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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Pen & Paper - Umfragen => Thema gestartet von: grannus am 6.06.2019 | 08:06

Titel: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: grannus am 6.06.2019 | 08:06
In diversen Nachbarthreads werden derzeit Grenzen und deren Überschreitung, Befindlichkeiten und Verantwortung gesprochen.

Mich würden interessieren, was eure thematisch härtesten Szenarien sind, welche ihr euren Spielern anbieten könnt.  Wenn ich von "Härte" spreche, dann meine ich sowohl Thematik, Spielform, Ton etc.

Es muss da draußen Spielleiter und Spieler geben, die auch mal eine härtere Gangart bevorzugen und diese Erfahrungen auch positiv abspeichern können.

Natürlich würde mich dazu auch interessieren, was für Erfahrungen ihr mit diesen Szenarien hattet.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Luxferre am 6.06.2019 | 08:13
Ich bevorzuge grundsätzlich keine harte Gangart.

Als SL leite ich jedoch konsequent. Wenn die SC nicht sonderlich zimperlich sind, wird die Umwelt irgendwann entsprechend plausibel darauf reagieren. Das vorab.

Mein bisher grenzwertigstes Szenario waren Kindermorde in einer Großstadt, die aufgeklärt werden mussten. Den Kindern wurden Textzeilen ins leblose Fleisch geritzt und es war klar, dass mi jedem Kind eine neue Eskalationsstufe erreicht wird und es nächstes Mal schlimmer wird.
Ehrlich gesagt hat mich das ziemlich an meine Grenzen gebracht. Bin wohl zu sensibel für solchen Scheiß  >;D
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: SeldomFound am 6.06.2019 | 08:19
Ich habe ein Abenteuer auf Lager, dass mit einem Mord in einem Bordell anfängt und eine Obduktion zumindest hilfreich ist. In diesem Abenteuer kann es auch passieren, dass man von dem Täter gefangen genommen und zu einer Teestunde gezwungen wird.

Am Schlimmsten war aber meine Erfahrung, als ich einen Geiselnehmer ausspielen musste und die Spieler eskaliert haben. Wir haben dann zurückgespult, als es für die Spieler zu brutal wurde.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Caranthir am 6.06.2019 | 08:23
Ich kann mich da an kaum etwas erinnern. Früher waren das hauptsächlich brutale Gewaltszenen. Wir haben jahrelang Rolemaster gespielt und da kam es regelmäßig vor, dass Gliedmaßen geflogen sind. Das war für Spieler nicht wirklich toll. Ich kann mich noch gut an eine Szene erinnern, in der ein Spieler mit Tränen in den Augen sein Charakterblatt zeriss und schluchzte, "Dann bin ich jetzt halt tot". Heute weiß ich, dass man das auch anders lösen kann. Absprachen über Charaktertode sind da ein Mittel, dann aber auch einfach das passende Regelwerk wählen.

Zum Thema Gewalt fällt mir auch eine Spielerin ein, die es sehr schwer verkraftet, wenn ihre Spielfigur überhaupt nur verletzt wird und ich sehe ihr an, dass ihr das zu viel wird. Ingame hat sie jetzt ihren Aufpasser und ich als SL baue Kämpfe jetzt so, dass sie immer eine Chance hat, ihre Elbin verschwinden zu lassen. Das ist rein meta, hat mit den Regeln und damit, was die Gegner eigentlich machen würden, nichts zu tun. Auch würde ich zukünftig weniger und unblutigere Kämpfe bringen.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Issi am 6.06.2019 | 08:46
Eine Figur wurde mal gefoltert. Verhör mit Finger brechen u Ä.
Und jetzt kommt der Witz: Es hat dem betroffenen Spieler super viel Spaß gemacht.
Er hat über das ganze Gesicht gestrahlt und diese Extra Zuwendung genossen.  ~;D

Mir geht es da anders - als Spieler - sobald Beschreibungen zu explizit werden, gehe ich lieber für ne Weile aus dem Raum.
Oder versuche mit meinen Figuren zu intervenieren,falls das möglich ist.


Insofern : Spieler sind da sehr, sehr sehr unterschiedlich.

Edit. Wenn ich merke, dass ich allein am Tisch mit der Szene ein Problem habe, gehe ich einfach kurz raus.
Als SL geht das natürlich nicht. Aber da nimmt mich alles komischerweise auch nicht so mit.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Gunthar am 6.06.2019 | 08:48
Warhammer Fantasy ist auch recht brutal. Ein bis zwei Treffer kann man einstecken, bis es kritisch wird. Verkrüppelungen sind in der Regel dauerhaft, da scheinbar keine Magie existiert, die Verkrüppelungen heilt. (Ausser ich hätte da was übersehen.)
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: fivebucks am 6.06.2019 | 09:17
Eine AD&D Runde mit bösen Charakteren. Wir haben einen Bane Tempel gemanaget; so mit schwarzen Messen und Plagen auf das widerspenstige Volk herab rufen. War eher spaßig als schröcklich.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: First Orko am 6.06.2019 | 09:32
Ich habe auf dem Treffen mal eine Don't rest your head - Runde mit der Prämisse "Sucker Punch mit mehr Schwerpunkt auf den Psycho-Anteil und Einfluss von Pans Labyrinth etc." geleitet. In der Ausschreibung war zusätzlich ein Disclaimer, dass Themen wie Mißbrauch, Selbstverletzung etc. vorkommen können, also quasi "nach oben offen".
Ich hatte keinen Plot geplant, bei DRYH haben die erstellen Charaktere sehr viel Einfluss auf die Entwicklung, daher hätte ich nicht vorhersagen können, was drankommt.

Die Mitspieler wussten also, was sie erwartet und hatten Bock auf das Experiment.

Grundthema der Runde war das Konfrontieren der Charaktere mit ihren jeweiligen Traumata und die Frage, welche Entscheidungen sie daraus treffen.

In einer Flashbackszene wachte ein Charakter nachts auf und hörte seine kleine Schwester unten mit ihrem Vater reden. Er schlich sich nach unten und sah aus der angelehnten Tür, wie ihr Vater sie vom Joint ziehen lässt. Ich habe angedeutet, dass er noch mehr macht - aber nicht genau was. Der Spieler hatte die Wahl, einzugreifen - oder nicht. (Der innere Konflikt war, dass seine Schwester vorher dafür gesorgt hatte, dass der SC vom Vater Prügel bezieht).

Das war die extremeste und intensivste Szene, die ich als SL jemals geleitet habe. Ich kenne den Spieler und wusste, dass er damit umgehen kann.

Die Spielsitzung war kurz (2,5h glaub ich) aber sehr intensiv und wurde von allen MitspielerInnen als sehr positiv bewertet. Soweit ich das beurteilen kann, ist niemand traumatisiert da rausgegangen ;)


Da ja im Nebenthread schon wiederholt (mal wieder) Unverständnis geäußert wurde, wie man "solche Themen" ins Rollenspiel bringen könnte bzw. das überhaupt jemand sowas wie Spass damit haben kann, würde ich da gerne noch einmal versuchen, darauf einzugehen. Das Thema hat mehrere Ebenen, mal sehen ob ich das irgendwie strukturiert hinbekomme.

1) Ich mag auch anderer Arten zu spielen
Das schreibe ich lieber mal vorweg, um bestimmten Ersteindrücken gegenzuwirken. Nur weil jemand manchmal "abgefuckten Scheiß" im Rollenspiel mag, heißt das nicht, dass das der einzige Lebensinhalt ist. Weit gefehlt! Sowas _will_ ich gar nicht ausschließlich machen! Ich spiele/leite auch mit Vorliebe Mouse Guard, Geheime Welt der Katzen aber auch gern mal klassisches Dungeoncrawling. Das schließt sich nicht aus. Ich bin auch nicht mehr oder weniger Freak als du ;)

2) Der Ästhetische Sinn fürs Groteske
Bei mir zuhause hängt ein Giger-Poster, ich mag Lynch-Filme, Psycho-Horror und finde klassichen Okkultismus spannend. Damit ergänze ich mich sehr gut mit meiner Liebsten. Wir beide (sie noch deutlich mehr) haben aber schon oft die Erfahrung machen müssen, dass wir damit von der "Norm" abweichen. Diese Norm ist stark durch den Zeitgeist geprägt und uns beide eint auch, dass wir mit zeitgenössischer, "üblicher" Ästhetik wenig anfangen können - sei es nun Kunst, Architektur, Fotografie oder sogar Prosa. Nun ist es so, dass die natürliche Reaktion auf Abweichendes erstmal Ablehung (vmtl steht das Selbstschutz im Vordergrund) ist. Trotzdem ist das aus meiner Sicht irritierend, denn dass ich mich für Abseitiges interessiere, heißt ja nicht, dass ich da nicht auch Grenzen habe - meine liegen nur woanders, sind verschoben in Bereiche, die für andere "normal" sind.
Was ICH beispielweise nicht nachvollziehen kann sind hyperrealistische Kriegsszenarien - sei es im Rollenspiel, Prosa oder als PC-Spiele (ich habe schon immer CoD und Konsorten vermieden und "This war of mine" habe ich 2h etragen können). Trotzdem akzeptiere ich, dass Menschen damit Freude haben - und verurteile sie nicht. Wieso sollte ich? Ich kann sogar rational nachvollziehen, wo da die Faszination herkommt.

