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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Rollenspieltheorien => Thema gestartet von: Maarzan am 12.08.2019 | 12:56

Titel: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Maarzan am 12.08.2019 | 12:56
Ich denke der aktuelle Knackpunkt ist, was sich hinter "verhandeln über die Fiktion" versteckt.
Über das zu geschehende/in die Fiktion zu übernehmende müssen wir angesichts der sprachlichen oder meinetwegen auch schriftlichen Natur des Spiels eh reden/verhandeln- da sind wir wieder bei "trivial".
Der Knackpunkt ob es in der Richtung trivial bleibt oder nicht, liegt dann an den treibenden Motivationen/Zielen beim Aushandeln. Und da ist nicht triviale aka "bessere" Story nur eine mögliche Variante und damit eben nicht für alle Rollenspiele der Kern.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 13:09
Ich denek der aktuelel Knackpunkt ist, was sich hinter "verhandeln über die Fiktion" versteckt.
Jepp. Sowie ich Jiba verstanden habe, sieht er das nicht unabhängig vom Erzählen.
Und mir fehlt ehrlich gesagt auch noch der Beweis, warum es unabhängig davon ist.

Sonst kommt jmd vielleicht  damit, dass es bei "Siedler von Catan "auch auf "verhandeln über die Fiktion " hinausläuft.
Denn Handeln tut man ja...
Übrigens auch beim "Kuhhandel."..  ~;D
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 6 am 12.08.2019 | 13:29
Sonst kommt jmd vielleicht  damit, dass es bei "Siedler von Catan "auch auf "verhandeln über die Fiktion " hinausläuft.
Da wird keine Fiktion verhandelt. Die Regeln des Spiels sind vorher fest gesetzt. Du kannst zwar mit Deinem Mitspieler Ressourcen handeln. Du kannst aber nicht mit Deinen Mitspieler während des Spiels darüber verhandeln ob Du Piratenhäfen bauen kannst oder ob Dörfer in bestimmten Gegenden billiger sind, weil Dörfer an Küsten einfacher zu bauen sind oder sowas.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 13:35
Da wird keine Fiktion verhandelt. Die Regeln des Spiels sind vorher fest gesetzt. Du kannst zwar mit Deinem Mitspieler Ressourcen handeln. Du kannst aber nicht mit Deinen Mitspieler während des Spiels darüber verhandeln ob Du Piratenhäfen bauen kannst oder ob Dörfer in bestimmten Gegenden billiger sind, weil Dörfer an Küsten einfacher zu bauen sind oder sowas.
Ich habe doch extra den hier  ~;D hingemacht.
Aber trotzdem Danke, für die Erläuterung.
Jetzt könnte man natürlich dennoch argumentieren, dass im Rollenspiel die Regeln auch klar sind.
Nur dass es dort uU. zusätzlich Dinge gibt, die nachverhandelt werden müssen.
Im Gegensatz zu Dingen, die klar geregelt sind.

Es liegt sicher in der Natur des Spiels, das einiges nachverhandelt werden muss. (Wenn es z. B.  nicht klar ist, und der Interpretations Spielraum groß )
Aber jetzt ja nicht grundsätzlich alles.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: KhornedBeef am 12.08.2019 | 13:36
Vielleicht muss man sich zurückziehen auf "man spielt es auch, wenn einem die Story egal ist"- > kein Storyspiel.
Ich meine, ich kann bei Siedler von Catan auch Spaß haben wenn ich ignoriere, dass es um Städte und Schafe geht.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Crimson King am 12.08.2019 | 13:42
Jetzt könnte man natürlich dennoch argumentieren, dass im Rollenspiel die Regeln auch klar sind.

Das ist eine grundfalsche Annahme. Regeln im Rollenspiel sind immer unvollständig und/oder interpretationsbedürftig.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 6 am 12.08.2019 | 13:44
Jetzt könnte man natürlich dennoch argumentieren, dass im Rollenspiel die Regeln auch klar sind.
Nur dass es dort uU. zusätzlich Dinge gibt, die nachverhandelt werden müssen.
Im Gegensatz zu Dingen, die klar geregelt sind.
Du bist ständig am Verhandeln über die Fiktion: Wie hoch ist die Wand und wie schwer ist es sie zu Erklettern? Wie groß ist der Raum? Wie genau achtet der Händler auf mich? Kann ich ihn beklauen oder achtet er zu sehr auf mich? Welche Details neben den Standardangaben befinden sich noch im Raum? Kann ich die Detail irgendwie zu meinem Nutzen anwenden? Wer erzählt jetzt die Geschichte weiter? Usw.
Das Verhandeln ist der Normalfall im Rollenspiel.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 13:47
Das ist eine grundfalsche Annahme. Regeln im Rollenspiel sind immer unvollständig und/oder interpretationsbedürftig.
Weiß ich nicht, sorry.
Sie sind sicher an die jeweilige Situation gekoppelt. Aber sobald eine Situation allen klar ist, und von allen akzeptiert wird.
(Beispiel : Kampfsituation auf einer Battlemap ). - Gibt es da idR. wenig bis keinen Spielraum, was z. B. Reichweite, Treffer und Schaden betrifft.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 13:52
Du bist ständig am Verhandeln über die Fiktion: Wie hoch ist die Wand und wie schwer ist es sie zu Erklettern? Wie groß ist der Raum? Wie genau achtet der Händler auf mich? Kann ich ihn beklauen oder achtet er zu sehr auf mich? Welche Details neben den Standardangaben befinden sich noch im Raum? Kann ich die Detail irgendwie zu meinem Nutzen anwenden? Wer erzählt jetzt die Geschichte weiter? Usw.
Das Verhandeln ist der Normalfall im Rollenspiel.
Aus meiner Sicht ist das ein Erfragen der Situation. (Bevor ich entscheide, was meine Figur tun kann,  nach Regeln)
Wenn ich eine Karte habe, oder Battlemap, (mit Größen, bzw. Entfernungsangaben)dann muss ich den SL z. B. nicht fragen, wie weit ein Gegner weg ist.
Habe ich die Situation nicht vor Augen, frage ich nach.
Wenn der SL z. B. sagt die Mauer ist Zehn Meter hoch,  dann wird das zum Fakt.
(Mit dem ich planen kann)
Sie kann dann nicht plötzlich 20 Meter hoch sein.

