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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Thema gestartet von: Weltengeist am 12.03.2019 | 21:53

Titel: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Weltengeist am 12.03.2019 | 21:53
Ich weiß noch nicht, was das hier wird... vielleicht bricht sich einfach die Resignation Bahn. Im Grunde hätte es das Potential, ein Rant zu werden, aber ich bin einfach gerade zu müde, um genügend Wut aufzubringen.

Manchmal frage ich mich, warum eigentlich immer der Spielleiter an allem schuld bzw. für alles verantwortlich sein soll. Ich mache den "Job" nun ja schon seit über 30 Jahren, und meine Motivation war bei vielen Spielleitern immer die, coole Geschichten zu schaffen, an denen meine Mitspieler und ich Freude hatten. Kommt zu den Spielleitern, hieß es! Da erlebt ihr was, hieß es!

Mit der Zeit habe ich mich auch ab und zu bemüht, besser zu werden. Ich habe verschiedene Systeme und Gruppen ausprobiert. Ich habe mich zunehmend mit Rollenspieltheorie beschäftigt. Und ich begann zu verstehen, warum es zu welchen Problemen in Rollenspielgruppen kommt. Aber eins habe ich nie verstanden: warum eigentlich der Spielleiter für alles verantwortlich sein muss?

Dass der Spielleiter viele Stunden in das Sichten von Material, das Lesen von Regeln, dem Schreiben von Geschichten, dem Konstruieren von NSC-Werten, dem Heraussuchen von Bildern, dem Zeichen von Karten und was weiß ich noch alles zubringen muss - geschenkt. Aber ist es wirklich zuviel verlangt, dass die Spieler zwischendurch irgendwas für ihre Spielgruppen machen (außer "Steigern", das kriegen komischerweise alle hin)?

Ich lese gerade "Odyssey - The Complete Game Master's Guide to Campaign Management", und an manchen Stellen hätte ich nur noch kotzen können. Da listen sie die ganzen Baustellen auf, die wir so im zwischenmenschlichen Umgang an Spieltischen kennen. Die Problemspieler. Die kriselnden Beziehungen. Die Unzuverlässigkeit. Der frustierte / eingeschnappte / gestresste Spieler. Die unerkannte Depression. Muss alles der SpL managen. Ich würde den Autoren ja gerne widersprechen, aber leider haben sie Recht - all das muss erfahrungsgemäß tatsächlich gemacht werden, und außer dem Spielleiter macht es eben keiner. Alle gucken bei Problemen betreten unter sich und erwarten, dass der Große Meister(TM) alle Probleme für sie löst. Er macht auch für sie die Termine aus, verschickt Erinnerungen, fragt ob alles genehm war, schreibt Zusammenfassungen, bettelt um Vorgeschichten und aktualisierte Charakterbögen und rechtzeitiges Erscheinen. In der New School des Rollenspiels bespricht er auch vorher genau mit der Gruppe, was sie zu spielen geruhen, macht Listen über No-Gos und Vorlieben und Wünsche. Er leitet natürlich auch nur das, worauf alle die größte Lust haben, schafft Spotlights für jeden einzelnen Spieler und sorgt dafür, dass jeder seine garantierten Erfolgserlebnisse bekommt und nur ja keine Rückschläge hinnehmen muss. Gamification am Spieltisch, der Spielleiter als Full-Time-Dienstleister. Und stellt euch vor, der Depp macht das auch noch für lau.

Manchmal frage ich mich, wie die gleichen Leute in einer ganz normalen Freundesrunde überleben, wo es keinen "Spielleiter" gibt, der für sie all die Dinge erledigt, die doch eigentlich zwischenmenschliche Selbstverständlichkeit sein sollten? Warum wird mir all das noch mit auf den Tisch geworfen, nur weil ich mich bereiterklärt habe, zwischen zwei Sitzungen 10+ Stunden mit Vorbereitung zuzubringen? Habe ich irgendwo ein kostenloses Rundum-Sorglos-Paket zur Wochenendunterhaltung angeboten? Oder ist der Spielleiter einfach der einzige, der die Runde wirklich will, während die Spieler genausogut auch Netflix gucken würden? Manchmal habe ich so den Eindruck.

Kann sein, dass ich mich morgen wieder gefangen habe, aber das musste jetzt einfach mal raus. Danke jedenfalls fürs Zuhören. Weltengeist, over and out.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Ifram am 12.03.2019 | 22:05
Und woran soll die SL nun schuld sein?
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Weltengeist am 12.03.2019 | 22:10
Und woran soll die SL nun schuld sein?

An allem, was nicht läuft... ;)
(Aber ich weiß schon, was du meinst, ich habe nur keinen präziseren Titel gefunden, der nicht noch sehr viel länger geworden wäre.)
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Infernal Teddy am 12.03.2019 | 22:11
Yeah, I hear you.

Is die Runde toll, feiern sich die SPieler. Ist sie kacke war der Spielleiter schuld. Regeln drauf haben, setting kennen? Nee, das muss nur der Spielleiter. Der die bescheuerten Ideen der Spieler für ihre nicht lebensfähigen Charaktere einbauen muss, egal wie sinnfrei die sind. Und wehe, es stirbt ein Charakter, dann ist natürlich der unfähige SPielleiter schuld, nicht etwa der Spieler dessen Idee es war den übermächtigen Gegner einfach anzukacken. Eigene ideen haben, proaktiv spielen? Ahwas, dafür ist doch der Alleinunterhalter Spielleiter da, der auch noch den nerv hat nicht dankbar dafür zu sein das man sich mit seinem Abenteuer abgibt.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: JS am 12.03.2019 | 22:23
Abgesehen von den elendigen Terminplanungen mit Hinterherlaufen bei einigen Spielern kann ich deine Wut zwar in der Sache verstehen, aber sie aus meinen Gruppen zum Glück nicht nachvollziehen. Das mag wohl auch daran liegen, daß die ca. 8 Leute aus meinem Spielerpool schon seit Ewigkeiten "dicke Tunke" machen und überwiegend erfreulich bei der Sache sind. Neuzugänge in den letzten Jahren sind entweder fast sofort wieder verschwunden oder paßten eben perfekt dazu.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: ArneBab am 12.03.2019 | 22:27
Dass es eine Person gibt, die am meisten organisiert, kenne ich auch von den meisten politischen organiserten Gruppen — und auch von freien Softwareprojekten. Das ist nicht notwendigerweise Rollenspielspezifisch.

Allerdings muss die Orga nicht von der SL kommen. Dafür musst du nur eine SL finden, die kommt, wenn du fragst, wer Zeit hat.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: YY am 12.03.2019 | 22:28
Zunächst: Ganz vieles, was du als Vorbereitung nennst, mache ich einfach nicht.
Liebevoll NSC-Werte runterschreiben, detaillierte Karten und Handouts vorbereiten etc. pp. - fällt alles aus, weil das Ergebnis meist in keinem Verhältnis zum Aufwand steht. Wobei das nicht mal für jedes einzelne Element gilt, sondern "nur" für den Riesenhaufen Gesamtarbeits- und -zeitaufwand, der daraus recht schnell wird.

Ich mache das nur wirklich intensiv, wenn ich da per se Bock drauf habe. So gibt es ab und zu mal Runden, bei denen mir die Recherche, die Einarbeitung und die allgemeine Beschäftigung mit der Zeitperiode, mit der Gegend, mit dem groben Plot etc. so viel Spaß macht, dass ich mich noch nicht mal ärgern würde, wenn die Runde dann aus irgendwelchen Gründen gar nicht stattfindet.
Da fallen mir aber auf Anhieb aus den letzten Jahren höchstens 4-5 Runden ein, die das komplett erfüllen.

Andernfalls würde ich mich an "Konsumspielern" wohl schnell aufreiben, wenn ich merke, dass ich da wesentlich mehr reinstecke als die Spieler.
Letztlich ist das doch ein Kriterium, was gute Spieler ausmacht - dass sie zumindest einen vergleichbaren Aufwand treiben wie der SL und von sich aus schauen, wie sie die Runde bzw. das Spielerlebnis verbessern können.

Ich gebe zu, dass ich mir als Spieler auch schwer tue, mich abseits der Sitzungen mit dem Spiel zu befassen. Das liegt aber primär an meiner Erfahrung, dass man zwischen den Sitzungen wegen Rückfragen und langwierigen Erklärungen etc. Ewigkeiten für Sachen braucht, die am Tisch in 5 Minuten erledigt sind.
"Steigern" ist da tatsächlich ein gutes Beispiel: Dafür gibt es klare Regeln, das kann ich ohne SL und ohne andere Spieler erledigen. Vieles andere aber nicht. 

Muss alles der SpL managen. Ich würde den Autoren ja gerne widersprechen, aber leider haben sie Recht - all das muss erfahrungsgemäß tatsächlich gemacht werden, und außer dem Spielleiter macht es eben keiner.

Siehe oben - ich erwarte schon von meinen Spielern, dass sie aktiv daran arbeiten, kein Problem(spieler) zu sein oder sonstwie Unruhe und Stress reinzubringen. Klappt nicht immer und oft genug muss man auch mal fünfe gerade sein lassen.
Aber ich mache kein "betreutes Rollenspielen". Die Spieler sind erwachsen und wenn sie manche Grundlagen nicht auf die Kette kriegen, wird es auf Dauer eben nichts. Ob sie dann pausieren, ganz aussteigen oder ob die Runde sich daran auflöst, sei dahingestellt. Ich versuche jedenfalls nicht, auf Biegen und Brechen Runden zusammenzuhalten, die in dieser Hinsicht bereits deutlichen Fliehkräften ausgesetzt sind. Daran macht man sich nämlich wirklich kaputt und verzögert das absehbare Ende dann doch nur um recht kurze Zeit.

Oder ist der Spielleiter einfach der einzige, der die Runde wirklich will, während die Spieler genausogut auch Netflix gucken würden? Manchmal habe ich so den Eindruck.

Ja, bisweilen ist das der Fall.
Wenn ich das merke, fahre ich mein Engagement als SL auch zurück und meist schläft die Runde mittelfristig ein.
Ich habe aber auch schon "motivierte Konsumspieler" erlebt, die genau dieses Maß an Engagement zuverlässig und über Jahre gebracht haben - immer (relativ) pünktlich, um Terminabsprachen etc. bemüht, aber kein Handschlag darüber hinaus.
Wenn man sich als SL darauf einstellt/einstellen kann, klappt auch das.

Und ich hatte es auch schon andersrum: Da haben sich mehrere Spieler zusammengerottet und mich quasi zum SLen schanghait. So kann man sich auch als SL mal ins gemachte Nest setzen. War allerdings zu Schul- und Studienzeiten...



Und zuletzt völlig OT und pedantisch, aber der innere Monk kann nicht anders:

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Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Infernal Teddy am 12.03.2019 | 22:31
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Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Maarzan am 12.03.2019 | 22:34
Ungedankt bleiben und Schuld habend sind 2 Paar Stiefel.

Wenn die Runde offenbar Spaß machte, diesen Spaß dann als "Grundrecht" und damit selbstverständlich mitzunehmen ist das eine.

Aber das ist völlig unabhängig zu Spielleitern, die offenbar dem einen oder anderen oder auch mehr als einem bis allen keinen Spaß machen.
Und der Spielleiter hat neben der meisten Arbeit auch die meisten Möglcihkeiten den Erfolg einer Runde maßgeblich zu beeinflussen und ist damit eben auch öfter "schuld".
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Crimson King am 12.03.2019 | 22:42
Es gibt tatsächlich drei Gründe, die dafür sprechen, das die SL in den meisten Runden mehr Verantwortung trägt und damit häufiger Schuld hat. Zum einen hat die SL einen Informationsvorsprung, zum zweiten steht sie stärker im Mittelpunkt, da sie ja "den ganzen Rest" darstellt, was nun mal mehr ist, als das, was die einzelnen Spieler schultern, und zum Dritten ist die SL die einzige Rolle, die nicht wegfallen kann. Daraus ergibt sich, dass sich die SL ein Schwächeln wesentlich weniger erlauben darf als die anderen Mitspieler, weil sie einerseits mehr zum Gelingen beiträgt und andererseits einfacher großen Schaden anrichten kann.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: YY am 12.03.2019 | 22:46
Und der Spielleiter hat neben der meisten Arbeit auch die meisten Möglcihkeiten den Erfolg einer Runde maßgeblich zu beeinflussen und ist damit eben auch öfter "schuld".

