Vorweg: Meine Einstellung zu Fertigabenteuern ist eher negativ vorbelastet. Das führt sicherlich dazu das mir negative Dinge mehr auffallen bzw mich stärker stören als andere. Odyssey of the Dragonlords (OotD) klang interessant genug um es mir zu kaufen. Bereut habe ich es bislang nicht (habe allerdings auch noch nicht angefangen das zu leiten). Beim reinschnuppern sind mir allerdings einige Dinge negativ aufgefallen:
- Kein Index. Es gibt ein Inhaltsverzeichnis, aber wer etwas bestimmtes finden möchte der muß langwierig suchen.
- Die Monster haben im eigentlichen Abenteuer keine Werte sondern ihre Namen werden dick gedruckt damit sie im Monster Manual oder im Monsterteil des Buches finden kann. Doch das ist nicht so einfach. Zunächst einmal muß man selbst herausfinden in welchen der Werke die Monster stehen. Wenn man Glück hat im Monster Manual. Hat man Pech sucht man sich stattdessen im OotD-Band dumm und dusselig. Es gibt ja keinen Index. Also geht man zum Monsterkapitel wo die Monster theoretisch alphabetisch sortiert sind. Allerdings auch nur theoretisch. Beispiel: Gesucht wird ein "Young Cerebus". Kein Eintrag im Monsterkompendium also muß es ja im Monsterkapitel sein. C wie Cerebus ? Nix. H wie Hellhound ? Nix. Y wie Young ? Nix. Später dann gefunden: Unter S wie "Servants of Death". Echt jetzt ? Währe es denn zuviel Verlangt die Seitenzahl bei der Erwähnung des Monsters anzugeben ? Oder die Monster wirklich nach Alphabet zu ordnen ?
- Die Designer haben das Kunststück fertig gebracht gleich den ersten Kampf so zu gestalten das er einerseits zu stark, andererseits zu leicht ist.
Der erste Gegner hat einen riesen Trefferbonus und genug Schaden um bei jedem Treffer einen Helden zu One-Hitten. Könnte also ein TPK werden...
...gleichzeitig bekommt er aber jede Runde eine Stufe Exhaustion, ist also nach 6 Runden automatisch tot. Da das Spiel für 6 SCs ausgelegt ist reicht es also wenn er nur einmal verfehlt damit die SCs den Kampf automatisch gewinnen. Irgendwie scheint es mir das beides keinen Spaß macht. Habe es natürlich noch nicht geleitet und mag mich da irren
- Der Gruppe werden supermächtige NSCs an die Seite gestellt die sich stets raushalten aber jederzeit die Helden wiederbeleben wenn es Not tut. Sorry, aber das ist in meinen Augen einfach miesestes Design.
- Zumindest am Anfang erscheint es mir eine reine Aneinanderreihung von Kämpfen.
- Bei der Mönchsklasse wird im Flufftext erwähnt die diese Mönche (im Prinzip Spartaner aus 300) gerne mit "Polearms" kämpfen. Diese Klasse kann das allerdings gar nicht...
- Die Idee den Epos des Bardens durch Ereignisse im Spiel wachsen zu lassen ist ja ganz witzig, aber für das Balancing hätte ich es netter gefunden wenn das Stufengebunden ist wie andere Klassenfertigkeiten auch.
Mein Genörgel mal beiseite gefällt mir der Band ansonsten recht gut. Es kommt halt tatsächlich "Griechische Sagen" Gefühl auf und ich hätte schon mal Bock das zu spielen.
Wir spielen die Kampagne jetzt schon einige Spielsitzungen lang und so gut sie uns auch gefällt, muss ich mal anmerken das Ding ist organisatorisch ne Katastrophe und Texte und Bilder passen an vielen Stellen nicht zusammen.
Zudem passt es mir nicht das sich die Karten im PDF und in der Roll20 - Version unterscheiden. Auf der normalen Übersichtskarte im Roll20 fehlt zum Beispiel ein Eintrag wo die Mithral Mines sind, und aus der Beschreibung im Abenteuer wird man auch nicht unbedingt schlauer. Man muss sich die Karte aus den Premium Assets herausziehen, dort sind dann wenigstens die wichtigen Orte eingezeichnet, allerdings sind zwei der Schauplätze vertauscht, zumindest wenn die Karte im PDF die richtige ist (So eine Schlamperei ist bei dem Premium-Preis der verlangt wird, nicht in Ordnung).
Generell habe ich so ein bisschen den Eindruck das die Karte mehr so Mittel zum Zweck ist und das Maßeinheiten eher interpretiert werden.
So ist zum Beispiel bei der Suche nach dem Mossy Temple angegeben das es ungefähr ein Reise von 10 Meilen von Estoria bis zum Ziel sind, eine Strecke die selbst mit Luftlinie nie und nimmer funktioniert, es ist locker die drei bis vierfache Strecke wenn ich die Karte mit Maßstab verwende.
Ansonsten ist es wie gesagt ganz gut, auch wenn erstaunlich viel Fleisch auf den Rippen fehlt, was gerade bei der Dicke des Bandes erstaunlich ist, es muss schon einiges an Arbeit vom SL hinein gesteckt werden, oder das ganze fühlt sich sehr oberflächlich an.
Die Begegnungen im Abenteuer sind bisher auch alle kampflastig und dabei weder besonders ausgewogen noch besonders spannend designt (könnte aber auch generell am eher konservativen Regelgerüst der fünften Edition liegen, das tut was es soll mehr aber auch nicht).
Was ganz gut ankam sind die Epischen Pfade und generell das Setting und der Aufhänger mit der Prophezeiung, so das die SC immer ziemlich genau wissen was sie als nächstes tun könnten und dabei auch Optionen haben.
Insgesamt finde ich das Abenteuer gut, aber es hat leider auch deutliche Schwächen. Die Roll20-Umsetzung halte ich für 50 Euro fast schon für eine Unverschämtheit, sie ist funktional aber bietet nicht soviel Komfort wie ich bei dem Preis erwarten würde.