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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Klingenbrecher am 28.09.2023 | 12:02

Titel: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Klingenbrecher am 28.09.2023 | 12:02
Ich stelle mir die Frage ob das Pflegen und Leveln eines Charaktere überhaupt noch den Zeitgeist trifft.

In den Runden wo es um eine sehr lange Kampagne geht sehe ich schneller Leute schwächeln als den in kurzen knappen Abenteuer von 4 bis 6 Abende.

Auch ich erwische mich, dass mir das Leveln und Verbessern als Langatmig vor kommt.

Systeme wie zb Im Schatten des Dämonenfürsten oder BtW treffen mehr mein Geschmack den je. DnD und PF sprechen mich nicht mehr so an. Aufgrund der sehr intensiven Charakter-Pflege.

Werewolf 5th habe ich noch nicht gelesen/gespielt. Ob ich mir dieses Regelwerk anschaffen hängt auch stark davon ab wie der Einstieg ist wie dann auch später die Charakter-Pflege.


Wie schaut eure Meinung aus?
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Weltengeist am 28.09.2023 | 12:07
DND und PF sind da eher auf dem Sterbenden Ast.

Das deckt sich jetzt aber nicht mit den Verkaufszahlen... ;)

Zeitgeist ist ja nicht zwingend das gleiche wie das, was man selbst gut findet. Ich selbst mag beispielsweise nur langsames Steigern (dafür aber vielleicht nicht auf Level "Bauerntölpel" anfangen), aber das würde ich deshalb nicht als Zeitgeist deklarieren.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Feuersänger am 28.09.2023 | 12:08
Geschmackssache halt. Ich seh das überhaupt nicht so, für mich ist das Leveln und Verbessern ein integraler Bestandteil der Rollenspielerfahrung, und ich bin auch ein klassischer Kampagnenspieler. Wobei bei der "Kampagne" für mich irgendeine durchgehende Storyline auch nur eher zweitrangig ist, im Vordergrund steht für mich die Entwicklung der Gruppe bzw meines Charakters. Will heissen, Kampagne kann auch eine Abfolge an sich unzusammenhängender Abenteuer sein, solange sie nur von den gleichen Charakteren bestritten werden. 

Also exakt diametral umgekehrt wie bei dir, schätze ich. ^^
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Klingenbrecher am 28.09.2023 | 12:10
Das deckt sich jetzt aber nicht mit den Verkaufszahlen... ;)


Unglücklich ausgedrückt. Habe das mal angepasst um nicht zu verwirren
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: JollyOrc am 28.09.2023 | 12:11
Ich halte das für eine nicht zu unterschätzende Spaßquelle für viele Leute, mich selbst mitunter eingeschlossen.

Im Endeffekt sehe ich diesen Eindruck eher daher kommend, dass wir "sehr passionierte Eliterollenspieler" [tm] so viel Kram haben, dass vieles eben als Oneshot gespielt wird - und da kommen dann die Verbesserungen nicht so vor..
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: JS am 28.09.2023 | 12:13
Ich kann zwar mit und ohne Progression gut leben, je nachdem, welche Spielschwerpunkte eine Kampagne hat, aber grundsätzlich stimme ich mit Feuersänger überein. Ohne schönes "Builden" und eine spürbare Progression könnte ich die Hälfte meiner Spieler auf Dauer nicht begeistern und würde auch selbst nach einiger Zeit etwas vermissen. Im Rollenspiel ist es mir wichtig, keinen langjährigen Heldenalltag zu erleben, in dem außer dem Abtragen des Hauskredites und dem Aufziehen der Brut nichts mehr passiert. Ich meine ... dafür spiele ich echt nicht die phatten Helden in Fantasy und SciFi. Für Alrik Alltagsson bin ich einfach noch nicht alt oder gemütlich genug.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: AlucartDante am 28.09.2023 | 12:23
Eigentlich mag ich Systeme wie Traveller, wo völlig klar wird, ab 30 geht es halt mit den Fähigkeiten bergab. Man spielt nach der Ausbildung und damit am Höhepunkt seier Kräfte. Merkt man ja auch im eigenen Leben.

Ich spiele gerade mal wieder mit Aufleveln (D&D5e) und hatte ganz vergessen, wie viel Spaß das Verbessern selbst macht. Insofern habe ich auch nichts gegen verbessern.

Aber bitte Verbessern im Regelfall nur unter zwei Bedingungen:
1. man fängt bereits als Profi an und nicht als Bauernjunge.
2. Die Progression ist gering und verändert nicht plötzlich das Spielgefüge.

Ich denke an Shadowrun, DSA, etc.

Bei DnD erscheint mir als Spielleiter es unangenehm kompliziert passende Herausforderungen zu finden. Ständig muss ich überlegen, wieweit die Charaktere verbessert wurden. Die eine Herausforderung killt die Level1 Gruppe, die Level 4 Gruppe lacht nur darüber. Das erscheint mir anstrengend, weil ich dann ein Rollenspiel nicht nur einmal lernen muss, sondern für die verschiedenen Levels mehrfach. Auch geht einfach viel Zeit dafür drauf.
Perspektivisch will ich sowas seltener spielen.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: JS am 28.09.2023 | 12:29
Das trifft aber für DSA oder Shadowrun ebenso zu, je nachdem, wieviele Charakterpunkte im Spiel sind. Gerade bei DSA straucheln SL gerne mal vor sich hin und haben offenbar furchtbare Angst davor, zuviele AP zu verteilen. Die Gruppe könnte ja mal gut werden ...
Wenn man bei D&D dagegen mit Stufe 3 oder 5 beginnt, hat man schon solide Charaktere, die deutlich über Otto Normalus stehen.
In jedem System gibt es die Schwelle, ab der Chars wohl als Profis bezeichnete werden können, also ihre Nischen ziemlich professionell bedienen können. Die darauf folgende Progression kann man als SL ja gut steuern.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 28.09.2023 | 12:35
Eigentlich mag ich Systeme wie Traveller, wo völlig klar wird, ab 30 geht es halt mit den Fähigkeiten bergab. Man spielt nach der Ausbildung und damit am Höhepunkt seier Kräfte. Merkt man ja auch im eigenen Leben.

Hmm, im echten Leben würde ich aber generell die Fähigkeiten von Leuten ü30 höher einschätzen als von Twens. Oder ist der Mythos, dass nur Leute unter 30 coole Kompetenzbomben sind, inzwischen als alternativer Fakt anerkannt?

Das mag auf körperliche Leistungsfähigkeit zutreffen, aber ein 60jähriger Ägyptologe lässt ein 25jähriges Gegenstück weit hinter sich zurück, dito für Ingenieure, Taktiker etc.

Und auch bei Traveller (zumindest aktuellem Mongoose-T) lernen die Leute immer noch dazu.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Quaint am 28.09.2023 | 12:39
Keine Ahnung was der aktuelle Zeitgeist ist.
Aber ich mag es ganz gerne wenn Charaktere mit der Zeit besser werden und sich vielleicht auch charakterlich verändern.
Ich kenn da aber auch jemanden, der einfach nie seine Charaktere steigert und trotzdem viel Freude an Rpg hat.
Tagelang über irgendwelchen Büchern brüten um den perfekten Build auszubaldowern ist aber nicht so meins. Mir ist lieber, wenn die Steigerungen auch ein wenig das erlebte wiederspiegeln. Ständig nur gequatscht? Vielleicht mal was in Sozialkram stecken. Auf einer Insel gestrandet und dort 10 Tage bis zur Abholung überlebt? Vielleicht Konstitution und Naturkrams steigern. Etc.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: KhornedBeef am 28.09.2023 | 12:40
Wisst ihr eigentlich, dass solche Threads wie die hier das Lebensblut für Foren wie unseres sind, die es von einem Kleingruppen-Archiv unterscheiden? So die großen Fragen, meine ich?
Und auch ein schönes Beipspiel, wo keiner sagen muss "Gab es schon, haben 1996 User Elminstroll und Schlocknard ausreichend geklärt", sondern die Dinge eben neu verhandelt werden, schon weil (da draußen) neue Leute dazukommen. Nice, Klingenbrecher!

Bezogen auf Rollenspiel: Persönlich mag ich mal, mal so, aber ich habe im Moment zu wenig Spielpraxis, um mich da sicher "selbst zu finden". Idealerweise findet jedes Spiel die perfekte Synthese irgendwo zwischen reinem "play to find out" und "Horticultix kann sich jetzt mit Rindenhaut buffen, dann knacken wir den Troll aus dem Abenteuerpfad" und was einen sonst noch so interessiert. Aber Spielstile werden ja wirklich woanders diskutiert.
Die aktuelle Rollenspielwelt geht eher in eine andere Richtung: Da fließen Elemente aus dem MMORPG wieder zurück ins P&P-Leben, dass ja oft längst "Maus&VTT" heißen sollte, angetrieben durch die Dominanz von DnD. Und wenn alle das gleiche System kennen, kann man überhaupt erst richtig vergleichend mit jedem/r über seine Charaktere schwadronieren, ne?
Ich glaube, das entspricht dem Zeitgeist, weil der Zeitgeist durch diese Entwicklung dahin gedrängt wurde.
Gegenbewegungen gibt es immer, und man kann sie als Teil des Zeitgeist betrachten, aber die Hauptströmung.?

Bezogen auf die weitere Welt: Da wird glaube ich das unbedingte Wachstum als Königin der Lebensmaximen wieder zunehmend mehr in Frage gestellt, und solange die Selbstbeharrungskräfte im Großen dem entgehenstehen, werden wir im Kleinen weiter mehr davon sehen. Und das kann sich auch in unserem Hobby wieder ausprägen. Das liegt dann noch in der Zukunft, aber warten wir es ab.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Shihan am 28.09.2023 | 12:41
Verbesserung ist auf jeden Fall auf der mechanischen Ebene ein toller Teil des Spielens; da bin ich voll bei Feuersänger und JS.

Aber manchmal wird es auch stark übertrieben. Hatte vor einigen Monaten nochmal eine Runde DSA probiert. Anscheinend gibt es bei DSA5 jetzt die Möglichkeit, mit erfahreneren Helden einzusteigen. Aber die Runde wollte auf dem unerfahrensten Level anfangen, weil "man das so macht". Man müsse "den Helden ja hochspielen und die guten Werte verdienen".

