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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Spielleiterthemen => Thema gestartet von: Tudor the Traveller am 30.12.2020 | 00:51

Titel: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 30.12.2020 | 00:51
Hallo zusammen,

ich finde Fail Forward als Idee sehr gut. Allerdings stelle ich fest, dass ich es als SL nicht zufriedenstellend hinkriege. Hängt auch ziemlich von der Fertigkeit ab, um die es geht. Bei körperlichen Herausforderungen wie Klettern oder Balancieren klappt es eher als bei anderen.

Beispiel: Gestern hat der Magier der Gruppe in einer Bibliothek nach Hinweisen gesucht; es geht um die Statue eines unbekannten einzigartigen Wesens vergleichbar einer vergessen Gottheit, sowie um eine mit einem magischen Schloss + Fluch versehen Tür mit Inschrift.

Er wüfelt eine 1... mir ist spontan nichts eingefallen, wie ich einen Fail Forward in der Situation hätte aufziehen können.

Welche Ideen habt ihr zu Fails bei eher geistigen Herausforderungen, gerne konkret zum Beispiel? Welche Tipps habt ihr allgemein zu Fail Forward?

Gibt es irgendwo vielleicht eine Liste mit Beispielen? Ich würde die Ideen, die hier gepostet werden, jedenfalls im Start-Beitrag sammeln. Ideal wären Ideen, die einer Fertigkeit oder Fertigkeitsgruppe mögliche Fail Forward Szenarien zuordnen.

Oder anders herum gesagt: ideal ist es, wenn alle möglichen Ergebnisse eines Checks interessant sind und die Story weiter schreiben. Da ich als SL aber nicht immer genau wissen kann, welche Checks im Spiel gemacht werden, kann ich da auch keine möglichen Ergebnisse vorbereiten... ein Ideensteinbruch wäre da sicher hilfreich.


Hier: https://www.runagame.net/2015/12/fail-forward.html (https://www.runagame.net/2015/12/fail-forward.html) gibt es schon ein paar nette Tipps, aber das hilft mir nur bedingt. Was ich bräuchte, ist so eine LIste wie für das Klettern-Beispiel:


Zitat
    You climbed the wall, but twisted your knee, had some hard slips and falls, and cut your hand for a total of 1d6 damage.  (Succeed at a cost)

    You tried to climb the wall, but you put too much weight on a lower handhold and broke it off when you slipped.  Now anyone trying to climb the wall has a -1 penalty.  (Game complication)

    You tried to climb the wall, but fell noisily.  Now the guards probably know you're here.  (Story complication)

    You tried to climb the wall for five minutes, with no success.  Now you're running out of time and getting nowhere.  (Raise the stakes)

    You can't figure out a way to get up this wall without leaving the rope and pitons behind.  (Charge for success)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: schneeland am 30.12.2020 | 01:07
Eine Liste habe ich nicht, aber die/meine Standardstrategie ist: Du schaffst es, aber das Leben wird komplizierter.
Im konkreten Fall könnte das sein: Du untersuchst die Tür, aber
1) Du bist nicht der Einzige, der sich dafür interessiert
2) Du findest dahinter etwas Unangenehmes
3) Du musst besondere/teure Ressourcen dafür aufwenden, das Siegel zu brechen

Eventuell findest Du Inspiration, wenn Du Dir bei ein paar PbtA-Spielen (auf deutsch verfügbar: Dungeon World, Der Sprawl, Mythos World) schaust, was es für Komplikationen bei Spielzügen gibt, und welche Spielleiter-Spielzüge es gibt.
In Dungeon World gibt es, wenn ich mich gerade richtig erinnere, eine Liste, die Dinge vorschlägt wie "verbrauche ihre Ressourcen", "trenne Sie", "offenbare eine Gefahr", etc.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 30.12.2020 | 01:16
Mir fällt folgendes ein:

1. Wenn Dir kein Failforward in der konkreten Situation einfällt, kann das ein Hinweis darauf sein, dass der Wurf nicht interessant und damit ggf. einfach unnötig war. Ich lasse in solchen Situationen den Wurf tatsächlich auch im Nachhinein entfallen und sage: tja, Wurf war Unsinn, Du hast es trotzdem geschafft.

2. Ein Fail-Forward muss auch nicht IMMER sein. Manchmal ist es auch völlig legitim zu sagen: Du schaffst es nicht.

Ansonsten handhabe ich es so, dass ich überhaupt nur dann würfeln lasse, wenn auch etwas auf dem Spiel steht. Was stand denn in der Situation, als der Magier nach Hinweisen gesucht hat, auf dem Spiel? Warum hast Du denn würfeln lassen?

Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Duck am 30.12.2020 | 01:20
Kennst du schon Suddenly Ogres (https://docs.google.com/document/d/1MC_W_qxY7kScRK_2arLhGvATX0HyQz6dTIKFj_HI2T4/edit?usp=sharing)?
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Zed am 30.12.2020 | 01:31
Für welche Fertigkeiten insbesondere suchst Du denn die Fail Forwards?
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 30.12.2020 | 01:35
Was stand denn in der Situation, als der Magier nach Hinweisen gesucht hat, auf dem Spiel? Warum hast Du denn würfeln lassen?

Guter Punkt. Nicht viel, nur Zeitverlust. Der Zeitverlust ist für die Story durchaus relevant, aber mich stört es im Nachhinein, dass die Bibliothek eine Sackgasse war. Deshalb hätte ich gerne Ideen, was in einer Bibliothek schief gehen könnte und trotzdem die Story antreibt.

Danke für die Oger! Das wäre in der Tat eine Idee gewesen. Was mich dann aber doch irritiert, ist wenn das Ergebnis eines Fail Forward irgendwie nichts mit der Fertigkeit zu tun hat: Check auf "Recherche" - Fail - tja Pech, du wirst angegriffen. Fühlt sich für mich falsch an.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 30.12.2020 | 01:38
Für welche Fertigkeiten insbesondere suchst Du denn die Fail Forwards?

Jetzt konkret z. B. Recherchieren und Fallen suchen
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 30.12.2020 | 11:13
Thema wieder offen...  ::)

(k. A. wie mir das ständig passiert)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: 1of3 am 30.12.2020 | 11:21
Beispiel: Gestern hat der Magier der Gruppe in einer Bibliothek nach Hinweisen gesucht

- Die Informationen sind hier, aber unter Verschluss
- Ihr habt das Buch gefunden, aber ihr könnt die Sprache nicht. Vielleicht gibt es im Goblin-Viertel noch jemanden, der den Dialekt spricht.
- Das Rezept in dem Buch hat wohl gut funktioniert. Aber seit ein Vulkan die Insel Schnackpuck versenkt hat, gibt es keine blauen Bazaleen mehr auf dem freien Markt. Vielleicht könnt ihr eine aktulisierte Lösung erstellen oder vielleicht hat irgendein adliger die Pflanze noch in seinem privaten Garten.
- Ihr findet zwei Lösungen, die sich gegenseitig ausschließen
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 30.12.2020 | 11:27
Er findet Hinweise auf einen Kult, welcher sich auch mit wohl dieser Wesenheit beschäftigt hat und deren niedergeschriebenen (und falschen) Meinung zu dem Thema.
Weitere Informationen wären aus der Historie kreativen Ablebens der ebenfalls erwähnten Kultmitglieder zu entnehmen ... (oder der eigenen, wenn das sofort für bare Münze genommen wird).

Aber sonst eher: Du als Spielleiter solltest doch eine Ahnung haben, was sich wirklich hinter der Statue und deren Geschichte verbirgt. Da lägen dann auch die möglichen Komplikationen begründet, statt sich hier etwas "fachfremd" spontan aus den Fingern zu saugen.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Zed am 30.12.2020 | 11:53
- Der Hinweis wirkt in der Einleitung und im Hauptteil wie sehr hilfreich für die aktuelle Situation, aber der Schlussteil macht deulich, dass es um etwas ganz anderes geht. Etwas, was sich jedoch in Zukunft als hilfreich für ein anderes Abenteuer erweisen wird. Oder besser: Es geht um Informationen, die beim akuten Problem der Statue nicht helfen, die aber Hintergrundinfos bieten, die später in  d i e s e m  Abenteuer relevant sein werden.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: nobody@home am 30.12.2020 | 12:08
Der Magier findet die Informationen in der Bibliothek nicht, weil sie dort schlicht nicht vorhanden sind -- das Werk, in dem sie eigentlich sein sollten, ist ausgeliehen/entwendet worden oder jemand hat frecherweise gerade die kritischen Seiten herausgerissen. Wenn er trotzdem an das Wissen heran will, muß er jetzt entweder diese Spur weiterverfolgen (kostet natürlich Extrazeit und -aufwand und kann leicht zu weiterem Ärger führen) oder aber sich eine andere Quelle suchen.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Althalus am 30.12.2020 | 12:11
Zitat
Er wüfelt eine 1... mir ist spontan nichts eingefallen, wie ich einen Fail Forward in der Situation hätte aufziehen können.
Wenn ich bei einer 1 mal vom Patzer ausgehe, dann würde ich da eine eher skurille Situation erzeugen. Der Magier stolpert also z.B. über einen Bücherstapel, fällt gegen ein Regal und beginnt den Dominoeffekt - das wäre dann von anderen SCs zu verhindern. Bei all dem Chaos fällt ihm dann auch noch ein Buch auf den Kopf - und als er die aufgeschlagenen Seiten am Boden betrachtet, sieht das nach einer Inventarliste aus...

Grundsätzlich hilft in einer Bibliothek immer ein Register, um etwas zu finden.  ;) Aber das System dann auch zu durchschauen, kann schon wieder eine eigene Aufgabe sein...
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Crimson King am 30.12.2020 | 12:16
Der Magier bricht ein Siegel am Buch und verursacht so die Beschwörung eines Wächters (die Statue erwacht).
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Ruinenbaumeister am 30.12.2020 | 12:20
Der Magier hat durch Fehlverhalten den Bibliothekar erzürnt. Er möchte also das geheime Buch des Egr5fwi´k-Kultes einsehen? Tja, das ist leider unter Verschluss, es sei denn, ihm fällt etwas ein, wie er das Wohlwollen des Bibliothekars gewinnen kann. Überredungskunst? Bestechung? Drohung? Ein Tauschgeschäft? Intervention eines gemeinsamen Freundes? Da sollen sich die Spieler etwas überlegen.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 30.12.2020 | 12:54
Noch ein paar Gedanken...

Die meisten Rollenspiele neigen dazu, sog. Patzer als Einladung zum Slapstick zu verstehen. Das kann unterhaltsam und lustig sein, oft ist es aber meiner Erfahrung nach nur nervig. Ich habe mal einen Workshop auf einem Con zum Thema Fail to forward gemacht und eine Geschichte erzählt, bei der jede "Probe" mit einem Münzwurf entschieden wurde. Bei einem "Fail" sollten die Zuschauer Vorschläge machen, was passiert, anstatt des von den Charakteren intendierte. Fast alle haben jedoch den Begriff "Fail" sehr wörtlich genommen und aus jeder fehlgeschlagenen Probe eine Slapstickeinlage gemacht. Das war sehr witzig und wir haben viel gelacht, aber das ist möglicherweise nicht in jedem Setting sinnvoll.

Ich finde ansonsten für Fail to Forward sehr wichtig, dass Du (ehrlich) aussprichst, was passiert. Ich halte es für ungeschickt auf eine fehlgeschlagene Probe zu sagen: tja, passiert nix und im Hintergrund geht die Stadt in Flammen auf. Als SL würde zu mindest sagen: Es passiert etwas schlimmes, aber ihr wisst nicht was. Ihr habt aber ein sehr dummes Gefühl als der Boden anfängt dumpf zu beben! (<- geht so ein wenig in die Richtung: Announce future Badness, was ich als SL Move extrem sexy finde.)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Ninkasi am 30.12.2020 | 13:00
Beispiel: Gestern hat der Magier der Gruppe in einer Bibliothek nach Hinweisen gesucht; es geht um die Statue eines unbekannten einzigartigen Wesens vergleichbar einer vergessen Gottheit, sowie um eine mit einem magischen Schloss + Fluch versehen Tür mit Inschrift.

Er wüfelt eine 1... mir ist spontan nichts eingefallen, wie ich einen Fail Forward in der Situation hätte aufziehen können.

Welche Ideen habt ihr zu Fails bei eher geistigen Herausforderungen, gerne konkret zum Beispiel? Welche Tipps habt ihr allgemein zu Fail Forward?

Wie wichtig ist jeweils die Findung der Hinweise?
Wenn das fehlen des Hinweises über die Statue nicht in eine Sackgasse führt, kann das Scheitern keinen Hinweis erbringen, aber wertvollen Zeitverlust. Am Besten weiß oder bekommt der Charakter noch einen Hinweis, wo weiter gesucht werden könnte. Z. B. Steinmetzgilde, Historiker, verschiedene Kulte etc.
Bei einem Patzer (starker Misserfolg bei einer 1?) zusätzlich noch mehr Zeitverlust oder Komplikation ( Erschöpfung; Ärger mit dem Bibliothekar).
Falls der Hinweis richtig wichtig ist, dann bekommt der Charakter diesen, aber halt auch entsprechende Komplikationen.
Die Seite mit dem entscheidenen Hinweis lässt sich nur mit Blut (von bestimmter Art) sichtbar machen; löst einen Nebeneffekt (Fluch) aus; ein Poltergeist erwacht in der Bibliothek und der Charakter wird dafür verantwortlich gemacht, bzw angegriffen; ein neuer /alter Gegner wird dort auf die Suche aufmerksam und verfolgt den Charakter...




Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Althalus am 30.12.2020 | 13:12
Zitat
Die meisten Rollenspiele neigen dazu, sog. Patzer als Einladung zum Slapstick zu verstehen.
Jein. Ein Patzer ist halt ein katatstrophales Scheitern - und daraus ergibt sich dann oft eine skurille Situation. Bei sowas harmlosem wie Informtionsbeschaffung kommt halt eher Slapstick raus - beim Klettern eher nicht. Der Halbling in der TOR-Runde hatte mehr Verletzungen durch Patzer als durch Feindeshand. Manche Leute haben auch ein besonderes Händchen...

@Zeitverlust: Ganz ehrlich - das hat in meinen über 30 Jahren RP noch NIEMANDEN wirklich interessiert. Tragisches Einzelschicksal vielleicht, aber Zeitdruck hat noch in keiner meiner Runden funktioniert. Und als Spieler war's mir auch immer recht egal, muss ich sagen.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Olibino am 30.12.2020 | 13:40
Fail Forward bedeutet ja, dass die Geschichte durch den Fehlschlag vorangetrieben wird. Zeitverlust per se treibt die Geschichte ja nicht voran. Aber wenn es Gegner mit Plänen gibt, kann der Zeitverlust dazu führen, dass die Gegner den nächsten Schritt ihres Planes umgesetzt haben. Idealerweise so, dass die Spieler auch davon erfahren.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Robert Paulson am 30.12.2020 | 14:05


Noch ein paar Gedanken...

Die meisten Rollenspiele neigen dazu, sog. Patzer als Einladung zum Slapstick zu verstehen. Das kann unterhaltsam und lustig sein, oft ist es aber meiner Erfahrung nach nur nervig. Ich habe mal einen Workshop auf einem Con zum Thema Fail to forward gemacht und eine Geschichte erzählt, bei der jede "Probe" mit einem Münzwurf entschieden wurde. Bei einem "Fail" sollten die Zuschauer Vorschläge machen, was passiert, anstatt des von den Charakteren intendierte. Fast alle haben jedoch den Begriff "Fail" sehr wörtlich genommen und aus jeder fehlgeschlagenen Probe eine Slapstickeinlage gemacht. Das war sehr witzig und wir haben viel gelacht, aber das ist möglicherweise nicht in jedem Setting sinnvoll.
Like. Sehr guter Input.

Ich würde für dieses Geheimgang Szenario vorschlagen dass der Suchenende zwar den Hinweis aber irgendwelche wichtigen Details übersehen z.B.

- anstelle den Geheimgang mit einen Knopf zu aktivieren schlagen sie ein Loch in die Mauer und machen sich damit Freunde
- hinter dem Geheimgang strömt ein Gas aus. Man hätte lieber keine Fackel mitnehmen sollen
- man löst beim Betreten des Geheimgangs eine Falle oder einen Alarm aus
- man befreit irgendwas
- da unten gibt es irgendwelches Fiech Zeug was störend ist aber sich eigentlich einfach hätte vertreiben lassen


Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: ArneBab am 30.12.2020 | 14:12
Bei Recherche bieten sich Falschinformationen an, über die irgendwas unschönes ins Rollen kommt.

Zitat
die Statue eines unbekannten einzigartigen Wesens vergleichbar einer vergessen Gottheit, sowie um eine mit einem magischen Schloss + Fluch versehen Tür mit Inschrift.

Von Suddenly Ogres passt irgendwie nur „it’s a quest“ und „too late“ (Konkurrenten kommen in die Bibliothek, sie sehen dich mit dem Buch und wissen, dass du nach dem gleichen suchst — plötzlich sind sie hektisch auf dem Weg raus und du hörst noch „verdammt, beeilt euch, wenn sie vor uns da sind, ist alles verloren!“). — Plot twist: Die Statue ist gefährlich und die Konkurrenten wollen verhindern, dass die SCs etwas schlechtes auslösen.

Mein erster Instinkt wäre allerdings ein anderer gewesen, und seit ich Suddenly Ogres gelesen habe, fällt er mir nicht mehr ein …
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 30.12.2020 | 17:13
Ich sehe durch dieses Thema auch gerade, dass Teil des FF auch zu sein scheint, wann der Wurf erfolgt und wofür er eigentlich steht, d.h. was er umfasst.

Und ich stelle fest, dass ich bevorzugen würde, wenn ein Fail auch ein Fail ist - im Sinne von "Nein, aber...": diese Tür ist jetzt verschlossen, aber da ist jetzt noch diese (weniger einladende) andere Tür, die du gerade entdeckst...
D.h. "Succeed at a cost" würde ich allenfalls bei einem knappen Ergebnis heranziehen wollen, weil es eben kein Fail ist. Gegebenenfalls könnte ich mir ein System vorstellen, wo die Spieler - eventuell über Gummipunkte o.ä. - einen "Fail" in einen "Succeed at a cost" umwandeln können.

Konkurrenten kommen in die Bibliothek, sie sehen dich mit dem Buch und wissen, dass du nach dem gleichen suchst — plötzlich sind sie hektisch auf dem Weg raus und du hörst noch „verdammt, beeilt euch, wenn sie vor uns da sind, ist alles verloren!“

Das ist das, was ich meine, wenn ich sage, dass es sich falsch anfühlt - es gibt keinen inhärenten Zusammenhang zwischen einer schlechten Recherche und dem Hereinplatzen der Konkurrenten. Da ist der Fail halt irgendwie auf der Plotebene angesiedelt. Das kann man schon machen, aber das muss dann imo auch mit der Gruppe abgesprochen werden. Das erinnert mich auch sehr an die Skill Challenges von D&D 4. Da gab es auch ab und an Beschwerden zu den unzusammenhängenden Konsequenzen der Fails.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 30.12.2020 | 17:33
Das ist das, was ich meine, wenn ich sage, dass es sich falsch anfühlt - es gibt keinen inhärenten Zusammenhang zwischen einer schlechten Recherche und dem Hereinplatzen der Konkurrenten. Da ist der Fail halt irgendwie auf der Plotebene angesiedelt. Das kann man schon machen, aber das muss dann imo auch mit der Gruppe abgesprochen werden. Das erinnert mich auch sehr an die Skill Challenges von D&D 4. Da gab es auch ab und an Beschwerden zu den unzusammenhängenden Konsequenzen der Fails.