3) Gezielte Grenzüberschreitung im Angesichts des realen Schreckens
Wenn ich mich in diese Grenzthemen vorwage, dann geht es auch darum, meinen Wohlfühlbereich anzukratzen und zu sehen, wie ich damit umgehe. Klingt paradox? Kommt drauf an. Was ich bisher so in meinem Leben mitbekommen habe (zum Glück weniger persönlich sondern hauptsächlich durch Zweite/Dritte) ist, dass egal was wir uns vermeintlich "Hartes" ausdenken: Was real um uns herum passiert, ist garantiert noch abgefuckter. Was Menschen sich antun, kann man sich zT nicht ausdenken.
Warum versucht man es dann trotzdem? Um Handlungen abzuleiten, um aus einer Ohmacht ansichts der Abgefucktheit unserer Welt Situationen zu schaffen, in denen wir etwas machen können. In denen ich mich hineindenke und versuche, aus der Ohnmacht herauszutreten und aktiv zu werden - und wenn es nur in meinem Kopf ist.

Das hat nichts mit sadistischen Fantasien zu tun. Ich möchte das auch als Spieler - und zwar nicht nur bei den harten Zeug. Ich möchte auch in sozialen Konflikten die Möglichkeit haben, mit geziehlten Method Acting in eine Situation zu gelangen, in der ich mich als echte Person unwohl fühlen würde - und dann durch den Wechsel in die "Author Stance" wieder Handlungen zu entwickeln und die Situation zu überwinden.

Rollenspiel ist für mich eine Gelegenheit, nicht nur der Welt zu entfliehen sondern dabei auch noch über mich hinauszuwachsen - auch wenn es "nur" ausgedachte Situationen sind. Allerdings bin ich auch überzeugt, dass das bisher einen (mindestens geringen) positiven Einfluss auf meine echte Persönlichkeit hatte ;)
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Scurlock am 6.06.2019 | 09:34
In meiner SaWo/Interface Zero-Runde habe ich eine Strassengang namens "Die Wagners" als kleinen Nebenplot eingeführt. Sprich die Charaktere sind mehr oder minder zufällig auf deren "Hauptquartier" gestoßen. War ne Reminiszenz an Hills have Eyes/Texas Chainsaw Massacre, also leicht mutierte Hinterwäldler mit dem Hang, Cyberware aus lebenden Opfern auszuschlachten...
Ist den Spielern mit einer Mischung aus Spaß und Ekel in Erinnerung geblieben. Diesen Härtegrad will und werde ich aber nicht weiter überschreiten...
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Sphinx am 6.06.2019 | 09:40
Abseits von Kämpfen hälte ich selbst bei einem düsteren Setting das ganze ehr leicht. Eine Folterscene würde ich z.B. nicht ausspielen und es nur zusammen fassen.
Wo ich wenig Probleme habe ist im Kampf, da fliegen sprichwörtlich schon mal die Fetzen :)
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: ghoul am 6.06.2019 | 17:04
Cthulhu - Der Garten der Lüste.
Die SC sind Mitglieder der Spanischen Inquisition.
Das zynische:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Thematisch hart, spielerisch anspruchsvoll.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Swafnir am 6.06.2019 | 17:18
Cthulhu - Der Garten der Lüste.
Die SC sind Mitglieder der Spanischen Inquisition.
Das zynische:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Thematisch hart, spielerisch anspruchsvoll.

In einem anderen Cthulhu-Abenteuer spielt man Polizisten die gegen einen Kinderporno-Ring ermitteln. Mir fällt aber gerade der Name nicht ein.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Alexandro am 6.06.2019 | 17:47
Ich hatte mal ein Horror-Szenario in einem sozialen Brennpunkt, wo die Spieler mit einer alleinerziehenden Mutter interagieren mussten, die Zeugin des Verbrechens war und daher potentiell wichtige Hinweise hatte. Allerdings wollte diese nicht mit den SC reden und verhielt sich ziemlich seltsam, weswegen sie erstmal deren Wohnung observierten. Anhand der Observierung wurde ziemlich schnell klar, dass die Mutter ihre eigene (minderjährige) Tochter prostituierte.

Natürlich haben die SC dem Ganzen ziemlich schnell einen Riegel vorgeschoben. Die Ausrede der Frau war "Hätte ich das nicht gemacht, dann wären wir beide schon längst verhungert" (oder irgendwas in der Art), aber aus Sicht der SC war so ein Verhalten einfach unentschuldbar (sollte auch von Seiten des SL nicht relativiert werden - es ging darum ihnen zu zeigen, wie verkommen das Viertel ist, in dem sie sich befinden).

Wirklich zufrieden war ich mit der Szene trotzdem nicht (habe sehr tief in die Klischee-Kiste gegriffen) und heute würde ich so etwas plakatives wohl nicht mehr ohne weiteres machen, aber die Szene wurde trotzdem als denkwürdig und spannend empfunden und die Spieler haben sich noch oft dran erinnert. Der Kontext ist bei solchen Sachen eben doch wichtig (als Denkanstoß für gewisse Leute, die meinen solche Inhalte wären immer falsch und verwerflich).
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Chiarina am 6.06.2019 | 17:53
Ich habe in meiner Ars Magica Saga dafür gesorgt, dass der verblichene Simon de Montfort durch einen Dämonenkult eine Reinkarnation erlebt hat. Dafür wurde eine unschuldige Bäuerin in einem finsteren Ritual geschwängert. Nachdem der in ihr herangewachsene Simon lebensfähig war, wurde er ihr neun Monate später durch ein weiteres Ritual aus dem Leib herausgeschnitten. Das alles ist Offstage geschehen.

Die Spielerfiguren haben aber dann den "entsorgten" Leichnam der Bäuerin im Straßengraben gefunden und ihren Geist beschworen, um zu erfahren, was mit ihr geschehen ist. Die Geschichte ihres Martyriums aus der Ich-Perspektive zu erzählen hat mich als Spielleiter ziemlich an die Grenze gebracht. Hinterher war mir unangenehm flau im Magen. Solche Sachen sind bei mir sehr seltene Ausnahmen.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: nobody@home am 6.06.2019 | 17:55
"Härte" interessiert mich einfach nicht besonders. Das Leben ist an sich schon öfter mal 'ne Hühnerleiter, da muß ich mich nicht auch noch in meiner Freizeitfantasie in so etwas hineinsteigern, geschweige denn andere mit hineinziehen.

Als grobe Daumenregel würde ich einen Vergleich zum Fernsehen heranziehen: was da schon nur nachts und mit vorgeschalteter Altersfreigabe ausgestrahlt wird, kommt mir nicht ins Szenario. Und dabei fühle ich mich nicht mal großartig eingeschränkt, denn mit den Gegenstücken zu Nachmittags- und Abendprogramm kann ich immer noch wunderbar arbeiten. :)
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Issi am 6.06.2019 | 18:01
"Härte" interessiert mich einfach nicht besonders. Das Leben ist an sich schon öfter mal 'ne Hühnerleiter, da muß ich mich nicht auch noch in meiner Freizeitfantasie in so etwas hineinsteigern, geschweige denn andere mit hineinziehen.

Als grobe Daumenregel würde ich einen Vergleich zum Fernsehen heranziehen: was da schon nur nachts und mit vorgeschalteter Altersfreigabe ausgestrahlt wird, kommt mir nicht ins Szenario. Und dabei fühle ich mich nicht mal großartig eingeschränkt, denn mit den Gegenstücken zu Nachmittags- und Abendprogramm kann ich immer noch wunderbar arbeiten. :)
Geht mir im Rollenspiel idR.  auch so.