Das ist meiner Erfahrung nach nur nach "oben" so*.
Sprich: Der SL hat einen größeren Anteil daran, ob eine Runde richtig gut ist/wird.
Aber die Runde zerschießen kann jeder am Tisch und wenn ich jetzt so drüber nachdenke, gingen gescheiterte Sitzungen oder komplette Runden wesentlich öfter auf Spieler allein oder höchstens auf eine ungünstige Kombination von SL und Spieler zurück, aber ganz selten ging das allein auf die Kappe des SL.

*Logisch/strukturell stimme ich Crimson King zu. Ich habe das lediglich selten tatsächlich so erlebt.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: AlucartDante am 12.03.2019 | 22:51
Ich kenne das anders. Insbesondere das große Scheitern liegt meistens an Spielern. Aber klar, der Spielleiter hat die größte Verantwortung.

Problemspieler sind eben Problemspieler. Deswegen heißen sie so. Bei Spielern und SLs muss man wählerisch sein.

Meistens gibt es auch nicht viele Spielleiter, die sich mit glitzernden Bewerbungsmappen vorstellen und alles anbieten. Ich kenne es eher so, dass SLs gesucht sind.

So entscheidet der Spielleiter nach seiner Motivation was und wie gespielt wird.

Ich kenne es auch so, dass der SL mehr Zeit hineinsteckt. Mehr Orgaaufwand hat, weil er sich eben auskennt. Somit entsteht eine gewisse Dynamik.

Aber da kann man gegensteuern, in dem z.b. jemand anderes Gastgeber ist und sich um das Essen kümmert. Wenn der Spielleiter genervt ist, sollte man mal wieder durchwechseln.

Zusammengefasst: Beim Rollenspiel ist es wie beim Sex. Man muss etwas finden, dass allen Spaß macht und manchmal ist gar nicht die Sache an sich das Problem, sondern die personelle Zusammsetzung. Ab und zu die Positionen wechseln bereichert es. Alles kann, nichts muss.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: RPGFan am 12.03.2019 | 22:53
Ich kann das komplett nachvollziehen, lieber Weltengeist!

Es gibt Spieler, die kommen mit einer Anspruchshaltung an den Spieltisch und wollen von mir unterhalten werden. Ich komme mir dann vor, als würde mit einer Fernseh-Fernbedienung auf mich gezielt...
Ich habe mich daher schon vor Jahren dafür entschieden, nur noch mit Spielern zu spielen, die was zum gemeinsamen Erleben beitragen.

Rollenspiel ist für mich die einzige Erzähl-Form, bei der GEMEINSCHAFTLICH eine Geschichte erzählt werden kann.

Ich kann dabei nix mit Spielern anfangen, die passiv da sitzen und konsumieren wollen. Es gibt nämlich auch Spieler, die können SPANNEND spielen und bringen gewisse Fähigkeiten- und Fertigkeiten mit an den Spieltisch. Z.B. ein Talent für eine interessante charakterliche Darstellung, die alle am Spieltisch mitreißt. Oder sie können eine Geschichte vorantreiben oder Wendungen provozieren. Ich bin daher definitiv nicht der Ansicht, dass alles am Spielleiter hängt. Klar, manchmal muss man die Sache erst in Gang bringen und den Spielern was vor die Füße werfen, aus dem sie IRGENDWAS machen können, aber am liebsten beschränke ich mich auf die Darstellung der Spielwelt und der NSC und reagiere als SL auf die Aktionen der Spielfiguren. Mit fähigen Spielern mit einem Sinn für Story franst das ganze dann auch nicht völlig aus und ergibt am Ende eine denkwürdige Story. Eben eine Story die WIR ALLLE ZUSAMMEN erlebt haben.

Der Gipfel ist dann, wenn gerade die Spieler die -außer Chips zu fressen- gerade mal gar nix zum Spiel beigetragen haben, sich am Ende auch noch beschweren! Die beiden Male, als ich einen solchen Konflikt hatte, waren es jeweils genau diejenigen, deren Spielbeitrag es war, völlig egoistisch durch das Setting zu trampeln und an anderen Elementen außer Ass-Kicking, Steigern und dem Sammeln von Artefakten für noch größeres Ass-Kicking keinerlei Interesse zeigten. Klar, so kann man auch spielen - ist aber nicht meine Vorstellung vom Hobby.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Meine Spieler haben durchaus auch einen Anspruch an mich und dem werde ich auch nicht immer gerecht - aber Ansprüche darf an mich nur jemand stellen, der auch seinen Teil zum Gelingen beiträgt. Es ist eben immer ein Geben und Nehmen. Das wird aber in fast allen Leitfäden und Handbüchern gern übersehen.

Seitdem ich mich konsequent von Konsumenten und Anspruchsstellern distanziert habe, macht mir das Hobby wieder wesentlich mehr Spaß und es läuft auch besser. Gleichzeitig bin ich unendlich dankbar seit Jahren mit "meinen" Spielern spielen zu dürfen, denn ich weiß wie dünn gesäht diese Perlen der Spielkultur sind.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Isegrim am 12.03.2019 | 23:07
Für viele angesprochene Probleme hilft eines: Beim Leiten abwechseln. Schon ist vieles der Sl-spezifischen Probleme auf 2+ Schultern verteilt.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Holycleric5 am 12.03.2019 | 23:11
Zitat
Er macht auch für sie die Termine aus, verschickt Erinnerungen, fragt ob alles genehm war, schreibt Zusammenfassungen, bettelt um Vorgeschichten und aktualisierte Charakterbögen und rechtzeitiges Erscheinen. In der New School des Rollenspiels bespricht er auch vorher genau mit der Gruppe, was sie zu spielen geruhen, macht Listen über No-Gos und Vorlieben und Wünsche. Er leitet natürlich auch nur das, worauf alle die größte Lust haben, schafft Spotlights für jeden einzelnen Spieler und sorgt dafür, dass jeder seine garantierten Erfolgserlebnisse bekommt und nur ja keine Rückschläge hinnehmen muss.

Auch ich nehme meistens die Terminkoordination in die Hand.
Heute haben wir uns entschieden, mal zu schauen, ob wir uns einen Tag unter der Woche zum spielen aussuchen, nachdem wir gesehen haben, dass die nächsten 3 Wochenenden immer blockiert sind.

Vermutlich werde ich, wenn wir das Abenteuer der Einsteigerbox erfolgreich hinter uns gebracht haben, ein bisschen "abtasten", in welche Richtungen meine Spieler eine Kampagne spielen möchten.

Ich denke, dass die New School dem Rollenspiel nicht unbedingt gutgetan hat. Besonders dieses "Wir besprechen genau, was wir spielen wollen"... wo bleiben dann Überraschungen? Die Überraschung, wenn sich das Anfängliche Horror-Abenteuer langsam in ein Intrigenabenteuer wandelt. In der New-School würde man nur hören "Aber wir wollten doch Horror spielen, keine Intrigenabenteuer"
Natürlich hat es auch Vorteile (Man weiß, in welche der 5 Regionen man sich genauer einlesen sollte, da man sie gemeinsam als Start-Region festgelegt hat.)

Zitat
Manchmal frage ich mich, wie die gleichen Leute in einer ganz normalen Freundesrunde überleben, wo es keinen "Spielleiter" gibt, der für sie all die Dinge erledigt, die doch eigentlich zwischenmenschliche Selbstverständlichkeit sein sollten? (...) zwischen zwei Sitzungen 10+ Stunden mit Vorbereitung zuzubringen? Habe ich irgendwo ein kostenloses Rundum-Sorglos-Paket zur Wochenendunterhaltung angeboten? Oder ist der Spielleiter einfach der einzige, der die Runde wirklich will, während die Spieler genausogut auch Netflix gucken würden? Manchmal habe ich so den Eindruck.

Ja, besonders in meiner Runde, die ich vor meiner derzeitigen Runde geleitet habe, fragte ich mich manchmal, warum ich mich überhaupt ans Vorbereiten gemacht habe. Da gab es kein "Danke für die Runde".

Zum Glück ist meine aktuelle Runde in dieser Beziehung besser ("Das Kampfsystem in Splittermond ist viel übersichtlicher")
Und beide Spieler treiben die Handlung gut voran, nutzen aber auch immer wieder Gelegenheiten, ihre Charaktere auszuspielen.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Lord Verminaard am 12.03.2019 | 23:12
Der SL hat immer Recht und ist immer Schuld. Finde den Fehler. ;)
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Maischen am 12.03.2019 | 23:28
Der SL als Rundumdienstleister - das kenne ich. Das einzige, was mir mal abgenommen wurde waren: die Orga, die Location, das Essen, die Getränke, die Snacks, der Espresso. Hm, immerhin. Ich habe aber auch schon Spielberichte geschrieben, die Charaktere erstellt, Würfel verschenkt, Bücher organisiert und billiger weiterverkauft, Props und Handouts erstellt - und alles neben der Vorbereitung und dem Spielleiten. Abgesagt habe ich auch noch nie.

Aber: Es ist ja eine Symbiose - ohne Spieler geht es nicht . . .
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: gilborn am 13.03.2019 | 00:05
...Da listen sie die ganzen Baustellen auf, die wir so im zwischenmenschlichen Umgang an Spieltischen kennen. Die Problemspieler. Die kriselnden Beziehungen. Die Unzuverlässigkeit. Der frustierte / eingeschnappte / gestresste Spieler. Die unerkannte Depression. Muss alles der SpL managen.

Das ist der Punkt an dem ich auch verzweifeln möchte.
Die einfachsten zwischenmenschlichen Spielregeln werden über Bord geschmissen, weil man ja auf einmal einen Richter (oder, noch schlimmer, einen Prügelsack) hat den man bei jedem Sch... anschauen und um Lösung bitten kann.
Es wäre schön, wenn man als SL das "Richter" sein mal rein auf die Spielwelt beschränken könnte.

Die einzige Kampagne die ich angefangen und abgebrochen habe war, weil zwei Spieler sich wie Kleinkinder über das was Ingame passiert ist, zerstritten haben.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: felixs am 13.03.2019 | 00:06
Allerdings muss die Orga nicht von der SL kommen. Dafür musst du nur eine SL finden, die kommt, wenn du fragst, wer Zeit hat.

Theoretisch nicht.
Praktisch habe ich aber noch nie erlebt, dass es anders gewesen wäre.

Dafür gibt es eigentlich keinen sinnvollen Grund. Man sollte das Thema in den meisten Runden vielleicht wirklich mal ansprechen.

Der Gipfel ist dann, wenn gerade die Spieler die -außer Chips zu fressen- gerade mal gar nix zum Spiel beigetragen haben, sich am Ende auch noch beschweren! Die beiden Male, als ich einen solchen Konflikt hatte, waren es jeweils genau diejenigen, deren Spielbeitrag es war, völlig egoistisch durch das Setting zu trampeln und an anderen Elementen außer Ass-Kicking, Steigern und dem Sammeln von Artefakten für noch größeres Ass-Kicking keinerlei Interesse zeigten. Klar, so kann man auch spielen - ist aber nicht meine Vorstellung vom Hobby.