Ich sehe und teile deine Probleme, aber sind wir hier mit der frage nach fail-forward genau in einem Spielstil, welcher ausdrücklich offen für solche Metaüberlegungen sind?
Dann kann man ihnen das auch nicht vorwerfen, auch wenn man diesen Geschmack nicht teilt.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: nobody@home am 30.12.2020 | 17:52
Das ist das, was ich meine, wenn ich sage, dass es sich falsch anfühlt - es gibt keinen inhärenten Zusammenhang zwischen einer schlechten Recherche und dem Hereinplatzen der Konkurrenten.

Ist halt so ein bißchen die Frage, ob so ein Zusammenhang eigentlich überhaupt bestehen muß -- soll heißen, wenn der Wurf fehlschlägt (was ja erst mal nur ein durch das Konsultieren des Würfelorakels herbeigeführtes Zufallsereignis ist), lag das dann definitiv immer und überall direkt an der schlechten "Eigenleistung" des Charakters, oder darf das auch mal die schlichte Auswirkung unvorhergesehener externer Störfaktoren (beispielsweise eben auch das Hereinplatzen der Konkurrenz genau zum falschen Zeitpunkt) sein?

Die Antwort darauf mag nebenbei auch ein Stück weit mit beeinflussen, wie kompetent sich der Charakter dann im Spiel konkret anfühlt. Denn daß Charaktere, die sich bei Patzern regelmäßig gefälligst selbst wie der letzte Depp anstellen sollen, diesem Eindruck ggf. weniger förderlich sind als solche, die bei ihren ernsthaften Bemühungen einfach nur vom Pech verfolgt werden, scheint zumindest für mich einigermaßen intuitiv.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: KhornedBeef am 30.12.2020 | 18:10
Ich sehe und teile deine Probleme, aber sind wir hier mit der frage nach fail-forward genau in einem Spielstil, welcher ausdrücklich offen für solche Metaüberlegungen sind?
Dann kann man ihnen das auch nicht vorwerfen, auch wenn man diesen Geschmack nicht teilt.
Stimmt wohl.
FF assoziiere ich auch mit dem Hinweis, dass Fehlschläge eben nicht Unfähigkeit der Charaktere sind, sind sondern erschwerende Umstände. Das schließt ein: die Aktion gelingt, aber das Ziel wird nicht erreicht
Es spricht also generell nichts dagegen, den Charakter wirklich scheitern zu lassen, aber man erzählt das eben durch einen neuen Umstand, der vorher nicht bekannt war. Vielleicht hilft dir das ja auch.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: ArneBab am 30.12.2020 | 23:29
Das ist das, was ich meine, wenn ich sage, dass es sich falsch anfühlt - es gibt keinen inhärenten Zusammenhang zwischen einer schlechten Recherche und dem Hereinplatzen der Konkurrenten.
Der inhärente Zusammenhang ist “too late”. Du schaffst es, bist aber nicht schnell genug.

Ich hatte allerdings ehrlich gesagt gehofft, dass jemand meinen Kommentar aufgreifen würde, dass ich nach dem Lesen von „Suddenly Ogres“ den besseren Weg vergessen hatte. Dass solche Meta-Mechanismen also die eigene geistige Flexibilität einschränken können.

Das ist wie der Effekt, wenn du zur Reaktion nur mit einem von 6 Smileys reagieren kannst: Die Nuanciertere Reaktion geht verloren.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 31.12.2020 | 00:03
Jein. Ein Patzer ist halt ein katatstrophales Scheitern - und daraus ergibt sich dann oft eine skurille Situation. [...snip...]

@Zeitverlust: Ganz ehrlich [...] hat noch in keiner meiner Runden funktioniert. Und als Spieler war's mir auch immer recht egal, muss ich sagen.
So kann man spielen und viel Spaß haben, es impliziert aber ein eher klassisches Verständnis von Rollenspiel (Was ja nicht schlecht oder weniger gut ist!)

Was mich an dieser Spielweise aber ganz persönlich stört, ist, dass die Charaktere (Protagonisten) vom Selbstverständnis des Spiels her zwar die Helden sind, aber a. Patzer in den meisten Rollenspielen extrem häufig vorkommen und b. die eigentlich als jedenfalls kompetent beschriebenen Charaktere, als die absoluten Trottel dastehen lässt. Das führt für mich zum Bruch der Immersion. Bei D&D und DSA z.B. besteht bei allen Aktionen eine 5%ige Chance (nämlich bei einer 1 resp. 20) krachend zu scheiternund zwar unabhängig von der Kompetenz des Charakters. Das ist extrem hoch. Kein Extremkletterer der Welt würde seinem Sport nachgehen, wenn er jedesmal eine 5%ige Chance hätte, krachend zu scheitern.

Klar kann man das durch Gummipunkte etc. ausgleichen und natürlich betrachten manche Iterationen von D&A das inzwischen differenzierter, die Kritik bleibt aber im Kern bestehen. Die geniale Erkenntnis von Vincent Bakers Apocalypse World (pbta)* war es, zu erkennen, dass ein Wurf nicht Erfolg und Mißerfolg voneinander trennen muss, sondern die Richtung vorgeben kann, in welche sich die Geschichte weiterentwickelt.

Bsp.: Ein mißlungener oder gepatzter Kletterwurf muss daher nicht bedeuten, dass der Kletterer abstürzt. Vielleicht kommt er oben an, aber blickt in den Lauf einer Schrotflinte.

Ein "Teilerfolg" / "Success at a cost" ist nur dann interessant, wenn a. der Spieler mit seiner Aktion grundsätzlich erfolgreich ist und b. die Komplikation die Geschichte tatsächlich beeinflusst. Bei einer Kletterprobe ist es uninteressant, wenn der Kletterer bei einem Teilerfolg nur bis zur Hälfte die Mauer hochkommt, es sei denn, damit verbindet sich ein neues Problem, ein neuer narrativer Anknüpfungspunkt. Es gibt kaum etwas langweiligeres, als wenn der Dieb beim Öffnen des Schlosses vielleicht nur ein paar Zylinder erwischt und nächste Runde nochmal würfeln muss, um das Schloss vollständig zu öffnen.

Bei einem "Teilerfolg" gebe ich den Spielern auch eigentlich fast immer eine Wahl: Der SC hat den Dieb durch die Gassen verfolgt und wollte ihn mit einem gezielten Schuss zu Fall bringen. Der Spieler würfelt einen Teilerfolg: Ich habe ihm gesagt, dass er für einen gezielten Schuss zu schnell läuft, aber mit einer Salve würde er bestimmt irgendwie treffen. Der Spieler schoss und die Salve riss dem Dieb ein Bein ab und zerschmetterte einen Arm. Der Spieler hatte also einen sterbenden statt einen angeschossenen Dieb, welcher auch noch befragt werden konnte, denn sonst hätte ich den Erfolg des Spielers zunichte gemacht.

edit: typos

*Jaaa... er war nicht der erste, aber der erste der mir die Augen geöffnet hat.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: ArneBab am 31.12.2020 | 00:26
Bei D&D und DSA z.B. besteht bei allen Aktionen eine 5%ige Chance (nämlich bei einer 1 resp. 20) krachend zu scheiternund zwar unabhängig von der Kompetenz des Charakters. Das ist extrem hoch. Kein Extremkletterer der Welt wrde seinem Sport nachgehen, wenn er jedesmal eine 5%ige Chance hätte, krachend zu scheitern.
Müssen Patzer bei DSA nicht inzwischen bestätigt werden?

Abgesehen davon: Ja. Gurps hat das z.B. auf 0.5% reduziert. Das ist dann wieder plausibel: Bei einer von 200 Klettertouren abzustürzen entspricht schon eher dem Berufsrisiko von Kletterern. Zusätzlich gibt es in vielen Systemen automatische Erfolge: Wenn es so leicht ist, dass es kaum schiefgehen kann (beim EWS bei 6 Punkten Differenz), wird einfach gar nicht gewürfelt. Deine Routinetätigkeiten klappen üblicherweise.
Zitat
Klar kann man das durch Gummipunkte etc. ausgleichen und natürlich betrachten manche Iterationen von D&A das differenzierter, die Kritik bleibt aber im Kern bestehen.
Gummipunkte halte ich bei sowas für einen unsauberen Workaround: Unser System produziert Ergebnisse, die wir nicht wollen, deswegen kitten wir sie mit dieser Gummimechanik, über die einige dieser ungewollten Ergebnisse verhindert werden können.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 31.12.2020 | 01:36
Bei D&D gibt es Patzer und Crits nicht bei Skill Checks! Ich weiß es jetzt nicht sicher für alle Editionen, aber für 3-5 ist es zutreffend.

Ich sehe und teile deine Probleme, aber sind wir hier mit der frage nach fail-forward genau in einem Spielstil, welcher ausdrücklich offen für solche Metaüberlegungen sind?
Dann kann man ihnen das auch nicht vorwerfen, auch wenn man diesen Geschmack nicht teilt.

Ich bin offen für die Metaebene, aber dann muss man solche Proben imo grundlegend anders angehen und auch kommunizieren. Da spielt das verwendete System sicher eine zentrale Rolle bei. Ich möchte aber für mein Spiel, dass Checks für Erfolg oder Misserfolg konkreter Handlungen stehen. Suddenly Ogers ist ein interessantes Werkzeug, aber nicht wirklich das was ich suche. Ich suche Hilfen für "Fail, but..." was ich als Fail Forward verstehe. Sonst führe ich imo den Spielwert als solchen irgendwie ad absurdum. Bei der Metavariante mit suddenly Ogers passiert nach meiner Interpretation kein Skillcheck in dem Sinne, sondern eine Art Storycheck. Das ist keine schlechte Sache, aber in meinen Augen ein grundlegend anderer Ansatz.

Mit dem "Nein aber" hast du keinen Erfolg: die gesuchte Antwort bleibt aus. ABER du stolpert über eine andere Sache. Eine neue Information in völlig neuer Ruchtung, eine neue Ressource (Bibliothekar als neuer Buddy), ein alternativer Ansatzpunkt (man findet heraus, dass die gesuchte Information auf anderem Wege zu bekommen ist). Das ist teilweise sehr ähnlich zu den bisher genannten Wendungen, behält aber den Bezug zur eingesetzten Fertigkeit.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Althalus am 31.12.2020 | 08:58
Zitat
Was mich an dieser Spielweise aber ganz persönlich stört, ist, dass die Charaktere (Protagonisten) vom Selbstverständnis des Spiels her zwar die Helden sind, aber a. Patzer in den meisten Rollenspielen extrem häufig vorkommen und b. die eigentlich als jedenfalls kompetent beschriebenen Charaktere, als die absoluten Trottel dastehen lässt.
Ich finde eher, dass sie das menschlich macht. Ich behaupte mal von mir selber, dass ich mit einem Schwert ziemlich gut umgehen kann (~85% Skill würd ich annehmen) - trotzdem ist es mir schon mal einfach aus der Hand gefallen, ich bin im Kampf ausgerutscht, usw. Sachen, die völlig ohne den Einfluss eines Gegners passieren.
Jetzt soll das einem SC-Helden nicht passieren können?

Die Häufigkeit ist so eine Sache. Es gibt Tage, da fallen die 1en, die Saurons-Augen, etc. wie Fallobst. Es gibt Spieler, die scheinen das Pech gepachtet zu haben. Aber hey, solche Tage hab ich auch - und Pechvögel gibt es auch genug.

Demnach ich die Tabellen von MERS/Rolemaster schon lange hinter mir gelassen hab, mache ich aus Patzern eine Situation - und die sind dann oft länger im Gedächtnis als Siege.
Der Halbling hat z.B. beim Rennen auf dem Geröllhang gepatzt - und durfte sofort einen Athletik-Wurf anhängen. Den hat er allerdings auch verhauen, Hope hätte auch nix gebracht, also fiel er. Bei TOR steht dir im Falle einer potentiellen Wunde ein Rüstungswurf zu - auch verhauen. Sowas nennt man dann eine Verkettung unglücklicher Umstände.

Bei 13th Age hat der Tiefling die Fähigkeit, Gegnern bei einem Wurf von 2-4 eine 1 "anzuhexen" - wär doch witzlos, wenn dann der eine Gegner nicht stolpert und dem anderen vor die Füße fällt, oder so...  ;)

Ich behandle Patzer auch gerne wie den Despair bei Genesys: Du hast etwas gemacht, das furchtbar nach hinten losgegangen ist. Je nach Situation siehst du das sofort - oder erst viel später.

Grundsätzlich sehe "Fail Forward" aber auch nicht als Absolute. Manchmal ist ein Fehlschlag auch einfach nur ein Fehlschlag. SC1 sucht nach X und schafft den Wurf nicht - na ja, dann findet er halt nix. Hätte man vielleicht doch besser eine Gruppenaktion draus gemacht...
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 31.12.2020 | 10:39
Grundsätzlich sehe "Fail Forward" aber auch nicht als Absolute. Manchmal ist ein Fehlschlag auch einfach nur ein Fehlschlag. SC1 sucht nach X und schafft den Wurf nicht - na ja, dann findet er halt nix. Hätte man vielleicht doch besser eine Gruppenaktion draus gemacht...
Volle Zustimmung! Ich finde ehrlich es kann und sollte auch Sackgassen geben können. Schlösseknackenwurf versemmelt? Du kriegst das Schloss nicht auf, niemals, vergiss es! Mit Sprengstoff? Ok, das wäre ein neuer Wurf...

[...]Bei der Metavariante mit suddenly Ogers passiert nach meiner Interpretation kein Skillcheck in dem Sinne, sondern eine Art Storycheck. Das ist keine schlechte Sache, aber in meinen Augen ein grundlegend anderer Ansatz.[...]

Bitte? Es geht doch um einen gather information check, das ist doch kein Skill, das ist doch sowas von meta!

Suddenly Ogers ist meiner Einschätzung nach auch nicht wirklich als ernsthafter Vorschlag gemeint, sondern in seiner Überzeichnung eher als Denkanstoss gedacht.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 31.12.2020 | 10:44

Bitte? Es geht doch um einen gather information check, das ist doch kein Skill, das ist doch sowas von meta!


Natürlich ist das ein Skill/ eine in-game-Handlung.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2020 | 11:27
Fail Forward ist ein nettes Gimmick, das man ab und an einsetzen kann, aber nichts für den alltäglichen Gebrauch. Das zeigt sich schon daran, dass hier im Thread nach Erklärungen für die Info Recherche in der Bib gesucht werden, aber keine noch so gute Variante wirklich passt.

Ein Fehlschlag ist manchmal nur ein Fehlschlag, sonst wären jene, bei denen oft was schief geht, ganz schnell Genies.

Es gibt da diesen Spruch: Erfahrung ist die Frucht vom Baum des Irrtums.
Hört ist gut an. Doch ist die Frucht leider hohl.
Nur durch einen Fehler oder einen Irrtum habe ich noch nichts gelernt.

Was ist dann Fail Forward überhaupt?
Vielleicht ein System wie das Basic Roleplaying System von Chaosium, bei dem ich einen missglückten Wurf nach dem Spiel zu verbessern versuchen kann?
Nur weil ich einen Fehler mache, bedeutet das nicht, dass ich den Fehler nicht wiederhole, oder etwas daraus lerne und schon gar nicht, dass mich dieser Fehler weiterbringen würde.

Ein Weitspringer springt ja auch nicht weiter, nur weil er vor dem Absprung Balken stolpert.
Wenn dem so wäre, würde dies doch sicherlich die bevorzugte Technik werden, um neue Rekorde aufzustellen...
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 31.12.2020 | 11:31
Was ist dann Fail Forward überhaupt?
Vielleicht ein System wie das Basic Roleplaying System von Chaosium, bei dem ich einen missglückten Wurf nach dem Spiel zu verbessern versuchen kann?
Nur weil ich einen Fehler mache, bedeutet das nicht, dass ich den Fehler nicht wiederhole, oder etwas daraus lerne und schon gar nicht, dass mich dieser Fehler weiterbringen würde.

Ein Weitspringer springt ja auch nicht weiter, nur weil er vor dem Absprung Balken stolpert.
Wenn dem so wäre, würde dies doch sicherlich die bevorzugte Technik werden, um neue Rekorde aufzustellen...

So gesehen müsste man (selbst oder per Erläuterung eines Beobachters) nach dem Fehlschlag einen entsprechenden Theoriewurf schaffen, wo man erst den Fehler und dann eine voraussichtlich bessere Lösung erkennt
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: nobody@home am 31.12.2020 | 11:34
Ein Fehlschlag ist manchmal nur ein Fehlschlag, sonst wären jene, bei denen oft was schief geht, ganz schnell Genies.

Nun ja, gerade bei dem Ansatz von BRP (erst mal muß man immer noch den Erfolg haben, um sich das Häkchen zu verdienen, aber dann will man den Erfahrungswurf ja möglichst oft versemmeln, weil's sonst keine Zusatzprozente gibt...) läge das in der Tat irgendwie nahe. ;D
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: 1of3 am 31.12.2020 | 11:37
Fail Forward ist ein nettes Gimmick, das man ab und an einsetzen kann, aber nichts für den alltäglichen Gebrauch. Das zeigt sich schon daran, dass hier im Thread nach Erklärungen für die Info Recherche in der Bib gesucht werden, aber keine noch so gute Variante wirklich passt.

[...] Was ist dann Fail Forward überhaupt?

Ich behaupte, meine passen hervorragend.

Fail Forward bedeutet, dass niemals nichts passiert. Bei Erfolg bekommst du also so mehr oder weniger, was du willst. Bei Fehlschlag ändert sich die Situation und zwar nicht in einer Weise, die dir mehr gelegen käme. Insofern sind auch die Diskussionen, ob Fehlschlag etwas mit der persönlichen Performance des handelnden Charakters zu tun hat, vollkommen irrelevant. Kann sie wohl, wenn ein Versagen, die Situation in interessanter Weise ändern kann. Sonst muss man was Anderes nehmen.

Was du auf deinem Charakterblatt in Sachen XP-Verwaltung treibst, ist vollkommen egal.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 31.12.2020 | 12:03
Zitat
Most of the games I love actively embrace
failure. Burning Wheel, Apocalypse
World (even my own work in progress,
Sword & Scoundrel), and similar
games are all designed to Fail Forward.
Failure is not only an expected part of
play, it’s relied upon to drive the narrative
forward. You’re not playing these
games to accomplish things. You’re
playing them to see what happens. OSR
design takes the opposite approach.
aus: KNOCK! (für OSR)

Fail Forward wird nach der Defintion halt genutzt, damit man nicht "steckenbleibt". Heisst für mich aber auch, gerade für D&D-artige, dass es eben nicht immer Fail Forward geben muss. Da bin ich dann beim Läuterer; manchmal ist ein Fehlschlag einfach nur...ein Fehlschlag.

Disable Device/Use Magic Device-Check nicht geschafft?
(https://www.sylvaroth-designs.de//wp-content/uploads/2014/10/lidda_kaboom_t1.gif)

Ansonsten hilft zur Ausarbeitung vielleicht mal ein Blick in alte 3.5-Regelbücher bei den Knowledge-Skills; dort war es so aufgeteilt, dass um so höher der Wurf (DC), um so mehr Informationen gab es...solche Listen könnte man natürlich auch "nach unten" fortführen.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2020 | 12:27
So gesehen müsste man (selbst oder per Erläuterung eines Beobachters) nach dem Fehlschlag einen entsprechenden Theoriewurf schaffen, wo man erst den Fehler und dann eine voraussichtlich bessere Lösung erkennt
Prinzipiell ja.
Zuerst auf Int, um den Fehler zu sehen und zu verstehen, und dann auf Wis, um für die Zukunft daraus zu lernen und weitere Fehler zu vermeiden.

Und nein. Denn das wäre mir dann jedoch widerum viel zu verkompliziert und verkopft.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2020 | 12:33
Fail Forward bedeutet, dass niemals nichts passiert. Bei Erfolg bekommst du also so mehr oder weniger, was du willst. Bei Fehlschlag ändert sich die Situation und zwar nicht in einer Weise, die dir mehr gelegen käme. Insofern sind auch die Diskussionen, ob Fehlschlag etwas mit der persönlichen Performance des handelnden Charakters zu tun hat, vollkommen irrelevant. Kann sie wohl, wenn ein Versagen, die Situation in interessanter Weise ändern kann. Sonst muss man was Anderes nehmen.
Deine Erklärung von Fail Forward ist korrekt und bekannt.

