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Pen & Paper - Rollenspiel => Pen & Paper - Allgemein => Thema gestartet von: Ludovico am 20.02.2024 | 18:28

Titel: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Ludovico am 20.02.2024 | 18:28
Jüngst plagt mich wieder das alte Dilemma - wahrscheinlich, weil ich einfach noch keine zufriedenstellende Antwort für mich gefunden habe.

Es geht um das Durchschauen von Lügen.
Also ein NSC belügt einen SC.

Es gibt da verschiedene Ansätze:
-Der SL fragt nach einem Empathie-Wurf (Lügen durchschauen).
Vorteil: Offen und transparent ggü. Spielern
Nachteil: Die Spieler wissen, dass der NSC lügt unabhängig vom Ausgang des Wurfes

-Der SL lässt die Spieler nur würfeln, wenn sie aktiv nach Lügen suchen
Vorteil: Es ist möglich, die Spieler zu überraschen
Nachteil: Eventuelle Paranoia der Spieler wird anerzogen

Gibt noch mehr.

Und ich frage hier, was die beste Möglichkeit ist
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 20.02.2024 | 18:39
Ich leite gerade "Fluch des Strahd". Da hatte ich das Problem gerade. Ich hab das so geregelt, dass sie damit die Figuren einschätzen können. Zum Beispiel "der scheint generell ehrlich zu sein" oder "das ist ein geübter Lügner". Es ist unmöglich - selbst für Lügendetektoren - eine einzelne Lüge garantiert zu durchschauen.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: 1of3 am 20.02.2024 | 18:45
Dogs in the Vineyard: Die SL macht es immer klar, wenn NSCs lügen.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Isegrim am 20.02.2024 | 18:54
- Für die Spieler würfeln. Muss die SL nur die entsprechende Werte der SCs für kennen.

- Die Spieler würfeln lassen, ohne zu wissen, warum. Funzt am besten, wenn die Spieler öfters ohne bekannten Grund würfeln müssen; bzw (manchmal) tatsächlich völlig ohne Grund.

- Gar nicht würfeln. Müssen die Spieler halt selbst drauf kommen, mit Rollenspiel & so.

Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Feuersänger am 20.02.2024 | 18:57
Konsequenterweise müsste man bei _jeder_ Interaktion, in der ein NSC relevant lügen _könnte_, als SL einen verdeckten Wurf durchführen -- Bluff wenn er tatsächlich lügt, einen bedeutungslosen Leerwurf wenn er aufrichtig ist -- und die SCs auf Sense Motive würfeln lassen.
Und dann eben eine Einschätzung rausgeben. zB
"Sie wirkt ehrlich"
"Er scheint zumindest von dem überzeugt zu sein, was er sagt"
"Sie kommt dir fishy vor"
usw
oder wenn der Sense Motive Wurf total versenkt wurde, eben "Du kannst ihn überhaupt nicht einschätzen"

M.E. kann man nur so die "Nachtigall, ick hör die trapsen" Reaktion vermeiden, die verständlicherweise eintritt wenn man _nur_ bei Lügnern einen Lügen-erkennen-Wurf fordert und sonst nie.
Ist aber natürlich vom Effekt her dasselbe, wie wenn man die Spieler zu der angesprochenen Paranoia erzieht, dauernd selber entsprechende Würfe zu fordern.

Und umgekehrt muss es natürlich völlig unabhängig von jeglichen Bluff- und Sense Motive-Würfen dem Spieler immer freistehen, zu sagen "das nehm ich ihm nicht ab", denn das gehört zur grundsätzlichen Handlungshoheit der Spieler.

Ne bessere Lösung hab ich jdf auch noch nicht gefunden.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Leonidas am 20.02.2024 | 19:00
Ich gebe idR nur mehr oder weniger deutliche Hinweise, dass die Körpersprache nicht zu den Worten passt, aber sage nur bei krass erfolgreichen Würfen dazu, woran das liegen könnte.
Darauf aufbauend können/müssen die Spieler und Spielerinnen dann weiter nachforschen, zB indem sie versuchen, das auf ein ganz bestimmtes Thema einzugrenzen, etc.pp.

Der Angry GM hat zu dem Thema einen lesenswerten Artikel:
https://theangrygm.com/insight-into-insight/
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Jiba am 20.02.2024 | 19:03
Idee, die mir grade kam, aber die ich noch nicht ausprobiert habe: Die SL würfelt für seine NSCs auf Überzeugen, anstatt dass die Spieler auf Lügen erkennen würfeln. Schwierigkeit ergibt sich aus den sozialen Werten der SC. Das Ergebnis bestimmt, wie der NSC rüberkommt… wenn er‘s verkackt, aber die Wahrheit sagt, kommt er wie ein Lügner rüber und umgekehrt. Das kann die SL dann auch ausgiebig ausspielen.

Oder: Der Lügenwurf wird immer zu Beginn des Encounters durchgeführt, bevor überhaupt ein Wort gewechselt wurde. Das Ergebnis sagt dann nur aus, dass die SL die Lüge offensichtlich erzählen muss, wenn eine erzählt wird. Aber vielleicht wird keine erzählt.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Issi am 20.02.2024 | 19:08
Die Spielleitung würfelt für die Figuren.
(- Wenn die SPL das in dem Moment wissen wollen!)
(Sowohl bei einem Erfolg/Misserfolg, als auch bei einem kritischen Fehlschlag/Erfolg- kann die Information sein, dass der NSC lügt( oder nicht) - Darum kann man sich als SPL nie wirklich sicher sein - Man weiß also idR.nicht wirklich was gewürfelt wurde Erfolg oder Misserfolg)

Einfach so ( ohne Anfrage der SPL) würde ich nicht würfeln.
Sondern wenn sie z.B. ansagen, dass ihre Figur den NSC checken will.

Von der Formulierung würde ich auch eher mit "Du hast den Eindruck" oder "Du hast das Gefühl" arbeiten.
Nicht mit Feststellungen
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Arldwulf am 20.02.2024 | 19:33
Ich nutze für Wahrnehmungen inzwischen immer eine Kombination aus passiven und aktiven Würfelwürfen.

Im Falle von Lügen muss der Lügner den passiven Wert überbieten (z.B. den passiven Wert für Einsicht) - der Spieler merkt davon nur etwas wenn der Wurf fehlschlägt. Umgedreht können manche Dinge nur aktiv gemacht werden.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Fillus am 20.02.2024 | 19:38
Ich leite gerade "Fluch des Strahd". Da hatte ich das Problem gerade. Ich hab das so geregelt, dass sie damit die Figuren einschätzen können. Zum Beispiel "der scheint generell ehrlich zu sein" oder "das ist ein geübter Lügner". Es ist unmöglich - selbst für Lügendetektoren - eine einzelne Lüge garantiert zu durchschauen.

This.

Ich lasse immer offen würfeln und würfel auch selbst offen. Wenn die Lüge nicht total offensichtlich ist, bekommen die Spielenden von mir auch nur eine Einschätzung. Manchmal mit Eindrücken dazu wie Schweißperlen auf der Stirn, Hand zittert, Unruhig von einem Bein auf's andere, ist nervös etc.
Das sind alles nur Indizien (Beobachtungen), die auch einfach einen anderen Grund haben können. Der NPC hat gerade große Sorgen und ist deswegen nervös. Er hat generell ein Problem mit Menschen zu reden, hat Angst vor den "bewaffneten" Befragern, etc.

Wenn man mittlels Fertigkeit jede Lüge durchschauen könnte, wäre es ja Gedankenlesen oder Hellsehen. Mit den Hinweisen hat man eine Tendenz, die aber auch nicht immer richtig sein sollte. Ein ganz entscheidener Punkt ist ja noch, sollen die Spielenden die Information haben. Wobei ich darauf dann nicht würfeln lasse.
Und zum Schluß kommt es ja immer noch auf die Situation an, die auch beurteilt werden sollte.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: nobody@home am 20.02.2024 | 20:01
Ist die Frage, ob man einem Lügner wirklich spontan an der Nasenspitze ansehen können soll, daß er gerade lügt -- insbesondere dann, wenn man ihn noch gar nicht großartig kennt und auch keine weiteren Vorinformationen zur Einschätzung seiner Aussagen (wie etwa bekannte Fakten, denen er dann widerspricht) hat. Realistisch ist das mMn ohnehin nicht, die Idee kommt aber in der einschlägigen Fiktion dann doch immer wieder gerne mal hoch...

Sich ein Bild von der aktuellen Stimmung des Gegenübers und bei einem guten Wurf vielleicht auch ein bißchen der darunterliegenden Persönlichkeit machen -- okay, kein Thema. Aber ohne ausdrückliche zuverlässige Superkraft wie Telepathie o.ä. potentiell klar sagen zu können, "Dieser Satz ist gelogen, der davor war aber wahr"...ich denke, das ginge mir einfach ein Stück zu weit.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Weltengeist am 20.02.2024 | 20:04
Normalerweise machen wir es so, dass der Spieler ansagt, wenn er einen Anfangsverdacht hat, und dann eben würfelt (oder ich als SpL für ihn würfle, je nachdem wie gut der Betreffende mit der Trennung Spielerwissen-Figurenwissen kann).

