltest. Leute, die das nicht sehen, werden die Schuld für das Scheitern in der Kommunikation dem Gesprächspartner zuschieben.
Aktion -> Reaktion -> Beobachtung -> falsches Ergebnis, weil ohne Kenntnisse in Kommunikations"theorie".

Und da geht es nur um alltägliches Miteinander.
Im Rollenspiel hast du das noch um drei Ecken verschärft, weil sich z.B. die Erwartungen an die Situation komplett unterscheiden können, ohne dass irgendwer das überhaupt bemerkt. Und wenn sich die Erwartungen unbemerkt unterscheiden, wird man mit Beoabachtung allein im "stillen Kämmerlein" wesentlich seltener zu nützlichen Ergebnissen kommen als wenn man sich mal mit den Ideen hinter der Rollenspieltheorie beschäftigt hat.

Naja, damit beschäftigt und sie verstanden hat. Und bereits da hapert es ja gewaltig. Sieht man hier im Thread ja auch ganz klar.
"Das ist doch nur Faselei, das bringt doch konkret am Spieltisch überhaupt nichts."
Okay, wie sieht es aus mit ... z.B. Gravitationstheorie?
Dinge fallen nach unten. WOW!!! Breaking News! Water wet!
Was bringt es einem Otto Normalmensch im täglichen Leben, wenn man das wissenschaftlich untersucht? Dinge fallen halt nach unten. Dass Planeten dadurch im Bereich der Sonne und in unserem speziellen Bereich in der habitablen Zone gehalten werden, ist ganz nett zu wissen, aber für mich in meinem tagtäglichen Leben wirklich total irrelevant.
Oder was bringt es Otto Normalmensch zu wissen, dass E=mc² ist? Nichts! Nettes Allgemeinwissen ohne (für Otto Normalmensch) praktikable Anwendung.

Aber es BRINGT ja was! Andere Bereiche und andere Menschen nutzen dieses Wissen, um damit Erkenntnisse zu gewinnen, die schließlich und letztendlich auch Otto Normalmensch etwas nutzen!
Im Bereich der Rollenspieltheorie z.B. spezialisierte Regelwerke, die wissen, auf welchen Spielertyp sie abzielen. Oder eben Menschen, die durch Informationen aus der Rollenspieltheorie erkennen, was sie eigentlich wollen.
Wie soll ein sehr narrativ eingestellter Mensch mit Hang zum Drama erkennen, was ihm fehlt, wenn sein komplettes Rollenspielumfeld aus Taktikern und Simulationsfans besteht? Er wird nur erkennen, dass Rollenspiel doch nicht sein Hobby ist, denn er wird darin keinen Spaß finden.

Wenn DU persönlich diese Gedankenschritte bereits vollzogen hast, bevor du auf Rollenspieltheorie gestoßen bist, dann sagt das NICHTS darüber aus, wie es tausend anderen Rollenspielern geht. Und es gibt auch einige Rollenspieler, die kräftig in das "Rollenspieltheorie ist nutzloser Scheiß"-Horn blasen, obwohl sie offensichtlich nicht verstanden haben, worum es dabei eigentlich geht.

Das hat nichts mit Erhebung von Theorie auf ein Podest zu tun. Ich habe im Gegenteil das Gefühl, dass die Kritiker der Theorie diese gerne in den Dreck stoßen würden, anstatt sie einfach aufrecht gehen zu lassen. Und jedem, der der Theorie Schützenhilfe gibt, unterstellen, dass er sie auf einen Thron setzen würde.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Der Läuterer am 3.01.2017 | 06:48
Und wenn ich derjenige wäre, der aufgrund seiner Erfahrungen in der Praxis, eine Theorie zum Thema verfasst und veröffentlicht hätte, die jetzt jeder als genial ansehen würde?

Ich lehne die Theorie nicht ab, meine Veränderungen im und am Spiel beruhen schlicht auf Beobachtung und Erfahrung...
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sashael am 3.01.2017 | 09:00
Und wenn ich derjenige wäre, der aufgrund seiner Erfahrungen in der Praxis, eine Theorie zum Thema verfasst und veröffentlicht hätte, die jetzt jeder als genial ansehen würde?
Und, bist du es?
Falls nicht, worauf willst du hinaus?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2017 | 09:03
Ich lehne die Theorie nicht ab, meine Veränderungen im und am Spiel beruhen schlicht auf Beobachtung und Erfahrung...