Oder wenn ich einen Gegner treffe, und mit meiner Waffe einen gewissen Schaden machen würde, dann kann der SL idR. nicht sagen: Das klappt nicht.
Und tut er das doch, hat man als Spieler ein Recht zu erfahren, notfalls auch nach dem Spiel, warum man nach Regeln keinen Schaden machen konnte, und sie außer Kraft gesetzt waren.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Crimson King am 12.08.2019 | 13:56
Weiß ich nicht, sorry.
Sie sind sicher an die jeweilige Situation gekoppelt. Aber sobald eine Situation allen klar ist, und von allen akzeptiert wird.
(Beispiel : Kampfsituation auf einer Battlemap ). - Gibt es da idR. wenig bis keinen Spielraum, was z. B. Reichweite, Treffer und Schaden betrifft.

Du hast im Rollenspiel generell unendlich viele Handlungsoptionen. Nicht für alle davon gibt es Regeln, oder die Regeln sind so abstrakt definiert (bspw. bei FATE), dass immer Interpretationsbedarf besteht.

In deinem Beispiel schränkst du dich vollkommen auf einen normalen Fernangriff ein. Dabei wird vollkommen außer Acht gelassen, welche Rahmenbedingungen herrschen und wie ich mit diesen interagieren kann, welche Optionen ich außer dem normalen Fernangriff überhaupt habe. Das wenigste davon steht in den Regeln, sondern ergibt sich aus Verhandlung über die Fiktion.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 12.08.2019 | 14:01
Aus meiner Sicht ist das ein Erfragen der Situation. (Bevor ich entscheide, was meine Figur tun kann,  nach Regeln)
Wenn ich eine Karte habe, oder Battlemap, (mit Größen, bzw. Entfernungsangaben)dann muss ich den SL z. B. nicht fragen, wie weit ein Gegner weg ist.
Habe ich die Situation nicht vor Augen, frage ich nach.
Wenn der SL z. B. sagt die Mauer ist Zehn Meter hoch,  dann wird das zum Fakt.
Auch das ist ein - implizites - Verhandeln der Fiktion. Wenn der SL sagt "die Mauer ist 10 Meter hoch" wird es erst dann zum Fakt, wenn die gesamte Gruppe das akzeptiert. Das wird gerne und oft übersehen, weil das so automatisch und schnell abläuft, in den meisten Fällen sogar ganz ohne Worte und - wie gesagt - implizit. Aber trotzdem wird die Fiktion verhandelt. "Verhandeln" heißt ja nicht zwangsläufig "widersprechen und ausdauernd feilschen".

"Lumpley-Prinzip" wurde das in grauer Vorzeit (2005) mal genannt.

Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 14:05
Du hast im Rollenspiel generell unendlich viele Handlungsoptionen. Nicht für alle davon gibt es Regeln, oder die Regeln sind so abstrakt definiert (bspw. bei FATE), dass immer Interpretationsbedarf besteht.

In deinem Beispiel schränkst du dich vollkommen auf einen normalen Fernangriff ein. Dabei wird vollkommen außer Acht gelassen, welche Rahmenbedingungen herrschen und wie ich mit diesen interagieren kann, welche Optionen ich außer dem normalen Fernangriff überhaupt habe. Das wenigste davon steht in den Regeln, sondern ergibt sich aus Verhandlung über die Fiktion.
Zu deinem ersten Absatz.
Das habe ich nie bestritten.
Aber es bedeutet eben nicht zwangsläufig dass alles grundsätzlich immer verhandelt wird.

Dem habe ich auch nie widersprochen.
Allen muss die Situation klar sein. Daraus ergeben sich verschiedene Handlungsoptionen. Nur manche sind davon genau verregelt. (Und können deshalb kaum verhandelt werden)
Und manche weniger genau.

Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 6 am 12.08.2019 | 14:08
Wenn der SL z. B. sagt die Mauer ist Zehn Meter hoch,  dann wird das zum Fakt.
(Mit dem ich planen kann)
Sie kann dann nicht plötzlich 20 Meter hoch sein.
Dann Mal eine Fangfrage: Wo in den Regeln steht, dass die Mauer 10 Meter hoch ist?
Genau.
Nur weil Du meistens mit den Fiktionsangaben des SLs einverstanden bist, ist es trotzdem ein Verhandeln der Fiktion. Er sagt Dir 10 Meter Mauer und Du akzeptierst die Angaben. Auch bei Dir gibt es sicherlich schon Mal Diskussionen mit den Spielern oder dem SL, dass eine Fiktionsangabe so nicht stimmen kann, weil sich das mit den vorherigen Fiktionsangaben beisst ohne dass dabei Regeln verletzt wurden. Genau da werden die Verhandlungen besonders sichtbar.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 14:09
Auch das ist ein - implizites - Verhandeln der Fiktion. Wenn der SL sagt "die Mauer ist 10 Meter hoch" wird es erst dann zum Fakt, wenn die gesamte Gruppe das akzeptiert. Das wird gerne und oft übersehen, weil das so automatisch und schnell abläuft, in den meisten Fällen sogar ganz ohne Worte und - wie gesagt - implizit. Aber trotzdem wird die Fiktion verhandelt. "Verhandeln" heißt ja nicht zwangsläufig "widersprechen und ausdauernd feilschen".
Wie willst du denn widersprechen, wenn der SL sagt: Die Mauer ist zehn Meter hoch.
Sagt man dann: Nein, die ist nur 5 Meter hoch?
Wenn ich verhandeln will, muss ich das doch irgendwie rechtfertigen.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 14:11
Dann Mal eine Fangfrage: Wo in den Regeln steht, dass die Mauer 10 Meter hoch ist?
Genau.
Nur weil Du meistens mit den Fiktionsangaben des SLs einverstanden bist, ist es trotzdem ein Verhandeln der Fiktion. Er sagt Dir 10 Meter Mauer und Du akzeptierst die Angaben. Auch bei Dir gibt es sicherlich schon Mal Diskussionen mit den Spielern oder dem SL, dass eine Fiktionsangabe so nicht stimmen kann, weil sich das mit den vorherigen Fiktionsangaben beisst ohne dass dabei Regeln verletzt wurden. Genau da werden die Verhandlungen besonders sichtbar.
Wenn dem SL ein nachweisbarer Fehler unterlaufen ist, ja.
Wenn nicht, fehlt es idR.  schlicht an Gründen, dass das verhandelbar ist.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Pyromancer am 12.08.2019 | 14:13
Wie willst du denn widersprechen, wenn der SL sagt: Die Mauer ist zehn Meter hoch.
Sagt man dann: Nein, die ist nur 5 Meter hoch?
Wenn ich verhandeln will, muss ich das doch irgendwie rechtfertigen.