Das ist dann aber doch ein anderes Problem, wenn die Spielweisen nicht zusammenpassen.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Infernal Teddy am 13.03.2019 | 06:13
Für viele angesprochene Probleme hilft eines: Beim Leiten abwechseln. Schon ist vieles der Sl-spezifischen Probleme auf 2+ Schultern verteilt.

Ahahahahahaha.... Hahahahaha..... Hahaha... *Röchel*

Genau. Jemand anderes der freiwillig leiten will...
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Saffron am 13.03.2019 | 06:51
Ich versteh die Frustration, erlebe sie auch manchmal, aber zwei Gedanken als Erklärungsversuch:

Hier tummeln sich viele Leute, für die Rollenspiel ein sehr wichtiges Hobby ist, für das sie Begeisterung aufbringen und viel Zeit investieren. Für viele Spieler ist es aber nur ein netter Zeitvertreib, sie haben eben keine Lust auf "Hausaufgaben". Das ist im Sportverein nicht anders. Einige Engagierte leiten das Training, organisieren Wettkämpfe und helfen beim Aufbauen für das Kinderfest mit, die meisten wollen aber nur zum Sport kommen und Spaß haben.

Ich könnte meinen Spielern vorwerfen, dass es unsere Runde nicht gäbe, wenn keiner sich reinhängen würde und als SL "kündigen", aber mit dem Ergebnis, dass die Runde dann tot wäre. Ich mag Leuten nicht übelnehmen, dass sie ihre Freizeit nach ihren Wünschen verbringen.

Und eine Erklärung für etwaige "Ingame-Schuldzuweisungen": Bei den meisten Systemen hat der SL nunmal einen riesigen Einfluss auf das Geschehen, und auch auf die Atmosphäre am Spieltisch. Natürlich sind auch die Spieler beteiligt, je nachdem wie konstruktiv sie spielen, ob sie kreativ sind, wie gut sie auf die Stimmung des Abenteuers anspringen usw. Trotzdem weiß jeder von uns, wie viel mehr Spaß man neulich wieder  mit SL X hatte, und wie doof damals das Spielerlebnis bei SL Y war.

Ich habe mich damit abgefunden und verlange höchstens, dass die Spieler mein  Engagement auch zu würdigen wissen.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Luxferre am 13.03.2019 | 06:57
Ich picke mal bewusst nur einen Punkt raus: Schuld.

Das ist so eine Sache, wenn man ein empathischer und sensibler Mensch, als den ich Dich kennengelernt habe, ist. Man zieht sich diesen Schuh an.
Und da kommen wir zu Vermis Einwurf von der Seitenlinie, der ganz viel Wahrheitspotential beherbergt: Das passiert natürlich eher, wenn man das volle Programm des klassischen SL fährt. Dass Du kein Rechthaber bist, ist schon mal gut. Dass Du aber der Koordinator, kooperativer Leiter, Gedankenmacher, Planer, Architekt, Mastermind der Runde bist ... da setzt vielleicht der o.g. Punkt an: DU fühlst Dich verantwortlich, setzt alle Hebel in Gange und fühlst Dich schuldig, wenn es unrund läuft oder ein Spieler mäkelt.

Du bist halt ein Kümmerer. Das finde ich ganz toll. Deine Spieler wissen das wahrscheinlich nicht zu würdigen.


Einen Tipp kann ich Dir leider nicht geben. Es gibt aber mehrere Menschen, die so empfinden, wie Du.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Weltengeist am 13.03.2019 | 07:12
Das ist so eine Sache, wenn man ein empathischer und sensibler Mensch, als den ich Dich kennengelernt habe, ist. Man zieht sich diesen Schuh an.
Und da kommen wir zu Vermis Einwurf von der Seitenlinie, der ganz viel Wahrheitspotential beherbergt: Das passiert natürlich eher, wenn man das volle Programm des klassischen SL fährt. Dass Du kein Rechthaber bist, ist schon mal gut. Dass Du aber der Koordinator, kooperativer Leiter, Gedankenmacher, Planer, Architekt, Mastermind der Runde bist ... da setzt vielleicht der o.g. Punkt an: DU fühlst Dich verantwortlich, setzt alle Hebel in Gange und fühlst Dich schuldig, wenn es unrund läuft oder ein Spieler mäkelt.

Sicher richtig, aber das ist nur ein Teil des Problems. Das eigentliche Problem ist mMn, dass es schlicht auch niemand anderes macht, wenn es der Spielleiter nicht macht. Und zwar auch auf Aufforderung nicht. Die Spieler lösen ihre Probleme nicht selbst, sondern tragen sie an den Spieltisch und versauen den anderen die Sitzung. Und es grätscht eben keiner dazwischen oder nimmt die mal zur Seite. Sie tragen nichts zur Vorbereitung oder zum aufregenden Spiel bei, und keiner hinterfragt das - höchstens wird hinter vorgehaltener Hand gelästert, aber unternommen wird nichts.

Dass ich mit diesem Problem nicht allein bin, sieht man ja an Ratgeberbüchern wie dem oben genannten. Die gehen ebenfalls davon aus, dass eine Runde auch jenseits des In-Games gemanagt werden muss. Und so sehr mir dieser Terminus missfällt, sagt meine Erfahrung leider: Ja, das ist so.

Meine Vermutung ist leider (und da stimme ich ArneBab zu, der darauf verweist, dass das nicht nur im Rollenspiel so ist): Sobald Menschen irgendjemanden identifiziert haben, dem sie - mit welcher Ausrede auch immer - einen Chefhut aufsetzen können (Trainer, Klassensprecher, whatever), tun sie selbst konsequent nichts mehr, sondern schauen erwartungsvoll nach "oben". Von da wird die Lösung schon kommen. Und das Tollste ist, dass man sogar noch beleidigt sein kann, wenn einem die Lösung dann nicht gefällt...
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Kaskantor am 13.03.2019 | 07:35
Ihr wisst was TEAM noch heißt?  ~;D
Wie ich an anderer Stelle schon schrieb, lässt nur Menschen in eure Nähe, die euch gist tun.
Das ist am Anfang nicht leicht, aber ihr werdet sehen, dass es wesentlich besser für eure Nerven ist.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Luxferre am 13.03.2019 | 07:39
Ihr wisst was TEAM noch heißt?  ~;D


@ THERE IS NO I IN TEAM

(http://blueprintbasketball.com/wp-content/uploads/2012/10/There-is-an-I-in-TEAM.png)

 >;D
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Coramur am 13.03.2019 | 07:43
Meine Vermutung ist leider (und da stimme ich ArneBab zu, der darauf verweist, dass das nicht nur im Rollenspiel so ist): Sobald Menschen irgendjemanden identifiziert haben, dem sie - mit welcher Ausrede auch immer - einen Chefhut aufsetzen können (Trainer, Klassensprecher, whatever), tun sie selbst konsequent nichts mehr, sondern schauen erwartungsvoll nach "oben". Von da wird die Lösung schon kommen. Und das Tollste ist, dass man sogar noch beleidigt sein kann, wenn einem die Lösung dann nicht gefällt...

Oder bei der Bundeswehr. Stichwort: Melden macht frei und belastet Vorgesetzte.  >;D
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: tanolov am 13.03.2019 | 08:04
es ist in Rollenspielen so wie in allen anderen bereichen: will ich irgendwas in der Gruppe auf die Beine stellen, brauch ich einen bei dem die Fäden zusammen laufen und der allen sagt was sie zu machen haben. hab ich das nicht schläft die Gruppe entweder ein oder explodiert.   
du fragst was die Spieler so in ihrem übrigen leben tun, wenn du sie fürs Rollenspiel micromanagen musst und die Antwort in den meisten Fällen ist: "nichts regelmäßiges das mehr als zwei Personen erfordert.
man darf sich hier auch mal lobend auf die Schulter klopfen was rpg Runden letzten Endes sind: es ist ein regelmäßiges, wiederholbares Objekt zum unterhaltsamen Zeitvertreib das man (im großen und gsnzen) aus dem nichts heraus schafft.
die meisten Menschen werden das nie hinbekommen.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Issi am 13.03.2019 | 08:12
Ich würde sagen, die SL trägt ihren Teil der Verantwortung. Und das ist ein großer Brocken. Aber eben nicht alle Verantwortung.

Ich kenne es jetzt so, dass die SPL selbst sehr um den nächsten Termin bemüht sind.
Also sogar die SL antreiben, wann es denn wieder geht.
Vorgeschichte schreiben ist Typ Sache.
Machen manche gerne, manche nicht.
Essen oder Getränke bringen SPL idR. auch gerne mit.

Ich stehe vielleicht auch gerade auf dem Schlauch. Welche Verantwortlichkeiten sollten SPL denn idealerweise übernehmen?
Ich habe da noch keine Antwort drauf.
Wenn jmd. der nebenher noch viel zu tun hat, pünktlich zu einem Termin erscheint und dann auch da ist (Ohne parallel auf dem Handy zu daddeln), dann ist das doch schon ne Menge.

Edit.
Ich finde die eigentliche Verantwortung der SPL kommt idR. mehr in der Sitzung selbst zum Tragen, als in der Vorbereitung.
Wach sein, da sein, mitspielen, Rücksicht nehmen etc.

Oder mal anders:
Wenn ich nicht leite, sondern SPL bin, dann bin ich vermutlich für manche SL ein Alptraum, denn ob ich mein Zeug immer vollständig zusammen habe, ist nicht garantiert. Ob ich immer pünktlich am Tisch sitzen kann,  auch nicht. Aber zumindest spiele ich mit, und dann bringe ich mich durch Charakterspiel, Storymoves, Ideen aber auch Rücksichtnahme ein. (Deshalb wird mir das Negative wohl auch verziehen, und man kann sogar drüber lachen, wenn ich z. B.  mal wieder keine Würfel habe )

Ich kann von meinen Spielern jetzt nichts verlangen, was ich selbst nicht hinkriege,  von daher finde ich: Wirklich da sein und Mitmachen ist schon eine Menge.  :D
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: First Orko am 13.03.2019 | 08:55
Schuld? Da lädt man sich auf, ob gerechtfertigt oder nicht.
Aber Verantwortung? Die wird einem als SL nunmal zugetragen. Da kann man noch so lange aufstampfen und behaupten, der SL wäre auch nur Spieler und dergleichen. Aber in dem Moment, in dem man die höhere Verantwortung ergreift (und sei es nur durch Vorschläge, welche Rollenspiele man so kennt!) und sich - meist auch noch unterstützt durch größeres Fachwissen - ein Standing erarbeitet, ist man faktisch in der Rolle des Gruppenführers/Teamleiters. Das lässt sich natürlich in manchen Fällen deligieren, aber das kostet auch Energie und Zeit. Und da unser aller Hobby ja nun nicht an jeder Ecke Unmengen von Spielern bereithält sind wir nunmal froh, eine Gruppe zusammenbringen zu können.
Insofern geben die von Weltengeist erwähnten Ratgeber, Forenbeiträge und Endrücke eben auch nur eine realistische Einschäzung wieder.

Die Frage ist doch: Wie können wir das ändern?
Zum Einen natürlich durch Delegation und Hoffnung (dass das Vertrauen in die MitspielerInnen gerechtfertigt ist) zum Anderen vielleicht durch "gutes Vorleben" - und zwar in der Situation als Spieler.
Seit ich aktiver SL bin, nehme ich auch meine Rolle als Spieler anders war und versuche mich in diesem Bereich auch stetig zu verbessern. Das kann zum Einen Ingame sein: Ich weiß zBsp, dass ich am Tisch auch die Rolle des "Spielmachers" - der aktiv zum Plot beiträgt und die Gruppe zusammenhält - einnehmen kann, aber mittlerweile versuche ich eher andere Spieler indirekt zu ermutigen, selbst aktiver zu werden und bleibe lieber "Supporter".
Dann durch Moderation: Ich habe auch schon in einem Konflikt, der von Ingamge ins Offgame lief, moderiert - weil die SL überfordert war und es sein musste.
Und das kann man weitertreiben: Die Terminorganisation übernehmen, sich um Essen kümmern (wenn das in der Runde normalerweise SL macht), Aufgaben und Rollen im Spiel klären, Metagespräche anstoßen - all das kann man gerade als erfahrener SL super vorleben, wenn man mal in der Spielerrolle ist.