Ganz ehrlich, als 35+ habe ich mittlerweile keine Lust mehr auf einen 17-jährigen Helden, der noch feucht hinter den Ohren ist und gerade mal weiß, an welcher Seite er das Schwert halten soll.
(Habe mich dann auch nach einem Abend höflich bedankt und bin gegangen)

Also, verbessern ja und gerne, aber diese Idee, immer und nur auf "Stufe 1" zu starten, ist mittlerweile Quark für mich.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Raven Nash am 28.09.2023 | 12:43
Eigentlich mag ich Systeme wie Traveller, wo völlig klar wird, ab 30 geht es halt mit den Fähigkeiten bergab. Merkt man ja auch im eigenen Leben.
Erstmal: Nein. Hängt vor allem an den Lebensumständen - ich kenne Leute, die sind mit 60+ fitter als die 20jährigen, die neu in den Verein schneien. Und das sind nur körperliche Sachen. Geistiger Verfall tritt eher durch übermäßigen Konsum von YT und TV ein, als durch das Alter...
Und direkt nach der Ausbildung kann auch keiner wirklich was.

Ansonsten gehört das Steigern zum RP dazu, wie die Heldenreise zu Fantasy allgemein. Weil es im Grund das selbe ist - der Held entwickelt sich weiter, wird mächtiger und ist irgendwann in der Lage, seine Nemesis zu erledigen.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Klingenbrecher am 28.09.2023 | 12:46
Wisst ihr eigentlich, dass solche Threads wie die hier das Lebensblut für Foren wie unseres sind, die es von einem Kleingruppen-Archiv unterscheiden? So die großen Fragen, meine ich?
Und auch ein schönes Beipspiel, wo keiner sagen muss "Gab es schon, haben 1996 User Elminstroll und Schlocknard ausreichend geklärt", sondern die Dinge eben neu verhandelt werden, schon weil (da draußen) neue Leute dazukommen. Nice, Klingenbrecher!

Bezogen auf Rollenspiel: Persönlich mag ich mal, mal so, aber ich habe im Moment zu wenig Spielpraxis, um mich da sicher "selbst zu finden". Idealerweise findet jedes Spiel die perfekte Synthese irgendwo zwischen reinem "play to find out" und "Horticultix kann sich jetzt mit Rindenhaut buffen, dann knacken wir den Troll aus dem Abenteuerpfad" und was einen sonst noch so interessiert. Aber Spielstile werden ja wirklich woanders diskutiert.
Die aktuelle Rollenspielwelt geht eher in eine andere Richtung: Da fließen Elemente aus dem MMORPG wieder zurück ins P&P-Leben, dass ja oft längst "Maus&VTT" heißen sollte, angetrieben durch die Dominanz von DnD. Und wenn alle das gleiche System kennen, kann man überhaupt erst richtig vergleichend mit jedem/r über seine Charaktere schwadronieren, ne?
Ich glaube, das entspricht dem Zeitgeist, weil der Zeitgeist durch diese Entwicklung dahin gedrängt wurde.
Gegenbewegungen gibt es immer, und man kann sie als Teil des Zeitgeist betrachten, aber die Hauptströmung.?

Bezogen auf die weitere Welt: Da wird glaube ich das unbedingte Wachstum als Königin der Lebensmaximen wieder zunehmend mehr in Frage gestellt, und solange die Selbstbeharrungskräfte im Großen dem entgehenstehen, werden wir im Kleinen weiter mehr davon sehen. Und das kann sich auch in unserem Hobby wieder ausprägen. Das liegt dann noch in der Zukunft, aber warten wir es ab.

+1 Vielen lieben Dank das ich deinen Gedanken spazieren durfte.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Megavolt am 28.09.2023 | 12:53
Ich schließe mich der Grundidee des Threads an, der Zeitgeist geht eher weg von der Langfristigkeit und damit auch von der Figurenpflege.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: AlucartDante am 28.09.2023 | 12:53
Das trifft aber für DSA oder Shadowrun ebenso zu, je nachdem, wieviele Charakterpunkte im Spiel sind. Gerade bei DSA straucheln SL gerne mal vor sich hin und haben offenbar furchtbare Angst davor, zuviele AP zu verteilen. Die Gruppe könnte ja mal gut werden ...
Wenn man bei D&D dagegen mit Stufe 3 oder 5 beginnt, hat man schon solide Charaktere, die deutlich über Otto Normalus stehen.
In jedem System gibt es die Schwelle, ab der Chars wohl als Profis bezeichnete werden können, also ihre Nischen ziemlich professionell bedienen können. Die darauf folgende Progression kann man als SL ja gut steuern.

Naja fürs gut steuern musst du dich aber auskennen und je größer die Spanne, desto genauer musst du austarieren. Bei DSA hat der Held dann auf der 2. Stufe 33 statt 30 Lebenspunkte, das sind 10%. Bei DnD 10 statt 6, das sind 50+%

Und was den Start angeht gibt es halt Normen. Du kannst DSA ja auch unter Stufe 1 anfangen und Shadowrun nicht auf Shadowrunner Niveau. Bei DnD sind Level 1 Charaktere ja auch stärker als normale Menschen. Aber die Verbesserung ist einfach extrem.

Ich glaube es ist auch ein Tanelornüberalterungsthema: Je jünger man ist, desto stärker will man die Progression. Im mittleren Alter werden andere Dinge spannener. Wie ist das im Rentenalter? Findet man dann die Progression lächerlich oder braucht man das umso mehr, um vom eigenen Sterben abzulenken?

Hmm, im echten Leben würde ich aber generell die Fähigkeiten von Leuten ü30 höher einschätzen als von Twens. Oder ist der Mythos, dass nur Leute unter 30 coole Kompetenzbomben sind, inzwischen als alternativer Fakt anerkannt?

Das mag auf körperliche Leistungsfähigkeit zutreffen, aber ein 60jähriger Ägyptologe lässt ein 25jähriges Gegenstück weit hinter sich zurück, dito für Ingenieure, Taktiker etc.

Naja Fußballer sind mit 28 oder so am fittesten. Wissenschaftler haben ihre besten Würfelwürfe / Erkenntnisse meistens zwischen 30 und 40. Der 60jährige Taktiker schlägt vielleicht den 25jährigen. Aber schlägt ein 60jähriger Taktiker, Ägyptologe, Ingenieur den 40jährigen?

Schwierig zu sagen, weil es selten faire Wettbewerbe gibt. Gucken wir uns die letzten drei Schach-Weltmeister an:
Ding Liren wurde aktueller Weltmeister mit 30 Jahren
Magnuc Carlsen war Weltmeister im Alter von 23 bis 33 Jahren
Viswanathan Anand wurde mit 31 Jahren FIDE-Weltmeister und trug den neuen Titel im Alter von 38 Jahren bis 44 Jahren.

Es erscheint mir also nicht so, dass ein 60jähriger Taktiker einem 30jährigen Taktiker überlegen ist. Es ist sicher eine Frage des Spezialgebiets, bestimmte Sportarten gewinnen immer Teenager und man ist da einfach mit 21 schon zu alt für.
Aber meine These lautet weiterhin:
In der Regel ist man körperliche Skills im Alter von 20-30 Jahren am höchsten und geistige Skills im Alter von 30 bis 40 Jahren.

Mit 50 hat man allerdings deutlich mehr Ressourcen, so dann man die geringeren Skills mehr als wettmachen kann.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Hotzenplot am 28.09.2023 | 12:56
Ich stelle mir die Frage ob das Pflegen und Leveln eines Charaktere überhaupt noch den Zeitgeist trifft.

Für mich ist das auf jeden Fall (noch) so. Das ist das Spiel im Spiel, was ich daran mag. Allerdings spiele ich auch gerne Systeme, bei denen es nicht so eine steile oder überhaupt keine Verbesserungskurve gibt. Ich fühle mich also bei beiden Varianten (mit und ohne Verbesserung) wohl.
Was ich nicht mehr so mag, ist, wenn die Verbesserung der SC für mich zu kleinteilig wird (ist inzwischen bei DSA so), was ja vermutlich meistens mit der Anzahl von Skills (oder was man auch immer für Bezeichnungen hat) einhergeht.


Allerdings glaube ich ebenfalls einen Trend zu erkennen, der weg von der Komplexität zur Einfachheit geht. Nerd sein ist cool geworden, aber das Nerdigkeitslevel von Rollenspielen hat sich auf ein Maß des Mainstreams eingestellt. Bestes Beispiel dafür ist m. E. D&D 5.
Die Zeit der Grognards und Systemmastery neigt sich dem Ende. Die 80er-Jahre-Metalbandthirts hängen bald im Altenheim und die Jugend "zockt" Rollenspiel als eines von vielen popkulturellen Angeboten. ;)
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Weltengeist am 28.09.2023 | 13:05
Hmm, im echten Leben würde ich aber generell die Fähigkeiten von Leuten ü30 höher einschätzen als von Twens. Oder ist der Mythos, dass nur Leute unter 30 coole Kompetenzbomben sind, inzwischen als alternativer Fakt anerkannt?

Das mag auf körperliche Leistungsfähigkeit zutreffen, aber ein 60jähriger Ägyptologe lässt ein 25jähriges Gegenstück weit hinter sich zurück, dito für Ingenieure, Taktiker etc.

Ingenieure? Echt jetzt? Deshalb sehen die Firmen auch zu, dass sie die Leute über 50 so langsam loswerden? >;D

Nein, ich fürchte, AlucartDante hat da schon nicht unrecht.

Körperlich geht es sehr früh bergab - ab Anfang 30 lässt die Geschwindigkeit nach, ab Ende 30 auch alles andere, und ab 50 bist du im besten Fall noch "ganz gut für dein Alter".

Auch das Sehvermögen fängt ab 40 an zu leiden (gerade in Settings relevant, in denen es keine Sehhilfen gibt, gell? ;)), was sich dann beispielsweise auf Diebesskills, Feinmotorik, Fernkampf etc. auswirkt.