In extremen Fällen (z.B. bei Figuren mit sehr hohem Sense Motive o.ä.) würfle ich auch mal ungefragt verdeckt. Vergesse ich aber meist vor lauter Begeisterung am Rollenspielen. ;)
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Ludovico am 20.02.2024 | 22:16
Ich bin am Überlegen, ob ich nun folgenden Ansatz fahre:

Der NSC würfelt verdeckt auf Lügen. Der Wurf wird modifiziert durch die Vorbereitungszeit. Je mehr Zeit, desto überlegter und logischer und überzeugter kann die Lüge vorgetragen werden.
Scheitert der Wurf, lass ich in die Darstellung einfließen, dass der Charakter sich atypisch verhält - in etwa, was Filius als Beispiele gibt.
Auch bei diesem Wurf gibt es Modifikationen - in etwa, wie gut die Charaktere den NSC kennen.
Gelingt der Wurf, dann bekommen die Spieler mitgeteilt, dass sie irgendwas stört an der Geschichte.
Die SC bekommen erst einen Wurf, wenn die Spieler aktiv werden.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: sma am 20.02.2024 | 22:32
Ich ich ein Fan davon, dass die SL immer ehrlich antwortet. Ein Charakter scheint nicht zu lügen, sondern tut es oder eben nicht. Bei etwas wie "Motiv erkennen" gibt es drei mögliche Ergebnisse: Wenn die Probe misslingt, weiß der SC es nicht. Wenn er gelingt, weiß der SC, ob der NSC lügt oder nicht.

Das nur im Rollenspiel zu lösen finde ich problematisch, weil wir nicht alle gute Schauspieler sind und daher nicht überzeugend lügen oder vertrauenswürdig erscheinen können - und das auch noch je NSC unterschiedlich. Und glaube vielleicht die Spieler, dass ein NSC ihre SCs anlügt, nur weil man sich als SL mal verhaspelt hat. Oder so überzeugend sein kann, dass sie eine Lüge nicht bemerken. Daher braucht es einen Regelmechanismus, gerade wenn es z.B. um Ermittlungsabenteuer geht.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: unicum am 20.02.2024 | 23:13
Der Klassiker bei der ganzen Sache ist ja wenn es ein System ist in dem es so etwas wie kritische Misserfolge gibt.
Also der NSC sagt die Wahrheit, der SC pazt und ist der meinung er lügt.

Ich kenne einige Spieler die in diesem Dilemma es gerne haben wenn der SL solche Würfe verdeckt macht. Und ich mag das dann eigentlich auch. Denn wenn der SL mir sowas sagt kann ich durchaus noch bei meiner Figur sagen "ich bin nicht ohne fehler".

Ich hab aber auch schon echt mieß ausgespielte Patzer erlebt wenn jeder für sich gewürfelt hat. (und die fraglichen personen hielten das dann wohl für "gutes Rollenspiel",...)
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: sma am 20.02.2024 | 23:18
Der Klassiker bei der ganzen Sache ist ja wenn es ein System ist in dem es so etwas wie kritische Misserfolge gibt.
Das ist nur ein Problem, wenn ein Patzer die Wahrheit invertieren soll. Ich würde empfehlen, lieber dabei zu bleiben, dass ein Patzer eben auch ein Misserfolg ist, man's also nicht weiß, aber zusätzlich auch noch das Gegenüber beleidigt, eine Wahrheit ausplaudert oder sich sonst irgendwie nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Runenstahl am 21.02.2024 | 07:03
Zum Realismus: Es gibt durchaus Indikatoren dafür ob jemand lügt oder nicht. Klar ist das keine 100% Wissenschaft aber das ist schon recht zuverlässig.

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Im Spiel: Ich bin mehr und mehr ein Vertreter davon eher die Spieler als den SL würfeln zu lassen. Auch in diesem Fall. Ich selbst lasse die Spieler würfeln wenn sie ihr Gegenüber einschätzen wollen. Sagt der NPC die Wahrheit oder der Wurf war zu niedrig ist meine Standardaussage "Entweder sagt der die Wahrheit oder er lügt verdammt gut". Schlägt der Wurf die NPC-Werte und er lügt bemerken sie Anzeichen dafür das er versucht sie hinters Licht zu führen.

Und ja, das kann Paranoia anerziehen aber die meisten meiner Spieler machen das tatsächlich nur in passenden Sitationen. Falls es am Tisch problematisch oder nervig wird kann man folgende Regel mit reinnehmen: Man darf jede Aussage anzweifeln aber wenn man versucht einen NPC einzuschätzen muss man mit dem Würfelresultat leben. Heißt: Wenn der SC niedrig würfelt heist das das sein Charakter davon ausgeht das der NPC die Wahrheit sagt und das auch so ausspielen muss. Bei dieser Regel überlegen die Spieler dann 2x ob sie würfeln oder das nicht vielleicht doch lieber selbst entscheiden wollen.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: ghoul am 21.02.2024 | 07:40
- Gar nicht würfeln. Müssen die Spieler halt selbst drauf kommen, mit Rollenspiel & so.

Old school!  :o
So geht das in den meisten Systemen, die ich im Regal habe. Man kann ja schlechte Lügner entsprechend schlecht spielen.

Nur wenn Systeme explizit eine Fertigkeit dafür haben, lasse ich bei Anfangsverdacht würfeln.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Freeport am 21.02.2024 | 08:10
Ich lasse auf Lügen oder Bluffen grundsätzlich nicht würfeln, selbst wenn es die besagten Talente im System gibt. Die Spieler müssen selbst herausfinden, ob die Wahrheit gesagt wird oder nicht. Gibt im echten Leben ja auch keine Autorität, die dir sagt, was wahr ist oder nicht. Ich gebe Indikatoren in der Art, wie ich die NSCs spiele - sind sie nervös, korrigieren sie sich oder stottern sie hier und da, verstricken sie sich in Widersprüche, overexplainen sie (das, was Runenstahl hier so nett mit der Keksanalogie beschrieben hat :) ) etc. pp. Aber ein geübter Lügner, der sich gut im Griff hat ist in seiner Lüge de facto nicht zu überführen, zumindest nicht ohne weitere Quellen hinzuziehen. Ob die Spieler jemandem vertrauen oder nicht, und in der Folge dann auch seinen/ihren Aussagen glauben oder nicht, das ist den Spielern überlassen. So wie in der Realität eben auch. Natürlich gebe ich hier und da Tipps, dass das nicht ganz koscher zu sein scheint, was der/die NSC da redet, vor allem, wenn es um Hinweise geht, die am realen Spieltisch vielleicht untergehen.
Damit habe ich als SL natürlich eine Verantwortung, meine Spieler nicht ständig zu belügen und aufs Glatteis zu führen, sondern eine gute Mischung aus Vertrauen und Verrat zu bieten. (Ein Problem, dass ich in Shadowrun sehr oft hatte - alle lügen und betrügen, jeder Johnson hält mit Infos zurück, etc. pp. - warum also noch irgendwas glauben, was die SL von sich gibt?).

Das hat bis dato immer sehr gut funktioniert und ist tausend mal immersiver als mittels Würfelproben irgendwelche Wahrheiten aus dem Ärmel zu schütteln. Zumal ich direkte Lügen tatsächlich relativ selten spiele, da ich die gar nicht so aufregend finde (und sie in realen Kommunikationssituationen tatsächlich relativ selten vorkommen). Viel öfter treffen meine Spieler auf Wesen, die der Meinung sind, dass das was sie sagen stimmt - es aber eben der nicht der Tatsachen entspricht. Auch NSCs haben nicht immer alle Infos, sie glauben an etwas bestimmtes, sie sind vielleicht manchmal auch einfach etwas doof. Bauern, die Geschichten über Geister im angrenzenden Wald erzählen, weil sie furchtbar abergläubisch und nicht sehr helle sind, Schieber, denen der eigentliche Auftraggeber auch nicht alles gesagt hat, oder NSCs, die den Spieler alles erzählen, was sie hören wollen, weil sie von der Gruppe total eingeschüchtert sind, machen die Gespräche und auch die Ausgänge im Abenteuer viel interessanter und lebendiger für alle. :)

Ein Paradebeispiel für dieses System haben wir leider gerade in der Realität: Donald Trump. Der Mann erzählt Blödsinn von morgens bis abends, aber er selbst (davon bin ich fest überzeugt und es lässt sich bis zu einem gewissen Maße auch belegen) steckt so tief in seinem klinischen Narzissmus, dass er selbst jedes Wort glaubt, das er sagt. Trump ist für Trump kein Lügner. Er glaubt die Wahrheit zu sagen - aber deswegen muss man ihm noch lange nicht glauben.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: unicum am 21.02.2024 | 08:40
Ein Paradebeispiel für dieses System haben wir leider gerade in der Realität: Donald Trump.

Es gibt aber auch noch das andere "Ding" bezüglich Lügen "durchschauen" - Folter. Da bekommt man dann bei den meisten Menschen genau das raus, was diese denken, das der Folterer hören will, damit dieser mit der Folter aufhört,... (bei den meisten, ich meine mich zu erinneren das es einen Inquisitionsprozess gegen eine Frau in Nördlingen gegeben hat welche als "resistent" gegen Folter galt und schliesslich ... freigelassen wurde)

Lügen durchschauen ist/war schon immer schwer.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: unicum am 21.02.2024 | 08:44
Das ist nur ein Problem, wenn ein Patzer die Wahrheit invertieren soll. Ich würde empfehlen, lieber dabei zu bleiben, dass ein Patzer eben auch ein Misserfolg ist, man's also nicht weiß, aber zusätzlich auch noch das Gegenüber beleidigt, eine Wahrheit ausplaudert oder sich sonst irgendwie nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Naja schlussendlich ist "Lügen durchschauen" eine wissensfertigkeit und was bleibt da als ein Fehler in der Warheit übrig?
In einigen Situationen sind die Optionen welche du gibst auch nicht  von belang, etwa wenn man einen Gefangenen ausfrägt, den zu beleidgien? Ihm eine Warheit ausplappern?