Bei Filmen schau ich mir dagegen auch mal solche an, die gesellschaftliches Leid zeigen oder ernstere Themen haben.
Und bin dann dementsprechend mitgenommen, beziehungsweise denke noch länger darüber nach.
Nur seichte Hollywood Streifen, würden mich da auf Dauer vermutlich langweilen.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Huhn am 6.06.2019 | 20:01
Ich hatte ne Weile schon Spaß daran, als Spielerin auch mal meine Grenzen zu erkunden. Mit "Die Geschichte der Kati S." (https://www.cthulhu-webshop.de/cthulhu-now_todesangst_cthulhu_now.html) für Cthulhu Now war die Grenze definitiv erreicht. Sehr stimmungsvoller Abend - aber da waren einige Szenen drin, die ich echt zu verdauen hatte. Damit sind bestimmte Themen für mich im Rollenspiel abgehakt. Gewalt und Leid, wenn sie sich zu "real" anfühlen - also in der Jetztwelt spielen und glaubwürdig aufgebaut und geschildert werden - brauche ich derzeit nicht.

Als SL musste ich feststellen, dass mir allzu ernste/abgründige Geschichten nicht liegen. Ich kann das einfach nicht darstellen - zu gutmütig und naiv, zu wenig Lebenserfahrung etc. Insofern hat sich die Frage, ob ich sowas leiten wollen würde, von selbst erledigt. Das nimmt mir sowieso niemand ab. Bin halt ne Gute. ^-^
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Swafnir am 6.06.2019 | 20:03
Ich hatte ne Weile schon Spaß daran, als Spielerin auch mal meine Grenzen zu erkunden. Mit "Die Geschichte der Kati S." (https://www.cthulhu-webshop.de/cthulhu-now_todesangst_cthulhu_now.html) für Cthulhu Now war die Grenze definitiv erreicht. Sehr stimmungsvoller Abend - aber da waren einige Szenen drin, die ich echt zu verdauen hatte. Damit sind bestimmte Themen für mich im Rollenspiel abgehakt. Gewalt und Leid, wenn sie sich zu "real" anfühlen - also in der Jetztwelt spielen und glaubwürdig aufgebaut und geschildert werden - brauche ich derzeit nicht.

Als SL musste ich feststellen, dass mir allzu ernste/abgründige Geschichten nicht liegen. Ich kann das einfach nicht darstellen - zu gutmütig und naiv, zu wenig Lebenserfahrung etc. Insofern hat sich die Frage, ob ich sowas leiten wollen würde, von selbst erledigt. Das nimmt mir sowieso niemand ab. Bin halt ne Gute. ^-^

Das Abenteuer meinte ich weiter oben.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Huhn am 6.06.2019 | 20:11
Das Abenteuer meinte ich weiter oben.
Ja... das war thematisch eindeutig das krasseste, das ich bislang gespielt habe. Nicht nur wegen des Kindesmissbrauchs.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: ghoul am 6.06.2019 | 20:14
Ich glaube gerade bei Cthulhu gibt es so eine Tendenz, wenn der Autor keine guten Ideen hat, dann gibt es halt was Schockierendes mit gequälten Kindern.
Echt verzichtbar. :q
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Huhn am 6.06.2019 | 20:17
Ich glaube gerade bei Cthulhu gibt es so eine Tendenz, wenn der Autor keine guten Ideen hat, dann gibt es halt was Schockierendes mit gequälten Kindern.
Das Abenteuer, so wie es für mich geleitet wurde, war wirklich stimmungsvoll und keineswegs eine Aneinanderreihung billiger Schockeffekte. Genau deswegen hat es mich ja so mitgenommen. Für mich war die Szene, in der wir einem Musiker während seines Konzerts die Nachricht vom Tod seiner Freundin überbringen mussten viel schlimmer als die Sammlung Kinderpornos im Keller. Es war gar nicht grundsätzlich die Thematik, die mich so alle gemacht hat, sondern dass sie eben für Cthulhu-Verhältnisse doch recht vorsichtig eingeführt wurde.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Swafnir am 6.06.2019 | 20:20
Das Abenteuer, so wie es für mich geleitet wurde, war wirklich stimmungsvoll und keineswegs eine Aneinanderreihung billiger Schockeffekte. Genau deswegen hat es mich ja so mitgenommen. Für mich war die Szene, in der wir einem Musiker während seines Konzerts die Nachricht vom Tod seiner Freundin überbringen mussten viel schlimmer als die Sammlung Kinderpornos im Keller. Es war gar nicht grundsätzlich die Thematik, die mich so alle gemacht hat, sondern dass sie eben für Cthulhu-Verhältnisse doch recht vorsichtig eingeführt wurde.

Ich fand es auch gut, aber eben hart. Ich hab es allerdings geleitet und nicht gespielt. Wie es den Spielern gefallen hat kann ich nicht sagen, ich kann mich aber an keine negativen Reaktionen erinnern.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Swafnir am 6.06.2019 | 20:39
Ich finde die CTHULHU-Oneshots "Block B" und "Cold War" noch ziemlich hart, weil die vorgefertigten Charaktere (Block B = teilweise Schwerverbrecher, Cold War = richtig krasse und kranke Kultisten) einen schon ziemlich Überwindung kosten. Hab aber beide bisher nur gelesen und hab daher noch keine Erfahrungen, wie sich das im Spiel anfühlt.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Eiserne Maske am 6.06.2019 | 20:51
Mehrheitlich scheint Härte von den bisherigen Postern abgelehnt zu werden.

Ich kann die Argumentation schon verstehen, allerdings scheint mir durch den Blick auf Rollenspiele anderer Länder klar dass wir Deutschen uns ganzer Genres berauben: Moderner Polizeithriller, Horror und auch der meisten historischen Szenarien.

Die Spanier haben Aquelarre, ein mittelalterliches Horrorspiel mit Dämonen, die Franzosen unzählige Krimispiele wie COPS, wo Frauenleichen schon mal am Fleischerhaken aufgehängt gefunden werden oder auch "L' affaire Greenberg", eine legendäre FBI-Kampagne die angeblich die Inspiration für die Serie "True Detective" gewesen sein soll. Bei den Amis gibts ebenfalls reihenweise Horrorspiele, die unter die Gürtellinie gehen. Und was die Italiener angeht, einfach mal "SINE REQUIE" googlen...

Zum einen beruhigend, dass wir Deutschen noch nicht so zynisch wie die anderen Nationen mit dem Thema Gewalt umgehen... Aber es macht unsere Spiele wenn schon nicht langweiliger, so doch zumindest gesetzter. 
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Der Läuterer am 6.06.2019 | 21:37
Alles in gewissen Dosen.
Härte darf sich nicht abnutzen, sondern muss immer wieder Nadelstiche setzen.

Wenn ein Spieler aus dem Zimmer geht, weil er/sie die Details nicht erträgt, ist das völlig okay für mich und auch realistisch. Soll heissen; auch unter echten Polizisten hat nicht jeder einen starken Magen.

Als SL einen Char auf qualvolle Art aus dem Spiel zu nehmen, ist nicht die Kunst.

Aber einen Char Stück für Stück zu filetieren und ihn dabei wieder und wieder dazu zu bringen immer weiter und weiter zu gehen, ohne dass der Spieler frustriert oder angeekelt hinschmeisst, das ist die wahre Kunst des SLern. Die Motivation muss gegenüber der Frustration überwiegen.

Das gelingt mir mitunter ganz gut. ABER SELBST kann ich es schwerlich ertragen.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Issi am 6.06.2019 | 22:22
Mehrheitlich scheint Härte von den bisherigen Postern abgelehnt zu werden.
Nein ablehnen nicht.
Es macht für mich auch einen Unterschied, ob ich spiele oder leite.
Beim Leiten habe ich mehr Kontrolle über die Beschreibungen. Beim Spielen idR. nicht.
Und ich kann mir das Meiste ziemlich lebhaft vorstellen. Daher herrscht größerer Weichei Alarm.

Ich finde man kann auch Grenzen ausloten, und mit den Beschreibungen trotzdem den guten Geschmack wahren.
Was das jetzt ist,  darüber lässt sich wunderbar streiten.

Edit. Ich kann wahrscheinlich ganz gut Szenarien leiten, die ich selbst nicht spielen könnte, (Zumindest nicht, ohne öfter mal rauszugehen). ~;D

Generell- Klar soll man sich vor dem Bösen auch fürchten. Und bei nem Grusel Abenteuer soll es auch gruselig sein .

Man muss dafür nicht jeden seelischen Abgrund beleuchten. Und super explizit muss es auch nicht sein.
Aber Andeutungen machen und Dinge anreißen kann man schon.

Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: ghoul am 6.06.2019 | 22:40
Huch, ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass ich das hier geleitet habe:
https://www.tanelorn.net/index.php/topic,106457.msg134635371.html#msg134635371
Verführung, Vergewaltigung, mutierte Geschlechtsorgane.
SC-Alter hm...
Naja, die Spieler wussten, dass diese Kampagne "speziell" sein würde. Eine Spielerin hat auch vorsichtshalber aufs Mitspielen verzichtet.