Und geistig kommt es ein wenig auf die Disziplin an. Wenn du immer noch mit dem Wissen von vor 30-40 Jahren glänzen kannst, okay - dann schlägst du den Jungspund mit soliden Grundlagen plus Erfahrung. Aber wenn du in einer Disziplin bist, wo man sich auch mal den neuen Entwicklungen anpassen muss, geht dem älteren Kollegen meist irgendwann die Luft aus - er versucht dann gerne, die Probleme mit heute mit den Methoden von damals zu lösen. Im Zweifel müsste man hier nach Genre argumentieren - bei Settings mit seit 50 Jahren unverändertem Know-How (insb. Fantasy) mag das kein Problem sein, aber bei modernen Settings ist der 80-Jährige Superhacker aus gutem Grund kein Standard-Trope. Und der alte, geniale Erfinder à la Doc Brown ist leider eher eine fiktive Figur als etwas, was man IRL häufiger antrifft...
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Feuersänger am 28.09.2023 | 13:11
Ich denke, der Zeitgeist geht - nicht erst seit vorgestern, sondern schon locker 10 Jahre - vor allem in die Richtung simplerer, überschaubarer Systeme. Da war vielleicht 5E nicht unbedingt der Vorreiter, aber man hat wohl im Hause Wizards sehr wohl gerochen wo der Wind hinweht, und das eben mit der 5E voll umgesetzt. Okay, im Prinzip ging ja schon 4E in die Richtung, aber das war in diesem Sinne "seiner Zeit voraus" und traf einfach den Nerv seiner Zeit nicht so, wie es dann 5E tat.

Jedoch...

Zitat
Und wenn alle das gleiche System kennen, kann man überhaupt erst richtig vergleichend mit jedem/r über seine Charaktere schwadronieren, ne?

Das ist einerseits richtig, aber durch die Simplifizierung und Verdünnung wird dann wieder dem Schwadronieren über die Kompetenzen der Charaktere das Wasser ziemlich abgegraben. Erst recht, wenn man wie etwa in PF2 die Kartoffel zwar stampfen und rollen und panieren und fritieren kann, aber am Ende doch nur Kartoffel herauskommt. Weil es halt einfach diese geilen Synergien, die man unter den ca 10.000 Charakteroptionen von 3E raussuchen und zusammenstöpseln konnte, einfach nicht mehr gibt.

Klar, man kann sich (wie eh und je) darüber unterhalten was die Charaktere _erlebt_ haben... aber mal ehrlich, das ist in der Regel für den Zuhörer der selber nicht dabei war nur so mäßig interessant. :/ Ich meine diese Tendenz auch hier bei den Diaries erkannt zu haben: viel Feedback bzw Interaktion gibt es vor allem bei Abenteuern, die die Mitlesenden auch schon gespielt haben und sich dafür interessieren, wie eine andere Gruppe mit den Situationen umgegangen ist.

Also ich hoffe das war jetzt nicht zu abschweifend... kurz und gut, ich meine halt der Zeitgeist liegt vor allem eher bei simpler gestrickten Systemen, die man mit weniger Investment konsumieren kann. Kann sein, dass dann dabei auch die Steigerungen eher unter den Tisch fallen.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: unicum am 28.09.2023 | 13:11
Ich stelle mir die Frage ob das Pflegen und Leveln eines Charaktere überhaupt noch den Zeitgeist trifft. ge.

Wie schaut eure Meinung aus?

Man könnte erstmal lange darüber sprechen was überhaupt Zeitgeist ist,...

Zum einen hat man ja irendwie immer seine eigene Brille auf (die der anderen sind mit ziemlichen Kopfschmerzen verbunden) und hat meistens nur so seine Blase im Blickfeld. Da sind selbst Cons etwas das nicht den Blick aufs Ganze ermöglichen. Da werden schon mal Systeme ausprobiert die man so nicht spielen würde.

Ich würde eher sagen das es dem heutigen zeitgeist entspricht wenn die Charakterpflege auf die IT ausgelagert wird. Sei es das Smartphone oder den PC,... wobei .... ist das noch Zeitgeist wenn ich schon anno 1987 einen Charaktereditor für Rolemaster (wohlgemerkt das erste) unter Turbo Pascal geschrieben habe?
Aber heute sehe ich das bei den Systemen welche eher mehr auf Charakterentwicklung ausgerichtet sind durchaus schon so das es da genügend Programme gibt, welche einem die Arbeit abnehmen.

Das gilt natürlich nicht unbedingt für Systeme welche so regelleicht sind das sie das nicht brauchen oder es eben nur sehr geringe möglichkeiten an Progress gibt.

Aber wenn ich mir den Markt (durch meine Brille) so ansehe so denke ich schon das die mehrzahl der Systeme mit einem Regelwerk daher kommt das auf Progress ausgerichtet ist.

Und ja ich bin definitiv ein Kamapangenspieler. Denn eigentlich nur in einer Längeren Geschichte kann ich einen Charakter entwickeln und da meine ich nicht nur das ich etwa die Stats auf dem Charakterbogen verbessere und ggf auch Munchkinmäsig/Powergamerisch das Optgimum herraushole (was man durchaus da genauso machen kann wie wenn man einen oneshot Char bastelt) sondern eben die Entwicklung einer Figur auch Spielt.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: nobody@home am 28.09.2023 | 13:39
Der "Zeitgeist" wird erst mal noch eine ganze Weile primär D&D heißen, denke ich. Selbst wenn die Küstenzauberer doch mal so kompletten Mist machen sollten, daß wirklich niemand mehr ihre "offizielle" Version auch nur mit der Kneifzange anfassen will, gibt's doch (und teilweise genau aus solchen Gründen) schon genügend "unabhängige" Verwandte, die im Prinzip genau dasselbe in grün machen.

Persönlich ist das "Verbessern" von Spielercharakteren für mich einfach etwas, das i-wie gewohnheitsmäßig dazugehört und auch nicht hinter irgendwelche Superspezialanforderungen weggeschlossen werden sollte. Andererseits ist die große Heldenreise vom Tellerwäscher zum Titanen für mich auch schon lange kein so großartig lohnender Selbstzweck mehr, daß ich ihn mir von den Regeln ausdrücklich aufzwingen lassen möchte, egal, ob ich überhaupt in Stimmung dafür bin oder nicht. Manchmal will ich einfach einen kompetenten Charakter spielen, der im Lauf seiner Karriere ruhig immer noch mal ein Stück kompetenter werden darf, aber deswegen nicht automatisch gleich drei komplette Ligen eine nach der anderen hinter sich läßt...
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 28.09.2023 | 13:49
Ingenieure? Echt jetzt? Deshalb sehen die Firmen auch zu, dass sie die Leute über 50 so langsam loswerden? >;D

Nein, ich fürchte, AlucartDante hat da schon nicht unrecht.

Körperlich geht es sehr früh bergab - ab Anfang 30 lässt die Geschwindigkeit nach, ab Ende 30 auch alles andere, und ab 50 bist du im besten Fall noch "ganz gut für dein Alter".

Auch das Sehvermögen fängt ab 40 an zu leiden (gerade in Settings relevant, in denen es keine Sehhilfen gibt, gell? ;)), was sich dann beispielsweise auf Diebesskills, Feinmotorik, Fernkampf etc. auswirkt.

Und geistig kommt es ein wenig auf die Disziplin an. Wenn du immer noch mit dem Wissen von vor 30-40 Jahren glänzen kannst, okay - dann schlägst du den Jungspund mit soliden Grundlagen plus Erfahrung. Aber wenn du in einer Disziplin bist, wo man sich auch mal den neuen Entwicklungen anpassen muss, geht dem älteren Kollegen meist irgendwann die Luft aus - er versucht dann gerne, die Probleme mit heute mit den Methoden von damals zu lösen. Im Zweifel müsste man hier nach Genre argumentieren - bei Settings mit seit 50 Jahren unverändertem Know-How (insb. Fantasy) mag das kein Problem sein, aber bei modernen Settings ist der 80-Jährige Superhacker aus gutem Grund kein Standard-Trope. Und der alte, geniale Erfinder à la Doc Brown ist leider eher eine fiktive Figur als etwas, was man IRL häufiger antrifft...

Da ist durchaus so einiges dran, aber ich kannte gerade im Handwerk (Schreiner, Offsetdrucker, Bäcker) das Phänomen: der 60jährige schlägt auch die 40jährigen, jedes Mal.
Das Klischee vom alten Sack, der ab einer gewissen Phase ums Verrecken nicht mehr dazulernen will, das gibst natürlich auch, aber das ist ein individueller Charakterfehler. Ich kannte zu viele alte Leute, die bis zum Ende bereit waren, was Neues zu lernen, und deren Vorsprung kannst du einfach nicht einholen.

Klar gibt es Phänomene wie Altersstarrsinn, aber dafür gibt es im Gegenzug in der Jugendzeit absoluten Größenwahn und Selbstüberschätzung, das gleicht sich aus.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Zanji123 am 28.09.2023 | 13:55
Naja fürs gut steuern musst du dich aber auskennen und je größer die Spanne, desto genauer musst du austarieren. Bei DSA hat der Held dann auf der 2. Stufe 33 statt 30 Lebenspunkte, das sind 10%. Bei DnD 10 statt 6, das sind 50+%

Und was den Start angeht gibt es halt Normen. Du kannst DSA ja auch unter Stufe 1 anfangen und Shadowrun nicht auf Shadowrunner Niveau. Bei DnD sind Level 1 Charaktere ja auch stärker als normale Menschen. Aber die Verbesserung ist einfach extrem.


*hust* DSA 4.1 erlaubt übermächtige Charaktere schon nach Generierung *hust* musst nur wissen wie du die Regeln ausnutzen kannst und du hast RAW einen Geweihten der was weis ich alles rausballern kann *hust*

:-P ist jetzt evtl. in DSA5 anders


Generell gehört für mich das "verbessern" des Charakters auch irgendwie dazu.

In DSA generierten wir unsere Helden aber nicht auf dem GP Minimum sondern hauten etwas drauf da die Charaktere schon etwas erfahrener sein sollten (oder du dich dann mit Nachteilen zupflastern musstest)

Shadowrun: da ebenfalls ... also "lokal bekannte Runner" die hin und wieder mal kleine Aufträge hatten

Schatten des Dämonenfürsten (bzw. für mich jedes RPG mit "Level"): irgendwie Sonderfall  da ich hier Level mit Alter nicht umbedingt gleichsetzen kann. Eine Stadtwache wird weiterhin Stufe 1 sein (max 2) wenn die nur hin und wieder mal einem Dieben einen auf die Finger gibt... ob der jetzt 30 Jahre oder 17 Jahre ist, Stufe 5 ist dann schon ein erfahrener Oberhauptmann gedöns der entweder sehr jung ausgebildet worden ist oder "learning by doing" und halt älter ist.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Boba Fett am 28.09.2023 | 14:01
Ich stelle mir die Frage ob das Pflegen und Leveln eines Charaktere überhaupt noch den Zeitgeist trifft.
...
Wie schaut eure Meinung aus?