Nichtsdestotrotz ist die systemische Begründung dahinter Unsinn.

Wenn dem so wäre, dass niemals nichts passiert, dann würde sich ja alles von alleine ergeben, mit oder ohne mein Zutun. Jedwede Handlung meinerseits wäre obsolet.

Vor einer Tür müsste ich nur lange genug warten, um in den verschlossenen Raum zu gelangen. Ich müsste keinen Dietrich benutzen und nicht die Tür eintreten. Und ich müsste auch nicht versagen, ich müsste nur abwarten.
Wenn etwas nach Unsinn klingt, ist es das auch fast immer.
Ausser, im obigen Fall, morgens, wenn die Geschäfte öffnen...

Das ganze Konstrukt ist, wie befeits geschrieben, ein netter Gimmik.
Ein Kontrapunkt zum üblichen Scheitern. Eine Variation des Themas.
Aber nichts, das ständig bei Fehlschlägen zum Einsatz kommen könnte oder sollte - m.M.n.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 31.12.2020 | 12:36
Zitat
Vor einer Tür müsste ich nur lange genug warten, um in den verschlossenen Raum zu gelangen. Ich müsste keinen Dietrich benutzen und nicht die Tür eintreten. Und ich müsste auch nicht versagen, ich müsste nur abwarten.
Das ist ja nicht richtig. Wenn Du nichts machst, passiert...nichts.

Damit ein "Fail" entsteht, muss eine Handlung erfolgen. Sonst geht es nicht. Getreu dem Motto: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt."
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2020 | 12:46
Nun ja, gerade bei dem Ansatz von BRP (erst mal muß man immer noch den Erfolg haben, um sich das Häkchen zu verdienen, aber dann will man den Erfahrungswurf ja möglichst oft versemmeln, weil's sonst keine Zusatzprozente gibt...) läge das in der Tat irgendwie nahe.
Soweit ich mich richtig erinnere, muss ich, um mir das Häkchen zu verdienen, zuerst versagen (über meinen %-Wert würfeln - je höher mein Wert desto schwieriger), um dann einen möglichen Lerneffekt mit W6% erzielen zu können (unter meinen %-Wert würfeln - je niedriger mein Wert desto schwieriger).
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2020 | 13:02
Das ist ja nicht richtig. Wenn Du nichts machst, passiert...nichts.

Damit ein "Fail" entsteht, muss eine Handlung erfolgen. Sonst geht es nicht. Getreu dem Motto: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt."
Die Aussage war, dass niemals nichts passiert würde.

Und was ich tue ist zu warten. Das ist zwar langweilig... sehr langweilig... äusserst langweilig... totlangweilig, dennoch ist abwarten als solches eine Handlung.

Das ist vergleichbar mit einem 'Gespräch', bei dem einer der Gesprachspartner beharrlich schweigt. Obwohl er nichts sagt, kommuniziert er gleichwohl.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2020 | 13:24
Das Fail Forward System spielt denen, die, das was sie machen, nicht beherrschen, in die Hände.

Zur Konkretisierung des Bsp. mit der Tür.

Ich beherrsche nicht die Fähigkeit 'Schlösser Öffnen'. Aber ich habe einen Draht.
Damit stochere ich im Schloss herum und habe eine annähernd 100%ige Wahrscheinlichkeit zu scheitern.
Mit Fail Forward passiert dann aber etwas, das mich weiter bringt - etwas Positives.

Damit bin ich dann de facto besser als jeder Profi Einbrecher, der sein Handwerk beherrscht.

???
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: schneeland am 31.12.2020 | 13:32
Nicht zwingend. Wenn wir jetzt mal auf PbtA als System mit "eingebautem" Fail Forward schauen, dann würde dieser Versuch keinen Spielzug und somit auch kein Fail Forward auslösen. Es passiert das, was in der Erzählung Sinn ergibt - erfolgloses Herumstochern mit einem Draht in einem Schloss.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: tanolov am 31.12.2020 | 13:35
Die Aussage war, dass niemals nichts passiert würde.

Und was ich tue ist zu warten. Das ist zwar langweilig... sehr langweilig... äusserst langweilig... totlangweilig, dennoch ist abwarten als solches eine Handlung.

Das ist vergleichbar mit einem 'Gespräch', bei dem einer der Gesprachspartner beharrlich schweigt. Obwohl er nichts sagt, kommuniziert er gleichwohl.

Das ist doch einfach nur nen Strohmann weil du grade sonst nichts hast wo du ansetzen kannst und dich bisschen in die Ecke argumentiert hast...

Fail Forward heißt doch nicht, das man einem ex ante definiertes ziel auch mit einem Fehlschlag näher kommt. Fail Forward heißt, das sich die erzählte Geschichte bedeutungsvoll weiterspinnt, auch wenn eine Probe fehlgeschlagen ist. (nein, 5 fehlgeschlagene Schlösser-Knacken Proben ohne Konsequenzen bringen die Story nicht weiter, werden in keinem Recap erwähnt). Dadurch kann man einem vom Charakter / Spieler festgelegtem Ziel zwar näher kommen, muss aber nicht.

Wenn ich Kurku den Barbar aus dem Gefängnis befreien will, das Schloss nicht aufbekomme und deshalb von Wachen festgesetzt werden, Kurku daraufhin exekutiert wird und ich als nächstes auf dem Schafott landen soll, ist das absolut 100% Fail Forward.


edit:
um das noch ein bisschen auszuführen:
Fail Forward gilt bei Proben und nur bei Proben. Fail Forward ist dabei auch nichts weiter als das sofortige Anwenden von Konsequenzen um Würfelwürfen Sinn zu geben.
Ich würde an dieser Stelle nämlich behaupten, dass ein Würfelwurf nur dann Sinn macht, wenn man ihn auch endgültig nicht schaffen kann. Kann ich einen Probe kostenlos unbegrenzt wiederholen, dann ist diese Probe immer trivial, unabhängig davon, wie "Schwer" sie auf dem Papier ist.
Ich muss also jedem Würfelwurf immer Kosten zuweisen um dem Ganzen Bedeutung zu geben. Diese Kosten manifestieren sich in RPGs immer über Konsequenzen. Sei es weil ein missglückter Wurf zu unmittelbaren Konsequenzen führt (aka Fail Forward), zu möglichen Konsequenzen führt (Wandering Monster Tables) oder der Weg (mehr oder weniger) permanent unmöglich wird und alternativen gesucht werden müssen.

Eins von den Drei muss es immer geben. Persönlich finde ich die Sackgassenvariante davon aber die mit Abstand langweiligste.

Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: KhornedBeef am 31.12.2020 | 13:52
Es soll mit der Handlung vorwärts gehen, nicht unbedingt mit den Zielen des Charakters in der Sekunde, genau. Ist tatsächlich ein versehentlicher Strohmann, wenn man über etwas anderes spricht.
Gerade bei pbtA ist eben Nichtstun auch keine Handlung. Das kann man philosophisch anders sehen, aber in dem Kontext, das jemand anderes da ein Spiel mit Designzielen und Regeln geschrieben hat, ist es halt so.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2020 | 14:29
Nicht zwingend. Wenn wir jetzt mal auf PbtA als System mit "eingebautem" Fail Forward schauen, dann würde dieser Versuch keinen Spielzug und somit auch kein Fail Forward auslösen. Es passiert das, was in der Erzählung Sinn ergibt - erfolgloses Herumstochern mit einem Draht in einem Schloss.
Ich würde die Ansicht gerne teilen.
Verzeih bitte, aber ich neige nun mal zum Polarisieren. Deshalb auch jetzt die Rückfrage.

Weshalb sollte dieser o.g. Versuch keinen Spielzug darstellen?

Ab wieviel % wäre es denn ein solcher? Ab 20%? Ab 50%?
Lernt man denn nicht als blutiger Anfänger unter Stress am Besten?

Und ein erfolgloses Herumstochern mit einem Draht in einem Schloss ist es auf jeden Fall. So oder so. Immer dann, wenn das Vorhaben misslingt - ob Anfänger oder Profi. Gescheitert ist gescheitert.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: schneeland am 31.12.2020 | 14:48
Weshalb sollte dieser o.g. Versuch keinen Spielzug darstellen?

Ab wieviel % wäre es denn ein solcher? Ab 20%? Ab 50%?
Lernt man denn nicht als blutiger Anfänger unter Stress am Besten?

Für PbtA-Spiele ist die Frage relativ leicht beantwortet: Spielzüge sind an bestimmte Voraussetzungen geknüpft, die erfüllt sein müssen, damit der Spielzug zur Anwendung kommt.

Wir können grob zwei Situationen unterscheiden können:
1) Es gibt einen Klassen/Spielbuch-spezifischen Spielzug, nennen wir ihn mal "Schlüssel sind was für Anfänger!", der auslöst, wenn die Figur sich irgendwo unberechtigt Zutritt verschafft. Wenn unser Anfänger-Schlossknacker diesen Spielzug (noch) nicht besitzt, dann kann er auch nicht zur Anwendung kommen.
2) Es gibt einen allgemeinen Spielzug, nennen wir ihn mal "Wenn die Kacke am dampfen ist", der für Handlungen unter Stress zuständig ist. Dieser könnte auch für unseren Anfänger zum Tragen kommen, allerdings nur, wenn a) wirklich etwas auf dem Spiel steht, und b) es in der Erzählung plausibel ist, dass die Handlung Erfolg haben kann.

An 2b) werden sich jetzt möglicherweise die Geister scheiden, denn hier muss die Spielleitung (oder ggf. die ganze Gruppe entscheiden), ob eine Handlung innerhalb des Genres plausibel ist. Wenn ich Geschichten über Büroangestellte, die auf die schiefe Bahn geraten sind, spiele, dann ist bei einer Flucht der Sprung über eine 10-Meter-Häuserschlucht stets Selbstmord, für eine Gruppe von Superhelden wird das möglicherweise anders aussehen.

Mit Blick auf das oben gesagte beantwortet sich dann auch Deine zweite Frage: es gibt keine Kompetenzschwelle für prozentuale Fertigskeitwerte, anhand derer die Entscheidung getroffen wird - Entscheidungskriterien sind die Plausibiltät der Handlung innerhalb der Erzählung (mit dem bespielten Genre im Kopf) und das Vorhandensein von Spielzügen, deren Voraussetzungen erfüllt sind.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2020 | 15:06
Es soll mit der Handlung vorwärts gehen, nicht unbedingt mit den Zielen des Charakters in der Sekunde, genau. Ist tatsächlich ein versehentlicher Strohmann, wenn man über etwas anderes spricht.
Gerade bei pbtA ist eben Nichtstun auch keine Handlung. Das kann man philosophisch anders sehen, aber in dem Kontext, das jemand anderes da ein Spiel mit Designzielen und Regeln geschrieben hat, ist es halt so.
Dem möchte ich ganz dezent widersprechen.

Vielleicht ist nichts tun bzw. das Warten an der Kasse keine Handlung. Oder doch?
Vielleicht ist nichts tun bzw. Warten am Gleis oder an der Bushaltestelle keine Handlung. Oder doch?
Aber nichts tun bzw. das Warten auf dem Hochstand, morgens vor der Dämmerung, darauf, dass das Wild auf die Lichtung hinaus tritt oder das Warten auf die Wache, die an meiner Nische im Schatten vorbei kommt, ist ganz sicher eine Handlung.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 31.12.2020 | 15:28
Ich finde die Diskussion zwar durchaus interessant, aber bisher noch nicht so richtig hilfreich. Daher formuliere ich meine Frage einmal um:

Setzung: Gewürfelt werden soll nur dann, wenn etwas auf dem Spiel steht; das heißt, alle Ergebnisse haben eine interessante Konsequenz, im Sinne der Story - in der Regel tendenziell negativ für die Charaktere.

Welche interessanten Ergebnisse kann also ein Fehlschlag produzieren?

1) wenn die Gesundheit des Charakters vom Ergebnis der Probe abhängt, resultuiert ein möglicher Fehlschlag in gesundheitlicher Beeinträchtigung. Beispiele: Klettern -> Schaden durch Absturz o.ä.; Schwimmen -> Schaden durch Ertrinken, Fallen entschärfen -> Schaden durch Auslösen der Falle (je nach Falle)

2) wenn die Gesundheit des Charakters bei der Probe unmittelbar keine Rolle spielt, resultiert ein möglicher Fehlschlag in...? Beispiele: Schlösser öffnen, Recherche, Beeindrucken, Überreden...

Mittelbar kann die Gesundheit oder eine andere wichtige Ressource durch den Fehlschlag immer beeinträchtigt werden (Gefangennahme, plötzlicher Kampf etc.); das liegt aber traditionell im Ermessen der SL und eine Eskalation wird häufig erspielt. Auf Letzteres scheint Fail Forward zu zielen, soweit ich die Beiträge hier richtig verstehe.

Ich möchte aber auf die unmittelbare Konsequenz hinaus, die aus dem Fehlschlag resultiert.

Bei 2 scheint in weiten Teilen stets die verlorene Zeit als grundlegende Ursache weiterer Konsequenzen aufzutreten. Alles was so aufgeführt wurde (Gegner tauchen auf, der Antagonist schlägt zuerst zu...) ist in meinen Augen eine mittelbare Konsequenz aus dem Zeitverlust.

Beispiele für unmittelbare Konsequenzen, die mir einfallen:
2a) Schlösser öffnen:
- Schloss verklemmt
- letzter Dietrich ist kaputt
-> So geht es nicht mehr, anderer Ansatzpunkt nötig; entweder ist die alternative Lösung sogleich klar, oder es ist eine Sackgasse, die ich vermeiden möchte. Idealerweise sind meherer alternative Lösungsansätze bereits vor dem Check bekannt, wobei die Alternativen dann eben irgendwie dramatischer sein sollten (sprich: in irgendeiner Art gefährlicher)

2b) Recherche
- Roter Hering
-> kann ganz schnell zu Frust führen und die Geschichte abwürgen;

2c) Beindrucken (Auftreten, Rede halten, Verführen etc.)
- sich unbeabsichtigt eine Blöße geben/ lächerlich machen
- unbeabsichtigte Beleidigung

2d) Überreden (Diplomatie usw.)
- unbeabsichtigte Beleidigung
- sich unbeabsichtigt eine Blöße geben/ lächerlich machen
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 31.12.2020 | 15:32
Aber Du willst auf jeden Fall immer eine Konsequenz? Und wie fein granuliert soll es sein?
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 31.12.2020 | 15:37
Deine Erklärung von Fail Forward ist korrekt und bekannt.
Nichtsdestotrotz ist die systemische Begründung dahinter Unsinn.
[...snip...]
Das Fail Forward System spielt denen, die, das was sie machen, nicht beherrschen, in die Hände.
[...snip]
Damit stochere ich im Schloss herum und habe eine annähernd 100%ige Wahrscheinlichkeit zu scheitern.
Mit Fail Forward passiert dann aber etwas, das mich weiter bringt - etwas Positives.
Damit bin ich dann de facto besser als jeder Profi Einbrecher, der sein Handwerk beherrscht.
[...snip...]

Hierzu spontan zwei Gedanken:

1. Du hast offenkundig das Konzept von fail forward nicht im entferntesten Ansatz begriffen.
2. Nur weil Du etwas nicht begreifst, heißt es nicht, dass es Unsinn ist. Ich persönlich verstehe weder Quantenmechanik, noch wie Du mit Deiner (aus Deinen Posts grob abgeleiteten) Art Rolle zu spielen Spaß haben kannst, würde mich aber niemals dazu versteigen, das eine oder das andere als Unsinn zu bezeichnen...

Systeme, bei denen ein Fail to forward bereits angelegt ist (FATE, pbta, BitD, etc.), gehen davon aus, dass im Zentrum der Freizeitgestaltung nicht die Simulation von Indivudualhandlungen steht, sondern das gemeinsame Erzählen einer Geschichte. Wenn aber Rollenspiel als das gemeinsame Erzählen einer Geschichte verstanden wird (Was allen Rollenspielen zwar gemein ist, aber grade bei trad. Rollenspielen untergeordnet sein kann), braucht das System auch Regeln, die verhindern, dass die Geschichte in eine Sackgasse läuft. Nichts anderes ist letzten Endes mit Fail to forwad gemeint.

D&A 12345 kann ich mehr oder weniger auch als reines Brettspiel spielen (D&D vielleicht eher als DSA), FATE oder pbta definitiv nicht! Bei D&A ist die Narrative, die Geschichte um die Würfelwürfe drum herum, schmückendes Beiwerk. Bei FATE und pbta IST die Geschichte das Spiel.

Fail to forward
bedeutet, dass die Geschichte nicht zum Stillstand kommt, nur weil mal wieder keiner der Helden den Wahrnehmungswurf gepackt oder der Dieb das blöde Schloss nicht aufgekriegt hat. Solche erzählerischen Sackgassen öden mich persönlich total an. Wie oft habe ich schon erlebt, dass dann einfach so lange gewürfelt wurde (oder einer nach dem anderen) bis es endlich geklappt hat. *gähn*



Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 31.12.2020 | 15:42
Zitat
Bei D&A ist die Narrative, die Geschichte um die Würfelwürfe drum herum, schmückendes Beiwerk.
Naja....dies stimmt so auch nicht.

Zitat
Solche erzählerischen Sackgassen öden mich persönlich total an. Wie oft habe ich schon erlebt, dass dann einfach so lange gewürfelt wurde (oder einer nach dem anderen) bis es endlich geklappt hat. *gähn*
Joah, würde mich auch anöden...muss man aber nicht so spielen, weil ist auch nicht zwingend so vorgesehen. Böse gesagt heisst das nämlich nur, dass die Spieler nicht genug Kreativität aufgebracht haben, die Situation anderweitig zu lösen.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Crimson King am 31.12.2020 | 16:27
Aber Du willst auf jeden Fall immer eine Konsequenz?

Nein. Nur dann, wenn gewürfelt wird. Wenn man keine Konsequenz will, lässt man halt nicht würfeln. Das ist allerdings definitiv kein DnD-typischer Ansatz.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 31.12.2020 | 16:28
Naja....dies stimmt so auch nicht.

Doch, das stimmt so. Es ist nur bewusst überspitzt und provokant formuliert. Den meisten D&A Runden, die ich kenne, geht es in der Tat primär um die Geschichte. Die Gameengines von D&A12345 brauchen aber theoretisch nicht mehr Narrative als Malefiz oder Sagaland um vollständig zu funktionieren. Die Gameengines von D&A benötigen nämlich so gut wie keinen narrativen Input. Ich habe schon Traditionalisten getroffen, die es empört von sich gewiesen haben, wenn ich behauptet habe, im Rollenspiel gehe es um das Erzählen einer Geschiche. Das heißt nicht, dass (wohl) in den absolut meisten D&A 12345 Runden keine spannende Geschichten erzählt werden!

Ich finde die Diskussion zwar durchaus interessant, aber bisher noch nicht so richtig hilfreich. Daher formuliere ich meine Frage einmal um:
[...snip...]
Welche interessanten Ergebnisse kann also ein Fehlschlag produzieren?

1) wenn die Gesundheit des Charakters vom Ergebnis der Probe abhängt, resultuiert ein möglicher Fehlschlag in gesundheitlicher Beeinträchtigung. Beispiele: Klettern -> Schaden durch Absturz o.ä.; Schwimmen -> Schaden durch Ertrinken, Fallen entschärfen -> Schaden durch Auslösen der Falle (je nach Falle)

2) wenn die Gesundheit des Charakters bei der Probe unmittelbar keine Rolle spielt, resultiert ein möglicher Fehlschlag in...? Beispiele: Schlösser öffnen, Recherche, Beeindrucken, Überreden...
...snip...

Uff... ich glaube, ich verstehe nicht mehr wirklich, worauf Du hinaus willst...

