Tanelorn.net

Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: aaronlp am 26.02.2023 | 15:35

Titel: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: aaronlp am 26.02.2023 | 15:35
hi

vor kurzem mir auf der wohngruppe auf der ich wohne passiert

ch und einer meiner mitbewohner spielen rollenspiel er will sich ein pferd kaufen hat nicht genug geld dafür will es stehlen dann kommen die wachen er will sie töten ich hab dann abgebrochen weil es mir zu blöd wurde...

hattet ihr mit sowas erfahrung? also das man rollenspiel wie ein pc spiel spielt? wie seit ihr damit umgegangen?

LG aaron
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: CAA am 26.02.2023 | 15:37
Ja, in der Pathfinder Society. Bin nach 2-3x nicht mehr hingegangen. Gespräche über irgendwelche Builds und wie viel Schaden man da machen kann, haben mich schon in PC spielen nie interressiert  :-X

ABER: dass heißt nicht dass es schlecht ist. Nur dass ich nicht dazu gepasst habe.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Quaint am 26.02.2023 | 16:10
Na das kommt auch bissle darauf an wie man Computerspiele spielt. Es ist halt wichtig zu wissen und zu verinnerlichen, dass man nicht einfach neu laden kann. Und das Handlungen Konsequenzen haben. Und das man ggf. Mitspieler hat auf die man Rücksicht nehmen sollte.

Aber ein Pferd zu stehlen und vielleicht noch ein paar Wachen umzubringen kann auch der Auftakt zu ner ganz witzigen Kampagne werden, aber halt vermutlich nicht das Abenteuer was der SL im Sinne hatte.
Aber so an sich: Jo, ist er halt ein gesuchter Verbrecher oder wird von den Wachen überwältigt und in den Knast geworfen. Wo will er denn hin mit dem Pferd? Wie plant er aus dem Knast zu kommen bevor er da völlig verrottet oder als Räuber gehenkt wird?


Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Zanji123 am 26.02.2023 | 16:44
Ja, in der Pathfinder Society. Bin nach 2-3x nicht mehr hingegangen. Gespräche über irgendwelche Builds und wie viel Schaden man da machen kann, haben mich schon in PC spielen nie interressiert  :-X

ABER: dass heißt nicht dass es schlecht ist. Nur dass ich nicht dazu gepasst habe.

sind wir ehrlich das hast du eigentlich bei fast allen Rollenspielsystemen. OB jetzt D&D oder auch DSA :-)
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: nobody@home am 26.02.2023 | 17:57
Pen-&-Paper-Rollenspiel einer- und Computerspiel andererseits haben nach wie vor nicht viel gemeinsam. Das merkt man ja schon allein daran, daß das Kopfkino bessere Bilder liefert als eine noch so hochgezüchtete Grafikkarte. ;)

Speziell, was das Verhalten in der Spielwelt anbelangt, würde ich denn auch von Spielern (mich selbst eingeschlossen) erwarten, daß sie sich eher an Figuren aus Büchern, Filmen, und Fernsehen orientieren als an Computer- oder Videospielprotagonisten. Nicht nur, daß letztere meist ein gutes Stück langweiliger sind, sondern man hat ja am Tisch (ganz wie im richtigen Leben...) auch nicht die gewohnt-bequemen Wiederholungsmöglichkeiten, die einem das elektronische Spielformat bietet, um über N+1 Anläufe peu a peu den "besten" Weg zum Ende herauszuklamüsern und zwischendurch auch mal zum reinen Zeitvertreib fröhlich Unfug zu treiben; zumindest in der Hinsicht will P&P also schon etwas "ernster" genommen werden.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Eismann am 26.02.2023 | 18:58
hattet ihr mit sowas erfahrung? also das man rollenspiel wie ein pc spiel spielt? wie seit ihr damit umgegangen?