Ich habe aber auch schon den gegenseitigen Effekt erlebt: Erfahrene und gute Spielleiter mit hohen Ansprüchen/Wünschen an Spieler, die umgehend in die Art Spieler wechseln, die sie selbst nie haben wollen wenn mal jemand anders leitet. Aber das ist nochmal eine Diskussion  >;D
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: eldaen am 13.03.2019 | 08:58
Ich kann von meinen Spielern jetzt nichts verlangen, was ich selbst nicht hinkriege

Aber Spieler dürfen das?

Ich stimme Weltengeist absolut, 100% zu. Ich kann das ganz genau nachvollziehen.
(Meine Stammrunde tickt da völlig anders, aber das ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt.)

Ich finde, es müsste auch seitens der Rollenspielbücher mal etwas mehr drauf eingegangen werden, was denn die Pflichten Aufgaben eines Spielers sind. Wenn es um Spieler geht, ist da ganz häufig der Fokus ausschließlich auf den Tollen Sachen™, die man im Rollenspiel so machen kann. In den Spielleiterkapiteln geht es dann um die Arbeit. Gerade in der "New School" wird der Effekt sogar noch verstärkt. (Widersinnigerweise wächst aber trotz mehr Rechten - "Player Empowerment" - nicht die Pflichtenliste der Spieler. Au contraire!) Wenn sich was ändern soll, müsste es sich auch in den Büchern was ändern. Greg Stolze hat da mit seinem "Greg Stolze - How to play Roleplaying Games (as a Player)" ja einen Anfang gemacht. Davon brauchen wir mehr. Ganz vorne in den Büchern.

Um da was zu ändern bräuchten wir eine Gewerkschaft. Oder eine öffentliche MeToo-SL-Debatte.  >;D
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: 1of3 am 13.03.2019 | 09:04
Finden des nächsten Spieltermins ist mein Lackmus-Test. Wenn eine Runde es nicht hinbekommt einen Termin zu finden, wenn ich leiten soll, legt sie offensichtlich nicht hinreichend Wert darauf, dass ich leite.

Ansonsten ist zunächst mal das System Schuld.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: ArneBab am 13.03.2019 | 09:06
Zitat
Allerdings muss die Orga nicht von der SL kommen. Dafür musst du nur eine SL finden, die kommt, wenn du fragst, wer Zeit hat.
Theoretisch nicht.
Praktisch habe ich aber noch nie erlebt, dass es anders gewesen wäre.

Dafür gibt es eigentlich keinen sinnvollen Grund. Man sollte das Thema in den meisten Runden vielleicht wirklich mal ansprechen.
Es reicht hier schon, wenn auch nur eine andere Person dabei ist, die wirklich, wirklich spielen will. Das ist die Person, die du wegen der Orga fragen kannst. Es geht im Endeffekt um ein bis drei E-Mails pro Woche: "Wann könnt ihr das nächste Mal?" "Am XX.YY. könnten wir spielen. Wie siehts aus? Wer wäre 18:00 Uhr dabei?" — wichtigste Fähigkeit: Auch wenn 50% der Termine nicht gehen, trotzdem für den nächsten Termin wieder fragen können. Auch wenn mal wieder alle erst einen Tag vorher auf die Nachfrage antworten, trotzdem das nächste Mal wieder 5 Tage vorher fragen und nachhaken. Menschen sind nicht perfekt, wenn jemand das abfangen kann, hilft das schon ungemein.

Für die Anzahl der Termine, die erwartungsgemäß ausfallen, in Statistik schauen — und auf jeden Fall auch spielen, wenn ein Spieler oder eine Spielerin fehlt: https://www.1w6.org/deutsch/anhang/gedanken/statistische-zwaenge-im-rollenspiel-und-kampagnendesign#stat1
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: KhornedBeef am 13.03.2019 | 09:07
Wenn ich in der Lage wäre, würde ich dem Tip oben folgen und jemand anderen leiten lassen. Problem gelöst.
Apropos lösen: vielleicht muss man sich aus der Rollenspielebene lösen und fragen: Was investiere ich in diese Beziehung, was bekomme ich zurück? Wenn das ein krasses Missverhältnis ist, ist es immer schlecht, und das würde ich auch ansprechen.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Issi am 13.03.2019 | 09:19
Aber Spieler dürfen das?
Gute Frage.
Nur meine Erfahrung: Nicht jeder ist für den SL Job geboren.
Von daher ist da eine Gleichsetzung schwierig.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: eldaen am 13.03.2019 | 09:29
Bei dem Gedankengang kann ich dir grad nicht folgen - könntest du das etwas ausführlicher Erklären?
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Der Läuterer am 13.03.2019 | 09:44
Ein wirklich interessantes Thema. Danke.

Zum einen ist es m.M.n. einfacher, bei anderen die Ursachen für einen Misserfolg zu suchen als bei sich selbst. Das ist nur menschlich und liegt in der Natur der Sache. Deshalb entlässt man im Sport auch den Trainer.

Demokratie hin, Mitbestimmung her. Selbstkritische Momente in geballter Form neigen dazu, mitunter in einer Depression zu münden oder doch zumindest wiederkehrende Kopfschmerzen zu produzieren. Da beides unangenehm ist, sollte das doch besser bitte nur einen treffen.

Zum anderen braucht eine Gruppe schlicht einen Kopf, der alles im Blick hat, damit das Ganze nicht im Chaos untergeht. Alles zu koordinieren klappt am besten, wenn es einer übernimmt. Deshalb gibt es bei der Armee die Rangordnung.

Kommen wir nun zum Kern. Beim Rollenspiel herrscht ein Ungleichgewicht vor. Der SL trägt zwar die Verantwortung, weil er alles voranbringt und leitet. Es gibt aber keine Hierarchie wie bei der Armee, wo sich alle dem höheren Rang unterzuordnen haben. Hier sind alle gleich und entscheiden demokratisch. Und jeder hat eine Meinung.

Zieht man als SL die Zügel leicht an, ohne dabei gleich despotisch zu werden, neigen viele Spieler zur Flucht oder bocken, weil sie sich ungern fremdbestimmen lassen wollen.

Und wenn man das alles nicht will?
Spieler werden.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Issi am 13.03.2019 | 09:57
Bei dem Gedankengang kann ich dir grad nicht folgen - könntest du das etwas ausführlicher Erklären?

Ok. Ich sagte: Ich (als SL) kann von meinen Spielern nix verlangen, was ich selbst (als SPL) nicht hinkriege.
Du darauf:
Zitat
Aber Spieler dürfen das?
Habe ich so verstanden:
Dürfen Spieler von ihrem SL Sachen verlangen, die sich selbst nicht hinkriegen (also SL -Aufgaben) ?

Ich darauf:
Zitat
Gute Frage.
Nur meine Erfahrung: Nicht jeder ist für den SL Job geboren.
Von daher ist da eine Gleichsetzung schwierig.

Vielleicht haben wir auch aneinander vorbeigeschrieben. :)
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: First Orko am 13.03.2019 | 10:02
Spieler werden.
.. und zwar so einer, wie man ihn als SL gerne hätte  ^-^
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Issi am 13.03.2019 | 10:05
.. und zwar so einer, wie man ihn als SL gerne hätte  ^-^
Sehe ich auch so.

Das gleiche kann man auch umdrehen:
"Sei der SL, den Du dir selbst als SPL wünschen würdest."

Wobei es vermutlich leichter ist ein guter Spieler zu sein.
Einfach weil viele Verantwortlichkeiten (SL-Aufgaben) dadurch wegfallen.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Maischen am 13.03.2019 | 10:13
Finden des nächsten Spieltermins ist mein Lackmus-Test. Wenn eine Runde es nicht hinbekommt einen Termin zu finden, wenn ich leiten soll, legt sie offensichtlich nicht hinreichend Wert darauf, dass ich leite.

Ansonsten ist zunächst mal das System Schuld.

Dann hätte ich schon oft aufgeben müssen. Ich glaube, es ist oft komplizierter. Natürlich geht es auch um Prioritäten. Manchmal ist es aber auch so, dass einige gerne einfach eine gute Zeit haben wollen. Wenn dann bestimmte Personen nicht können, können andere plötzlich auch nicht mehr. Wenn die Location nicht mehr attraktiv ist, will einer nicht mehr etc.

Ich versuche gerade, deswegen nicht beleidigt zu sein, mache keinem irgendwelche Vorwürfe und versuche konstruktiv am Ball zu bleiben. - Alles aktuelle Probleme mit meiner Stammrunde.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: First Orko am 13.03.2019 | 10:16
Wobei es vermutlich leichter ist ein guter Spieler zu sein.
Einfach weil viele Verantwortlichkeiten (SL-Aufgaben) dadurch wegfallen.

Tatsächlich bin ich mir diesbezüglich nicht so sicher. Denn die Verantwortung(en) als Spieler sind weitestgehend implizit, während die des SL schon eher explizit sind. Welche Dinge der SL vorgibt (Szenenbeschreibungen, Regeln, NSCs ausspielen, Setting kennen usw) ergeben sich ja meist schon durch das gewählte System.
Die Aufgaben in der Gruppe können m.E. gleichermaßen komplex sein aber den Wenigsten ist das bewusst.
Im schlimmsten Fall übernimmt dann die Rampensau die implizite Führung auf Spielerseite und der stille Mitspieler wird einfach überrollt. Oder die Gruppe spielt mit implizit anderen Zielen (Powergamer vs. Dramaturg etc).
Und da würde ich wiederum auf den Startpost verweisen: Diese Aspekte tauchen eher weniger in den Büchern zum Rollenspiel auf.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Sphinx am 13.03.2019 | 10:23
Ich geben dem Eingangspost in sofern recht das Spieler mehr beitragen sollten als nur zum Spieltermin zu erscheinen. Ich erwarte von meinen Spielern zumindest eine Hintergrundgeschichte die einem etwas über den Charakter erzählt. Mit dem einen oder anderen offenen Ende wo man neugierig ist es irgendwann mal zu erforschen.
Das schaffen sie dann auch irgendwie, damit hat sich das aber auch für viele Spieler.

Ich selbst ticke in der Runde wo ich Spiele so: Ich schreibe ein Tagebuch aus sicht meines Charakters, also auch nur was er weiß und so wie er die Dinge wahrnimmt. Es ist ein Cleriker eines Gottes der im Setting nicht sonderlich ausführlich beschrieben ist. Also hab ich zwischen den Spielrunden diese Religion ausgestaltet. Vom Tempel in dem ich ausgebildet wurde über die Strukturen bis hin zu den Personen die dort Arbeiten.
Ich erwarte auch nicht das jemand alles was ich zusammen schreibe ließt, aber es ist da für den fall das der Spielleiter etwas daraus verwenden will. Das ist mein Beitrag zur Runde um eben den DM zu Supporten.

In einigen Punkten vom TE denke ich aber auch anders.
Z.B. die Terminplanung: Da möchte ich gar nicht das es jemand anderes übernimmt, denn ich bereite den Spieltag vor und ich möchte wissen wer Anwesend ist. Klar ist einfach eine Vertrauens/Komunikationsfrage ob man das jemand anderes überlassen will. Aber da bin ich schon ganz gerne der Diktator der alle Fäden in der Hand hat.