Damit Fail to forward wirklich funktionieren kann, müsstest Du erst einmal von der Grundannahme (traditioneller Rollenspiele) abrücken, dass ein Mißerfolg immer (wie auch immer) die Kehrseite des Erfolges sein muss. Du müsstest, damit fail to forward wirklich funktioniert, eine Ebene höher schalten und nicht fragen: Was macht der da grade?, sondern mehr auf der Metabene fragen: Was soll eigentlich im Großen und Ganzen erreicht werden?

Ich glaube, Du müsstest vielleicht anfangen, andere Fragen zu stellen...

Auf die Frage:

Schafft die Diebin es, das Schloss zu öffnen, fällt mir echt kein passender oder schöner fail to forward ein. Sorry...

Aber zu:

Schafft die Diebin es, das Schloss des Herrenhausses zu öffnen, fällt mir spontan ein: Nein, du schaffst es nicht, aber Dir fällt nebenbei auf, dass die Fenster schlecht gesichert sind. Vielleicht kannst Du durch ein Gartenfenster klettern? Du erinnerst Dich aber, eben Hundegebell aus dem Garten gehört zu haben... was machst Du?
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Oder zu:

Schafft die Diebin es, die Truhe zu öffnen, fällt mir ein: Nein, aber das Holz sieht morsch aus. Leider bist Du wohl kaum stark genug, sie aufzubrechen, aber wenn Du sie den alten Minenschacht runterwirfst, an dem Du eben vorbeigekommen bist, könnte sie beim Aufprall vielleicht aufgehen... allerdings sah die Leiter genauso morsch aus, wie die Kiste... was machst Du?
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Oder zu:

Schafft die Diebin es, das Schloss zu öffnen, bevor die Stadtwache um die Ecke kommt: Würde ich wahrscheinlich anbieten: Du fummelst mit dem Draht im Schloß herum und es erscheint doch komplizierter als Du dachtest. Als es klick macht, hörst Du die Stadtwache sich nähern... Du könntest zwar das Schloss noch öffnen und hineinhuschen, aber die Wache wird garantiert mistrauisch werden und vielleicht das Haus beobachten/Verstärkung rufen, etc.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)


edit: typos
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 31.12.2020 | 16:40
Nein. Nur dann, wenn gewürfelt wird. Wenn man keine Konsequenz will, lässt man halt nicht würfeln. Das ist allerdings definitiv kein DnD-typischer Ansatz.
Missverständlich von mir. Mit "auf jeden Fall Konsequenz" meinte ich, dass ein einfaches "Du schaffst es nicht!" nicht gewünscht ist, sondern dass es eine weitere Folge gibt. Eben beim Würfeln.

Zitat
Doch, das stimmt so. Es ist nur bewusst überspitzt und provokant formuliert. Den meisten D&A Runden, die ich kenne, geht es in der Tat primär um die Geschichte. Die Gameengines von D&A12345 brauchen aber theoretisch nicht mehr Narrative als Malefiz oder Sagaland um vollständig zu funktionieren. Die Gameengines von D&A benötigen nämlich so gut wie keinen narrativen Input. Ich habe schon Traditionalisten getroffen, die es empört von sich gewiesen haben, wenn ich behauptet habe, im Rollenspiel gehe es um das Erzählen einer Geschiche. Das heißt nicht, dass (wohl) in den absolut meisten D&A 12345 Runden keine spannende Geschichten erzählt werden!
Ohne narrativen Input kommt die Regel-Engine gar nicht zum tragen. Zu sagen, ich würfel einfach mal drauf los, passt halt nicht.

"Erzählen einer Geschichte", "Eine Geschichte machen" oder "Eine Geschichte spielen."...Thema für einen anderen Thread. ;)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Isegrim am 31.12.2020 | 16:41
Böse gesagt heisst das nämlich nur, dass die Spieler nicht genug Kreativität aufgebracht haben, die Situation anderweitig zu lösen.

Böse fortgesetzt: Warum sollten sich die Spieler auch darum bemühen? Offensichtlich ist für die kreative Weitererzählung der Geschichte doch die SL verantwortlich, die sich halt ausdenken soll, was an dem fail jetzt genau forward ist...
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 31.12.2020 | 16:44
Böse fortgesetzt: Warum sollten sich die Spieler auch darum bemühen? Offensichtlich ist für die kreative Weitererzählung der Geschichte doch die SL verantwortlich, die sich halt ausdenken soll, was an dem fail jetzt genau forward ist...
Es ging ja um das Wiederholen von Würfen, bis man es geschafft hat. Von "Fail Forward" war da nicht die Rede. ;)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 31.12.2020 | 16:45
Hierzu spontan zwei Gedanken:

1. Du hast offenkundig das Konzept von fail forward nicht im entferntesten Ansatz begriffen.
2. Nur weil Du etwas nicht begreifst, heißt es nicht, dass es Unsinn ist. Ich persönlich verstehe weder Quantenmechanik, noch wie Du mit Deiner (aus Deinen Posts grob abgeleiteten) Art Rolle zu spielen Spaß haben kannst, würde mich aber niemals dazu versteigen, das eine oder das andere als Unsinn zu bezeichnen...

Systeme, bei denen ein Fail to forward bereits angelegt ist (FATE, pbta, BitD, etc.), gehen davon aus, dass im Zentrum der Freizeitgestaltung nicht die Simulation von Indivudualhandlungen steht, sondern das gemeinsame Erzählen einer Geschichte. Wenn aber Rollenspiel als das gemeinsame Erzählen einer Geschichte verstanden wird (Was allen Rollenspielen zwar gemein ist, aber grade bei trad. Rollenspielen untergeordnet sein kann), braucht das System auch Regeln, die verhindern, dass die Geschichte in eine Sackgasse läuft. Nichts anderes ist letzten Endes mit Fail to forwad gemeint.

D&A 12345 kann ich mehr oder weniger auch als reines Brettspiel spielen (D&D vielleicht eher als DSA), FATE oder pbta definitiv nicht! Bei D&A ist die Narrative, die Geschichte um die Würfelwürfe drum herum, schmückendes Beiwerk. Bei FATE und pbta IST die Geschichte das Spiel.

Fail to forward
bedeutet, dass die Geschichte nicht zum Stillstand kommt, nur weil mal wieder keiner der Helden den Wahrnehmungswurf gepackt oder der Dieb das blöde Schloss nicht aufgekriegt hat. Solche erzählerischen Sackgassen öden mich persönlich total an. Wie oft habe ich schon erlebt, dass dann einfach so lange gewürfelt wurde (oder einer nach dem anderen) bis es endlich geklappt hat. *gähn*
Zu 1.; es gibt unterschiedliche Herangehensweisen und Erwartungshaltungen zu Fail(ing) Forward. Je nachdem wo die Prioritäten liegen, wird das Ganze anders fokussiert.
Wenn das bedeutet, das ich es nicht verstehe, dann muss ich wohl damit leben.

Zu 2.; entzückend formuliert. Das sagt jetzt sicherlich mehr über die Selbstherrlichkeit und Herablassung des einen, als über die Unkenntnis des anderen aus.

Okay. Sei es drum.

Der Begriff als solcher stammt, bekannterweise, aus der Wirtschaft. Und bedeutet dort etwas gänzlich anderes.

Und irgendjemand hat diesen Begriff genommen, sich gedacht 'Hört sich doch toll, interessant und gebildet an.', ihn aufs RPG übertragen und ihm die neue Bedeutung gegeben.
Aber, wie bereits geschrieben, gibt es unterschiedliche Thesen und Meinungen, was unter dem Begriff zu verstehen ist.

Obwohl das, was dieser Begriff grundsätzlich umschreibt, ein uralter Hut ist, betrachten einige das Ganze, als wäre es etwas Neues und die heilige Offenbarung.

Das Prinzip, das Du beschreibst, dass es im Spiel immer weiter gehen soll, ist nur eine Auslegung des Begriffs.
'Kommst Du durch die eine Tür nicht herein, versuche es bei der nächsten Tür, einem Fenster, oder komm durch den Kamin... Nur weil diese Tür nicht aufgeht, ist noch lange nicht Schluss.'
Hätten wir jemals anders gespielt, wären die Sessions immer sehr kurz gewesen...

Das Fail Forward zu nennen, war vor allem eines... cleveres Marketing.

Je ausgelatschter und weitschweifiger das Hobby wird, desto mehr spezielle Wortschöpfungen werden eingebracht, um ultra uralte Kamellen aufzuhübschen, neu zu verpacken und dem Ganzen einen neuen Namen zu geben, um es als neu besser verkaufen zu können. Was ja auch immer wieder funktioniert.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Tod am 31.12.2020 | 17:00
Das Prinzip, das Du beschreibst, dass es im Spiel immer weiter gehen soll, ist nur eine Auslegung des Begriffs.
'Kommst Du durch die eine Tür nicht herein, versuche es bei der nächsten Tür, einem Fenster, oder komm durch den Kamin... Nur weil diese Tür nicht aufgeht, ist noch lange nicht Schluss.'
Hätten wir jemals anders gespielt, wären die Sessions immer sehr kurz gewesen...
Das ist nicht "fail forward". Ich bleibe ja in der (erzählerischen) Sackgasse, einen irgendwie gearteten Zugang zum Haus aufzutun und solange würfeln zu müssen, bis es mal irgendwo klappt.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Althalus am 31.12.2020 | 17:21
Zitat
Fail to forward bedeutet, dass die Geschichte nicht zum Stillstand kommt, nur weil mal wieder keiner der Helden den Wahrnehmungswurf gepackt oder der Dieb das blöde Schloss nicht aufgekriegt hat. Solche erzählerischen Sackgassen öden mich persönlich total an. Wie oft habe ich schon erlebt, dass dann einfach so lange gewürfelt wurde (oder einer nach dem anderen) bis es endlich geklappt hat. *gähn*
IMHO ist das aber schlechtes Abenteuerdesign und hat nix mit dem Würfelergebnis an sich zu tun.
Wenn die Story daran hängt, ob ein Würfelwurf geschafft wird, ist sie schlicht schlecht geschrieben/erdacht. "Eigentlich" müsste der Fail Forward ja bereits im Abenteuer enthalten sein. Wenn die Orte gescheit ausgearbeitet sind, reicht normalerweise eine intensive Betrachtung, um einen alternativen Weg zu finden.
Wenn die Spieler ein Brett vor dem Kopf haben, muss man als SL halt ein wenig nachhelfen (deshalb leuchten die Hints in PC-Games immer... ;D).

Und wenn sie sich selber in eine ECHTE Sackgasse manövrieren - tja, dann müssen sie halt zurück zum Anfang.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 31.12.2020 | 17:40
Zu 2.; entzückend formuliert. Das sagt jetzt sicherlich mehr über die Selbstherrlichkeit und Herablassung des einen, als über die Unkenntnis des anderen aus.
Ich würde hier jetzt echt ungerne eine Privatfede aufziehen sehen. Was mir an Deinen Posts aber aufgefallen (und zugegebenermaßen auch aufgestoßen) war, ist, dass OP ausdrücklich nach Hilfe beim Verstehen des Konzeptes fail forward und um Tips gebeten hatte. Deine Posts gingen (so habe ich sie jedenfalls verstanden) ausschließlich in die Richtung: Lassbleiben, fail to forward ist eh Unsinn [sic]. Sprich: Alle die sich hier mit Tips zu Wort gemeldet haben, erzählen Unsinn.

Aber ich gebe Dir insofern Recht: Sei es drum.

Ich gebe Dir aber Recht, dass die Entlehnung des Begriffs fail forward aus der Wirtschaftswissenschaft suboptimal ist, weil er dort tatsächlich etwas anderes bedeutet als wofür er landläufig im Rollenspiel gebraucht wird.

IMHO ist das aber schlechtes Abenteuerdesign [...snip...] Wenn die Orte gescheit ausgearbeitet sind, reicht normalerweise eine intensive Betrachtung, um einen alternativen Weg zu finden. [snip...]
lol... ja und nein...

1. Sollte bspw. Dungeon World oder AW mit der Prämisse gespielt werden, dass der SL praktisch überhaupt nichts vorbereitet. Ohne fail forward ist das Spiel dann kaum spielbar. Ist auch ehrlich gesagt nicht so mein Ding so komplett unvorbereitet loszumeistern.

2. Zu behaupten, Spieler würden Hinweise schon bei intensiver Betrachtung von alleine finden, halte ich für seeehr gewagt  ~;D (kleiner Spaß!) Meine Erfahrung geht eher in die Richtung, dass Spieler den rosa Elefanten, der mitten auf dem Marktplatz steht und den ich haargenau beschreibe, schlicht und ergreifend ignorieren. Da hilft ein fail forward enorm!





Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Althalus am 31.12.2020 | 17:50
Zitat
Sollte bspw. Dungeon World oder AW mit der Prämisse gespielt werden, dass der SL praktisch überhaupt nichts vorbereitet.
Kann man machen, wenn man einen tumben Dungeoncrawl spielen mag. Das ist auch das, was beim Lazy DungeonMaster durchschimmert - der Klischee-Ami, der unter RPG vor allem Monster plätten, Schätze raffen versteht. Wo geht's hier zum nächsten Dungeon und wer verwaltet das Ding? >;D
Das hat aber für mich absolut nichts mit einer GESCHICHTE zu tun. Storymäßig vergleichbar mit "Battleships"...
Zitat
Meine Erfahrung geht eher in die Richtung, dass Spieler den rosa Elefanten, der mitten auf dem Marktplatz steht und den ich haargenau beschreibe, schlicht und ergreifend ignorieren. Da hilft ein fail forward enorm!
Schlecht konditioniert.  ;D Meine sind von Haus aus so paranoid, da reicht ein verdächtiger Fußabdruck, dass alle in den Überwachungsmodus schalten. Kann man wunderbar ausnutzen...   >;D
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Crimson King am 31.12.2020 | 18:09
Missverständlich von mir. Mit "auf jeden Fall Konsequenz" meinte ich, dass ein einfaches "Du schaffst es nicht!" nicht gewünscht ist, sondern dass es eine weitere Folge gibt. Eben beim Würfeln.

Der Ansatz heißt eigentlich Stake Resolution. Das Würfeln beantwortet dann keine ja/nein-Frage, sondern eine entweder/oder-Frage, die komplexer ist als "Klappt es oder klappt es nicht?". Das wird hier auch größtenteils beschrieben. Fail Forward ist damit verwandt, aber nach meinem Verständnis nicht deckungsgleich. FF heißt zunächst mal nur, dass ein Scheitern nicht dazu führt, dass die Handlung zum Erliegen kommt, sondern dass es die Gesamtsituation so zum Negativen hin verändert, dass neue Handlungsoptionen entstehen.

Stake Resolution und FF sind meines Erachtens eng an einen Rollenspielansatz gekoppelt, der die Handlung ergebnisoffen voran treiben will. Die klassische Task Resolution ist dagegen eher für den bei DnD und vielen anderen klassischen Systemen üblichen simulationistisch-herausforderungsorientierten Ansatz zu gebrauchen.

Ohne narrativen Input kommt die Regel-Engine gar nicht zum tragen. Zu sagen, ich würfel einfach mal drauf los, passt halt nicht.

Nicht nur das. Obendrein kann man auch in DnD und DSA ganz viel machen, was nicht durch Regeln abgedeckt ist. Es ist konstituierendes Merkmal von Rollenspielen, dass die Regeln unvollständig sind und situationsbedingt interpretiert werden müssen. Beides geht nicht ohne Narration.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: 1of3 am 31.12.2020 | 18:57
Wenn du sagst Stake Resolution würde ich erwarten, dass wir vorher unsere Stakes für diesen speziellen Fall geklärt haben. Dass also jedem Würfeln eine solche Klärung vorausgeht.

Dass das Beispiel mit dem Abwarten ein Strohmann ist, ist ja klar. Das löst vermutlich keinen Wurf aus, also gibts auch kein Fail. Es sei denn natürlich, das Spiel sieht genau das vor. Dann wird es mir aber sicherlich erklären, was da zu passieren hat. PbtA ist insofern das Gegenteil von Stake Resolution. Es erfordert praktisch nie, dass wir vor dem Würfeln darüber reden, was rauskommen könnte, oder ob wir jetzt überhaupt würfeln wollen.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 31.12.2020 | 19:24
Nicht nur das. Obendrein kann man auch in DnD und DSA ganz viel machen, was nicht durch Regeln abgedeckt ist.[...snip...]
Natürlcih kann man das, aber die Gameengine setzt das anders als bei pbta nicht zwingend voraus.

Ich habe folgendes (In div. Runden, Systemen, SL, etc.) sehr häufig erlebt:

SC: Ich habe eine Idee!  :D
SL: Okay, der DC ist X  8)
SC: *würfelt Y, Y < X*
SL: Tja, war wohl nix... nächster!
SC:  :-\

Ich fand das in unfassbar vielen Situationen unfassbar frustrierend. Tatsächlich sieht doch die Skala bei den meisten System nicht so aus:

Krit. - Erfolg - Mißerfolg - Patzer

sondern so:

Krit. - Erfolg - nichts - Slapstick

...gerade dieses "nichts" kann durch einen fail forward häufig sinnvoll gefüllt werden. Und in der Tat: ich habe doch nicht nichts gemacht?! Ich habe doch etwas gemacht, auch wenn ich vielleicht nicht erreicht habe, was ich mir vorgestellt hatte. Warum soll denn das etwas gar keinen Widerhall in der Geschichte finden? Verstehe ich nicht... fail forward!

Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 31.12.2020 | 19:57
Fail forward ist eine Technik zur Vermeidung von zusätzlicher Arbeit oder auch schnell getriggerter Frustration, wenn das nicht direkt so ausgeht, wie idealerweise angenommen.

Wie sieht es denn ohne fail forward aus?

Die Spieler müssen sich eine neue Vorgehensweise ausdenken (und die letzte war ggf schon anstrengend) und der SL muss entweder vorher oder spätestens jetzt so weit über die Situation nachgedacht haben, dass er diese Alternativen auch bedienen kann (auch anstrengend) oder gar feststellen beim Erstellen des Originalplans gepatzert zu haben.

Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 31.12.2020 | 23:15
Fail forward ist eine Technik zur Vermeidung von zusätzlicher Arbeit oder auch schnell getriggerter Frustration, wenn das nicht direkt so ausgeht, wie idealerweise angenommen. [...snip...]
Ernsthaft jetzt? OP hätte gerne Tips, wie er durch fail to forward in bestimmten Situationen aus der Patsche kommt oder besser Leiten kann und Deine Antwort darauf ist: Lass ab, Du bist nur zu blöd Deine Geschichten vernünftig vorzubereiten? Sorry, da fällt mir nichts mehr ein...

Mir ist vollkommen unklar, warum unsere Szene oft so salty ist ggü. anderen Spielvarianten, aber manchmal finde ich es einfach nur ermüdend. Vielleicht haben wir aber auch einfach nur den normalen Durchschnitt an Internet-Trollen hier im Forum, keine Ahnung... hier fang, hast'nen Fisch!



Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 31.12.2020 | 23:23
Ernsthaft jetzt? OP hätte gerne Tips, wie er durch fail to forward in bestimmten Situationen aus der Patsche kommt oder besser Leiten kann und Deine Antwort darauf ist: Lass ab, Du bist nur zu blöd Deine Geschichten vernünftig vorzubereiten? Sorry, da fällt mir nichts mehr ein...

Mir ist vollkommen unklar, warum unsere Szene oft so salty ist ggü. anderen Spielvarianten, aber manchmal finde ich es einfach nur ermüdend. Vielleicht haben wir aber auch einfach nur den normalen Durchschnitt an Internet-Trollen hier im Forum, keine Ahnung... hier fang, hast'nen Fisch!

Was stört dich da an der Beschreibung? Ich habe von "Lass es" nichts geschrieben.

Spielvereinfachung ist doch, wenn es so am Spieltisch gewünscht/geteilt wird, ein legitimes Ziel.