Nein, vor hartem Tobak verschliesse ich mich nicht, aber plump darf es eben nicht sein.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Huhn am 7.06.2019 | 11:26
Mehrheitlich scheint Härte von den bisherigen Postern abgelehnt zu werden.

Ich kann die Argumentation schon verstehen, allerdings scheint mir durch den Blick auf Rollenspiele anderer Länder klar dass wir Deutschen uns ganzer Genres berauben: Moderner Polizeithriller, Horror und auch der meisten historischen Szenarien.

Die Spanier haben Aquelarre, ein mittelalterliches Horrorspiel mit Dämonen, die Franzosen unzählige Krimispiele wie COPS, wo Frauenleichen schon mal am Fleischerhaken aufgehängt gefunden werden oder auch "L' affaire Greenberg", eine legendäre FBI-Kampagne die angeblich die Inspiration für die Serie "True Detective" gewesen sein soll. Bei den Amis gibts ebenfalls reihenweise Horrorspiele, die unter die Gürtellinie gehen. Und was die Italiener angeht, einfach mal "SINE REQUIE" googlen...

Also zumindest ich schließe "Härte" gar nicht aus. Die von dir genannten Beispiele find ich auch nicht unbedingt übermäßig hart, weil sie alle fantastisch genug sind, um sie eindeutig als "Spiel" zu sehen. Splatter, Gewalt und Sexualität empfinde ich nicht zwingend als "krasse" Themen und die kommen ja auch in jedem besseren Dungeoncrawl zur Genüge vor. Ich spiele sehr gerne Urban Fantasy und mag Horror als Genre grundsätzlich auch. Der unterhaltsamste Teil von Shadowrun war für mich immer Stadtkrieg. Und in DCC haben wir neulich versehentlich wen kopfüber in eine Weinpresse geworfen. Ist also echt nicht so, als hätte ich mit sowas ein Problem.

"Härte" bedeutet für mich eben eine starke Nähe zur Realität und ein gewisses Maß an Ohnmacht dem Horror gegenüber. Wenn ich das Gefühl habe, dass das, was ich hier zum Vergnügen bespiele in Wahrheit zwei Straßen weiter einer Person wirklich passieren könnte, dann fühle ich mich mies, dann beschäftigt mich das lange nachher und dann kriege ich Magenschmerzen ob der Ungerechtigkeit dieser Welt. Auf sowas hab ich keine Lust, wenn ich mich gerade erholen möchte. DIESE Art Härte mag ich gerade nicht. Da muss auch nicht gleich der Kinderporno-Ring gesprengt werden. Diese Art "Härte" kann auch sein, dass ein Kind ohne Abendbrot ins Bett geschickt wird. Oder jemand einem Obdachlosen 'nen Zahnpasta-Keks verfüttert. So etwas ist für mich krass, weil da die Grenze zwischen Spiel und Realität verschwimmt und ich mit dem unguten Gefühl zurückbleibe, dass ich so etwas in der Realität zulasse oder schlicht nichts daran ändern kann...

Um das mal mit Serien/Filmen zu illustrieren: Ich habe keine Lust auf Handlungen wie "The Wire", "Requiem for a Dream", "Die Wolke" oder so. Sowas geht mir derzeit zu nah.

Die wenigen Settings, die mir durch meine derzeitige Abneigung gegen diese "realistischen" Härte entgehen, sind zumeist Settings, auf die ich unabhängig davon auch keine Lust hatte. So pseudo-historische Settings rollen mir bloß die Fußnägel hoch (allein die Tatsache, dass Realismus mit besonderer Grausamkeit gleichgesetzt wird, ist ja irgendwie schon absurd) und Polizeiarbeit finde ich uninteressant. Insofern ist es für mich kein Verlust, die nicht zu nutzen.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 7.06.2019 | 11:26
Ich versuche, realistisch zu beschreiben, was im Kampf so passiert oder wie die Opfer von Kulten aussehen etc. Allerdings leite ich inzwischen selten Horror, ist nicht ganz so meins und es nutzt sich ab wenn ich das öfters leite. Zudem verkommt zwangsläufig alles derartige letztlich zu einer Horrorkomödie, und das liegt nicht immer an mir. Ich finde da oft entsprechende Spieler  ;D

Ich glaub das heftigste was ich mal gebracht hab war auf ner Webcon die SCs zu einem eigentlich harmlosen Auftrag zu schicken und sie in ein Horrorhaus mit frischen, zerstückelten und zu Kunstwerken gemachten Leichen kommen zu lassen. Die Spieler kannte ich aber schon alle und wusste dass das ok war.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Eiserne Maske am 7.06.2019 | 12:19
Also zumindest ich schließe "Härte" gar nicht aus. Die von dir genannten Beispiele find ich auch nicht unbedingt übermäßig hart, weil sie alle fantastisch genug sind, um sie eindeutig als "Spiel" zu sehen. Splatter, Gewalt und Sexualität empfinde ich nicht zwingend als "krasse" Themen und die kommen ja auch in jedem besseren Dungeoncrawl zur Genüge vor. Ich spiele sehr gerne Urban Fantasy und mag Horror als Genre grundsätzlich auch. Der unterhaltsamste Teil von Shadowrun war für mich immer Stadtkrieg. Und in DCC haben wir neulich versehentlich wen kopfüber in eine Weinpresse geworfen. Ist also echt nicht so, als hätte ich mit sowas ein Problem.

"Härte" bedeutet für mich eben eine starke Nähe zur Realität und ein gewisses Maß an Ohnmacht dem Horror gegenüber. Wenn ich das Gefühl habe, dass das, was ich hier zum Vergnügen bespiele in Wahrheit zwei Straßen weiter einer Person wirklich passieren könnte, dann fühle ich mich mies, dann beschäftigt mich das lange nachher und dann kriege ich Magenschmerzen ob der Ungerechtigkeit dieser Welt. Auf sowas hab ich keine Lust, wenn ich mich gerade erholen möchte. DIESE Art Härte mag ich gerade nicht. Da muss auch nicht gleich der Kinderporno-Ring gesprengt werden. Diese Art "Härte" kann auch sein, dass ein Kind ohne Abendbrot ins Bett geschickt wird. Oder jemand einem Obdachlosen 'nen Zahnpasta-Keks verfüttert. So etwas ist für mich krass, weil da die Grenze zwischen Spiel und Realität verschwimmt und ich mit dem unguten Gefühl zurückbleibe, dass ich so etwas in der Realität zulasse oder schlicht nichts daran ändern kann...

Um das mal mit Serien/Filmen zu illustrieren: Ich habe keine Lust auf Handlungen wie "The Wire", "Requiem for a Dream", "Die Wolke" oder so. Sowas geht mir derzeit zu nah.

Die wenigen Settings, die mir durch meine derzeitige Abneigung gegen diese "realistischen" Härte entgehen, sind zumeist Settings, auf die ich unabhängig davon auch keine Lust hatte. So pseudo-historische Settings rollen mir bloß die Fußnägel hoch (allein die Tatsache, dass Realismus mit besonderer Grausamkeit gleichgesetzt wird, ist ja irgendwie schon absurd) und Polizeiarbeit finde ich uninteressant. Insofern ist es für mich kein Verlust, die nicht zu nutzen.

Also eigentlich hast Du jetzt aber nur noch mal bekräftigend wiederholt, was alle Deine Vorposter bereits geschrieben hatten.

COPS ist eigentlich kein fantastisches Spiel und auch tatsächlich stark an "The Wire" angelehnt, die übrigen lassen die fantastische Komponente nur angedeutet... Ich habe schon verstanden was die meisten Poster hier mit "Härte" meinen, es geht um die berühmten menschlichen Abgründe, systemische Korruption, Rassismus, Sexualverbrechen, soziale Gewalt, Psychosen, etc... .  Das hab ich schon verstanden.

Das ist ja auch an sich eine sympathische Einstellung, alles was ich gemeint habe ist: Es gibt Genres, die in anderen Ländern (wie den USA oder auch Frankreich) bedient werden können und bei uns in Deutschland nicht, weil eben die Einstellung zur "Härte" anders ist. Dass es grundsätzlich kein Interesse an diesen Genres in Deutschland gibt glaube ich nicht so ganz, die Fernsehserien und die einschlägigen Krimis und Historienromane in den Bestsellerlisten sagen etwas Anderes aus. 