Auch finde ich es nicht unangemessen auf die Vorlieben der Spieler einzugehen und das zu Spielen wozu alle lust haben. Alle schließt in dem Fall natürlich den Spielleiter ein. Ich hatte auch schon den Fall wo mir ein Hintergrund von einem Spieler absolut nicht gefallen hat. Nicht weil er schlecht war oder unpassend. Sondern einfach weil ich nichts damit anfangen konnte, das hab ich auch genau so weitergegeben.


Ich meine man muss sich als Spielleiter eben nicht jeden Schuh anziehen. Wenn sich mal zwei Spieler wegen irgendwas blödsinnigem nicht grün sind, wird aber leider vom Spielleiter erwartet das er sich diesen Schuh anzieht und das gaze klärt. Juhu ich bin ganz außer mir anstatt Spaß zu haben, irgendwelche "Probleme" aus der Welt schaffen zu müssen. Als wenn man der Gruppenleiter im Kindergarten ist -,-. Zum glück sind gerade alle meine Runden friedlich was das Angeht.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Issi am 13.03.2019 | 10:23
Zitat
Im schlimmsten Fall übernimmt dann die Rampensau die implizite Führung auf Spielerseite und der stille Mitspieler wird einfach überrollt. Oder die Gruppe spielt mit implizit anderen Zielen (Powergamer vs. Dramaturg etc).
Klingt das jetzt blöd, wenn ich hier auch dem SL auch eine (Mit) Verantwortung geben würde?
Ich habe eine ganze Zeitlang mit einer "Hoppla jetzt komm ich-Person" zusammen gespielt, und kann deshalb sagen: Das kann der Spieler nur machen, solange die SL und die Mitspieler das auch unterstützen.
Sobald die SL sagt: Stop! Du bist jetzt nicht daran, sondern Spieler: X, Y; Z, dann kann der SPL das nicht weiter durchziehen.
Das gleiche gilt natürlich auch für die Mitspieler, die dann sagen: "Halt jetzt mal den Mund, du bist jetzt nicht dran."

Wobei ich finde, das gegenseitige  Rücksichtnahme eigentlich eine Grundvoraussetzung für das gemeinsame Spiel ist, und kein besonderer Skill.
Aber wahrscheinlich sieht es in der Realität oft anders aus.

Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: eldaen am 13.03.2019 | 10:31
Klingt das jetzt blöd, wenn ich hier auch dem SL auch eine (Mit) Verantwortung geben würde?

Ja. In diesem Thread ist die SL unschuldig und die Spieler schuldig.  8]

Nein, im Ernst: Das ist doch genau der Punkt. Warum muss denn der SL die Aufgabe zufallen, das Zwischenmenschliche zu regeln? Oder auch nur dafür mitverantwortlich zu sein? Die SL hat ohnehin schon genug Verantwortungsbereiche. Kann man es da erwachsenen Menschen nicht selbst überlassen, miteinander klarzukommen? Damit man sich als SL auch auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann?


Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: First Orko am 13.03.2019 | 10:35
Nein, im Ernst: Das ist doch genau der Punkt. Warum muss denn der SL die Aufgabe zufallen, das Zwischenmenschliche zu regeln? Oder auch nur dafür mitverantwortlich zu sein? Die SL hat ohnehin schon genug Verantwortungsbereiche. Kann man es da erwachsenen Menschen nicht selbst überlassen, miteinander klarzukommen? Damit man sich als SL auch auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann?

Seh ich auch so. Es wird auch gern überschätzt, was ein SL leisten _kann_! Verdammt - ich habe vor kurzem für den Verein für 6 (SECHS!) Spieler BtW geleitet! War nicht geplant, und normal mach ich bei 4 Spielern dicht... aber "Alles für den Dackel, alles für den Verein"und so  ;D
Da musste ich: Regeln erklären, gemeinsame Charaktererschaffung begleiten, Zufallstabellen fürs Abenteuer erstellen (aus den Infos der SC-Erschaffung), Szenen anspielen, Ideen aufgreifen, Rulings machen... und dann noch Spotlight im Blick halten? Bei 6 Spielern?
Fuck, no way!  :gasmaskerly:
Ich meine: Klar, kann man versuchen. Aber ohne Selbstverantwortung der Spieler (die hier zum Glück mehrheitlich gegeben war) ist es sehr naiv anzunehmen, dass der SL hier mehr als die Spieler selbst steuern könnte. Oder überhaupt signifikant.
Wobei es Systeme gibt, die da unterstützen können mit Regeln und Resourcen für Erzählrecht und dergleichen.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Issi am 13.03.2019 | 10:37
Ja. In diesem Thread ist die SL unschuldig und die Spieler schuldig.  8]

Nein, im Ernst: Das ist doch genau der Punkt. Warum muss denn der SL die Aufgabe zufallen, das Zwischenmenschliche zu regeln? Oder auch nur dafür mitverantwortlich zu sein? Die SL hat ohnehin schon genug Verantwortungsbereiche. Kann man es da erwachsenen Menschen nicht selbst überlassen, miteinander klarzukommen? Damit man sich als SL auch auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann?
Gute Frage.
Nur meine Erfahrung: " Im Spiel ist keiner mehr erwachsen."-
Das hat Seine Vor -und auch Nachteile. Man ist in seiner Fantasie und eher im "Inneren Kind" als im "Erwachsenen -Ich", was ja ansich was Wunderschönes ist.
Was dadurch halt manchmal verloren geht, ist der kühle Kopf.
Und den hat , zumindest meiner Erfahrung nach, noch am ehesten die SL.(Weil sie nicht mit einem persönl. Charakter  involviert ist, und das Meta Wissen hat)
Hinzu kommt, dass die SL durch ihre Sonderrolle im Spiel noch am ehesten als Moderator oder Mediator fungieren kann.

Edit. Ich kann mich jetzt als SPL (wie es schon angesprochen wurde) auch in den allermeisten Fällen selbst moderieren. Einfach weil ich oft genug leite, und mir meistens auffällt, wenn ich mir zufiel Spotlight nehme. Wenn es mir nicht auffällt, was durchaus sein kann (wenn es z.B sehr emotional bzw. spannend ist), dann bin ich trotzdem froh, wenn mir der SL eine Grenze setzt.
Spieler die sogut wie nie oder gar nicht leiten, haben z.T. nicht unbedingt diese Wahrnehmung. (Und das ist nicht wertend gemeint).
Und die sind dann meist auch dankbar, wenn sie im Eifer der Situation modereriert werden, natürlich mit dem Ziel, dass das gemeinsame Spiel gut weiterlaufen kann.

Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: bobibob bobsen am 13.03.2019 | 11:03
Bei mir ist entweder das System oder die Würfel schuld. Die SL oder die Mitspieler/-innen sind nie schuld.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: eldaen am 13.03.2019 | 11:33
Gute Frage.
Nur meine Erfahrung: " Im Spiel ist keiner mehr erwachsen."-
Das hat Seine Vor -und auch Nachteile. Man ist in seiner Fantasie und eher im "Inneren Kind" als im "Erwachsenen -Ich", was ja ansich was Wunderschönes ist.
Was dadurch halt manchmal verloren geht, ist der kühle Kopf.
Und den hat , zumindest meiner Erfahrung nach, noch am ehesten die SL.(Weil sie nicht mit einem persönl. Charakter  involviert ist, und das Meta Wissen hat)
Hinzu kommt, dass die SL durch ihre Sonderrolle im Spiel noch am ehesten als Moderator oder Mediator fungieren kann.

Edit. Ich kann mich jetzt als SPL (wie es schon angesprochen wurde) auch in den allermeisten Fällen selbst moderieren. Einfach weil ich oft genug leite, und mir meistens auffällt, wenn ich mir zufiel Spotlight nehme. Wenn es mir nicht auffällt, was durchaus sein kann (wenn es z.B sehr emotional bzw. spannend ist), dann bin ich trotzdem froh, wenn mir der SL eine Grenze setzt.
Spieler die sogut wie nie oder gar nicht leiten, haben z.T. nicht unbedingt diese Wahrnehmung. (Und das ist nicht wertend gemeint).
Und die sind dann meist auch dankbar, wenn sie im Eifer der Situation modereriert werden, natürlich mit dem Ziel, dass das gemeinsame Spiel gut weiterlaufen kann.



Aber ist das nicht ein ganz schön absolutistisches Spielleiterbild?
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: felixs am 13.03.2019 | 11:47
Ich spiele nur mit erwachsenen Menschen, die sich auch so verhalten. Und trotzdem ist es nicht einfach, das tradierte Bild des "Meisters" als Gruppenchef zu durchbrechen.
Und damit fällt dem "Meister" dann eben eine ganze Menge Verantwortung zu. Meine Versuche, das abzugeben, bzw. entsprechende Aufforderungen zurückzugeben, fruchten zwar, aber nur sehr langsam.

Zum Glück funktioniert das Zwischenmenschliche in meinen Gruppen derzeit problemlos. Um Termine kümmern sich zwar nicht alle, aber zumindest bleibt es nicht am SL hängen.

Was allerdings nicht funktioniert, ist die von mir als SL gewünschte Mitgestaltung der Spielwelt. Die Erwartung seitens aller Spieler ist, dass es im Kopf des SL eine fertige Welt gibt, die man sich auf Aufforderung in beliebigem Detailgrad heranzoomen und bespielen kann. Immerhin sind wir so weit, dass es keine Enttäuschung mehr darüber gibt, wenn ich bestimmte Sachen schneiden möchte, weil ich sie nicht vorbereitet habe und weil mir spontan nichts dazu einfällt. Die Szene selbst mitzugestalten, oder selbst Vorschläge zur Gestaltung der Welt zu machen, funktioniert leider nicht so gut. Auch bei vorheriger An- und Absprache ist das bisher nie gelungen.

Geschwärmt wird allerdings von einem DSA-"Meister" (den ich nicht kenne) der durch perfekte Kenntnis von Welt und Regeln in der Lage war, sehr dichte Immersion zu moderieren. Es ist für alle OK, dass wir jetzt anders spielen. Aber noch lieber hätte man die fertige Welt, die abrufbaren Regeln für alles und würde sich als Spieler darin treiben lassen.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Issi am 13.03.2019 | 12:11
Aber ist das nicht ein ganz schön absolutistisches Spielleiterbild?
Woran machst du das fest? (Ehrliche Frage)
Denn es liegt mir fern, das ganze undifferenziert zu betrachten oder es gar so stehen zu lassen.

Es geht ja nicht darum, dass der SL irgendwelche Spieler therapieren muss.
Oder, dass er dafür verantwortlich ist, dass die sozial inkompatibel sind.
Ist er nicht.
Sondern nur darum, dass er gegebenfalls mal als Moderator oder Mediator tätig wird. Falls erforderlich.
Und wenn die SL und die Mitspieler entscheiden, mit einem bestimmten SPL können oder wollen wir auf Dauer nicht spielen, dann ist das auch OK.

Edit.
Es gibt auch mehrere Ebenen.
Muss ich rein auf der Spielebene mal eine Grenze ziehen?
Oder muss ich mich gar von einem Spieler als Person abgrenzen?

Dass der SL rein auf der Spielebene mal eingreift und z.B. dafür sorgt, dass auch die stilleren Spieler etwas Spotlight abbekommen, statt immer nur der, der am lautesten schreit, finde ich jetzt ziemlich naheliegend.
Wenn ich als SL dauernd  nur einem Spieler zuspiele, und der Rest der Gruppe sitzt daneben und langweilt sich, dann habe ich als SL mMn. was verkehrt gemacht.