Meine Meinung ist, dass mein Geschmack inzwischen immer weniger vom Zeitgeist getroffen wird...

Ganz allgemein scheint progressionsbasierende Charakterentwicklung im Rollenspiel immer noch angesagt werden,
denn was gibt es denn groß an wirklich erfolgreichen Alternativen?
Und welche alternativen Konzepte, dass man innerhalb eines Kompetenzrahmens (nennen wir das mal "Powerlevel") spielt, sich da innerhalb weiterentwickeln kann, ohne ständig besser zu werden. Es gibt kein Rollenspiel, das sagt: Du fängst an als X im Powerlevel n, und im Verlauf der erspielten Story kannst Du zu YZABC weiterentwickeln, ohne n jemals zu verlassen. Also kein: Du bist Straßenpolizist, kannst gut laufen, und als Cop im Auto lernst Du das Autofahren, aber die "zu Fuß Verfolgung" baut sich dank es Autos und der Donuts immer mehr ab... Oder der Wissenschaftler, der als vergeistigte Theoriesprudelquelle anfängt, aber durch die Abenteuer Kontakt mit Realität bekommt, dadurch "überlebensfähiger" wird, aber auch durch zB eines dazugewonnenen sozialen Leben and Kreativität verliert.
Und ja das sind alles Stereotype, na und? Es geht um das "Umstrukturierung ohne Erweiterung" Konzept. Sozusagen das "Ich baue mein Lego Set immer wieder um, aber die Anzahl der verfügbaren Steine bleibt in Anzahl gleich groß" anstatt "ich nörgel solange rum, bis ich immer wieder ein neues Legoset bekomme, bis mein Zimmer so vollgebaut ist, dass ich keinen Platz zum spielen mehr habe"...
Aber das gibt es ja nicht.

Witzig ist, dass das prägende Medium Mercer eigentlich sehr storyorientiert gespielt (geleitet) hat, ohne dass es da um Powerlevel, Kompetenz-Zugewinn und dergleich gehen würde. Da standen eher charakterliche Entwicklungen und Veränderungen des Charakteres in der Spielwelt im Vordergrund.
Blöd nur, dass das Rollenspiel (der Wahl) sowas zwar zulässt, aber in keinster Weise reguliert.

Statt dessen bauen alle 5e 3rd Party Zombies jetzt ihr eigenes 5e - weil man da so schön Progression bekommt. Belohnungssystem - Kinder, wer will Schokolade?
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: unicum am 28.09.2023 | 14:08
Ingenieure? Echt jetzt? Deshalb sehen die Firmen auch zu, dass sie die Leute über 50 so langsam loswerden? >;D

In welchen Firmen arbeitest du denn?

Also bei uns heits es lebenslanges lernen, Weiterbildung etc. und ja wenn ich mich heute mit meinem Alter Ego um die 20 vergleiche dann sag ich zwar das ich damals körperlich deutlich Fitter war aber mir auch vieles an Wissen gefehlt hat und solange ich schneller neues aufnehmen als altes vergesse ist alles im grünen bereich. Und wenn ich damals etwas selbst durch die Firma geschleppt hätte weis ich heute wo die passenden Hilfsmittel stehen ;)

Ich könnte jezt noch zusätzlich das Wort "Fachkräftemangel" in den Raum werfen und die Sache das ich, als ich bei den Photovoltzarikanbietern die bei mir im Haus waren erwähnte das ich im weitesten Sinne Elektronigenieur bin mir sofort eine Stelle angeboten wurde.

 :btt:

ps: ich bin auch schon 50+
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Skaeg am 28.09.2023 | 14:12
Und der alte, geniale Erfinder à la Doc Brown ist leider eher eine fiktive Figur als etwas, was man IRL häufiger antrifft...
Der junge, geniale Wissenschaftler à la Sheldon allerdings auch. Nobelpreisgewinner in naturwissenschaftlichen Disziplinen sind durchschnittlich so Mitte 50 und haben ihre preiswürdigen Forschungen so ~10 Jahre davor durchgeführt.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Weltengeist am 28.09.2023 | 14:47
Ich glaube es ist auch ein Tanelornüberalterungsthema: Je jünger man ist, desto stärker will man die Progression. Im mittleren Alter werden andere Dinge spannener. Wie ist das im Rentenalter? Findet man dann die Progression lächerlich oder braucht man das umso mehr, um vom eigenen Sterben abzulenken?

Ich hoffe mal, dass zumindest meine Vorliebe nichts mit der eigenen nachlassenden Leistungsfähigkeit zu tun hat ;D.

Meine Hauptgründe sind eher (1) Glaubwürdigkeit, einfach weil IRL niemand solche Kompetenzzuwächse in zwei Wochen hinlegt, und (2) Bequemlichkeit, weil ich (zumindest beim Spielleiten) ein bestimmtes Wohlfühlkompetenzlevel habe und es nicht mag, wenn die einzig relevanten Gegner uralte Drachen und Erzdämonen sind.

Der junge, geniale Wissenschaftler à la Sheldon allerdings auch. Nobelpreisgewinner in naturwissenschaftlichen Disziplinen sind durchschnittlich so Mitte 50 und haben ihre preiswürdigen Forschungen so ~10 Jahre davor durchgeführt.

Point taken, allerdings gibt es zumindest den einen oder anderen Sheldon sehr wohl (zumal der glaube ich in der Serie trotz seines Babyface auch keine 20 mehr sein soll, der ist immerhin schon fertig promoviert). Und zumindest in meinem Bereich (Informatik) kenne ich Leute, die mit Anfang 20 echt relevante Durchbrüche geschafft haben, aber mir will niemand einfallen, dem das gleiche noch mit 60 oder gar 70 gelungen ist.

Der Peak ist aber nach meiner Erfahrung typischerweise in den 30ern (außer du brauchst sauteures Equipment, dann vielleicht etwas höher). Was zumindest grob zur Ausgangsthese von AlucartDante passt.

Da ist durchaus so einiges dran, aber ich kannte gerade im Handwerk (Schreiner, Offsetdrucker, Bäcker) das Phänomen: der 60jährige schlägt auch die 40jährigen, jedes Mal.

Okay, beim Handwerk gebe ich dir recht, da halte ich das auch für plausibel, weil da genau das greift, was ich oben geschrieben habe: Wenn sich das Handwerk selbst nicht allzu krass ändert, kannst du als Älterer durch Erfahrung gewinnen.

Zitat
Das Klischee vom alten Sack, der ab einer gewissen Phase ums Verrecken nicht mehr dazulernen will, das gibst natürlich auch, aber das ist ein individueller Charakterfehler. Ich kannte zu viele alte Leute, die bis zum Ende bereit waren, was Neues zu lernen, und deren Vorsprung kannst du einfach nicht einholen.

Klar gibt es Phänomene wie Altersstarrsinn, aber dafür gibt es im Gegenzug in der Jugendzeit absoluten Größenwahn und Selbstüberschätzung, das gleicht sich aus.

Ich glaube, mit "Altersstarrsinn" tust du ihnen unrecht. Nach meiner Erfahrung geht es meist eher um "nicht können" als um "nicht wollen". Die Plastizität des Gehirns ist bei vielen irgendwann einfach nicht mehr gegeben, und der Rückzug auf "wir machen es so wie früher" ist eher eine Form von Notwehr als eine Form von bösem Willen.

(Ich weiß, ich weiß, alles irgendwie off-topic, aber das Thema interessiert mich halt... ;))
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Alexandro am 28.09.2023 | 14:49
Ich bevorzuge mittlerweile Systeme mit wenig oder keiner Verbesserung, wo sich Charaktere dadurch entwickeln was IM SPIEL passiert, nicht durch das was die Spieler sich zwischen den Spielsitzungen so zusammenklicken. Auswählen und Abwägen von Feats/Talenten/Edges ist mittlerweile etwas, was mir keine Freude mehr bringt und was ich nicht als essentiell für das Spiel ansehe (eher ein Relikt aus der Zeit, als ich tendenziell zuviel Zeit hatte),

IdR sind das aber auch Systeme, bei denen die Charaktere schon recht kompetent anfangen.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Megavolt am 28.09.2023 | 14:58
Es gibt so im Dunstkreis des Sword & Sorcery ja auch den Ansatz, dass sich die Figur gar nicht selbst verbessert, sondern dass sie ihre Progression durch Ausrüstung enthält. Auch ein schöner Clou, wie ich finde, bzw. eine Variante, die gut funktioniert und viele Probleme löst.

Conan kriegt irgendwann keine zusätzlichen Muskeln mehr, aber er findet ein krasses Schwert im verfluchten Grabmal.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Last Ronin am 28.09.2023 | 15:09
Ja, in der allerersten Geschichte. Und danach?
Mal abgesehen davon, dass Conan das miserabelste aller Beispiele für Charakterprogression ist.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Weltengeist am 28.09.2023 | 15:12
Ja, in der allerersten Geschichte. Und danach?
Mal abgesehen davon, dass Conan das miserabelste aller Beispiele für Charakterprogression ist.

Wieso? Er ist das das Idealbeispiel für das, was Megavolt und andere hier meinten: Er ist schon in der ersten Story kompetent und muss daher nicht in jeder zweiten Geschichte drei neue Zauber oder zwei neue Superkräfte bekommen.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: unicum am 28.09.2023 | 15:13
Ich glaube, mit "Altersstarrsinn" tust du ihnen unrecht. Nach meiner Erfahrung geht es meist eher um "nicht können" als um "nicht wollen". Die Plastizität des Gehirns ist bei vielen irgendwann einfach nicht mehr gegeben, und der Rückzug auf "wir machen es so wie früher" ist eher eine Form von Notwehr als eine Form von bösem Willen.