Das passiert, meistens entweder mit Konsistenz- oder mit Realismus-Argumenten.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: takti der blonde? am 12.08.2019 | 14:14
Wie willst du denn widersprechen, wenn der SL sagt: Die Mauer ist zehn Meter hoch.
Sagt man dann: Nein, die ist nur 5 Meter hoch?
Wenn ich verhandeln will, muss ich das doch irgendwie rechtfertigen.

"Hä? Vorhin meintest du noch, sie sei 5 Meter hoch, sonst wäre sie ja überdimensioniert groß im Vergleich zu den Wachtürmen!"

...So oder so ähnlich bestimmt schon an vielen Spieltischen vorgekommen.

Grüße

Hasran

Edit: Abstrakt formuliert: siehe Pyromancers Beitrag.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 14:19
Das passiert, meistens entweder mit Konsistenz- oder mit Realismus-Argumenten.
Kenne ich auch so.
Aber Du musst es rechtfertigen können.
Auch warum die Angabe des SL nicht klar geht.

Nur weil etwas unter gewissen Umständen (SL Fehler, inkonsistent,  unrealistisch etc. ) verhandelbar werden kann, heißt das ja nicht, dass alles grundsätzlich und automatisch reine Verhandlungssache ist.

Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 6 am 12.08.2019 | 14:20
Wenn dem SL ein nachweisbarer Fehler unterlaufen ist, ja.
Siehste.
Zitat
Wenn nicht, fehlt es idR.  schlicht an Gründen, dass das verhandelbar ist.
Nur weil etwas verhandelt wird, heisst das nicht, das etwas verhandelbar sein muss. Es heisst einfach nur, dass den Spielern ein Fakt angeboten wird und die Spieler den Fakt in dem Moment akzeptieren (oder nachverhandeln). Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Im Vergleich dazu sind alle Fakten und Einflussmöglichkeiten bei Brettspielen bereits im Vorhinein fest verregelt und können nicht aus welchen Gründen auch immer während des Spiels angepasst werden
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 14:21
"Hä? Vorhin meintest du noch, sie sei 5 Meter hoch, sonst wäre sie ja überdimensioniert groß im Vergleich zu den Wachtürmen!"
Du meinst SL Bescheißen?
Ja gut OK.,  wenn`s klappt. ;D
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: takti der blonde? am 12.08.2019 | 14:23
Du meinst SL Bescheißen?
Ja gut OK.,  wenn`s klappt. ;D

Nein, ich meine den Rekurs auf frühere Aussagen ("Konsistenz") und innerweltliche Überlegungen ("Realismus").

Grüße

Hasran
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 14:26
Siehste.Nur weil etwas verhandelt wird, heisst das nicht, das etwas verhandelbar sein muss. Es heisst einfach nur, dass den Spielern ein Fakt angeboten wird und die Spieler den Fakt in dem Moment akzeptieren. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Im Vergleich dazu sind alle Fakten und Einflussmöglichkeiten bei Brettspielen bereits im Vorhinein fest verregelt und können nicht aus welchen Gründen auch immer während des Spiels angepasst werden
Wenn beim Brettspiel jmd einen Fehler machen würde, oder etwas falsch darstellt bzw. einschätzt , in den Augen der Mitspieler, würde mit hoher Wahrscheinlichkeit auch reklamiert bzw. beanstandet werden. 
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 14:28
Nein, ich meine den Rekurs auf frühere Aussagen ("Konsistenz") und innerweltliche Überlegungen ("Realismus").

Grüße

Hasran
Ach OK, du meinst,  wenn der SL diese Angabe tatsächlich gemacht hat.
Ich bin gerade davon ausgegangen, dass sich die Spieler das nur ausdenken, und darauf hoffen, dass sich der SL nicht mehr erinnern kann.   :D
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Crimson King am 12.08.2019 | 14:31
Das passiert, meistens entweder mit Konsistenz- oder mit Realismus-Argumenten.

Oder mit Gummipunkten.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 1of3 am 12.08.2019 | 14:34
Du bist ständig am Verhandeln über die Fiktion: Wie hoch ist die Wand und wie schwer ist es sie zu Erklettern? Wie groß ist der Raum? Wie genau achtet der Händler auf mich? Kann ich ihn beklauen oder achtet er zu sehr auf mich? Welche Details neben den Standardangaben befinden sich noch im Raum? Kann ich die Detail irgendwie zu meinem Nutzen anwenden? Wer erzählt jetzt die Geschichte weiter? Usw.
Das Verhandeln ist der Normalfall im Rollenspiel.

Das ist alles richtig, aber gemeint ist noch etwas weitergehendes. Dieses etwas überraschende Wort "Verhandeln" in dem Zusammenhang stammt aus dem lumpley-Prinzip: System is the means by which we negotiate the contents of shared imaginary space. Also jede Ansage, Darstellung, Erzählung oder sonstiger Beitrag zur Fiktion ist nach dieser Auffassung ein Verhandlungsangebot. Wenn ich also meinen Charakter sagen lasse: "Mein Name ist Legolas der Elf. Freut mich euch kennen zu lernen.", dann ist das ein Angebot, das unter Umständen vielleicht mit: "Ey, nimm doch bitte einen vernünftigen Namen!", abgelehnt wird.