Ich möchte mich als SL auch nicht hinsetzen und sagen:  Also wir haben jetzt da ein Problem oder einen Problemspieler in der Gruppe.
Entweder ihr regelt das jetzt alleine unter euch, oder ich leite nicht mehr, weil. -will ich nicht, geht mich nichts an-.
Als SL bin ich ein Mitspieler wie jeder andere auch. Also geht es mich auch etwas an.
Ich kann mich deshalb nicht nur zurück lehnen und die Hände zusammen falten.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Caranthir am 13.03.2019 | 12:13
Ich sckocke meine Spieler immer mal gerne, wenn ich sage, dass ich als SL auch Spieler bin. Als solcher will ich genau wie die anderen Spaß am Spiel haben. Kommt es zu Problemen im zwischenmenschlichen Bereich, bin ich weder Papa noch Erzieher. Da diskutiert die Gruppe gemeinsam. Wenn das nicht klappt, mache ich die Gruppe dicht. Ich spiele mit Erwachsenen, macht es mit keinen Spaß mehr als SL/Spieler, sehe ich keinen Grund mehr darin, meine Freizeit so zu verbringen.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: felixs am 13.03.2019 | 12:25
Dass der SL rein auf der Spielebene mal eingreift und z.B. dafür sorgt, dass auch die stilleren Spieler etwas Spotlight abbekommen, statt immer nur der, der am lautesten schreit, finde ich jetzt ziemlich naheliegend.

Eigentlch gibt es keinen Grund, warum das nicht auch Spieler machen können.
Als Spieler kann man auch sagen "Nun lass doch mal den anderen machen".

Tatsächlich wird das traditionell gern als Aufgabe des SL gesehen und entsprechend schwierig ist es, das zu durchbrechen. Aber ich denke, es lohnt sich sehr, daran zu arbeiten.

Wenn ich als SL dauernd  nur einem Spieler zuspiele, und der Rest der Gruppe sitzt daneben und langweilt sich, dann habe ich als SL mMn. was verkehrt gemacht.

Es ist aber eben auch nicht sinnvoll, das allein dem SL in die Verantwortung zu geben. Spieler können (und sollen) da ebenso eingreifen.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Issi am 13.03.2019 | 12:36
Zitat
Eigentlch gibt es keinen Grund, warum das nicht auch Spieler machen können.
Als Spieler kann man auch sagen "Nun lass doch mal den anderen machen".
Klar. Habe ich in meinem  #42 auch schon geschrieben.

Zitat
Tatsächlich wird das traditionell gern als Aufgabe des SL gesehen und entsprechend schwierig ist es, das zu durchbrechen. Aber ich denke, es lohnt sich sehr, daran zu arbeiten.
Auf jeden Fall.
Aber der SL hat es da trotzdem noch etwas leichter, weil er eine etwas außenstehende Rolle hat.
Wenn Spieler das für ihm übernehmen, ist das super.
Aber entbindet ihn das auch auch von jeder Verantwortung, wenn sie es nicht tun?
Zitat
Es ist aber eben auch nicht sinnvoll, das allein dem SL in die Verantwortung zu geben. Spieler können (und sollen) da ebenso eingreifen.
Das ist richtig, deshalb habe ich ja auch von einer (Mit)Verantwortung geschrieben.
Nicht von einer (Allein) Verantwortung.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: felixs am 13.03.2019 | 12:39
Aber entbindet ihn das auch auch von jeder Verantwortung, wenn sie es nicht tun?

Grundsätzlich ja.

Man muss halt mal drüber gesprochen haben. Und ich werde das in meinen Gruppen in Zukunft auch noch stärker so handhaben: "Liebe Leute, wir spielen das hier zusammen. Bitte gebt aufeinander acht und passt auf, dass jeder seinen Anteil am Spiel bekommt. Ich sehe meine Aufgabe nicht darin, das für euch zu moderieren. Ich versuche schon, auch darauf zu achten, habe aber noch tausend andere Fäden zu ordnen. Letztlich hängt das also an euch."

Mal schauen, ob man die Tradition noch weiter zurückdrängen kann.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Luxferre am 13.03.2019 | 12:43
Ich sckocke meine Spieler immer mal gerne, wenn ich sage, dass ich als SL auch Spieler bin.

Ist das für Deine Spieler tatsächlich ein "Schock" gewesen?  :o
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Issi am 13.03.2019 | 12:55
Grundsätzlich ja.
Das sehe ich etwas anders.
Wobei es mir dabei nicht um "Spieler bevormunden oder erziehen" geht.
Sondern darum, als SL eine gerechte Position einzunehmen.
Wenn ich z.B.  nur noch einem SPL zuspiele (z.B. dem, der am lautesten schreit), und die anderen links liegen lasse, dann bin ich nicht gerecht.
Und deshalb kein guter SL.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: ArneBab am 13.03.2019 | 12:58
Dürfen Spieler von ihrem SL Sachen verlangen, die sich selbst nicht hinkriegen (also SL -Aufgaben) ?
Wieso nicht? Die SL verlangt von den Spielern ja auch Sachen, die sie nicht notwendigerweise macht (Spieler-Aufgaben).

Müssen wir uns auf unser gemeinsames Minimum beschränken, oder wollen wir uns lieber ergänzen?
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Issi am 13.03.2019 | 13:12
Wieso nicht?
Du meinst also ich kann von meinen Spielern trotzdem verlangen, dass sie immer pünktlich am Tisch  sitzen, und all ihr Zeug dabei haben?
 :D
Das lustige ist.- schaffen sie meistens auch, viel besser als ich. ~;D
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Caranthir am 13.03.2019 | 13:56
Ist das für Deine Spieler tatsächlich ein "Schock" gewesen?  :o

Es sollte eigentlich kein Schock sein, ich habe aber immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Spieler mit genau so einer Einstellung wie hier angesprochen an ein Spiel rangehen. Der SL hat den Termin zu finden, die Bücher zu kaufen, das Abenteuer vorzubereiten und die Gruppe zu organisieren.

Jüngst hatte ich die gegenteilige Erfahrung: Zwei Freunde kamen zu Besuch, wir hatten gerade trainiert und treffen uns danach zum quatschen oder zu einem Brettspiel. An dem Tag meinte ich spontan, lasst uns Märchenkrieger zocken. Beide, relative Rollenspielanfänger, waren gleich dabei. 30 Minuten Charakterbau inkl. Abenteueraufhänger aus den Hintergründen entwickelt und los gings. Als SL hatte ich null Vorbereitungszeit und wir haben uns prima verstanden.

Gerade mit Rollenspielneulingen mache ich positive Erfahrungen was die Erwartungshaltung an den SL angeht. Die sind noch nicht so festgefahren/sozialisiert durch Railroadabenteuer und der Einstellung, der SL sei ein Gott.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Exar am 13.03.2019 | 13:58
Ich denke das ist eine Sache, bei der man direkt von Anfang an den Rahmen vorgeben muss. Lieber einen Termin mehr zur Vorbesprechung und zum Kennenlernen, als einen zu wenig.
Wenn der SL den Kümmerer spielt und im vorauseilenden Gehorsam alles selbst regelt, plant und vorbereitet, dann ist die Gefahr größer, dass sich alle einfach treiben lassen.
Man wird halt bequem und beschwert sich eher selten, wenn andere Leute freiwillig und von sich aus Aufwand betreiben und Dinge erledigen.
Soweit sollte man es gar nicht erst kommen lassen.

Und wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist: Reden hilft immer.
Vielen ist eventuell gar nicht klar (besonders Neulingen), oder sie denken nicht darüber nach, was für ein großer Haufen Arbeit dieses Leiten eigentlich ist.
Dabei ist es gar nicht schwer, dem SL Arbeit abzunehmen.
Spielersuche, Terminplanung, Ort (inkl. Vorbereitung und hinterher aufräumen), Verpflegung, Spielmaterial wie Würfel/Stifte/Blöcke, Ambiente wie Musik/Deko/usw, Bücher, Regelkenntnis.
Das sind alles Dinge, um die sich der SL nicht kümmern muss, von den Regeln mal abgesehen.

Und das ist nur das Drumherum. Vom eigentlichen Spiel reden wir da noch gar nicht.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: posbi am 13.03.2019 | 14:10
Hinzu kommt, dass die SL durch ihre Sonderrolle im Spiel noch am ehesten als Moderator oder Mediator fungieren kann.

Ich akzeptiere, nutze und fordere diese Sonderrolle während des Spiels.

Zwischen den Sitzungen sehe ich die SL als ein ganz normales Mitglied der Spielgruppe.

Von Terminabsprachen über Charaktererschaffung, Regelerklären, einmal sogar sehr erfolgreich selbst die Rekrutierung weiterer Spieler, habe ich ziemlich alles mal mehr oder weniger als SL delegiert oder als Spieler übernommen.

Das ist aber alles sehr von der jeweiligen Gruppe abhängig und sollte nicht pauschalisiert werden.

Und seit ich schon bei der Gruppenfindung bewusst das weglasse, was ich nicht machen mag, macht mir das Hobby wieder mehr Spaß.

Spieler A findet Spieler B spielt Möderhobbo, Spieler B empfindet anders? Klärt das untereinander.
Zur Sitzung 0 kommen nur zwei von vier Personen, weil man nicht 24h vorher und nochmal 1 Minute vorher erinnert? Gut dass das gleich klar ist.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: YY am 13.03.2019 | 15:26
Es gibt aber keine Hierarchie wie bei der Armee, wo sich alle dem höheren Rang unterzuordnen haben. Hier sind alle gleich und entscheiden demokratisch. Und jeder hat eine Meinung.[/size][/font]

Aber spätestens nach den ersten paar Sitzungen haben sich auch bei vorher Fremden Strukturen herausgebildet, in denen eben nicht mehr alle gleich sind. Und der SL-Hut ist dabei ein großer Faktor.

Zieht man als SL die Zügel leicht an, ohne dabei gleich despotisch zu werden, neigen viele Spieler zur Flucht oder bocken, weil sie sich ungern fremdbestimmen lassen wollen.

Bei rollenspielüblichen Gruppengrößen funktioniert der blöde Spruch, der anderswo ziemlich wacklig ist, ganz wunderbar:
Entweder bringt man sich konstruktiv ein oder - wenn man das aus irgendeinem Grund nicht will oder nicht kann - man zieht gefälligst mit.

Wenn sich jemand aus Prinzip quer stellt, funktioniert es nicht.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Weltengeist am 13.03.2019 | 19:33
Und wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist: Reden hilft immer.

Ich wünschte, ich könnte dir da zustimmen. Kann ich aber nicht.

Reden führt nach meiner Erfahrung dazu, dass zwei Wochen nach dem Reden wieder alles beim Alten ist. Deutlicheres Reden führt dazu, dass irgendjemand beleidigt ist.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Hotzenplot am 13.03.2019 | 19:34
Ich kann Weltengeist verstehen. Alle paar Monate bin ich auch an dem Punkt. Dann überwiegt wieder die Motivation und es geht weiter.  :d
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: CAA am 13.03.2019 | 21:00
Diesbezüglich vermisse ich meine aller erste P&P Runde. Da war es selbstverständlich, dass es sich hierbei um eine Gruppenaktivität handelt. Es war selbstverständlich dass man sich mit dem Spielleiten abwechseln würde. Lange Zeit kannte ich es nicht, dass es eine Trennung zwischen SLs und Spielern gibt. SL war nur eine Rolle, die man als Spieler für 1d10 Abende oder so Inne hatte. Rundum hat man sich mit den notwendigen Tätigkeiten, aber auch den Kosten (Abenteuer, Regionalbeschreibungen, Minis für Monster, ...) abgewechselt.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Crimson King am 13.03.2019 | 21:45
Ich wünschte, ich könnte dir da zustimmen. Kann ich aber nicht.

Reden führt nach meiner Erfahrung dazu, dass zwei Wochen nach dem Reden wieder alles beim Alten ist. Deutlicheres Reden führt dazu, dass irgendjemand beleidigt ist.