Ich meine das sind Systeme wo man etwa beim Kletteren bei einem normalen misserfolg nicht weiterkommt aber bei einem kritischen eben abstürzt.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: nobody@home am 21.02.2024 | 09:06
Rein mechanisch ist natürlich auch noch interessant, welche Fertigkeiten o.ä. das System eigentlich überhaupt fürs überzeugende Lügen vorsieht. Schließlich ist das dann die Kehrseite der "Durchschauen"-Medaille -- was ist das beste Ergebnis, das jemand laut offizieller Regel mit mehr oder weniger geschicktem Lügen erreichen kann?
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Freeport am 21.02.2024 | 09:11
Es gibt aber auch noch das andere "Ding" bezüglich Lügen "durchschauen" - Folter. Da bekommt man dann bei den meisten Menschen genau das raus, was diese denken, das der Folterer hören will, damit dieser mit der Folter aufhört,... (bei den meisten, ich meine mich zu erinneren das es einen Inquisitionsprozess gegen eine Frau in Nördlingen gegeben hat welche als "resistent" gegen Folter galt und schliesslich ... freigelassen wurde)

Lügen durchschauen ist/war schon immer schwer.

So weit wollte ich mit meiner Umschreibung nicht gehen, aber ja, du hast recht, Folter ist nachweislich unbrauchbar, um Geständnisse zu erzwingen. Es ist ja inzwischen sogar fragwürdig, wie zuverlässig "normale" Verhöre von Autoritäten sind, da Menschen in Stresssituationen Szenarien entwerfen, die sie in dem Moment tatsächlich für wahr halten, um der Stresssituation zu entkommen. Gerade in Staaten mit stark autoritärer Exekutive kommt es sehr oft zu sog. Fluchtrealitäten in Verhören - aber das geht glaube ich etwas über den Rahmen des Posts hinaus. ;)  Deswegen schrieb ich oben von NSCs, die der Gruppe erzählen, was sie hören wollen, um nichts auf die Nase zu bekommen. :)

Da soll noch mal einer sagen, ein Studium in Sozio- und Psychlinguistik wäre zu nix gut. :D :D
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2024 | 09:15
Das Hauptargument pro Würfeln ist für mich das von sma genannte:

Das nur im Rollenspiel zu lösen finde ich problematisch, weil wir nicht alle gute Schauspieler sind und daher nicht überzeugend lügen oder vertrauenswürdig erscheinen können - und das auch noch je NSC unterschiedlich. Und glaube vielleicht die Spieler, dass ein NSC ihre SCs anlügt, nur weil man sich als SL mal verhaspelt hat. Oder so überzeugend sein kann, dass sie eine Lüge nicht bemerken.

Wenn eine SL das wirklich so gut drauf hat, dass sie das perfekt ausspielen kann, ob ein NSC nun ehrlich oder bedenklich rüberkommt, und das nicht nur in der Eigenwahrnehmung der SL sondern auch bei den Spielern so ankommt, more power to them. Ich persönlich traue mir eine derart makellose schauspielerische Leistung nicht zu und darum verwende ich gerne die vom System vorgesehenen Skills.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: bolverk am 21.02.2024 | 09:27
Wenn eine SL das wirklich so gut drauf hat, dass sie das perfekt ausspielen kann, ob ein NSC nun ehrlich oder bedenklich rüberkommt, und das nicht nur in der Eigenwahrnehmung der SL sondern auch bei den Spielern so ankommt, more power to them. Ich persönlich traue mir eine derart makellose schauspielerische Leistung nicht zu und darum verwende ich gerne die vom System vorgesehenen Skills.
Vor allem wenn ein Spieler die entsprechenden Fertigkeiten gewählt/gesteigert hat um eben genau das zu können, handele ich sowas eher nicht im Spiel ab, sondern lasse die Würfel sprechen.

Generell spiele ich meine NSC als aufrichtig und meine Spieler sind nicht paranoid und stellen ihr Gegenüber nicht unter Generalverdacht. Manche NSC sind natürlich weniger vertrauenswürdig, was ich aber zumindest irgendwie andeute. Beim Wurf heißt es dann entweder "Ja, der lügt/sagt die Wahrheit" oder "Kannst du nicht feststellen", je nach Ergebnis. Ich bin aber auch mit Spielern gesegnet, die Charakterwissen und Spielerwissen zu trennen verstehen und ihre Charaktere lachend in eine Falle laufen lassen, wenn sie den entsprechenden Wurf vergeigt haben. Die spieler sind dann natürlich nicht überrascht, aber das ist dann halt so.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 21.02.2024 | 09:35
Ich hab leider schon zu oft erlebt, dass das nicht klappt. Da wissen die Spieler das ein NSC lügt, die Charaktere müssten es aber glauben (Würfelergebnis) und dann spielen sie als hätten ihre Charaktere die Lüge durchschaut.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Isegrim am 21.02.2024 | 09:37
Old school!  :o

In meinem Fall eher LARP-Einfluss. ;)
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Ludovico am 21.02.2024 | 09:41
Bei der Methodik geht es auch ein bißchen um die Zielsetzung:

Will der SL die Spieler (also nicht die SC) auch überraschen oder reicht es ihm, wenn die SC überrascht werden. 
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: felixs am 21.02.2024 | 09:49
Vor allem, wenn ein Spieler die entsprechenden Fertigkeiten gewählt/gesteigert hat, um eben genau das zu können, handele ich sowas eher nicht im Spiel ab, sondern lasse die Würfel sprechen.

Exakt das ist auch meine Meinung dazu.

Würde so weit gehen, bezüglich diesem zu widersprechen:

Und umgekehrt muss es natürlich völlig unabhängig von jeglichen Bluff- und Sense Motive-Würfen dem Spieler immer freistehen, zu sagen "das nehm ich ihm nicht ab", denn das gehört zur grundsätzlichen Handlungshoheit der Spieler.

Der Spieler darf natürlich glauben, was er will, hat aber jedenfalls so zu spielen, als würde die Figur die Lüge nicht sehen.

Wenn man das ander sieht, dann müsste, folgerichtig, auch bei einem missglückten Wurf im Kampf der Spieler entscheiden können, dass es aber trotzdem ein Treffer war.

Leider ist die gewachsene und tradierte Praxis eine andere, das ist mir schon klar. Ich möchte hier dafür plädieren, Sozialfertigkeiten ernster zu nehmen. Oder halt auf Sozialfertigkeiten zu verzichten und sich darauf zu einigen, dass dieser Teil "ausgespielt" wird - "old school" dann halt. (Wobei ich auch in "old school" auf entsprechende Fertigkeiten oder Werte (meinetwegen Intelligenz, Weisheit, Charisman, was es halt gibt) würfeln lassen würde.

Meine eigene Praxis ist normalerweise verdecktes Würfeln für die Spieler. Und dann gern auch mal "einfach so" würfeln. Hat bisher nie zu Paranoia geführt - warum auch? Ich versuche als SL nicht, die Figuren der Spieler umzubringen oder komische Sachen mit denen zu machen. Und natürlich hilft es, wenn alle am Tisch eine kompatible Vorstellung davon haben, wie Rollenspiel funktioniert und was das Ziel ist. Vielleicht ist das das alte Problem der Inkompatibilität von Power Gamer und Method Actor (und typisch für das Tanelorn wird gleich jemand versuchen, mir zu beweisen, dass ein Method Actor sich vom Power Gamer nicht gestört fühlen muss. Meine Erfahrung ist eine andere).
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Issi am 21.02.2024 | 09:51
Echte Ermittlungen (Also wo ein Rätsel gelöst werden soll - durch nachdenken) - läuft automatisch auch über die SPL.

Ansonsten kann ich auch einfach würfeln ob meine Figur das Rätsel löst. (Überspitzt gesagt)

Wenn man jetzt gar nicht würfeln lassen würde, wäre zwingend erforderlich dass die NSC so gut dargestellt werden, dass man Täuschung oder Unehrlichkeit zumindest erahnen kann.
Im Grunde ist das ja auch der Anlass warum SPL überhaupt Verdacht schöpfen und sich diesen nochmal durch einen Würfelwurf bestätigen lassen wollen.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Freeport am 21.02.2024 | 10:07
In meinem Fall eher LARP-Einfluss. ;)

Bei mir auch - LARP, Schauspiel und ein allgemeiner Hang zur Rumkasperei. :D
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: ghoul am 21.02.2024 | 10:46
Ich hab leider schon zu oft erlebt, dass das nicht klappt. Da wissen die Spieler das ein NSC lügt, die Charaktere müssten es aber glauben (Würfelergebnis) und dann spielen sie als hätten ihre Charaktere die Lüge durchschaut.

Dann hätten sie ja nicht würfeln brauchen.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: felixs am 21.02.2024 | 10:50
Dann hätten sie ja nicht würfeln brauchen.

Nein, aber die Gruppe sollte sich dringend darüber verständigen, was sie eigentlich spielen will.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2024 | 10:51
Da wissen die Spieler das ein NSC lügt, die Charaktere müssten es aber glauben (Würfelergebnis) und dann spielen sie als hätten ihre Charaktere die Lüge durchschaut.