Und dann gibt es wohl halt noch gelegentlich interne Probleme mit der Umsetzung. Aber da waren wir hier ja schon länger von ab und Richtung Grundsatzdiskussion.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 1.01.2021 | 01:11
Fail forward ist eine Technik zur Vermeidung von zusätzlicher Arbeit oder auch schnell getriggerter Frustration, wenn das nicht direkt so ausgeht, wie idealerweise angenommen.

Wie sieht es denn ohne fail forward aus?

Die Spieler müssen sich eine neue Vorgehensweise ausdenken (und die letzte war ggf schon anstrengend) und der SL muss entweder vorher oder spätestens jetzt so weit über die Situation nachgedacht haben, dass er diese Alternativen auch bedienen kann (auch anstrengend) oder gar feststellen beim Erstellen des Originalplans gepatzert zu haben.

Darum geht es mir gar nicht. Mir geht es darum, aus einer erfolglosen Aktion doch noch etwas Verwertbares herauszuholen. Wie eben die Sache mit der Recherche, wo ich als SL gedacht habe "schade, war ne gute Idee. Blöd dass er den Wurf vergeigt hat".

Sicher, ich hätte nicht würfeln lassen müssen, aber dann kann man sich Fertigkeiten in Richtung Gelehrsamkeit auch ganz schenken. Und vielleicht bin ich ja auch zu sehr D&D sozialisiert, denn irgendwie fühlen sich für mich geschenkte Erfolge ohne Wurf etwas weniger verdient an.

Und ich finde würfeln, bis einer einen Erfolg hat, um ein Problem zu lösen, auch blöd.

Edit: Frohes neues Jahr euch allen  :)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rorschachhamster am 1.01.2021 | 08:33
Völlig OT: Ich hab die Diskussion nicht wirklich verfolgt, nur ab und zu den Threadtitel in der Übersicht gesehen... und dann lese ich ihn am Neujahrsmorgen, und... 2020, am I right, folks? ~;D
'Tschuldigung und frohes Neues!
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: tanolov am 1.01.2021 | 08:33
~~

Ich finds ja immer wieder erstaunlich welche Mühe sich manche Menschen geben ihre offensichtlichen Dummheiten zu kaschieren.
Ich mein, du zitierst 1of3, sagst das die Definition korrekt (aha!) und bekannt (?) wäre und bist seitdem am genauen Gegenteil schreiben. Was hat 1of3 geschrieben?
na das:
Zitat
Fail Forward bedeutet, dass niemals nichts passiert. Bei Erfolg bekommst du also so mehr oder weniger, was du willst. Bei Fehlschlag ändert sich die Situation und zwar nicht in einer Weise, die dir mehr gelegen käme.

Kann ich mir gleich eine mentale Note machen wie Sinnvoll es ist sich deine Beiträge durchzulesen.

Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Crimson King am 1.01.2021 | 08:43
Könntet ihr jetzt bitte wieder einen sachlichen Tonfall anwenden? Danke.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: 1of3 am 1.01.2021 | 08:54
Sicher, ich hätte nicht würfeln lassen müssen, aber dann kann man sich Fertigkeiten in Richtung Gelehrsamkeit auch ganz schenken. Und vielleicht bin ich ja auch zu sehr D&D sozialisiert, denn irgendwie fühlen sich für mich geschenkte Erfolge ohne Wurf etwas weniger verdient an.

 Wenn das das Problem ist, wäre auch die andere Richtung möglich. Also die Informationen finden sie auf jeden Fall, aber mit einem richtig guten Wurf gibt es zusätzlich...

Also der Gelehrte

- findet auch einen Schatz (vermutlich ein Manual hier)
- beeindruckt jemand mächtigen, also vielleicht den Mäzen der Bibliothek
- erhält die Option sich Follower anzulachen, also ein Student wirft sich dem Gelehrten zu Füßen und bittet lernen zu dürfen

Die Technik kenne ich als Style-Wurf aus Weapons of the Gods. Also man würfelt und sieht dann ganz nebenbei wie awesome die Charaktere sind. Was in dem Genre ganz gut passt.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 1.01.2021 | 10:22
Ich finds ja immer wieder erstaunlich welche Mühe sich manche Menschen geben ihre offensichtlichen Dummheiten zu kaschieren.
Ich mein, du zitierst 1of3, sagst das die Definition korrekt (aha!) und bekannt (?) wäre und bist seitdem am genauen Gegenteil schreiben. Was hat 1of3 geschrieben?
na das:
Kann ich mir gleich eine mentale Note machen wie Sinnvoll es ist sich deine Beiträge durchzulesen.
Dir auch ein gutes Neues.

Das neue Jahr beginnt, wie das Alte endete.

Da wird man am 31.12. angeranzt. Und dann gleich wieder am 01.01. ???
Da fühle ich mich doch sogleich, als würde ich heimkehren.
Ist es nicht schön?
Nein ist es nicht! Aber sei es drum.

Wenn sich 2021 auf allen Gebieten so entwickelt, wie es 2020 bis zum Ende war, na dann werde wir dieses Jahr noch viel Spass und unsere helle Freude daran haben. Zumindest kann ich mich nicht daüber beklagen, dass sich die Freundlichkeit meiner Mitmenschen geändert hätte.
Daran lässt sich eine gewisse Kontinuität erkennen.
Danke.

Ich finde es schön zu wissen, dass es Dinge gibt, die sich wohl nie ändern.
Aber ich würde mich freuen, wenn bei manchen Mitmenschen durch die offensichtliche Klugheit ab und an auch mal etwas Freundlichkeit hindurchscheinen und aufblitzen würde.

Ich freue mich, dass Du meine Beiträge zukünftig nicht mehr lesen willst, erspart es mir doch auf Deine freundlichen Grüsse zu reagieren.
Gilt dies nun als gute Tat im Jahr meinerseits?
Nein. Ich glaube nicht. Leider.

Aber das Jahr ist ja noch jung. Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Allen, die mich noch lesen, ein schönes Jahr. Und bleibt bitte gesund.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 1.01.2021 | 10:41
Darum geht es mir gar nicht. Mir geht es darum, aus einer erfolglosen Aktion doch noch etwas Verwertbares herauszuholen. Wie eben die Sache mit der Recherche, wo ich als SL gedacht habe "schade, war ne gute Idee. Blöd dass er den Wurf vergeigt hat".

Aber ist das nicht genau die Natur von erfolglosen Aktionen?

Sicher, ich hätte nicht würfeln lassen müssen

Wieso nicht? Es wurde so festgestellt, ob dieser Weg funktioniert oder nicht. Er hätte ja auch klappen können.

,aber dann kann man sich Fertigkeiten in Richtung Gelehrsamkeit auch ganz schenken. Und vielleicht bin ich ja auch zu sehr D&D sozialisiert, denn irgendwie fühlen sich für mich geschenkte Erfolge ohne Wurf etwas weniger verdient an.

Wie gesagt, es hätte auch klappen können.
Und als einen Bonus für Gelehrsamkeit sehe ich das auch nicht.  Denn mit failforward würde es doch auch keinen Unterschied machen ob jetzt ein Gelehrter oder jemand der knapp lesen kann nun letztlich seinen Bibliothekswurf versemmelt.

Und ich finde würfeln, bis einer einen Erfolg hat, um ein Problem zu lösen, auch blöd.

Das hängt halt oft genug von den spezifischen Umständen der Aktion ab. Wenn Zeit von vorneherein keine begrenzte Ressource ist aber trotzdem kein automatischer Erfolg in der maximal zugestandenen Zeit, sollte der selbe Versuch eben einen Bonus für Extrazeit bekommen und dann ein Bonus gegenüber der Mindestzeit erfolgen
 -> ein Wurf, bin ich besser ging es schneller als geplant.

Ändern die Spieler ihre Herangehensweise ist das wiederum etwas anderes.

Oder noch einmal zur Klärung:

Was spezifisch ist den der Zweck von / die Motivation zu fail forward sonst?
Eine Sackgasse, wie öfters eingeworfen, ist so ein vergeigter Wurf ja nur dann, wenn es ein Fehldesign beim Abenteuer selbst gab und es mit diesem Fehlwurf dann beendet wäre. Ansonsten würde es halt mit der Planung einer Alternativaktion weitergehen.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 1.01.2021 | 10:56
Darum geht es mir gar nicht. Mir geht es darum, aus einer erfolglosen Aktion doch noch etwas Verwertbares herauszuholen. Wie eben die Sache mit der Recherche, wo ich als SL gedacht habe "schade, war ne gute Idee. Blöd dass er den Wurf vergeigt hat".

Sicher, ich hätte nicht würfeln lassen müssen, aber dann kann man sich Fertigkeiten in Richtung Gelehrsamkeit auch ganz schenken. Und vielleicht bin ich ja auch zu sehr D&D sozialisiert, denn irgendwie fühlen sich für mich geschenkte Erfolge ohne Wurf etwas weniger verdient an.

Und ich finde würfeln, bis einer einen Erfolg hat, um ein Problem zu lösen, auch blöd.

Edit: Frohes neues Jahr euch allen  :)
Ich versuche das mal nochmal aufzudröseln, was ich einige Beiträge vorher schon gesagt hatte.

Ich weiss jetzt nicht, welche Edition D&D Du da gespielt hast, aber wir wissen ja: Eine "1" beim Skillcheck ist kein Patzer!

1of3 hat die eine Möglichkeit aufgezeigt, nämlich der Bonus bei besonders guten Würfen. Ich kenne das von D&D (frag mich nicht woher genau...) über zwei Möglichkeiten:

a) Mindestwurf steht fest, in gewissen Stufen kommen die Extras dazu.
Bsp.: Knowledge (Arcana), "This city and dragons...is there a history?"

DC 15: Dragons tended to raise there siblings under the city.
DC 20: Some people have Dragonblood in their veins...
DC 25: Dragons are still there, but are hiding from the people.
DC 30: Lady Gannara is a silver dragon.

b) Ist im Prinzip wie a), nur flexibler, in dem man sagt: "Übersteigt man den Mindestwurf um 5/10/15/20...", erhält man zusätzliche Infos.

Solche "Listen" (also b.) kann man auch nach unten "ausbauen" und ich habe die ganze Zeit im Hinterkopf, dass es bei D&D 5E irgendwie sowas gibt (bei Fallen? Optionale Regeln? 3PP?).

Bsp.:
Gather Information
DC -5: You get the name of the god, but the clergy gets suspicious because of your research.
DC -10: You still didn´t find the name of the god but some people get angry and start to menace you.

Zweiteres z. B. wäre ja evtl. gegangen bei Deiner Beschreibung. Die Information wird zwar nicht gefunden, aber bestimmte Leute werden aufmerksam auf die Gruppe. Und daraus macht man dann ein "Fail Forward", weil: Die kennen den Namen bestimmt. ;)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 1.01.2021 | 11:08
Wie gesagt, ich habe fail forward bisher nicht als "klappt trotzdem" verstanden, sondern als "klappt nicht, aber ganz umsonst war es auch nicht". Dieser Thread deutet an, dass mein Verständnis von  FF falsch ist oder zumindest nicht der gängigen Anwendung entspricht. Ist nicht schlimm, ich hole aus der Diskussion trotzen etwas heraus  8]

Mir ist halt auch wichtig, so wie du und einige andere schon schrieben, dass ein Fehlschlag des Checks auch ein Fehlschlag in der Fiktion ist. Ich verstehe jetzt auch, dass mein Problem mit FF zum Teil mit meinem "traditionellen" herausforderungsorientierten Stil zusammenhängt. Ich habe nie Fate oder PbtA etc gespielt, dieser Blickwinkel fehlt mir also.

Ich denke trotzdem, dass meine Idee von FF funktionieren kann. Um bei meinem Beispiel zu bleiben: der Magier findet nicht die Information, die er sucht, aber er findet etwas anderes. Vielleicht ein Ritual, das ihnen helfen kann oder eine Spur, wie er die Information mit Mehraufwand doch bekommt (Verweis auf Band 3, den die Bib aber nicht hat).
Ich hätte gehofft, hier dazu einfach Listen zu erstellen als Udeengeber für "war nicht umsonst".
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 1.01.2021 | 11:15
Nicht ganz das, was Du suchst, aber vielleicht gibt es da noch mehr auf der Seite: http://dndspeak.com/2018/08/100-useless-people-you-find-on-a-failed-gather-information-check/
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 1.01.2021 | 11:44
Danke für diese Quelle  :d
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 1.01.2021 | 11:59
So. Ich versuche meine, anscheinend schlecht kaschierte, Ahnungslosigkeit noch einmal in den Hut zu werfen, um hoffentlich Erleuchtung zu finden.

Es gibt unterschiedliche Systeme, die Fail Forward nicht nur unterschiedlich nutzen sondern auch unterschiedlich benennen. Mal so, mal so oder auch anders.

Soweit ich das verstanden habe, soll nach dem Fail Forward Prinzip immer etwas passieren und eine Reaktion erfolgen, wenn sich ein Misserfolg eingestellt hat.

Somit stoppt bei einem Misserfolg der Fortlauf der Geschichte nie, aber es kommt zu möglichen Komplikationen. Es geht demnach weiter mit...
Ja. Aber... !    oder    Nein. Aber... !    bzw.    Nein. Und... !

Die Auswirkungen werden, meinem Empfinden nach, von System zu System sehr unterschiedlich gehandhabt.

Bsp.:
Es verstreicht sehr viel Zeit.

Bsp.:
Hier gehts jetzt nicht weiter. Anderenorts aber schon.

Bsp.:
Das dicke Ende kommt noch. Wobei das positive JETZT durch ein negatives SPÄTER ausgeglichen wird.

Bsp.:
Das Ganze zieht Aufmerksamkeit auf sich.
Eine Anzahl von NPCs (Kreaturen) nähert sich.
Jemand wird verletzt.
Etwas geht kaputt, verloren bzw. muss geopfert werden.
Die Angelegenheit wird persönlich. u.s.w., etc., pp

Bsp.:
Es ergeben sich neue Wege und Möglichkeiten.

Bsp.:
Der Misserfolg zieht mögliche weitere Tests nach sich, wobei die Gefahr mit jedem weiteren Scheitern drastischer wird.

Bsp.:
Der Misserfolg zieht etwas Positives nach sich.

Bsp.:
Die Geschichte nimmt jetzt / später einen neuen Verlauf.

Es gib sicher noch mehr.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 1.01.2021 | 12:11
Ich sehe ja in einem irgendwie gearteten "Fail Forward" (welchen ich selbst nicht immer anwenden würde) zwei große Vorteile für mich:

a) Es kann eigentlich keine "Flaschenhälse" geben. Die Handlung kommt nicht zum Stocken und Spieler werden motiviert, einfach mal was zu "machen", das es kein pauschales "Richtig" oder "Falsch" gibt.
b) D&D/Würfelspezifisches Problem (Tudors Beispiel): Die "1"!
Die Spielerin weiss ziemlich sicher, dass sie den Wurf nicht geschafft hat. Einen "Red Herring" aufzutischen ist zwar möglich, aber naja...in character macht man halt mit, wohlwissend, dass es nicht "lohnt".
Da die Variante, den SL solche Würfe verdeckt durchführen zu lassen, nicht sonderlich populär ist (;) ), kann Fail Forward hier die Spannung aufrechterhalten; ist es wirklich ein "Red Herring" oder doch ein "Succeed at a cost"?
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Alexandro am 1.01.2021 | 12:19
c) es werden mehr Details mit den Spielern geteilt, welche bei einem "nichts passiert" in den Notizen des SL versauert wären. Diese Details mögen jetzt gerade nicht relevant sein, aber Spieler die aufmerksam sind und sich diese merken werden sie evtll. später nutzen können.

d) der SL kann seine detaillierte Vorbereitung auch direkt auf die Spieler loslassen (nur halt nicht in einer Weise, dass diese sofort Nutzen daraus ziehen können), statt sich einen darauf abzurubbeln, wie toll seine Welt doch ist und was die Spieler alles nicht darüber wissen.

e) er liefert liefert den Spielern etwas mehr Kontext, um ihren Fehlschlag zu bewerten

Statt:
S1: Eine 18 bei Schlösser öffnen!
SL: Das reicht nicht, der DC war 20. Das Schloss ist zu schwierig für dich. Aber würfel mal auf Wissen(Mechanik), um etwas über das Schloss herauszufinden.
S1: 3.
SL: Ok, du weißt nichts über das Schloss, es war einfach zu schwierig.

Lieber:
S1: Eine 18 bei Schlösser öffnen!
SL: Das reicht nicht, der DC war 20. Du erkennst allerdings die unverkennbare Handschrift des gnomischen Mechanikus Cardoso in dieser Arbeit - dessen Arbeit ist nicht billig (teilt den Spielern mit, dass sie evtll. noch mit komplexen Fallen und anderen Gemeinheiten rechnen müssen).
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: nobody@home am 1.01.2021 | 12:33
Mir ist halt auch wichtig, so wie du und einige andere schon schrieben, dass ein Fehlschlag des Checks auch ein Fehlschlag in der Fiktion ist. Ich verstehe jetzt auch, dass mein Problem mit FF zum Teil mit meinem "traditionellen" herausforderungsorientierten Stil zusammenhängt. Ich habe nie Fate oder PbtA etc gespielt, dieser Blickwinkel fehlt mir also.

Nun, bei Fate wirst du den Begriff "Fail Forward" vermutlich weitgehend vergeblich suchen. Ein paar Sachen gehen natürlich trotzdem in die Richtung -- vor allem wohl die Abschnitte "Wann wird gewürfelt?" und "Spaß am Versagen" aus Kapitel 8, "Spielleiten". ;)

-- Zuallererst mal ist da der Ratschlag, überhaupt nur dann würfeln zu lassen, wenn man für sowohl Erfolg als auch Fehlschlag schon interessante Ideen hat (und also eigentlich nur noch zwischen denen entscheiden will) und sich ansonsten von vornherein für die eine interessante Option zu entscheiden. Da man normalerweise eher für den Erfolg schon die eine oder andere Vorstellung haben dürfte, wie's dann weitergeht, läuft das primär auf "gib ihnen halt erst mal, was sie wollen, und laß sie ggf. später noch mal würfeln, falls dir doch noch eine interessante Komplikation einfällt" hinaus; für den entgegengesetzten Fall hat das System dann Fate-spezifisch die Möglichkeit zum Reizen eines Aspekts in petto, so daß Spieler, die sich freiwillig auf den "automatischen" Fehlschlag einlassen, ein paar Gummipunkte als Trostpreis dafür bekommen. (Für Systeme, die so etwas nicht benutzen, ließe sich ggf. eine andere Art von Entschädigung finden und einbauen.)

Zum Thema "Spaß am Versagen" finden sich grob unterteilt drei Ratschläge:

-- "Die Umstände sind schuld". Fate setzt von seiner "Philosophie" her grundsätzlich voraus, daß die Charaktere kompetent sind und nicht einfach ohne Grund mal eben vor sich hin versagen; wenn also der Wurf für eine Aktion nicht klappt, dann liegt das normalerweise durchaus an charakterexternen Faktoren, was dann den Vorteil hat, daß die wiederum in Folgeaktionen eigens angegangen werden können. "Die Information, die du suchst, ist in einem uralten Folianten enthalten...der zum Lesen leider zu brüchig und verwittert ist" ist ein anderes Ergebnis als "Du findest einfach nichts" und bietet gleich ein, zwei mögliche Richtungen zum weiteren Vorgehen mit an: kann der Foliant irgendwie wiederhergestellt werden, oder gibt's vielleicht doch irgendwo noch ein zweites Exemplar?

-- Erfolg mit Haken: Das klassische "Ja, aber...". Als Alternative zum nackten Fehlschlag (wohlgemerkt nicht als platten Ersatz für alle Fälle) kann der Charakter grundsätzlich immer noch kriegen, was er wollte, aber je nach Ausmaß des Fehlschlags laut Würfeldekret geht dabei zusätzlich etwas mehr oder weniger schief oder verursacht zusätzliche Kosten oder Komplikationen. Bei der Suche nach verlorenem Wissen mag das etwa dazu führen, daß sie so lange dauert, daß inzwischen die Gegenseite ungestört ihren nächsten Zug machen kann, oder soviel Geld kostet ("Da könnte ja jeder kommen und ins verbotene Archiv wollen!" <hüstel, Hand auf>), daß der Charakter jetzt einstweilen erst mal blank ist...