(Ich weiß, ich weiß, alles irgendwie off-topic, aber das Thema interessiert mich halt... ;))

Ich klink mich mal hier ein und mach wieder etwas mehr "on-Topic" will sagen:

Ich kenne durchaus ältere Spieler die sagen "Ich möchte nicht nochmal ein neues Regelwerk lernen, ich bin zufrieden mit dem was ich da habe."
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: unicum am 28.09.2023 | 15:18
Ich glaub eher dass das Steigern nicht so das nicht-zeitgemäse ist sondern vieleicht eher das nicht mehr von ganz unten starten,... will sagen das man eben nicht auf Level 1 anfängt. Die krassesten Brüche passieren ja oft eher im niederen Levelbereich. Oft genug sind die Systeme ja alles andere als Linear was die Macht der Figuren in abhänigkeit der Punkte/Level/wasauchimmer ist.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Maarzan am 28.09.2023 | 15:22
Zeitgeist könnte schon passen: Wollen ja auch so einige Umweltmanager werden, aber kaum jemand Umwelttechniker ... .
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Weltengeist am 28.09.2023 | 15:26
Was übrigens eher "zeitgemäß" (im Sinne von: Mainstream) zu sein scheint: Man hat zwar nicht mehr so viel Zeit (wie AlucartDante ja auch schreibt), steigert aber trotzdem gerne und dafür umso schneller. Ich kann mich jedenfalls von früher - also so ganz früher, bin ja auch ein alter Sack - nicht erinnern, dass es eine Vorgabe aus der Preisklasse "alle zwei Sitzungen eine Stufe aufsteigen lassen" gab. Die sehe ich aber heutzutage in immer mehr Regelwerken, und der Platzhirsch D&D marschiert da mit seinen Regel- und Abenteuerbänden ganz vorneweg.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Megavolt am 28.09.2023 | 15:30
Wir haben hier auch eine bizarre sprachliche bzw. theoretische Unschärfe, die sich daraus ergibt, dass "Figurenprogression A" BEI WEITEM nicht das Gleiche ist wie "Figurenprogression B". Das ist ein unendliches Feld mit sehr vielen Betrachtungswinkeln, Ergebnissen und Varianten und insgesamt eine ziemliche Wissenschaft für sich.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Arldwulf am 28.09.2023 | 15:32
Generell sollte im Laufe einer Kampagne Abwechslung und Charakterentwicklung vorhanden sein, und natürlich ist eine Verbesserung dabei ein sinnvolles Stilmittel um auch einem (zuvor nicht erreichbaren) Ziel zuzustreben.

Aber das trifft halt erstmal keine Aussage über die Größe der Schritte. Generell mag ich inzwischen ein langsameres Kampagnenpacing und dementsprechend kleinere Schritte. Zu schneller und zu leicht erreichbarer Fortschritt in den Fähigkeiten der Charaktere erschwert das erschaffen einer konsistenten Geschichte aus meiner Sicht.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 28.09.2023 | 15:32
Ich muss übrigens sagen: als ich jung war, wollte ich gerne die voll kompetenten alten Veteranen-SC spielen, und heute im Alter bevorzuge ich völlig ahnungslose und rumdilettierende ahnungslose Frischlings-Charaktere.
Ich nehme mal an, dass ich mich damit auf eine eventuell mal einsetzende Demenz vorbereiten will  ~;P
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Weltengeist am 28.09.2023 | 15:38
Ich muss übrigens sagen: als ich jung war, wollte ich gerne die voll kompetenten alten Veteranen-SC spielen, und heute im Alter bevorzuge ich völlig ahnungslose und rumdilettierende ahnungslose Frischlings-Charaktere.
Ich nehme mal an, dass ich mich damit auf eine eventuell mal einsetzende Demenz vorbereiten will  ~;P

Hmmm, ich habe das für mich ja eigentlich immer unter "ich will ja nicht ausgerechnet das spielen, was ich eh schon bin" verbucht, aber das wäre natürlich auch eine mögliche Erklärung... :think:
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Megavolt am 28.09.2023 | 15:40
Diese abgeschmackte Idee ist sowas von 2022: Das Steigern von Figuren komplett freigeben? (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,123573.0.html)
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 28.09.2023 | 15:50
Diese abgeschmackte Idee ist sowas von 2022: Das Steigern von Figuren komplett freigeben? (https://www.tanelorn.net/index.php/topic,123573.0.html)

Aber die ist immer noch richtig gut!  :d
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Raven Nash am 28.09.2023 | 15:55
Körperlich geht es sehr früh bergab - ab Anfang 30 lässt die Geschwindigkeit nach, ab Ende 30 auch alles andere, und ab 50 bist du im besten Fall noch "ganz gut für dein Alter".
Eigentlich nur bei denen, die das "erwartete Leben" leben. Sprich: Karriere, Kinder, Ende. Klar, da bleibt auch kaum Zeit für anderes - wenn man noch Zeit für den Rest dessen haben will, was so erwartet wird. Geistig ausgebrannt vom Dauerstress, körperlich erledigt weil kaum Bewegung.

Ich kenn aber auch genug Gegenbeispiele. Den mittlerweile 60jährigen Vereinskollegen, der an Schnelligkeit und Ausdauer alles schlägt, was so an Studenten & Co kommt. Den 80jährigen Rentner, der bis vor Covid noch mit dem Rennrad die Mendel raufgefahren ist.
Und ich kenne die 12jährigen, die keine Rolle vorwärts hinkriegen, und die 15jährigen, die keine einzige korrekte Liegestütz schaffen - und deren Horizont bei TikTok aufhört.

 :btt:
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Last Ronin am 28.09.2023 | 16:10
Wieso? Er ist das das Idealbeispiel für das, was Megavolt und andere hier meinten: Er ist schon in der ersten Story kompetent und muss daher nicht in jeder zweiten Geschichte drei neue Zauber oder zwei neue Superkräfte bekommen.

Jo, aber das Beispiel war halt von da her falsch, weil er implizierte Conans Progression sei nicht durch Wertesteigerung sondern durch neue, mächtigere Ausrüstung vonstatten gegangen. Das tut sie nicht. Gar nicht.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Megavolt am 28.09.2023 | 16:12
Eigentlich nur bei denen, die das "erwartete Leben" leben. Sprich: Karriere, Kinder, Ende. Klar, da bleibt auch kaum Zeit für anderes - wenn man noch Zeit für den Rest dessen haben will, was so erwartet wird. Geistig ausgebrannt vom Dauerstress, körperlich erledigt weil kaum Bewegung.

Ich kenn aber auch genug Gegenbeispiele. Den mittlerweile 60jährigen Vereinskollegen, der an Schnelligkeit und Ausdauer alles schlägt, was so an Studenten & Co kommt. Den 80jährigen Rentner, der bis vor Covid noch mit dem Rennrad die Mendel raufgefahren ist.
Und ich kenne die 12jährigen, die keine Rolle vorwärts hinkriegen, und die 15jährigen, die keine einzige korrekte Liegestütz schaffen - und deren Horizont bei TikTok aufhört.

Zum Glück sprichst du von Rollenspielfiguren, gell?  ~;D
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Skaeg am 28.09.2023 | 16:22
Ich muss übrigens sagen: als ich jung war, wollte ich gerne die voll kompetenten alten Veteranen-SC spielen, und heute im Alter bevorzuge ich völlig ahnungslose und rumdilettierende ahnungslose Frischlings-Charaktere.
Das ist meiner Beobachtung nach ein relativ verbreitetes Phänomen.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Skaeg am 28.09.2023 | 16:27
Eigentlich nur bei denen, die das "erwartete Leben" leben. Sprich: Karriere, Kinder, Ende. Klar, da bleibt auch kaum Zeit für anderes - wenn man noch Zeit für den Rest dessen haben will, was so erwartet wird. Geistig ausgebrannt vom Dauerstress, körperlich erledigt weil kaum Bewegung.

Ich kenn aber auch genug Gegenbeispiele. Den mittlerweile 60jährigen Vereinskollegen, der an Schnelligkeit und Ausdauer alles schlägt, was so an Studenten & Co kommt. Den 80jährigen Rentner, der bis vor Covid noch mit dem Rennrad die Mendel raufgefahren ist.
Und ich kenne die 12jährigen, die keine Rolle vorwärts hinkriegen, und die 15jährigen, die keine einzige korrekte Liegestütz schaffen - und deren Horizont bei TikTok aufhört.
Das ist übrigens ein ganz wichtiger allgemeiner Punkt, gerade im Rollenspiel: Charaktere sind Individuen, keine Repräsentationen eines demographischen Durchschnitts. Von daher sehe ich gar kein Problem damit, auch 60-jährige Recken herumlaufen zu lassen.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Boba Fett am 28.09.2023 | 16:34
Ich muss übrigens sagen: als ich jung war, wollte ich gerne die voll kompetenten alten Veteranen-SC spielen, und heute im Alter bevorzuge ich völlig ahnungslose und rumdilettierende ahnungslose Frischlings-Charaktere.

Echt, geht mir nicht so... Also der erste Teil schon, beim zweiten Teil muss ich sagen:
Nix gegen Dilettanten. Aber eben keine Frischlings-Noobs, die dann ihren Powerlevel-Berg erklimmen.
Wenn Du mir eine Zombie-Invasion gibst, spiele ich Dir gern den inkompetentesten Typen, der nichts (aber auch gar nichts auf die Reihe bringt).
Sozusagen "voll verskillt" - schwächlichen Floristen mit Dioptrin 23. Oder Oma Meta mit Rollator und Asthmaspray.
Aber der bleibt dann auch so. Und wenn der Reiz weg ist, den zu spielen, wird er halt Zombiefutter (und wird noch ein Lacher, wenn er als Zombie NSC wiederkommt und herumstümpert - und wenn das lame wird, wird er halt weggemacht).

Die Heldenreise löst bei mir inzwischen nur noch Allergien aus.

(und nicht mißverstehen, ich spiele auch sehr gerne Kompetenzbonzen und tüftle taktisch. Es muss halt ins Setting und in die Kampagne passen...)
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: nobody@home am 28.09.2023 | 17:04
Jo, aber das Beispiel war halt von da her falsch, weil er implizierte Conans Progression sei nicht durch Wertesteigerung sondern durch neue, mächtigere Ausrüstung vonstatten gegangen. Das tut sie nicht. Gar nicht.

Conans "Progression" ist in gewisser Hinsicht eigentlich mehr sozialer Natur. Fängt als weitgehend unbeleckter Barbar an, wird mit Kennenlernen der Zivilisation erst mal zum Dieb und Glücksritter, und entwickelt sich dann im Lauf der Zeit über den zunehmend berühmt-berüchtigten Banden-, Piraten-, und Söldnerführer Conan/Amra/wie-ihn-die-Leute-sonst-noch-gekannt-haben-mögen zum König von Aquilonien von eigener Hand.