Ich schaue auf das Schwarze Auge (kein Bashing) und wie seltsam monolithisch dieses Setting von uns deutschen Rollenspielern behandelt wird. Da scheint mir ein Zusammenhang zu bestehen. Zum einen ist die deutsche Community möglicherweise weniger zynisch als die Ausländischen, zum anderen aber vielleicht auch unbeweglicher.

Ich finde übrigens Settings, in denen nicht alle Probleme prinzipiell lösbar sind, besser. Nun ja.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Huhn am 7.06.2019 | 13:20
Also eigentlich hast Du jetzt aber nur noch mal bekräftigend wiederholt, was alle Deine Vorposter bereits geschrieben hatten.
Hm, empfand ich nicht so. Aber sorry, wenns so rüberkam, wollte nicht doppelt moppeln. .__.

Es gibt Genres, die in anderen Ländern (wie den USA oder auch Frankreich) bedient werden können und bei uns in Deutschland nicht, weil eben die Einstellung zur "Härte" anders ist. Dass es grundsätzlich kein Interesse an diesen Genres in Deutschland gibt glaube ich nicht so ganz, die Fernsehserien und die einschlägigen Krimis und Historienromane in den Bestsellerlisten sagen etwas Anderes aus.
Naja hier im Thread spricht ja bloß ein Teil der Tanelorn-Community und nicht ganz Deutschland. Daraus jetzt zu schlussfolgern, in ganz Deutschland sei "Härte" im RPG nicht gewünscht, ist gewagt. Wenn ich an Spiele wie Cthulhu, die WoD oder auch Kleine Ängste denke, würde ich auch nicht sagen, dass deutsche Rollenspieler_innen "Härte" meiden und sich nur auf Kuschel-DSA einlassen. Lese ich im Übrigen auch aus diesem Thread hier nicht raus. Klar sagen hier alle, dass sie irgendwo eigene Grenzen haben. Es würde wohl auch ziemlich merkwürdig rüberkommen, wenn wir unreflektiert sagen würden: "Ich hab keine Grenze, ich spiel alles und je extremer, abartiger und abgründiger, desto besser!". Entsprechend wirst du bei solchen Umfragen wie hier immer auf das wenig überraschende Ergebnis kommen, dass Leute schildern, wo genau ihre Grenze (aka das härteste Szenario) für sie liegt.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Viral am 7.06.2019 | 13:21
Fuck for Satan ist zumindest stellenweise geschmacklos ....
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: rillenmanni am 7.06.2019 | 13:48
Mein härtestes Szenario war wohl eines, bei dem mir damals (2001, 2004) noch gar nicht bewusst war, dass man vorab bei der Gruppe Erlaubnis einholen sollte bzw dass man darob einige Jahre später im GAU über die sozialen Netzwerke in der eigenen Existenz "vernichtet" werden könnte.

Es war ein DSA-Abenteuer, und in einer Szene, die von den Helden definitiv nicht rechtzeitig entsprechend beeinflusst werden konnte, brachte ein Mob "in gerechtem Zorn" einen Säugling um, nämlich das Kind einer just wegen angeblicher namenloser Machenschaften getöteten Frau.

Warum brachte ich die Szene? Nicht, "weil es voll cool" war. (Im Gegenteil sind Kinder seit meiner ersten Vaterschaft 1997 mein persönlicher Schwachpunkt, und solche Szenen gehen mir sehr nah, und ich fühle mich extrem unwohl. Ich würde aber niemandem einen Strick daraus drehen, vorab nicht gewarnt worden zu sein (schon gar nicht über "asocial media"), und wahrscheinlich werde ich auch nie vom Tisch aufstehen.) Sondern weil ich die Szene als eine von mehreren Schlüsselszenen gesetzt hatte, um die bis dato unerfahrenen Helden zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht doch leichter (frewillig) empfänglich für die Einflüsterungen des Namenlosen zu machen. Im gesamten Abenteuer tritt das namenlose Wirken nämlich bis zum entscheidenden Moment, in dem sich die Helden haben entscheiden müssen, nicht "böse" auf, stattdessen werden die teils radikalen Reaktionen der "Guten" auf alles nur vermeintlich Namenlose gezeigt.

(Von den Spielern hat mir übrigens niemand einen Strick daraus gedreht. Dennoch würde ich das heute irgendwie vorab kommunizieren. Zum einen zum Schutz der Spieler, vor allem aber, um der Keule der asocial media zu entgehen, die nach dem ersten Schlag ohne jedes Maß weiter auf mich eindreschen würde.)

Davon abgesehen: Irgendwelche Leichenteile fliegen bei mir immer mal rum. Solche Plumpheiten würde ich unter der hier genannten Prämisse nicht als "hart" bezeichnen. Die sind bestenfalls "in die richtige Stimmungsrichtung zeigend", manchmal "einfach cool", aber auf jeden Fall irgendwie auch lediglich plump.

Da bin ich schon sehr beim Huhn! Diverse Kleinigkeiten, die auf die Realität verweisen, treffen mich viel härter. Gequälte Tiere etc.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Eiserne Maske am 7.06.2019 | 14:12
Hm, empfand ich nicht so. Aber sorry, wenns so rüberkam, wollte nicht doppelt moppeln. .__.
Naja hier im Thread spricht ja bloß ein Teil der Tanelorn-Community und nicht ganz Deutschland. Daraus jetzt zu schlussfolgern, in ganz Deutschland sei "Härte" im RPG nicht gewünscht, ist gewagt. Wenn ich an Spiele wie Cthulhu, die WoD oder auch Kleine Ängste denke, würde ich auch nicht sagen, dass deutsche Rollenspieler_innen "Härte" meiden und sich nur auf Kuschel-DSA einlassen. Lese ich im Übrigen auch aus diesem Thread hier nicht raus. Klar sagen hier alle, dass sie irgendwo eigene Grenzen haben. Es würde wohl auch ziemlich merkwürdig rüberkommen, wenn wir unreflektiert sagen würden: "Ich hab keine Grenze, ich spiel alles und je extremer, abartiger und abgründiger, desto besser!". Entsprechend wirst du bei solchen Umfragen wie hier immer auf das wenig überraschende Ergebnis kommen, dass Leute schildern, wo genau ihre Grenze (aka das härteste Szenario) für sie liegt.

Nein, natürlich, bezogen auf ganz Deutschland kann man nicht endgültig schlussfolgern, ich schrieb nur eine Vermutung nieder.

Zum anderen Teil deines Posts, es geht jetzt aber doch anscheinend in diesem Thread, wie gesagt, nicht um "härter/extremer/abartiger" als quantitatives Merkmal, sondern zuerst um die sehr spezielle Härte der "menschlichen Abründe", also Bösartigkeit wie sie auch in der Realität zu finden möglich ist. Das wollten die meisten Poster nicht in ihrem Spiel haben. In Comics oder Schundliteratur wird diese spezielle Bösartigkeit manchmal benutzt um subversiv zu sein (Rollenspiele wie INS/MV können das eventuell auch). Eine anderer Punkt: Du hast Recht, mehr Brutalität ist nicht gleich mehr Realismus.  Das Ziel bei Rollenspielen kann aber neben Eskapismus (was ich völlig ok finde) eben auch der Versuch sein sich eine andere Lebensrolle zu versetzen - und da will ich persönlich den Privatdetektiv aus "Angel Heart" nicht ausschließen.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: KhornedBeef am 7.06.2019 | 15:01
Ich für meinen Teil würde furchtbar gerne Lover in the Ice spielen. Eine ausgesprochen graphische Mischung aus gleich mehreren "Erwachsenenthemen".
Allerdings hat es ja auch immer etwas tröstendes, wenn die Monster Schuld sind
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Rhylthar am 7.06.2019 | 15:14
Ich habe mal eine Weile "Midnight (d20)" geleitet. So, wie es im Buch steht bzw. angedeutet wird.

Hat irgendwann allen keinen wirklichen Spaß gemacht, wir waren einfach zu zarte Gemüter.  ;)
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: JaneDoe am 7.06.2019 | 15:38
Ich persönlich habe mit "harten Themen" wenig Probleme - weder als SL noch als Spielerin.
EDIT  Es kommt aber immer auf das System, das Setting und den Rahmen an (ich spiele v.a. Cthulhu, DG und WoD).
Ich leite just die "Geschichte der Kati S." und habe vorher explizit abgeklärt, dass das für alle okay ist.
Ich als SL finde die dortige Thematik in Realität zwar widerlich, habe aber damit im Spiel kein Problem das zu verwenden.

Im LARP waren IT-Folterszenen wohl das bisher krasseste Erlebnis - war hochemotional aber durch den geschützten Rahmen (alle Leute kannte sich sehr lange und gut) keinesfalls traumatisierend. Gerade Grenzerfahrungen (wie Projekt Insomnia des Threaderstellers ;) ) machen Rollenspiel ja durchaus spielenswert. 