Darum mache ich das auch lieber andersrum. Spieler- und Charakterwissen müssen nicht getrennt werden. Wenn ich als SL den Spielern sage "Ja der lügt dass sich die Balken biegen", dann wissen das auch die SCs. Wenn ich das nicht will, darf ich es den Spielern eben nicht sagen. Ich kann auch absolut keinen Mehrwert darin erkennen, die Spieler mit Metawissen "Ja das ist so, aber ihr müsst so tun als ob ihr das nicht wüsstet" zu belasten. Ist doch scheisse.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: felixs am 21.02.2024 | 10:58
Ich kann auch absolut keinen Mehrwert darin erkennen, die Spieler mit Metawissen "Ja das ist so, aber ihr müsst so tun als ob ihr das nicht wüsstet" zu belasten. Ist doch scheisse.

Ich würde sagen, das Problem hat man eigentlich ständig. Schon dann, wenn man dieselbe Spielwelt mit einer Figur bereist, die über Erfahrungen nicht verfügen sollte, die man mit einer anderen Figur gesammelt hat.

Aber Du bringst es gut auf den Punkt: Entweder man trennt Spieler- und Figurenwissen, oder nicht. Beides hat Vor- und Nachteile. Und man sollte sich darüber verständigen, wie man das handhaben will. Mischformen sind wohl die Regel in der Praxis; vermute aber, dass man das Spielerlebnis der meisten Gruppen verbessern könnte, wenn man sich klar(er) festlegt.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Jiba am 21.02.2024 | 11:02
Zitat
Entweder man trennt Spieler- und Figurenwissen, oder nicht. Beides hat Vor- und Nachteile.

Du kannst das doch gar nicht sauber in zwei hübsch sortierte Extreme trennen. Wie soll das funktionieren? 
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: felixs am 21.02.2024 | 11:07
Du kannst das doch gar nicht sauber in zwei hübsch sortierte Extreme trennen. Wie soll das funktionieren?

Erklär bitte, was Du meinst.
Ich vermute, wir sind da nicht weit auseinander. Natürlich ist Trennung immer ein Ideal und wird nicht vollständig erreicht, das meinte ich mit "Mischformen".
Aber freilich gibt es einen Unterschied zwischen Dingen, welche meine Spielfigur weiß, und Dingen, welche ich weiß, aber meine Figur nicht. Denke, auch das ist unbestritten. Und man kann sich mehr oder weniger Mühe geben, diese Dinge auseinanderzuhalten.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: unicum am 21.02.2024 | 11:41
Imho ist es eine selbstillusion wenn man glaubt die trennung von Spieler und Figurenwissen würde wirklich funktionieren.
Liegt schon daran das man (Spieler) dann resourchen (z.b. Spiel-Zeit) anderst einsezt.

Will sagen wenn ich aufgrund meines Spielerwissens weis das ein NSC unschuldig/uninteressant am Plot ist meine Spielfigur das aber nicht weis werde ich als Spieler da keine weitere Resourchen reinstecken um weitere infos zu bekommen.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: nobody@home am 21.02.2024 | 11:51
Imho ist es eine selbstillusion wenn man glaubt die trennung von Spieler und Figurenwissen würde wirklich funktionieren.
Liegt schon daran das man (Spieler) dann resourchen (z.b. Spiel-Zeit) anderst einsezt.

Will sagen wenn ich aufgrund meines Spielerwissens weis das ein NSC unschuldig/uninteressant am Plot ist meine Spielfigur das aber nicht weis werde ich als Spieler da keine weitere Resourchen reinstecken um weitere infos zu bekommen.

Na ja -- ich würde sagen, wenn ich mich nicht in meinen Charakter hineinversetzen und ihn entsprechend handeln lassen kann oder will, dann ist das noch mal ein ganz anderes Faß.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: felixs am 21.02.2024 | 11:57
Imho ist es eine selbstillusion wenn man glaubt die trennung von Spieler und Figurenwissen würde wirklich funktionieren.
Liegt schon daran das man (Spieler) dann resourchen (z.b. Spiel-Zeit) anderst einsezt.

Ja, zweifellos gibt es Situationen, wo das nicht so gut funktioniert.
Meist geht es ja aber eher um Fragen der Art, ob man etwas tut, was eine Figur rät, oder wie man sich einer Figur gegenüber verhält. Da denke ich schon, dass man recht konsequent Spieler- und Figurenwissen trennen kann.

Den von Dir konstruierten Fall einer durch Spielerwissen uninteressanten Nichtspielerfigur gibt es eher selten, würde ich meinen. Eher den Fall, dass man eine eigentlich interessante/verdächtige Nichtspielerfigur für harmlos halten soll, weil die Würfel so entschieden haben. Das kann und sollte man dann auch so ausspielen, meine ich. Ggf. kann man ja dann vorspulen, wenn alle wissen, dass sich daraus ergibt, dass die Spielerfigur(en) z.B. in eine Falle laufen werden.

Halt so, wie man es bei einem Wurf "Fallen entdecken" oder einem Wahrnehmungswurf gegen einen Meuchelversuch auch handhaben würde.

Die Tradition, soziale Fertigkeiten im Spiel sehr weich zu behandeln, gefällt mir jedenfalls nicht. Die Ursprünge sind eindeutig erklärbar: Rollenspiel kommt aus der Kosim-Ecke. Ursprünglich war das "nur" ein Kampf(simulations)system. Soziale Interaktion kam später dazu und wird von den meisten Systemen bis heute eher rudimentär bedient. Dazu kommt bei vielen das Bedürfnis, auch "rollenspielerische Leistungen" (quasi Schauspielfähigkeiten) einzubringen oder gar belohnt sehen zu wollen.
Kann man alles machen - man sollte halt wissen, was man tut. Mir geht es darum, ein Problembewusstsein dafür zu schaffen und diese Traditionen zu hinterfragen.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Isegrim am 21.02.2024 | 12:21
Den von Dir konstruierten Fall einer durch Spielerwissen uninteressanten Nichtspielerfigur gibt es eher selten, würde ich meinen.

Da basiert doch die ganze red herring-Geschichte drauf. Das erscheint mir alles andere als selten.

Halt so, wie man es bei einem Wurf "Fallen entdecken" oder einem Wahrnehmungswurf gegen einen Meuchelversuch auch handhaben würde.

Da muss man sein OG-Wissen für ein paar Sekunden zurückhalten, bzw kann regeltechnisch halt nicht auf eine unmittelbar folgende Aktion reagieren. Ist was völlig anderes, als das halbe Abenteuer dem Butler hinterher zu spionieren, obwohl der Mörder natürlich der Gärtner ist, oder über Sessions lang zu ignorieren, dass man OG weiß, dass der Auftraggeber einen hintergeht.

Die Tradition, soziale Fertigkeiten im Spiel sehr weich zu behandeln, gefällt mir jedenfalls nicht. Die Ursprünge sind eindeutig erklärbar: Rollenspiel kommt aus der Kosim-Ecke. (...)

Nicht nur. Soziale Interaktion kann man halt auch am Spieltisch ausspielen, Kämpfe eher nicht so; struktureller Unterschied.

Ich sehs wie Feuersänger und unicum:

Ich kann auch absolut keinen Mehrwert darin erkennen, die Spieler mit Metawissen "Ja das ist so, aber ihr müsst so tun als ob ihr das nicht wüsstet" zu belasten. Ist doch scheisse.

Imho ist es eine selbstillusion wenn man glaubt die trennung von Spieler und Figurenwissen würde wirklich funktionieren.

Soweit es geht, möchte ich zwischen Spielerwissen und Charakterwissen nicht trennen, zumindest wenn es um konkret polt-relevante Dinge geht. Aber auch zum Teil, was Hintergrund angeht: Wenn die SL unbedingt eine Medusa auftreten lassen will, besorgt sich mein SC einen Spiegel; auch ohne dass ich ins Monster Manual schaue. Wenn die Medusa in dem System/der Welt völlig anders gestrickt ist, bin ich halt überrascht... ;)
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: felixs am 21.02.2024 | 12:32
Wie gesagt: Ich habe nichts dagegen, unterschiedliche Spielstile zu haben. Bin ohnehin nicht der Meinung, dass Leute die "Rollenspiel" spielen alle die selbe Sorte Spiel spielen.

Nicht nur. Soziale Interaktion kann man halt auch am Spieltisch ausspielen, Kämpfe eher nicht so; struktureller Unterschied.

Geht so. Charisma, gutes Aussehen, angenehme Stimmlage, Wortgewandtheit - all das kann die Figur haben, der Spieler aber nicht. Oder der Spielleiter ist halt nicht so geschickt darin. Hängt halt davon ab, ob man möchte, dass jeder "sich selbst" spielt plus Kampfwerte.

Kämpfen mag etwas sein, was man aus Gefährlichkeitsgründen nicht ausspielen will. Aber Schleichen wäre doch kein Problem? Dann soll der Spieler halt vormachen, wie man schleicht, statt eine Probe zu würfeln. Auch eine Kraftprobe dürfte sich so bewerkstelligen lassen etc.
Alles natürlich nur Argumente aus der Position des Teufelsanwalts. Ich hätte einfach gern, dass Sozialfertigkeiten ernst genommen werden, wenn sie denn im System vorkommen. Oder zumindest, dass man sich auf einen Spielstil einigt.

Ein wichtiges Argument ist auch, ob man möchte, dass jemand eine Figur spielen können soll, die sich von ihrem Spieler stark unterscheidet. Natürlich kann ein schlauer Spieler einen dummen Muskelbarbaren spielen (der dann aber meist im entscheidenden Moment immer die schlauen Einfälle hat; was mich auch nervt). Aber kann ein wenig charismatischer, wenig wortgewandter, vielleicht nicht allzu schlauer Spieler einen glänzenden Goldzüngler spielen? Wenn man soziale Interaktion zumindest weitgehend auswürfelt und auch danach spielt, dann ja.