Dabei macht aber weder seine Ausrüstung großartige Sprünge (er nimmt halt, was er kriegen kann, und supermagische Waffen und ähnliches kommen in seiner Welt eh so gut wie nicht vor), noch wird er vom einfachen Miliztölpel zum Superkrieger -- ein gefährlicher Gegner im Kampf ist und bleibt er eigentlich immer schon.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 28.09.2023 | 17:06
Das ist meiner Beobachtung nach ein relativ verbreitetes Phänomen.

Verdammt, ich bin Mainstream...  :o
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Megavolt am 28.09.2023 | 17:07
Und ich dachte, du wärst cool!

Das ist jetzt endgültig vorbei.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: KWÜTEG GRÄÜWÖLF am 28.09.2023 | 17:15
Jetzt trau ich mich nie wieder ins Forum  :,,( :,,( :,,( :,,( :,,(

Übrigens gehts mir beim Spielen relativ unerfahrener Figuren nicht um das Abwickeln der Heldenreise. Sondern einfach darum, jemanden zu spielen, der mit einer ungewohnten Situation klarkommen muss, mit der er erst einmal überfordert ist. Das muss er nicht unbedingt gut lösen.

Hmm, ich spiele damit quasi meinen persönlichen Dauerzustand und modus operandi aus   ^-^
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Kurna am 28.09.2023 | 17:37
Und wenn du dann doch mal einen Superheld spielst, ist nur dein Versuch einen unerfahrenen Charakter zu spielen, nicht so gut gelöst worden?  ~;D
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Prisma am 28.09.2023 | 17:45
Mal abgesehen von der Möglichkeit nur Oneshots zu spielen, oder zu sowas wie Classic Traveller zu greifen: Wenn die Gruppe keine Lust hat auf Charakterprogression könnte man sich auch einfach auf eine Stufe oder einen Kompetenzgrad einigen und nur auf diesem Niveau spielen. Das ist mit jedem Rollenspiel möglich.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Arldwulf am 28.09.2023 | 17:46
Das Grundszenario der Heldenreise ist ja auch "es gibt eine Bedrohung der man am Anfang noch nicht gewachsen ist, später aber schon".

Und wenn man darüber nachdenkt gibt es durchaus auch andere Möglichkeiten Geschichten in diesem Szenario zu erzählen ohne das der Protagonist deshalb an Fertigkeiten etwas dazu gewinnt. Der Fortschritt können auch andere Dinge sein, insbesondere Kampagnenfortschritt im Sinne von politischer Macht, Verbindungen oder ermittelten Geheimnissen.

All diese Dinge machen Charaktere natürlich dennoch mächtiger - aber anders. Und auch in klassischen Abenteuern ist das eine gute Ergänzung.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Raven Nash am 28.09.2023 | 18:06
Die Frage ist ja auch: Was nützt ihnen ihre Kompetenz/Macht wirklich?

Wenn der Krieger einen Drachen einhändig aufs Kreuz legen kann, mag das toll sein - aber kann er auch das Dorf, in dem seine Familie lebt, vor eben jenem Drachen beschützen? Was tut er, wenn der Drache ihm gepflegt was sch*ißt und sich gar nicht zum Kampf stellt, sondern mal eben mit Feueratem über das Dorf segelt?

Was nützt dem Magier sein  Feuerball, wenn es zum Aufstand in der Stadt kommt - und sein ach-so-toller Zauber eben diese in Brand setzt? Mitsamt hunderter Unschuldiger?

IMHO geht man zu gern von der direkten Konfrontation aus. Da fegen hochstufige SCs halt alles weg. Aber was, wenn sie Möglichkeit gar nicht kriegen, oder sie sich erst irgendwie erarbeiten müssen?
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: nobody@home am 28.09.2023 | 18:12
Mein persönliches Lieblingsaufstiegssystem ist nebenbei (manche wird's nicht gerade vor Überraschung vom Stuhl werfen ~;D) nach wie vor das von Fate Core. Nicht nur, weil das Tempo der reinen Weiterentwicklung nach oben (eher etwas gemächlich, aber recht konstant) meinem Geschmack recht gut entspricht, sondern vor allem auch, weil es großzügig mit Gelegenheiten umgeht, den SC völlig unter Kontrolle seines Spielers durch schlichtes Austauschen von Charakterelementen in sich zu verändern, ohne daß dabei sein "Gesamtmachtniveau" gleich wieder netto ansteigt oder fällt. Wenn ich also beispielsweise meine, daß mein eiskalter Pistolero vielleicht in Zukunft etwas weniger schießwütig daherkommen und dafür einen Hauch mehr Charme versprühen sollte -- kein Problem, zwei Fertigkeitswerte sind beispielsweise recht leicht mal vertauscht.

Außerdem gehört Fate nicht zu den Systemen mit reichlich offiziellen Charakteroptionen, die "Anfängern" dann ausdrücklich verschlossen bleiben. Ich fange im Gegenteil schon recht kompetent -- wenn auch nicht gerade alleskönnerisch -- an und habe dann viel Freiheit, mir selbst zu überlegen, wo die Reise als nächstes hingehen soll, denn von den Designern vorprogrammierte Ziele zum eigens Hinterhergeiern sind eher Fehlanzeige.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Arldwulf am 28.09.2023 | 18:17
@RavenNash Und irgendwo sind solche Überlegungen halt durchaus auch eine Antwort auf die Frage nach dem Zeitgeist. Heutige Geschichten sind tendenziell komplexer als frühere Varianten, berücksichtigen mehr Nuancen in der Spielwelt und Folgen der Spielerhandlungen.

Das führt dann zu einer stärkeren Betonung alternativer Belohnungen, Herangehensweisen und Bedrohungsszenarien sowie Betrachtung der Konsequenzen.

Zumindest in der Tendenz. Gibt ja durchaus auch Gegenbewegungen welche das Spiel dann wieder etwas mehr auf klassische Storyfortschritte fokussieren und damit viel Erfolg haben.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Maarzan am 28.09.2023 | 18:19
Die Frage ist ja auch: Was nützt ihnen ihre Kompetenz/Macht wirklich?

Wenn der Krieger einen Drachen einhändig aufs Kreuz legen kann, mag das toll sein - aber kann er auch das Dorf, in dem seine Familie lebt, vor eben jenem Drachen beschützen? Was tut er, wenn der Drache ihm gepflegt was sch*ißt und sich gar nicht zum Kampf stellt, sondern mal eben mit Feueratem über das Dorf segelt?

Was nützt dem Magier sein  Feuerball, wenn es zum Aufstand in der Stadt kommt - und sein ach-so-toller Zauber eben diese in Brand setzt? Mitsamt hunderter Unschuldiger?

IMHO geht man zu gern von der direkten Konfrontation aus. Da fegen hochstufige SCs halt alles weg. Aber was, wenn sie Möglichkeit gar nicht kriegen, oder sie sich erst irgendwie erarbeiten müssen?

Teil von Verbessern ist ja auch etwas Neues zu lernen. Da lernt der Krieger irgendwann auch andere auszubilden, da lernt der ehemals einäscherungsfreudige Magier neben neuen Zauber ggf auch die sozialen Tricks um den Merlin zu geben etc. .
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Weltengeist am 28.09.2023 | 19:53
@RavenNash Und irgendwo sind solche Überlegungen halt durchaus auch eine Antwort auf die Frage nach dem Zeitgeist. Heutige Geschichten sind tendenziell komplexer als frühere Varianten, berücksichtigen mehr Nuancen in der Spielwelt und Folgen der Spielerhandlungen.

Reden wir hier immer noch von Rollenspielabenteuern? Kann ich so nämlich eigentlich gar nicht bestätigen...
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Tudor the Traveller am 28.09.2023 | 20:29
Die Frage ist ja auch: Was nützt ihnen ihre Kompetenz/Macht wirklich?

[...]

IMHO geht man zu gern von der direkten Konfrontation aus. Da fegen hochstufige SCs halt alles weg. Aber was, wenn sie Möglichkeit gar nicht kriegen, oder sie sich erst irgendwie erarbeiten müssen?

1. Es nützt, weil sie ohne das ja erstmal gar nicht viel tun könnten. So öffnet es Optionen  wie eben die direkte Konfrontation.

2. Es ist imo Teil des Spiels, die Stärken der Helden zum Tragen zu bringen, indem man sich die Möglichkeit erarbeitet. Gerade Magie bietet ja viele Optionen abseits des direkten Kampfes. Und die Gruppe gewinnt ja auch auf dem sozialen Sektor zunehmend Macht, entweder unmittelbar durch Fertigkeitswerte oder mittelbar durch Reputation und Netzwerk.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: YY am 28.09.2023 | 20:44
In den Runden wo es um eine sehr lange Kampagne geht sehe ich schneller Leute schwächeln als den in kurzen knappen Abenteuer von 4 bis 6 Abende.

Schwächeln die dann auch in absoluten Sitzungen früher oder "nur" relativ in dem Sinne, dass sie eben die viel längere Kampagne nicht zu Ende spielen?
Ersteres fände ich kurios.

1. man fängt bereits als Profi an und nicht als Bauernjunge.
2. Die Progression ist gering und verändert nicht plötzlich das Spielgefüge.

So ist es mir auch am liebsten und das ist eine der großen Konstanten bei meinen Spielvorlieben.

Wenn Progression das Spiel massiv verändert, spiele ich eben schnell gar nicht mehr das, was ich mir anfangs ausgesucht habe - also sowohl in Sachen Figur als auch in Sachen Spielinhalt.
Dass ich auf dieses andere (teils recht unangekündigt aufkommende) Spiel auch Bock habe oder just in dem Moment entwickle, wo diese Veränderung spielmechanisch zwingend ansteht, ist zwar denkbar, bisher aber noch nicht passiert.

Da habe ich lieber selbst die Wahl, wann ich das ursprünglich ausgewählte Spiel über habe und was Neues anfange, wo ich dann wieder den ganzen Rahmen selbst setzen kann.

Nerd sein ist cool geworden, aber das Nerdigkeitslevel von Rollenspielen hat sich auf ein Maß des Mainstreams eingestellt.