Statt Verhandeln ist ansonsten Aushandeln eine trefferendere Übersetzung.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Crimson King am 12.08.2019 | 14:38
Wenn beim Brettspiel jmd einen Fehler machen würde, oder etwas falsch darstellt bzw. einschätzt , in den Augen der Mitspieler, würde mit hoher Wahrscheinlichkeit auch reklamiert bzw. beanstandet werden.

Ja, aber aus anderen Gründen, die nicht verhandelbar sind: der Spielmechanik. Das meiste, das im Rollenspiel verhandelt wird, ist aber unabhängig von der Mechanik.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 14:39
Das ist alles richtig, aber gemeint ist noch etwas weitergehendes. Dieses etwas überraschende Wort "Verhandeln" in dem Zusammenhang stammt aus dem lumpley-Prinzip: System is the means by which we negotiate the contents of shared imaginary space. Also jede Ansage, Darstellung, Erzählung oder sonstiger Beitrag zur Fiktion ist nach dieser Auffassung ein Verhandlungsangebot. Wenn ich also meinen Charakter sagen lasse: "Mein Name ist Legolas der Elf. Freut mich euch kennen zu lernen.", dann ist das ein Angebot, das unter Umständen vielleicht mit: "Ey, nimm doch bitte einen vernünftigen Namen!", abgelehnt wird.

Ok, und wenn mich jetzt der große Troll mit seiner Keule hauen will, kann ich sagen: Ne der trifft mich nicht?
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 6 am 12.08.2019 | 14:40
Wenn beim Brettspiel jmd einen Fehler machen würde, oder etwas falsch darstellt bzw. einschätzt , in den Augen der Mitspieler, würde mit hoher Wahrscheinlichkeit auch reklamiert bzw. beanstandet werden. 
Okay. Dann nochmal: Was sagen die Regeln über die Höhe der aktuellen Mauer?
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Sashael am 12.08.2019 | 14:43
Ok, und wenn mich jetzt der große Troll mit seiner Keule hauen will, kann ich sagen: Ne der trifft mich nicht?
In manchen Spielen kannst du das. Die Gründe könnten sein: Gummipunkte, SL-loses Spiel mit vollkommener Gleichberechtigung der Erzählrechte oder auch, weil du den Spielern ein neues Angebot machst, das die Story interessanter macht.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 1of3 am 12.08.2019 | 14:44
Ok, und wenn mich jetzt der große Troll mit seiner Keule hauen will, kann ich sagen: Ne der trifft mich nicht?

Klar, kannst du. Hoffentlich hast du ein paar Argumente dafür, z.B. einen guten Verteidigungswurf. Das ist der erste Teil des Satzes bzw. was da eigentlich definiert wird: Wir benutzen in der Runde ein System, um diesen Aushandlungsprozess zu leisten. Und dieses System ist bedeutsam (System does matter). Teil des System könnten also bestimmte Zuständigkeiten sein, gewisse Sprechweisen, Listen, Token, Resourcen, etablierte Hintergründe, Würfelwürfe, Ziehen aus dem Jenga-Turm usw.

Aber generell klar: Niemand kann gegen deinen Willen irgendetwas tun; im Zweifel kannst du die Runde sprengen, also die Verhandlung abbrechen.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 14:47
Ja, aber aus anderen Gründen, die nicht verhandelbar sind: der Spielmechanik. Das meiste, das im Rollenspiel verhandelt wird, ist aber unabhängig von der Mechanik.
Ok. Da wäre doch aber die Aussage richtig: Dass im Rollenspiel die Fiktion auch verhandelt wird. (Auch verhandelt werden kann)
Unterschied zum Brettspiel.
Und nicht, dass es grundsätzlich immer  so ist.
Denn es gibt ja auch gewisse Regeln,  Mechaniken, die eben nicht als verhandelbar gelten.
(Was man natürlich trotzdem tun kann, z. B. in dem man Hausregeln einführt)
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 14:52
Okay. Dann nochmal: Was sagen die Regeln über die Höhe der aktuellen Mauer?
Z. B. das was im Abenteuer Band drin steht.
Oder das, was der SL recherchiert hat, als er die Burg für das Spiel auswählte.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 14:54
Aber generell klar: Niemand kann gegen deinen Willen irgendetwas tun; im Zweifel kannst du die Runde sprengen, also die Verhandlung abbrechen.
Das kann ich aber auch beim Fussball.
Oder beim Uno tun.
Ist jetzt nichts Rollenspiel spezifisches.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Boba Fett am 12.08.2019 | 14:56
Ich bin gerade nicht sicher, was das Fakten Definieren (Aushandeln oder Festlegen / Deutungshoheit) mit dem eigentlichen Thema zu tun hat...
Ganz nebenbei bemerkt gibt es das im Brettspiel auch.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 14:57
In manchen Spielen kannst du das. Die Gründe könnten sein: Gummipunkte, SL-loses Spiel mit vollkommener Gleichberechtigung der Erzählrechte oder auch, weil du den Spielern ein neues Angebot machst, das die Story interessanter macht.
Jepp,  das lasse ich gelten.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 1of3 am 12.08.2019 | 14:57
Das kann ich aber auch beim Fussball.
Oder beim Uno tun.
Ist jetzt nichts Rollenspiel spezifisches.