Umgekehrt habe ich häufiger Spieler darum gebeten, ihre Figuren doch bitte etwas enger an der Rolle und den Spielwerten zu halten. Wenn jemand einen eher einfach gestrickten Muskelberg spielen möchte (Klischee!, kommt aber nicht selten vor), dann bitte gern. Ich möchte dann aber nicht, dass selbige Figur Verhandlungsgeschickt glänzt oder sich als großer Rätsellöser hervortut. Gern darf der Spieler den anderen Spielern Hinweise geben. Aber in der Spielwelt wird das bitte durch die passenden Figuren ausgespielt.

Ist was völlig anderes, als das halbe Abenteuer dem Butler hinterher zu spionieren, obwohl der Mörder natürlich der Gärtner ist, oder über Sessions lang zu ignorieren, dass man OG weiß, dass der Auftraggeber einen hintergeht.

Das passiert auch eher nicht, würde ich meinen.
Detektiv-Abenteuer muss man eh anders aufziehen und braucht dafür geeignete Regeln. Es hat Gründe, warum das mit den meisten Systemen so schlecht funktioniert.

Wenn die SL unbedingt eine Medusa auftreten lassen will, besorgt sich mein SC einen Spiegel; auch ohne dass ich ins Monster Manual schaue. Wenn die Medusa in dem System/der Welt völlig anders gestrickt ist, bin ich halt überrascht... ;)

Abgesehen davon, dass eine Medusa ohne Vorwarnung irgendeiner Art eine ziemlich (unnötig) tödliche Angelegenheit wäre und ich den Spaß an der Sache nicht verstehe, finde ich das Beispiel nicht schlecht.
Ich würde an der Stelle klar dafür plädieren, dass der Spiegeltrick nur funktionieren kann, wenn die Spielfigur in der Spielwelt ausreichend Hinweise darauf hatte, was eine Medusa/Gorgone macht.

Method Acting vs. Power Gaming?
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: JollyOrc am 21.02.2024 | 14:09
Es gibt da ja mehrere Ausgangssituationen:

Bei 1 bis 3 sehe ich kein Problem: Da kann die Gruppe bzw. die Personnage IMHO direkt würfeln.

4 und 5 sind delikater, insbesondere wenn man In und Out of Character Wissen nicht trennen möchte, den Menschen hinter der Personnage also kein Extrawissen zukommen lassen will. Wenn das egal ist - einfach Probe würfeln lassen! :)

Wenn es einem aber wichtig ist, dann ist IMHO der beste Ansatz, generell bei interessanter Kommunikation entsprechende Proben zu etablieren, selbst wenn es nichts geheimes zu entdecken gibt. Das ist dann konsistent und sorgt dafür, dass die "wichtigen" Proben im Rauschen unentdeckt bleiben.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Olibino am 21.02.2024 | 15:21
Bei Pasion de las Pasiones muß man laut sagen "Das ist eine Lüge". Erst dann wird gewürfelt.
Bei Erfolg kann man dann anhand der Reaktion des NSC erkennen ob er gelogen hat.
Bei Mißerfolg hat man dann als SL auch eine gute Möglichkeit, dass dies Konsequenzen hat.

Das System will bewußt dramatische Situationen erzeugen. Aber vielleicht ist das ja auch für andere Spiele interessant.

Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Namo am 21.02.2024 | 15:26
Ich fand für derlei Würfe eigentlich die dreier Regel ganz interessant (wenn man Lüge ja oder nein per Würfelwurf klären wollte) - habe die aber nie selbst ausprobiert. Spieler dreimal würfeln lassen, sich im Vorfeld als SL entscheiden welcher Wurf zählen soll. So wissen die Spieler im Normalfall nicht ob ihr Wurf erfolgreich war und es kommt nicht zu der Situation, dass die Spieler anhand des Wurfes automatisch wissen, ob gelogen wurde oder nicht. Wenn natürlich dreimal mehr oder weniger die gleiche Zahl gewürfelt wurde, ist man auch nicht schlauer.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 21.02.2024 | 15:33
Bei Pasion de las Pasiones muß man laut sagen "Das ist eine Lüge". Erst dann wird gewürfelt.
Bei Erfolg kann man dann anhand der Reaktion des NSC erkennen ob er gelogen hat.
Bei Mißerfolg hat man dann als SL auch eine gute Möglichkeit, dass dies Konsequenzen hat.

Das System will bewußt dramatische Situationen erzeugen. Aber vielleicht ist das ja auch für andere Spiele interessant.

Aber nur wenn man dabei auch aufspringt, mit dem Finger auf den SL zeigt und dabei der Stuhl umfällt. Oder?  >;D
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Olibino am 21.02.2024 | 15:35
Aber nur wenn man dabei auch aufspringt, mit dem Finger auf den SL zeigt und dabei der Stuhl umfällt. Oder?  >;D
:d
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: felixs am 21.02.2024 | 16:00
Finde auch, dass es ein gutes Konzept ist, gescheiterte Proben auf Menschenkenntnist, Lügen erkennen etc. negative Konsequenzen zu geben. Das Ziel der Probe ist dann beleidigt, gekränkt, wütend, rachdürstig etc. Und ein Ziel, welches tatsächlich schlechtes im Schilde führt, könnte gewarnt sein. So könnte die Sache dann ein gewisses Risiko bergen, wie sie es in der Realität ja auch tut. Wenn ich jemandem auf den Zahn fühle, kann das seinen Unmut hervorrufen, wenn ich es nicht sehr geschickt anstelle.

Hätte für die, die wollen, dass die Spieler auf Grundlage von ausgespielten Situationen am Spieltisch für ihre Figuren entscheiden, dann auch den Vorteil, dass sie aus der Beobachterperspektive heraus entscheiden können, ob sie einen Wurf riskieren wollen.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Megavolt am 21.02.2024 | 16:06
Ich glaube, dass es sich um ein ziemlich unlösbares praktisches Rollenspielproblem handelt, weil die Prämisse falsch ist:

Es ist schlicht und ergreifend nicht möglich, aufgrund irgendwelcher persönlichen Fähigkeiten zu "durchschauen", ob jemand lügt. Deshalb kann man sowas auch nicht befriedigend modellieren.

Entweder ich kann irgendwie überprüfen, ob eine Aussage unter bestimmten Prämissen korrekt ist, oder ich kann es eben nicht. Ob jemand zittert, lächelt oder schwitzt ist für den Wahrheitsgehalt einer Aussage einfach belanglos, ebenso ist meine Intuition dafür belanglos.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Alter Weißer Pottwal am 21.02.2024 | 16:15
Ich glaube, dass es sich um ein ziemlich unlösbares praktisches Rollenspielproblem handelt, weil die Prämisse falsch ist:

Es ist schlicht und ergreifend nicht möglich, aufgrund irgendwelcher persönlichen Fähigkeiten zu "durchschauen", ob jemand lügt. Deshalb kann man sowas auch nicht befriedigend modellieren.

Entweder ich kann irgendwie überprüfen, ob eine Aussage unter bestimmten Prämissen korrekt ist, oder ich kann es eben nicht. Ob jemand zittert, lächelt oder schwitzt ist für den Wahrheitsgehalt einer Aussage einfach belanglos, ebenso ist meine Intuition dafür belanglos.

 :d
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: felixs am 21.02.2024 | 16:16
Ich glaube, dass es sich um ein ziemlich unlösbares praktisches Rollenspielproblem handelt, weil die Prämisse falsch ist:

Es ist schlicht und ergreifend nicht möglich, aufgrund irgendwelcher persönlichen Fähigkeiten zu "durchschauen", ob jemand lügt. Deshalb kann man sowas auch nicht befriedigend modellieren.

Entweder ich kann irgendwie überprüfen, ob eine Aussage unter bestimmten Prämissen korrekt ist, oder ich kann es eben nicht. Ob jemand zittert, lächelt oder schwitzt ist für den Wahrheitsgehalt einer Aussage einfach belanglos, ebenso ist meine Intuition dafür belanglos.

Ein ziemlich guter Punkt, ja.

Andererseits gibt es schon sowas wie Menschenkenntnis und die Fähigkeit, andere einzuschätzen und sich dabei eher selten zu irren. Schwierig.

Man könnte es so begründen: Die Fiktion, dass relativ sichere Aussagen über Wahrheitsgehalt und generell über den Charakter und Beweggründe von anderen Personen möglich sind, hilft dabei, ein gutes Spielerlebnis herzustellen. Weil es die Handlung voranbringt und weil es Spielleiter und Spieler entlastet.

Alternativ kann man die Situation auch so auslegen, dass ein Wurf auf Menschenkenntnis bedeutet, dass man nicht einfach beobachtet, sondern bewusst Techniken einsetzt (quasi eine Art Verhör), um beim Gegenüber Reaktionen hervorzurufen, aus denen man dann etwas ableiten kann. Wäre ein Grund mehr, einen misslungenen Wurf mit (sogar recht harten) Konsequenzen zu belasten.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Runenstahl am 21.02.2024 | 16:32
Es ist schlicht und ergreifend nicht möglich, aufgrund irgendwelcher persönlichen Fähigkeiten zu "durchschauen", ob jemand lügt. Deshalb kann man sowas auch nicht befriedigend modellieren.