So tun, als wäre man Nerd, ist also cool geworden :P

Ich denke, der Zeitgeist geht - nicht erst seit vorgestern, sondern schon locker 10 Jahre - vor allem in die Richtung simplerer, überschaubarer Systeme. Da war vielleicht 5E nicht unbedingt der Vorreiter, aber man hat wohl im Hause Wizards sehr wohl gerochen wo der Wind hinweht, und das eben mit der 5E voll umgesetzt.

So wie beim berühmten größten Trick des Teufels ist es mMn die große Leistung der 5e, erfolgreich Überschaubarkeit vorzugaukeln.

Freilich, der Einstieg für Spieler ist erst mal leicht, aber mittlerweile ist das ein absurder Riesenwust an Zeug.
Wie viele Klassen, Zauber, Feats hat die 5e im "Grundbetrieb", d.h. mit reinem WotC-Kram?
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Feuersänger am 28.09.2023 | 21:30
OK zugegeben, ich verfolge 5E schon seit Jahren nicht mehr so wirklich. Aber ist es denn wirklich so ein "absurder Riesenwust"? Bei dem einen Buch, das WotC alle halbe Jahre mal rausbringt? Klar, die UA darf man nicht alle für bare Münze nehmen. Wenn die Liste auf Wikipedia korrekt ist, reden wir hier von acht, in Zahlen 8 Splatbooks, die in der ganzen 5E erschienen sind, dazu kommen noch Campaign Settings. Im Vergleich zu dem wirklich absurden Riesenwust, der sich so für 3.5 und PF1 angesammelt hat, ist die Auswahl in 5E doch wie Computerladen in der DDR.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Weltengeist am 28.09.2023 | 21:34
So tun, als wäre man Nerd, ist also cool geworden :P

Nee, man hat die Bedeutung des Wortes "Nerd" einfach gründlich verändert. Heute reicht zum Nerdsein ja schon aus, ab und zu auf eine ComicCon zu gehen und eifrig die entsprechenden Serien, Games und Graphic Novels zu konsumieren (das Wörtchen Graphic ist dabei ganz wichtig, wir wollen ja nicht, dass man zum Nerdsein am Ende noch längere Texte lesen muss). Dabei bedeutete der Begriff einmal etwas ganz anderes...

(Vor ein paar Jahren hat jemand aus meiner Rollenspielgruppe - die weitgehend aus ganz normalen Zivilberufen besteht - einen "Nerdtest" im Internet ausgegraben. Haben wir spaßeshalber gemacht, und ich - Oldschool-Informatiker, der solche Dinge kann wie Assembler coden oder Platinen selbst herstellen - bin mit vernichtendem Abstand letzter geworden. Nerd zu sein bedeutet heute scheinbar, zu wissen, wie der Sidekick des Helden in dieser Anime-Serie mit richtigem Namen heißt. Nun ja.)

Irgendwie ertappe ich mich bei diesem Thread jetzt aber schon zum dritten Mal bei dem Gedanken "Ich werde echt alt". Seht es mir nach, ich merk's ja selbst... ;)
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: JS am 28.09.2023 | 21:58
Och, ich denke, daß wir gemäß Wiki-Einordnung eigentlich noch ganz gut dastehen und mehr sind als dämliche Anime-Sidekickkenner und Tiktok-Kreischen. Wir werden nicht alt, sondern nur coolässiger.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nerd
Ist aber ein Nebenschauplatz hier.
;)
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: YY am 28.09.2023 | 22:41
Im Vergleich zu dem wirklich absurden Riesenwust, der sich so für 3.5 und PF1 angesammelt hat, ist die Auswahl in 5E doch wie Computerladen in der DDR.

;D

Klar, im Vergleich mit dem Olympus Mons ist alles bei uns ein Hubbelchen...

Und ja, es ist ein bisschen Designphilosophiefrage. Ich bin ja eher der Meinung, es reichen z.B. drei Klassen und deren Mischformen plus ein bisschen Gestaltungsfreiheit, damit man alles weiter Gewünschte bauen kann.

5e dekliniert dagegen auch fluffseitig alles haarklein einzeln durch.
Kann man grundsätzlich so machen, aber bei einer mittleren zweistelligen Anzahl an SC-Rassen, einer jeweils knapp dreistelligen Zahl an Subklassen und Feats sowie über 500 Zaubern kann ich beim besten Willen nicht mehr von einem schlanken und übersichtlichen System sprechen.
Spätestens der SL wird davon erschlagen, wenn schon nicht die Spieler, die sich freilich jeder für sich nur ein kleines Teilchen rauspicken können.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Arkam am 28.09.2023 | 23:20
Hallo zusammen,

wenn ich Mal so über den Tellerrand schaue glaube ich schon das eine Charakterentwicklung dem Zeitgeist entspricht. Bei Computerrollenspielen ist der Aspekt Steigerung ja immer sehr wichtig. Bei Action Rollenspielen gibt es mit dem Endgame ja sogar ein Spiel nach der maximalen Steigerung das dann teilweise wieder ein anderes Steigerungssystem mit sich bringt.

Im Rollenspiel vermute ich das weniger Termine, die Gründe reichen von Alternativen, über Arbeit bis zur Familie, auf die Tendenz zu Einschränkungen in der Steigerung trifft. Diese Einschränkungen sind aus meiner Sicht ein Mal das mit häufigeren Spiel, geschätzt ein Mal die Woche gerechnet wird und neben den Ressourcen, also den nötigen Erfahrungspunkten, noch Geld und Zeit als zusätzliche Bremsen eingesetzt werden. Wenn es um Ausrüstung geht ist diese zum Teil nicht nur über den Preis sondern auch über verschiedene Verfügbarkeiten eingeschränkt.
Nach Regelwerken werden Steigerungen also eher selten so das nach Alternativen, Steigerungen nach so und so viel Abenden oder eben Systemen ohne Steigerungen gesucht wird.

Ich finde den Begriff der Charakterverwaltung sehr interessant. Denn Steigerungen sind ja nun nicht alles. Ich spiele derzeit mit einer Onlinerunde Paranoia. Das eigentliche Steigerungssystem man kann für feste Punktwerte Attribute und Fertigkeiten bis zu einem maximal Wert steigern sind einfach. Aber mit der sozialen Komponente, man kann eine höhere Sicherheitsstufe erreichen die einem soziale Glaubwürdigkeit und Zugriff auf bessere Ausrüstung ermöglicht, kann Ränge in minimal 2 verschiedenen Organisationen erreichen und sollte sich auch noch ein N etzwerk aus Kontakten und Gefallen aufbauen kann in Arbeit ausarten.
Ich mag den Hintergrund seit der deutschen Fassung von 1989 und habe zwar selten gespielt mich aber immer wieder Mal mit dem Hintergrund beschäftigt. Was man über 30 Jahre getan hat erscheint einem doch klar und logisch aber meine Spielenden benötigen da durchaus noch Unterstützung.
Ich will das demnächst auch bei Sachen versuchen die eigentlich ganz klar sein sollten. Aber ein Mal pro Monat spielen gegen 30+ Jahre ist einfach ist ohne Hilfen einfach nur unfair.

Gruß Jochen
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Arldwulf am 28.09.2023 | 23:26
Reden wir hier immer noch von Rollenspielabenteuern? Kann ich so nämlich eigentlich gar nicht bestätigen...

Nicht ausschließlich von Abenteuern.

Und sowas sind wie gesagt halt eher Tendenzen.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Herr Moin am 29.09.2023 | 00:01
Nee, man hat die Bedeutung des Wortes "Nerd" einfach gründlich verändert. Heute reicht zum Nerdsein ja schon aus, ab und zu auf eine ComicCon zu gehen und eifrig die entsprechenden Serien, Games und Graphic Novels zu konsumieren (das Wörtchen Graphic ist dabei ganz wichtig, wir wollen ja nicht, dass man zum Nerdsein am Ende noch längere Texte lesen muss). Dabei bedeutete der Begriff einmal etwas ganz anderes...

(Vor ein paar Jahren hat jemand aus meiner Rollenspielgruppe - die weitgehend aus ganz normalen Zivilberufen besteht - einen "Nerdtest" im Internet ausgegraben. Haben wir spaßeshalber gemacht, und ich - Oldschool-Informatiker, der solche Dinge kann wie Assembler coden oder Platinen selbst herstellen - bin mit vernichtendem Abstand letzter geworden. Nerd zu sein bedeutet heute scheinbar, zu wissen, wie der Sidekick des Helden in dieser Anime-Serie mit richtigem Namen heißt. Nun ja.)

Irgendwie ertappe ich mich bei diesem Thread jetzt aber schon zum dritten Mal bei dem Gedanken "Ich werde echt alt". Seht es mir nach, ich merk's ja selbst... ;)

Heutzutage sind für viele Leute Begriffe wie Geek und Fanboy synonym für den Nerdbegriff. Mich nervt das auch total, wenn sich profane Comicfans als Nerds bezeichnen, wenn sie nicht zumindest beispielsweise eine Fachinformatikausbildung aufweisen. Aber ja: Sprache verändert sich und wenn es um subkulturelle Sprache einerseits und Lehnwörter - insbesondere Anglizismen - andererseits geht, wird es noch schwieriger.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: unicum am 29.09.2023 | 00:04
wenn ich Mal so über den Tellerrand schaue glaube ich schon das eine Charakterentwicklung dem Zeitgeist entspricht. Bei Computerrollenspielen ist der Aspekt Steigerung ja immer sehr wichtig.

Ja das sist sicher ein Aspekt den man beachten sollte. Mir fällt gerade kein C-Rollenspiel ein das ohne diesen Aspekt auskommt.

Und mir fällt noch etwas ein was mir persönlich das Verbessern meiner Figuren (wenn ich mal dazu komme zu spielen und nicht zu leiten) wichtig erscheinen lässt: ich hab in der Zeit zwischen den Spielsitzungen die Notwendigkeit mich damit zu beschäftigen was ich mit der Figur mache, und wenn ich schonmal dabei bin nehem ich mir auch die Zeit zu überlegen wie sie sich auch abseitz der Werte auf dem characterbogen weiterentwickeln soll.

Auf der anderen Seite nerft es mich aber auch etwas wenn dann Spieler diese "Hausaufgabe" nicht gemacht haben und das dann während oder vor dem Spiel erledigt wird, was von der Spielzeit abgeht.

Das wäre wieder ein Aspekt gegen das Verbessern von SC - das es einen Teil der Spielzeit wegfrisst die ohnehin schon geringer geworden ist.