Das hat jetzt auch niemand hier behauptet. Was anders ist: Beim Fußball handelst du nicht die Inhalte eines gemeinsamen Vorstellungsraumes aus.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 15:00
Das hat jetzt auch niemand hier behauptet. Was anders ist: Beim Fußball handelst du nicht die Inhalte eines gemeinsamen Vorstellungsraumes aus.
Echt ? Also bei so mancher theatralischer Schauspieleinlage, (nachdem man einen anderen Spieler gefault hat, sich aber selbst zum Opfer macht) bin ich mir da nicht so ganz sicher.  :D
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Boba Fett am 12.08.2019 | 15:03
Das hat jetzt auch niemand hier behauptet. Was anders ist: Beim Fußball handelst du nicht die Inhalte eines gemeinsamen Vorstellungsraumes aus.

„Spielen wir mit oder ohne Abseits?“
„Schiri, das war kein Foul, das war ‚ne Schwalbe!“
„Der war nicht drin!“ (...im Aus...)
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Hewisa (gone for good) am 12.08.2019 | 15:12
„Spielen wir mit oder ohne Abseits?“
„Schiri, das war kein Foul, das war ‚ne Schwalbe!“
„Der war nicht drin!“ (...im Aus...)
Regelauslegungen. Nicht Vorstellungsraum.  Anderes Thema.

Ansonsten: *seufz*
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 15:31
@
D. Athair

Was für ein eleganter Versuch einer Herabwürdigung!
Chapeau!
 ~;D
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: D. M_Athair am 12.08.2019 | 15:35
Formal erledigt.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 6 am 12.08.2019 | 15:44
Z. B. das was im Abenteuer Band drin steht.
Oder das, was der SL recherchiert hat, als er die Burg für das Spiel auswählte.
Das was im Abenteuerband drin steht, sind also für Dich unumstößliche Regelmechaniken, die auch der SL nicht ändern darf?
Oder anders: Darf ich in Deiner Runde in Deinen Abenteuerband reinschauen und Deine Angaben dort selber prüfen?
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Maarzan am 12.08.2019 | 16:41
Jepp. Sowie ich Jiba verstanden habe, sieht er das nicht unabhängig vom Erzählen.
Und mir fehlt ehrlich gesagt auch noch der Beweis, warum es unabhängig davon ist.

Sonst kommt jmd vielleicht  damit, dass es bei "Siedler von Catan "auch auf "verhandeln über die Fiktion " hinausläuft.
Denn Handeln tut man ja...
Übrigens auch beim "Kuhhandel."..  ~;D

Exakt, wenn natürlich auf erheblich abstrakterer Ebene. Im Allgemeinen spielt man ein Brettspiel zum gewinnen. Aber man könnte einige Spiele auch anders spielen als Versuch mehr Story zu erzeugen.

Ob man das nun Fiktion oder Story Ebene a) nennt. Gemein ist dem Ganzen, dass es auf der Grudnebene wahr ist, weil es eben trivial und damit ohne praktischen Mehrwert ist.
Aber die Praxis zeigt ja, dass es nicht alle auf diesem Level belassen wollen. Und dann ist die Frage, wann, wo und wie sieht das aus, wenn dann "die andere Art" Story anliegt und in wie weit ist das dann für wen relevant, statt da wieder auf die Startebenendefinition zurück zu fallen und zu erklären: Für alle. 
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 17:55
Oder anders: Darf ich in Deiner Runde in Deinen Abenteuerband reinschauen und Deine Angaben dort selber prüfen?
Klar
Warum denn nicht?
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 6 am 12.08.2019 | 18:27
Klar
Warum denn nicht?
Stimmt. Dann kann man sich die Fragerei über die Details des Abenteuers sparen und die Spieler lesen dann selber im Abenteuer welche genauen Regeln in der aktuellen Situation gelten.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 18:30
Stimmt. Dann kann man sich die Fragerei über die Details des Abenteuers sparen und die Spieler lesen dann selber im Abenteuer welche genauen Regeln in der aktuellen Situation gelten.
Muss diese maßlose Übertreibung denn sein?
Hier ging es darum ob man ggf. ein Detail nachschauen darf, bei dem Unklarheit besteht.
Daraus wird dann "die Spieler lesen alles selber nach" gemacht.  ::)

Das macht (für mich) hier gerade keinen Sinn mehr.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Maarzan am 12.08.2019 | 18:52
Klar
Warum denn nicht?

Wir brauchen einen Rollenspielrechtsanwalt, der dann solche Aufgaben erledigen kann.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: takti der blonde? am 12.08.2019 | 18:56
Muss diese maßlose Übertreibung denn sein?

Ja, weil Übertreibungen erlauben die Grenzen eines Gedankens besser auszuloten.

Grüße

Hasran
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 19:07
Ja, weil Übertreibungen erlauben die Grenzen eines Gedankens besser auszuloten.

Grüße

Hasran
Dann sag deinen Spielern doch sie dürfen das Abenteuer gerne nachlesen, und alle SL Angaben überprüfen.- Nachdem es zu Ende gespielt wurde.
Das muss ja nicht mitten drin sein.

Aber das alles ist ohnehin rein hypothetisch, da ein SL, der merkt, dass ihm seine Spieler null komma null Vertrauensvorschuss entgegen bringen, sowieso den Stuhl räumen würde.

Mit Spielern, denen man gar nicht vertrauen kann, weil  sie z.B. Tricksen und Schummeln, ist es auch nicht einfach.

Da bestellt man am besten mal die Rollenspiel Aufsichtsbehörde,  die als neutraler Gutachter jedem peinlich genau beim Spielen zusieht.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: takti der blonde? am 12.08.2019 | 19:20
Dann sag deinen Spielern doch sie dürfen das Abenteuer gerne nachlesen, und alle SL Angaben überprüfen.- Nachdem es zu Ende gespielt wurde.
Das muss ja nicht mitten drin sein.

Aber das alles ist ohnehin rein hypothetisch, da ein SL, der merkt, dass ihm seine Spieler null komma null Vertrauensvorschuss entgegen bringen, sowieso den Stuhl räumen würde.

Mit Spielern, denen man gar nicht vertrauen kann, weil  sie z.B. Tricksen und Schummeln, ist es auch nicht einfach.

Da bestellt man am besten mal die Rollenspiel Aufsichtsbehörde,  die als neutraler Gutachter jedem peinlich genau beim Spielen zusieht.