-- "Laß die Spieler die Arbeit machen". Man sitzt ja selbst als Spielleitung nicht einfach mutterseelenallein am Tisch -- also, wenn einem selbst gerade nicht einfällt, wie der Charakter interessant versagen könnte, dann hat vielleicht der Rest der Gruppe (den Spieler des Charakters selbst ausdrücklich eingeschlossen) ein paar Geistesblitze zu bieten? ;) Dabei wird ausdrücklich geraten, die Fragen konkreter zu halten als nur ganz allgemein "Okay, erzähl mir, wie du es nicht schaffst"; Sinn der Übung ist nicht, die Spieler ihrerseits in Zugzwang zu bringen, sondern sie einfach nur freiwillig mitmischen zu lassen. (Entsprechend wird diese Methode ggf. bei Gruppen, die grundsätzlich immer nur auf Sieg spielen und Fehlschläge nur dann notgedrungen akzeptieren, wenn man sie ihnen ausdrücklich mit dem dicken Regelhammer und/oder Verweis auf den SL-Wikingerhelm eindrischt, nicht funktionieren.)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 1.01.2021 | 12:45
Dir auch ein gutes Neues.
[...]
Aber ich würde mich freuen, wenn bei manchen Mitmenschen durch die offensichtliche Klugheit ab und an auch mal etwas Freundlichkeit hindurchscheinen und aufblitzen würde.?[...]
Ich wünsche Dir auch ein frohes, erfolgreiches und vor allem gesundes neues Jahr!

Wie gesagt, ich habe fail forward bisher nicht als "klappt trotzdem" verstanden, sondern als "klappt nicht, aber ganz umsonst war es auch nicht".
Ja, so würde ich es auch interpretieren.


Zitat
Dieser Thread deutet an, dass mein Verständnis von  FF falsch ist oder zumindest nicht der gängigen Anwendung entspricht.
Den Eindruck habe ich jetzt, nach all dem was Du geschrieben hast, nicht.

Zitat
Mir ist halt auch wichtig, so wie du und einige andere schon schrieben, dass ein Fehlschlag des Checks auch ein Fehlschlag in der Fiktion ist. Ich verstehe jetzt auch, dass mein Problem mit FF zum Teil mit meinem "traditionellen" herausforderungsorientierten Stil zusammenhängt. Ich habe nie Fate oder PbtA etc gespielt, dieser Blickwinkel fehlt mir also.

1. Ein Fehlschlag sollte auch ein Fehlschlag sein. FF verstehe ich nicht so, dass ein Fehlschlag in einen Erfolg umgemünzt wird, wie hier durch zweifelnde Mitdiskutanten teilweise suggeriert. Es geht darum, die Geschichte und den Erzählfluss nicht ins Stocken zu bringen.

2. Was den Blickwinkel angeht, würde ich Dich ja gerne spontan zu (wahlweise) einer offenen pbta oder FATE Runde bei einem unserer Vereinstreffen einladen, aber a. Corona und b. sind wir in Aachen, das ist nicht der Nabel der Welt. Wenn Corona vorbei ist, kannst Du mir aber gerne bei Interesse ne PN schicken.  :d

Zitat
[...]irgendwie fühlen sich für mich geschenkte Erfolge ohne Wurf etwas weniger verdient an.
Ist es denn geschenkt? Hatten die Spieler von sich aus die Idee, dort nach Informationen zu suchen oder hast Du ihnen gesagt: geht mal da hin und sucht?

Zitat
Ich denke trotzdem, dass meine Idee von FF funktionieren kann. Um bei meinem Beispiel zu bleiben: der Magier findet nicht die Information, die er sucht, aber er findet etwas anderes. Vielleicht ein Ritual, das ihnen helfen kann oder eine Spur, wie er die Information mit Mehraufwand doch bekommt (Verweis auf Band 3, den die Bib aber nicht hat).

Ich hätte gehofft, hier dazu einfach Listen zu erstellen als Udeengeber für "war nicht umsonst".

Nochmal zusammengefasst, wie ich FF als SL einsetze:

FF dient in erster Linie dazu, einen interessanten Erzählfaden beizubehalten. Es dient auf der Spielebene vor allem dazu, den Spieler, der sich mit einer Idee in die Geschichte investiert hat, nicht mit einem Nichts abzuspeisen. Nicht bestimmte Würfelwürfe/Würfelergebnisse werden belohnt, sondern eine Investition in die gemeinsam erzählte Geschichte durch Ideen, Taten, Beiträge, etc.. Ein Fehlschlag unterbricht daher nicht die Handlung, sondern konfrontiert den Spieler mit einer neuen, anderen Situation, denn (wie gesagt) er hat ja nicht nichts gemacht, sondern etwas! Insofern ist suddelny Ogres auch nicht unbedingt ein FF, jedenfalls nicht unbedingt in dieser Situation.

Es wurden schon sehr gute Beispiele genannt: Du findest die Information, aber sie ist verschlüsselt (Geheimschrift, Alte Sprache, etc.). Narrativ bleibt es bei einem Fehlschlag: ich habe die Information nicht! Aber die Geschichte ist an der Stelle nicht abgeschnitten, da ich jetzt entweder den Bibliothekar streicheln muss, damit er mir das Wörterbuch gibt, den grisgrämigen Einsiedler finden muss, der als letzter Überlebender seines Volkes diese Sprache noch spricht, einen Dämon beschwören muss, damit er mit den doofen Folianten übersetzt, etc. pp. was auch immer in DEINE Geschichte konkret passt.

Es ist aber auch vollkommen legitim zu sagen: Du findest nichts! Nada, rien, nothing! Auch das kann ein Hinweis sein! Selbst in der besten Bibliothek von Welt wo gibt, findest Du keine Information zu dem merkwürdigen Wesen. Das ist kann auch eine interessante Information sein und die Charaktere weiterbringen.

Der aufgebrachte Mop oder der wütende Bibliothekar ist nicht wirklich ein FF, sondern ein neues Element. Kann man machen, geht dann aber wirklich mehr in die Richtung pbta als D&A12345.

Die von mir beschriebene Sichtweise auf Rollenspiel, die vor allem pbta eigen ist, hat gegenüber D&A12345 und anderen trad. games einen ganz entscheidenden und schweren Nachteil: Sie verändert die reale Balance am Spieltisch. Die meisten trad. games und D&A12345 legen mehr oder weniger großen Wert darauf, balanciert zu sein. Damit bringen sie die Spieler (mehr oder weniger) jedenfalls zunächst einmal alle auf ein gemeinsames Level. Die Sichtweise von pbta verändert aber die Balance am Spieltisch massiv zuungunsten von Spielern, die es nicht gewohnt oder realweltlich nicht so geschickt darin sind, einfallsreiche Geschichten zu erzählen oder einfach etwas zurückhaltend oder schüchtern sind. Damit sind Spiele wie pbta auch weniger inklusiv als D&A12345.

Ein Beispiel: Alle Charaktere könnten zunächst einmal potenziell gleich gut überreden. Und wenn der eine Charakter das weniger gut kann, dann deshalb, weil er einen Skillwert und 3 und der andere von 87 hat. Dafür kann er aber dann besser Kämpfen, Klettern, Schleichen, wattauchimmer. Gerade bei Skills wie Überreden oder Verhandeln etc. habe ich in der Vergangenheit nicht wenig Ungemach erlebt, wenn der SL darauf bestanden hat, dass die Audienz mit dem Goblinkönig jetzt gefälligst ausgespielt wird und der Erfolg der Spieler von ihrem tatsächlichen Verhandlungsgeschick abhinge. Es gibt jedoch nicht wenig Spieler, die das weder mögen, noch wollen, aber am Numbercrunching während der Kämpfe Riesenfreude haben.

Ich habe bei nicht wenigen pbta-artigen Runden erlebt, dass erzählerisch geschickte Spieler andere Spieler, die ihrem Wesen nach eher zurückhaltend oder gar schüchtern waren, regelrecht an die Wand oder ins Abseits gespielt haben. Das zu verhindern, ist für mich in pbta-artigen Runden eine große Herausforderung als SL. Traditionelle Systeme wie D&A12345 bieten da mit ihrer klaren Struktur, der klaren Initiative-Reihenfolge und den klar und absolut berechenbaren Kämpfen einen gewissen Schutz, den viele Spieler sehr schätzen. Sie können also dem Spiel und müssen nicht dem SL Vertrauen.

Darum ist es ein Vorteil, dass trad. games (mehr oder weniger) praktisch keinen narrativen Input durch die Spieler (oder die SL) voraussetzen, um zu funktionieren. Ich habe Runden erlebt, bei denen einzelnte Spieler den ganzen Abend über keinen einzigen Mucks von sich gegeben und nur während der Kämpfe auf Kommando Würfel geworfen haben. Das klingt vielleicht etwas eingeschränkt, der Fakt ist aber: Sie waren aktiv dabei und beteilitg! Und es hat ihnen Spaß gemacht! Bei pbta oder FATE wäre das systembedingt fast nicht möglich.

Ich kann daher sehr gut verstehen, wenn bei Spielern aus der traditionellen Ecke, ein Fail to Forward wie ein Cheaten sauer aufstößt. Das Spiel fühlt sich dann weniger symmetrisch an, denn eine Handlung wird fast immer vom gedachten Erfolg her beschrieben: Ich klettere da mal hoch, ich forsche mal nach, ich horche mich mal um. Es wird durch FF nicht Inkompetenz [sic], sondern Einfallsreichtung und Ideenreichtum belohnt, aber Ideen muss man erstmal haben und zweitens auch formulieren können und vor allem formulieren wollen! FF gefährdet daher das reale Balancing am Spieltisch enorm.

Die einzige Lösung besteht darin, dies mit den SpielerInnen gleich am Anfang glasklar zu kommunizieren.
(uff... sorry, wegen so viel Text)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 1.01.2021 | 12:58
Zum letzten Abschnitt:
Traditionelles D&D (und auch OSR) kennt keine Skills. Hier läuft alles über das Hirnschmalz der Spieler*innen, was u. U. in einem Bonus in einem Ability-Check mündet oder einen Wurf sogar obsolet macht.
Und das ist massiver narrativer Input durch Spieler*innen, der vom SL dann "regelgerecht/konform" umgesetzt wird. Der Einsatz des 10-Foot-Pole hat durchaus seinen Sinn. ;)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Alexandro am 1.01.2021 | 13:00
f) durch FF werden kaskadierende Würfelorgien mit komplett verschobenen Nutzen-Aufwand-Verhältnis vermieden (du kriegst das Schloss nicht auf - ich würfel mal, ob die Monster auf der anderen Seite euch hören - sie hören euch nicht - du kriegst das Schloss nicht auf - repeat ad nauseam...).
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 1.01.2021 | 13:44
[...snip...]Und das ist massiver narrativer Input durch Spieler*innen, [...snip]
Du hast mich falsch verstanden. Ich bezweifle ja nicht, dass Ihr es so in Eurer Runde spielt und wohl auch die meisten Runden so spielen. Das Spiel setzt Narrative aber definitiv praktisch nichts voraus, um zu funktionieren. Meine Behauptung war ja nicht, dass es in D&D Runden keine oder weniger Narrative gäbe, sondern die Feststelltung, dass das System im Gegensatz zu pbta, FATE oder Fiasko als solches praktisch keine Narrative erfordert, jedenfalls nicht mehr als Malefiz, Sagaland oder von mir aus HeroQuest.

Die Feststellung stand vor dem Hintergrund der Frage, warum ein FF in trad. games eher wie ein Fremdkörper wirkt, als bei pbta etc.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 1.01.2021 | 13:54
Ich sehe den kreativen Anteil auf Spielerseite bei fail forward nicht, welche einige wohl belohnen wollen.

Im Gegenteil scheint es mir intensivere Spielerinvestitionen zu relativieren, da so rein die Ankündigung einer Aktion schon belohnt zu werden scheint.

Oder macht der SL bei FF die Art des forward nach fail dann von irgendeiner Qualität des Spielerinputs abhängig?

Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 1.01.2021 | 13:59
Zitat
Das Spiel setzt Narrative aber definitiv praktisch nicht voraus, um zu funktionieren.
Und das halte ich definitiv für falsch.

Zitat
ADVANCED DUNGEONS & DRAGONS is a game that is demanding for players and Dungeon Masters alike, but the
rewards in terms of enjoyment are vast. There is nothing quite like a successful D&D campaign, and its success is based upon
the efforts of all participants. The Dungeon Master is pivotal, of course, but the players are just as important, for they are the
primary actors and actresses
in the fascinating drama which unfolds before them.
Mike Carr, 1978

Man kann vielleicht argumentieren, dass zu Zeiten von 3.5/PF, als nahezu alles in (Würfel-)Regeln gepresst war, der narrative Input von Seiten der Spieler*innen ab und an weniger war, da man eben (fast) alles erwürfeln konte. Aber die Betonung ist auf "fast"; sobald man mit der Spielwelt mehr interagiert hat als "Tür auf, Monster tothauen, Looten" funktioniert das eben nicht mehr.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 1.01.2021 | 14:09
[...snip...]Oder macht der SL bei FF die Art des forward nach fail dann von irgendeiner Qualität des Spielerinputs abhängig?
Ob ich es als Qualität bezeichnen würde, weiß ich nicht, aber ja, das ist genau der springende Punkt! Ich suche ganz bewusst in der Narrative der Spieler nach Anknüpfungspunkten für FF oder Erfolg mit Haken oder Erfolg auf Kosten, etc..

@Rhylthar: Das Zitat würde aber auch auf viele Brettspiele z.B. HeroQuest passen. ;-) Die Betontung in dem zitierten Satz liegt auf dem Nebensatz: ...um zu funktionieren. Ich glaube wir verlieren uns hier in Haarspalterei...
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 1.01.2021 | 14:11
Und das halte ich definitiv für falsch.
Mike Carr, 1978

Man kann vielleicht argumentieren, dass zu Zeiten von 3.5/PF, als nahezu alles in (Würfel-)Regeln gepresst war, der narrative Input von Seiten der Spieler*innen ab und an weniger war, da man eben (fast) alles erwürfeln konte. Aber die Betonung ist auf "fast"; sobald man mit der Spielwelt mehr interagiert hat als "Tür auf, Monster tothauen, Looten" funktioniert das eben nicht mehr.

Ich denke hier haben wir wie bei dem deutschen Begriff "Geschichte" ein Problem mit der Mehrfachbedeutung des Wortes.

Oder: Was ist dann alles "narrativer Input" und was nicht?
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 1.01.2021 | 14:25
Könntet ihr die Streitfrage um den narrativen Input bitte auslagern? Das ist imo eine eher philosophische Frage ohne Praxisbezug.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: ArneBab am 1.01.2021 | 14:32
Zum Thema "Spaß am Versagen" finden sich grob unterteilt drei Ratschläge:

-- "Die Umstände sind schuld". …

-- Erfolg mit Haken: Das klassische "Ja, aber...".

-- "Laß die Spieler die Arbeit machen". …
Ist zwar nicht Fate, hilft aber vielleicht auch: Ich habe für Schwächen (=negative Eigenschaften, eine Art von Flaws, …) inzwischen den Weg gefunden, dass sie Patzer verursachen können, die dann durch die Schwäche verursacht werden. Das ist ein Patzer, der aus dem SC heraus kommt und nicht einfach in einer unpassenden Situation zuschlägt. Durch so einen Patzer ändert sich die Situation: Der SC und wahrscheinlich die ganze Gruppe sind erstmal mit Schadensbegrenzung beschäftigt.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: 1of3 am 1.01.2021 | 14:50
Die von mir beschriebene Sichtweise auf Rollenspiel, die vor allem pbta eigen ist, hat gegenüber D&A12345 und anderen trad. games einen ganz entscheidenden und schweren Nachteil: Sie verändert die reale Balance am Spieltisch.

Ich finde diese Erfahrung sehr interessant. Sie ist so ziemlich das Gegenteil von meiner. Ganz entschieden deshalb, weil bei PbtA eine Abwendung vom ihr/Party hin zum du/Charakter erfolgt. Bei PbtA frage ich spezifische Spieler, was sie tun, nicht die Party.

Bei D&D kann ich im schlimmsten Fall für einen anderen Spieler spielen, weil ich besser verstehe, wie dessen Charakter funktioniert. Das wäre bei PbtA vollkommen witzlos.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 1.01.2021 | 15:09
S1: Eine 18 bei Schlösser öffnen!
SL: Das reicht nicht, der DC war 20. Du erkennst allerdings die unverkennbare Handschrift des gnomischen Mechanikus Cardoso in dieser Arbeit - dessen Arbeit ist nicht billig (teilt den Spielern mit, dass sie evtll. noch mit komplexen Fallen und anderen Gemeinheiten rechnen müssen).
Wenn ich mir Dein Beispiel anschaue, bin ich auf den ersten Blick begeistert.
Auf den zweiten Blick würde ich mit der Erläuterung bei meinen Spielern auf wenig Verständnis und Gegenliebe stossen.

Man würde mir (m.M.n. auch zu Recht) vorwerfen, dass ich einen knapp nicht geschafften Fertigleits Wurf eines Profis auf seinem Gebiet, gegen eine nicht gewürfelte, dafür aber recht genaue Intelligenz-, Weisheits- oder Wissens Probe eintauschen würde.

Und das ist m.M.n. nicht der richtige Weg beim Fail Forward.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 1.01.2021 | 16:03
Seh ich nicht so eng. Bei solchen Fragen ist ja eh immer die Frage, worauf gewürfelt werden soll. Ja, Schlösser Öffnen ist eine praktische Anwendung, aber jemand der da viel rein investiert hat, kennt sich halt auch mit der Technik aus: Handwerk OHNE Wissen macht eben auch keinen Sinn. "du schaffst es nicht, das Schloss zu öffnen. Eigentlich hätte es gehen müssen, du vermutest daher, dass es eine besondere Bauform ist, deren Bauform vom gnomischen Mechanikus Cardoso entwickelt wurde. Das ist spezielle, hochpreisige Technik, die nur wenige bauen können."

Ich hätte aber wahrscheinlich bei einem knappen Ergebnis einen "Ja, aber" angeboten: "du bekommst das Schloss nicht auf; du hast aber die Möglichkeit, ein wenig mit Gewalt nachzuhelfen. Du bist dir sicher, das Schloss dann öffnen zu können, aber danach ist es zerstört und lässt sich dann nicht mehr schließen."
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 1.01.2021 | 16:18
@Rhylthar: Das Zitat würde aber auch auf viele Brettspiele z.B. HeroQuest passen. ;-) Die Betontung in dem zitierten Satz liegt auf dem Nebensatz: ...um zu funktionieren. Ich glaube wir verlieren uns hier in Haarspalterei...
"Funktionieren" ist halt so eine Sache...da kommen wir nicht überein. Ich kann den Nagel mit ner Rohrzange in die Wand hauen, das "funktioniert". Unterscheidet sich von dem, wie es gedacht ist, und von jemandem, der es öfter macht (Handwerker), doch sehr.

@Tudor:
Ein wenig philosophisch muss es schon sein, denn man muss ja wissen, was/wie Du (es) in der Praxis anwenden willst.

Nehmen wir das Beispiel mit dem "Schlösser Öffnen", DC 20, 18 beim Check. Du sagst: "Ja, aber...".
Ich würde wohl eher sagen: "Nein, aber..." oder sogar schlicht: "Das Schloss bleibt zu." Denn eigentlich sehe ich hier nicht zwingend einen Grund, Fail Forward zu forcieren.