Ich bin auch in Freeforms bereit Dinge zu spielen, die weit weg von meiner Realität sind (Psychopathen, Rassismus z.B.) aber immer unter der Bedingung dass es für alle Mitspieler okay ist und ich achte da auch wärend des Spiels sorgfältig auf Anzeichen bei den anderen ob alles noch im grünen Bereich ist. Für mich ist immer der Rahmen entscheidend.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: JaneDoe am 7.06.2019 | 15:39
Ich für meinen Teil würde furchtbar gerne Lover in the Ice spielen. Eine ausgesprochen graphische Mischung aus gleich mehreren "Erwachsenenthemen".
Allerdings hat es ja auch immer etwas tröstendes, wenn die Monster Schuld sind

Das ist ein GROSSartiges Szenario, das uns sehr viel Spaß gemacht hat! Das finde ich z.B. nicht mal wirklich hart...
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Grimtooth's Little Sister am 7.06.2019 | 15:47
Ich habe mal eine Weile "Midnight (d20)" geleitet. So, wie es im Buch steht bzw. angedeutet wird.

Hat irgendwann allen keinen wirklichen Spaß gemacht, wir waren einfach zu zarte Gemüter.  ;)

Das Setting liebe ich. Spiele ich aber nur mit Leuten, die ich lange kenne.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Rhylthar am 7.06.2019 | 16:03
Das Setting liebe ich. Spiele ich aber nur mit Leuten, die ich lange kenne.
Einziges Setting, welches ich verkauft habe, obwohl ich es eigentlich gut finde, aber es wirklich 0 Chancen hätte, von oder mit mir bespielt zu werden.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Viral am 7.06.2019 | 17:53
auch noch potentiell fragwürdig:
Bluebeards Bride
Love Hurts - Kleine Ängste

Prinzipiell hab ich mit "Harten" Sachen kein Problem. Ich bin durch 30 Jahre Medienkonsum da eh abgestumpft. Gewalt- und Ekelpornos etc. damit hab ich keinen Spass, es muss da schon irgendwas substantielles geben, warum man dann sowas spielt. Gute Twists, weird stuff ... gern in nem "Harten" Rahmen aber nur mit den richtigen Leuten ...
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Lichtbringer am 10.06.2019 | 10:20
Ich verweise hier mal auf einen angrenzenden Vortrag von mir (https://youtu.be/FJbOOmvUrqw).
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Crimson King am 10.06.2019 | 11:12
In Kult hatte ich ein Abenteuer, in dem es um rituelle Kindermorde ging. Die Kinder wurden zwar nicht on screen ermordet, aber die Charaktere mussten als Ermittler zumindest Tatorte aufsuchen.

In einer DRYH-Runde wurde ein Baby von einem Spielercharakter erschossen und ein anderer aufs Bett gefesselt und vergewaltigt. Da wurde niemand besonders explizit, aber das wurde schon klar so ausgesprochen.

Ich persönlich habe meines Wissens keine Trigger, die durch Rollenspiel aktiviert werden können (oder Filme) und bin bei diesen Medien grundsätzlich in der Lage, Fiktion von Realität zu trennen. Ich habe dementsprechend keine Probleme damit, beliebig abseitige Themen zu bespielen, was nicht heißt, dass mich alle diese Themen auch interessieren. Davon abgesehen erwarte ich, dass solche Themen nicht ohne Ankündigung angespielt werden und ich selbst entscheiden kann, meine Komfortzone zu verlassen. In einer entspannten DnD-Monsterschnetzelrunde haben die für mich nix zu suchen.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Bildpunkt am 10.06.2019 | 11:21
Wir "mussten" mal als junge SC auf der Walz zwei aehnlich junge  wehrlose u unschuldige NSC als Mitwisser umbringen, sonst haetten uns die Agenten der Weltverschwoerung  einkassiert. Die Session hat uns alle auch als Spieler/innen ziemlich mitgenommen .
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Fezzik am 10.06.2019 | 12:03
Wir hatten mal eine Midgard Runde in einem mittelalterlichen Fantasy Europa, da gings ab und zu auch mal ziemlich hart zur Sache. Misshandlungen von niederen Ständen (zu denen auch die meisten SC gehörten) durch die Obrigkeit, denen gegenüber man quasi machtlos ausgesetzt war kam da auch vor und wurde auch ausgespielt.
Wenn der Baron deinem Char über den Oberschenkel streichelt kann einem schon anders werden, auch wenn das nur im Spiel ist.

Trotzdem war es eine super Runde und Kampagne, jeder wusste wie der Härtegrad ist und ich würde die Erfahrung und Erinnerung daran nicht missen wollen.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Aedin Madasohn am 10.06.2019 | 19:28
Es muss da draußen Spielleiter und Spieler geben, die auch mal eine härtere Gangart bevorzugen und diese Erfahrungen auch positiv abspeichern können.
Natürlich würde mich dazu auch interessieren, was für Erfahrungen ihr mit diesen Szenarien hattet

Shadowrun in der cyberpunkigen Interpretation mit:Syndikatskrieg

als "Mafia" mit echt vielen Machtmitteln, Ressourcen (aber auch Verpflichtungen) gegen die Vory einen Unterweltskrieg führen.
Sprich, lege Hinterhalte, wo die Hochkaräter der Vory ein vermeindlich leichtes Ziel plätten wollen, um dann selbst auf freiem Schussfeld von ein Halbzoll-MG mit APDS Muni (halt Mafia Ressourcen) erwischt zu werden.

ist schon ein gänzlich anderes Spielgefühl, so proaktiv durchzuplanen, denen keine Chance zu lassen und möglichst viele umzulegen, als einfach nur in eine Konzernanlage zu "run-stolpern", wo halt der SL halt festgelegt hat, wieviele Secturity-Noobs da jetzt um die Ecke stürmen.   
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: grannus am 13.06.2019 | 13:43
Die genannten Themen hier sind ja doch übersichtlicher als gedacht. Meist irgendeine Form von Gewalt. Habt ihr unabhängig von den Themen auch mal Spiel - bzw Erzähltechniken angewandt die das Extreme verstärkt haben? Oder Techniken die selbst extrem und gewagt wären? Als Beispiel wäre zu nennen: Spielern die Augen verbinden und mit Kabelbinder oder ähnlichem ab den Stuhl zu binden um eine fixation nach einer Augen-Operation zu simulieren...
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: rillenmanni am 13.06.2019 | 13:48
Zählen ununterbrochene musikalische Bedudelung oder missratene Versuche, am Spieltisch wie in der bespielten Region zu kochen ebenfalls dazu? :)
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: JaneDoe am 13.06.2019 | 13:58
Die genannten Themen hier sind ja doch übersichtlicher als gedacht. Meist irgendeine Form von Gewalt. Habt ihr unabhängig von den Themen auch mal Spiel - bzw Erzähltechniken angewandt die das Extreme verstärkt haben? Oder Techniken die selbst extrem und gewagt wären? Als Beispiel wäre zu nennen: Spielern die Augen verbinden und mit Kabelbinder oder ähnlichem ab den Stuhl zu binden um eine fixation nach einer Augen-Operation zu simulieren...

Ehrlicherweise fallen solche Techniken für mich überwiegend in den Bereich des LARPs... da begibt sich der Spieler ja freiwillig an Stelle seines Chars und damit potentiell ausserhalb seiner Komfortzone und gibt per se zu erkennen, dass er als Spieler der Char ist und damit auch alles mitmacht (-en muss) was dem Char passiert. Bei einer PnP Runde ist das für mich anders, da sind Char und Spieler viel eindeutiger getrennt. Aber auch im LARP würde man z.B. nie jemanden richtig fesseln (es sei denn, der will es nicht anders ;) deshalb wäre Kabelbinder da für mich raus.

Am vergangenen Wochenende gerade habe ich z.B. Spieler einer PnP Runde allein in einen komplett dunklen Raum gesetzt und nur mit der Stimme gearbeitet...klingt jetzt vielleicht nicht extrem, hat aber auch ganz gut funktioniert. ;) Augen verbinden geht ja in eine ähnliche Richtung.
Verwendet habe ich auch schon ennervierende (Dauer-)Geräusche.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: grannus am 13.06.2019 | 13:58
Zählt nicht rillenmanni , sorry  :cthulhu_smiley:
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: First Orko am 13.06.2019 | 14:05
Habt ihr unabhängig von den Themen auch mal Spiel - bzw Erzähltechniken angewandt die das Extreme verstärkt haben?