Ahem. Zum einen verwischt du hier 6s und meine Position und zum anderen ist das (Vertrauen) ein anderes Fass.

Grüße

Hasran
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 19:25
Ahem. Zum einen verwischt du hier 6s und meine Position und zum anderen ist das(Vertrauen) ein anderes Fass.
Ohne ein Mindestmaß an Vertrauen  braucht man das Spielen gar nicht erst anfangen.
Es ist eine Grundvoraussetzung.

Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: takti der blonde? am 12.08.2019 | 19:28
Ohne ein Mindestmaß an Vertrauen  braucht man das Spielen gar nicht erst anfangen.
Es ist eine Grundvoraussetzung.

Mag richtig sein, ist aber meinem Verständnis nach nicht der Gegenstand, den 6 verdeutlichen wollte.

Grüße

Hasran
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 20:09
Transparenz bezüglich Setzungen im Abenteuer ist ein Angebot des SL,  keine Verpflichtung.

Wenn der SL sagt: Mauer 10 Meter hoch.
Dann kann er auf Wunsch Einblick ins Abenteuer gewähren oder gar verhandeln. Er muss es nicht.

Spieler, die damit nicht einverstanden sind, können das idR.  dann entweder akzeptieren oder nicht mehr mitspielen.

Wenn natürlich  : "Ich spiele sonst nicht mehr mit, wenn sie 10 statt 5 Meter hoch ist" bereits als Verhandlungsargument für Spieler angesehen wird, dann kann der SL immer noch sagen: "Na gut, dann eben nicht. "

Dass der SL solche Setzungen vornehmen darf, wird idR. auch schon zu Beginn des Spiels festgelegt. Per Gruppenvertrag.
Da das normalerweise zum "Job" des SL gehört.
Da dürfte dann auch niemand überrascht sein, wenn es dann im Spiel mal so ist.

Das gilt natürlich nicht für jene Spiele, die Sashael schon erwähnt hat. Da sieht auch der Gruppenvertrag anders aus.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Maarzan am 12.08.2019 | 20:30
Wenn die 10m nun einen stinknormalen befestigten Bauernhof umgeben wegen "is so", dann werden da eben auch öfter mal Zweifel aufkommen. Wenn das eine wichtige Festung in entsprechender Umgebumng ist eher selten.
So ein Spielleiter beginnt mit einem entsprechenden Vertrauensvorschuss. Den kann er sich aber auch spätestens mit der Zeit - und solchen Setzungen ähnlich der Bauernhofmauer - wieder verscherzen.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 20:36
Wenn die 10m nun einen stinknormalen befestigten Bauernhof umgeben wegen "is so", dann werden da eben auch öfter mal Zweifel aufkommen. Wenn das eine wichtige Festung in entsprechender Umgebumng ist eher selten.
So ein Spielleiter beginnt mit einem entsprechenden Vertrauensvorschuss. Den kann er sich aber auch spätestens mit der Zeit - und solchen Setzungen ähnlich der Bauernhofmauer - wieder verscherzen.
Klar, wenn das den Spielern auf Dauer nicht plausibel erscheint, dann kann das zu Unfrieden führen.
Kommt halt auch immer darauf an, wo er die zehn Meter Mauer her hat.
Von einer echten Burg oder aus einem Abenteuer oder aus einem Buch.
Oder selbst ausgedacht.
Letzteres ist vermutlich am leichtesten angreifbar.
Wobei die Spieler ja auch erstmal Argumente brauchen, warum das nicht sein kann.
Gerade in einer Fantasywelt.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Isegrim am 12.08.2019 | 20:58
Ok, und wenn mich jetzt der große Troll mit seiner Keule hauen will, kann ich sagen: Ne der trifft mich nicht?

In einer LARP-Regel-Philosophie ist das mehr oder minder genau so, ja. Jede Aktion, auch der Schlag des Trolls mit seiner Keule, ist letztendlich nur ein Spielangebot. Auf das kann ich eingehen, bspw mit dem Ausspielen eines Treffers bzw einer Verletztung, oder auch nicht, indem ich einmal filmreif durch die Gegend fliegen oder zurück taumle, und mir dann andere Gegner suchen und den Treffer Treffer sein lasse.  (Das ist natürlich ein Vorteil beim LARP: IdR gibt es genug Leute auf einem Con, um manchen schlicht aus dem Weg zu gehen, was bei einer PnP-Gruppe offensichtlich nicht funzt)

Dabei wird das gesamt Regelwerk letztendlich auf zwei Regeln reduziert:

1.) Reagier auf Spielangebote i-wie plausibel.
2.) Wenn du jemand anspielst (oder haust...), erwarte nie eine bestimmte Reaktion.

Ist (bzw war) nicht unbedingt meine Art, Live-Rollenspiel zu spielen, aber funktioniert. Den Begriff "Aushandeln" hab ich bei I-Net-Diskussionen zu dem Thema nicht mitgeschnitten (bzw erinnere mich nicht dran, das der benutzt wurde), aber läuft mE auf den glei9chen Gedanken hinaus, bzw macht ihn zur alleinige Maxime.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 21:13
In einer LARP-Regel-Philosophie ist das mehr oder minder genau so, ja. Jede Aktion, auch der Schlag des Trolls mit seiner Keule, ist letztendlich nur ein Spielangebot.
Ok,  aber übertragen auf PnP wirft das Fragen auf, denn da ist ja idR. genau geregelt, wann dich der Troll trifft.
Und wenn das nach Regeln klar geht, ist es schwer zu sagen: Veto. Funktioniert nicht.
Oder wie stellst du dir "das Troll Angebot ablehnen" im Rollenspiel vor?