Da stellt sich dann noch die Frage, ob du ausreichend Spaß an der Sache hast, um die Strapazen auf dich zu nehmen. Ansonsten musst du einfach mal ansagen, dass du dir eine Pause nimmst, weil die ständigen Aufwände für Organisation etc. dich zu sehr belasten.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: eldaen am 13.03.2019 | 21:48
Da stellt sich dann noch die Frage, ob du ausreichend Spaß an der Sache hast, um die Strapazen auf dich zu nehmen. Ansonsten musst du einfach mal ansagen, dass du dir eine Pause nimmst, weil die ständigen Aufwände für Organisation etc. dich zu sehr belasten.

Ich kann nicht für Weltengeist sprechen, aber ich stelle mir jedesmal wenn ich in einer solchen Situation bin und denke, ich bräuchte einfach mal eine Pause, die Frage:

„Und was mache ich dann stattdessen?“
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Crimson King am 13.03.2019 | 21:49
Ich kann nicht für Weltengeist sprechen, aber ich stelle mir jedesmal wenn ich in einer solchen Situation bin und denke, ich bräuchte einfach mal eine Pause, die Frage:

„Und was mache ich dann?“

Leg' dir 'ne Familie zu.

Aber auch ohne hätte ich zumindest keine Probleme, meine Zeit rum zu kriegen. Ist natürlich bei jedem anders.

Es geht aber auch nicht darum, das unbedingt durchzuziehen. Es geht eher darum, dass so eine Ansage deutlich mehr Wirkung zeigen sollte als die freundliche Ansprache, die nach zwei Wochen wieder vergessen ist. Klar, im Ernstfall, wenn nicht mal das die Mitspieler zum Umdenken bringt, muss man das durchziehen und zumindest von der SL-Rolle Abstand nehmen.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Weltengeist am 14.03.2019 | 06:56
Ich kann nicht für Weltengeist sprechen, aber ich stelle mir jedesmal wenn ich in einer solchen Situation bin und denke, ich bräuchte einfach mal eine Pause, die Frage:

„Und was mache ich dann stattdessen?“

Ich gebe zu, dass ich das Problem nicht habe. Ich bekäme noch drei Leben voll mit all den Dingen, die ich gerne tun würde.

Ich stelle mir vielmehr die Frage, die oben auch schon von klugen Mitforisten gestellt wurde, nämlich "Möchte ich eigentlich soziale Kontakte unterhalten, bei denen ich regelmäßig viel mehr investiere als mein Gegenüber?".
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Exar am 14.03.2019 | 10:00
Ich wünschte, ich könnte dir da zustimmen. Kann ich aber nicht.

Reden führt nach meiner Erfahrung dazu, dass zwei Wochen nach dem Reden wieder alles beim Alten ist. Deutlicheres Reden führt dazu, dass irgendjemand beleidigt ist.

Das klingt dann aber so, als ob die Spieler deine Mühen nicht wertschätzen würden.
Eventuell haben sie es dann nicht verdient, von dir bespaßt zu werden.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: snoopie am 14.03.2019 | 10:07
Das Eröffnungspost liest sich ziemlich verbissen, verkopft, perfektionistisch und verkrampft.
Hier liegt wohl meiner Meinung die Crux.
Spielleiten sollte leicht von der Hand gehen, wenn ich aber hier im Forum lese, wie einige SL die Materie angehen, was für tausend Regeln sie lesen, was für Millionen Kampagnen sie planen, was für diverse Spiele mal wieder gekauft und studiert werden und überhaupt, was für ein Bohei um RPG an sich gemacht wird, wundert es mich nicht, dass dabei der konkrete Spaß (also das, was am Tisch passiert) auf der Strecke bleibt.

Vielleicht einfach weniger theoretisieren, Rollenspiele kaufen und studieren, und einfach nur an den Tisch setzen und entspannt zocken. So wie damals als Beginner, als Rollenspiel noch Spaß machte.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Infernal Teddy am 14.03.2019 | 10:14
Das Eröffnungspost liest sich ziemlich verbissen, verkopft, perfektionistisch und verkrampft.
Hier liegt wohl meiner Meinung die Crux.
Spielleiten sollte leicht von der Hand gehen, wenn ich aber hier im Forum lese, wie einige SL die Materie angehen, was für tausend Regeln sie lesen, was für Millionen Kampagnen sie planen, was für diverse Spiele mal wieder gekauft und studiert werden und überhaupt, was für ein Bohei um RPG an sich gemacht wird, wundert es mich nicht, dass dabei der konkrete Spaß (also das, was am Tisch passiert) auf der Strecke bleibt.

Vielleicht einfach weniger theoretisieren, Rollenspiele kaufen und studieren, und einfach nur an den Tisch setzen und entspannt zocken. So wie damals als Beginner, als Rollenspiel noch Spaß machte.

Manche von uns haben halt anspruch. Und manchmal haben die Spieler überzogene Ansprüche.

Und manchmal...
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: KhornedBeef am 14.03.2019 | 10:31
Das Eröffnungspost liest sich ziemlich verbissen, verkopft, perfektionistisch und verkrampft.
Hier liegt wohl meiner Meinung die Crux.
Spielleiten sollte leicht von der Hand gehen, wenn ich aber hier im Forum lese, wie einige SL die Materie angehen, was für tausend Regeln sie lesen, was für Millionen Kampagnen sie planen, was für diverse Spiele mal wieder gekauft und studiert werden und überhaupt, was für ein Bohei um RPG an sich gemacht wird, wundert es mich nicht, dass dabei der konkrete Spaß (also das, was am Tisch passiert) auf der Strecke bleibt.

Vielleicht einfach weniger theoretisieren, Rollenspiele kaufen und studieren, und einfach nur an den Tisch setzen und entspannt zocken. So wie damals als Beginner, als Rollenspiel noch Spaß machte.
Der Fairness halber: wenn keiner die Regeln liest, scheitert das Spiel; wenn keiner ein Abenteuer vorbereitet oder sich beibringt massiv zu Improvisieren, scheitern zumindest wichtige Spielstile; ich bin schon eher bedacht auf eine Balance , aber Null-Prep bei Delta Green ist Quatsch.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Sphinx am 14.03.2019 | 10:41
Der Fairness halber: wenn keiner die Regeln liest, scheitert das Spiel; wenn keiner ein Abenteuer vorbereitet oder sich beibringt massiv zu Improvisieren, scheitern zumindest wichtige Spielstile; ich bin schon eher bedacht auf eine Balance , aber Null-Prep bei Delta Green ist Quatsch.

Richtig, aber ich denke was gemeint war das System Hopping das recht verbreitet bei Spielleitern ist. Nach dem Motto auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Isegrim am 14.03.2019 | 10:45
Manche von uns haben halt anspruch.

Selber schuld.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: bobibob bobsen am 14.03.2019 | 10:51
Ich übertrage Aufgaben auf meine Spieler und habe damit einfach nur gute Erfahrungen gemacht. Am Ende eines Abends besprechen wir kurz wer was beitragen kann. Mitspieler A überlegt sich 3 NSC mit Motivation und Bild. Mitspieler B schreibt eine kurze Zusammenfassung und formuliert Ziele für das nächste Treffen. Mitspieler C erroiert mal wie man eine bestimmte Regel korrekt anwendet Wenn einer seine Aufgaben nicht erledigt bekommt er meist von den Mitspielern einen Rüffel  die ihre Aufgaben erledigt haben. Da bin ich SL dann raus.
Wenn gar nichts funktioniert breche ich eine Runde auch mal ab und schicke alle nach Hause zum nachdenken. Wenn dann keine Reaktion kommt ist die Runde für mich tot.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Crimson King am 14.03.2019 | 10:53
Ich stelle mir vielmehr die Frage, die oben auch schon von klugen Mitforisten gestellt wurde, nämlich "Möchte ich eigentlich soziale Kontakte unterhalten, bei denen ich regelmäßig viel mehr investiere als mein Gegenüber?".

Das hängt aus meiner Sicht der Art und dem Zweck des sozialen Kontaktes ab.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: RPGFan am 14.03.2019 | 10:54
Ich übertrage Aufgaben auf meine Spieler und habe damit einfach nur gute Erfahrungen gemacht. Am Ende eines Abends besprechen wir kurz wer was beitragen kann. Mitspieler A überlegt sich 3 NSC mit Motivation und Bild. Mitspieler B schreibt eine kurze Zusammenfassung und formuliert Ziele für das nächste Treffen. Mitspieler C erroiert mal wie man eine bestimmte Regel korrekt anwendet Wenn einer seine Aufgaben nicht erledigt bekommt er meist von den Mitspielern einen Rüffel  die ihre Aufgaben erledigt haben. Da bin ich SL dann raus.
Wenn gar nichts funktioniert breche ich eine Runde auch mal ab und schicke alle nach Hause zum nachdenken. Wenn dann keine Reaktion kommt ist die Runde für mich tot.

Hui, das ist straight, verfolgt aber m.M. einen richtigen Ansatz.  :d
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Crimson King am 14.03.2019 | 10:56
Das Eröffnungspost liest sich ziemlich verbissen, verkopft, perfektionistisch und verkrampft.
Hier liegt wohl meiner Meinung die Crux.
Spielleiten sollte leicht von der Hand gehen, wenn ich aber hier im Forum lese, wie einige SL die Materie angehen, was für tausend Regeln sie lesen, was für Millionen Kampagnen sie planen, was für diverse Spiele mal wieder gekauft und studiert werden und überhaupt, was für ein Bohei um RPG an sich gemacht wird, wundert es mich nicht, dass dabei der konkrete Spaß (also das, was am Tisch passiert) auf der Strecke bleibt.

Vielleicht einfach weniger theoretisieren, Rollenspiele kaufen und studieren, und einfach nur an den Tisch setzen und entspannt zocken. So wie damals als Beginner, als Rollenspiel noch Spaß machte.

Mir macht Rollenspiel heute mehr Spaß als in der Anfangszeit, gerade weil ich mich intensiv mit vielen Themen ums Hobby auseinandergesetzt und ein besseres Verständnis fürs Hobby entwickelt habe, aber auch, weil ich dysfunktionale Runden nicht lange durchziehe.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Infernal Teddy am 14.03.2019 | 10:57
Selber schuld.

*Schulterzuck*
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: First Orko am 14.03.2019 | 11:48
Das Eröffnungspost liest sich ziemlich verbissen, verkopft, perfektionistisch und verkrampft.
Hier liegt wohl meiner Meinung die Crux.
Spielleiten sollte leicht von der Hand gehen, wenn ich aber hier im Forum lese, wie einige SL die Materie angehen, was für tausend Regeln sie lesen, was für Millionen Kampagnen sie planen, was für diverse Spiele mal wieder gekauft und studiert werden und überhaupt, was für ein Bohei um RPG an sich gemacht wird, wundert es mich nicht, dass dabei der konkrete Spaß (also das, was am Tisch passiert) auf der Strecke bleibt.

Vielleicht einfach weniger theoretisieren, Rollenspiele kaufen und studieren, und einfach nur an den Tisch setzen und entspannt zocken. So wie damals als Beginner, als Rollenspiel noch Spaß machte.

Ach das liest sich hier nur so, weil man das über die Masse so mitbekommt!  Gute Nachrichten sind eben meist (leider!) keine Nachrichten ;) Also tauscht man sich natürlich hauptsächlich darüber aus, was nicht klappt/einen nervt/einen beschäftigt usw.

Ich bemerke an mir aber, dass gerade das kritische Auseinandersetzen mit der Materie, das sich-ständig-Hinterfragen, die Diskussionen im Tanelorn, die Runden auf dem Treffen usw. meine Einstellung zu meiner Rolle als SL über die Dauer deutlich entspannter gemacht hat.

Ich weiß jetzt, was a) meine Stärken sind b) meine Schwächen sind und c) wo ich was ändern kann und möchte. Und das macht es am Spieltisch für mich sehr entspannt. Ich gehe weitaus unverkrampfter ran seitdem mir bewusst ist, warum (und zwar eben auch implizit! als inklusive unausgesprochene Ansprüche) wir alle am Tisch sitzen, was Anzeichen sind, dass es problematisch werden kann und wie ich damit umgehe.