Jede Jeck is anners. Von daher, sprecht einfach mal drüber, wie ihr euch jeweils Rollenspiel vorstellt bzw. was ihr da gern machen wollt, und vielleicht findet ihr da ja einen Kompromis, der am Spieltisch allen gefällt.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Rorschachhamster am 26.02.2023 | 19:08
Naja, wenn man sich vorher drauf einigt, das alles außerhalb des Kampfes abstrahiert wird, und man das so will, ginge das schon. Sowas wie Diablo oder so, wo die Seidlungen und NSc, abgesehen von besonderen Ereignissen, realtiv statisch bleiben? Da wäre man schon bei der Buildoptimierung, aber wenn man das will, kann man machen.  :) Allerdings gibt es da ja einfachere Optionen, Talisman und so. Für mich wäre das nix. Vielleicht als Spaßevent mal, oder so.  :think:
Ich hab ja auch schon mal Loottabellen in dem Sinne gemacht und die Monstermixtabellen kann man auch benutzen um Standardmonster anzupassen (wie bei vielen Actionrollenspielen). :D
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 26.02.2023 | 19:08
Gut und schlecht oder richtig und falsch sind die falsche Kategorien. Die Frage wäre eher: Macht es so allen Spaß oder nicht? Wenn ja, dann ist alle paletti, egal wie ihr spielt.

Wenn es dir so keinen Spaß macht, dann sag ihm das, dann müsst ihr was ändern.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Boba Fett am 26.02.2023 | 19:09
Pferd klauen, Ordnungshüter mit Gewalt angehen - kurzes Gespräch: "Kannst Du machen, aber denk dran, die NSCs hier reagieren plausibel und konsequent. Das sind keine Schaufensterpuppen."
Und dann entsprechend spielleiten.

Das dumme ist: Das wird keinem Spaß machen, denn die Spielercharaktere sind meistens nicht willens, das mit allen Konsequenzen durchzuziehen.
Outlaw sein macht nämlich eigentlich keinen Spaß.

Ausserdem würde ich fragen, ob das GruppenKonsens ist, oder was der Rest der Runde davon hält. Ist nämlich doof, wenn der "outlaw" allen anderen den Spaß am Spiel verdirbt.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: AlucartDante am 26.02.2023 | 19:10
Ich als Spielleiter habe da auch kein Bock drauf, im Zweifel wird er eben verhaftet und zum Tode verurteilt. Auch eine Form der Erziehungsmaßnahme. Oder eben, dass ich keinen Bock mehr auf die Gruppe hatte.

Aber ein Pferd zu stehlen oder sich der Verhaftung zu widersetzen, finde ich gar nicht so extrem verrückt.

Die Frage ist doch, was dich daran stört?

1. Spieler checken nicht, dass ihr Handeln Konsequenzen hat? Das lässt sich lösen,  in dem man Konsequenzen aufzeigt.

2. Ist es ein moralisches Problem? Dann kann man klar sagen, dass man eben kein Bock darauf hat, mit einer Runde von Mördern und Vergewaltigern zu spielen und dass man lieber moralisch gute Charaktere braucht, um Spaß zu haben. Das braucht also eine Metagameaussage.

Umgekehrt haben zu Recht viele Spieler keinen Bock auf Uli Kiesow Pädagogenspielleiter.

Wie alt sind denn die Spieler? Auf mich wirkt das ziemlich wie eine Gruppe von Teenager. Werner Fuchs hat mal gesagt, dass RPG und Fantasy eben gerade so erfolgreich wurden, weil Jungs in der Pubertät es eben total cool fanden, mit einer riesigen Axt Macht zu erleben und diese zu fühlen. Ich erinnere mich auch an eine Kampagne als Teeny, in der sich unsere Gruppe wie die Axt im Walt benommen hat und genauso agiert hat, der Spielleiter hat uns ziemlich viel durchgehen lassen, bis sich das ganze Dorf zusammen geschlossen hat, uns verhaftet hat und uns den Arm abgehackt hat. Das hat als Erziehungsmaßnahme geholfen.

Teenager machen komische Sachen, das gehört dazu, wenn dabei niemand reales verletzt wird, ist es doch super! Ich bin aber inzwischen froh mit Erwachsenen zu spielen.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Rorschachhamster am 26.02.2023 | 19:16
Pferd klauen, Ordnungshüter mit Gewalt angehen - kurzes Gespräch: "Kannst Du machen, aber denk dran, die NSCs hier reagieren plausibel und konsequent. Das sind keine Schaufensterpuppen."
Und dann entsprechend spielleiten.
Was mir noch aufgefallen ist: In den meisten CRPGs ist das entweder keine Option oder eine doofe Idee...  ;D
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Skyrock am 26.02.2023 | 19:17
Es gibt tatsächlich ein Rollenspiel, das haarklein wie ein CRPG verregelt was für Optionen die Spieler durchführen dürfen und welche nicht: Via The New Legends (https://1d4chan.org/wiki/VTNL#Roleplay).
So dürfen z.B. Ladenbesitzer nicht bestohlen werden, da es keine zulässige Option ist während man sich im Stadtmodus befindet. Auch sonst sind einige Sachen sehr starr und strikt verregelt, wie z.B. wie groß die Würfel sein müssen die man wirft und mit welcher Technik man sie zu werfen hat. Zudem wird der SL ausdrücklich dazu ermächtigt und aufgerufen, Spielern die gegen die Regeln verstoßen eine Erziehungsschelle zu verpassen.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: flaschengeist am 26.02.2023 | 19:36
Gut und schlecht oder richtig und falsch sind die falsche Kategorien. Die Frage wäre eher: Macht es so allen Spaß oder nicht? Wenn ja, dann ist alle paletti, egal wie ihr spielt.