Kratzt zwar nur das Thema aber als Spieler mal erlebt: Eingesprochene Erzählung von Alpträumem per Kopfhörer angehört. Waren vergleichsweise harmlos (DSA halt - ging schon um Menschenopfer aber halt... Fantasy) aber trotzdem (oder deshalb?) eine positiv eindringliche Erfahrung.
Deine Beispiele - insbesondere Fixierung - würde ich vermutlich eher ablehnen. Aber ich bin LARP-Elementen im PnP ggü. sowieso eher skeptisch bis ablehnend eingestellt.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Luxferre am 13.06.2019 | 14:05
Die genannten Themen hier sind ja doch übersichtlicher als gedacht. Meist irgendeine Form von Gewalt. Habt ihr unabhängig von den Themen auch mal Spiel - bzw Erzähltechniken angewandt die das Extreme verstärkt haben? Oder Techniken die selbst extrem und gewagt wären? Als Beispiel wäre zu nennen: Spielern die Augen verbinden und mit Kabelbinder oder ähnlichem ab den Stuhl zu binden um eine fixation nach einer Augen-Operation zu simulieren...

Nö. Kein Interesse, kein Bedarf. Wird bei mir nicht passieren. Empfinde das auch schon als zu übergriffig, mal ab von dem gewalttätigen Inhalt.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: grannus am 13.06.2019 | 14:10
Nö. Kein Interesse, kein Bedarf. Wird bei mir nicht passieren. Empfinde das auch schon als zu übergriffig, mal ab von dem gewalttätigen Inhalt.

Ich habe explizit nach euren Ideen, Szenarien und Erfahrungen gefragt. Solche Kommentare kannst du in diesem thread also gerne lassen, dazu hast du dich auch in den aktuellen anderen threads zur genüge geäußert. Es wäre höflich von dir, wenn du dich zurück halten würdest, wenn du keinen Beitrag hierzu leisten kannst.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: grannus am 13.06.2019 | 14:18
Kratzt zwar nur das Thema aber als Spieler mal erlebt: Eingesprochene Erzählung von Alpträumem per Kopfhörer angehört. Waren vergleichsweise harmlos (DSA halt - ging schon um Menschenopfer aber halt... Fantasy) aber trotzdem (oder deshalb?) eine positiv eindringliche Erfahrung.
Deine Beispiele - insbesondere Fixierung - würde ich vermutlich eher ablehnen. Aber ich bin LARP-Elementen im PnP ggü. sowieso eher skeptisch bis ablehnend eingestellt.

Die Technik mit Kopfhörer ist tatsächlich eine coole Sache da man dem Spieler gezielt etwas inhaltlich geben kann, er selbst aber in diesem Moment das nicht mit der Gruppe teilen kann. Je nach Inhalt und ob an dem gehörten vielleicht eine Anweisung des SL geknüpft ist (zb eine Entscheidung die der Spieler anhand des gehörten auf einen Zettel schreiben soll), kann das für den Spieler schon hart sein.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Issi am 13.06.2019 | 14:31
Wir haben mal bei einem Vampir Abenteuer den Raum abgedunkelt.
Paar Kerzen haben gebrannt.
Und ach ja im Hintergrund liefen auch mal Naturgeräusche:Krähen und Wolfsgeheul , auch mal Wind und Sturm oder so...  ~;D

Aber das Abenteuer war jetzt nicht irgendwie brutal sondern einfach nur gruselig.

Edit.
Es hat sich angeboten, weil  unsere ganze Whg. noch voller Spinnweben war. (Deko Überreste der Halloween Party)
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Luxferre am 13.06.2019 | 14:59
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Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: grannus am 13.06.2019 | 15:04
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Vielen Dank, Luxferre  :headbang:
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Seraph am 13.06.2019 | 15:46
Imho gibt es nicht "Zu hart", es gibt nur "Härte als Selbstzweck und damit Tortureporn-Schauwert".
Wenn eine harte Szene stimmig in die Welt eingebunden ist, immer gerne.

Ich mag es gerne, wenn mich eine Szene packt, obwohl mal als Zuschauer/Mitspieler schon hunderte Filme, Serien, Videospiele, P&Ps hinter sich hat, die mit Szenen ab 18 nicht unbedingt geizen. Das muss auch keine explizite Darstellung sein, es kann bspw. ein bestimmter Ausruf, ein Geräusch, ein Gedankenblitz o.Ä. sein, der mir dann sagt "Wow, das ist echt krass gerade..."
Für die Immersion empfinde ich - je nach Setting - als sehr stimmig.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: ghoul am 13.06.2019 | 16:13
Die genannten Themen hier sind ja doch übersichtlicher als gedacht. Meist irgendeine Form von Gewalt. Habt ihr unabhängig von den Themen auch mal Spiel - bzw Erzähltechniken angewandt die das Extreme verstärkt haben? Oder Techniken die selbst extrem und gewagt wären? Als Beispiel wäre zu nennen: Spielern die Augen verbinden und mit Kabelbinder oder ähnlichem ab den Stuhl zu binden um eine fixation nach einer Augen-Operation zu simulieren...


Habe von einem DSA-Spieler gehört, dessen erster Charakter Niwese war, aber leider keine Punkte in Sprachen gesteckt hatte, so dass er nicht mit den anderen SC kommunizieren konnte. Deshalb hat ihn der SL, immer wenn sich die anderen unterhielten, Walkman hören lassen …
Hart für den Spieler -  er stieg wenig später auf D&D um.

Im LARP:
DSA, ich NSC - Auge des Namenlosen. Wir hatten das Spielerlager besetzt; unter den Gefangenen eine Mutter mit Kleinkind.
Ich großmütig: "Keine Sorge, dein Kind wird leben und gemäß den Geboten des Namenlosen erzogen werden" - wende mich ab, um zu gehen.
Sie: "NEIN! Bitte tötet uns lieber!"
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Rabe am 13.06.2019 | 17:42
Das 'härteste' Szenario, das ich als Spieler gespielt habe war eine Gruppe von 10-13 jährigen Krebspatienten im Endstadium, kurz vor einer finalen OP mit minimaler Überlebenschance. Das Spiel lief als gemeinsamer Traum in einem surrealer 'Dungeon' ab. Wenn ein SC im Traum aufgegeben hat oder an einem Hindernis im Traum gescheitert ist, hatte die Krankheit vorzeitig gesiegt. Am Ende stand für jeden Überlebenden die Entscheidung an, die gefährliche OP zu wagen, mit einer winzigen Chance auf Heilung oder sie abzublasen und dann sicher, aber erst in einigen Wochen oder Monaten, zu sterben.

Jeder der Spieler hatte einen Luftballon mit seinem Namen und eine Nadel.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Seraph am 13.06.2019 | 21:58
Das 'härteste' Szenario, das ich als Spieler gespielt habe war eine Gruppe von 10-13 jährigen Krebspatienten im Endstadium, kurz vor einer finalen OP mit minimaler Überlebenschance. Das Spiel lief als gemeinsamer Traum in einem surrealer 'Dungeon' ab. Wenn ein SC im Traum aufgegeben hat oder an einem Hindernis im Traum gescheitert ist, hatte die Krankheit vorzeitig gesiegt. Am Ende stand für jeden Überlebenden die Entscheidung an, die gefährliche OP zu wagen, mit einer winzigen Chance auf Heilung oder sie abzublasen und dann sicher, aber erst in einigen Wochen oder Monaten, zu sterben.

Jeder der Spieler hatte einen Luftballon mit seinem Namen und eine Nadel.

Welches System war das denn?
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: grannus am 13.06.2019 | 23:32
Das 'härteste' Szenario, das ich als Spieler gespielt habe war eine Gruppe von 10-13 jährigen Krebspatienten im Endstadium, kurz vor einer finalen OP mit minimaler Überlebenschance. Das Spiel lief als gemeinsamer Traum in einem surrealer 'Dungeon' ab. Wenn ein SC im Traum aufgegeben hat oder an einem Hindernis im Traum gescheitert ist, hatte die Krankheit vorzeitig gesiegt. Am Ende stand für jeden Überlebenden die Entscheidung an, die gefährliche OP zu wagen, mit einer winzigen Chance auf Heilung oder sie abzublasen und dann sicher, aber erst in einigen Wochen oder Monaten, zu sterben.

Jeder der Spieler hatte einen Luftballon mit seinem Namen und eine Nadel.