Das habe ich aber erst geschafft durch eine Mischung aus Erfahrung, Diskussion, Anpassung und - eben auch Fehler. Sich ändern tut weh. Und diesen Schmerz liest man hier oft mit. Das heißt aber nun beileibe nicht, dass hier total verkopfte Perfektionisten schreiben, die sich real nicht mehr an Runden trauen, weil sie einer Utopie hinterherrennen! Gibt's sicher auch mal und so eine Phase hatte ich auch schon. Aber das ist sicher nicht der Normalzustand  ^-^
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Bulgador am 14.03.2019 | 12:34
Weltengeist, du klagst, dass dir der Schuh drückt, aber kommst nicht auf die Idee, ihn mal auszuziehen.
Vieles kann ich nachvollziehen, aber - mittlerweile - nur noch den Kopf darüber schütteln.

Viele deiner Punkte hängen daran, was DU glaubst, was ein Spielleiter tun MUSS, was zum Spielleiten dazugehört. Das Problem liegt hier zwischen deinen Ohren.
Der SL ist NICHT der Alleinunterhalter der Gruppe.
Der SL ist NICHT Erzieher/Motivator/Psychotherapeut der Gruppe.
Zum Spielleiten ist es NICHT zwingend erforderlich, stundenlange, ätzende VorbereitungARBEIT zwischen den Sitzungen zu leisten.

Ich schreibe mal ein paar Punkte. Vielleicht ist etwas dabei, das dir hilft.

Zur VorbereitungsARBEIT:
Spiel mal Dungeon World. Das Spiel hat mir gezeigt, wie anders Rollenspiel und Spielleiten funktionieren kann. War für mich ein echter Augenöffner.
Seitdem beschränkt sich meine Vorbereitung auf ein Minimum und macht Spaß.

Zur alleinigen Verantwortung:
Verteile Aufgaben!
Du kannst von niemandem erwarten, zwischen den Sitzungen Zusatzarbeit zu machen. Niemand schreibt ein Kampagnentagebuch, wenn er dazu nicht von sich aus Lust hat.
Aber du kannst erwarten, dass auch andere Gruppenmitglieder zu den Spielsitzungen selbst beitragen.
Der SL muss nicht zwingend auch Gastgeber sein. Spielt woanders, sodass du nicht auch noch aufräumen musst!
Einkaufen von Getränken und Knabbereien kann auch jemand anders erledigen.

Zur Motivation:
Spielleiter sind oft besonders motivierte, engagierte Rollenspieler. Aber nicht jeder, der gerne mal ne Runde Rollenspiel zockt, ist derart motiviert und engagiert. Nicht für jeden hat Rollenspiel einen so hohen Stellenwert. Das musst du erkennen und akzeptieren. Entweder du findest einen für dich zufriedenstellenden Weg, mit weniger engagierten Mitspielern umzugehen, oder du suchst dir Mitspieler, für die Rollenspiel ähnlich wichtig ist, wie für dich.
Du könntest eine größere Gruppe aufbauen, die auch spielt, wenn nicht alle dabei sind. Oder eine offene Runde anbieten; die ersten 5 Spieler, die zusagen/erscheinen, können mitspielen, weitere haben dann halt Pech/erhalten eine Absage.

Zu Problemspielern:
Du musst nicht mit jedem rollenspielen. Insbesondere musst du nicht mit jedem deiner Freunde rollenspielen. Ihr könnt auch was anderes zusammen machen.
Als SL entscheidest DU, für wen du leitest. Spiele nicht mit Menschen, mit denen zu spielen dir keinen Spaß macht.
Wenn du dich über unzuverlässige Spieler ärgerst, sprich mit ihnen und versucht, eine Lösung zu finden. Wenn ihr keine Lösung findet, spiel nicht mit ihnen.

Zur Terminfindung:
Es ist ein elendiges Trauerspiel, zwischen zwei Sitzungen einen neuen Termin zu finden. Tu das nicht!
Macht den nächsten Termin aus, wenn ihr ohnehin alle beisammensitzt: Zu Beginn oder am Ende einer Spielsitzung. Dazu hat jeder seinen Terminkalender dabei, sodass Termine sofort geprüft und dann eingetragen werden können.
Noch einfacher ist ein regelmäßiger Termin.

Zum Frust:
Wenn dich das Rollenspiel mehr ärgert, als dass es Spaß macht, leg mal eine Pause ein. Wirkt manchmal Wunder.
Lieber kein Rollenspiel, als schlechte Spielrunden.
Ich empfehle auch sehr, nicht Dauer-SL zu sein. Sei auch hin und wieder mal einfach nur Spieler. Das erlaubt Spielen ohne die von dir empfundene SL-Bürde und rückt die Perspektive zurecht.

Und ganz wichtig: Leg die Dienstleistermentalität ab!
Rollenspiel ist ein Gruppenspiel, und du als SL hast zwar eine besondere Aufgabe (Rolle) am Tisch, bist aber trotzdem ein Mitspieler und Gruppenmitglied wie die anderen auch.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: KhornedBeef am 14.03.2019 | 12:42
Zitat
Zur Motivation:
Spielleiter sind oft besonders motivierte, engagierte Rollenspieler. Aber nicht jeder, der gerne mal ne Runde Rollenspiel zockt, ist derart motiviert und engagiert. Nicht für jeden hat Rollenspiel einen so hohen Stellenwert. Das musst du erkennen und akzeptieren.
Moment. Die Beschwerde war ja eher dass der summierte Stellenwert aus "Ich mag Rollenspiel" und "ich zeige Beteiligung an einer gemeinsamen sozialen Betätigung" so gering wird, dass man das nur als persönliches "Fuck you" aufnehmen kann. Für den Fall lasse ich deine Erklärung nicht gelten. Also, DU darfst die für dich schon vertreten, aber am Tisch muss ich das nicht.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Bulgador am 14.03.2019 | 13:06
Moment. Die Beschwerde war ja eher dass der summierte Stellenwert aus "Ich mag Rollenspiel" und "ich zeige Beteiligung an einer gemeinsamen sozialen Betätigung" so gering wird, dass man das nur als persönliches "Fuck you" aufnehmen kann. Für den Fall lasse ich deine Erklärung nicht gelten.
Den Extremfall habe ich damit auch nicht gemeint.
Wenn ein Spieler dermaßen uninteressiert ist, dass man es nur als persönliches "Fuck you" aufnehmen kann, würde für mich der Punkt "Du musst nicht mit jedem spielen" greifen. Heißt konkret: den gleichgültige Spieler aus der Gruppe werfen und einen neuen Mitspieler suchen.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: KhornedBeef am 14.03.2019 | 13:07
Den Extremfall habe ich damit auch nicht gemeint.
Wenn ein Spieler dermaßen uninteressiert ist, dass man es nur als persönliches "Fuck you" aufnehmen kann, würde für mich der Punkt "Du musst nicht mit jedem spielen" greifen. Heißt konkret: den gleichgültige Spieler aus der Gruppe werfen und einen neuen Mitspieler suchen.
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 :d
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: SeldomFound am 14.03.2019 | 13:18
Ich mache den "Job" nun ja schon seit über 30 Jahren, und meine Motivation war bei vielen Spielleitern immer die, coole Geschichten zu schaffen, an denen meine Mitspieler und ich Freude hatten.

Naja, "coole Geschichten" kann ja vieles bedeuten.

Als Spielleiter hat man ja generell drei Hüte:

1. Beurteilung, Vermittlung und Unterstützung der Regeln für ein faires und unterhaltsames Zusammenspielen
2. Darstellung einer fiktiven Welt, die auf die Aktionen der Mitspieler reagiert.
3. Mitgestaltung einer Narrative, an die sich die Gruppe miteinander erfreuen kann

Das Zwischenmenschliche hängt irgendwo bei allen diesen drei Punkten mit drin und je nach dem Gruppenvertrag sind die Verantwortungen und der damit verbundene Aufwand von Zeit und Energie unterschiedlich verteilt. Grundsätzlich allerdings sollte ein "Nehmen und Geben" vorhanden sein. Wenn ich als SL zum Beispiel 10 Stunden für die Vorbereitung für eine Runde aufbringe, will ich auch dafür etwas Äquivalentes zurück haben, nämlich, dass mich meine Spieler mich mit ihren Ideen und Reaktionen unterhalten. Ich bin daher aktuell sehr dankbar für eine meine Mitspieler*innen, die sich hinsetzt und auf ihrer Seite Stücke und Gedichte überlegt, die sie im Spiel vorträgt.

Wenn man sich so eine Show wie Critical Role anschaut, sieht man das auch ganz gut. Der Spielleiter, Matt Mercer hat einiges vorbereitet, aber das macht sich auch für ihn bezahlt, da seine Spieler*innen nämlich auch selbst ihre eigene Vorbereitungen treffen, allen voran Sam Riegel, der zum Beispiel jedes Mal, wenn er mit seinem Charakter eine entsprechende Fähigkeit benutzt, einen kurzen Song, Witz oder Gedicht improvisiert oder von seinen Notizen aus vorträgt.

Als Spieler sehe ich es daher als meine Verantwortung, die Welt des Spielleiters erstmal ernst zu nehmen, und mir zu überlegen, was ich für die Unterhaltung am Spieltisch beitragen kann. Jedoch, ich will ehrlich sein, manchmal habe ich Scheuklappen auf und übersehe eine Reaktion meiner Mitspieler*innen oder ihren Versuch, sich selbst ins Spiel mit einzubringen.

Alles weitere, was ich zu dem Thema denke, hat meine Meinung nach Seth Sorkowski besser auf den Punkt gebracht, als ich es könnte:

https://www.youtube.com/watch?v=KBymJBOjwEc&t=665s
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: Weltengeist am 14.03.2019 | 17:54
Alles weitere, was ich zu dem Thema denke, hat meine Meinung nach Seth Sorkowski besser auf den Punkt gebracht, als ich es könnte:

https://www.youtube.com/watch?v=KBymJBOjwEc&t=665s

Super-Beitrag!
(Nur den genauen Startzeitpunkt habe ich nicht verstanden)

Gerade der Punkt "Player Job #4: Assist the Moderation" ist letztlich das, worum es mir in diesem Thread im Kern geht. Mir ist schon klar, dass Vorbereitung usw. Aufgabe des Spielleiters ist, und da kann ja letztlich auch jeder soviel Energie reinstecken, wie er will - vom Vorbereitungsfanatiker bis zum Impro-Spielleiter. Aber mir will verdammt nochmal nicht einleuchten, warum der Spielleiter auch für alle OOC-Aspekte der Gruppe allein verantwortlich sein soll.

Genau die irgendwo weiter oben angesprochene Mentalität, man könne von Spielern schließlich nicht mehr erwarten, als dass sie alle einigermaßen pünktlich am Spieltisch sitzen, hängt mir inzwischen nur noch zum Hals raus. Es gibt SEHR viel mehr, was auch die Spieler dazu beitragen können, dass die Runde toll wird. Und meiner Meinung nach sollten sie das auch tun.
Titel: Re: Warum ist eigentlich immer der Spielleiter schuld?
Beitrag von: SeldomFound am 14.03.2019 | 18:12
Super-Beitrag!
(Nur den genauen Startzeitpunkt habe ich nicht verstanden)


Ja, da hatte ich zuletzt gestoppt und das wurde im Link gespeichert.

Ich schätze bei Seth sein Mantra "Whatever happens, I'm going to have fun today." Ansonsten kann ich auch die Videos von Guy empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=Sym1sTA5e2k&list=PLUd6XtD1PA7Yf-FSzj79MQmxXabhX_9Tb