Wenn es dir so keinen Spaß macht, dann sag ihm das, dann müsst ihr was ändern.

Genau meine Perspektive.

Es gibt tatsächlich ein Rollenspiel, das haarklein wie ein CRPG verregelt was für Optionen die Spieler durchführen dürfen und welche nicht: Via The New Legends (https://1d4chan.org/wiki/VTNL#Roleplay).
So dürfen z.B. Ladenbesitzer nicht bestohlen werden, da es keine zulässige Option ist während man sich im Stadtmodus befindet. Auch sonst sind einige Sachen sehr starr und strikt verregelt, wie z.B. wie groß die Würfel sein müssen die man wirft und mit welcher Technik man sie zu werfen hat. Zudem wird der SL ausdrücklich dazu ermächtigt und aufgerufen, Spielern die gegen die Regeln verstoßen eine Erziehungsschelle zu verpassen.

Das klingt amüsant. Ist das Spiel Ernst gemeint oder Satire?
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: chad vader am 26.02.2023 | 19:51
Ich bin bei Computerspielen nicht Up to Date, aber kennt hier irgendwer ein populäres Fantasy PC- oder Konsolen-RPG, in dem dich das nicht in Schwierigkeiten gebracht hätte? GTA Whiterun oder was?

Und auf der anderen Seite fallen mir schnell P&P-Fantasy-Kampagnen und Systeme, in welchen die Gruppe Diebe und Verbrechergilden spielt.

Frag ihn doch, ob er Blades in the Dark spielen möchte.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: aaronlp am 26.02.2023 | 20:27
Der Typ ist Anfang 30 mit dem Ich das erlebt habe
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Zanji123 am 26.02.2023 | 21:35
Der Typ ist Anfang 30 mit dem Ich das erlebt habe

na.... dann zeig ihn was ne Stadwache so anrichten kann wenn keine dumme Skyrim KI dahintersitzt

1) erste Wache wird verkloppt -> ok es wird zeugen geben... einige werden das melden
2) er wird in der Region gesucht
3) evtl. dann landesweit

..... und bäm hat man einen kleinen Sideplot da er in keiner Stadt mehr offen rein kann
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Chaos am 26.02.2023 | 21:44
na.... dann zeig ihn was ne Stadwache so anrichten kann wenn keine dumme Skyrim KI dahintersitzt

1) erste Wache wird verkloppt -> ok es wird zeugen geben... einige werden das melden
2) er wird in der Region gesucht
3) evtl. dann landesweit

..... und bäm hat man einen kleinen Sideplot da er in keiner Stadt mehr offen rein kann

Und/oder... "Okay, mach die einen neuen Charakter, der Rest der Gruppe will mit dem da nichts zu tun haben."
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Zanji123 am 27.02.2023 | 08:19
Und/oder... "Okay, mach die einen neuen Charakter, der Rest der Gruppe will mit dem da nichts zu tun haben."

och... lass das die Gruppe klären. Sollen die sich damit rumschlagen. Am Anfang werden die evtl. noch den Spieler verteidigen aber irgendwann geht's denen selber auf den Zeiger :)

(ein Bekannter hatte so ne Aktion erst vor kurzem als er für Teenager leiten durfte)
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: nobody@home am 27.02.2023 | 09:37
In gewisser Hinsicht ist natürlich "Du, das wird mir zu doof, mit dir spiel' ich nicht mehr!" tatsächlich die "erwachsene" Lösung. Klar, ich kann mich mit einem Spieler, dessen Herangehensweise mich ernsthaft stört, potentiell stundenlang weiter herumärgern, in-game mehr oder weniger passiv-aggressiv zurücksticheln, und wahrscheinlich auf beiden Seiten (mindestens aber auf meiner) zunehmend Frust aufbauen -- oder ich kann mich zurücklehnen und auf der out-of-game-Ebene konkret sagen, was mich gerade nervt und daß ich so ggf. wenigstens im Moment nicht mehr weitermachen möchte, und fragen, ob er nicht doch etwas anderes versuchen will. Letzteres mag menschlich anstrengender sein, die Gruppe aus ihrer Immersion reißen und was auch immer sonst noch, es ist aber zumindest aus meiner unbescheidenen Sicht heraus längerfristig wahrscheinlich allemal zielführender.