Edit.
Ich kann klar sagen: Wenn mich der Troll trifft, spiele ich nicht mehr mit.
Aber zu Beginn des Spiels habe ich ja sicher den Kampfregeln zugestimmt.
Und wenn ich damit drohe auszusteigen, dann breche ich ja mit dem Gruppenvertrag.
Und es ist natürlich auch ne Art Erpressung ala... "es läuft wie ich will, auch gegen die Regeln, sonst steige ich aus."!
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 6 am 12.08.2019 | 21:27
Muss diese maßlose Übertreibung denn sein?
Hier ging es darum ob man ggf. ein Detail nachschauen darf, bei dem Unklarheit besteht.
Nein. Darum ging es hier ja eben nicht. Wir waren immer noch beim Verhandeln (oder Aushandeln) der Fiktion im Unterschied zur Regelauslegung.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 21:33
Nein. Darum ging es hier ja eben nicht. Wir waren immer noch beim Verhandeln (oder Aushandeln) der Fiktion im Unterschied zur Regelauslegung.
Ich weiß nicht, ob man das so einfach trennen kann.
Rollenspiel ist auch nur ein Spiel.
Und das hat Regeln, die auch bei dem Verhandeln der Fiktion mitreinspielen.

Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 6 am 12.08.2019 | 21:37
Ich weiß nicht, ob man das so einfach trennen kann.
Kann man. Mehrmals geschehen. Sogar hier im Thread wie auch im Vorherigen.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Maarzan am 12.08.2019 | 21:42
Die Gestaltung der Fiktion ist das, was die Regeln (auch mit) machen - sie sind Werkzeug in der Anwendung zur Gestaltung. In manchen Fällen muss zusätzlich ergänzt oder interpretiert werden, aber wenn das Regelwerk halbwegs taugt, kann man den Großteil der Gestaltung nach Regeln abhandeln.
Die Regeln geben ja nicht vor, was die Figur macht, sondern wie sie es macht bzw. mit welchem Erfolg. Die Veränderung wird aber in allen Varianten von dem was getragen und das liegt in der Entscheidung des spielers, in der Regel an einen formellen doer informellen Konsens gebunden, was man denn da spielen will.
Und hier kommen wir zum Kern der ursprünglichen Frage: eine über die triviale und daher immer gegebenen Story Typ A  hinausgehende Story bzw. deren Qualitäten/Bedürfniss zu sichern hat nicht generell die Toppriorität. Der Typ A komt automatisch und braucht daher erst gar keine Priorisierung gegenüber irgendetwas.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 22:09
Die Gestaltung der Fiktion ist das, was die Regeln (auch mit) machen - sie sind Werkzeug in der Anwendung zur Gestaltung. In manchen Fällen muss zusätzlich ergänzt oder interpretiert werden, aber wenn das Regelwerk halbwegs taugt, kann man den Großteil der Gestaltung nach Regeln abhandeln.
Jepp.


Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 12.08.2019 | 22:17

Und hier kommen wir zum Kern der ursprünglichen Frage: eine über die triviale und daher immer gegebenen Story Typ A  hinausgehende Story bzw. deren Qualitäten/Bedürfniss zu sichern hat nicht generell die Toppriorität. Der Typ A komt automatisch und braucht daher erst gar keine Priorisierung gegenüber irgendetwas.
Eine Priorisierung vielleicht ebenso wenig,  wie eine Negierung.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Maarzan am 12.08.2019 | 22:33
Eine Priorisierung vielleicht ebenso wenig,  wie eine Negierung.

Unter "trivial" kann und braucht es nicht sinken. Stufe A bedarf keiner Negierung. Das ist die Flatline.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 13.08.2019 | 06:21
Die Regeln geben ja nicht vor, was die Figur macht, sondern wie sie es macht bzw. mit welchem Erfolg.
Hier würde ich trotzdem "Jein" sagen, denn was eine Figur alles machen kann, wird von den Regeln uU. teilweise auch vorgegeben oder eingeschränkt.
Und das beeinflusst uU. auch die Entscheidung, "was" ein Spieler mit der Figur tut. (und tun kann)

Gerade was Kampf,  Zauber, etc. betrifft, wird man als Spieler auch darauf achten, dass man die Regeln anwendet, die den größten Erfolg versprechen.
Oder z. B. keine Aktionen tätigen, die schwer geregelt werden können, und zudem wenig Erfolg versprechen.

Die Entscheidung bleibt letztlich klar beim Spieler,  "was" er tut. Aber er trifft sie letztlich auch auf Grundlage der vorhanden Regeln. Bzw. den Regeln die vor dem Spiel vereinbart wurden.
Das sind Dinge die nicht jederzeit und leicht mitten im Spiel neu verhandelt werden können.
Sowas gibt es auch beim Rollenspiel.
Man kann klar auch Hausregeln einführen, um sie besser auf seine Bedürfnisse anzupassen. (Kann man bei einem Brettspiel ja auch).
Aber auf ein für alle gültiges Regelgerüst, wird man sich idR. doch vor dem Spiel einigen.

It`s all a story, It`s all a game.
It`s an ingame story. Or a story in game.

Oder so.  ~;D
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Isegrim am 13.08.2019 | 09:49
Und wenn das nach Regeln klar geht, ist es schwer zu sagen: Veto. Funktioniert nicht.
Oder wie stellst du dir "das Troll Angebot ablehnen" im Rollenspiel vor?

"Ich weiche end-elegant und Matrix-mäßig der fiesen Troll-Keule aus."

Es gibt doch mWn PnPs, die sich da eher an den "Zwei Regeln" orientieren als am Kklassischen PnP. Sind jetzt, wie auch SL-loses PnP, auch nicht wirklich meins und offensichtlich eher Nischenprodukte, aber es scheint zu funzen.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 13.08.2019 | 09:57
"Ich weiche end-elegant und Matrix-mäßig der fiesen Trolö-Keule aus."

Es gibt doch mWn PnPs, die sich da eher an den "Zwei Regeln" orientieren als am Kklassischen PnP. Sind jetzt, wie auch SL-loses PnP, auch nicht wirklich meins und offensichtlich eher Nischenprodukte, aber es scheint zu funzen.
Elegant ausgewichen..
Das geht aber  nur, wenn das jeweilige Regelsystem das erlaubt.
Und dann ist das auch legitim, weil es nicht gegen die gemeinsamen Regeln verstößt.

