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Pen & Paper - Spielsysteme => Systemübergreifende Themen => Thema gestartet von: Selganor [n/a] am 24.01.2020 | 14:15

Titel: Technology vs. Magic (oder umgekehrt)
Beitrag von: Selganor [n/a] am 24.01.2020 | 14:15
Es gibt ja einige Beispiele in denen sich Technologie und Magie nicht miteinander vertragen.

Hier ist die Gelegenheit mal aufzulisten in welchen Systemen/Settings das mal thematisiert (und am Besten noch verregelt) wurde.


Vielleicht kommt man dann auch mal drauf wer (und warum) mit der Idee ueberhaupt mal angefangen hat und warum sie sich inzwischen scheinbar so extrem verfestigt hat.

Welche Vorkommen davon kennt ihr (bitte soweit moeglich mit dazugehoerigen Regeln)?
Titel: Re: Technology vs. Magic (oder umgekehrt)
Beitrag von: nobody@home am 24.01.2020 | 14:51
Wie in den Romanen auch gibt's das zumindest im ersten Dresden Files-Rollenspiel (das spätere Dredsen Files Accelerated geht, glaube ich, nicht speziell darauf ein) -- weil menschliche Magier ihre Magie nie so ganz unter Kontrolle haben und sie unter anderem auf ihre Gefühle reagiert, besteht immer ein gewisses Risiko, daß sie mit Technik in zerstörerische Wechselwirkung tritt, und das Risiko ist generell um so größer, je moderner und komplizierter die Technik ist. Als mögliches Ärgernis wird das einfach über das Reizen eines geeigneten Charakteraspekts (wird meistens der sein, der ihn überhaupt als Zauberer beschreibt) abgehandelt; Technik mit Magie gezielt anzugreifen, läuft dagegen über eine leichte Variation der normalen Evocation-Regeln mit einer eigenen Tabelle dafür, wieviel Energie eine Attacke gegen ein bestimmtes Gerät jeweils braucht.

Wie alt die Idee selbst sein mag...keine Ahnung, aber ich persönlich vermute stark, daß sie ihre Wurzeln allerspätestens in den Erfolge der Aufklärung in Sachen "Wissenschaft statt Aberglaube" und der daraus resultierenden "Entzauberung" der Welt hat. Ein Alchimist, der in seinem Labor voller merkwürdig-mystischer Dinge und Gerätschaften nach dem Stein der Weisen forscht, ist nun mal traditionell "magischer" als sein moderner Chemikerkollege im weißen Laborkittel; letzterer mag allemal mehr wissen, was konkrete Vorgänge und Reaktionen angeht, aber eigenwillige "Wunder" würden wir im Vergleich auch heute noch eher von ersterem erwarten. (Wobei natürlich die Gefahr besteht, daß ein historischer Alchimist uns da eher enttäuschen würde, wenn wir ihm tatsächlich begegnen könnten...aber wir machen uns ja meistens nicht die Mühe, nach der Realität hinter dem einmal etablierten fantastischen Klischee großartig zu bohren. ;))
Titel: Re: Technology vs. Magic (oder umgekehrt)
Beitrag von: Ayou am 30.01.2020 | 12:34
Ganz klassisches Beispiel ist an sich Magus aus der WoD.
Da gibt es als Grundkonflickt die Traditionen der Magier, die für Kreativität, Wandel und Erleuchtung steht.

Dann als Gegenpol die Technokratie. Die wiederum steht für Stabilität, Sicherheit, Berechenbarkeit und Schutz der Unerwachten.

Wobei man sagen muss das hier die Grenzen fließender sind. Magik funktioniert durchaus mit Technik. Nicht umsonst gibt es zwei Traditionen (Die Ätheriten und die Virtuellen Adepten, die mit Computern und technischen Geräten arbeiten.

Der Grundkonflikt ist aber tief im System und der Lore verankert. Es hat sich nur mit der Zeit weiterentwickelt, denn die bediden obigen Techniktraditionen gehörten früher zur Technokratie.
Titel: Re: Technology vs. Magic (oder umgekehrt)
Beitrag von: 1of3 am 30.01.2020 | 13:27
Bei Magus ist es ja so, dass Technik und Magie letztlich das gleiche sind. Beide funktionieren nur, weil Leute ganz tief und fest glauben, dass sie funktionieren. Zugegeben, das wird den meisten Charakteren nicht klar sein.
Titel: Re: Technology vs. Magic (oder umgekehrt)
Beitrag von: Grey am 30.01.2020 | 13:43
In den 90ern habe ich dazu mal meine eigene These formuliert:

Magie ist nur dann Magie, wenn sie den Zauberer zu "jemand Besonderem" macht. Wenn du dich im RL-Setting nach Belieben in einen Vogel und zurück verwandeln kannst, ist es Magie. In einem Setting, in dem das jeder kann, wird es zur profanen Fähigkeit. Magie betont die Einzigartigkeit einer Person (Zauberer) oder eines Phänomens (Zauber).

Wissenschaft hingegen verfolgt das Ziel, allgemeingültige Gesetzmäßigkeiten zu formulieren. Ein Phänomen als Fallbeispiel einer viel umfassenderen Gesetzmäßigkeit zu betrachten, nimmt ihm den Zauber des Einzigartigen. "Wer" etwas macht, wird bedeutungslos, das Verfahren allein (Technik) bringt den Effekt hervor. Deine Fähigkeiten technologisch zu betrachten, entfernt dich davon, "jemand Besonderes" zu sein.