Andererseits mag's je nach Umständen und Stimmung natürlich auch sein, daß ich als SL durchaus bereit bin, einfach mal zu schauen, wohin die Reise geht. Dann kriegt der Spieler von mir eben zu hören, was sein Charakter mit seinem Pferdediebstahl so riskiert, wenn er dabei erwischt wird ("Mindestens die Ohren abgeschnitten und fünf Jahre unbezahlte Arbeit im örtlichen Steinbruch...die Leute hier haben nun mal kein Luxusgefängnis, dafür aber rauhe Sitten."), ich überlege mir, wie eine reelle Erfolgschance und mögliche Ausgänge des Versuchs wohl so aussehen könnten, und wenn er dann noch will, dann soll er sich meinethalben auf die Aktion einlassen und mit eventuellen Konsequenzen und Nachspielen leben. Vielleicht klappt's ja doch...und wenn nicht, dann kann das Spiel ja schlimmstenfalls immer noch vom Steinbruch aus weitergehen. >;D

(Über "Ich plätte einfach jeden, der sich mir in den Weg stellen will!" habe ich mir damit zugegebenermaßen noch gar keine detaillierten Gedanken gemacht. Da läßt sich aber grundsätzlich dasselbe Prinzip anwenden -- entweder läßt sich der Spieler mit etwas Erinnerung daran, was er da eigentlich gerade machen will, noch umstimmen, oder wir werden uns schlicht nicht einig...oder ich lasse den Versuch tatsächlich zu und wickle ihn auch so fair wie möglich ab. Daß der SC im letzteren Fall selbst bei eigenem Überleben ab da wahrscheinlich als Killer gesucht werden wird, gehört dann eben mit zu seiner Entwicklung als Charakter...)
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Matz am 27.02.2023 | 10:21
ich versuche immer noch den zusammenhang zwischen dem geschehen im eingangspost und computerspielen zu finden!? das er ein pferd stehlen will? das er sich mit den wachen anlegt!? ja mach halt, aber leb mit den konsequenzen.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: nobody@home am 27.02.2023 | 10:39
ich versuche immer noch den zusammenhang zwischen dem geschehen im eingangspost und computerspielen zu finden!? das er ein pferd stehlen will? das er sich mit den wachen anlegt!? ja mach halt, aber leb mit den konsequenzen.

Ich denke, letztendlich geht's im Wesentlichen genau um das "Leb mit den Konsequenzen". Im (Solo-)Computerspiel muß ich das ja nicht -- ich kann selbst da, wo es keine Spielstände zum bequemen Wiederherstellen geben sollte, beliebig oft wieder von vorne anfangen, und außerdem sind oft genug von den Programmierern erst gar keine großen Konsequenzen vorgesehen (wäre ja mit mehr Implementierungsarbeit verbunden, und die macht sich nicht jeder).

Wer dann damit vorsozialisiert und mit entsprechenden Erwartungen und Verhaltensweisen ins "Tischrollenspiel" kommt, das bei allen eventuellen rein inhaltlichen Ähnlichkeiten immer noch schlicht ein anderes Medium ist...der riskiert halt, dort anzuecken, und weiß das im Vorfeld vielleicht noch nicht einmal. Ist ja schließlich auch nur ein Spiel, oder? Warum also da nicht auch spielen, wie man's (vom Computer her) schon kennt?
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: General Kong am 27.02.2023 | 11:07
Ich finde das Beispiel nun auch nicht gar so schlimm ... außer es widerspricht der Kampagnengrundlage.

Soll heißen:
Leite ich z.B. eine "offene" Westernkampagne, dann können die SC natürlich mal Sheriff, mal Pferdedieb sein (wie es auch oft genug historisch war).
Und auch dann unter dem Galgen singen "I shot the Sheriff but I did not shoot the Deput... GRGGHLLLL!"