Bei dem Beispiel mit der Bibliothek hatte ich es auch mehr so verstanden, dass Du den Spieler/die Spielerin "belohnen" wolltest ob der guten Idee. Da fand ich es definitiv angebracht(er).
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 1.01.2021 | 16:49
Das Schloss darf gerne zu bleiben, wenn da wenig dran hängt. Wenn dahinter aber etwas Interessantes passieren kann, wäre es doch schade, wenn es zu bleibt. Und wenn das Schloss zentraler Bestandteil der Herausforderung ist, SOLL es ja auf gehen. Es wäre aber auch öde, wie schon hier und da beschrieben, es durch wiederholten Versuch unvermeidbar "aufzuwürfeln".
Hierfür ein Tool zu haben, das man als SL einsetzen kann (nicht muss), halte ich für hilfreich. Die Kunst dürfte sein, das nicht zu willkürlich zu machen.

Ich finde FF immer dann toll, wenn dadurch eine zusätzliche Entscheidung an den SPIELER gerichtet wird: willst du aufgeben oder willst du fortsetzen und eventuell etwas verlieren? Das kann man sicher auch anders als mit FF bekommen, aber FF ist m.E. ein guter Weg.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 1.01.2021 | 16:54
Da sind wir wieder bei der Philosophie. :D

a) Wieso geht es nur weiter, wenn das Schloss geöffnet wird?
b) Wieso hängt alles an diesem Wurf? Gibt es keine anderen Möglichkeiten, hinter diese Tür zu gelangen?

Ich denke, so etwas wollte der Läuterer vor ein paar Seiten andeuten (hat es aber ein wenig überzogen):
Überspitzt gesagt, lohnt es sich nicht, in "Schlösser öffnen" zu investieren. Denn wenn ich eh mittels Fail Forward das Schloss aufbekomme (weil es zentral ist), muss mein Wurf ja nicht gut sein.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 1.01.2021 | 17:01
Ich weiß, was gemeint ist. Aber ich trenne hier bewusst zwischen FAIL forward (Fehlschlag ist Fehlschlag, aber es gibt ein verwertbares Nebenprodukt) und SUCCEED at a cost (Fehlschlag wird zu Erfolg mit negativen Konsequenzen an anderer Stelle).

SAAC würde ich prinzipiell nur bei knappen Ergebnissen anbieten, daher lohnt sich der Invest in den Spielwert eben doch. Wenn ich beim Schlösser öffnen auf Grund niedrigen Spielwertes gar nicht so hoch komme, um die Aktion für einen SAAC zu qualifizieren, dann kann ich nur den Fehlschlag erreichen. Aber eben je nachdem noch mit einem irgendwie gearteten Bonus, der aber - und das finde ich wirklich wichtig - den Fehlschlag weder aufhebt noch kompensiert

edit: wording
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 1.01.2021 | 17:04
Da sind wir wieder bei der Philosophie. :D

a) Wieso geht es nur weiter, wenn das Schloss geöffnet wird?
b) Wieso hängt alles an diesem Wurf? Gibt es keine anderen Möglichkeiten, hinter diese Tür zu gelangen?

Ich denke, so etwas wollte der Läuterer vor ein paar Seiten andeuten (hat es aber ein wenig überzogen):
Überspitzt gesagt, lohnt es sich nicht, in "Schlösser öffnen" zu investieren. Denn wenn ich eh mittels Fail Forward das Schloss aufbekomme (weil es zentral ist), muss mein Wurf ja nicht gut sein.

Als gamist würde ich da dann Aktionen spammen: Jede Menge von Haus aus idealerweise nicht zu riskante, eher niederschwellige Aktionen lostreten in der Erwartung auch bei den zu erwartenden Fehlschlägen einen Haufen neuer "forwards" zu erzeugen. Richtige Fehlschläge sind ja offenbar nicht vorgesehen, also wird das zu einem Workerplacement für maximalen Ertrag statt einer Risikoabschätzung.
Vielleicht würde sogar bewusst nicht der beste Mann geschickt, denn den brauch ich ja ggf um auf Grund der vorherigen Infos doch noch einmal dann gezielter irgendwo qualifiziert nachbohren zu müssen.
Wenn Sackgassen ausdrücklich nicht vorgesehen sind, kann ich das auch in die taktischen Überlegungen einfließen lassen und für mich ausnutzen.
Sollten dann doch Stränge durch Versuche abgeschnitten werden können, dränge ich im hypothetischen Extremfall den SL somit in die Ecke, dass mein letzter Versuch funktionieren muss, wenn das Gesamtspiel nicht vorzeitig enden soll, da ich alle anderen Brücken schon hinter mir indirekt verbrannt habe.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 1.01.2021 | 17:05
@Tudor.
Es liegt wahrscheinlich an "Schlösser öffnen", da kommt SAAC für mich eher nicht in Frage. Bei anderen Skills wäre es da für mich flexibler.  :)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: ArneBab am 1.01.2021 | 17:10
@Tudor.
Es liegt wahrscheinlich an "Schlösser öffnen", da kommt SAAC für mich eher nicht in Frage. Bei anderen Skills wäre es da für mich flexibler.  :)
Spurlos klappt es nicht, du müsstest das Schloss aufbrechen, dann merkt aber später jemand, dass es aufgebrochen wurde. Willst du das?
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 1.01.2021 | 17:15
Spurlos klappt es nicht, du müsstest das Schloss aufbrechen, dann merkt aber später jemand, dass es aufgebrochen wurde. Willst du das?

Wieso nicht? Ein richtiges Versagen ist ja nicht vorgesehen, also kann ich davon ausgehen, dass auch für die neue Komplikation ein failforward kommen wird.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 1.01.2021 | 17:16
Spurlos klappt es nicht, du müsstest das Schloss aufbrechen, dann merkt aber später jemand, dass es aufgebrochen wurde. Willst du das?
Kann man machen, ist nicht meins. :)

Da dann eher bei einem außergewöhnlich gutem Wurf: "Du öffnest das Schloß so problemlos, dass niemand merken wird, dass es ohne Schlüssel geöffnet wurde."

Mal davon ab, dass "Aufbrechen" ein anderer Skill wäre.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: nobody@home am 1.01.2021 | 17:18
Nebenbei: es mag wenigstens bis zu einem gewissen Punkt richtig sein, daß sich die Idee für Fail Forward aus "schlechtem Szenariodesign" herleitet. Dazu zwei Anmerkungen:

1.) Wer tatsächlich immer nur Szenarien bastelt, die von vornherein schon fehlerlos perfekt sind und nie der Nachbesserung im Spiel bedürfen, der werfe meinetwegen den ersten Stein. Der Rest von uns kann mit dem Werkzeug inzwischen eventuell doch hier und da noch was anfangen. ;)

2.) Und natürlich kann ich das Konzept von Fail Forward auch schon während der Abenteuerentwurfsphase selbst im Hinterkopf haben, um bereits da den einen oder anderen potentiellen Flaschenhals im Vorfeld entsprechend aufzulösen. Damit muß ich nicht zwangsläufig erst bis zum eigentlichen Spielabend warten.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 1.01.2021 | 17:26
Als gamist würde ich da dann Aktionen spammen: Jede Menge von Haus aus idealerweise nicht zu riskante, eher niederschwellige Aktionen lostreten in der Erwartung auch bei den zu erwartenden Fehlschlägen einen Haufen neuer "forwards" zu erzeugen. Richtige Fehlschläge sind ja offenbar nicht vorgesehen, also wird das zu einem Workerplacement für maximalen Ertrag statt einer Risikoabschätzung.
Vielleicht würde sogar bewusst nicht der beste Mann geschickt, denn den brauch ich ja ggf um auf Grund der vorherigen Infos doch noch einmal dann gezielter irgendwo qualifiziert nachbohren zu müssen.
Wenn Sackgassen ausdrücklich nicht vorgesehen sind, kann ich das auch in die taktischen Überlegungen einfließen lassen und für mich ausnutzen.
Sollten dann doch Stränge durch Versuche abgeschnitten werden können, dränge ich im hypothetischen Extremfall den SL somit in die Ecke, dass mein letzter Versuch funktionieren muss, wenn das Gesamtspiel nicht vorzeitig enden soll, da ich alle anderen Brücken schon hinter mir indirekt verbrannt habe.

Ist das dann noch Rollenspiel, das irgendwem Spaß macht? Außerdem verstehe ich nicht, wie du den Sprung von einer SL-Technik zu einer Spielregel, die man gamistisch ausnutzen kann, gemacht hast. Mit ähnlicher Begründung kannst du imo auch wahllos NPC umsäbeln, um die XP einzusacken. Bei 20.000 Einwohnern in der Stadt ist da auch einiges an Level-Up drin.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 1.01.2021 | 17:32
Als gamist würde ich da dann Aktionen spammen: Jede Menge von Haus aus idealerweise nicht zu riskante, eher niederschwellige Aktionen lostreten in der Erwartung auch bei den zu erwartenden Fehlschlägen einen Haufen neuer "forwards" zu erzeugen. Richtige Fehlschläge sind ja offenbar nicht vorgesehen, also wird das zu einem Workerplacement für maximalen Ertrag statt einer Risikoabschätzung.
Vielleicht würde sogar bewusst nicht der beste Mann geschickt, denn den brauch ich ja ggf um auf Grund der vorherigen Infos doch noch einmal dann gezielter irgendwo qualifiziert nachbohren zu müssen.
Wenn Sackgassen ausdrücklich nicht vorgesehen sind, kann ich das auch in die taktischen Überlegungen einfließen lassen und für mich ausnutzen.
Sollten dann doch Stränge durch Versuche abgeschnitten werden können, dränge ich im hypothetischen Extremfall den SL somit in die Ecke, dass mein letzter Versuch funktionieren muss, wenn das Gesamtspiel nicht vorzeitig enden soll, da ich alle anderen Brücken schon hinter mir indirekt verbrannt habe.
Du vergisst, dass die Forwards nicht zwingend positiv sein müssen. Siehe tanolovs Beispiele.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 1.01.2021 | 17:54
Ist das dann noch Rollenspiel, das irgendwem Spaß macht? Außerdem verstehe ich nicht, wie du den Sprung von einer SL-Technik zu einer Spielregel, die man gamistisch ausnutzen kann, gemacht hast. Mit ähnlicher Begründung kannst du imo auch wahllos NPC umsäbeln, um die XP einzusacken. Bei 20.000 Einwohnern in der Stadt ist da auch einiges an Level-Up drin.
Irgendwem, ja. Wobei das zwar nicht mehr das wäre, was ich mir unter Rollenspiel vorstellen würde, aber Vertreter gäbe es. Und das Einwohner killen würden - ach was HABEN - solche Leute auch gemacht, wenn sie die Chance sehen, damit durch zu kommen.


Du vergisst, dass die Forwards nicht zwingend positiv sein müssen. Siehe tanolovs Beispiele.

Temporär für die Figur, aber innerhalb des selbstgesetzten Korsetts des SLs nicht für jeden Spieler -> pawn style.

Worauf ich aber letztendlich hinauswollte ist, dass ich den Anwendungsbereich der Technik noch unsauber beschrieben sehe und isch hier auch entsprechend viele Vorstellungen zur Anwendung in der Diskussion beißen.
 
Viele der (meinem Empfinden nach allgemein gültig) benannten Vorteile scheinen mir also nur dann konstruktiv, wenn durch weitere Absprachen eine entsprechende passende Spielerschaft dafür vorher herausgesiebt worden ist, in deren homogenen Rahmen das Werkzeug dann den gewünschten Effekt zu erzielen weiß.

Was muss man also einer Spielgruppe vorher sagen/abklären, damit die das Tool so aufnehmen/ zu schätzen wissen, wie es sich der entsprechende anwendende SL vorstellt?
Oder gibt es gar mehrere failforward-Gruppen, welche dieses Werkzeug dann aber entsprechend unterschiedlich und damit für die andere Gruppe störend einsetzt?

Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: tanolov am 1.01.2021 | 18:01
Als gamist würde ich da dann Aktionen spammen: Jede Menge von Haus aus idealerweise nicht zu riskante, eher niederschwellige Aktionen lostreten in der Erwartung auch bei den zu erwartenden Fehlschlägen einen Haufen neuer "forwards" zu erzeugen. Richtige Fehlschläge sind ja offenbar nicht vorgesehen, also wird das zu einem Workerplacement für maximalen Ertrag statt einer Risikoabschätzung.
Vielleicht würde sogar bewusst nicht der beste Mann geschickt, denn den brauch ich ja ggf um auf Grund der vorherigen Infos doch noch einmal dann gezielter irgendwo qualifiziert nachbohren zu müssen.
Wenn Sackgassen ausdrücklich nicht vorgesehen sind, kann ich das auch in die taktischen Überlegungen einfließen lassen und für mich ausnutzen.
Sollten dann doch Stränge durch Versuche abgeschnitten werden können, dränge ich im hypothetischen Extremfall den SL somit in die Ecke, dass mein letzter Versuch funktionieren muss, wenn das Gesamtspiel nicht vorzeitig enden soll, da ich alle anderen Brücken schon hinter mir indirekt verbrannt habe.

Du gehst hier implizit von einem endlichen Möglichkeitsraum aus, wahrscheinlich bestimmt durch ein festgelegtes Ziel. Das ist aber nicht zwingend mit Fail Forward verknüpft. Ziele müssen in Rollenspiel ja nicht fix. Aber selbst wenn sie Fix sind, ist die Annahme eines endlichen Möglichkeitsraumes eher fraglich. Ich mein, ein haufen Serien funktionieren nach dem Prinzip ein Ziel vorzugeben und dann je nach Zuschauerzahlen beliebig viele folgen zu produzieren, bis die Serie wegen zu geringem Interesse gecancelt wird.

Ich mein, ich kann die Prinzessin aus dem Turm retten wollen und auch schon vor genau diesem Turm stehen. Das hindert den Bösewicht nicht daran bei Fehlschlag der Helden die Prinzessin einfach in den nächsten Turm zu stecken und es kann da beliebig viele Türme geben, bis man mal am Ende ist.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 1.01.2021 | 18:10
Du gehst hier implizit von einem endlichen Möglichkeitsraum aus, wahrscheinlich bestimmt durch ein festgelegtes Ziel. ...

So wie ich das verstanden habe wird fail-forward ja genau deshalb bemüht, weil die Geduld einiger Beteiligter mit wieder weiteren Neusträngen begrenzt ist und sie daher "Abkürzungen einbauen" wollen. Die Spielwelt selbst ist natürlich unendlich.

Ich game in dem Szenario also nicht nur die Spielwelt, sondern zu einem guten Teil meine Mitspieler.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: ArneBab am 1.01.2021 | 18:31
Zitat
als gamist
Ist das dann noch Rollenspiel, das irgendwem Spaß macht?
Der Beitrag fing ja mit „als Gamist“ an. Es gibt Leute, die ewig nach neuen Exploits für bekannte Schachstrategien suchen, und bei Go ist das dank Alpha Go sogar eine Beschäftigung größerer Gruppen.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 1.01.2021 | 18:48
[...snip...]Aber eben je nachdem noch mit einem irgendwie gearteten Bonus, der aber - und das finde ich wirklich wichtig - den Fehlschlag weder aufhebt noch kompensiert.
Ja, das sollte klar sein: Ein Erfolg ist ein Erfolg und ein Fehlschlag ein Fehlschlag. Nochmal: Fail to forward heißt ja nicht, Du hast es trotzdem geschafft, sondern es passiert trotzdem etwas (wie auch immer für die Geschichte oder die Spieler) relevantes, auch wenn Du mit diesem Etwas vielleicht überhaupt nicht gerechnet hast, und eigentlich etwas ganz anderes haben wolltest.

Letzten Endes ist es doch nur eine Geschmacksfrage. Aber wenn ich den Wurf, den Bauern zu überreden, vergeige und er mir statt eines Apfels ein Ei gibt, finde ich das interessanter, als wenn die SL einfach sagt: Nö, Wurf vergeigt, jibbet nich! Anstatt mit einem Nichts, bin ich jetzt mit der vollkommen unerwarteten Situation konfrontiert, ein Ei in der Hand zu halten... das mir aber überhaupt nichts nützt, weil ich wollte mit dem Apfel ja das Pferd füttern! Verdammich! Aber vielleicht fällt mir ja noch irgend was ein, was ich mit dem Ei gescheites anstellen kann? Mein Fehlschlag bleibt ein Fehlschlag -> es ging mir nicht darum irgend etwas zu bekommen, NEIN! Ich wollte verdammt nochmal einen Apfel! Was soll ich denn jetzt mit diesem blöden Ei!?!

Ansonsten meine ganz klare Empfehlung:  :dftt:
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: tanolov am 1.01.2021 | 20:18
So wie ich das verstanden habe wird fail-forward ja genau deshalb bemüht, weil die Geduld einiger Beteiligter mit wieder weiteren Neusträngen begrenzt ist und sie daher "Abkürzungen einbauen" wollen. Die Spielwelt selbst ist natürlich unendlich.

Ich game in dem Szenario also nicht nur die Spielwelt, sondern zu einem guten Teil meine Mitspieler.

Ich glaube nicht, dass das etwas mit Aufmerksamkeitsspanne zu tun hat, sondern viel mehr mit präferiertem Spielstil. Genauer: Sehe ich RPGs zu einem guten Teil als Puzzle an die ich Lösen muss um weiter in der "Story" zu kommen, oder sind Rollenspiele eher Konsequenzen-Maschinen die aus einem Input einen Output erzeugen?

RPGs bestehen (meist) aus Problemen die auf die ein oder andere Weise gelöst werden müssen. Die Puzzlefraktion zieht ihren Spaß aus dem Lösen dieser Puzzles, aber ein Puzzle wird ganz schnell ganz schwer wenn ich keinen Fehler machen darf. Da sich bei Fail Forward aber die Situation mit jeder Probe ändert, sind die Puzzles nach dem ersten fehlgeschlagenem Ansatz nicht mehr existent. Sei es weil ein neues Problem auftritt oder weil das aktuelle nicht mehr relevant ist. Die Konsequenzen Fraktion fragt sich auf der anderen Seite natürlich, wieso der Input "schloss knacken" zu keinem Output führt.

Um mal ein Beispiel aus der Nahbereichsempirie anzubringen, wo man ganz gut sieht was ich meine:
Ich habe mal mit Spielern die ich zwar gut kannte, aber noch nie über One-Shots hinausgehend zusammen gespielt habe eine Kampagne gestartet. Nach ein paar Sessions hat es mich gestört das alles mit ca 0.1 Szenen pro Stunde extrem langsam vor sich hin dümpelte und die Spieler hauptsächlich mit Diskutieren und nichts tun beschäftigt waren. Bei einem Gespräch dazu meinte dann der Spieler, der der inoffizielle Spielmacher war, das ihm bei mir die Konsequenzen für Misserfolge nicht mag, weil er dann immer Angst hätte überhaupt was zu Würfeln, da man mit einem Fehlschlag immer gleich ein neues Problem zur Hand hat und man irgendwann in Problemen ertrinkt und das Abenteuer gar nicht mehr lösen könne.
Da funktioniert Fail Forward natürlich nicht.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Olibino am 1.01.2021 | 21:58
Ich denke der op möchte schöne Beispiele für Fail Forward für eine Recherchesituation sammeln.
Und nicht Grundsatzdebatten, ob Fail Forward überhaupt Sinn macht.

Bei den PbtA-Spielen hat man als Spielleiter die Agenda, den Spielern interessante Situationen zu präsentieren und sie zu fragen "Was tust du?". Und ich betrachte das Fail Forward als Werkzeug das zu tun. Nicht einfach zu sagen "Du schaffst es nicht" sondern im Sinne von Nein Und irgend etwas zusätzliches zu beschreiben.

Eine Möglichkeit wäre z.B. dass jemand, dem der SC lieber nicht begegnen möchte, die Bibliothek betritt.


Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Alexandro am 2.01.2021 | 00:35
Man würde mir (m.M.n. auch zu Recht) vorwerfen, dass ich einen knapp nicht geschafften Fertigleits Wurf eines Profis auf seinem Gebiet, gegen eine nicht gewürfelte, dafür aber recht genaue Intelligenz-, Weisheits- oder Wissens Probe eintauschen würde.