Wenn du jetzt in einer klassischen Runde mit vereinbarten Kampfregeln sitzt,  kannst du natürlich nicht sagen: "Pech gehabt! Ich weich jetzt aus, wie in Nischensystem X., auch wenn wir gerade was ganz anderes spielen. "

Wobei, ich auf die Gesichter der Mitspieler ja echt gespannt wäre..  ;D
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: 1of3 am 13.08.2019 | 15:31
Nein. Darum ging es hier ja eben nicht. Wir waren immer noch beim Verhandeln (oder Aushandeln) der Fiktion im Unterschied zur Regelauslegung.

Also wenn du das lumpley-Prinzip benutzt wie gemeint, ist das das selbe. Wir handeln die Fiktion aus und verweisen dazu z.B. auf akzeptierte Regeln. Regeln sind also nichts als potentielle Argumente im Aushandlungsprozess.

Und Regeln sagen deshalb natürlich nicht nur aus, was ein Charakter vermag, wie Maarzan oben angedeutet hat. Regeln sind auch Elemente des Hintergrunds, meine Funktion als SL (wenn ich SL bin), der Besitz an Charakteren oder anderen fiktiven Objekten, das Verständnis, dass wir nicht einfach etablierten Inhalten widersprechen usw.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Maarzan am 13.08.2019 | 15:53
Hier würde ich trotzdem "Jein" sagen, denn was eine Figur alles machen kann, wird von den Regeln uU. teilweise auch vorgegeben oder eingeschränkt.
Und das beeinflusst uU. auch die Entscheidung, "was" ein Spieler mit der Figur tut. (und tun kann)

Gerade was Kampf,  Zauber, etc. betrifft, wird man als Spieler auch darauf achten, dass man die Regeln anwendet, die den größten Erfolg versprechen.
Oder z. B. keine Aktionen tätigen, die schwer geregelt werden können, und zudem wenig Erfolg versprechen.

Die Entscheidung bleibt letztlich klar beim Spieler,  "was" er tut. Aber er trifft sie letztlich auch auf Grundlage der vorhanden Regeln. Bzw. den Regeln die vor dem Spiel vereinbart wurden.

Die Regeln besagen immer noch nicht Was die Figur macht. Sie sagen nur an, was er nicht machen darf und wie die relativen Chancen beim Rest stehen. Und damit sind sie auch nicht alleine, sondern stehen zusammen mit all den anderen Festlegungen und Vorentwicklungen was an Setting, vorher schon abgehandelter Handlung, Genre etc. schon im Pott schwimmt . Entscheiden und somit gestalten tut innerhalb dieser Rahmenbedingungen der Spieler - und mit einem entsprechend belastbarem Regelgerüst ist das "aushandeln" dann im "Tagesgeschäft" rein mechanikanwendend.
Du handelst im Discounter ja auch nicht den Preis aus, obwohl das ganz pingelig nominell natürlich immer noch so ist.
Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Issi am 13.08.2019 | 16:28
Die Regeln besagen immer noch nicht Was die Figur macht. .
Nein. Aber sie sagen idR. was ein Spieler mit seiner Figur machen kann.
Z.B-  Zauber, Waffen, Fertigkeiten -einer Figur sind Handlungsoptionen, aus denen ein Spieler wählen kann. (nicht muss).
Häufig ist auch bereits geregelt unter welchen Umständen, Bedingungen , was zum Einsatz kommen darf. (z.B. über die Reichweite bei Zaubern).

Dafür muss der Spieler idR. die Situation und Bedingungen richtig einschätzen können (Entfernung, Umgebung, Position der Angreifer usw.), um auf der Grundlage zu entscheiden, ob eine solche  Regelanwendung (Handlung) gültig ist.
Auf einer Battlemap z.B. sind die Entfernungen idR. klar. Da muss das idR. nicht extra mit dem SL ausgehandelt werden. (Das ist ja mit Feldern ähnlich klar wie ein Spielbrett beim Brettspiel)
Aber es gibt genug unklare Situationen, wo der Spieler die Bedingungen erst vorher erfragen muss.
Und häufig auch eine Fülle von Handlungsoptionen, die entweder keine Regellung brauchen. (wie z.B. Tür aufmachen, Fenster schließen, auf die Toilette gehen.. ~;D)
Oder für die man erst noch eine Regelung finden muss.


Titel: Re: Gestaltungs- und Entscheidungsrechte
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 16.08.2019 | 13:48
Aaaaaalso, in einer traditionellen Rollenspiel-Runde (DSA, D&D, Shadowrun, CoC, etc.) mit Spielleiter ist die Machtbalance völlig einseitig zu Gunsten des Spielleiters verschoben. Ja, die Spieler haben die Nuklearoption die laufende Runde abzubrechen, aber: wie wir aus der Politik wissen, sind Rücktrittsandrohungen ein Schwert, das sehr schnell stumpf wird. Und so haben die Spieler also klassischerweise nur extrem begrenzte Machtmittel - eigentlich nur um völlig dysfunktionales Spiel abzuwenden.

Innerhalb dieses Rahmen hingegen, wenn das Spiel also nicht-dysfunktional ist, ist das Machtungleichgewicht so sehr auf Seiten des Spielleiters, dass es nicht völlig falsch, wohl aber weitgehend irreführend ist, von Verhandlungen zu sprechen. "Plädieren" würde es da schon eher treffen. Man sollte dabei auch bedenken, dass die Rolle des Spielleiters ja aus der Schiedsrichterrolle bei gewissen Wargames hervorgegangen ist. Und es gibt schon Spieler, die versuchen mit einem Schiri zu verhandeln, aber der muss sich natürlich auf nichts einlassen. Das Ganze ist im Zweifelsfall extrem unilateral. (Es sei denn natürlich man droht ihm die Tüte mit den Kartoffelchips wegzunehmen. Dann hat man eine Verhandlungsbasis.)