Leite ich jedoch eine Superheldenkampagne, dann hat Captain Thunder den Armen und Schwachen zu helfen und nicht selber Banken zu überfallen oder Passnaten mit Blitzstrahlen zu grillen, weil "... kann ich doch mal machen, denn beim Rollenspiel kann ich machen, was ich will ...".
Nein. Kannst. Du. Nicht.

Das ist so, wie wenn jemand beim Fußball den Ball in die Hand nehmen und Leute umrennen will, weil Handball und American Football sind ja auch "Mannschaftsspiele mit Ball"  und da darf man das ja respektive auch - ja, aber dann gibt es beim Fußball ROT und man stellt denjenigen vom Platz.
Machen das alle oder eine große Zahl von Spielern, dann ist das Spiel aus.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Matz am 10.03.2023 | 09:53
Ich denke, letztendlich geht's im Wesentlichen genau um das "Leb mit den Konsequenzen". Im (Solo-)Computerspiel muß ich das ja nicht -- ich kann selbst da, wo es keine Spielstände zum bequemen Wiederherstellen geben sollte, beliebig oft wieder von vorne anfangen, und außerdem sind oft genug von den Programmierern erst gar keine großen Konsequenzen vorgesehen (wäre ja mit mehr Implementierungsarbeit verbunden, und die macht sich nicht jeder).

Wer dann damit vorsozialisiert und mit entsprechenden Erwartungen und Verhaltensweisen ins "Tischrollenspiel" kommt, das bei allen eventuellen rein inhaltlichen Ähnlichkeiten immer noch schlicht ein anderes Medium ist...der riskiert halt, dort anzuecken, und weiß das im Vorfeld vielleicht noch nicht einmal. Ist ja schließlich auch nur ein Spiel, oder? Warum also da nicht auch spielen, wie man's (vom Computer her) schon kennt?

hm, da ist was dran. das wäre meines erachtens ein thema für eine "runde null", um solche sachen im voraus zu erläutern.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Grubentroll am 10.03.2023 | 10:15
Konsequenzen aufzeigen und durchziehen funktioniert doch recht gut. Irgendwann in der Eskalationsspirale ist der Char halt im Knast und sie hacken ihm einen Arm ab.

Funzt eigentlich immer. Außer der Spieler des Chars ist ein Volltrottel.

Aber dann greift eben wie immer RPG-Regel #1: "Spiel nicht mit Arschlöchern".

Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: aikar am 10.03.2023 | 10:19
Konsequenzen aufzeigen und durchziehen funktioniert doch recht gut.
Leider tut es das in einigen Fällen eben nicht. Manche Neulinge denken dann um, wenn man ihnen die Konsequenzen aufzählt, aber Ich habe auch schon erlebt, dass Spieler richtig stinkig wurden, weil sie nicht einfach alle die ihnen nicht passten umbringen und dann immer noch als strahlende Helden darstellen konnten. Weil viele Computerspiele immer noch so funktionieren und es dann auch im RP so erwartet wird. NSC wurden da dann auch nur als Questgeber oder laufende Lootboxen wahrgenommen (Zitat "Ist ja nur ein NSC"). Das macht es auch extrem schwierig, Motivationen zu finden, die über "Ihr erhaltet X Gold wenn ihr das macht" hinaus gehen.
Da bin ich dann raus, darauf hab ich als SL einfach keinen Bock.

Aber dann greift eben wie immer RPG-Regel #1: "Spiel nicht mit Arschlöchern".
Zumindest als Abart davon, ja. Ich würde diese Personen nicht zwingend als Arschlöcher bezeichnen, aber manche eignen sich einfach nicht für Rollenspiel. Oder zumindest für meine Art von Rollenspiel. Wahrscheinlich gibt es da draußen genug Gruppen, die ganze Kampagnen nur mit Töten-Looten-Leveln-Einkaufen-Wiederholen zubringen und viel Spaß damit haben.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Grubentroll am 10.03.2023 | 10:25
aber Ich habe auch schon erlebt, dass Spieler richtig stinkig wurden, weil sie nicht einfach alle die ihnen nicht passten umbringen und dann immer noch als strahlende Helden darstellen konnten.
wenn die so agieren....