Da gibt es andere Meinungen:
https://www.ted.com/talks/pamela_meyer_how_to_spot_a_liar (https://www.ted.com/talks/pamela_meyer_how_to_spot_a_liar)

Ab der 7. Minute fangen die interessanten Tipps an.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Megavolt am 21.02.2024 | 16:40
Überzeugt mich nicht. Da werden letztlich nur Indikatoren für z.B. Stress und tausend andere Dinge gesammelt. Und da ist auch ein gewaltiger Rückspiegel-Bias mit im Spiel, weil man es hinterher eben besser weiß. Wenn der die Lewinsky tatsächlich, echt und ehrlich nicht geknallt hätte, dann hätte man das Statement rückwirkend auch als besonders authentisch und firm lesen können: Klare Sprache, fester Blick, was weiß ich.

Es gibt keine magischen Möglichkeiten, Lügen zu erkennen.

Felix' Einwand finde ich interessant, ein Kreuzverhör ist schon dazu geeignet, Widersprüche aufzudecken. Aber ich kann mir im Kreuzverhör auch widersprechen, weil ich übermüdet bin, besoffen oder ganz einfach doof, weil ich mich fürchte, weil es kommunikative Missverständnisse gibt oder weil mir die Erinnerung einen Streich spielt (was immens oft der Fall ist, denn das Gehirn konstruiert sich seine Erinnerungen sehr aktiv). Auch hier muss man sagen, das ist alles letztlich nicht ausreichend.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Isegrim am 21.02.2024 | 16:51
Es gibt keine magischen Möglichkeiten, Lügen zu erkennen.

Naja, dutzende Magie-Regelwerke sagen anderes, aber darum geht's ja nicht... ;)

Es geht doch nicht darum, absolut sicher zu sein, dass jemand lügt. Genau deswegen der Thread. Wie simuliert man das "Ich glaub nicht, dass der grad die Wahrheit sagt"-Gefühl, ohne sich sicher sein zu können, ohne es genau zu wissen. Und wer behauptet, dieses Gefühl, diese Unsicherheit gibt es nicht, lebt in einer anderen Realität als ich. Bist du noch nie mit einer Ausrede konfrontiert worden, von der du dachtest "Das glaub ich jetzt nicht", ohne es belegen (und dir eben sicher sein) zu können?

Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Megavolt am 21.02.2024 | 16:53
Das ist doch ein permanenter, existenzieller Umstand, dass man jederzeit angeschmiert werden kann. Dazu muss man in der Rollenspielsituation weder inhaltlich noch performativ irgendetwas beitragen.

Ein gute Heldengruppe kalkuliert sowas immer mit ein, und um eine schlechte Heldengruppe ist es nicht schade.  ~;D
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: nobody@home am 21.02.2024 | 16:58
Es gibt keine magischen Möglichkeiten, Lügen zu erkennen.

Na ja, gerade magische Möglichkeiten kann's dann im Spiel durchaus schon geben. Das ist dann halt nur wieder ein etwas anderes Thema als nur "gute Menschenkenntnis". ;)

Ich denke, ob eine ganz bestimmte Aussage von ein, zwei Atemzügen Dauer nun wahr, halbwahr, oder ganz gelogen ist, kann man jemandem (oder zumindest jemandem ohne einen ausgesprochenen Nachteil a la "Schlechter Lügner" auf seinem Blatt) tatsächlich nicht ansehen, -hören, oder -riechen -- auch nicht als Experte für Körpersprache oder Vergleichbares. Ich kann im Lauf einer längeren Konversation vielleicht den einen oder anderen Eindruck mitnehmen, daß sich mein Gegenüber insgesamt bewußt verstellt (im Sinne von 'mir eine andere als seine reale Persönlichkeit vorgespielt') hat, oder insbesondere mit entsprechender eigener Erfahrung merken, daß und mit in etwa welchen rhetorischen und anderen Mitteln dieselbe Person bewußt oder anderweitig versucht, mich zu manipulieren, und dann versuchen, mir meinen Reim darauf zu machen; ich denke, das ist noch einigermaßen plausibel. Aber all das sind ja Dinge, die auch jemand mit den allerbesten Absichten tun kann, und also kein automatischer Lügen- oder Schurkendetektor...
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Megavolt am 21.02.2024 | 17:00
Na ja, gerade magische Möglichkeiten kann's dann im Spiel durchaus schon geben.

Korrekt: Wenn man sicherheitshalber jeden mit einem Flammenball in ein Häuflein Asche verwandelt, dann fällt das Lügner-Dilemma schnell und elegant in die Jurisdiktion der Götter, die dann mit ihren überlegenen Fähigkeiten im Jenseits die Lügner von den Ehrlichen scheiden können.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Isegrim am 21.02.2024 | 17:03
Das ist doch ein permanenter, existenzieller Umstand, dass man jederzeit angeschmiert werden kann. Dazu muss man in der Rollenspielsituation weder inhaltlich noch performativ irgendetwas beitragen.

Ich hab auch kein Problem, dass nicht die Würfel entscheiden zu lassen, sondern es halt auszuspielen, und damit den Fähigkeiten der Spieler zu überlassen. Aber genug Leute sehen das offensichtlich anders, sowohl hier im Thread, als auch in den Redaktionsstuben von Rollenspielen. Sonst gebe es keine entsprechenden Fertigkeiten.

Das es nicht möglich ist, eine Einschätzung zu treffen, ob eine andere Person die Wahrheit sagt, ist jedenfalls und offensichtlich  Unsinn. Das man damit falsch liegen kann, und wie man damit umgeht, ist Thema des Threads. Dass es Leute gibt, die dabei öfters falsch liegen als andere, ist ebenso offensichtlich. Das nennt man dann auch arglos oder leichtgläubig. It's a thing...
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Megavolt am 21.02.2024 | 17:10
Das man damit falsch liegen kann, und wie man damit umgeht, ist Thema des Threads.

Meine großes Herz und meine grundgute Einstellung allen Menschen gegenüber wünschen sich und wollen mir Glauben machen, dass du die Wahrheit sagst - aber ich habe mir leider den Eingangsbeitrag noch einmal angesehen.  ~;D
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2024 | 17:22
Es ist schlicht und ergreifend nicht möglich, aufgrund irgendwelcher persönlichen Fähigkeiten zu "durchschauen", ob jemand lügt.

Das halte ich für schlicht und einfach falsch. Vielleicht können du und ich das nicht. Es gibt aber definitiv Menschen, die da sehr wohl einen "Skill" für haben. Etwa Analyse von Körpersprache, Sprechweise, was weiss ich. Schau dir Poker an, da geht es um nix anderes als anhand von subtilen Zeichen rauszufinden, ob einer lügt (blöfft). (Naja, doch auch anderes, aber anyway)

Klar gibt es auch wirklich pathologische Lügner, die dir mit dem treuherzigsten Blick das Blaue vom Himmel runterlügen können, sodass du ihnen sogar glauben willst wenn du genau WEISST dass sie lügen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sie es schaffen, sich selbst von ihrer Lüge zu überzeugen. Was auch immer da für Pathologien dahinterstecken.

--> dass es wie in gängigen RPGs einen Skill gibt, um Lügen zu erkennen, und man diesen Skill lernen und trainieren kann, ist zumindest plausibel genug, ob das in Spielregeln so zu handhaben.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Megavolt am 21.02.2024 | 17:26
Ich bezweifle das, aber das dreht sich dann ab hier im Kreis und ist daher unproduktiv. Ach, ihr putzigen Esoteriker. :)
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Feuersänger am 21.02.2024 | 17:41
Naja, wenn du alle Argumente und Quellen einfach so mit einem "glaub ich nicht" beiseite wischst, ist eine weitere Diskussion wirklich vergebliche Liebesmüh. Mit Finger in die Ohren und brabbeln ist man aber zumindest auch vor Falschinformationen gefeit.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Isegrim am 21.02.2024 | 17:45
Meine großes Herz und meine grundgute Einstellung allen Menschen gegenüber wünschen sich und wollen mir Glauben machen, dass du die Wahrheit sagst - aber ich habe mir leider den Eingangsbeitrag noch einmal angesehen.  ~;D

Kann ich ja nichts dafür, dass du es inhaltlich nicht verstehst...
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Eisenmeile am 21.02.2024 | 19:58
Persönlich bevorzuge ich es immer, wenn der Lügner auf Täuschen würfelt. Die Fähigkeit das Gegenüber gar nicht erst Verdacht schöpfen zu lassen ist wichtiger, als die Frage ob man dem Gegenüber irgendetwas durch Körpersprache etc. verrät.

Wenn es allerdings "Lügen durchschauen" o.ä. in den Regeln gibt, dann setze ich das auch auch ein, wobei ich die Spieler ansagen lasse, ob sie das versuchen (ebenso überlege ich mir bei NSCs, ob diese einen Grund haben den Worten der SC zu misstrauen - wenn die Lüge glaubwürdig genug ist, dann lasse ich sie einfach durchgehen.

Um die Würfe nicht eskalieren zu lassen regle ich das so, dass das Gegenüber es merkt, wenn man versucht einzuschätzen (ist auch realistisch: wenn ich im Gespräch die ganze Zeit auf die Körpersprache achte oder versuche Widersprüche/Manipulation im Gesagten zu entdecken, dann komme ich selber nicht authentisch rüber) - und dann spießt sich die gesamte Kommunikation, weil sich das Misstrauen gegenseitig hochschaukelt (wenn das Gegenüber nicht gelogen hat, dann könnte so der Eindruck entstehen, dass der Charakter selber unaufrichtig ist; wenn es ein Lügner ist, dann wird es sich darauf vorbereiten dass die SC vielleicht Lunte gerochen haben, usw.).
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Weltengeist am 21.02.2024 | 21:24
Ich glaube, dass es sich um ein ziemlich unlösbares praktisches Rollenspielproblem handelt, weil die Prämisse falsch ist:

Es ist schlicht und ergreifend nicht möglich, aufgrund irgendwelcher persönlichen Fähigkeiten zu "durchschauen", ob jemand lügt. Deshalb kann man sowas auch nicht befriedigend modellieren.