Es ist dieser widerstreitende Anspruch, durch den Magie und Technologie emotional unvereinbar werden (können).
Titel: Re: Technology vs. Magic (oder umgekehrt)
Beitrag von: unicum am 30.01.2020 | 13:55
War es nicht bei Shadowrun so das ein Magier sich nur wenig bis keine Cyberware einbauen lassen sollte weil dadurch seine Fähigkeit zum Zaubern runtergeht?

(Mein Wissen dazu ist Spielerwissen aus dem lezten Jahrtausend, ich weis nicht wie neue Editionen das Regeln).
Titel: Re: Technology vs. Magic (oder umgekehrt)
Beitrag von: 1of3 am 30.01.2020 | 13:58
In den 90ern habe ich dazu mal meine eigene These formuliert:

Magie ist nur dann Magie, wenn sie den Zauberer zu "jemand Besonderem" macht. Wenn du dich im RL-Setting nach Belieben in einen Vogel und zurück verwandeln kannst, ist es Magie. In einem Setting, in dem das jeder kann, wird es zur profanen Fähigkeit. Magie betont die Einzigartigkeit einer Person (Zauberer) oder eines Phänomens (Zauber).

Das ist eher eine Definition als eine These. Wenn wir einschlägige Literatur betrachten, können wir sagen, dass magische und technologische Phänomene mit bestimmtem Vokabular und Zeichen bedacht werden. In diesem Sinne kann man fast jedes Phänomen so oder so ausgestalten.
Titel: Re: Technology vs. Magic (oder umgekehrt)
Beitrag von: nobody@home am 30.01.2020 | 14:15
Gelegentlich findet man auch das absolute Gegenteil: Magie, die durch fortgeschrittene Technik nur besser wird. Ein Beispiel dafür wäre The Laundry (basierend auf den Romanen von Charles Stross). Magie ist da erstens recht cthulhuesk und damit auch für den Anwender gefährlich und basiert zweitens direkt auf hochkomplexer Mathematik im Sinne von "der Rechenablauf an sich ist das Ritual und hat Auswirkungen auf die Realität". Entsprechend arbeitet ein moderner und zumindest nicht übertrieben selbstmörderisch veranlagter Zauberer also vorzugsweise mit Computern, anstatt sich noch auf die altmodische Tour selber das Hirn zu verrenken...
Titel: Re: Technology vs. Magic (oder umgekehrt)
Beitrag von: Selganor [n/a] am 30.01.2020 | 14:29
Koennen wir wieder zurueck zur urspruenglichen Frage:

Welche "Magie stoert Technik" (und/oder umgekehrt) Regelmechanismen kennt ihr und wie wird das im entsprechenden Setting/Regelwerk verregelt?

zurueckkommen?

Danke.
Titel: Re: Technology vs. Magic (oder umgekehrt)
Beitrag von: Supersöldner am 30.01.2020 | 14:31
SR ?
Titel: Re: Technology vs. Magic (oder umgekehrt)
Beitrag von: ManuFS am 31.01.2020 | 12:07
War es nicht bei Shadowrun so das ein Magier sich nur wenig bis keine Cyberware einbauen lassen sollte weil dadurch seine Fähigkeit zum Zaubern runtergeht?

(Mein Wissen dazu ist Spielerwissen aus dem lezten Jahrtausend, ich weis nicht wie neue Editionen das Regeln).

Korrekt. Jedes Implantat macht es für Magiewirker (egal welcher Art) schwieriger, Magie zu wirken/zu verwenden. Abgesehen davon hat SR aber eine sehr rege Wechselwirkung von Magie und Technik (z.B. Illusionszauber, die auch Kameras täuschen können).
Titel: Re: Technology vs. Magic (oder umgekehrt)
Beitrag von: nobody@home am 31.01.2020 | 12:26
Grundsätzlich denke ich, daß in den meisten Spielen Technik und Magie einfach nebeneinander her existieren, ohne sich großartig in die Quere zu kommen -- das gilt insbesondere für die Technik, die ohnehin "Settingstandard" ist. Gerade eine typische Fäntelalterwelt mag ja im Hintergrund mit dem Vorhandensein von Magie hausieren gehen, um handwedelnd zu begründen, warum die Technik scheinbar keine weiteren großartigen Fortschritte macht und insbesondere das Schießpulver (igittigitt!) nie erfunden wird, aber nur davon, daß sich hier ein Zauberer mal eben unsichtbar macht, geht nicht gleich die Armbrust seines Kameraden kaputt, und umgekehrt verlieren Zaubersprüche beispielsweise an Bord von Segelschiffen nicht automatisch an Wirkung, nur weil die streng genommen "Mittelalter-High-Tech" sind.

Entsprechend gehen mir auch schnell die Beispiele aus, und das einzige verbliebene, das mir momentan noch durch den Kopf geht, wäre ein Spiel, von dem ich nur gehört habe, ohne selber damit in Berührung zu kommen...wie war das noch mal mit der Interaktion von Magie und "Banalität" bei Changeling (natürlich auch WoD...)?