Jetzt rate mal, wie die landläufigen Rollenspieltheorien entstanden sind. Da haben sich Leute, die regelmäßig Rollenspiele spielen, teils auch designen, zusammen gesetzt und geschaut, was gut klappt und was schlecht klappt. Dazu vielleicht noch ein bisschen mehr oder weniger profundes Wissen aus den Sozialwissenschaften, sollte da der ein oder andere Theoretiker Vorkenntnisse haben. Theorien findet man nicht als Steintafel auf'm Berg. Und für Rollenspieltheorien ist die Schöpfungshöhe jetzt auch nicht so hoch, dass man für Entwicklung und Verifikation das CERN braucht (was letztlich auch "nur" eine sehr komplexe Variante von Beobachtung und Erfahrung ist). ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 3.01.2017 | 09:18
Bist du dir sicher das diese Theorien so entstanden sind ? Ich könnte mir auch einen anderen Weg vorstellen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2017 | 09:26
Nämlich?
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 3.01.2017 | 09:27
Rein aus theoretischen Überlegungen. (Ich will damit nicht sagen das es so war, nur ausschließen kann man das nicht oder gibt es dazu eine nachvollziehbare Dokumentation / Herleitung)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Wandler am 3.01.2017 | 09:29
Also die mir bekannten Ursprünge waren die Mailinglisten. Als Vorläufer von Foren wurde da zum ersten mal den Leuten im grösseren Massstab bewusst dass es viele gibt die ganz anders spielen als man selbst. Gibt's ältere Rollenspieltheorien? Unser Hobby ist als gesamtes ja nicht so alt.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: KhornedBeef am 3.01.2017 | 09:32
Bist du dir sicher das diese Theorien so entstanden sind ? Ich könnte mir auch einen anderen Weg vorstellen.
Ja sie könnten auch von einem bärtigen Israeliten von einem Berg mitgebracht worden sein. Aber beginnen wir doch mit der Hypothese, die die wenigsten Unwahrscheinlichkeiten beinhaltet, hm? :)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: nobody@home am 3.01.2017 | 09:37
Rein aus theoretischen Überlegungen. (Ich will damit nicht sagen das es so war, nur ausschließen kann man das nicht oder gibt es dazu eine nachvollziehbare Dokumentation / Herleitung)

Also aus reiner Spekulation, so wie die "sie könnten ja auch ganz anders entstanden sein"-Hypothese auch? :)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 3.01.2017 | 09:41
Meinem Eindruck nach sind die Theorien dadurch entstanden, dass mit den beginnenden Internet plötzlcih einige Leute gemerkt haben, dass sie nicht die einzigen sind in deren Runden es knallt und dass sich da gewisse Muster aufgetan haben und sie nun so mit anderen Leuten abseits des eigentlichen Spiels und damit etwas distanzierter/objektiver geredet haben, die sich ebenfalls und eben oft aus anderer Warte Gedanken zugemacht haben.

Edit: und natürlich ist es nicht so lange friedlich geblieben, aber mit weniger Freaks mit Internetzugang kam es mir etwas gesitteter und erkenntnisorientierter vor als später.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2017 | 09:43
Rein aus theoretischen Überlegungen. (Ich will damit nicht sagen das es so war, nur ausschließen kann man das nicht oder gibt es dazu eine nachvollziehbare Dokumentation / Herleitung)
Die Namen der Leute sind ja bekannt. Die Wege der Entwicklung ebenfalls. Robin Laws, Ron Edwards etc. Denkst du ernsthaft, die haben nach Jahren und Jahrzehnten des Rollenspiels spontan entschieden alle ihre Erfahrungen zu vergessen und dann Bücher über's Spielleitern oder den "System does matter"-Artikel sich im völlig luftleeren Raum zu entwickeln? Entschuldige, jetzt wird es absurd. Wenn ich schon etwas kritisiere, sollte ich eine grobe Idee haben, was ich da kritisiere, sonst ist es haltlose Pöbelei.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 3.01.2017 | 09:54
Leute fühlt euch doch nicht gleich angepisst, das war eine ernste Frage nach den Ursprüngen.

Und tut doch mal nicht so als ob es in der Menschheitsgeschichte nicht Theorien gab die primär aus dem "Nachdenken" entstanden sind. Als Bsp. sei hier nur Demokrit erwähnt. Der hatte sicher keine "praktische Erfahrungen"( ala Cyclotron, etc)  mit Atomen...

Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2017 | 10:00
Leute fühlt euch doch nicht gleich angepisst, das war eine ernste Frage nach den Ursprüngen.

Ich glaube, das eher Befremden bis Amüsement. ;)

Und eine allgemeine Aussage wie: "Wir können alles zerkleinern, aber irgendwann ist mal Schluss und wir haben das kleinste Teilchen." ist noch eas anderes als: "Es gibt da dieses obskure Hobby Rollenspiel. Da sitzen Leute um 'nen Tisch und erzählen sich was. Ich erkläre denen mal, wie sie das richtig machen." ;)
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: dunklerschatten am 3.01.2017 | 10:28
Kann sein, ich war weder bei Hemokrit dabei noch bei Laws und co.  , daher hat mich der Ursprung interessiert.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Chruschtschow am 3.01.2017 | 10:39
@dunklerschatten:
Ok, das ist legitim. Ich muss aber zugeben, dass ich deine Beiträge erst ein Mal so verstanden habe, dass du unterstellst, das sei einfach mal aus'm hohlen Bauch heraus in den Äther geblasen worden. Scheinbar nicht als einziger. ;)

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Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 3.01.2017 | 22:33
Ohne die Antwort zur Entstehung zu kennen.......tippe ich darauf, dass es beim Spielen Probleme gab.
Und diese Probleme versuchte man dann zu lösen. Bzw. versucht es immer noch.