Da fallen mir aber SEHR viele Sachen aus dem Fantasy-Rollenspiel-Alltag ein, die noch viel unmöglicher sind und die trotzdem jeder normal findet, einfach weil sie auf dem Charakterbogen stehen. Also wenn du nicht gerade eine der ganz wenigen Rollenspielrunden spielst, in denen absoluter Realismus gespielt wird, dann sehe ich nicht, warum das Argument gültig sein sollte (sogar WENN es IRL stimmen würde, was ich bezweifle).
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: nobody@home am 21.02.2024 | 22:00
Nebenbei geht mir gerade durch den Kopf, daß auch eine hypothetisch zu hundert Prozent zuverlässige Methode, jede Lüge als solche zu entlarven, ja nur die halbe Miete wäre. Denn wer ein bißchen weiter denkt, der zieht die Leute statt dessen einfach mit der Wahrheit über den Tisch...
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Issi am 22.02.2024 | 13:30
Es geht um Fantasy, oder?
(Jetzt mal Reallife Lügendetektor Fähigkeiten hin oder her- was ist denn mit dem guten alten Bauchgefühl?)

Ala ..."Deine Figur hat das Gefühl, der ist nicht ganz ehrlich..."

@
Megavolt
Was- Gefühle sind nicht greifbar? :think:
Bingo!
Deshalb eigenen sie sich ja super um solche Fähigkeiten im Spiel irgendwie zu rechtfertigen.
(Um was anderes geht es ja letztlich nicht)

Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Feuersänger am 22.02.2024 | 14:07
Wobei man schon auch anerkennen muss, dass bei Gefühl im Sinne von Intuition IRL auch einfach oft Confirmation Bias mit reinspielt: wenn du ein bestimmtes Bauchgefühl hast, und das sich hinterher als richtig herausstellt, denkst du "Ha ich hab's ja gewusst!", hingegen wenn es sich als Irrtum herausstellt speichert man das meist nicht bewusst ab, und ganz oft _kann_ es sich gar nicht als richtig oder falsch herausstellen weil man ja das Eintreten einer entsprechenden Situation vermieden hat.

Beispiel: du bist auf einem Trödelmarkt. Siehst ein Gerät das du gebrauchen könntest, sagen wir, eine Bohrmaschine. Kann aber gerade mangels Stromanschluss nicht getestet werden. Vertraust du jetzt dem Verkäufer, der beteuert dass sie funktioniert? Wenn nein, wirst du nie erfahren ob die Maschine nun funktioniert oder nicht, also ob dich deine Intuition getrogen hat oder nicht.

Ich komm da nur gerade drauf, weil ich halt (wie wahrscheinlich jeder) schon so Leute kenne, die immer und überall unken, und wenn sich mal eine Unkerei bestätigt heisst es "Ich hab es ja gesagt", und die vielen Male wo umsonst geunkt wurde, werden nie wieder mit einer Silbe erwähnt.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: felixs am 22.02.2024 | 14:12
Denke auch - es hängt von der Spielwelt und dem Genre ab, was OK ist. Ich teile die Skepsis bezüglich der Frage, ob man realistischerweise zuverlässig beurteilen kann, ob jemand lügt. Allerdings ist es in vielen Genres üblich, dass es die Fähigkeit, Lügen (ziemlich) zuverlässig zu erkennen, gibt. Entsprechend darf dann der Realismus hier den Genrekonventionen weichen.

Zumindest dann, wenn es eine Fertigkeit ist, auf die man würfeln kann, sollte aber etwas mehl als ein Gefühl dabei rüberkommen. Man kann das natürlich so beschreiben; aber der Punkt ist doch, dass so ein Wurf dann irgendeine verbindliche Information bringen sollte, mit der die Figur und der Spieler kalkulieren können. Will sagen: Das Gefühl muss dann auch stimmen (falls der Wurf erfolgreich war). Was ich nicht OK fände, wäre eine erfolgreiche Probe und dann irgendwas schwammiges.

Ich denke, es ist nicht im Sinn der Sache, sich mit orakelhaften (Nicht-)Antworten aus der Affäre zu ziehen. Wenn ich als SL keine Auskunft geben kann oder will, dann kann ich das ja sagen; jedenfalls würde ich dann nicht würfeln lassen.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Issi am 22.02.2024 | 14:32
Wobei man schon auch anerkennen muss, dass bei Gefühl im Sinne von Intuition IRL auch einfach oft Confirmation Bias mit reinspielt: wenn du ein bestimmtes Bauchgefühl hast, und das sich hinterher als richtig herausstellt, denkst du "Ha ich hab's ja gewusst!", hingegen wenn es sich als Irrtum herausstellt speichert man das meist nicht bewusst ab, und ganz oft _kann_ es sich gar nicht als richtig oder falsch herausstellen weil man ja das Eintreten einer entsprechenden Situation vermieden hat.

Beispiel: du bist auf einem Trödelmarkt. Siehst ein Gerät das du gebrauchen könntest, sagen wir, eine Bohrmaschine. Kann aber gerade mangels Stromanschluss nicht getestet werden. Vertraust du jetzt dem Verkäufer, der beteuert dass sie funktioniert? Wenn nein, wirst du nie erfahren ob die Maschine nun funktioniert oder nicht, also ob dich deine Intuition getrogen hat oder nicht.
Im Fantasy Rollenspiel doch auch nicht.
Die Figur hat ein Gefühl (Das kann auch falsch sein, weil der Wurf nicht geschafft wurde)- und auf dieses Gefühl verlässt sie sich halt.


In einer Welt mit Magie (Gedankenzauber etc.)ist das, finde ich jetzt, kein Genre Bruch.


Es gibt ja in vielen Systemen auch sowas wie "Gefahreninstinkt" (Das ist genauso wenig greifbar)oder "Siebter Sinn"(whatever)

Einem Hund würde man wahrscheinlich zutrauen, dass er bellt, weil er jemanden (warum auch immer) nicht mag.
Warum dann nicht auch einer Fantasy Figur?
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: nobody@home am 22.02.2024 | 14:33
Zumindest dann, wenn es eine Fertigkeit ist, auf die man würfeln kann, sollte aber etwas mehl als ein Gefühl dabei rüberkommen. Man kann das natürlich so beschreiben; aber der Punkt ist doch, dass so ein Wurf dann irgendeine verbindliche Information bringen sollte, mit der die Figur und der Spieler kalkulieren können. Will sagen: Das Gefühl muss dann auch stimmen (falls der Wurf erfolgreich war). Was ich nicht OK fände, wäre eine erfolgreiche Probe und dann irgendwas schwammiges.

Ironischerweise muß sich ja "ist nur so ein Gefühl" einer- und "ist aber akkurat" andererseits gar nicht widersprechen...und tatsächlich kann das mMn sogar sinnvoller eingesetzt werden als nur Ja/Nein-Antworten zu "Lügt der jetzt gerade oder nicht?", denn dann kann ich als SL auch mal guten Gewissens konkretere Eindrücke vermitteln. Also auch schon mal Aussagen wie "Der Typ wirkt schadenfroh, als ob er gerade jemandem eins auswischen würde, aber das scheint nicht auf euch gerichtet" oder "Du hast das Gefühl, er ist im Großen und Ganzen ehrlich, sagt dir aber nicht alles, was er weiß" von mir geben.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Ainor am 22.02.2024 | 14:41
Persönlich bevorzuge ich es immer, wenn der Lügner auf Täuschen würfelt. Die Fähigkeit das Gegenüber gar nicht erst Verdacht schöpfen zu lassen ist wichtiger, als die Frage ob man dem Gegenüber irgendetwas durch Körpersprache etc. verrät.

Im Prinzip richtig. Aber: Wenn es gute Lügner gibt dann muss es auch gute Lügenentdecker geben die deren Tricks kennen.
Insofern ist ein Wurf gegen passive insight oder so eine ganz gute Lösung. Allerdings braucht man noch ein paar sinnvolle Regeln drumrum so dass es nicht zu Stilblüten wie "bloss nicht die Wahrheit sagen, dafür habe ich keinen guten Skill" kommt.
 
Denke auch - es hängt von der Spielwelt und dem Genre ab, was OK ist. Ich teile die Skepsis bezüglich der Frage, ob man realistischerweise zuverlässig beurteilen kann, ob jemand lügt. Allerdings ist es in vielen Genres üblich, dass es die Fähigkeit, Lügen (ziemlich) zuverlässig zu erkennen, gibt. Entsprechend darf dann der Realismus hier den Genrekonventionen weichen.

Naja, für US Agentensettings gibt es Lügendetektoren, und in der Fantasy gibt es Magie. Ich bin mir nicht so sicher welche Settings sowas als natürliche Fähigkeit brauchen.

Eine andere interessante Frage wäre: baucht man das ganze spieltechnisch? Wenn NPCs zu viel lügen und SCs keinen Informationen trauen können kann es sein dass sich der Plot massiv verrennt.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: felixs am 22.02.2024 | 15:34
Ironischerweise muß sich ja "ist nur so ein Gefühl" einer- und "ist aber akkurat" andererseits gar nicht widersprechen...und tatsächlich kann das mMn sogar sinnvoller eingesetzt werden als nur Ja/Nein-Antworten zu "Lügt der jetzt gerade oder nicht?", denn dann kann ich als SL auch mal guten Gewissens konkretere Eindrücke vermitteln. Also auch schon mal Aussagen wie "Der Typ wirkt schadenfroh, als ob er gerade jemandem eins auswischen würde, aber das scheint nicht auf euch gerichtet" oder "Du hast das Gefühl, er ist im Großen und Ganzen ehrlich, sagt dir aber nicht alles, was er weiß" von mir geben.