Mit dem Ballon und der nadel hört sich auf jeden Fall cool an, werde ich mir merken  :headbang:
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: rillenmanni am 13.06.2019 | 23:57
Mit dem Ballon und der nadel hört sich auf jeden Fall cool an, werde ich mir merken  :headbang:

Wichtig ist ja, wie die "Spieler" sich damals gefühlt haben, wie sie das erlebt haben. Harter Tobak ist das schon.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: JaneDoe am 14.06.2019 | 21:45
Cool ist das mit den Luftballons schon...
Bei solchen Grenzerfahrungen im Rollenspiel geht es ja fast immer um etwas, das man im wahren Leben auf gar keinen Fall erleben will...ich will im RL auch nicht gefangen genommen, entführt, gefoltert oder mit dem Tod bedroht werden (oder meine nächsten Angehörigen... whatever). Aber diese krasse Situation in einem eigentlich sicheren Rahmen durchzumachen ist halt spannend.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Rabe am 14.06.2019 | 23:09
Welches System war das denn?
Fate, bzw. konkret Turbo-Fate
Wobei das System nicht ausschlaggebend war.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: grannus am 15.06.2019 | 07:10
Cool ist das mit den Luftballons schon...
Bei solchen Grenzerfahrungen im Rollenspiel geht es ja fast immer um etwas, das man im wahren Leben auf gar keinen Fall erleben will...ich will im RL auch nicht gefangen genommen, entführt, gefoltert oder mit dem Tod bedroht werden (oder meine nächsten Angehörigen... whatever). Aber diese krasse Situation in einem eigentlich sicheren Rahmen durchzumachen ist halt spannend.

 :d +1
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Der Tod am 15.06.2019 | 10:48
Mein "härtestes" Szenario ist Time to Go (CR #5).

Ich wollte mit der Cthulhu-Matrix brechen und Horror persönlicher machen als Tentakel aus dem All.
Die Grundprämisse des Szenarios:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Schock- und Ekeleffekte gibt es kaum, aber es wurde am Tisch oft emotional und mitunter tränenreich und im Allgemeinen war die Stimmung ziemlich niedergeschlagen. Für mich als SL war es irgendwann auch zuviel, d.h. nachdem ich es 2x am selben Tag geleitet habe (Con), war ich ziemlich down.

Zu LARP-artigen Methoden: Ich habe auch mal eine Rundenankündigung gesehen, wo die Spieler für den Horror-Effekt Gasmasken tragen und über Kopfhörer die gesamte Zeit über mit Lärm beschallt werden sollten. Ich kann mir vorstellen, dass das effektiv ist, habe aber dankend abgelehnt. 
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: grannus am 15.06.2019 | 18:59
Mein "härtestes" Szenario ist Time to Go (CR #5).

Ich wollte mit der Cthulhu-Matrix brechen und Horror persönlicher machen als Tentakel aus dem All.
Die Grundprämisse des Szenarios:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Schock- und Ekeleffekte gibt es kaum, aber es wurde am Tisch oft emotional und mitunter tränenreich und im Allgemeinen war die Stimmung ziemlich niedergeschlagen. Für mich als SL war es irgendwann auch zuviel, d.h. nachdem ich es 2x am selben Tag geleitet habe (Con), war ich ziemlich down.

Zu LARP-artigen Methoden: Ich habe auch mal eine Rundenankündigung gesehen, wo die Spieler für den Horror-Effekt Gasmasken tragen und über Kopfhörer die gesamte Zeit über mit Lärm beschallt werden sollten. Ich kann mir vorstellen, dass das effektiv ist, habe aber dankend abgelehnt.

Du Schweinehund
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: Seraph am 16.06.2019 | 19:07
Mein "härtestes" Szenario ist Time to Go (CR #5).

Ich wollte mit der Cthulhu-Matrix brechen und Horror persönlicher machen als Tentakel aus dem All.
Die Grundprämisse des Szenarios:
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Schock- und Ekeleffekte gibt es kaum, aber es wurde am Tisch oft emotional und mitunter tränenreich und im Allgemeinen war die Stimmung ziemlich niedergeschlagen. Für mich als SL war es irgendwann auch zuviel, d.h. nachdem ich es 2x am selben Tag geleitet habe (Con), war ich ziemlich down.

Zu LARP-artigen Methoden: Ich habe auch mal eine Rundenankündigung gesehen, wo die Spieler für den Horror-Effekt Gasmasken tragen und über Kopfhörer die gesamte Zeit über mit Lärm beschallt werden sollten. Ich kann mir vorstellen, dass das effektiv ist, habe aber dankend abgelehnt.

Jepp, hab das Abenteuer auch zweimal geleitet. Das ist (auf unblutige Art und Weise) echt harter Tobak.
Titel: Re: Eure härtesten Szenarien
Beitrag von: ArneBab am 19.06.2019 | 01:21
Ich habe mal zur Musik von Childs Play (aus themes of horror) beschrieben, wie die Spieler mit dem letzten Shuttle wegfliegen, während unter ihnen insektenhafte Monstren die Bevölkerung einer Stadt umbringen, an Beispielen beschrieben. Das war wohl die heftigste Szene. Sie ging in der damaligen Runde (unsere Runde mit ~16). Die Chars hatten versucht, das zu verhindern, aber was sie nur erreichen konnten war, dass als Schutz ein Graben um den Kern der Stadt gesprengt wurde, so dass zwar alle im Stadtkern verloren waren, der Rest des Planeten aber geschützt werden konnte. Aus heutiger Sicht war das ganz schön heftig.

Vor ein paar Jahren habe ich Die Herrenrunde (https://www.1w6.org/deutsch/anhang/gedanken/sexualitaet-macht-verantwortung) geleitet. Die Themen gingen von Gewalt über Sexualität bis hin zu übelster Sklaverei (bei der Leute durch lebenslange Konditionierung so verdreht wurden, dass Gehorsam zur Grundmotivation wurde und sie sich keine eigenen Wünsche mehr vorstellen konnten). Der Link geht auf den Bericht einer Spielerin zu der Runde (mein eigener ursprünglicher Text ist verlinkt). Die Runde und die darauf aufbauenden Runden waren heftig, und während die Spielerin damit meinem Eindruck nach ohne Probleme umgegangen ist und sie für sich Positives daraus mitgenommen hat, gab es einen Spieler in der Runde, bei dem ich im Nachhinein den Eindruck hatte, dass es Szenen gab, die ich hätte weglassen sollen. Das war etwas, das ich nicht hatte kommen sehen und nicht gut abgefangen habe. Soviel zu dem Thread zu Sicherheitstechniken (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,111112.0.html). Für die Runde wäre eine X-Card gut gewesen, denn es war nicht mein Ziel, irgendwen über persönliche Grenzen hinweg zu treiben, sondern vielmehr mit unseren (auch meinen) Grenzen zu experimentieren, dabei aber immer auf einer Ebene zu bleiben, auf der wir alle positiv mit dem Erlebten umgehen.

Außerdem habe ich einmal einen Spieler, dessen Char in einer Feenwelt mit einer Frau geschlafen hatte, damit konfrontiert, dass sie schwanger wurde und er sich entscheiden musste, weiter auf Abenteuer zu ziehen oder für sein Kind da zu sein. Er hat so heftig geweint, dass ich zwischendrin unterbrochen und ihn gefragt habe, ob alles in Ordnung ist. Er ist problemlos aus der Rolle gesprungen, hat gesagt, dass alles gut ist, und ist danach wieder in-Charakter gegangen. Später habe ich erfahren, dass er sich in seinem eigenen Leben mal entschieden hat, für sein Kind den Beruf, den er liebte, an den Nagel zu hängen, und stattdessen einen viel besser bezahlten und sicheren Job zu übernehmen. Soweit ich es erkennen konnte, war das Erleben in der Runde eine sehr positive Erfahrung für ihn, aber das hätte auch schief gehen können, weil ich ohne es zu wissen genau seine persönlichen Lebenserfahrungen aufgegriffen habe.

Das für mich selbst heftigste Szenario war, als ich in Star Children (Teeny Rock-Bands from Space) über zwei Runden einen Verräter gespielt habe, der durch Gedankenkontrolldrogen die gemeinsame Band stetig an die Kulturbehörde verraten hat. Als er am Ende von seinen früheren Freunden überfahren wurde, konnte ich damit genausowenig umgehen, wie mit der Situation vorher, als er sie immer tiefer in eine Falle geführt hat (irgendwann wollte ich nur noch erwischt werden). Daraus habe ich gelernt, dass ich selbst es nicht ertragen würde, Freunde zu verraten. Ich habe auch nie wieder einen Verräter gespielt, obwohl ich einmal einen Charakter gespielt habe, der einen Freund ausgeliefert hat, durch den er vorher Jahre lang manipuliert und in Terrorismus gezogen wurde. Der Charakter ist aus der Manipulation nur rausgekommen, weil er sich in die Scharfrichterin in der Runde verliebt hat. Das war auch ganz schön heftig.