Zumindest als Abart davon, ja. Ich würde diese Personen nicht zwingend als Arschlöcher bezeichnen
..dann ich schon.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: haste nicht gesehen am 10.03.2023 | 12:00
Bei meiner letzten Runde 0 hatte ich das Gefühl belächelt zu werden, für die vielen Punkte, auf die ich Rücksicht genommen habe. Aber über die Erwartungshaltungen zu reden finde ich inzwischen sehr wichtig. Auf der Skala zwischen Superhelden und Horror gibt es so viele Abstufungen und wenn der SL sich rechtschaffene Helden wünscht, die Spieler aber lieber gritty spielen, dann kommt es zu solchen Situationen.

Von daher:
1. In der Gruppe einigen, was für eine Art Geschichte erzählt werden soll.
2. Gegebenenfalls in einer entsprechenden Situation ansprechen und in der Gruppe klären, ob das alle als passend empfinden.
3. Ja... aber/und (Konsequenzen)
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: aikar am 10.03.2023 | 12:09
wenn der SL sich rechtschaffene Helden wünscht, die Spieler aber lieber gritty spielen, dann kommt es zu solchen Situationen.
Hmm, das ist denke ich nochmal was anderes als heroisch vs. gritty.
Die Spieler:innen, die wie hier beschrieben spielen wollen, wollen konsequenzfrei spielen. Selbst die meisten heroischen und pulpigen Rollenspiele sind nicht so. Ja, man kann vielleicht von einem Dach springen, sich den Staub runterklopfen und weitermachen oder Schurken ohne richterliche Anordnung verprügeln, aber wenn man aus einer Laune heraus den Bürgermeister und das halbe Dorf abschlachtet, hat das üblicherweise innerweltliche Auswirkungen.
Wenn man diese nicht haben will, geht es eigentlich nur mehr um das Ausspielen von Allmachtsfantasien und/oder man will wirklich nur (möglicherweise taktisch interessantes) Hack & Slay spielen und die Welt ist einem dabei völlig egal.

Ich habe sehr oft erlebt, dass Neulinge kurzfristig in diese Almachtsfantasien abgleiten, wenn ihnen klar wird, dass sie in einem Rollenspiel prinzipiell alles machen können ohne vom Spielbrett oder den Regeln eingeschränkt zu werden. Die meisten begreifen aber ziemlich schnell, dass nur weil man (fast) alles tun kann, man nicht automatisch alles tun sollte und dass eine schlüssige Welt und interessante Geschichten Konsequenzen brauchen. Manche begreifen das halt nicht oder es ist ihnen egal. Die sind dann aber mit dem Großteil der Rollenspielerinnen nicht kompatibel und müssen sich Gleichgesinnte suchen. Ich würde in so einem Fall aber eher zu Dungeoncrawl-Brettspielen raten.

Ein Hinweis, dass es in diese Richtung geht, ist übrigens auch oft die Frage "Können wir auch die Bösen spielen?". Da geht es (zumindest nach meiner Erfahrung) praktisch nie darum, interessante tiefschichtige Charaktere zu spielen, die durch moralische Dilemma, ein ungerechtes System oder Traumata in die Rolle des "Bösen" gedrängt wurden, sondern eigentlich immer geht es darum, dass man sich an keinerlei (soziale) Regeln halten, sondern einfach durch persönliche Macht das bekommen will, was man haben will. Das taugt aber für interessante längerfristige Geschichten/Kampagnen einfach nicht.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: unicum am 10.03.2023 | 13:31
Ich verstehe das eigentliche Problem nicht so richtig.

Ist es weil da jemand eben einen diebischen Charrakter spielt? Weil er sich nach dem versuchten klau gegen die ankommenden Wachen wehrt?
Ich sehe darin jezt erstmal so kein Problem.

Generell finde ich das was bisher so als Computerspiele auf dem Markt ist recht langweilig. Zu oft haben die NSC gewaltige Nachteile, meist ist ihre Sichtweite und ihr intellekt einfach sehr beschränkt, sie sind also halbblind und doof. Mag auch daran liegen das ansonsten der Spieler kaum eine Chance hätte. Liegt aber vieleicht auch am Schwierigkeitsgrad den man beim Computerpsiel einstellen kann.

Und da komme ich dann zu dem Punkt wo Computerspiel und Rollenspiel wieder zusammen kommen, den Schwierigkeitsgrad legt man (oder sollte?) auch im P&P zu beginn des Spieles mit dem SL fest ;)
 
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: JollyOrc am 10.03.2023 | 14:00
Der Knackpunkt ist ja, dass die meisten Computerspiele bewusst den Handlungsraum einschränken - und wenn man den geplanten Raum verlässt, damit nicht umgehen können.