Habe in der Praxis auch noch selten erlebt, dass es einfache Ja/Nein-Antworten gibt. Ich denke, die Richtschnur muss sein, dass die Figur bei erfolgreichem Würfelwurf nützliches Wissen jenseits des an der Oberfläche sichtbaren in Erfahrung bringt. Was das genau ist, kann man dann je nach Situation ausgestalten.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: ThinkingOrc am 22.02.2024 | 16:11
Ich finde das ein Skill: "Lügen erkennen" zu kurzgreift. Verhören würde besser passen. Denn es ist ja außer bei kleinen Kindern nicht so, dass jemand der Lügt gleich stammelt oder verlegen lächelt oder was weiß ich für auf den ersten Blick erkennbare Verhaltensweisen an den Tag legt, die ein Lügen zu xy% Wahrscheinlich machen. Nervosität kann eben genau das sein, einfach nur Nervosität und die Person sagt trotzdem die Wahrheit. Ein Psychopath oder Narzisst, kann total ruhig und eiskalt Lügen erzählen, kann sogar Enthusiasmus und Freude vortäuschen ohne dass auch selbst ernannte Experten das einwandfrei durchschauen.

Das eigentliche Lügen erkennen kommt durch Fragemethoden sich merken können was vor einiger Zeit gesagt wurde, Ungereimtheiten von Abläufen in der Erzählung zu Erkennen etc. Also geschickt Fragen was und wie und dann die Antworten analysieren. So was z.B. wie eine Abfolge von Ereignissen in umgekehrter Reihenfolge erzählen lassen.
Da trennt sich dann eben bei den Lügnern auch die Spreu vom Weizen. Denn nur erfahrene Lügner (wie z.B. Trickbetrüger oder Agenten) können eine Lügengeschichte lange genug aufrecht erhalten. Je länger und komplizierter die Story wird, je mehr Einzelheiten hinzugefügt werden müssen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich der Lügner in Widersprüche verstrickt.

Umgekehrt ist die Empfehlung für Lügner deshalb auch, so nahe wie möglich an der Wahrheit (oder zumindest einer Wahrheit) zu bleiben und nur das, was unbedingt nötig ist zu ändern.

Also im Fall einer falschen Identität: Familie, Freunde, Kollegen und Ausbildungsgeschichte bleiben gleich. Nur wichtige Elemente wie Namen und eigentlicher Beruf werden getauscht.

Versicherungsbetrüger: Ja klar ist mir da einer aufgefahren, der dann Fahrerflucht begangen hat, nur war das nicht letzte Woche mit meinem neuen Cayenne, sondern vor 10 Jahren, als ich noch Fahrrad fuhr und mir ein Skateboarder in den Weg gefahren ist.

Insofern sind solche Skills aus meiner Sicht schon berechtigt. Obwohl ich dazu neige Skills an sich eher breiter zu fassen und den Rest dann in Spezialisierungen oder Sonderfähigkeiten zu spezifizieren.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: unicum am 22.02.2024 | 16:15
Eine andere interessante Frage wäre: baucht man das ganze spieltechnisch? Wenn NPCs zu viel lügen und SCs keinen Informationen trauen können kann es sein dass sich der Plot massiv verrennt.

Ist mir noch nie passiert. Ja manchmal verrent sich jemand aus der Gruppe in einer Lösungsidee, aber das dadurch der Plot auch nur im Anstaz gefärdet würde habe ich noch nie erlebt.

Wenn ich natürlich einen Flaschenhals im Plot habe dann kann es ein Problem werden, aber das ist dann eher ein Problem des Flaschenhalses (also des Abenteuers) und nicht eines Regelteschnischen "Lügen durchschauen" Konstruktes.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: Issi am 22.02.2024 | 18:38
@
ThinkingOrc
Verhören ist doch eine eigene Fertigkeit (in einigen Systemen)

Denke, dass dieses "Lügen erkennen" auch auf das abzielt, was nicht gesagt wird.
(Man kann nicht nicht kommunizieren)
Auf Eindrücke (die sich vielleicht sogar unterhalb der bewussten Wahrnehmung abspielen.)
Sowas schwammiges wie jmd. " nicht greifen können" oder "nicht riechen können".
Ein " unerklärliches Unwohlsein."
Unabhängig von dem, was gesagt wurde.
Alles was den Schein nicht Trügen kann.

Muss dazu sagen: Die NSC die damit gecheckt werden, sind doch idR. sowieso Fremde für die SC.
Die Chance ihnen überhaupt zu vertrauen, ist natürlicherweise nicht besonders groß.

(Es gibt ja keine positiven Erfahrungen, auf die sie sich stützen können)

Ich würde als SL deshalb auch grundsätzlich davon ausgehen dass NSC idR. misstraut wird.

Edit.
Oder anders: Ich checke einen NSC.
Der Spielleiter sagt mir: "Du hast das Gefühl er sagt die Wahrheit."
- Selbst dann würde ich mir denken: Vielleicht lügt er ja doch (weil der lügt zu gut, Wurf vergeigt whatever)

Könnte mir zumindest nicht sicher sein.

Insofern tut die Fertigkeiten auch keinem weh- denn mehr als Gefühle, Eindrücke und Tendenzen - schafft sie sowieso nicht.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: bobibob bobsen am 22.02.2024 | 19:44
Ich versuche Lügen zu vermeiden. Kostet nur Zeit und bringt die Story eh nicht voran. Also  bevor die NSC Lügen schweigen  sie lieber.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: First Orko am 28.02.2024 | 14:07
Die Vorgänge Lügen und Erkennen, ob jemand lügt sind psychosozial ziemlich komplex und daher muss eine Abbildung im Rollenspiel durch nur ein bis zwei binäre Skill-Würfe unzureichend sein - wie ja bei vielen Skills in dem Segment!
Ausreichen kann es aber trotzdem sein - wenn es als rein gamistisches Element benutzt wird: "Herausforderung = NSC lügt" kann überwunden werden mit "NSC hat Gegenfertigkeit" mit allen daraus möglicherweise folgenden Konsequenzen.

Ich habe da jetzt ausgehend von der Diskussion hier (zumindest Seite 1 ;D) drüber nachgedacht und bin zur Überlegung gekommen, ob die reine Frage ob jemand lügt angesichts eines Spektrums von Wahrheit <-> Wahrheit verschweigen <-> Wahrheit verdrehen <-> sich eine neue Wahrheit einreden <-> bewusst lügen vielleicht sogar die falsche Fragestellung ist. Und da kommen wir zu der Argumentation, den Skillwurf durch "soziales Rollenspiel" zu ersetzen. Um das einigermaßen hinzubekommen, muss die SL nämlich imho eine konkrete Vorstellung davon haben, wie sehr und warum eine Figur motiviert ist, bei der Wahrheit zu bleiben und was die Motivation ist, abzuweichen. Das ist extrem kontext-bezogen und es kann zBsp sein, dass dieselbe Figur einem SC aus einem Grund eher aufgeschlossen ggü ist, wie einem anderen SC. Das zu erkennen, kann Teil von interessanten, zwischenmenschlichen Spiel sein, erfordert aber einen ziemlich hohen Grad an Feingefühl bei allen Teilnehmenden bezüglich dessen, was "plausibles Verhalten" ist. Ein Hinweis dazu: Plausibles, menschliches Verhalten ist unglaublich selten dasselbe, wie rein auf Fakten basiertes, logisches Verhalten  ;)

Vor allem aber erfordert es die Bereitschaft, sich als SL von der Idee "NSC muss jetzt lügen, weil die Spielenden sonst einen Teil des Plots auflösen, wie es nicht gedacht ist" komplett zu verabschieden.
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: nobody@home am 28.02.2024 | 15:26
Vor allem aber erfordert es die Bereitschaft, sich als SL von der Idee "NSC muss jetzt lügen, weil die Spielenden sonst einen Teil des Plots auflösen, wie es nicht gedacht ist" komplett zu verabschieden.

Was ja ohnehin keine so tolle Idee ist, allein schon, weil es implizieren würde, daß der NSC nicht nur an sich lügen, sondern damit bitteschön auch automatisch Erfolg haben soll, um den Plot auf der Schiene zu halten. Das läßt sich aber ein bißchen schlecht einfach mal so von jenseits des SL-Schirms diktieren...
Titel: Re: Ein Klassiker - Lügen durchschauen
Beitrag von: First Orko am 28.02.2024 | 15:30
(Disclaimer: Wir betreten hier das Feld einer Spielweise, die ich ausdrücklich nicht befürworte   :-X )

... kommt drauf an, wie man das mit dem "Lügen erkennen" handhabt! Wenn ich das nicht automatisch impliziere oder gar bei jeder Interaktion verdeckte Würfe mache, sondern die Spielenden aktiv ansagen müssen... dann könnte ich auf die Idee kommen, dass ich als NSC ja einfach was weglassen/behaupten kann und mein NSC "zufällig" so gut ist, dass ich als SL gar keinen aktiven Hinweise gebe, so dass die Spielenden (hoffentlich!) gar nicht auf die Idee kommen, zu prüfen.

Gibt/Gab ja fatalerweise auch Abenteuer, die sowas implizit einfordern oder explizit "empfehlen"  ::)