Alla - "Wir haben ein Problem (Es ist beim Spielen aufgetaucht) -was machen wir nun damit? Irgendwelche schlauen Lösungsvorschläge?"
Antwort: "BLA oder BLABLA":
Was noch wahrscheinlicher ist- "Wir hatten dieses Problem auch- und haben es so gelöst- Und das hat funktioniert."
"Ok cool-wir haben das gleiche Problem auch, mal sehen ob eure Methode bei uns auch funktioniert."  usw..

Sobald es genug Erfolgsquoten mit der Methode gab- wurde  der Lösungsvorschlag zum Allgemeingut für alle.

Insofern tippe ich eher auf praktische Spielerfahrungen, als Ausgangspunkt.


Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Bad Horse am 3.01.2017 | 22:45
Ja, aber Theorie geht halt weiter als nur "bei Problem X könnte Lösung Y funktionieren" zu sagen. Theorie sucht nach Erklärungen, warum Lösung Y funktioniert und unter welchen Umständen sie das tut.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Issi am 3.01.2017 | 22:48
Zitat
Ja, aber Theorie geht halt weiter als nur "bei Problem X könnte Lösung Y funktionieren" zu sagen. Theorie sucht nach Erklärungen, warum Lösung Y funktioniert und unter welchen Umständen sie das tut.
Das wäre  dann auch die logische Folge daraus: "Warum verflucht hat es denn funktioniert?- Wer kann das analysieren?"- Und dann kommen vermutlich auch die Theoretiker ins Spiel.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Maarzan am 4.01.2017 | 07:58
Ich denke es begann bei dem plötzlich mit dem Internet zur Verfügung stehenden größeren Blick auch auf andere Runden einfach mit Mustererkennung bei den entsprechenden Problemmldungen.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Sir Markfest am 4.01.2017 | 08:54
Ich denke es begann bei dem plötzlich mit dem Internet zur Verfügung stehenden größeren Blick auch auf andere Runden einfach mit Mustererkennung bei den entsprechenden Problemmldungen.

Es muss nicht alles mit einem Problem beginnen/begonnen haben.
Viele von uns, die im Rollenspiel eine faszinierende Freizeitbeschäftung gefunden haben, beschäftigen sich auch außerhalb der reinen Spielzeit mit dem Spiel an sich - bei mir zumindest war und ist das so: Erst schreibt man Szenarios, Kampagnen, Zusatzregeln, Hintergründe usw., später dann kommt der Blick über den Tellerrand, was es denn nicht alles für verschiedene Systeme gibt. Man betrachtet das Rollenspiel und seine Funktionen von mehreren Ebenen und Blickpunkten aus, man schaut sich andere Gruppen an, man tauscht Erfahrungen aus.
Diese Erfahrungen, gesammelt im gerade aufgekommenen Internet und dessen Foren, sind sicherlich auch eine der Grundlagen der RSP Theorien.
Titel: Re: Das Problem von Rollenspieltheorie
Beitrag von: Kowalski am 13.01.2017 | 19:27
Meinem Eindruck nach sind die Theorien dadurch entstanden, dass mit den beginnenden Internet plötzlcih einige Leute gemerkt haben, dass sie nicht die einzigen sind in deren Runden es knallt und dass sich da gewisse Muster aufgetan haben und sie nun so mit anderen Leuten abseits des eigentlichen Spiels und damit etwas distanzierter/objektiver geredet haben, die sich ebenfalls und eben oft aus anderer Warte Gedanken zugemacht haben.

Edit: und natürlich ist es nicht so lange friedlich geblieben, aber mit weniger Freaks mit Internetzugang kam es mir etwas gesitteter und erkenntnisorientierter vor als später.
Professionelle Beschäftigung mit dem Rollenspiel gibt es seit den 1980ern. Mindestens.

Da wurde zunächst die Spielerschar unter die Lupe genommen.

Das hat nichts mit Internet zu tun. Bücher zu Schach oder Bridge gab es schon ewig.

Und auch die Erklärung was es mit Spielen an sich zu tun hat. Warum spielt der Mensch.

Darauf aufbauend kam dann die Beschäftigung mit Rollenspieltheorie.

Internet macht nur aus einer Elfenbeinturmbeschäftigung etwas an dem viele zumindest mitreden können. Wir tauschen uns über viele Gruppen hinweg aus. Jederzeit allzeit verfügbar. Und nicht alle Jubel Jahre auf einem Con.


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