(Was dann zu so lustigen Dingen führt, dass Computer-NPCs fein damit sind, wenn man ihnen einen Kessel überstülpt um dann ihren Laden auszurauben (https://www.youtube.com/watch?v=bmI799kEOSk).)

Im Ergebnis kann man in einem Computerspiel viel asozialer sein, als am Tisch (https://www.youtube.com/watch?v=dXmMQJMFL_I). Wer damit sozialisiert wurde, der macht dann bei Pen&Paper seltsame Dinge..

Da hilft nur a) außerhalb des Spieles miteinander reden und b) im Spiel Konsequenzen aufzeigen.
Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: Elefanten-Zauberstellung am 10.03.2023 | 15:38
Na das kommt auch bissle darauf an wie man Computerspiele spielt. Es ist halt wichtig zu wissen und zu verinnerlichen, dass man nicht einfach neu laden kann. Und das Handlungen Konsequenzen haben. Und das man ggf. Mitspieler hat auf die man Rücksicht nehmen sollte.


Genau. Ich schaue zwar fast keine Let's Plays oder Streams, aber es gibt auch Spieler die einfach Freude daran haben rumzublödeln, cheats rauszufinden usw. Die bauen sich dann im Chareditor den häßlichst möglichsten Charakter und lachen sich bei jeder Cutscene kaputt. Ist ja auch eine vollkommen legitime Herangehensweise, wie auch "Cheats" wenn man solo spielt.
Die gehen da ganz anders ran und versuchen zu cheesen, Exploits zu finden usw. Die Herausforderung ist da, aber eben eine ganz andere (Wie kann ich das Spiel austricksen?)

Je nach Computerspiel kann das viel Spaß machen, auch wenn man in anderen Spielen da "immersiver" rangeht. Ggf. macht man sogar beides - nur mit unterschiedlichen Saves. Herantasten was das Spiel erlaubt, macht ja auch absolut sinn. Wenn alle Dorfbewohner ermorden keine Konsequenzen hat - Mechanik verstanden.

Viele junge Spieler kommen eben vom Computerspiel. PnP Rollenspiele sind für die eine neue Erfindung - es liegt in der Natur der Sache, dass sie im Prinzip erstmal versuchen Computerspiele mittels PnP zu "emulieren".

Ich würde mit dem Spieler einfach sprechen. Der muss ja gar kein Arschloch sein. Im Gegensatz zum Computerspiel kann es bei PnP "richtige Konsequenzen" geben. In Computerspielen sind die aufgrund des Mediums eben fast immer eingeschränkt.

Konsequenzen dann auch im Spiel (nicht nur verbal) aufzeigen, ist IMO die beste Möglichkeit. Der Spieler wird die "Mechanik"  kapieren, wenn er bereits den 3. neuen Charakter hat während alle anderen "leveln" dürfen.
Vielleicht will er das ja wirklich ganz unschuldig erstmal ausprobieren.

Titel: Re: pen and paper wie computerspiele spielen = SCHLECHT?
Beitrag von: tartex am 10.03.2023 | 16:30
Ich und einer meiner mitbewohner spielen rollenspiel er will sich ein pferd kaufen hat nicht genug geld dafür will es stehlen dann kommen die wachen er will sie töten ich hab dann abgebrochen weil es mir zu blöd wurde...

hattet ihr mit sowas erfahrung? also das man rollenspiel wie ein pc spiel spielt? wie seit ihr damit umgegangen?

Das ist doch das exakte Gegenteil eines PC-Spiels oder?

Bei Pen und Paper kann ich alles machen oder zumindest versuchen und der Charakter lebt mit den entsprechenden Konsequenzen - oder stirbt daran. Und Tod bedeutet Permadeath.

Ein Computerspiel wäre stattdessen, dass ich vieles nicht machen kann, weil der geskriptete Plot es nicht zulässt und die NSCs nicht langfristig so reagieren, als hätte ich es gemacht.

Selbst bei GTA ist der Riesenpolizeialarm nach 5 Minuten vergessen als wäre nix passiert. Der Spieler kann die Weltsimulation also nicht konsequent ausloten.

Ich finde PnP genau deshalb toll, weil ich Pferde stehlen kann - bei den meisten Computerspielen eben nicht. Denn dort wird Spielbalance und geskripteter Plot viel wichtiger genommen als Weltsimulation.