Vieleicht ist das auch ein Aspekt des Zeitgeistes - das man so wenig zeit hat das jedes bisschen das davon weggeht einem auf den Geist geht.
Vieleicht sollte man mal ein Entschleunigtes Rollenspiel machen.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Klingenbrecher am 29.09.2023 | 07:08

Auf der anderen Seite nerft es mich aber auch etwas wenn dann Spieler diese "Hausaufgabe" nicht gemacht haben und das dann während oder vor dem Spiel erledigt wird, was von der Spielzeit abgeht.

Das wäre wieder ein Aspekt gegen das Verbessern von SC - das es einen Teil der Spielzeit wegfrisst die ohnehin schon geringer geworden ist.

Vieleicht ist das auch ein Aspekt des Zeitgeistes - das man so wenig zeit hat das jedes bisschen das davon weggeht einem auf den Geist geht.
Vieleicht sollte man mal ein Entschleunigtes Rollenspiel machen.

+1 Scharf wie ein Skalpell und deckt sich mit meiner Aktuellen Erfahrung.

Was wäre den für dich eine gute Entschleunigung?

 Pbta wäre für mich so ein Kandidat. Hier bekomme ich zumindest das Gefühl das Zeitmanagement mit der Gruppe kontrollieren zu können. Auch wenn das System seine Macken hat ist es für mich eines der Spieler/Spielleiter freundlichen.

Die Entwicklung der Charaktere ist hier auch mehr in der Fiktion inbegriffen. Nicht so wie in üblichen Systemen wo ein Schlunz spontan ein Karate-Meister wird. Natürlich sind hier die Charaktere auf Schienen was Progress betrifft und dürfte Spieler und Spielleiter frustrieren mit mehr Zeit fürs Hobby.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Zanji123 am 29.09.2023 | 09:45
das "Problem" ist halt das bei den Platzhirschen oder den meisten RPGs JEDES Level einfach mega den Zuwachs bringt gefühlt, der Magier lernt fast auf JEDEM Level einen neuen Zauber auch wenn er grad mitten in der Wüste ist.

Hier macht es SdDf etwas besser da der "große Machtzuwachs" sag ich mal immer beim Wechsel in einen neuen Pfad passiert (stufe 3 und 7 und 10 (und eigentlich auch Stufe 1 wenn man von Stufe 0 anfängt)).  Ein Magier bekommt seine neuen Zauber beim Erreichen des neuen Pfades und (und einmal kurz bevor er einen "neuen" Pfad beginnt).


Passt daher super wenn man bei diesem Wechsel irgendwie Zeit verstreichen lässt ingame sodass dieser Machtwechsel besser erklärt werden kann :)
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: aikar am 29.09.2023 | 10:15
Auch ich erwische mich, dass mir das Leveln und Verbessern als Langatmig vor kommt.

Systeme wie zb Im Schatten des Dämonenfürsten oder BtW treffen mehr mein Geschmack den je. DnD und PF sprechen mich nicht mehr so an. Aufgrund der sehr intensiven Charakter-Pflege.
Ist das Problem jetzt der Charakteraufstieg an sich oder die "komplizierte" Charakterpflege (wo ich D&D(5?) als Beispiel nicht so ganz verstehe, da ist die Kritik ja immer eher, dass es zu wenig Optionen beim Aufstieg gibt, weil es meist nur 1-3 Sachen zur Auswahl gibt).

Allgemein denke ich dass der Großteil (klarerweise nicht alle) der Rollenspieler:innen Progression unbedingt will. Systeme ohne Progression werden eigentlich fast nur als One-Shot (oder maximal Few-Shots) oder von alten Traveller-Veteranen gespielt ;)
Und der Jubel, wenn der SL das Wort "Stufenaufstieg" in den Mund nimmt ist eigentlich meist groß.

Wo ich aber ansetzen würde ist tatsächlich die Komplexität der Charakterentwicklung. Ich denke kleinteiliges Erfahrungspunktezählen und DSA-Charakter-Feintuning spricht dann doch eher eine kleinere Gruppe an. Da wird der SdDF-Ansatz wahrscheinlich eher angenommen. Der unterscheidet sich aber für mich jetzt nicht viel von D&D5 oder auch Pathfinder, sofern man mit Meilensteinen spielt.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Leonidas am 29.09.2023 | 10:33
Meine Runde besteht aus einer Mischung von absoluten Casuals und absoluten Powergamern; die freuen sich aber alle, wenn ihre Spielfiguren mehr Handlungsoptionen bekommen, entweder durch Spielmechaniken oder ingame Machtzuwachs.

Was gar nicht mehr so gut ankommt, interessanter Weise gerade bei den Powergamern nicht, ist es vorab zum Spiel über Builds zu brüten, die sich dann erst irgendwann in der Zukunft in Verbesserung niederschlagen.

Insofern, meine Erfahrung: Verbesserung und Heldenreise sind nicht aus der Zeit gefallen, wohl aber ein Übermaß an systemmastery bzw theorycrafting.

Btw: Leveln oder sonstiges EP-Verbraten muss bei uns zwischen den Spielsitzungen gemacht werden. Wer das vergisst, hat für den Abend dann eben Pech.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Nodens Sohn am 29.09.2023 | 10:39
Über einen Zeitgeist kann ich nichts sagen. Ich glaube, da ist die Rollenspielwelt zu sehr in Wohlfühlinseln verteilt, dass man da noch von Strömungen reden könnte.

Ich für mich, bräuchte so etwas wie Steigerung nicht. Besonders dann, wenn das Rollenspiel meint, ich müsste als Hilfslehrling anfangen um dann am Ende meiner Karriereleiter als Halbgott glänzen zu können.

Meine Spieler finden jedoch Steigerungssysteme, bei denen man fast nach jeder Spielrunde, ohne großen Aufwand mit vielen kleinen Stellschräubchen an seinem Charakter herumschrauben kann, klasse.

Daher mag ich Systeme wie:
Cthulhu,
Savage Worlds,
Warhammer DFRS

Da hat man das Gefühl immer etwas machen zu können.

Es gibt noch weitere, doch dafür muss man sich wieder ein klein wenig mehr mit den Regeln beschäftigen.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Zanji123 am 29.09.2023 | 11:05
Ist das Problem jetzt der Charakteraufstieg an sich oder die "komplizierte" Charakterpflege (wo ich D&D(5?) als Beispiel nicht so ganz verstehe, da ist die Kritik ja immer eher, dass es zu wenig Optionen beim Aufstieg gibt, weil es meist nur 1-3 Sachen zur Auswahl gibt).

Allgemein denke ich dass der Großteil (klarerweise nicht alle) der Rollenspieler:innen Progression unbedingt will. Systeme ohne Progression werden eigentlich fast nur als One-Shot (oder maximal Few-Shots) oder von alten Traveller-Veteranen gespielt ;)
Und der Jubel, wenn der SL das Wort "Stufenaufstieg" in den Mund nimmt ist eigentlich meist groß.

Wo ich aber ansetzen würde ist tatsächlich die Komplexität der Charakterentwicklung. Ich denke kleinteiliges Erfahrungspunktezählen und DSA-Charakter-Feintuning spricht dann doch eher eine kleinere Gruppe an. Da wird der SdDF-Ansatz wahrscheinlich eher angenommen. Der unterscheidet sich aber für mich jetzt nicht viel von D&D5 oder auch Pathfinder, sofern man mit Meilensteinen spielt.

naja die komplexität beim Dämonenfürsten ist beim level up eigentlich ziemlich klein du wirst ja nicht mit skills / zaubern zugeballert. Viel "optimieren" kannst du da jetzt auch nicht (verglichen mit Pathfinder 1 soweit ich das sehe)
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: schneeland am 29.09.2023 | 20:20
Wo ich aber ansetzen würde ist tatsächlich die Komplexität der Charakterentwicklung. Ich denke kleinteiliges Erfahrungspunktezählen und DSA-Charakter-Feintuning spricht dann doch eher eine kleinere Gruppe an. Da wird der SdDF-Ansatz wahrscheinlich eher angenommen. Der unterscheidet sich aber für mich jetzt nicht viel von D&D5 oder auch Pathfinder, sofern man mit Meilensteinen spielt.

Da eingehakt: ich glaube auch, dass Progression als Konzept weiterhin absolut dem Zeitgeist entspricht bzw. als Motivationselement seit ihrer Einführung im Rollenspiel nie wirklich aus der Mode gekommen ist (zumindest nicht in der Breite).

Wenn ich aber konkret auf die D&D-Situation schaue, stelle ich fest, dass mir selbst mit Meilensteinen der Aufwand mittlerweile zu hoch ist für den Gewinn. Auch mit Meilensteinen heißt es im Fall von D&D5 ja beim Aufstieg erstmal wieder Tabellen/Klassenbeschreibung konsultieren (ob der Übungsbonus steigt, welche neuen Klassenfertigkeiten es gibt, welche Zauber man lernen kann, etc.). Da stelle ich schon fest, dass mir schlankere Lösungen wie bei Savage Worlds (entweder Attribut oder zwei Fertigkeiten verbessern oder ein neues Edge wählen) oder Forbidden Lands (Fertigkeit verbessern oder Talent steigern/neu erlernen) mehr liegen. Analog ist meine Motivation zum Spiel von Stufe 0/1 außerhalb von OSR- oder OSR-nahen Spielen mittlerweile ziemlich gering. Ich habe den Eindruck, dass beides - zumindest jenseits von (neuem) D&D/Pathfinder häufiger auftritt.
Kann aber natürlich daran liegen, dass meine Wahrnehmung etwas verzerrt ist, weil ich mittlerweile auch im "saturierter Altspieler"-Alter angekommen bin.
Titel: Re: Entspricht das Verbessern von SC überhaupt noch den Zeitgeist
Beitrag von: Kaskantor am 29.09.2023 | 21:20
Da fand und finde ich Shadowrun nice.

Attribute und Fertigkeiten steigern, neue Zauber lernen usw. alles für Karma.

Da sind die Steigerungen meist kleiner portioniert, aber trotz schon anfänglichem Können auf dem jeweiligen Gebiet, kann man über die Zeit noch zu einer ordentlichen Rampensau werden.

Was man nicht vergessen sollte, ist auch Progression über Gear, in meinem Beispiel bei SR zum B. Cyberware, ein cooles neues Deck und sonstiges.