Das ist OK, jeder so wie er mag.

Wenn deine Spieler gerne inselbegabte Charaktere darstellen wollen... more power to them. Ich muss ja nicht mit denen spielen.  ;)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 2.01.2021 | 09:00
Ich stelle mir gerade vor, wie ich zur Autowerkstatt gehe, um meinen Wagen abzuholen, der Mechaniker aber völlig überfordert ist und mir erzählt, dass er da nichts mehr machen kann, mir dann aber alles über mein Auto erzählt; von den ersten Design Entwürfen, über die Entwicklung der Produktreihe, das Herkunftsland des Konstrukteurs und mir dann auch noch erzählt, was der Mann noch so alles gebaut hat.

Ist man da beeindruckt von dem umfassenden Wissen des Mechanikers oder sucht man sich das nächste Mal jemanden, der mehr Inselbegabung in Sachen Autoreparatur vorweisen kann?

Vielleicht ist der Mechaniker ja auch noch ein begnadeter Musiker, Sportler und gebildet ohne Ende. Schön und gut. Darauf kommt es doch aber nicht an, wenn ich meinen Wagen wieder fahren möchte.
Dir etwa?
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 2.01.2021 | 09:50
Kurz noch zur Konkretisierung, damit keine Missverständnisse aufkommen.

Mich stört hier in erster Linie das Timing.

Der Char stochert in einem Schloss herum, und als er scheitert fällt ihm auf, dass das Schloss von einem sehr berühmten Schlosser stammt, einem wahren Meister seines Fachs.

Das ist doch schluderiges GMing.
Und das hat m.M.n. auch nichts mehr mit irgendeiner Art von Fail Forward zu tun. Die Info an der Stelle ist schlicht unpassend.

Was er hinterher weiss, weiss er auch schon bevor er das Schloss zu manipulieren versucht.

Und dann weiss er auch um die Schwierigkeiten, Gefahren und Chancen.
Ihm wird schlicht vom SL die Möglichkeit genommen, den Versuch auch sein zu lassen, weil es oberhalb seiner Fähigkeiten liegt.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: 1of3 am 2.01.2021 | 10:14
Jup. Es nimmt die Aufgabe ab, anstelle deines Charakters intelligent sein zu wollen. Ich halte das für ein Feature.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Alexandro am 2.01.2021 | 10:16
@Läuterer:
Deine Argumentation ist nicht besonders logisch. Die Information darüber wie das Schloss aufgebaut ist (und damit, wer es gebaut haben könnte) bekommt er ja nicht, indem er das Schloss schief anschaut, sondern indem er darum rumstochert und sich intensiv mit dessen Mechanismus beschäftigt (wie es eben bei dem Versuch es zu knacken unweigerlich passiert).

Zu sagen "Du siehst ein Schloss, es ist eindeutig ein Schloss vom Typ X, willst du versuchen es zu knacken?" ist schluderiges Spielleiten, außer natürlich es ist die Sorte Schloss, wo der Markenname unverkennbar außen drauf gedruckt ist (dann muss der Spieler aber auch nicht würfeln) oder es gibt irgendeinen anderen Umstand (Analysezauber, SciFi-Scangadget) mit dem man das einfach so herausfinden kann.

Und ob der Dieb seine Informationen mit der Gruppe teilt oder nicht, ist ihm überlassen (ein Automechaniker sagt seinen Kunden idR auch nicht alles, was er über das Auto weiß, sondern nur das, was für den Kunden relevant ist).
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2021 | 10:18
Sorry, hier muss ich deinen Beitrag mal Teil für Teil beanrworten:

Der Char stochert in einem Schloss herum, und als er scheitert fällt ihm auf, dass das Schloss von einem sehr berühmten Schlosser stammt, einem wahren Meister seines Fachs.

Das ist doch schluderiges GMing.
Und das hat m.M.n. auch nichts mehr mit irgendeiner Art von Fail Forward zu tun. Die Info an der Stelle ist schlicht unpassend.


Warum ist das schluderiges GMing? Ich verstehe dich so, dass du meinst, diese Info hätte VOR dem Versuch kommen müssen? Weil:
Zitat
Was er hinterher weiss, weiss er auch schon bevor er das Schloss zu manipulieren versucht.


Vielleicht hätte er es mit einer sehr genauen Untersuchung herausfinden können. Manchmal muss man mit Dingen aber auch interagieren, um entscheidende Hinweise zu ihrem Verhalten zu bekommen. Es lässt sich nicht immer alles durch Sichtstudium ermitteln.
Zitat

Und dann weiss er auch um die Schwierigkeiten, Gefahren und Chancen.

Nö. Auch hier: kann sein, kann auch nicht. Du könntest es mit einem Wissen-Check herausfinden. Oder du probierst, wie sich das Teil verhält und dann ist es klar. Ich bin Naturwissenschaftler. Wenn wir alles durch Betrachtung und Fachwissen herausfinden könnten, bräuchten wir keine Labore  ;)

Zitat

Ihm wird schlicht vom SL die Möglichkeit genommen, den Versuch auch sein zu lassen, weil es oberhalb seiner Fähigkeiten liegt.
Das hat keiner gesagt. Ob er die Schwierigkeit vorher kennt oder nicht, war nie Teil der Frage. Ich sehe überhaupt kein Problem dabei, dass er vorher sich das Schloss anschaut und vorab Infos bekommt
"es sieht sehr gut verarbeitet aus, das wird nicht leicht zu Jacken. DC 20 oder vielleicht sogar mehr." Vielleicht sogar noch "etwas an dem Schloss verrät dir, dass es eine gnomische Bauart ist, aber das sagt noch nicht viel. Gnome sind ja bekannt für ihr mechanisches Geschick. Um mehr herauszufinden, musst du es knacken."

Ich verstehe FF als ein mögliches Werkzeug für die SL, um eine gescheiterte Probe aufzugreifen und zu verwenden, um der Story noch einen kleinen Deu zu geben. Imo muss das weder bei jeder Probe sein, noch dürfen die Spieler davon ausgehen. Und dass es den Fehlschlag nicht nachträglich aufheben sollte, habe ich ja auch schon geschrieben.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2021 | 10:22
@all: Es ist zwar schon spät im Thread und das Thema ist vermutlich so gut wie durch.

Doch: es geht mir auf den Keks, wie manche hier andere angehen. Ich verbitte mir als TE, andere Beiträge als Blödsinn, Unsinn, dumm, blöd, oder in sonstiger Weise abwertend zu bezeichnen!

Bitte lasst das. Danke.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Rhylthar am 2.01.2021 | 11:15
@Tudor:
Es wird Zeit, dass Du in der "Werkstatt" einen neuen Thread eröffnest.  ;)

Fail Forward in D&D [Version] - 10 things that could happen if a [Skill]-Check fails... oder Fail Forward in D&D [Version] - 10 Dinge, die passieren könnten, falls ein [Fertigkeit]-Wurf misslingt...
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2021 | 11:16
Gute Idee  :)
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: 6 am 2.01.2021 | 11:27
Kurz noch zur Konkretisierung, damit keine Missverständnisse aufkommen.

Mich stört hier in erster Linie das Timing.

Der Char stochert in einem Schloss herum, und als er scheitert fällt ihm auf, dass das Schloss von einem sehr berühmten Schlosser stammt, einem wahren Meister seines Fachs.

Das ist doch schluderiges GMing.
Und das hat m.M.n. auch nichts mehr mit irgendeiner Art von Fail Forward zu tun. Die Info an der Stelle ist schlicht unpassend.

Was er hinterher weiss, weiss er auch schon bevor er das Schloss zu manipulieren versucht.

Und dann weiss er auch um die Schwierigkeiten, Gefahren und Chancen.
Ihm wird schlicht vom SL die Möglichkeit genommen, den Versuch auch sein zu lassen, weil es oberhalb seiner Fähigkeiten liegt.
Der Skillwurf ist ja nur eine abstrakte Möglichkeit, ein Endergebnis für die Aktion zu erhalten. Du als Spieler sagst ja an, dass Dein Charakter etwas tun will. Der Wurf selber gibt ja dann nur das Endergebnis an und da meistens nur ein "erfolgreich" oder "erfolglos". Wie die Situation sich dann genau abspielt ist dann Sache der Spieler bzw des SLs.
Beispiel für den Versuch das Schloss zu öffnen, der daneben geht (Dialog nach dem Wurf):
SL "Du gehst zum Schloss, bemerkst aber dass das Schloss vom Meister Igniatius gefertigt wurde. Er ist dafür bekannt, dass seine Schlösser unbezwingbar sind."
Option 1: Spieler: "Nach kurzem Betrachten sage ich, dass das Schloss von einem Meisterschlosser gefertigt wurde. Das ist ausserhalb meines Metiers. Das schaffe ich nicht."
Option 2: Spieler: "Oha. Nicht schlecht. Mal schauen, ob ich das hinbekomme. Ich versuche mich daran und scheitere. Igniatius ist aber echt gut. Verdammt. Klappt nicht"
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 2.01.2021 | 12:33
Bei der Fertigkeitsanwendung, würde ein entsprechender Erfolg eine Settingfacette aufdecken, z.B. dass die Kiste von einem Meisterschlosser gebaut wurde.
Failforward scheint mir aber solche Facetten eben erst spontan zu erzeugen und dabei durchaus erhöht die Gefahr zu laufen Settingkonsistenzen zu verletzen, wenn sich da jetzt jemand partout etwas aus den Fingern saugen muss, damit es genau jetzt auf diesem Weg weitergehen kann. 

Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Tudor the Traveller am 2.01.2021 | 12:43
Das ist kein Problem von FF, sondern von jeder Art Improvisation.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Alexandro am 2.01.2021 | 12:48
Bei der Fertigkeitsanwendung, würde ein entsprechender Erfolg eine Settingfacette aufdecken

...und bei einem Fehlschlag diese Facette in der Vorbereitungs-Masturbation des SL belassen.

Das ist das Problem. Ob man das Detail jetzt vorbereitet hat oder es (basierend auf und in Konsequenz aus bereits etablierten Details) improvisiert, hat damit erstmal nichts zu tun.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Maarzan am 2.01.2021 | 12:51
...und bei einem Fehlschlag diese Facette in der Vorbereitungs-Masturbation des SL belassen.

"Masturbation" ist doch wohl eher die Idee, dass alles mundgefüttert nach den Wünschen und Bedürfnissen des "Stars" (sprich des so sich beschwerenden) gehen muss und jede Art Aufwand oder gar Rückschlag undenkbar fürs EGO ist.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Alexandro am 2.01.2021 | 13:01
Das ist deine persönliche Interpretation, welche sich in der Regel nicht mit der Realität deckt (schon allein, weil hier eine Kooperation zwischen SL und Spieler vorherrscht (das als "Masturbation" umzudeuten hat schon was von Newspeak), während im Negativbeispiel der SL alleine sein Ding durchzieht und die Spieler nichts davon mitbekommen). In der Regel deckt FF schon das Scheitern ab (und in der Regel auch eine dramatische Form von Scheitern, bei der man nicht einfach so einen neuen Versuch starten kann).

SL-Diven, welche der Meinung sind "Nein, ein Fehlschlag bei dem nichts passiert und der die (begrenzte) Zeit der Spieler verschwendet ist aber realistisch" können mir persönlich gestohlen bleiben.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Der Läuterer am 2.01.2021 | 13:06
Deine Argumentation ist nicht besonders logisch. Die Information darüber wie das Schloss aufgebaut ist (und damit, wer es gebaut haben könnte) bekommt er ja nicht, indem er das Schloss schief anschaut, sondern indem er darum rumstochert und sich intensiv mit dessen Mechanismus beschäftigt (wie es eben bei dem Versuch es zu knacken unweigerlich passiert).
Bitte. Bitte. Bitte.
Ein Schloss, das ich von aussen nicht als das aus einer Meisterwerkstatt erkenne, soll ich aber genau dann als Handwerkskunst eines ganz besonderen Schlossers erkennen, wenn ich beim Versuch es zu öffnen scheitere?

Ist das die Logik dahinter? Ist dann jedes unscheinbare Schloss, an dem ich scheitere, von diesem einen Meister gefertigt worden? Und wenn dem nicht so ist, wie erkenne ich dann den Unterschied, ob ich an einem Meisterschloss gescheitert bin, oder ob ich schlicht einen schlechten Tag hatte?
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Alexandro am 2.01.2021 | 13:09
Bitte lege mir keine Sachen in den Mund, welche ich nicht gesagt habe. Danke.

Aber erkläre DU mir doch mal, wie du erkennen würdest wer das Schloss gefertigt hat OHNE das Schloss anzufassen und dir den Mechanismus genau anzuschauen.  ;)

Um es zu öffnen muss ich mich sehr intensiv mit dem Mechanismus beschäftigen. Selbst wenn ich daran scheitere, kann ich dadurch sehr viele Informationen darüber gewinnen, wie dieser Mechanismus (grob) aufgebaut ist und wer diesen gebaut haben könnte.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: tanolov am 2.01.2021 | 13:40
Bitte. Bitte. Bitte.
Ein Schloss, das ich von aussen nicht als das aus einer Meisterwerkstatt erkenne, soll ich aber genau dann als Handwerkskunst eines ganz besonderen Schlossers erkennen, wenn ich beim Versuch es zu öffnen scheitere?

Ist das die Logik dahinter? Ist dann jedes unscheinbare Schloss, an dem ich scheitere, von diesem einen Meister gefertigt worden? Und wenn dem nicht so ist, wie erkenne ich dann den Unterschied, ob ich an einem Meisterschloss gescheitert bin, oder ob ich schlicht einen schlechten Tag hatte?

du hast einfach immer noch nicht 1of3s Definition zu Fail Forward gelesen, der du selbst zugestimmt hast:

Zitat
Fail Forward bedeutet, dass niemals nichts passiert. Bei Erfolg bekommst du also so mehr oder weniger, was du willst. Bei Fehlschlag ändert sich die Situation und zwar nicht in einer Weise, die dir mehr gelegen käme. Insofern sind auch die Diskussionen, ob Fehlschlag etwas mit der persönlichen Performance des handelnden Charakters zu tun hat, vollkommen irrelevant. Kann sie wohl, wenn ein Versagen, die Situation in interessanter Weise ändern kann. Sonst muss man was Anderes nehmen.


Viele tun sich hierbei schwer den Zeitpunkt der "narrativen" Herkunft des Schlosses zu erkennen. Da im Fail Forward bei einer Probe nicht zwingend die Tagesform des Charakters getestet wird, sondern der Verlauf der Geschichte / die Auflösung der Szene, ist das Schloss erst in dem Moment vom Meister Ignatius gefertigt, in dem der GM die Konsequenz am Tisch verkündet. Ab da ist das Schloss aber schon immer von Meister Ignatius gefertigt worden. Schrödingers Schloss :D

Um das schon mal Vorwegzunehmen: Das heißt nicht, dass die Spieler Blind überall reinrennen müssen. Natürlich können sie im Vorfeld eine verschlossene Tür antizipieren und schon mal vorsorglich einen passenden Schlüssel akquirieren. Ob das Schloss in dem Fall von Meister Ingatius ist, spielt dann keine Rolle mehr und wird entsprechend auch nicht tiefer beleuchtet.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: ArneBab am 2.01.2021 | 17:28
Doch: es geht mir auf den Keks, wie manche hier andere angehen. Ich verbitte mir als TE, andere Beiträge als Blödsinn, Unsinn, dumm, blöd, oder in sonstiger Weise abwertend zu bezeichnen!
Danke!  :d
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Alexander Kalinowski am 7.01.2021 | 23:23
Also, zunächst einmal sind Fail Forward und SAAC nichts anderes als 2 weitere Erfolgsstufen. Die klassischen Erfolgsstufen (der New School) sind ja:
Kritischer Erfolg
Einfacher Erfolg
Einfacher Fehlschlag
Kritischer Fehlschlag

Wenn man beide hinzufügen und nichts wegnehmen würde, dann sähe es so aus:
Kritischer Erfolg
Einfacher Erfolg
"Ja, aber..." (SAAC, Teilerfolg)
"Nein, aber..." (FF, Teilerfolg)
Einfacher Fehlschlag
Kritischer Fehlschlag

Man hat ja generell schon das Problem, dass man auch nicht immer weiß, wie sich ein kritischer Erfolg in einem handfesten spielerischen Vorteil ausdrücken soll. Und bei manchen Proben ist es eben schwer einen Teilerfolg auszudrücken.

Was mich zurück zu der Frage bringt: Muss es denn immer einen Teilerfolg geben? Analog: Muss ein kritischer Erfolg immer in einem spielerischen Vorteil enden? Beides wirkt krampfhaft.


Ich biete dem Tudor mal eine Alternativ-Technik an: Success At A Later Cost (SAALC).
"Der Magier überlegt hin- und her, aber ihm will nichts einfallen. Er wendet sich in seiner Verzweiflung seinen Zauberbüchern zu, schlägt das erste auf und... tatsächlich, da steht die gesuchte Information in einer dahingekritzelten Seitenanmerkung - was für ein Glück!
Bitte schiebt einen Gummipunkt aus eurem Spielerpool in den Pool des SLs."

Beobachtung #1: Dem SC wird durch Glück/Zufall aus der Patsche geholfen. Die Gruppe bleibt nicht an dieser Stelle im Abenteuer stecken, es geht weiter.
Beobachtung #2: Der SL muss sich keinen Teilfehlschlag ausdenken und in die Szene "shoehorn-en".
Beobachtung #3: Der SL hat einen Gummipunkt mehr, die Gruppe einen weniger. Dies wird sich irgendwann im Laufe des Abenteuers rächen. Die Kosten kommen also an einer Stelle zum Tragen, die dem SL viel genehmer ist.
Beobachtung #4: Ja, es gibt keinen naturgesetzlich-kausalen Zusammenhang zwischen Probe und den späteren Kosten, nur einen... dramaturgischen bzw. spiel-balancierenden. Wen das stört, für den ist das nichts.

Randbemerkung: Man braucht jetzt auch keine 3-Clues-Regel mehr, weil die Gruppe sowieso nie steckenbleiben kann, wenn der GM es nicht will. Aber es ist besser als das (fast) automatische Finden von Core Clues im Gumshoe-System, weil nun etwas auf dem Spiel steht: die Gruppe kann einen Gummipunkt an den SL verlieren, wenn sie es verbockt.

Die Gummipunkte dienen somit als Transmissionsriemen in der Zeit.
Titel: Re: Fail Forward
Beitrag von: Thaddeus am 8.01.2021 | 00:43
[...]
Wenn man beide hinzufügen und nichts wegnehmen würde, dann sähe es so aus:
Kritischer Erfolg
Einfacher Erfolg
"Ja, aber..." (SAAC, Teilerfolg)
"Nein, aber..." (FF, Teilerfolg)
Einfacher Fehlschlag
Kritischer Fehlschlag
[snip]
Bitte schiebt einen Gummipunkt aus eurem Spielerpool in den Pool des SLs."

1. Naja, kann man schon so sehen, aber ich verstehe unter FF doch qualitativ etwas anderes als einen Teilerfolg. Der Fehlschlag bleibt ja ein Fehlschlag und soll auch einer sein. Es kommt aber darauf an, was die Würfel bzw. der Wurf abbilden soll. Ich - und grds. PbtA im Großen und Ganzen - sehen den Wurf grds. nicht als XOR Gatter, sondern als Verteilungsmechanismen für Erzählrechte... so etwa wie bei the pool. Der Witz des FF ist für meiner gerade der, dass der Spieler mit einer unerwarteten Situation konfrontiert wird: suddenly Ogres eben! ;-) In einer (klassischen) D&D Runde ließe sich das aber wohl eher schlecht unterbringen...

2. Elegante Lösung, wenn man mal in Verlegenheit mit einem guten FF ist! Das erfordert aber wieder, dass das System Gummipunkte überhaupt kennt. Hat imho aber so ein bisschen die Gefahr, etwas meta zu sein.